Wind Beyond Shadows

Normale Version: Nicht jedes Hexenhaus ist aus Lebkuchen
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Viorel Kerbel

Es war ein ruhiger Morgen im Wald. Es war nichts anderes zu hören außer das Zwitschern der Vögel. Diese Ruhe war es, weshalb Viorel mit seiner Tochter sich im Wald niedergelassen hat. Die Ruhe und die Natur, die einen hier umgab. Ohne Natur würde er eingehen, das wusste er. Er brauchte die Natur, musste den Waldboden unter den Füßen spüren. Elfen waren nicht für die Stadt gemacht, sie waren nicht dafür gemacht an einem Ort voller totem Beton zu leben. Das hatte er auf seinen Reisen oft genug gemerkt, wie schnell die Stadt ihm seine Energie entzog, wenn er viel zu lange dort zu Gast war und es nicht schaffte sich in die Natur zu begeben. Er hatte gelernt und bei der Wahl seines Zuhauses sehr darauf geachtet, dass er mitten im Wald lebte.

Er war weit genug weg von der Stadt um sich wohl zu fühlen und gleichzeitig dicht genug dran, das er nicht über Stunden hinweg zur Arbeit marschieren musste. Es war eine super Lage und der Beste Ort um Camille aufzuziehen. Auch an diesem frühen Morgen zog es sie nach draußen, nachdem sie mit dem Frühstück fertig waren. So machten sie sich auf den Weg um ihre Runde durch den Wald zu drehen. “Vögel sind auch wach.” meinte die kleine schwarzhaarige Elfe, während sie zu einem Baum hochsah, von dem Gezwitscher zu hören war. “Natürlich Cami, die Vögel erwachen meist sogar früher als wir. Schon beim Anbruch des Morgens werden sie munter.” erklärte er ihr mit einem Lächeln auf den Lippen. “Wir sind keine Vögel.” stellte das Mädchen fest und Viorel nickte bekräftigend. “Richtig, wir sind Elfen.” meinte er liebevoll, woraufhin seine Tochter die Arme ausbreitet und kichernd so tat, als würde sie mit ihren Armen fliegen können. “Du bist eine Vogel-Elfe?” fragte er sie und bekam als Antwort ein kräftiges Nicken seiner Tochter.

Das seine Ex nichts von Camille wissen wollte, war etwas was ihn an manchen Tagen sauer aufstieß. All die Momente, die sie verpasst hat und verpassen würde, nur weil es ihr wichtiger war sich frei zu fühlen. Er war Alleinerziehend und fühlte sich keineswegs eingeengt. Aber gut, so waren die Dinge nun mal und Viorel würde sich damit nicht auseinandersetzen. Nicht an einem so schönen Tag wie heute. Nicht jetzt, wo Camille freudig durch den Wald hüpfte und dabei ein breites Grinsen auf den Lippen hatte. Sie war sein Leben und das würde sie immer sein.

Ihr Weg führte sie zu einer Lichtung im Wald, wo Viorel die Chance nutzte um ein wenig zu trainieren. Vollkommen und perfekt, etwas was er von klein auf an zu hören bekommen hat und womit seine Familie auch recht hatte. Sie waren Elfe, eins der schönsten Geschöpfe dieser Erde und sie mussten ihre Fähigkeiten stets ankurbeln, immer versuchen weiter zu kommen. Es war immer mehr Luft nach oben. Seine Tochter hatte er dabei immer im Blick. Der einzige Moment, wo er sie nicht sehen konnte war, als er für einige Sekunden die Augen schloss und in den Klang des Waldes hineinhorchte.

Das gerade in dieser Sekunde Camille die Lichtung verließ, war etwas womit er nicht gerechnet hätte und er leider etwas zu spät mitbekam. Camille wusste, dass sie sich nicht weit von ihm entfernen sollte. Sie kannte diesen Wald noch nicht gut genug und sollte deshalb in seiner Nähe bleiben. Jedoch hat sie ein Eichhörnchen entdeckt, welches sich von Baum zu Baum seinen Weg bahnte. Fasziniert folgte sie dem kleinen Geschöpf, bis sie es aus den Augen verlor. Erst da merkte sie, dass sie nicht mehr auf der Lichtung war und sie nicht wusste, wo genau sie steckte.

“Pa?” rief sie leise und Panik erfasste ihr Herz. “Pa?” rief sie lauter und begann in eine Richtung zu laufen, von der sie vermutete, sie könnte die richtige sein. Dabei entfernte sie sich leider nur noch weiter von der Lichtung. Mit ihren Händen strich sie über die unterschiedlichsten Pflanzen. Es war keine bewusste Handlung, es passierte automatisch. Nichts, worüber sie nachdachte. Eine Hand strich immer wieder über die Pflanzen, an denen sie vorbei ging und die auf ihrer Höhe waren, während sich die andere Hand an den Knopf ihres Wintermantels hing. Während sie ging, rief sie immer wieder nach ihrem Vater. Das tat sie solange, bis plötzlich ein brennender Schmerz ihre Hand erreichte und sich auf dieser kleine rote Pusteln abzeichneten.

Die ersten Tränen begannen ihr Gesicht herunter zu rinnen und sie lief weiter. Sie entdeckte im Wald ein Haus und ließ sich dort im Schatten des Hauses nieder, drückte die brennende Hand an sich und weinte. Vielleicht, wenn sie hier still sitzen blieb, würde ihr Vater sie schon finden. Er würde sie gewiss suchen.

Viorel hatte in der Zwischenzeit das Verschwinden seiner Tochter bemerkt. Die ersten Rufe von ihr hatte er noch gehört, war in diese Richtung gelaufen und hatte gehofft, sie würde an Ort und Stelle stehen bleiben. Sie schien sich jedoch immer weiter zu entfernen. “Ganz ruhig. Sie wird nicht entschwinden.” sagte sich der Elf selbst und schritt weiter durch den Wald in der Hoffnung, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben.
Was ist eigentlich eine Giftpflanze?
Die Meinungen dazu gingen auch heute noch auseinander. Früher wurden nur stark giftige Pflanzen, mit erheblichen Schadens Wirkungen auch in kleiner Dosis, als giftig betrachtet. Der Fingerhut beispielsweise wurde damals als ganz normale Heilpflanze in Form von Tee verabreicht, wenn jemand ein schwaches Herz hatte. Er galt damals nicht als giftig, wohl aber als starke Heilpflanze, die mit Umsicht angewendet werden musste.
Etwas, das ihre Mutter sie bereits gelehrt hatte. Claire erinnerte sich nur allzu gut daran. Damals war sie in einer Zeit, in der sie Glücklicher gewesen war, es aber erst zu spät erkannt hatte.
Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie mit ihrer Mutter an einem besonders heißen Tag in der Offizin gestanden hatte und sie die Zutaten für eine Salbe gegen Sonnenbrand abgewogen hatte. Eine Handvoll Lilienwurzeln abgekocht, Bleiweiß, Mastix und Weihrauchharz mit etwas Campher und Schweinefett vermengt, und dann hieß es rühren. Ob die Frau, für die sie diese Mixtur angefertigt hatte, zu jenem Zeitpunkt glücklicher gewesen war als sie? Die Zutaten hatten sich unter weiterem Rühren in einen sämigen Brei verwandelt. Wie sehr sie die Damen damals beneidet hatte!

Ihre Gedanken wanderten weiter hin zu dem Buch, das sie im Moment schrieb. Eigentlich würde es niemand lesen, dennoch war es gut, ihr Wissen aufzuschreiben, selbst wenn es bescheiden war. Im Grunde war es eine Beschäftigung gegen die Langeweile. Sicher, sie könnte in die Stadt gehen, was sie tat um Lebensmittel einzukaufen, oder sich Stoff zu besorgen, im Grunde nur das was sie hier im Wald nicht selbst bekam. Sicher sie könnte dort leben, aber die Menschenmengen, die moderne Technik war irgendwie nichts für sie. Vielleicht weil sie anderes gewohnt war, anderes erlebt hatte und so Menschenmengen nicht gerade ansprechend fand, sie fühlte sich damit nicht wohl. Daher war die Stille und Ruhe des Waldes dem ganzen vorzuziehen. Sie schnaubte, tadelte sich selbst, über ihre Gedanken und senkte die Augen wieder auf das Papier, die Tinte und den Federkiel

Heutzutage ist die Definition, was eine Giftpflanze ist, sehr viel enger geworden. Der Fingerhut wird heutzutage ganz eindeutig als Giftpflanze betrachtet und niemand würde ihn einfach als Tee verabreichen. Ängstliche Gemüter ziehen die Grenzen sogar noch enger und erklären etliche Pflanzen zur Giftpflanze, die von anderen Menschen reichlich im Salat gegessen werden, ohne Schaden zu nehmen, beispielsweise das Scharbockskraut.

Bei der Diskussion über die Giftigkeit von Pflanzen sollte man sich die Weisheit von Paracelsus vor Augen halten:

"Alle Ding' sind Gift und nichts ohn' Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist."

Obwohl diese Aussage schon sehr alt ist, hat sie an Weisheit nichts eingebüßt.

Streng genommen ist sogar Wasser giftig, denn wenn man zu viel davon auf einmal trinkt, beispielsweise zehn Liter ohne Salz-Zufuhr, dann kann man an einer Wasservergiftung sterben. Auf der anderen Seite ist Wasser lebensnotwendig. Wenn man zwei bis drei Tage auf Wasser verzichten muss, verdurstet man. Das Gleiche gilt auch für das Salz. Es ist unentbehrlich, aber zu viel auf einmal kann töten.

Noch viel mehr gilt der Spruch des Paracelsus für die Heilpflanzen, denn hier liegt der Unterschied zwischen Heilwirkung und Schadwirkung manchmal dicht beisammen. Manche Heilpflanzen haben sogar bei richtiger Dosierung unerfreuliche Wirkungen, was dann, genau wie bei der chemischen Medizin, als Nebenwirkung bezeichnet wird.

Viele Pflanzen haben auch einige Pflanzenteile, die giftig sind, andere Teile derselben Pflanze sind ungiftig. So kann man die grünen Teile des Holunders durchaus als giftig bezeichnen. Die Blüten und die gekochten Beeren sind jedoch ungiftig und stellen nicht nur wertvolle Heilpflanzen dar, sondern sind auch ein Hochgenuss in der Küche.

Generell betrachtet sind stark heilkräftig wirkende Pflanzen meistens dichter an der Giftigkeit als schwache, sanfte Pflanzen. Wenn man von einer Heilpflanze eine starke Wirkung gegen starke Beschwerden erwartet, muss man berücksichtigen, dass man sie sorgfältig anwenden muss, damit sie nicht zur Giftpflanze wird.


Sie wollte gerade den Federkiel in die gemahlene Tinte tauchen um sich den fälschlich angesehenen giftigen Pflanzen in der heutigen Gesellschaft widmen, als sie stockte und mit einem Stirnrunzeln den Federkiel ablegte. Hatte sie soeben nicht etwas gehört? Sie spitzte die Ohren, lauschte und ja, da war tatsächlich ein Geräusch. Es klang wie ein Weinen. Schnell griff sie in die kleine Schale neben dem Buch, verteilte Streusand auf der feuchten Tinte, erhob sich und raffte den Rock und lief die Wendeltreppe hinunter. Den schmalen Gang mit den getünchten Wänden entlang, durch die große offene Küche und das darin befindliche Esszimmer, bis hin zur Haustür. Drausen hatte es wieder eingesetzt zu schneien, noch kleine Flocken, aber die konnten schnell zu größeren werden. Ein Schwall kalter Luft wehte ihr entgegen, als sie die Haustüre öffnete. Der Winter hielt das Land fest im Griff und heute war es noch kälter als gestern .
Claire musste sich nicht lange nach der Ursache des Geräusches umsehen. Dort rechts vor ihrer Tür saß eine Person, der größe nach ein Kind und weinte.
Claire war zwar eine misstrauische Person gegenüber Erwachsenen, doch bei Kindern war es eine ganz andere Sache. Vielleicht weil sie sich insgeheim eines gewünscht hatte und es noch immer tat.
Ihre Schritte knirschten im Schnee, als sie sich dem Kind näherte und lächelte. “Hallo kleines", sie musterte das Kind, spitze Ohren und hübsch anzusehen. Es war gut gegen den Winter eingekleidet, frieren tat es wohl nicht. Allerdings sah Claire nur zu deutlich die Verletzte Hand, die rote Haut, die Pusteln. “Hast du dich verlaufen? Wo sind deine Eltern?” sie kniete sich hinunter zu dem Mädchen? Sie hatte noch nie eine Person des Feenfolkes getroffen, auch wenn sie von ihnen gehört hatte. Die Männer und Jungen waren genauso hübsch wie die Mädchen und Frauen. Deshalb war Claire sich nicht sicher, welches Geschlecht das Kind hatte. Sie tippte allerdings auf ein Mädchen.
Kurz fragte sie sich, ob das Kind sie nicht furchteinflößend fand. Wobei Claire nicht der Beschreibung einer Hexe entsprach. Weder hatte sie krumme Zähne, eine große gebogene Nase oder Warzen im Gesicht. Auch hatte sie keinen Raben auf der Schulter oder einen krummen gebeugten Rücken oder klammerte sich an einen langen Stab mit hässlichen groben langen Fingernägeln.
Stattdessen war sie eine junge Frau, mit blasser Haut, vielleicht gerade einmal 20 Jahre alt mit langen roten, leicht gelockten Haaren, die sie zu einem lockeren verspielten Knoten im Nacken geformt hatte. Ihre Augen waren blau, jedoch mit geschlitzten Pupillen wie bei einer Schlange. Sie trug auch keine schwarze, dreckige, halb zerfetzte Robe und war Barfuß, sondern ein paar schwarze geschnürte Stiefel aus weichem Leder, welche bis knapp über das Fußgelenk reichten. Sie trug einen langen, gefalteten blauen Rock, welcher eine hohe Taille hatte und an der linken Seite von der Taille bis zum Saum mit silbernen Knöpfen versehen war. Das Oberteil war eine weiße Bluse mit einem runden Kragen, an dem sich ein paar Perlen befanden.
“Komm herein, ich helfe dir mit deiner Hand.” Sie lächelte das Kind an. “Und danach suchen wir deine Eltern, ja? Ich heiße Claire und bin eine Heilerin.” Sie hoffte nun wirklich, dass die Kleine mit herein kam. Sie würde sich um sie kümmern. “Sie streckte der Kleinen die Hand hin. “Wie heißt du denn?”

Viorel Kerbel

Das knirschen der Schritte nahm das kleine Mädchen nicht wirklich nahm. Dafür war zu viel los in ihrem Kopf. Die Gedanken rasten, die Hand schmerzte und die Angst nicht mehr ihren Vater zu finden, ließ ihr Herz heftig in der Brust schlagen. Als sich die, in ihren Augen, junge Frau zu ihr herum kniete, wich Camille im ersten Moment ein wenig zurück und senkte den Blick. “Ich…” begann sie und man sah richtig, wie das Mädchen hin und her überlegte, ob sie Antworten durfte oder nicht. “Ja, denke ich… Ich weiß nicht wo.” kam es dann leise von der jungen Elfe und die Tränen drohten jedes Wort zu ersticken. Das vor ihr eine Hexe stand, das ahnte sie nicht. Woher auch? Sie war gerade zu aufgewühlt und hatte noch nie eine Hexe so wirklich getroffen. Als die Frau ihr Anbot, rein zu kommen und ihr mit der Hand zu helfen, zögerte sie ein wenig. Ein wenig schob sie ihre Unterlippe hervor und blickte sich um.

Letztlich nickte das kleine Mädchen und schüttelte die Hand der Frau, die sich als Claire vorstellte. “Claire - Camille.” meinte sie und deutete mit einem Finger zuerst auf die rothaarige junge Frau und dann auf sich selbst. Dann stand sie zögerlich auf. Ehe sie der jungen Frau dann aber ins Haus folgen würde, würde sie für ihren Vater etwas hinterlassen. Eine Art Notiz, falls ihr Vater hier lang kommen würde. Sie stampfte ein wenig im Schnee herum, bis sie einen Pfeil hatte, der Richtung des Hauses zeigte. “Falls Daddy kommt.” murmelte sie und trat nun wieder zur Hexe heran, um ihr zu zeigen, dass sie mutig genug sein würde. Außerdem tat ihre Hand wirklich weh und die Pusteln fingen an zu jucken.

Während seine Tochter sich mit der jungen Frau auseinandersetzte, versuchte Viorel seine Tochter wiederzufinden. Er folgte den Spuren, die er ausmachen konnte. Leichte Fußspuren, die sich in den Schnee gedrückt hatten. Wie konnte sie sich nur soweit entfernen? Warum hatte er nicht genug aufgepasst? Sauer war er nicht auf sie. Er war voller Sorge um sie. Warum sollte er sauer auf sie sein? Sie war ein Kind und war sicherlich einfach drauf los gegangen und hat nicht daran gedacht, dass sie ihn aus den Augen verlieren konnte. Er selbst hätte aufpassen müssen. Ganz einfach. In seine Gedanken ließ er nicht den Gedanken aufkommen, was wäre, wenn ihr was passiert war. Nein, daran wollte er nicht denken. Sonst würde er seinen kühlen Kopf verlieren und hastig durch den Wald eilen. Da würde er am Ende die Spuren übersehen. Viorel musste hier durchatmen und den Weg im Auge behalten. Camille wusste, wie sie sich in Wäldern verhalten musste. Vermutlich wird sie irgendwo angehalten haben und wartete nur auf ihn.

Das der Schnee nun leicht zu fallen begann, machte die Sache etwas schwieriger. Es zeigte, dass der Elf sich etwas mehr beeilen sollte, wenn er die Spuren gut im Blick behalten wollte. Nach einer Weile kam er, so wie seine Tochter, bei einem Haus zum stehen. Stirnrunzelnd sah er sich einmal um und versuchte die Situation einzuschätzen, schaute ob er einen Anhaltspunkt für Camille entdeckte. An einer Stelle beim Haus konnte er sehen, wie der Schnee platt gesessen war. Es könnte klein genug sein, dass seine Tochter dort gesessen hat. Aber, wenn sie hier war, wo war sie jetzt? Viorel ließ den Blick weiter schweifen. Führten Fußspuren von hier weg? In irgendeine Richtung? Erst nach einigen Minuten erhaschte er den Pfeil im Schnee. Ein paar Schneeflocken hatten sich dort abgesetzt. Dieser Pfeil zeigte in Richtung des Hauses.

Entweder hieß es, dass sie am Haus vorbei gegangen war oder das sie im Haus war. Die These, das sie im Haus war, konnte man ja schnell überprüfen. Dafür müsse er nur klopfen und schauen, wer ihm die Tür öffnete und nachhaken. Er legte seine vorderen Haarsträhnen so, dass diese vor seinen Schultern lagen und die spitzen Ohren bedeckten. Aufrecht, mit eleganten Gang, schritt er auf das Haus zu und klopfte laut gegen die Tür. Dann trat er höflich ein Stück zurück. Seine Ohren lauschten auf jedes Geräusch, welches er einfangen konnte. Sollte Camille nicht hier sein, müsste er weiter suchen. War sie hier, müsste er sich überlegen, was er davon hielt.
Selbst als das kleine Mädchen ein wenig zurück wich, blieb Claire wo sie war, sie wollte die kleine nicht erschrecken. Mitgefühl kam bei Claire auf. “Das tut mir Leid,wir finden ihn schon, hab keine Angst”
Sie lachte leise. “Camille, was für ein wunderschöner Name. Du bist nach einer besonders hübschen Blume benannt, findest du nicht?”
Wärme zusammen mit dem Geruch eines Herdfeuers wehte einem entgegen, als Claire die dicke Tür öffnete. Wie altmodisch, dennoch weitaus behaglicher als eine normale Heizung.”Wenn du möchtest, kannst du deine Jacke dort lassen”. Claire deutete auf eine Ausbuchtung in dem weiß getünchten Flur mit runder Decke. Darin befand sich ein kleines Schuhregal, mit Schuhen, säuberlich eingeordnet, einen Hacken auf Erwachsenen Höhe mit Mänteln, zwei Schals und Handschuhen. Eine kleine Kommode mit Blumen befand sich ebenfalls dort, für Camille ein guter Platz für ihre Jacke.
“Komm herein”
Das Haus war klein gewesen, aber das, was dann nach dem Flur kam, passte doch keinesfalls in das Haus hinein. Ein großer offener Raum, mit hohen Decken. Links und rechts eine Reihe von Fenstern, wo man hinaus sehen konnte. Dabei hatten sich an dem Haus nur zwei kleine Fenster befunden. Es schien so, als wollte Claire so wenig Dunkelheit haben, wie es möglich war.

Vor dieser Fensterreihe befand sich ein großer Holztisch, an dem acht Personen Platz hatten. Genau wie die Stühle würde man diesen wohl eher in einem Museum erwarten als in einer Küche, doch irgendwie passte er dort hinein. Dann gab es noch einen Herd mit einem Feuer darin, über dem Feuer war eine Steinplatte, man konnte dort allerlei Dinge zubereiten.
Dort befand sich auch ein kleinerer Tisch. Messer, die eindeutig modern waren, Löffel aus Holz, die in einer kleinen Vase mit Blumen steckten, befanden sich ebenfalls dort. . Eine Schale mit Äpfeln, ein Brett standen dort und an einem Schrank beim Tisch sah man Geschirr hinter Glas stehen.. Rechts in dem offenen Raum befand sich ein weiteres Feuer, allerdings ein großer Kamin vor einer kleinen Sitzecke, Ein blaues dickes Buch, alt und zerlesen lag dort auf einem der Sofas. Eine Tür befand sich rechts von der Sitzecke IN der Wand dort wo eigentlich nichts sein konnte und eine eiserne Wendeltreppe führte nach oben. “Dann lass uns mal nach deiner Hand sehen”
Claire machierte zu einer Ecke gleich rechts vom Gang. Dort befanden sich Kräuter, Gläser, Mörser und andere Gerätschaften. “Du kannst dich schon mal setzten.” Claire nickte mit dem Kopf zu dem Tisch hin und kam kurz darauf beladen mit Kräutern, Schüsseln, einer Schere und einem großen Krug zurück. “Also lass mal sehen” sie untersuchte Camilles Hand” Das haben wir bald..” sie begann die Kräuter zu verarbeiten, bis sie eine Paste in einer Schüssel hatte, die grün war, aber weitaus besser roch als sie aussah. Vorsichtig begann sie die Hand damit einzustreichen. “Das muss jetzt ein wenig einwirken, danach müssen wir eine zweite Schicht auftragen Tut es noch weh?”
Claire nahm einige Stoffstreifen und wickelte sie um die Hand von Camille.
“So fertig hast du Hunger? Möchtest du etwas essen, während wir warten? Ich habe Tee mit noch warmen Apfelkuchen und Sahne wenn du möchtest”

Claire begann die Kräuter und alles andere aufzuräumen, bis auf die Schüssel mit der Salbe und den Verbänden.

Wenig später war sie gerade dabei, sich nach Camille ein Stück Apfelkuchen auf den Teller zu legen, als sie einen Mann erblickte, der am Fenster vorbei lief. Hochgewachsen mit dunklem Haar und Bart und zudem..er gefiel ihr.
“Camille, ist das dein Papa?” fragte sie ruhig während es ein paar Sekunden später auch schon laut Klopfte. Claire legte das Messer hin, lief zur Tür, die war wirklich zu schwer für ein Kind und öffnete sie. “Guten Tag” sie lächelte. "Sie müssen Camilles Vater sein"

Viorel Kerbel

Keine Angst zu haben war etwas, was Camille nicht unbedingt beeinflussen konnte. Wobei die Tatsache, das die junge Frau ihr versprach ihr zu helfen, die Angst etwas linderte und in ihr einen Keim von Hoffnung setzte. “Kamille ist zum heilen.” erwiderte das kleine Mädchen und ging in Gedanken durch, was ihr Vater ihr zur Pflanze erklärte, nach welcher sie benannt wurde. Kamille wurde vielseitig eingesetzt und sorgt dafür, dass es den Menschen besser ging. Dies war auch der Grund, warum ihr Vater diesen Namen gewählt hat. Viorel wollte, dass sie nicht nur nach einer hübschen Pflanze benannt wurde sondern auch nach einer, die für das gute eingesetzt wurde. Drinnen im Haus zog Camille ihre Schuhe und die Jacke aus. Jede ihrer Bewegung war elegant, ohne das sie sich anstrengen musste. Die Schuhe kamen ins Schuhregal und ihre Jacke legte sie ordentlich zusammen und legte diese auf die Kommode. Bei den Blumen blieb sie einen Augenblick stehen und musterte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. “Sehr hübsch seid ihr.” flüsterte sie den Pflanzen zu und folgte dann vorsichtig Claire weiter hinein ins Haus, was hier drinnen eindeutig größer war als von außen.

Das kleine Mädchen ließ ihre Augen über alles schweifen was sie sah, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und schien alles aufnehmen zu wollen, woran sie vorbei ging. Sie fand das Haus faszinierend und gleichzeitig seltsam. So, als wäre es ein Märchenhaus. Ein ‘innen anders Haus’. Der Aufforderung sich zu setzen, kam das Mädchen direkt nach und ließ sich am Tisch nieder. Die Sachen auf dem Tisch beäugte sie mit einem leicht misstrauischen Blick. Als ihre Hand untersucht wurde und die Salbe aufgetragen wurde, verzog Camille nicht eine Miene. Sie hielt still, zuckte nicht oder dergleichen. Bei der Frage, ob es noch weh tut, schüttelte sie mit dem Kopf. “Kaum noch. Es… juckt.” erwiderte sie wahrheitsgemäß. Ihre Miene veränderte sich schlagartig als man ihr Tee und warmen Apfelkuchen mit Sahne anbot. Die Augen wurden größer und sie nickte. “Gerne. Ähm… wenn ich darf.” meinte sie höflich. Bei der Frage, ob das ihr Vater war, rutschte Camille direkt von ihrem Platz und folgte Claire zur Tür.

Viorel wartete nur wenige Momente vor der Tür, bis eine junge Frau ihm die Tür öffnete. Noch ehe er etwas auf ihre Begrüßung erwidern konnte, fiel der Name seiner Tochter. “Guten Tag und richtig kombiniert. Ist sie hier?” fragte er die Frau. Seine ganze Haltung war anmutig, die Gesichtszüge sehr fein und die spitzen Ohren waren hinter den langen Haaren versteckt. Sein Blick fiel auf seine Tochter, als diese an der Frau vorbei schaute. “Hier steckst du also Camilleana.” meinte er sanft, ging in die Hocke und zog seine Tochter in eine Umarmung. “Ich… Da war ein Eichhörnchen.” begann sie zu erzählen und erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, während sie sich noch dichter an ihren Vater drückte. “Und das Eichhörnchen war so faszinierend, das du hinter her musstest und mich nicht mehr gesehen hast, nehme ich an?” schlussfolgerte er und brauchte keine Antwort von seiner Tochter. Er wusste, dass sie dem zustimmen würde. “Was hältst du davon, wenn wir solche Erkundungstouren zusammen machen, bis du den Wald besser kennst? So verlieren wir uns nicht aus den Augen. Ich bin übrigens Stolz auf dich, dass du einen Hinweis hinterlassen hast. So hab ich dich gefunden. Wäre aber schön, wenn du beim nächsten Mal, nicht einfach ins Haus von Fremden gehst, okay?” die letzten Worte besaßen einen sanften Nachdruck, eine leichte Ernsthaftigkeit in der Stimme.

“Sie macht meine Hand heil.” erwiderte Camille und deutete auf hinter sich. “Darf ich noch Tee trinken und Kuchen essen?” fragte sie und löste sich aus der Umarmung mit ihrem Vater. Dieser nickte ihr einmal zu und schon schlich sich ein Grinsen auf ihre Lippen. Viorel schlüpfte aus seine Schuhe, ehe er selbst ins Haus trat. Die Schuhe ließ er draußen stehen. “Entschuldigen sie bitte, falls Camille ihnen Umstände bereitet hat. Wir werden uns hier auch nicht lange aufhalten. Was genau meinte sie mit ihrer Hand? Wurde sie verletzt?” fragte er die junge Frau und musterte sie mit einem höflichen Blick. Er würde auch keinen weiteren Schritt ins Haus hinein gehen. Er war lediglich so ein getreten, dass man die Tür schließen konnte. Seine Tochter würde einen Moment brauchen, bis sie fertig wäre und man musste die Kälte nicht ins Haus lassen. Weiter hinein ohne Aufforderung gehörte sich nicht. “Ich sollte mich wohl auch direkt mal dafür bedanken, dass sie ein Auge auf sie hatten. Auch, wenn ich im ersten Moment ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken hatte, das sie bei jemand Fremdes im Haus sein könnte… Sie scheinen vernünftig zu sein. Vorausgesetzt, der Tee ist nicht vergiftet. Sonst müssten sie mich wohl auch vergiften.” erwiderte Viorel und bei den letzten Worten umspielte ein Grinsen seine Mundwinkel. Ein kleiner Scherz.

Die Frau wirkte nicht wie jemand, der ein Kind vergiften würde. Er hat im Laufe seines bisherigen Lebens einige Leute getroffen, die auch zwielichtige Gedanken hatten. Die junge rothaarige Frau wirkte nicht wie jemand, der Kinder zum Frühstück verspeiste. Manchmal musste man einen Vertrauensvorschuss gewähren und das hier war so eine Situation. Er musste darauf vertrauen, dass sie es gut mit seiner Tochter meinte und aus einem Herzensgefühl heraus geholfen hat. Zumindest war dieser Gedanke erträglicher als daran denken zu müssen, dass sie vielleicht seinem Kind etwas tun wollte. Der Elf war Alleinerziehend und, wenn er nicht sein Kind beschützte, würde es niemand tun. Von ihrer Mutter konnte er das nicht verlangen. Sie war gegangen, hatte sich dafür entschieden, keinen Kontakt haben zu wollen und ihr Kind zurückzulassen. Eine Entscheidung, die Viorel bis heute nicht verstand. Vor allem, weil Camille ihm jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Er hat sich für sein Kind entschieden und dafür die Frau aufgegeben, die er einst geliebt hat. Wobei es letztlich die richtige Entscheidung war. Sie wären nicht glücklich geworden, waren viel zu verschieden, hatten andere Pläne für ihr Leben in Ewigkeit.
"Richtig, Kamille ist zum Heilen da" Claire schmunzelte. "Du scheinst ja viel über die Pflanze zu wissen.."
Drinnen in ihrem Haus, schaute das Kind sich erstmal um, langsam, nahm jedes Detail auf. Das Haus passte nicht mit der äußeren Erscheinung zusammen. Hier war alles größer, heller und ja auch hübsch eingerichtet, so empfand sie es zumindest. Ob das Mädchen ebenfalls so dachte?
Während sie die Paste anrührte und anschließend die Hand verband unterhielt sie sich ein wenig mit ihr, als sie ihr dann Tee und Kuchen anbot, begannen die Kinderaugen zu strahlen. Voll ins schwarze getroffen hm? Aber, wer mag keinen Kuchen? Und dann dazu noch Apfelkuchen noch leicht warm mit kalter Sahne. "Natürlich, wer mag denn keinen Apfelkuchen mit Sahne hm?" fragte sie die kleine. "Ich zumindest bin ganz verrückt danach"
Das Rezept war sehr alt, von ihrer Mutter. Sie bezweifelte, dass man ihn heutzutage noch irgendwo so herstellte, geschweige denn bekam. Er ähnelte einer Tarte Tatin vom aussehen her, schmeckte aber anders.
Camille bekam ein großes Stück auf den Teller, und ein entsprechend kräftigen klecks Sahne.
Erst danach kümmerte Claire sich um sich selbst. Sie ging im Kopf durch wo der Vater des Mädchens sein könnte. Sie wollte gerade fragen, ob es denn etwas besonderes gegeben hatte. Eine Lichtung oder dergleichen auf der sie gewesen waren, da sah sie einen Mann an der Fensterfront vorbei laufen. Er hatte ebenso schöne Gesichtszüge wie Camille, also fragte sie einfach. Es klopfte

Der Mann draußen war höflich, Claire lächelte und nickte, "Ja sie ist hier" da drückte sich auch schon das Kind an ihr vorbei. Claire nahm etwas abstand um die beiden nicht sonderlich zu stören. sie schloss bei dieser Gelegenheit wieder die Tür, hielt den Wind und den Schnee ab.
Schnee...auch damals hatte es geschneit, sie war Barfuß angekettet in der Mitte der beiden Frauen nach draußen gegangen. Der Wind und die kälte des Schnees hatte an ihrem ausgezehrten Körper gezogen. Der Himmel war blau gewesen, die Sonne hatte geschienen, so als ob die Welt sie verspotten wollte und dann, war sie verbrannt worden. Das Feuer hatte sich ihr immer weiter genährt, die Muskeln ihr die Knochen gebrochen, im verzweifelten Versuch der Hitze zu entkommen und dann hatte sich das Feuer gierig ihren Körper entlang gewunden, der Geruch von Fleisch das verbrannt wurde, ihre Schreie die Schmerzen und doch war sie gerettet worden. Selbst heute viele viele Jahre später waren Dinge hängen geblieben. Schnee, Kälte, Feuer der Geruch von angebratenem Fleisch und die Dunkelheit.
Gegen die Dunkelheit konnte sie etwas machen, so viele Fenster und Lampen wie möglich, ach aß sie kein Fleisch oder Fisch. Feuer hingegen brauchte sie zum Kochen, Backen und um das Haus zu wärmen. Sie hörte mit halbem Ohr zu was Camille ihrem Vater berichtete und dann war ihre Aufmerksamkeit doch wieder da, als der Vater es erlaubte, dass sie weiter Essen konnte. Bevor sie die Tür schloss war sie dennoch so dreist die Schuhe des Mannes herein zu bringen. Sie würden sonnst eiskalt und nass werden. Danach blieb sie hinter Camille stehen. und blickte ihr nach wie sie durch den Gang entlang lief, durchaus besser gelaunt. Die Welt war in Ordnung. Immerhin war ihr Vater jetzt da. Es gab Apfelkuchen und die Hand würde auch wieder in Ordnung kommen.
Claire lachte leise auf. "Sicher, der Kuchen ist nicht vergiftet, der Tee allerdings.." sie schmunzelte. "Kommen Sie doch herein" Sie wies einladend in den Flur hinein. "Sie hat mir keinerlei Umstände bereitet machen Sie sich keine Sorgen und ich verstehe sie. In fremde Häuser zu gehen, mit zu gehen kann gefährlich sein, jedoch nicht in meinem Fall" Während sie mit dem Mann den Flur entlang ging, nickte sie. "Ja sie hat mit der Hand einen Riesenbärenklau berührt. Tödlich ist das Gift nicht aber sehr sehr unangenehm. Eine Verbrennung mit Pusteln. Ich habe die Erstbehandlung bereits durchgeführt bald muss eine zweite Schicht darauf gestrichen werden."
Sie blieb stehen am Eingang der Küche und streckte die Hand zur Begrüßung aus. "Mein Name ist Claire, möchten sie ebenfalls Apfelkuchen mit Sahne und warmen vergiftetem Tee?" sie schmunzelte dabei.

Viorel Kerbel

Bei der Feststellung von Claire nickte Camille zustimmend. “Dad weiß mehr.” erwiderte sie und ihr Blick wurde etwas trauriger, als sie ihren Dad erwähnte. “Er bringt es mir bei.” ergänzte sie zügig. Von ihrem Vater lernte sie viel über die Natur und darüber, wie wichtig es war, immer im Einklang mit der Natur zu sein. Zu geben und zu nehmen. Der Apfelkuchen heitert das Gemüt des Mädchens sichtlich auf. Es ging dabei um Kuchen! Apfelkuchen war toll und der Duft von ihm stieg ihr in die Nase, so dass ihr ohnehin das Wasser im Mund zusammen lief. “Süßes geht immer.” meinte das kleine Mädchen grinsend.

Das Viorel der Vater der kleinen Elfe war, stand außer Frage. Sie ähneln sich sehr und vor allem, besaßen sie beide dieselbe Anmut. Alles an ihnen war elegant, anmutig und schön und das ohne das sie sich dafür anstrengen mussten. Eine aufrechte Haltung, ein anmutiges Wesen zu besitzen, scheint für sie so leicht und natürlich zu sein wie das atmen. Gerade unter den Menschen fielen sie dadurch auf. Viele wollten diese Anmut haben, diese sanften und eleganten Bewegungen ausführen können. Ballerinas übten ein Leben lang, damit sie an Anmut dazu gewannen. Doch, wenn man Viorel fragte, wirkte diese Anmut unnatürlich bei ihnen. Es gab Wesen die mit Anmut gesegnet waren und andere eben nicht. Er war ein Elf und das war es, was ihn auszeichnete. Das war es, was dafür sorgte, dass er zur Perfektion der Natur gehörte. Er war sich dessen bewusst, das er auf andere durchaus eine faszinierende Wirkung besaß. Ihm war bewusst, dass manche verstehen wollten, wie man bei jeder Bewegung so elegant sein konnte. Doch er würde es niemandem erklären können, wie man dies erlangte. Es war etwas, was in den eigenen Genen ruhte.

Das heißt nicht, das er andere von oben herab ansah. Überhaupt nicht. Für ihn spielte es keine Rolle, ob sein Gegenüber perfekt aussah oder Makel aufwies. Was zählte schon das Aussehen, wenn der Charakter dahinter Dreck war? Das Aussehen war nichts Wert, wenn der Charakter verdorben war. Was Claire durch den Kopf gegangen war, wusste er nicht. Woher auch? Gedanken lesen konnte er nicht. Bei der Äußerung der jungen Frau, dass der Kuchen nicht vergiftet sei, der Tee jedoch, zog er eine Augenbraue fragend in die Höhe und brauchte einen Moment um den Scherz zu verstehen. Dann breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus, welches den Elfen direkt noch sympathischer aussehen ließ. “Na dann bin ich ja beruhigt, wenn es nur der Tee ist.” erwiderte er scherzend. Das seine Tochter ihr keine Umstände gemacht hat, beruhigte ihn ein wenig. Seine Tochter war zur Höflichkeit erzogen worden. Ebenso auch zu einem respektvollen Umgang mit Mensch, Tier und Natur.

“Es ist eben das, was man seinem Kind beibringt, damit es geschützt ist. Nicht mit Fremden mitgehen oder sprechen, da man nie weiß, was für Absichten jene haben. Wobei es jedoch wichtig ist, dass man sich Hilfe holt, wenn man diese braucht. Es kann ein wenig widersprüchlich sein, wenn man näher drüber nachdenkt. Man macht sich immer zu viele Gedanken ums eigene Kind. Vor allem, wenn man nur einander hat.” erklärte er. Für ihn gab es nur Camille und Camille hatte nur ihn. War man alleinerziehend, blieb alles an einem hängen und man musste überlegen, wie man das Kind erzog und was für Werte wichtig waren. Er konnte sich mit niemandem absprechen, sondern musste den eigenen Weg finden. Klar, er hatte seine Familie die ihm mit Rat und Tat zur Seite standen. Dennoch war er letztlich der Vater von Camille und trug damit jede Verantwortung alleine. Er war derjenige, der die richtige Entscheidung treffen musste. Ihre Mutter hat sich aus der Verantwortung entzogen, lebte ihr freies Leben und verschwendete sicherlich nicht einen Gedanken daran, wie es ihrem Kind ging. Eine Tatsache, die Viorel nie nachvollziehen konnte und was ihn durchaus etwas sauer aufstieß. Wobei es vor allem der Schmerz war, der in seiner Brust tobte.

Als Claire ihm erzählte, was für eine Verletzung seine Tochter an der Hand hatte, sah er sie überrascht an und nickte dann verständlich. “Das Gift des Riesenbärenklaus steht mit der Sonne in Verbindung. Es ist eine Giftreaktion, die schnell mit einer allergischen Reaktion verwechselt werden kann. Riesenbärenklau ist eine faszinierende Pflanze, eine die man recht gut erkennen kann, wenn man weiß wie sie aussieht. Jedoch sollte man ihr Gift nicht unterschätzen. Auch, wenn sie nicht direkt tödlich ist, könnte es durchaus zu einem großen Problem werden. Man stelle sich einmal vor, dass jemand mit wenig Kleidung in Riesenbärenklau fällt. Die Hautreaktion an so ziemlich jeder Stelle zu haben, kann durchaus ernste Konsequenzen nach sich ziehen. Welche Pflanzen sind in der Salbe drin?” fragte er Claire interessiert.

Pflanzen, das war genau sein Gebiet. Das war es, was ihn faszinierte und womit er sich immer auseinandersetzt. Er verfügte über ein großes Fachwissen und genoss es durchaus, dass seine Magie dafür genutzt werden konnte, um der Natur zu helfen. So konnte er zum Beispiel Blumen beim wachsen nachhelfen. “Sehr erfreut Claire, mein Name ist Viorel.” stellte er sich dann höflich vor und schüttelte ihre Hand zur Begrüßung. Für einen kurzen Moment musterte er ihre Hand. Es war ein kurzer Blick, ein leichtes mustern. Ein mustern ohne Wertung, ohne es zu kommentieren. Es reichte um festzustellen, dass sie dort Brandnarben aufwies. Etwas, was er für sich selbst zur Kenntnis nahm und sich im Kopf notierte. Es war etwas was auffiel und von einer Geschichte sprach, die sicherlich schon eine Weile zurück lag. Jeder trug Narben von der Vergangenheit mit sich. Manche sichtbar auf ihrer Haut und andere unsichtbar auf der Seele, tief in ihrem Inneren versteckt.

Dann überlegte er einen Moment, ob er das Angebot von Apfelkuchen mit Sahne und dem warmen Tee, wirklich annehmen sollte. Aber es ging um warmen Tee und Apfelkuchen. Es wäre mitunter unhöflich das Angebot nicht anzunehmen und es wäre sicherlich schön, eine Tasse warmen Tee genießen zu können, ehe er sich später mit Camille wieder auf den Weg machen würde. “Sehr gerne doch. Das hört sich gut an und es ist im übrigen auch sehr gut, dass der Duft von Apfelkuchen und Tee in der Luft liegt. Allein dadurch bekommt man Lust darauf.” meinte er schmunzelnd. Camille hatte bereits die Hälfte von ihrem Kuchen verputzt und grinste zufrieden vor sich hin. Mehr brauchte es manchmal nicht. Manchmal brauchte es nur ein Stück Kuchen und Tee. []“Leben sie hier allein?”[/b] fragte er interessiert die junge Frau und ließ seinen Blick einen Moment auf ihrem Gesicht ruhen, betrachtete sie freundlich und ab und an sprangen seine Augen zwischen ihren Augen, der Nase und dem Mund hin und her. Fast so, als versuche er sich alles ganz genau einzuprägen.
Sie hatte noch immer die Worte ihrer Anklage im Ohr:
“Die Angeklagte hat:
1) Die Hexerei und Zauberei von ihrer Mutter gelernt.
2) Sich dem leidigen Teufel mit ihrem Blut verschrieben.
3) Auf viel und unterschiedliche Teufelstänz gefahren.
4) Den heiligen Leib Christi nach Reichung desselben wieder aus dem Mund genommen, und dem Teufel gar oft gebracht.
5) Dagegen aber wieder ein teufelisch Nachtmahl genommen.
6) Mit schweren und seelenverderblichen Vermaledeiungen ihre begangenen Missetaten geleugnet.
7) Von dem bösen Geist sich umtaufen lassen.
8) Einen sonderen teuflischen Buhlen auf dem Heuberg gehabt.
9) Durch ihre Teufels-Salben und andere zauberische Mittel Menschen umgebracht 9, darunter 2 Kinder.
10) Sich von dem leidigen Teufel auf dem Rücken zwischen den Schulterblättern bezeichnen lassen.
12) Behexe und bezaubert auf unterschiedliche weiß 24 Personen, darunter ihre eigene Schwiegermutter
13) An unterschiedlichem Vieh durch Beschmierung ihrer Salbe umgebracht 8 Stück.
14) Von dem Teufel zu verschiedenen Stunden Fleischeslust empfangen.

Es war ein schöner Wintertag gewesen, so wie heute. Der Himmel blau, die Sonne hatte geschienen, wie um die drei Frauen ein letztes mal zu verhöhnen, bevor sie verbrannt wurden.
Ein Windstoß hatte das Feuer nach kurzer Zeit zur Seite wehen lassen,erlaubte ihr wenigstens für kurze Momente einen Blick auf die Johlende Menge, die Priester und Mönche. Der Gestank von Fleisch, verkohlt hing klebrig in der Luft und wollte nicht verschwinden. Ihre Haut, schwarz, aufgebrochen und stinkend. Für einen Moment konnte sie ihre Beine, Arme und Hände sehen, ehe der Wind wieder Still wurde und wieder begann die drei Frauen zu verschlingen.

"Ich weiß was sie meinen, es ist vorsicht angebracht bei Fremden und doch braucht man ab und zu Hilfe von Fremden. Man kann dann nur hoffen das es gut ausgeht." Sein Lächeln bei dem Scherz mit dem Tee, als er ihn verstand. Er war sympatisch und sah obendrein noch gut aus, aber Claire hatte gelernt vorsichtig zu sein. Sympathisch und gut aussehend, das war Laurenz auch gewesen und dieser Mischung traute sie keinen Zentimeter mehr über den Weg
Im Grunde..sie hatte nur mit Mik etwas gehabt seid sie...Freundschaft mit vorzügen war es gewesen, aber kein Partner und keine Liebe. Sicher ein großer, riesiger Teil von ihr war einsam. Doch wer würde sie denn schon wollen und sich jemanden zu öffnen, besonders einem Mann würde schwerer werden als das Buch mit den sieben Siegeln zu lösen. So empfand sie es zumindest. Sie hatte nun eine Menge Macken wie man es heute nennen würde. Kein Fleisch, Wurst oder Fisch. Um gebratenes machte sie den größtmöglichen Bogen wenn es ging. Wenn nicht, dann hielt sie die Luft an und versuchte so schnell wie möglich dort vorbei zu kommen. Früher hatte sie es gerne gegessen, doch nun drehte es ihr allein schon bei dem Gedanken den Magen um. Feuer, auch damit hatte sie ein Problem, doch brauchte sie es hier zum zubereiten von Essen und teilweise für ihre Salben und dann natürlich noch für Wärme. Wobei es ein Akt auf dem Drahtseil war. Sie hasste es zu frieren doch hasste sie auch Feuer und dessen unsägliche Hitze, die zerstörungskraft welche sie am eigenen Leib erfahren hatte. Dunkelheit. Dunkelheit war ebenfalls furchtbar, ebenso wie enge Räume, es hatte einen Grund weshalb sie so viele Fenster hatte, so viele Lampen anhatte wenn es draußen dunkel wurde und weshalb sie große Räume hatte.

Viorel betrachtete ihre Hand als sie sich einander vorstellten. Sie konnte nicht anders, sie entzog sie ihm schnell. Scham Angst und Unwohlsein es war immer das gleiche was sie spürte. Sie hatte alle Mühe und Not ihr Gesicht normal erscheinen zu lassen, für die Hände reichte es nicht. Mit einem kurzen nervösen Lächeln verbarg sie ihre Hände in den Falten ihres Rocks. "Freut mich ebenfalls Sie kennen zu lernen Viorel" sagte sie dann doch und führte ihn in ihr Haus.
Bei der Vorstellung was passieren könnte wenn man wenig bekleidet in diese Pflanze viel, verzog sie das Gesicht. "Man möchte es sich gar nicht vorstellen, man bräuchte ein Bad voll Salbe und Dunkelheit." Sie schüttelte den Kopf, das die losen Strähnen in ihrer Frisur leicht hin und her hüpften. Ihr Blick viel zu der Fensterfront. "Der Schnee machte es noch schlimmer bei eurer Tochter. Die reflektion der Sonne war nicht gut. Es sah böse aus und wird es wohl noch etwas bleiben..." Ihre Lippen hoben sich während sie ihn durch den Flur führte. "Sie scheinen sich sehr mit Pflanzen auszukennen" Wieso den auch nicht. Er war ein Elf verdammt. Einen Elfen das zu Fragen war so, als würde man einen Bäcker fragen ob er sich mit Brot auskannte.
Camille hockte vergnügt am Tisch. Die Welt war in Ordnung, ihr Vater war hier, es gab Kuchen und Tee und ihre Hand war fürs erste versorgt worden. Camille war stehen geblieben hatte dieses seltsame innere des Hauses still schweigend begutachtet. Es passte ja wirklich nicht zu dem wie es von außen aussah. Nun schien sie sich an dem Inneren nicht zu stören, war das bei ihrem Vater ebenso?
Sie stand schon halb im Raum als sie sich zu ihm umdrehte. Der Flur war mit Absicht schmal gehalten. Man konnte nicht nebeneinander laufen. Das war bei den Wachen im Kerker immer so gewesen. war sie zu schwach zum laufen gewesen hatte man sie in die Mitte genommen gepackt und halb getragen, oder sie hatten sie hinter sich her geschleift.
"Die Salbe besteht aus einer Handvoll Lilienwurzeln abkocht, Mastix und Weihrauchharz mit etwas Campher und Schweinefett vermengt, allerdings habe ich noch etwas Kamille hinzu gefügt" Claire schmunzelte und blickte kurz zu dem vergnügten Kind, ehe sie einladend auf den Tisch mit den Stühlen wies. "Bitte, setzen sie sich Viorel" nur zögerlich schob sie die Hände aus den Falten des Rocks und ging zum Schrank mit dem Geschirr. Sie zog ein weiteres Set von dem Porzellan hervor. Sie kehrte zurück etwas gefasster und während sie auch ihm einen Teller und eine Tasse inklusive einer Kuchengabel hinstellte und ihm servierte nickte sie. "Ja, ich wohne allein"

Viorel Kerbel

“Genau. Man weiß nie so ganz, in was für ein Haus man eintritt und gerade Kinder können es noch nicht richtig messen, noch nicht richtig gut und gefährlich unterscheiden. Wem man vertrauen kann ist eine schwierige Sache. Selbst jene, die man einst geliebt hat, können das aufgebaute Vertrauen zerstören. Ein Grund mehr, keinen Fremden einfach zu vertrauen. Wobei ich hier doch ganz froh bin, dass es so gekommen ist.” erwiderte er und bemühte sich, bei seinen Worten, um ein freundliches Lächeln. Vertrauen war kostbar. Es war etwas, worauf alles aufbaute. Es war das, was man sein Leben lang suchte. Leute, mit denen man alles teilen konnte, waren Gold wert. Vertrauen war das, was man brauchte um sich richtig fallen zu lassen. Nur leider, konnte man beim Thema Vertrauen auch schnell lernen, das man dabei stürzen konnte und das ein Verrat etwas war, was mehr als nur blaue Flecken hinterließ. Es gab Dinge, die nicht einfach mit einer Medizin oder Salbe behandelt werden kann. In Viorels näherem Umfeld gab es genug, denen er Vertrauen konnte. Größtenteils seine Familie und das Elfenvolk, mit dem er aufgewachsen war. Die letzte Frau, der er vertraut hat, hat gezeigt das sie auch eine andere Seite besaß. Eine Seite, mit der er nicht klar kam und die ihn mehr als nur erschreckte. Eine Seite, die ihn zum Alleinerziehenden Vater machte, der seiner Tochter die Welt zu Füßen lag und gleichzeitig versuchen musste, ihr vernünftig zu erklären, warum sie keine Mutter hatte. Warum die Frau, die sie geboren hat, sie nicht liebte und nichts von ihr wissen wollte.

Die Gedanken schüttelte er ein wenig ab und musterte kurz Claires Bewegung mit ihren Händen. Sie verbarg diese in den Falten ihres Rockes. Am liebsten hätte er gesagt, dass jeder Narben besaß. Manche waren sichtbar und andere nicht. Doch jeder Mensch, selbst die fröhlichsten der Welt, besaßen welche. Kleine, unscheinbare Narben. Ereignisse, die einen prägten und an eine Zeit erinnerten, wo man fertig mit der Welt war. Viorel hatte in seinem bisherigen jungen Leben schon so einiges erlebt. Natürlich, es gab Leute die anders gelitten haben. Leute, die in einer Hölle gefangen waren und nicht mehr so leicht raus kamen. Menschen, die einen Albtraum überlebt hatten. Es gab durchaus Menschen, die mehr Mist in ihrem Leben erlebten als er. Dennoch, war auch er durch eine harte Zeit gegangen und trug dies mit sich herum.

Claire verzog das Gesicht bei seinen Worten, wie die Vorstellung wäre, wenn man wenig bekleidet in diese Pflanze fiel. “Und viel Geduld, damit der Körper richtig heilen kann. Dort wo ich aufgewachsen bin, gab es zum Glück den Riesenbärenklau kaum in der Nähe. Wobei man uns stets darauf hinwies, vorsichtig zu sein und keine unbekannten Pflanzen zu berühren. Was jedoch nicht bedeutet, dass nie etwas geschehen war.” meinte er mit einem sanften Grinsen auf den Lippen. Es war einiges passiert. Jeder Elf hatte schon mal Bekanntschaft mit einer Giftpflanze geschlossen. Das war nicht unbedingt vermeidbar gewesen und man lernte dadurch auch. Es war etwas, was einem im Gedächtnis blieb und dafür sorgte, aufmerksamer seine Umgebung zu beachten und sich umzuschauen, was um einen herum so wuchs. “Natürlich, der Schnee und die Reflektion… Sofern ihre Hand bedeckt bleibt, sollte dies aber kein weiteres Problem darstellen.” erwiderte der Elf und nickte dann bei Claires Worten einmal als Bestätigung. “Pflanzen sind meine Leidenschaft und von Berufswegen her, ist ein fachliches Wissen von Nutzen. Ein Florist, der sich nicht mit Pflanzen auskennt, wäre ein wenig merkwürdig. Ich bin mitten in der Natur aufgewachsen und wurde dadurch schon in sehr jungen Jahren dort heran geführt. Außerdem ist es wichtig, sich mit seinem Umfeld auseinanderzusetzen und zu wissen, was für Pflanzen um einen herum wachsen. Welchen Nutzen diese erfüllen und was für ein Schutzmechanismus in den Pflanzen ruht.” meinte Viorel mit einem warmherzigen Lächeln. Er liebte Pflanzen. Aber gut, er war ein Elf. Sie waren ohnehin sehr Naturverbunden, brauchten die Natur um sich wirklich wohl zu fühlen. Zu lange von der Natur getrennt zu sein, machte ihn nur krank. Außerdem bezog sich seine Magie auch auf die Pflanzenwelt.

Seine Tochter verspeiste genüsslich den Kuchen und während Viorel weiter eintrat, musterte er das Haus ein wenig. Das Haus war von außen definitiv kleiner und wirkte so, als wenn hier drinnen gar nicht so viel Platz existieren dürfte. Er notierte sich diese Tatsache im Kopf und so langsam setzte sich ein Bild zusammen in seinem Kopf. “Die Bestandteile hören sich gut an. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, wie die einzelnen Bestandteile wirken und wofür sie genutzt werden können. Besonders Kamille ist gut.” kam es ihm über die Lippen und dabei schaute er zu seiner Tochter, die nach dieser Pflanze benannt worden war. Er setzte sich und hatte dann auch wenig später einen Teller und eine Tasse Tee vor sich zu stehen. “Vielen Dank.” meinte er aufrichtig und schaute erneut zu Camille, die ihr Stück schon fast verschlungen hatte. “Ich finde den Zauber des Hauses sehr interessant. Draußen so klein und unscheinbar und hier drinnen so viel Platz.” meinte er und sah nun direkt Claire an. Seine Stimme war nach wie vor freundlich und höflich. “Hexenhaus?” kam es dann von Camille, die nun kurz zwischen Claire und ihrem Vater hin und her sah. “Wie bei Hänsel und Gretel.” ergänzte die Kleine grinsend. “Dir ist bewusst, das dies bedeutet, dass man dich verspeisen will, oder? Ich bin schon etwas zu alt dafür. Ich bin sicher schon zäh und ungenießbar.” merkte er an und ein kichern kam von dem kleinen Mädchen. “Ich vollbringe zwar auch so einiges, aber das ein Raum deutlich größer ist als das Haus von außen, ist nichts was meine Fingerspitzen erschaffen können.” meinte er und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Claire.
„Die Natur kann der beste Lehrer sein, solange man vorsichtig mit ihr umgeht und sie nicht wie die meisten zerstört.“ so wie die Menschen.
Sie stimmte ihm zu und führte ihn durch den Gang in die sehr große Küche und in das Wohnzimmer. „Mit Älteren ist es das Gleiche, sie können viel lehren. Das Problem ist, dass man zuhören sollte, und die meisten jungen Leute oder Kinder machen das nicht richtig“, lachte sie.
„Bitte nehmen Sie Platz“, machte sie eine einladende Geste in Richtung des großen Tisches, an dem Camille bereits saß und das Stück Kuchen verschlang. "Ein Florist,wie wunderbar, dann teilen wir wohl die Liebe zu Blumen und Pflanzen gleichermaßen..“ etwas, das sie gemein hatten. Claire servierte ihm eine Tasse Tee und auch ein Stück Kuchen, nachdem er seinen Platz eingenommen hatte. Seine Tochter war glücklich. Ihr Vater war hier, es war warm, es gab warmen Apfelkuchen und warmen Tee, wer wäre nicht glücklich? Zumindest konnte sich Claire nicht vorstellen, dass jemand mit diesen Bedingungen unzufrieden wäre.
Apfelkuchen..Manchmal, tief unten in den Kerkern, wenn einige der eingesperrten Frauen in einem etwas besseren Zustand waren hatten sie über ihr Lieblingsessen gesprochen. Apfelkuchen. Es war Marys Lieblingsessen gewesen, sie war zum Tod durch Feuer verurteilt worden, zusammen mit Claire. Mary war dort gestorben. Sie kehrte zum kleinen Kamin in der Küche zurück und stellte den Kuchen daneben, um ihn warm zu halten. Währenddessen runzelte Claire leicht die Brauen als die Erinnerung sich in ihre Gedanken schlich, hoffentlich sahen ihre Gäste es nicht. Sie kehrte zu ihnen zurück. Menschen entging es wohl aber elfen? Claire schien schmerzen zu haben, oder sich unwohl zu fühlen. Ihr Gangbild wirkte nicht flüssig, so als wäre etwas mit ihren Beinen das ihr Probleme bereitete. Sie kehrte zu ihren Gästen zurück, setzte sich dann hin und aß ein Stück Kuchen und trank eine Tasse Tee. „Also...ich bin eine hm Kräuterfrau? so kann man sagen" sie lachte leise auf" Und jetzt bin ich interessiert. Hätten Sie etwas geändert oder dem Rezept meiner Medizin für die Hand Ihrer Tochter etwas hinzugefügt?“ Das war tatsächlich ein Thema, das sie interessierte. Vor ihr saßl ein Elf, wer wäre ein besserer Ansprechpartner, um über Pflanzen zu reden und Wissen auszutauschen? Und außerdem... war ihr Wissen im Vergleich zu ihm ausreichend oder konnte sie noch etwas lernen?
Claire nahm die Tasse Tee in die Hand und nahm einen Schluck, genoss den Geschmack des Tees. Er war handgemacht, viel besser als die, die man in diesen Supermärkten kaufen konnte. Wenn möglich, vermied sie es, dorthin zu gehen, zu viele Leute, zu laut und das Essen darin... der Geruch von Fleisch, normalem oder gegrilltem Fleisch. Es erinnerte sie allzu sehr an sich selbst, als sie am Scheiterhaufen brannte. Der Geruch ihres eigenen brennenden Fleisches. Ekelhaft. Sie hatte also einfach aufgehört, Fleisch, Fisch oder ähnliches zu essen. Pflanzen, Milch, Eier, Käse, Brot. Früchte und Gemüße aß sie seitdem.
Sie senkte den Blick auf den Kuchen und nahm ein wenig auf die Gabel. Er schmeckte gut, nicht ganz so wie bei ihrer Mutter, aber trotzdem lecker. Hätte ihr Vater jetzt an diesem Tisch gesessen, hätte er es mit Freude gegessen.
Ah, da war sie, die verborgene Frage, ob sie der Grund dafür war, dass das Haus völlig anders aussah als von außen oder nicht. „Hexenhaus“ Camille hatte verdammt recht, aber Claire war sich nicht sicher ... sie wollte lieber nicht sagen oder erklären, dass sie eine Hexe war, vor allem nicht gegenüber Fremden, und da sie allein lebte und keine Kontakte nach außen zu Menschen hatte, war diese Chance mehr als gering. Und außerdem war Viorel ein Mann, so gut er aussah, so höflich er auch war und eine Tochter hatte, Claire vertraute ihm nicht. Männer im Allgemeinen. Laurenz und die Inquisitoren hatten ihr das beigebracht. Natürlich war da Vincent...aber er war der Einzige...dem sie wirklich vertraute. Dafür würde sie ihre Hände ins Feuer legen, natürlich nicht im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hasste Feuer, aber sie brauchte es.
Da war sie, die verborgene Frage, ob Claire die Kraft hatte, das Haus von innen zu vergrößern. Um sich etwas Zeit zu verschaffen um, darüber nachzudenken, was sie antworten sollte, trank sie einen Schluck Tee. Sie beschloss, zu lügen.
„Ich habe es auch nicht erschaffen, aber mir gefällt es hier“, lächelte sie, ein schwaches Lächeln. War ihm klar, dass sie log? Sie hoffte, dass es nicht so war, denn es war eine wirklich schwache Lüge, aber sie hatte ihre Gründe: Erstens wollte sie niemanden, dem sie nicht vertraute, wissen lassen, dass sie eine Hexe war, und zweitens vertraute sie diesem Mann nicht, sicher, er war einer von ihnen, die älteren Rassen, eine Elfe, eine Rasse, über die sie als Kind nur Geschichten gehört hatte. Diese hübschen großen Elfen, gekleidet in ätherische Kleidung, deren Magie wie das Mondlicht und die Sterne leuchtet. Sie ritten auf Einhörnern und weißen Schiffen. Nun, beide, Camile und ihr Vater, waren gutaussehend, beide bewegten sich, als würden sie durch die Luft gleiten, aber es gab weder ätherische Kleidung noch Einhörner oder leuchtende Magie wie Mond und Sterne.
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