Wind Beyond Shadows

Normale Version: In the Dark i see your smile
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Kyōko nahm tief Luft, als sie nun an der Bushaltestelle stand und auf den grauen Gebäudekomplex vor ihr starrte. Riesige Betonklötze erhoben sich vor ihr, fein sortiert wie Legosteine, lediglich verziert mit Edelstahl und Glas. Der Bus hinter ihr schloss seine Türen und löste die Bremsen mit einem metallischen Quietschen. Schnaufend fuhr er los und bliess ihr die Abgase warm um ihren Körper, dass sie leicht angewidert ihr Gesicht verzog. An das quirlige Leben in der Stadt müsste sie sich wohl noch gewöhnen und vielleicht sogar schneller, als ihr lieb war. Erneut wanderten ihre Augen über die Gebäude, auf der Suche nach Hinweisschildern, während sie ihre Unterlagen nun an ihre Brust drückte, um die belebte Straße zu überqueren. Allein die Größe dieses Komplexes des Kyoto Universität Klinikums war mehr wie beeindruckend. Einschüchtern jedoch, würde es Kiko nicht, die nun an den langen Baumreihen entlang auf den Haupteingang zuhielt. Sie blinzelte gegen die morgentliche Sonne an, die durch das frische Grün des Blätterdaches der Bäume brach. Ein Neuanfang. Als solches war es gedacht. Ein regelrechter Sprung in das eiskalte Wasser, getrieben durch die düsteren Träume, die sie bis zum Umzug hin heimgesucht hatten.

Doch waren es nicht nur die Träume allein gewesen, die sie hierher getrieben hatten. Immer häufiger war ihr aufgefallen das sie jemand beobachtete. Zumindest glaubte sie das. Teils aus dem Schatten heraus mochte man schon meinen. Stets im Verborgenen, so dass es immer ein flaues Gefühl in der Magengegend war, das sie vor eben dem warnen wollte. Zunächst hatte sie es als Hirngespinst abgetan. Überarbeitet und müde sah man schon einmal Gespenster. Mit einem Schlag, wurde jedoch aus dem Verdacht bittere Realität. Vor nicht einmal zwei Wochen hatte jemand ihre kleine Wohnung aufgebrochen und durchwühlt. Der schwarz gekleidete Mann auf den Bildern der Überwachungskameras, musste genau deren toten Winkel gekannt haben. Geschickt hatte er sich entsprechend an diesen vorbeibewegt oder war nur von hinten auf den wenigen Aufnahmen zu sehen gewesen. Spuren, ob an Haaren oder Fingerabdrücken, suchte man ebenfalls vergeblich. Ein Umstand, den es der Polizei umso schwerer machte und sie immer mehr zum Verzweifeln brachte. Ab diesem Tag, an dem sie ängstlich ihre aufgebrochene Türe aufgeschoben hatte, schien sie eben diesen Mann immer häufiger zu sehen. Unauffällig tauchte er hinter ihr in der Menschenmenge auf oder gar sah sie ihn einmal in einer der Vorlesungen. Vielleicht war es Einbildung oder schlichter Verfolgungswahn, doch es löste eine Panik in ihr aus, die sie jegliche Brücken zu ihrer Heimat abbrechen liess. Es war gänzlich verrückt mitten im Semester die Universität und, vor allen Dingen, die Praktika zu wechseln. Kiko war mehr wie bewusst das sie großes Glück gehabt hatte, dass der Dekan ein Einsehen gegenüber ihrer Situation zeigte und es zuließ, dass sie sich noch einschreiben konnte.

Ihr Herz raste wie verrückt, als sie nun die Treppen hinauf eilte. Ihr erster Tag und natürlich war sie wieder einmal zu spät an. Innerlich verfluchte sie die Dame an der Rezeption, die sie bereits in den falschen Gebäudetrakt der Verwaltung geschickt hatte. Aber wie sollte man sich auch, ohne sich durchzufragen, hier in den langen Fluren und Unmengen an Stockwerken auskennen? Nachdem sie sich dann trotzdem, insgesamt drei Mal, in zwei verschiedene Gebäude verlaufen hatte, hatte sie schlicht bei der kleinen Schlange am Aufzug aufgegeben. Treppen! Vielleicht waren sie ihre Rettung oder eben ihr Untergang. Dann, wenn sie nun vollkommen außer Atem die schwere Zwischentüre aus Glas öffnete, nur damit der typische Krankenhausgeruch sie einnehmen sollte.

Pädiatrie.

Gehetzt sah sie auf ihre Armbanduhr und sah sich in dem hellen Flur des Eingangsbereiches, mit den gemalten Tieren und Landschaften an den Wänden, um. Hier, so sagte man ihr, sollte eigentlich jemand aus dem Personal auf sie warten, um sie dann über den Tag hinweg einzuweisen. Kiko verdrehte leicht ihre Augen. Zu spät!

Ein Fluch wollte ihr ungalant über die Lippen rollen, stattdessen bissen ihre Zähne nun auf diese, damit bloß kein Laut ihr entglitt. Warum geschah ihr das nur im Moment stetig am Stück? Diese Perle einer nahenden Katastrophe konnte sich problemlos in eine Kette anderer Desaster reihen, die nun ihren Neuanfang begleiteten. Selbst eine Wohnung war ihr noch verwehrt geblieben. Die Überganglösung in einem Hotel zu wohnen war sicherlich nicht die günstigste Alternative, doch das Einzige, was sie nun auf die Schnelle hatte finden können.

Erneut nahm sie einen tiefen Atemzug, versuchte ihre Aufregung niederzuringen um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Neugierig, doch wesentlich ruhiger, ging sie den Gang entlang. Vielleicht hatte sie sich einfach mit dem Treffpunkt vertan? Eine wohl eher sehr kleine Hoffnung. War die Auskunft in der Mail, die sie vor drei Tagen erhalten hatte, doch mehr wie eindeutig. 06.00 am. Noch vor dem Schichtwechsel des Tagespersonals und dem Besucheransturm, der sicherlich bald die Station einnehmen würde. Bis eben auf den kleinen Teil der Intensivbetten, dem ein separater Anteil im hinteren Bereich der Etage zugedacht war.

Die Türen zu den Zimmern der Kleinen waren geschlossen. Noch schliefen die meisten der kleinen Patienten. Am hinteren Ende des Flures deutete ein Schild auf das Schwesternzimmer, als auch auf den Empfang, hin. Wenigstens ein kleiner Funke Hoffnung. Kiko hielt darauf zu, während man leise eine Türklinke hörte und eine der großen Türen zu einem der Patientenzimmer sich zu ihrer Linken vorsichtig einen kleinen Spalt weit öffnete. Eine kleine Hand schob sich über die Kante und zwei ängstliche Augen sahen ihr aus der Dunkelheit des Zimmers entgegen. Man hatte die Fenster mit Vorhängen verdeckt, damit die Kleinen schlafen konnten. Kiko hielt inne, neigte leicht ihren Kopf ein wenig zur Seite und lächelte freundlich. Prompt versteckte sich das kleine Mädchen erneut hinter dem Türblatt. „Guten Morgen.“, flüsterte Kiko leise und sah unsicher den Flur hinauf. Sie sollte weitergehen, aber… Ein Schluchzen liess sie nun selbst in ihren Gedanken innehalten und ihre Augen wanderten zurück zu dem Kind. Scheiß, auf die Uhrzeit! Sie war sowieso bereits zu spät. Kiko näherte sich behutsam mit zwei Schritten der Kleinen, die sich immer noch ängstlich versteckte. Nur von der Neugierde getrieben streckte, ab und an, sich eine Nase hervor und erneut diese großen, runden Augen, die sich nun mit Tränen füllten. Kiko hockte sich langsam zu der Kleinen.

„Guten Morgen.“, flüsterte sie erneut und lächelte die Kleine aufmunternd an. „Schon wach?“, ihre Stimme war sanft und ruhig. Die Kleine schüttelte ihren Kopf und Kiko lachte leise. „Bist du auf einer Reise?“ Das Kleine schien nachzudenken und nickte stumm, während ihr Tränen über die rot, vernarbte Haut liefen. „Wohin geht sie denn?“, fragte Kiko neugierig und erhielt keine Antwort. „Mhm…vielleicht zum Mond?“, wieder ein Kopfschütteln. „Oder in den Dschungel?“, noch einmal ein Kopfschütteln. „Ich hab`s. Zur Milchstraße?“ Die Kleine vor ihr, die langsam hinter dem Türblatt hervorgetreten war, nickte stumm. Sie mochte vielleicht vier Jahre alt sein, trug ein einfaches Nachthemd. „Darf ich mit?“, fragte Kiko vorsichtig und die Kleine überlegte, ehe sie dann nickte. Einen Teddy hinter sich herschleifend tat sie einen Schritt zur Seite. „Weisst du was?“, das kleine Mädchen mit den starken Verbrennungen im Gesicht und an den Armen sah erneut zu ihr hinauf, als sie neben sie gebückt trat. „Ich weiss sogar, wie wir hinkommen.“, reichte sie der Kleinen ihre Hand und war erleichtert, als sie Kleine diese zögerlich ergriff und sich dann doch behutsam in das Zimmer führen liess.

Der Daumen der anderen Hand des Kindes wanderte, zusammen mit einem Teil der Pfote des Plüsch-Bären, in den Mund. Neugierig sahen die fast liderlosen Augen sie fragend an. „Mit einer Seifenblase.“, legte Kiko ihre Unterlagen auf den Tisch am Fenster, ehe sie der Kleinen wieder zurück ins Bett half. „Warte.“, deckte sie sie vorsichtig zu und griff dann lächelnd in ihre Handtasche. "Pass auf.", murmelte sie geheimnisvoll schmunzelnd. Ablenkung war immer noch die beste Medizin gegen Schmerz. Endlich fand sie, was sie kramend in ihrer Tasche gesucht hatte. Sie zog eine kleine Flasche hervor und drehte diese auf. Lächelnd pustete sie durch den Ring und kleine Seifenblasen wirbelten über die Kleine hinweg, dass diese noch mehr große Augen machte. Lächelnd setzte sie sich auf die Bettkante. „Siehst du? Noch einmal?“, die Kleine nickte und erneut ergoss sich ein kleiner Sturm aus Seifenblasen um das Kind. Leise summte Kiko ein Lied. „Ich wünsch mir… Die Seifenblasen nehmen mich mit! Und wir fliegen dann ein Stück. Man wäre das nicht verrückt? Hey, das wäre mein Glück.“, sang sie leise ein kleines Lied, während nun sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Kleinen als Antwort zeigte.
Toms Emailpostfach war voll, kein Wunder nach seinem Urlaub. Kaffee trinkend hockte er vor dem PC und arbeitete vor sich hin. Er zuckte zusammen als der Wecker auf dem Schreibtisch klingelte. Er sendete die Email noch ab und schloss dann das Fenster. Er rieb sich über das Gesicht. Heute war nicht sein Tag, sein Schädel brummte und sein Körper protestierte bei jeder Bewegung. Nicht das er Muskelkater hatte oder dergleichen, aber er war gestorben, mal wieder...
Eleonora, ebenfalls eine Befleckte wie er, machte sich einen Spaß daraus andere Befleckte zu töten. Dummerweise hatte sie sich Tom als ihr Lieblingsobjekt ausgesucht. Es war ein nie endendes Katz und Maus spiel, welche die Beiden Miteinander trieben. Wann immer sie ihn aufspürte kam es zum Kampf. Natürlich an diskreten Orten, die wenigen die es in dieser technischen Welt noch gab. Ausgerechnet drei Tage vor dem Ende seines Urlaubs hatte sie ihn gefunden. Er seufzte nahm einen Schluck Kaffee und streckte sich. Mit einer gewissen Befriedigung grinste er. Mit einem letzten Atemzug hatte er sie ebenfalls getötet, etwas mit dem sie nicht gerechnet hatte. Ihr Gesicht war Preiswert gewesen. Tom hoffte nur das er nun eine Weile Ruhe vor ihr haben würde. Manchmal wurde man schnell wiederbelebt, innerhalb von einigen Tagen, mal dauerte es Monate oder gar Jahre. Der Grund dafür war unbekannt und im Grunde war es eigentlich auch egal, nur dummerweise eben nicht wenn man einen Job hier in dieser Welt hatte. War man für ein paar Tage fort konnte man sich notfalls mit einem Attest davon stehlen, bei einigen Monaten oder gar Jahren sah das schon anders aus. Tom hatte großes Glück gehabt, dass er rechtzeitig wieder da gewesen war.
Nun konnte man sich natürlich Fragen, weshalb Tom im Krankenhaus arbeitete, ausgerechnet er, ein Mörder, ein Assassine, ein Untoter und ein Wesen aus einer anderen Welt. Die Antwort war nicht sonderlich Kompliziert. Tom hatte nicht groß vor der Aufgabe von der Ewigen Königin, der Göttin, welche den Befleckten zugeteilt worden war, folge zu leisten: Durch Not und Tot stärker zu werden und eines Tages in das Zwischenland, sein Zuhause zurückzukehren. Nein! Die Göttin konnte ihn mal kreuzweise. Es war zwar ein Verfluchtes Leben das er hatte, dazu verdammt nicht sterben zu können, zumindest nicht richtig, nach jedem tot wieder zurückzukehren, doch es war immer noch sein Leben, und damit machte er was er wollte. Sicher, er hatte in Kriegen gekämpft, Ziele ausgeschaltet und andere Dinge getan. Doch als die Welt hier Technisch immer weiter fortgeschritten war, hatte er sich allmählich Gedanken machen müssen. Die Gefahr zu lange an einem Ort zu verweilen war groß, also war er immer mal wieder umgezogen, hatte neue Identitäten und Jobs angenommen. Im Moment war es also Mediziner, Chefarzt der Kinderklinik. Zudem das wohl der kleinen hier lag ihm wirklich am Herzen.

Er stand auf, leerte seine Kaffeetasse und begab sich aus seinem Büro. Bald war Visite angesagt, vorher wollte er allerdings noch den neuen Dienstplan aufhängen im Schwesternzimmer und die Pfleger und Pflegerinnen begrüßen, die Schichtwechsel hatten und die Verabschieden welche nun nach Hause gehen durften.
Der weiße Arztkittel wehte leicht hinter ihm her, während er den Flur entlang lief, nach rechts ab bog und an den Krankenzimmern vorbei ging. Er blickte auf die Armbanduhr ab neun war Besuchszeit, zweifellos würden bald die Eltern der Dauerpatienten vor der Tür stehen. Vorher allerdings stand Frühstück an. Erst danach dann, ab halb 10 war Visite.
Die Mappe unter dem Arm verlangsamte er seine Schritte. Zimmer neun stand offen. Da lag doch die kleine Sayako, schwere Verbrennungen. Ihre Eltern würden erst gegen 9 Uhr kommen und für das Frühstück war es noch zu früh.
Er trat ein. Er sah eine ihm fremde Frau am Bett sitzen, welche eifrig Seifenblasen in die Luft pustete und dabei leise sang. Tom zog die Augenbraue hoch. Wer war das denn? Zwar war der Umstand das es der Kleinen gefiel erfreulich, dennoch hatte hier eigentlich noch niemand etwas zu Suchen. Er räusperte sich und kam langsam näher während er sein Hirn durchforstete. Hm war da nicht etwas gewesen? Eine Medizinstudentin die Heute hier für einige Wochen mitlaufen würde?
„Frau Hinouse?“ fragte er dennoch.
Es war noch ruhig auf der Station, auf der trotz allem Leids und Schmerz, noch das pure Leben herrschte. Die Gänge waren noch verwaist und lagen in dem fahlen, künstlichen Licht der typischen Neonröhren. Leise, kaum hörbar, surrendes Licht. Bunte Mobile aus Papier, kleinen, glitzernden Glaselementen und Perlen tanzten bei jeder seichten Briste, die sie erhaschen konnten und wenn dies eben von einer vorbeieilenden Krankenschwester ausgelöst war. Wohl die Einzigen, die neben den Ärzten, bereits um diese Zeit auf den Beinen waren und ab und an den Flur belebten.

Niemand schien sich um die geöffnete Türe zu scheren. Zu sehr waren sie eingewickelt von dem einengenden Alltag, von dem allgegenwärtigen Stress, den sie tagtäglich erlebten, der in jeglicher Dosis nur zu gerne ihnen im Laufe ihrer Schicht verabreicht wurde. Notfälle wollten behandelt, aber auch getröstet werden. Eltern, denen nicht mehr bewusst war, wo ihnen der Kopf stehen sollte vor lauter Sorge, beruhigt und zur Seite genommen werden. Keine Schicht war wie die andere. Ab und an war es ruhig, dass beinahe beseelter Frieden einkehrte. Meist war dies die Ruhe vor dem Sturm. Eben dann, wenn die Hölle glaubte ihre Pforten öffnen zu müssen und Leid und Schmerz über die Kleinsten auszuschütten.

So wie eben die letzte Nacht, als die Rotorblätter eines Hubschraubers die Luft knatternd und ohrenbetäubend durchschnitten, ehe dieser auf der runden Hubschrauberplattform über der Kinderstation landete. Ein Geräusch, was nicht nur die Jüngsten aus den Schlaf riss und ängstigte, sondern auch bei jeder Schwester und bei jedem Arzt auf dieser Station ein flaues Gefühl im Magen zurückließ. Eine Anspannung, die stetig wuchs, bis diese von dem schrillen Klingeln eines Telefons unterbrochen wurde. Meist war es ein erlösender Anruf, eine erste Diagnose mit weiteren Daten zu dem kleinen Patienten, worauf sich eine Routine einstellte und man mit weniger Adrenalin sich an die Arbeit begab. Öfters jedoch explodierte das Adrenalin in den Blutbahnen der Anwesenden, eben dann, wenn es wie letzte Nacht um Leben und Tod ging.

13 Lebensjahre zählte der Junge erst, der immer noch auf der Intensivstation um sein Leben kämpfte. Der Dummkopf hatte dieses leichtfertig aufs Spiel gesetzte, als er, in einer wahnsinnigen Mutprobe unter Freunden, auf einen abgestellten Güterwagon geklettert und den starkstromführenden Oberleitungen zu nahe gekommen war. Wohl mit mehr Glück als Verstand gesegnet lebte er, den starken Verbrennungen und inneren Blutungen zum Trotz, angeschlossen an allerlei medizinischen Gerät, dass man vor lauter Schläuchen kaum noch den Körper erkannte, der dort im Bett lag. Ein Leben, dass sie diese Nacht bewahrt und dem Tod entrissen hatte, zumindest vorerst, und der Kampf um dieses sich nun in den Gesichtern der Ärzte und Schwestern der Nachtschicht abzeichnete.

Kyoko ahnte nichts von diesem zehrenden Kampf dieses Kindes, der immer noch unter dem stetigen Piepen des Pulsoxymeters, in einem der Nebenräume der Intensiv erfolgte. Gänzlich war sie bei ihrer eigenen, kleinen Schlacht, ungeachtet der leisen Schritte der Schwestern auf dem Flur oder den gelegentlich vorbeihuschenden Schatten der Pfleger.

Seifenblasen wirbelten um das Kind, spiegelten sich schillernd in dessen Augen, die eben noch vor Angst geweitet gewesen waren. Eine kleine Hand hob sich und eine der bunt schimmernden Blasen zersprangt auf einer knotigen Fingerspitze. Kyoko lächelte, als sie das faszinierte Kind beobachtete, dass nun eine Blase nach der anderen zerplatzen liess. Ein Lächeln zeichnete sich in dem vernarbten Gesicht ab, auch wenn dies schwer zu erkennen war. Das Feuer musste ihre Haut regelrecht geschmolzen haben. Ein Umstand, den Kyoko weit von sich schob. Galt ihre Aufmerksamkeit doch eben dieses kleine Lächeln, dieser kleinen Freude, mit dem sie versuchte der Kleinen die Angst zu nehmen.

„Und? Sind wir da?“, fragte sie leise und ahnte die Antwort bereits, noch bevor die Kleine ihren Kopf eifrig schüttelte. Kyoko lachte. „Mhm…dann müssen wir wohl auf die richtige Seifenblase warten, oder?“ Das Kleine nickte emsig und das Lächeln strahlte nun in ihren Augen. „Willst du wieder mit?“, ein Nicken folgte und nun ein deutlicheres Lächeln. „Wie heißt du denn?“, versuchte Kyoko ihr erneut einen Laut zu entlocken. „Sayako.“, folgte es leise, nach einer langen Pause, in der Kyoko bereits erneut das Flaschen öffnete. „Gut…Dann wünsche ich mir, dass Sayako mit mir fliegen darf.“, schmunzelnd pustete sie erneut und die Kleine schnappte nun regelrecht nach den Blasen und ein erstes Lachen war zu hören.

Ein Räuspern unterbrach dieses leise Lachen des Kindes und noch während die Seifenblasen tanzten, drehte sich Kyoko lächelnd vor Schreck herum. „Oh…entschuldigen Sie bitte.“, schob sie sich von der Bettkante und ihr Blick wanderte zu dem Umriss des Arztes, der nun in der Türe stand. „Ich und Sayako sind nur auf einer kleinen Reise.“, schmunzelnd reichte sie der Kleinen das Fläschchen. Sie empfand es als falsch sich sofort vor dem Kind zu erklären, dass würde sie erst tun, wenn die kleinen Ohren nicht jedes Wort verstehen würden. Beschämt richtete sie ihren Blick knapp zu Boden und sah dann doch sehr selbstsicher wieder auf und nickte. „Ja, Hirouse ist mein Name. Ich habe einen Termin zur Vorstellung und Einarbeitung.“, betrachtete sie ihn und neigte leicht ihren Kopf neugierig zur Seite, um den Mann vor ihr ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen. „Tom?“, schien sie nun durchaus verdutzt.
Tom hatte die gestrige Nacht mit dem 13 Jährigen Jungen verbracht. Direkt bei seiner Ankunft hatte er sich angesehen wie es ihm ging, war erst dann in sein Büro gegangen um sich den Papierkram anzusehen.
Der Junge war soweit Stabil und Tom hoffte das es auch so blieb. Göttlichen beistand? Nun da baute er nicht so darauf...
Auf dem Weg durch den Flur band er sich sein Haar zurück in einem Knoten. Sein Körper protestierte dabei, aber Tom war es egal, er kannte es nur zu genüge.
Sayakos Zimmertüre war offen...er blieb stehen, neigte leicht den Kopf als er von drinnen ein Gekicher hörte. Schön das die kleine Lachen konnte, doch wo rüber und zudem wer Sang da leise?
Eine Schwester mit Sicherheit nicht, und für die Mutter des Kindes war es noch zu früh.
Die Tür ging lautlos auf. Er trat in das Zimmer welches nicht steril weiß war wie bei den Erwachsenen. Hier waren die Wände farbig, es gab Bücher und Spielzeuge. Auch einige Mobiles hingen von der Decke. Neben Sayako lag ihr Stofftier, sie hatte diesen von Zuhause, und sie schleifte ihn überall mit hin. Nicht das dies Tom groß stören würde. Im Gegenteil die Kinder sollten sich hier so wohl wie möglich fühlen, immerhin war der Umstand, dass sie hier waren sowieso schon schlimm genug. Da wollte die gesamte Station dafür sorgen, dass wenigstens ein bisschen Farbe und ein Buch die Kinder von Schmerzen ablenken konnten.

Es war eine Asiatin, Japanerin und die Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor. Tom sprach ebenfalls fließend Japanisch aber bei ihm befand sich ein leichter Akzent darin welchen er einfach nicht weg bekam, etwas dass ihn nicht störte. Er war von wo anders, einer fremden Welt, da war der Akzent sein geringstes Problem, solange es ihm gelang alles andere zu Unterdrücken und sich Anzupassen war alles in Ordnung.
Er schaute kurz den Seifenblasen hinterher die durch die Luft schwebten. Er räusperte sich, die Frau drehte sich zu ihm um.
Sie betrachtete ihn leicht verwundert, verwirrt? „Ah..Kyoko“ sprach er dann und kam näher. „In der Bar neulich, nicht wahr?“ er lächelte leicht. Vielleicht war es der Bart? Er hatte ihn gestern Abend noch entfernt, als sie sich aber in der Bar neben der Universität zufällig nachts um drei Begegnet waren, hatte er noch einen drei Tage Bart getragen.
„Sie sind also die Praktikantin..das Personal vermisst sie schon“ er griff in seine Manteltasche als das Telefon los ging. „Ja Nowak hier“ sprach er nachdem er angenommen hatte. „Ja...ja, Gut ich komme gleich und bringe Frau Hirosue mit..sie hat sich offenbar ein wenig verlaufen und einen Abstecher gemacht“ Tom schmunzelte und legte auf. „Wir sollten los..“ er wandte sich an das kleine Mädchen kniete sich zu ihr hinunter. „Die nette Frau und ich wir müssen leider los, aber ich bin sicher du siehst sie nachher wieder..“ das Kind nickte. „Kommen sie“ forderte Tom sie auf und erhob sich, ließ dem Kind die Seifeneblasen. „Ich bringe sie zum richtigen Zimmer...“ draußen auf dem Flur lief er mit großen Schritten los. „Wie klein die Welt doch ist hm?“ schmunzelte er. „Ich dachte nicht, dass sie hier Praktikum machen würden.. Sind sie noch gut untergekommen?" fragte er und bog nach rechts ab. Dort sah man bereits die Rezeption an der schon zwei Frauen saßen. Die eine hämmerte lautstark auf der Tastatur herum die andere Stand halb hinter ihr und blickte auf ein Klemmbrett, einen Kugelschreiber in der Hand.
Der Körper des gerade einmal 13-jährigen Jungen war ein einziges Schlachtfeld. Um den inneren Blutungen schnellst möglichst zu begegnen, war man dazu übergegangen den Bauchschnitt, den man ihm in der lebensrettenden Operation zugefügt hatte, offen zu lassen. Es war einfach zu riskant diese provisorische Öffnung, die nun mit sterilen Folien und Tüchern abgedeckt war zu schließen. Wohl würde im schlimmsten Fall, insbesondere wenn ein Operateur falsch handeln würde, eine Operation der anderen folgen. Eine enorme Belastung für den Körper des Kindes, der dem Ganzen wohl kaum noch etwas entgegenzubringen vermochte.

Überhaupt war es ein Wunder, dass dieser Junge noch lebte, das Pulsoximeter neben seinem Bett einen stetigen und, überaus überraschenden, regelmäßigen Ton von sich gab. Manche mochte vielleicht einen göttlichen Beistand darin sehen, andere wiederrum, ein Wunder der modernen Technik der Medizin und insbesondere ein Ergebnis formidabler chirurgischer Leistung, die so oder so schon bereits wie ein Mysterium glich.

Doch nicht nur diesen allein hatte dieser Dummkopf sein Leben zu verdanken. So war es der Aufopferung eines Jeden zu verdanken, dass der Leib, der nun leblos und an hunderten Schläuchen angeschlossen noch irgendetwas zukünftig vielleicht spüren würde. Spritzenpumpen knackten leise, als sie die stetige Dosis an Schmerzmedikamenten, Antibiotika und Betäubungsmitteln aller Art in das Kind pumpten, begleitet von dem leisen Rauchen und Klacken des Beatmungsgerätes.

Ein Schlachtfeld und doch – lebte er!

Galt soweit als stabil, soweit man dies eben zu sagen vermochte. Den wer wusste schon, was die nächsten Stunden bringen würden. Es war daher weniger der göttliche Beistand, dabei war es egal welchen Gott man huldigte, als mehr die Hoffnung die nun nicht enden durfte.

Hoffnung, die sich ebenfalls in der Freude, dem leisen Lachen und Gekicher, und dem wenigen Vertrauen wiederspiegelte, die die kleine Sayako innerhalb dieser kurzen Zeit Kyoko schenkte, weswegen es der Dunkelhaarigen sichtbar schwer fiel sich nun bereits von dem kleinen Mädchen zu verabschieden. Kyoko wusste, dass Spiel mit den Seifenblasen hatten der Kleinen zumindest für den Augenblick die Angst vor dieser doch fremden Umgebung genommen, aber auch ihre Schmerzen, die die vielen Narben auf ihrem Körper der Kleinen bescherten, durften nun erträglicher sein. Nicht, dass diese nicht existent waren, doch rückten sie mit jedem leisen Lachen immer weiter in den Hintergrund. *Lachen hilft Heilen.*, hatte ihr alter Dozent immer gemeint und Kyoko musste ihm recht geben, wenn sie nun die strahlenden Augen der Kleinen sah.

Hoffnung, die sich ebenfalls in der Freude, dem leisen Lachen und Gekicher, und dem wenigen Vertrauen wiederspiegelte, die die kleine Sayako innerhalb dieser kurzen Zeit Kyoko schenkte, weswegen es der Dunkelhaarigen sichtbar schwer fiel sich nun bereits von dem kleinen Mädchen zu verabschieden. Kyoko wusste, dass Spiel mit den Seifenblasen hatten der Kleinen zumindest für den Augenblick die Angst vor dieser doch fremden Umgebung genommen, aber auch ihre Schmerzen, die die vielen Narben auf ihrem Körper der Kleinen bescherten, durften nun erträglicher sein. Nicht, dass diese nicht existent waren, doch rückten sie mit jedem leisen Lachen immer weiter in den Hintergrund. *Lachen hilft Heilen.*, hatte ihr alter Dozent immer gemeint und Kyoko musste ihm recht geben, wenn sie nun die strahlenden Augen der Kleinen sah.

So liess sie ihr die Seifenblasen zum Abschied und versprach später noch einmal nach ihr zu sehen. „Dann erzählst du mir, wohin du überall gereist bist.“, nahm Kyoko ihr noch ein Versprechen ab und wandte sich anschließend an Tom, dessen Gestalt nun leicht von dem einfallenden Licht des Flures beleuchtet wurde.

„Entschuldige…“, murmelte sie leise und trat ihm gegenüber in den Lichtkegel. Ihre Verwunderung rührte tatsächlich daher, dass sie mit allem gerechnet hatte, nur nicht mit ihm. Leicht blinzelte sie gegen das Licht zu ihm hinauf. Sie hätte ihn tatsächlich für einen Augenblick nicht wiedererkannt, selbst mit diesem ungewöhnlichen Akzent nicht, der nun erst richtig zu Tage trat, als er ein wenig sprach und denn sie bereits in der Bar mehr wie charmant fand. Beschämt zeigte sich leichte Röte auf ihren Wangen. „In der Bar, richtig.“, schien sie sich erneut wieder an ihre Unterlagen auf dem Tisch zu erinnern und schnappte sich diese schnelle. „Ich habe überhaupt nicht hier mit dir gerechnet.“, gab sie zu und lächelte, ehe ihr Blick auf sein Namensschild fiel und damit auch der entscheidende Groschen in ihrem Gehirn. Doktor Nowag - Chefarzt Doktor Tom Nowag. Kyoko blinzelte, als ihr heiss und kalt zugleich wurde. Vielleicht sah man ihr nun an, dass sie regerecht fassungslos nun auf diese Buchstaben starrte, dann verwirrt zu ihm hinauf, ehe sie sich räuspert. „Mit Ihnen…Ihnen natürlich.“, hätte sie gekonnt wäre sie nun am liebsten im Boden versunken. Noch vor wenigen Minuten war er eine Erinnerung gewesen, eine heiße Erinnerung, an einen charmanten Typen in der Bar. Tom – so hatte er sich lediglich vorgestellt. Und nun…wieder ein Blinzeln und Kiko hoffte nun tatsächlich, dass sich die Erde unter ihr auftat und sie einfach verschluckte. „Entschuldigung.“, kam es erneut leise von ihr.

„Offensichtlich – ja.“, gab sie leise zu. Er siezte sie also erneut, kein Wunder. Himmel, wie dämlich konnte sie nur sein. Am liebsten hätte sie die Augen verdreht über ihre eigene Dummheit, unterliess dies jedoch. „Sayako hatte Angst. Ich wollte sie nur beruhigen und zurück in ihr Zimmer….“, begann sie bereits leise sich zu erklären, ehe ein Klingeln sie unterbrach und sie verstand sofort in dem nun aufkommenden Stress den Mund zu halten. Ihr Blick wanderte erneut zu der Kleinen, der sie ein kleines aufmunterndes Lächeln schenkte, ehe sie diesen erneut zu Tom wandern liess. Verlaufen? Ihre Augenbraue zog sich leicht hinauf. So konnte man es auch ausdrücken. Leicht zuckten ihre Mundwinkel, hin zu einem kleinen Lächeln.

„Danke.“, konnte sie ihm gerade noch auf dem Flur zuwerfen, auf den sie ihm folgte. „Wie klein die Welt und Kyoto ist.“, wanderte ihr Blick in die Winkel hin zu ihm, als sie nun den Flur entlangeilten. „Wieso? Hätten Sie mir das nicht zugetraut?“, fragte sie ihn dann doch amüsiert mit funkelnden, herausfordernden Augen und verzog dann doch ein wenig das Gesicht, als die Sprache auf ihre Unterkunft kam. „Mehr oder weniger.“, bestätigte sie. Ihre wohnliche Lage war nicht unbedingt die Beste. So musste sie immer noch mit dem viel zu teuren Hotelzimmer vorlieb nehmen. „Ich suche noch.“, gestand sie dann ruhig und grüßte die zwei Damen an der Rezeption, auf der sie es jedoch nicht wagte ihre Unterlagen abzulegen. „Um ehrlich zu sein, habe ich tatsächlich nicht mit Ihnen hier gerechnet.“, konnte sie es nicht vermeiden, dass ihre Mundwinkel sich weiter hoben. Wie konnte man auch von dem Aussehen einer Person auf dessen Berufsstand schliessen? „Nun ja, dass ich Medizin studieren sieht man mir auch nicht unbedingt an der Nasenspitze an.“ , kam dann doch ein wenig mutigeres Kommentar, dass ein wenig an die Frau in der Bar erinnerte, wie auch die funkelnden Augen, mit denen sie ihn nun bedachte und doch war da weiterhin diese Schüchternheit.

Tief nahm sie einen Atemzug, fasste wohl allen Mut zusammen und drehte sich zu ihm. „Bitte entschuldigen Sie aufrichtig meine Verspätung und vor allen Dingen mein Verhalten vorhin.“, war es ihr durchaus wichtig. „Doch es war wirklich notwendig gewesen. Der Mond konnte einfach nicht warten.“, schmunzelte sie leicht verlegen und hoffte, dass sie diese verlorene Zeit wieder aufarbeiten konnte. Dabei rechnete sie fest damit, dass sie womöglich für heute und die nächsten Tage unliebsamen Aufgaben zugewiesen bekommen würde. „Bei wem darf ich mich nach dem Umziehen melden, Dr. Nowag?“
Guten Morgen“ grüßte er seelenruhig. Beide Frauen blickten auf. „Oh guten Morgen Dr Nowag.“ grüßten beide. Tom sah wie immer darüber hinweg, offenbar hatten alle Schwierigkeiten seinen Nachnamen richtig auszusprechen. Er machte sich nicht die Mühe, Nowak sprach man in seiner Sprache sowieso komplett anders aus, als dass es hier gesprochen oder ausgeschrieben wurde. Ein wahrer Zungenbrecher den die Menschen hier niemals hinbekommen würden. Er stellte sie vor. „Das ist Fr. Hinosue, sie wird als Praktikantin bei uns mitlaufen, bitte beziehen Sie sie mit in die Arbeiten und Anforderungen.“ Beide Frauen begrüßten sie, die eine mit einem Pferdeschwanz stellte sich als Frau Ayakto vor, die andere mit der Brille als Frau Yuna.

Er nickte knapp als Kiko, damit hatte sie sich vorgestellt, ihn noch einmal ansprach und sich öffentlich entschuldigte. „In Ordnung..dafür bleiben sie allerdings in Zukunft länger, für den Fall das sie sich erneut „Verlaufen“ sollten“ sagte er ernst wobei sich seine Mundwinkel dann leicht hoben und reichte den Damen den Dienstplan an die Frauen weiter und reichte einen Zweiten Kyoko.

„Sie werden nachher bei der Visite dabei sein, dann bleiben sie erst einmal hier und lassen sich ein wenig in den Papierkram und den PC einarbeiten. Ein Postfach ist bereits für sie angelegt und hier befindet sich ihr Passwort für das Anmeldeprogramm drinnen. Ändern sie es nach dem ersten mal Einloggen einfach..Wir sehen uns dann bei der Visite wieder, danach laufen sie mit mir mit...“
Kyoko starrte beide Frauen an, die nun den Chefarzt der Kinderabteilung des Hospitals begrüßten. Ihr tiefer, angespannter Atemzug entglitt ihr, als sie feststellte, dass sie für einen Augenblick die Luft angehalten hatte und erneut auf sein Namenschild schielte. Versehentlich hatte sie einen Namen falsch betont. So ein verfluchter Mist! Dabei sollte sie es doch eigentlich besser wissen. Hatte sie doch bereits einige Semester im Ausland verbracht, um dort andere Kulturen und aktuellen Stand in der Medizin in den jeweiligen Ländern kennenzulernen. Es war erstaunlich, wie sehr sich doch die Nationen darin unterschieden. Insbesondere dann, wenn man berücksichtigte, welche Staaten medizinische und forschende Einrichtungen mit Geldern förderten oder eben nicht. Kyoko blinzelte erneut auf die dunkeln Buchstaben, die sich jedoch schnell in den Falten seines Mantels verbargen. Nowa“k“ stand darauf und am liebsten hätte sie sich nun mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Eben noch hatte sie seinen Namen mit einem weichen „g“ ausgesprochen. Aufgefallen war ihr dies, da die zwei Damen vor ihr, die sie nun mit einem freundlichen Lächeln und einem leichten Neigen ihres Kopfes grüßte, eben noch seinen Nachnamen vollkommen falsch ausgesprochen hatten.

Zustimmend nickte sie dann, als er ihre Entschuldigung annahm und sah dann doch überrascht bei dem Wort Verlaufen auf. Sie hatte mit einem wesentlich schlimmeren Tadel gerechnet, dass sie tatsächlich für einen Augenblick regelrecht sprachlos war, als sich ihre Blicke an die gehobenen Mundwinkel von ihm hefteten. Er war nicht wütend? Unsicher zuckten leicht nun auch bei ihr die Mundwinkel und sie nickte abermals. „Natürlich doch, Dr. Nowak.“, sprach sie nun seinen Namen vollkommen aktzentfrei aus und sie verbiss sich das Kommentar, ob sie dann auch einen wundervollen Glitzer-Pager erhalten würden, damit er sie weiter an der Leine halten konnte. Der Glitzer-Pager – ein Mysterium unter den Medizin-Studenten. Angeblich gab es ihn. Diesen Prio-1-Pager, den eine Studentin wohl mit lauter Swarovski- Steinen beklebt hatte. Ein Pager, der angeblich dem Träger die unvorstellbare Macht verlieh, stets als Erster bei Notfällen anwesend zu sein und damit Punkte bei der Klinik-Leitung und den Chefärzten zu sammeln, da dieser schlicht auf der gleichen Schleife geschaltet war wie die Pager der Chefärzte selbst.

Doch Kyoko verbiss sich lieber dieses anmaßende Kommentar und lächelte, als sie den Dienstplan entgegen nahm. Knapp huschte sie über die vielen Zeilen, Ziffern und Buchstaben und schluckte, sah dann auf und wieder ungläubig auf das Papier hinunter. War das sein Ernst? Hatte er die Schichten eingeteilt, die sich nun auf dem Blatt häuften und ihren Namen trugen? Als habe er bereits geahnt, dass sie einen holprigen Start hinlegen würde, schien sie tatsächlich für jede Schicht Fussläufer spielen zu dürfen. „Dr. Nowak…ich…“, wollte sie bereits etwas zu den 48 Stunden- Schichten erwähnen, die er ihr konsequent für das Wochenende eingeplant hatte, doch ein weitere Umschlag wurde ihr in die Hand gedrückt. „Ja, natürlich, Dr. Nowak. Aber…ich….Dr. Nowak…“, schien sie dann doch ihre Stimme wiedergefunden zu haben. Nur leider zu spät, den er verabschiedete sich bereits und eilte mit wehenden Mantel, der schon ein wenig dem eines Superhelden gliche, den Flur entlang. MIST!

Leicht verzog sie ihren Mund, als sie nun zuerst auf den Umschlag, dann auf den Dienstplan schielte. Das konnte ja lustig werden und vor allen Dingen – anstrengend.

Zunächst hatte sie sich gefragt, warum Tom sie zunächst erst zu der Visite wiedersehen wollte und nicht bereits vorher. Nun. Diese Frage war bei ihr aufgekommen, als sie sich bei Ayakto bedankt hatte, nachdem sie ihr den Raum mit den Spinten gezeigt hatte und bevor sie sich in das Computersystem der Klinik eingeloggt hatte. Nun sass sie davor, dass Ende des Kugelschreibers zwischen ihren Lippen und starrte auf das, was man ihr vorgesetzt hatte. Sie überschlug an die einhundert Emails, die bereits in ihrem Postkorb aufgepoppt waren wie Pilze, dann die Vielzahl an Patientenakten. Überhaupt, die Masse an Informationen war riesig. Sie hatte tatsächlich eine Zeit lang gebraucht sich darin zurechtzufinden. Wenn man diese grobe Orientierung so nennen konnte. Überhaupt hatte sie erst mit Hilfe die entsprechenden Akten der kleinen Patienten auf das Tablett ziehen können. Wobei die Problematik nicht in der Übertragung der Daten gelegen hatte, sondern bereits bei dem Auffinden der Akten an sich. Laborberichte, Medikamentenpläne und Vitalwerte und noch einiges mehr, musste sie aufwendig suchen, zum Teil in der riesigen Maße an Mails, ehe sie diese ebenfalls passend zu den Patienten dazu packte.

Es stellte sich heraus, dass die riesige Station der Kinderheilkunde, in verschiedene Bereiche und Abschnitt aufgeteilt war. Jeder Arzt behandelte mehrere Zimmer, die Patienten wiederum waren so aufgeteilt, dass sie den Fachgebiet des Arztes entsprachen. Ein Luxus in der heutigen Zeit.

Tom, als einer der Chefärzte auf Station, war für den Bereich Intensiv zuständig. Kyoko nahm den Kugelschreiber von ihren Lippen und leckte sich gebannt darüber, als sie nun den Bericht des Jungen öffnete, den er erst in der Nacht operiert hatte. Leise klickte der Stift, als sie blind etwas auf ihrem Block notierte, gebannt von dem OP- Bericht, den sie nun vor der Nase hatte und der erstaunlich detailliert alles beschrieben. Wann zum Teufel hatte Tom dafür die Zeit gefunden? Verwunderlich bei dem Pensum, den der Blonde hier absolvierte. „Higuchi Yasuo…“, murmelte sie leise den Namen des Jungen, der dem Tod wohl sehr knapp von der Schippe gesprungen zu sein schien und dessen Leben immer noch an einem seidenen Faden hing. „…mehrere innere Verletzungen und Verbrennungen. Rippenbruch…komplizierte Fraktur des linken Ober- und Unterarms…kollabierte Lunge…gerissene Milz….Verletzung des….“ Sie stockte bei dieser langen Auflistung an Verletzungen, die dieser junger Körper erlitten hatten. Es glich einem Wunder, dass der Junge noch lebte.

Kyoko lehnte sich geschockt in dem Bürostuhl zurück und fügte doch stumm noch den CT-Bericht des Schädels des Jungen hinzu, der eben per Mail gekommen war. Man hatte diesen noch in der Nacht, nach der OP ein weiteres Mal vorgenommen. Ihr Blick glitt zu dem Zimmer, aus dem gerade Tom trat, und eben dieser Junge offen da lag, sein Bauchraum nur provisorisch abgedeckt war mit befeuchteten Tüchern. Er war so schwer verletzt gewesen, dass Tom die OP hatte abbrechen müssen, um darauf zu warten, dass der junge Körper sich weiter erholte, um genügend Kraft für die restlichen OP zu haben. Ein übler, doch mehr wie notwendiger Flickenteppich. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie es für den Operateur war, ein Leben so zurücklassen zu müssen und einfach auf das Schicksal zu vertrauen. Wobei sie sich denken konnte, dass Tom ein erfahrener Arzt und Operateur war, der sicherlich den professionellen Abstand wahrte. Etwas, was sie noch lernen musste.
Tom hatte schon unzählige getötet und war mindestens genau so oft gestorben. Jedes mal wenn er ein leben nahm und sei der Tod auch nur für eine kurze Zeit, spürte er weniger dabei. Reue? Nein dafür lebte er schon zu lange, in seiner Welt hieß es töten oder getötet zu werden. Männer, Frauen, Wesen, Tiere..nichts hatte seine Klinge jemals verschont oder nicht getroffen. Tom, war ein Killer, kaltblütig, ohne Gewissensbisse..

Aber Kinder, Kinder waren das einzige, was er verschonte. In seiner Welt war der Drang und die Lust an der Fortpflanzung oder sei es nur am Spaß des Sexes bei allen, auch Tom, seid über 5000 Jahren nicht mehr vorhanden. Es gab keine Kinder. Wie auch wenn man nicht eines natürlichen Todes sterben konnte. Man so verbraucht vom nie endenden Leben war, das alles belanglos war. Bei Tom und den anderen Befleckten war es in gewisser weiße noch schlimmer. Sie erwachten wieder nach dem Tod. Mal dauerte es Tage, mal Jahre bis sie wieder zu sich kamen nur um irgendwann erneut zu sterben und irgendwann wieder zu erwachen. Auch das war in einer ewigen Schleife der Fall. In gewisser weiße war auch bei den Befleckten alles belanglos.
Tom, wie andere seiner Art nahmen im laufe ihres Lebens immer wieder Arbeit an, lernten dafür, arbeitete mit Feuereifer nur um der endlosen Langeweile zu entkommen und sei es auch nur für eine begrenzte Zeit. Es entstanden Fragen wenn man nicht alterte..

Noch während er die Tür von Yasuo´s Zimmer schloss griff er in die Tasche seines Mantels, zog ein Handy hervor und begann hinein zu tippen, dann führte er es ans Ohr. Die Leitung knackte, jemand nahm ab doch meldete sich niemand, er hörte nur ein leises seufzen. "Hey...Ich bins, wie wäre es mit einem Date? Heute Abend 21 Uhr bei mir?" er lächelte leicht. Hob einen Finger als er die Praktikantin sah, drehte sich leicht weg. "Gut, ich werde da sein.." antwortete die Person in der Leitung "Wunderbar.." er lächelte. "Bis dann.." er legte auf und drehte sich wieder zu Kyoko. "Entschuldigung...sind sie bereit für die Visite?"
Er stopfte das Handy zurück in seine Manteltasche.
Dr. Nowak war ein großer Mann, sehr groß, bestimmt 2 Meter, wenn nicht sogar noch einige CM größer.

Das Stethoskop um den Hals gehängt, Kugelschreiber an der Brust, schwarzen Schuhen und weißer Hose wie auch Oberteil, den Mantel darüber gelegt wartete er auf sie und noch eine weitere Ärztin. Sein Haar war zu einem leicht wuscheligen Knoten gebunden und der drei Tage Bart war verschwunden. Dennoch, er sah gut aus, viele der jüngeren Ärztinnen
schauten ihm unauffällig hinterher wenn er an ihnen vorbei ging.

"Wir haben heute vier Visiten, einmal Yasuo, 13 schwerste Verletzungen durch eine Stromleitung und den anschließenden Sturz.
Er nannte noch drei weitere, und nickte dann, als eine Ärztin um die Ecke bog. "Ah guten Tag Dr. Nowak, und sie müssen Frau Hinosue sein? Ich bin Frau Asaji, Assistenzärzten von Dr Nowak, willkommen auf der Intensivstation" sie streckte ihr die Hand hin um die vier Mappen die sie bei sich trug.

Yasuo war der schlimmste Fall auf der Intensiv Station wenn man es denn so betiteln wollte.
Die Eltern, beide blass, mit Augenringen und verweinten Augen erwarteten sie schon.
Tom stellte beide vor und trat dann an das Bett des Jungen hin. Blickte auf die Monitore, legte eine Hand an die Stirn des Jungen. "Er hat kein Fieber was gut ist, das heißt es besteht keine Entzündung im Körper, somit kann sein Körper sich etwas erholen, bevor die nächste Operation von Nöten ist."
Er gab einige Fach begriffe von sich, die Assistenzärztin und die Praktikantin schrieben eifrig in die Mappe.
"Er bekommt Morphium, hat also keine schmerzen und ist soweit stabil. Man würde es merken, wenn er schmerzen hätte." erklärte er. "Selbst im künstlichen Koma?" fragte der Vater besorgt. "Selbst dann ja" Tom nickte und schaute ernst drein. "Wenn sein Körper sich erholt hat, werde ich ihn erneut Operieren, aber bis dahin dauert es noch.."
Kyoko griff eilig nach dem breiten Klemmbrett mit den vielen Vitaldaten, als dann auch nach dem Tablett, dass wohl ihr Anker in dieser stürmischen See des klinischen Alltages sein sollte. Ihre Schritte waren sicher und doch wirkte ihre Frisur bereits jetzt ein wenig aus seiner Art geschlagen. Einzelne Strähnen hatten sich in das nachdenkliche und vor allen Dingen ernste Gesicht der jungen Frau geschlichen. Welch ein gänzlich anderes Bild zu dem, was er aus der Bar kannte. Die Fröhlichkeit war dem Ernst gewichen, dem tiefen Bewusstsein, dass es eben hier um Menschenleben ging. Wahrscheinlich mehr noch, wie auf anderen Abschnitten der Station.

Schatten huschten an ihr vorbei, Umrisse von Personen, wirbelten die Mobiles nun durcheinander, die bei jedem einzelnen kleinen Hauch tanzten. Die Besuchszeit war angebrochen und die Flure füllten sich mit den Auswüchsen der Schicksale der Bewohner der Zimmer. Gebrochene Seelen, wechselten sich ab mit den Tränen der Trauer, aber auch mit dem strahlenden Lächeln des Glücks. Ein Mikrokosmos seiner eigenen Art, außerhalb jeglicher Gesellschaftsnorm. Hier war jeder gleich, zumindest vor dem Leben und dem Tod.

Kyoko zuckte leicht zusammen, als ein etwas dunkel gekleideter Mann nun an ihr vorbeihielt. Es schien, dass sie gar für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte, als würde diese düster gekleidete Gestalt einen noch finsteren Schatten auf ihre Seele werfen. Ihre warmen, braunen Augen glitten in die Winkel und erst nach einem Moment des Schreckens, stiess sie die Luft scharf aus ihren Lungen aus, während ihre Gedanken weiter in ihrem Hirne wirbelten. Es war ein trügerisches Déjà-vus. War der Mann der sie verfolgte, doch immer noch auf freien Fuss und schlicht nicht aufzufinden. Niemand schien ihn fassen zu können. Noch nicht einmal eine einzige Kamera hatte es geschafft sein Gesicht festzuhalten, als er zuletzt in ihre Wohnung eingebrochen war. Mit Nichts in der Hand blieb ihr lediglich eine Anzeige gegen Unbekannt und letztlich der Umzug an sich. Sollte dies nun wirklich alles umsonst gewesen?

Ein Wimperschlag schien die Welt stehen zu stehen und sich aus den Angeln zu heben, als ihre Augen auf das Gesicht eines besorgten Vaters traf, der dann grüßend seine Hand hob, eine der Krankenschwestern aufhaltend, wohl um Neues von seinem Kind zu erfahren. Kyoko schluckte diesen Kloss in ihrem Hals hinunter, der mit jedem Herzschlag höher hinauf zu rutschen drohte. Unsicher senkte sie ihren Kopf, hob die Akte und das Tablett vor ihre Brust, dass sie nun mit beiden Händen, beinahe wie ein Schutzschild, umfasste. Sie mahnte sich, die Bilder der Vergangenheit abzuschütteln. Niemand wusste, wohin sie gegangen war. Selbst ihre besten Freunde nicht. Lediglich ihr Smartphone, mit einer neuen Nummer bestückt, war eine der letzten zarten Stränge hin zu ihrer Vergangenheit.

Ein Lächeln versuchte die Angst aus ihrem Gesicht zu verscheuchen, als sie nun aufsah und leicht nickte. „Ja, das bin ich. Ich habe die Akten studiert und alle notwendigen Ergebnisse uns zukommen lassen.“, verdrängte ihr neuer Alltag nach und nach diese Gedanken, die sie unbedingt loswerden sollte. „Ein Date? Da wird sich aber jemand freuen.“, schmunzelte sie, noch immer vollkommen in ihren Sorgen verwickelt, dass sie erst erkannte als sie es aussprach, was sie ihm da gerade entgegengeworfen hatten. Worte, die sie ihm ohne zu zögern noch am gestrigen Abend entgegnet hätte, so wie jetzt, mit einem zauberhaften verschmitzten Lächeln. Doch nun? Er war ihr Vorgesetzter! Kein Fremder, mit dem sie flirtete und kein Freund. Röte brannte nun beschämt auf ihren Wangen. „Entschuldigung. Ich habe nur Fetzen deines…Ihres Gesprächs mitbekommen…Ich…sollte wohl nun besser den Mund halten.“, hatte sie das Gefühl von einem Fettnäpfchen ins nächste zu taumeln. „Ich bin jetzt besser still.“, murmelte sie leise und beschämt strich sie sich eine Haarsträhne zurück.

Umso erleichterter war sie, dass Tom wohl den Bogen zurück zu seinen Patienten fand, deren Namen sie nun mit wenigen Klicks auf dem tragbaren Bildschirm aufrief. Nachdenklich wischte sie durch die Daten, nickte, und blieb mit dem Finger über den Namen des 13- Jährigen stehen. „Wird er überleben?“, fragte sie leise in Gedanken, wohlwissend, dass sie diese Frage wohl kaum bei dessen Eltern stellen würde. Eine Antwort erhielt sie nicht darauf, noch nicht, wurden sie von Frau Asaji, seiner Assistenzärztin unterbrochen, die ihr zum Gruß sofort vier weitere Mappen zusteckte. War die Frau noch nicht in der Moderne angekommen, dass sie wusste, dass inzwischen alle Stationen mit der digitalen Fassung von allem dem arbeitete? Scheinbar nicht. „Danke.“, tat Kyoko dies mit einem sanften Lächeln ab und nahm die Akten. Oftmals, so war es ihr zumindest von den Schwester zu Ohren gekommen, waren es gerade die Assistenzärzte, die es den Neulingen schwer machten. Und wenn es eben das zusätzliche Gewicht der Akten bei der Visite war. „Kyoko Hirosue. Ich werde für die nächsten 2 Monate ihre Praktikantin hier auf Station sein.“, begegnete sie ihr sehr freundlich.

Ruhig betrat sie hinter Tom und Frau Asaji das Zimmer des verunfallten Jungen. Bei ihm warteten bereits nervös seine Eltern. Kyoko sah sich knapp um. Dies konnte auch nur alles beängstigend sein. Die ganzen Schläuche, die ungewohnten Geräusche, das Piepen der Geräte und das Rauschen des Beatmungsgerätes, die Monitore auf denen man all das Geschehen ablesen konnte. All dies benötigte man nun, dass dieser junge Mensch in dem Bett atmen konnte, dass sein Herz regelmäßig schlug und er keine Schmerzen empfand, während sich weiter der Brustkorb hob unter dem blauen, sterilen Tuch, stetig und mechanisch. Ruhig schrieb sie mit und war doch ergriffen von dieser Situation und bewunderte den Chefarzt in diesem Moment noch mehr, der vollkommen in Ruhe und mit viel Zeit die aktuelle Situation den Eltern erklärte.

„Selbst in einem künstlichen Koma kann man Schmerzen empfinden.“, murmelte sie leise und deutete auf die Spritze mit einem weiteren Medikament, dass in der Pumpe steckte. „Dieses Medikament dient dazu, dass ihr Sohn weiter schläft, das andere darunter ist dafür zuständig, dass sich seine Muskeln entspannen. Er spürt nichts im Moment, im Gegenteil, er träumt.“, lächelte sie sanft und wusste, dass sie eigentlich ihre Kompetenz damit übertrat. Aufmunternd nickte sie der Mutter leicht zu. „Er ist ein starker Junge. Er kam bis hierher, auch durch die sehr fähigen Hände von Mr. Nowak. Vertrauen Sie ihm.“ Sie schien ein Gespür für Empathie zu besitzen, dass vielen Studierenden der Medizin fehlte.

Draußen auf dem Flur indes wurde es ruhiger. Die meisten Eltern waren nun bei ihren Kindern und nur ab und an huschte jemand an der angelehnten Türe vorbei.
"Nein, schon gut, das war ja auch..." er neigte leicht den Kopf während er sein Handy wieder in den weiten seines Mantels verschwinden ließ. "Sagen wir..es ist wichtig..." er räusperte sich. "Wollen wir dann...anfangen?" er fuhr sich durch das Haar, öffnete den Knoten, band seine Haare erneut zusammen und machte sich dann mit ihr und Frau Asaji auf den Weg.
"Sie sind ruhig geblieben, gut" kommentierte er als sie das Zimmer wieder verließen. "Zwar haben sie etwas über die Stränge geschlagen aber sie sind dennoch ruhig geblieben.." er schmunzelte leicht. "Sie gehen nun mit Frau Asaji mit, sie zeigt ihnen die Dinge am Computer, danach kommen sie zu mir ins Büro..Mitarbeitergespräch" er grinste kurz, Irgendwie unanständig, jedoch auf eine angenehme Art.

Frau Asaji schonte Kyoko keinesfalls. Erbarmungslos trieb sie die junge Praktikantin durch die Programme, wohl bemüht, ihr alles am ersten Tag so lange einzuhämmern bis Kyoko es im schlaf aufsagen und bedienen konnte.
Erst gegen 15 Uhr war sie entlassen worden.

Tom hockte vor seinem Schreibtisch, zurückgelehnt in dem Sessel. drehte Gedankenversunken einen Stein, grau Silbrig, unbearbeitet, roh und spitz zulaufend in den Händen



Es war als die Zertrümmerung bekannt.

Eine Schockwelle, die von einem riesigen Baum mitten in einer goldenen Stadt ausgesandt wurde.
Seine Macht fegt durch jeden Winkel des Landes. Stürme fegten über das Land. Meere türmten sich in hohen Wellen auf, die nach dem Himmel griffen. Die Erde bebt, und geschmolzenes Gestein wälzte sich den Berg Gelmir hinab. Brücken und bauten stürzten teilweise ein

Die Schockwelle war auch im Untergrund deutlich zu spüren und auch hier wurde einiges zerstört. Türme der unterirdischen Städte Nokron und Noxstella brachen, kippten, stürzten ein oder um. Manche verkeilten sich so, dass eine neue Form von Pfaden und Brücken entstanden, an manchen Orten jedoch brachen Teile gänzlich weg, versanken in Abgründen der Erde.
Die Nox, ein hochgewachsenes Volk welches im Untergrund lebte, hatte einst ihre toten in Särgen aus Stein bestattet. Ein jeder war in einer Nische in einem Mausoleum untergebracht worden, wo die Angehörigen denjenigen Besuchen konnten.
Doch die Zeit in denen es tote zu Betrauern gab, war längst Vergangenheit. Heute, wo das Konzept des Todes aus der Welt verbannt worden war, starben jene deren Körper zu schwer beschädigt wurde nicht. Man konnte es mehr mit einem ewig währenden Schlaf vergleichen aus dem es kein Erwachen gab. Diese „gefallenen“ legten die Nox nun in die Nischen des Mausoleums, bedeckt mit weißen Tüchern, dünner als ein Atemhauch und weicher wie Seide mit goldenen Stickereien verziert.

„Junge, steh auf.“
Eine Stimme hallte in seinem Kopf wider, ermahnend und von sehr weit her.

Eine Bewegung kam von den Fingern des Mannes, welcher halb im Wasser lag. Ein kleines Lebenszeichen, Bewegungen, langsam und schwach wie die eines Sterbenden.

„Steh auf Junge, kein Nachlassen heute.“
Die Stimme hallt wieder und der Mann begann sich mehr zu bewegen. Die Hand zuckte noch mehr, formte sich langsam zur Faust und ein erster schwacher versuch sich aufzurichten. Wie ein Körper, der versucht, sich von Fesseln zu befreien, die ihn doch fest am Boden halten.

"Argh... Hmm... Ah...", ein mühsamer schmerzhafter Atemzug.

„Junge... Das ist das letzte Mal, dass ich das sage!“

Schmerzen... der Mann hustete, erbrach eine silbrige Flüssigkeit die sich langsam in dem Wasser auflöste versuchte erneut sich hochzustemmen und blieb dann doch liegen. Er öffnete die Augen und betrachtete vom liegen aus seine Umgebung.

Er lag in Wasser, zwei Hände breit wohl und am Grund einer Höhle eines Flussbettes?? Jedenfalls hörte er das donnern von Wasser, irgendwo hoch über ihm. Pilze und Flechten fluoreszierend erleuchteten die Umgebung um ihn herum. Er sah einen Haufen Trümmer, zerbrochene Särge aus Stein, deren Inhalt teilweise herausgerutscht oder zermalmt worden war, bei dem Aufprall.
Allerdings lagen dort auch noch intakte Körper. Männer und Frauen. Nass, teilweise mit verdrehten Gliedmaßen, halb in weißes Tuch gewickelt.Der Mann brauchte eine Weile bis er endlich in der Lage war, sich so weit zu rühren, dass er sich erheben konnte. Das weiße Tuch, in das auch er gewickelt worden war, rutschte dabei von seiner Schulter und landete mit einem Platschen im Wasser. Erneut hustete der Mann, schnappte nach Luft, erbrach erneut silbrige Flüssigkeit. Flüssigkeit, die seine Brust und seinen Rücken hinunter rann. Schmerzen jeder Atemzug war eine unsägliche Qual. Der Mann tastete seine Brust ab, endeckte dort ein Loch von der Breite eines Speeres her. Richtig...er war.. Er erinnerte sich noch an das Gefühl. Ein Speer, der seinen Körper durchdrang, sich in die Lunge bohrte und er an seinem eigenen Blut erstickte. "Heilen..ich muss..Heilen" ein träger Gedanke. Mit schwirrendem Kopf hob er seine linke Hand, die zitterte wie Espenlaub. Ihm war kalt, unendlich kalt. Er hatte kein Siegel, kein Fokus, um den Zauber nicht so anstrengend zu gestalten, doch es musste so gehen.Er hockte im Wasser hustend, letzte Reste seines Blutes hochwürgend halb an einer der steinernen Särge angelehnt. Die Wunde war nicht geheilt..aber die Schmerzen, zumindest in dem Bereich, hatten etwas nachgelassen.
Erst dann nach einer Weile begann er zu prüfen was noch funktionierte. Seine linke Hand war gebrochen und ein bohrender schmerz in seinem rechten Oberarm . Trotz der verletzten Hand tastete er danach. Ein stück Schaft, eine Pfeilspitze die im Fleisch steckengeblieben war."Verdammt... Hoffentlich entzündet es sich nicht."Der Pfeil hatte eine schwere Verletzung verursacht, weil er nicht ganz durchgekommen war und zudem der Schaft abgebrochen war. Die Wunde würde bald behandelt werden müssen, oder sein rechter Arm könnte versagen und eine Amputation erfordern. Er fluchte ließ die Hand sinken. Allein von der kurzen berührung zitterte diese und er schaute zu wie sie sich schwarz verfärbte wegen des Bruches. Die Knochen mussten kreuz und quer liegen und das Gewebe angreifen. Noch bohrten sich die Knochen nicht aus seinem Fleisch, aber wenn er Pech hatte würde das auch noch passieren.

Vorsichtig bewegt er seinen rechten Arm herum, um seine aktuelle Beweglichkeit zu testen, der Schmerz war bei jeder Bewegung groß und der Arm würde im Kampf nicht effizient zu nutzen sein. Er fluchte erneut und stemmte sich nach oben, benutzte dabei den rechten Arm und den Sarg als Stütze. Er musste zuerst einen Weg aus der Höhle finden.

Er begann sich vorsichtig durch den Leichenberg zu bewegen. Hielt dabei erfolglos nach allem Ausschau was einer Waffe gleichkommen würde. Seine besten Chancen waren noch die Särge, manche hatten sich immerhin mit ihren Waffen bestatten lassen. Er wurde schließlich fündig. Ein Siegel, damit konnte er etwas anfangen. Der blaue Stein war in der Mitte eines Kunstvoll geflochtenen silbrigen Mondes eingebettet. Damit würden sich Anrufungen, Magie wesentlich leichter durchführen lassenDas Siegel in der rechten Hand richtete er sich wieder auf. Die Kleidung in der er "Bestattet" worden war, war dank des Wassers in dem er gelegen hatte, vollkommen durchnässt. Er blickte sich um. Einige seines Volkes waren so aufeinander gelandet, dass ihre Kleidung trocken war, jedoch. Ihm behagte es nicht, ihnen die Kleidung zu nehmen. So also wandte er sich um. Und betrachtete das Wasser. Es Floss träge dahin, also musste es Irgendwo einen Ausgang geben, Zumindest hoffte er das. Sein Blick wanderte nach oben, allerdings sah er dort nur schwärze und das wenige Wasser das von oben herab kam. /Der Sturz muss verdammt lang gewesen sein, ich kann froh sein, dass ich mir nur die Hand gebrochen habe/ Dachte er, wandte sich wieder um und folgte der StrömungTom wanderte durch die Dunkelheit, nicht das es ihn störte, aber nur begrenzt zu sehen, nicht direkt zu erkennen, was weiter weg von ihm lag, war ärgerlich.
Er macht langsame, stetige Fortschritte mit vorsichtigen Bewegungen, um nicht auszurutschen. Als er dem Fluss gefolgt war, und sich vorsichtig durch einen Berg an angeschwemten Leichen bewegte, hört er auf der anderen Seite ein Geräusch, das unnatürlich und seltsam klang. /Klingt so, als kaut da jemand/. Tatsächlich klang das Geräusch wie von einer Person , die gefräßig auf Fleisch und Knochen kaut, allerdings auf einer eher beunruhigenden Art und weiße, aufgrund der unnatürlichen Lautstärke. Vorsichtig und so leise wie möglich, bewegte sich Tom vorwärts, um zu sehen, was dort solch ein Geräusch verursachte. Der Anblick bereitet ihm Magenschmerzen.Es war eine Kreatur von der Größe einer riesigen Ameise mit vielen Köpfen und Armen, die an ihrem mutierten Körper befestigt waren. Menschliche Arme, aber die Köpfe scheinen aus Wölfen, Ziegen, einem Bären und einem riesigen Rabenkopf zu bestehen, der der Hauptkopf zu sein schien. Es wurde noch groteska als Tom menschliche Gesichter auf der Oberfläche der Kreatur entdeckte einige endeten sogar Kindern zu Toms Entsetzen bewegten sich sogar die Gesichter und stöhnte leise.

Aus dem Schnabel des Rabenkopfes fielen beim Kauen Eingeweide, menschliche Organe hervor. Die kleineren Arme hoben die heruntergefallenen Stücke auf und führten sie den menschlichen Gesichtern zu. Sie kauten qualvoll auf dem Fleisch, als ob sie durch den Körper der Kreatur zum Essen gezwungen würden. Tom blieb auf dem Hügel und ging in die Hocke, um nicht gesehen zu werden. Vorsichtig blickt er über die Kreatur und erkennt eine Öffnung, die sich hinter der Kreatur befand der Hügel aus Körpern auf dem es sich gerade befand bildete eine runde Form die sie bis zur anderen Seite erstreckte er musste also diese Strecke überwinden um die andere Seite zu erreichen und sich leise und unbemerkt hinab fallen zu lassen.


Tom, wie er sich nannte wankte einen Schritt vor dem anderen nehmen vorwärts.Er stützte sich dabei an der Wand der Höhle ab und sank schließlich erschöpft in den Fluss nieder. Er schöpfte ein wenig Wasser, fühlte sich aber nach den wenigen Schlucken nicht besser. Er sah nur verschwommen sein Spiegelbild.
Sein Haar hing ihm teils Blutig, teils nass um den Kopf und die Schultern hinab und verschmolzen mit dem hauchdünnen weißen Tuch, das er noch immer trug.
Seine Augen blickten ihm aus einem ernsten Gesicht mit grauem Hautton entgegen. ein paar blutrote Augäpfel mit silbrig goldenen Irden.

Tom blinzelte mehrmals gegen den Schwindel und die Müdigkeit an, doch es war vergebens. Er hatte im Kampf mit dem seltsamen Wesen zu viel Blut verloren.
“Verdammt…nur noch ein bisschen.”
Doch sein Körper hörte nicht mehr auf ihn und sank vornüber in den Fluss, der hier schneller als am Anfang gewesen war. Dann stürzte er, wohin wusste er nicht.

Sein Herz schlug, er lebte noch. Ein Pferdehuf streifte seine Hand, eine weiche warme Nase berührte seine Hand, warmer Atem wehte über seine kalten Finger und über einen Teil seines Gesichts. Er blinzelte, “Hörner…eine Ziege?” dachte er und fragte sich wirklich, was sein Hirn ihm da vorgaukelte. .
Er nahm verschwommen ein paar Stiefel war, unverständliches Gemurmel das schlagartig lauter wurde. als die Person sich von dem Pferd, oder der Ziege hinunter gleiten ließ. Schließlich haben wir ihn hier gefunden. Genau wie beabsichtigt.
Er wird Erfolg haben, wo sie versagt haben…„Auch wenn es gegen die Goldene Ordnung verstößt…“

Die untergehende Sonne färbte die Weiten der Ebene, ihr Farbton ähnelte eher Blut als Zinnoberrot. Der Wind heulte über den Himmel und ließ die Blätter von einem gewaltigen leuchtend goldenen Baum am Horizont wild umher wirbeln. Auf der schmalen Straße, die sich durch ein Meer von Gras schlängelte das hoch genug war, um alles unter den Knöcheln zu verbergen, stoppte Tom seinen Vormarsch, als ob er von der Windwand aufgehalten wurde die über das Land fegte und seine Kleidung zum Flattern brachte
Die Straße stieg etwa sechzig Fuß an. Sobald er den Anstieg überwunden hatte…
Was jetzt? Ihm wurde klar, dass er keinen Plan hatte, wie es weitergehen sollte. Sicher, er war einmal hier in der Oberwelt gewesen, doch wie lange das nun her war, konnte er nicht sagen. Auch wie es möglich war, dass er ins Leben zurückgekehrt war, denn er war sich sicher, er war gestorben..

Zudem die Tatsache, wie er überhaupt im Tal gelandet war, als er vor einiger Zeit erwacht war. Er erinnerte sich nur vage an ein Monster mit seltsamen Köpfen und zu vielen Armen.
Danach hatte er eine Erinnerung an eine Mischung aus Ziege und Pferd und an eine Frau? Sicher war er sich allerdings nicht, dafür lag zu viel im Dunkeln.
Der Kampf mit dem Ding war aber auf jeden Fall passiert, er hatte Narben dort, wo es zugebissen hatte.
Er seufzte und schüttelte den Kopf. Er konnte sich später noch den Kopf zerbrechen.


„Der Weg führt also hierher und im Süden befindet sich eine weitere Burg auf der weinenden Halbinsel ...“, murmelte Tom vor sich hin, während er auf eine Karte auf dem Boden starrte, die er dank dem immerwährenden Wind mit Steinen hatte beschweren müssen.
Das turmartige Gebäude am Horizont, auf das er zugehalten hatte, war ein purer Reinfall gewesen. Ein Grab von einen ihm unbekannten Helden und Tom war nicht dumm genug dort so unbewaffnet wie er war hinein zu gehen. Davor allerdings befand sich ein seltsamer Anblick. Ein Mann, gekleidet in eine graue Robe, die irgendwie an einen Sack erinnerte. Die Handschuhe wie auch die Kleidung waren von trockenem Blut bedeckt. Das wirklich Bizarre war allerdings die weiße Maske, welche auf seinem Gesicht saß und dieses Perfekt verbarg und nur die Augen frei ließ. Dieser Mann- Varre- hatte ihm einen Haufen Dinge erzählt von denen Tom nicht gerade viel verstanden hatte. Was bitteschön war ein Befleckter und er war..Jungfernlos? Was auch immer das zu bedeuten hatte.

Etwas weiter entfernt vom Grab hatte sich eine halb verfallene Kirche befunden, darin an einem Lagerfeuer eine Art Esel und dessen Besitzer. Kyle, ein reisender Händler. Dieser war nach einigen kleinen Aufgaben, hauptsächlich Pflanzen sammeln, bereit gewesen, ihm etwas zu verkaufen. Nun also hockte Tom im Gras, allerdings noch immer ohne viel Kleidung, geschweige denn eine Rüstung.
Die Karte war ein magisches visuelles Abbild der gesamten Region namens Limgrave. Je weiter Tom reisen würde, desto größer und detailreicher würde die Karte werden. Außerdem war ein Kompass dabei, der die Tageszeit auf einem kreisförmigen, sich bewegenden Gemälde anzeigte
„Dieses Sturmschleier Schloss hat angeblich Priorität laut diesem Varre.. Aber es könnte nicht schaden, den Osten zu erkunden …“ Tom biss in eine Rowafrucht welche hier in Limgrave reichlich wild wuchsen und von denen er einige eingesammelt hatte und überlegte was er nun tun sollte. Eigentlich war es egal, denn das Problem mit seiner fehlenden Ausrüstung bestand weiterhin. Weder hatte Tom Geld, noch hatte Kyle etwas anzubieten gehabt. Seine Hand zuckte zu seinem Siegel, er ließ die Rowafrucht fallen als er eine seltsame Präsenz um sich herum spürte. Er stand auf, blickte sich um, die Arme kampfbereit gehoben.

Aus dem Nichts erschien eine Frau
Sie war für einige Momente von blauen Funken umgeben, die jedoch schnell schwanden. Sie trug die Kleidung einer Reisenden ein knielanges, gräuliches Kleid mit Stickereien am Saum und an der Brust. Einen dunklen Gürtel um die Taille mit einem Mantel und einer Kapuze, die ihr Gesicht bedeckten. Sie trat einen Schritt näher und blieb dann doch stehen.

"Grüße." Sie sprach mit sanfter, angenehmer Stimme. „Kämpfer, der dem Tod getrotzt hat. Ich bin Melina.“

Melina...weder hatten sie eine Beziehung, noch waren sie einfache Bekannte...vielleicht Freunde..Sehr sehr enge Freunde? So richtig wusste Tom auch nicht wie er es beschreiben sollte oder konnte.
Miteinander ins Bett stiegen sie allerdings nicht, beiden war der Drang dazu in dem langen Leben abhanden gekommen, auch wenn beide so wirkten als seien sie in ihren besten Jahren.
Sie waren miteinander gereißt, hatten gelacht, ab und zu geweint und ja auch zusammen gekämpft. Nicht immer aber einige male. Die Oberwelt war für einen Befleckten wie Tom und Melina, seine Jungfer, seine Führerin und Begleiterin- gefährlich. Der Untergrund hingegen, das war Toms Zuhause, der Ort an dem beide sicher waren und der Ort an den er gehen musste, wenn er dem Jungen helfen wollte, welcher hier auf der Station lag und um sein Leben kämpfte.

Tom seufzte öffnete seine Haare, schüttelte sie aus und schloss die schmerzenden Augen. Sonnenlicht, wie er es hasste. So gesehen, noch ein Grund mehr sich auf zuhause zu freuen..
"Herein" sprach er, band sich das Haar wieder rasch zusammen und setzte sich gerade hin, legte den Stein weg.
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