Wind Beyond Shadows

Normale Version: Es ist angerichtet?
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Mairtin Connolly

Meine Therapie schritt weiter voran. Es war enorm anstrengend für mich, sodass ich heute mal wieder länger schlief. Jeremiah musste manchmal eine gute Portion Geduld mit mir haben, bis ich wach wurde. Aber besser war es, wenn ich von selbst wach wurde, denn ich verarbeitete vieles im Schlaf. Anders ging es nicht. Zudem hatte er auch obendrein meinen Zwillingsbruder zu tun. Wir beide waren zwei Baustellen, hatten unsere Probleme, benötigten auch einander. Und doch waren auch einzelne Bewegungen wichtig. Trotzdem musste ich weiterhin vor die Tür. Abschottung wäre das Falsche, denn die Gefahr bestand, dass ich dann immer weniger selbständig aushielt, konnte und immer weiter in mich selbst zurückzog. Das war auch der Grund, warum ich kein Fall für die Stadt der Stille war. Tatsächlich gewann ich immer mehr an Sicherheit, die guten Tage wurden mehr und mehr. Einen Rasierer gebrauchen? Jep, klappte. Ich akzeptierte auch einen Duschstrahl wieder ruhig genug. Nachdem ich heute aber etwas länger Zeit hatte, wurde der Tag doch noch ganz gut.

Nach der heutigen Sitzung sollte ich etwas länger raus, bis in die ersten Abendstunden hinein. In der Dunkelheit. Mir wäre es lieber, wenn Xiao dabei wäre, aber die Pflicht rief ihn. Ohne, dass es mir klar war, bewies ich an dieser Stelle einmal mehr, was eventuell in mir stecken könnte. Es war ein weiterer Blick auf den Soldaten, der in mir steckte. Der Soldat, der dann entführt worden war und durch die Hölle ging. Dieser Mann steckte noch immer in mir, bereit, sich vorzukämpfen. Das einzige Mal, als ich außerhalb des Instituts nachts beziehungsweise abends unterwegs war, hatte Xiao den Weihnachtsmarkt angesteuert. Gott, ich liebte diesen Mann einfach und das wusste er zum Glück auch. Jeremiah war das nicht entgangen. Seit dem Xiao und ich zusammen waren, war keiner von uns mehr der Stinkstiefel Marke sehr starker Rotschmierkäse. Laut dem Stillen Bruder war ich für meine Verhältnisse und dem, was ich mich zu dem Zeitpunkt schon traute, unausstehlich gewesen. Eigentlich hätte er sich manchmal mehr davon von meiner Seite gewünscht, sprach es doch für Fortschritte sowie steigendes Selbstbewusstsein. Und so ging es irgendwie noch nach draußen. Ich atmete tief ein und aus. Es ging in einen neuen Stadtteil. Erneut war ich in Begleitung. Ein Hunter achtete auf mich. Wieder wer anderes. Ich war nicht bereit, mich dem Typen zu öffnen. Wir tauchten in einen mir bisher unbekannten Teil der Stadt ein. So gab es gleich die nächste Überraschung. Instinktiv blieb ich näher an dem Aufpasser, auch wenn ich es hasste, an der übertragenen Leine zu laufen. Ich war aus irgendeinem Grund unsicher, warum wusste ich nicht. Vielleicht nahm ich unbewusst Schwingungen wahr, deren Bedeutung ich bisher nicht einordnen konnte. Es war sogar sehr wahrscheinlich, denn es lag Huntern sozusagen im Blut. Auch als Soldat in Afghanistan hatte ich so manchmal einfach meinen Instinkten vertraut und war nie betrogen worden.

Ich hörte ein seltsames Geräusch. Dann war der Geruch eines Schwellbrands. Was war denn hier los? Sollten wir helfen? Mussten wir helfen? Doch da war noch mehr. Blut. Ein Unfall auf der Straße? Was war die Ursache für das Feuer? Ohne, dass ich es wusste, roch es nach Gefahr und Essen für bestimmte Wesen: Zum Beispiel Vampire. Oder Werwölfe. Das Dinner ist angerichtet, kommt und seht. Es fehlte nur noch ein lustiges Liedchen als Einladung dazu. Oder ein nettes Gedeck: Tischwäsche sowie schöne Gläser aus wertvollem Kristal mit einem besonders tollen Schliff? Silberbesteck? Ach nein, dagegen waren ja manche allergisch. Also besser feinstes Porzellan, welches sogar im Buckingham Palace bestehen durfte? Oder war das ganze nur ein komischer Gag vom Schicksal? Und wir waren der nette, tolle Hauptgang? Die Pralinen? Oder eine Mousse au Chocolate? Lecker happi happi, und wenn nicht aufgegessen wird, dann gibt es morgen schlechtes Wetter?

In meinem Kopf kamen einige Erinnerungen an Einsätze hoch. Da war eine gewaltige Kakophonie unterwegs. Bomben, Flammen, Wüste, Hitze, Sand, Blut, Schmerzensschreie, Tränen, Schweiß. Ich war froh, dass ich nicht mehr dort war. In dem, was danach folgte: in einem Flugzeug. Oder in der Firma. Ich war froh, bei Xiao zu sein. Bei allem, was den Iren über all die Jahrhunderte heilig war, nein, sogar noch mehr, ich LIEBTE Xiao. So heiß und innig, wie ein Feuer. Auch wenn es mir manchmal noch nicht ganz klar war wie sehr. Mitunter schwankte ich manchmal zwischen Ungeduld, weil ich für uns ein normales Leben wollte, und dann auch wieder meiner Angst. Die NERVTE mich manchmal, ich hasste mich dafür, dass ich mir selbst beziehungsweise uns im Wege stand. Ich war ebenso froh darüber, dass mein Zwillingsbruder lebte, er sogar wieder da war.