Wind Beyond Shadows

Normale Version: Malaysia - Kuala Lumpur
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Wie gern er doch auch ins Wasser wollte, doch das Salz, welches es beinhaltete, würde Dinge zu tage fördern, die keiner sehen sollte. Rin musste eine unermessliche Beherrschung an den Tag legen, um in der menschlichen Hülle hier zu sitzen und Dai die Daumen zu drücken. Eigentlich machte er sich keine Sorgen darum, das sein Partner – ein Wort und Bezeichnung, die er so sehr selten nutzte, da es ihn ebenso verlegen machte, wie es ihn verwirrte – die Prüfung schaffen würde. Dennoch war er wohl aufgeregter, als Dai selbst. Das war ja schlimmer, als wenn er selbst einen Wettkampf schwimmen musste! Und doch spielte auch das in seinem Inneren genau so verrückt, wie er Willen, einfach nachzugeben, die Beherrschung fahren zu lassen und den Fisch raus zu lassen. Aber das eine ging genau so wenig, wie das andere, so biss er die Zähne zusammen und bemühte sich, die Beherrschung aufrecht zu erhalten.
Seine Haut war angespannt, seine Augen tränten ein wenig. Es war schwer. Es reichte im Grunde nur eine minimale Ablenkung und die Schale, unter der er sich versteckte, würde bersten. Immerhin konnte er seine Augen verstecken. Ein kleines Leck, wenn man es so wollte, aber beherrschbar, tolerierbar. Er fühlte sich, wie ein Ballon, welcher kurz vor dem Platzen war, weil der Inhalt zu umfangreich wurde, als das die Hülle ihn noch halten konnte. Der Atem war flach, wenn niemand zu ihm sah und wurde kontrolliert, wenn doch mal einer zu ihm blickte. Wäre es möglichgewesen, wäre ihm sicher der Schweiß ausgebrochen.
„Du schaffst das!“, rief er Dai zu, als es langsam ernst wurde. Die Aussicht auf das, was sie dann zusammen tun konnten, ließ ihn hibblig werden. Jedoch war die Wahrscheinlichkeit, das es daran lag, das er sich beherrschen musste und er, bis auf die Augen, kein Ventil hatte, recht hoch. Die Energie, die er eigentlich für die Beherrschung aufbringen musste, wollte irgendwie raus. Er wollte schwimmen, wollte Fisch sein… es war so schwer.
Ohne, das Dai es wusste, hatte er ihm schon eine Ausrüstung besorgt, das sie morgen schon los legen konnten. Ein Boot war recht schnell besorgt… nur das er kein Druck auf Dai ausüben wollte, war es zu verdenken, das er das Geheimnis um die Besorgungen, für sich behalten hatte. Aber nicht nur die Überraschung hatte er für ihn. Aber daran durfte er jetzt nicht denken. In der Aufregung würde sonst irgendwas aus ihm platzen. Entweder der Fisch, die Überraschung Nummer zwei oder was er morgen mit ihm geplant hatte. Wie sehr er es doch hasste! Rin war dafür nicht gemacht, wenn er etwas geheim halte musste, was Dai zu Gute kam.
Partner, immer noch eine Bezeichnung, die er möglichst vermied zu nutzen denn auch wenn sie genau das waren… war es seltsam so von seinem besten freund zu denken. Dai war so vieles.. Kindheitsfreund, Partner, bester Freund… irgendwie waren die ganzen Grenzen im Laufe der zeit ineinander vermischt worden, was er nur zu gern zu ließ. Und doch, wenn er diese Bezeichnung nutzte, spürte er immer wieder die Angst, das er damit irgendwas kaputt machen könnte. Ob sich Dai als sein Partner sah? Oder waren sie doch nur Freunde, die miteinander ins Bett gingen?
Dai konnte es noch immer nicht fassen, das er sich doch tatsächlich zu diesem Unsinn hatte überreden lassen. Ein Krüppel, der den Tauchschein machte !!!
Noch idiotischer ging es doch kaum. Hatte er seid seinem Unfall doch das Wasser gemieden, soweit es nur eben ging und dann kam Rin.
Rin... einstmals sein schärfster Konkurrenz und bester Freund.
Rin... der einzige Mensch, der sich je die Mühe gemacht hatte hinter die kratzbürstige Fassade zu schauen.
Rin... der es tatsächlich geschafft hatte ihm das Herz zu brechen.
Rin... der es geschafft hatte die Scherben wieder zusammen zu kleben, damit er einen neuen Weg hatte einschlagen können.
Rin... der die idiotische Idee gehabt hatte, dass er seinen Tauchschein machte, damit er ihm im Meer folgen konnte.
Rin... der es schon immer geschafft hatte, sein Leben ständig auf den Kopf zu stellen und alles durcheinander zu bringen.
Rin... den er trotz allem abgöttisch liebte und ohne den er nicht mehr sein wollte.
Wohl auch der Grund, warum er sich gerade tatsächlich in einer Umkleide befand und sich für die letzte Prüfung bereit machte. Kein anderer schaffte es immer wieder ihn aus dem Konzept zu bringen, oder gar dafür zu sorgen, das er all seine Bedenken und Zweifel über den Haufen warf. Immerhin hatte er endlich den Dreh heraus, wie er auch ohne Hilfe in das verflucht enge Ding hinein kam. Waren ihm die Blicke der Anderen natürlich nicht entgangen, als sie bemerkten, das ein Krüppel den Taucherschein machen wollte. Doch statt sich davon verunsichern zu lassen, hatte er ihnen allen bewiesen, das er seinen Platz zu Recht in der Gruppe hatte und das er keinesfalls so hilfsbedürftig war, wie sie vielleicht gedacht hatten. Immerhin war Dai schon immer für seinen verfluchten Starrsinn bekannt gewesen und auch jetzt erwies er ihm mal wieder einen guten Dienst, indem er dafür sorgte, das er die Zähne zusammen biss, hart arbeitete und sich nicht unterkriegen liess.
Prüfung um Prüfung hatte er bestanden, bis er schliesslich unter den Top 3 der Teilnehmer war. Ein Platz, der ihn insgeheim ärgerte, da er den 1. für sich beanspruchte, doch darüber schwieg er lieber. War es ihm doch schon peinlich genug, das Rin tatsächlich zur Abschlussprüfung mitgekommen war. Nicht weil er ihn nicht gerne um sich hatte, vielmehr der Angst geschuldet, das er es verpatzte und vor seinen Augen versagte. So verdrehte er auch nur die Augen, als er doch tatsächlich von ihm angefeuert wurde. Noch peinlicher ging es wohl kaum noch. Das er sich insgeheim freute, war dabei vollkommen irrelevant und die Blicke, die einige zwischen ihnen hin und her streifen liessen noch sehr viel mehr.
Tief durchatmend, während sein Blick kurz zu ihm glitt, hopste er ins Becken, um die letzte Prüfung hinter sich zu bringen. Immerhin kannte er den kleinen Unterwasserparcour in und auswendig und wusste genau wo er besonders Acht geben musste. Akribisch und ruhig meisterte er jedes noch so bescheuerte Hindernis, immer gut die Zeit im Blick behaltend, damit ihm am Ende nicht doch noch die Luft ausging. Klar könnten die Trainer ihn jederzeit retten, doch die Blamage, noch dazu vor Rins Augen, wollte er nun definitiv nicht auf sich laden.
Sekunde um Sekunde, Minute um Minute verstrichen, bis er schliesslich er alles gemeistert hatte und wieder aufstieg. Hilfreich wollten 2 der Trainer mal wieder zu ihm eilen, um ihm hinaus zu helfen, nur um fast augenblicklich zu erstarren, als ihnen ein mordlüsterner Blick entgegen geworfen wurden. Brauchte doch keiner Hilfe beim Ausstieg und er schonmal gar nicht.
Ohne einen Blick auf die Uhr zu werfen verzog er sich wieder in die Umkleide, eh er sich notgedrungen zu den anderen Teilnehmern auf die Bank verzog, um den anderen zu zu sehen, eh am Schluss verkündet wurde, wer bestanden hatte und wer nicht.
Rin nahm schon ernst, was Dai beeinträchtigte, aber nicht, ohne ihn zu verhätscheln. Dennoch sollte er sich nicht so anstellen. Es gab so viele Menschen, die schlimmer dran waren und Leistungssport betrieben, da sollte der Tauchschein doch keine Kunst sein? Schlussendlich hatten sie beide was davon und ja, er freute sich darauf, wenn es so weit war. Zusammen durch das Meer zu tauchen, konnte doch nur gut werden! Einsame Inseln, die zu klein waren, um sie zu besiedeln, aber groß genug, um vielleicht ein paar Tage zu verbringen.
Und nun hockte er hier, fieberte mit und würde selbst gern voller Tatendrang hinterher springen, um ihn dann unter Wasser zu begleiten. Nur der Umstand, der er wohl einige Blicke auf sich ziehen würde, hielt ihn davon ab, diese Dummheit zu begehen. Der Spaß wog den Ärger, der folgen würde, nicht auf. So konnte er nur brav sitzen bleiben, sich beherrschen und instinktive Regungen vehement unterdrücken. Andernfalls wäre an keine Prüfung mehr zu denken.
Rin war so stolz auf diesen Kerl und war wohl aufgeregter, als wenn es um ihn selbst ging. Von den Reibereien, die dieser ausstehen musste, hatte er hier und dort was mitbekommen, bereit, jedem den Kopf abzubeißen, aber zu Handgreiflichkeiten war es nicht gekommen. Ob es daran lag, dass er die einzige Begleitung war, konnte er nur vermuten, aber es war ihm auch gleich. Für den Kerl würde er immer in die Bresche springen.
Andere interessierten ihn in diesem Moment nicht, ebenso wenig, dass er ein wenig unangenehm war. Lieber Dai ärgerte sich über ihn und vergaß so die Anspannung, als dass er trotz Anspannung alles perfekt machen wollte und ihn der Tunnelblick einholte. Manchmal war er wirklich zu verbohrt, um alles andere um sich herum, wahrzunehmen.
Dann kam er und Rin musste an sich halten, nicht zu ihm zu gehen, damit er ein paar letzte Tipps loswerden konnte. Das wäre dann wirklich zu viel des Guten, also geduldete er sich und fieberte mit. Es gab eine große Leinwand, die in mehrere kleine Fenster unterteilt war. Jeder Teilnehmer hatte ein Fenster. Gefilmt wurde das ganze von den Helfern, die bereit waren, zu helfen, sollte etwas schiefgehen. Jede Bewegung nahm er in sich auf, beobachtete, wartete, fieberte mit, bis die Prüfung vorbei war und sie auftauchten. Fast hätte er beim Zurückweichen der Helfer gelacht, konnte er sich doch gut vorstellen, wie Dai grade guckte. Seine Haut spannte noch immer, aber es ließ sich in der Aufregung gut verdrängen.
Die Verkündung der Ergebnisse nahm einige Zeit in Anspruch, da ein Nachzügler mehr Zeit brauchte, als der Durchschnitt. Es störte die Sirene nur insoweit, dass er nicht zu Dai stürmen und ausfragen konnte. Stattdessen biss er sich auf die untere Lippe und besann sich, stillzusitzen.
Dann wurden die Ergebnisse auf der Tafel angezeigt. Rin war nicht überrascht zu sehen, wo Dai sich eingereiht hatte. Grinsend erhob er sich, kam zu ihm gelaufen, während auch die anderen sich verstreuen wollten. Ein paar gingen zum Trainer, um noch ein paar Fragen zu stellen, doch Dai bekam nicht die Möglichkeit, Rin stellte sich frech in den Weg und verhinderte einen Blickkontakt. Nun war er an der Reihe. Er grinste ihn an. Hätte gern die Sonnenbrille abgenommen, aber er konnte nicht. Sein Blick hatte sich um einiges geschärft, ein Zeichen dessen, dass sie nicht mehr so aussahen, wie sie sollten. Verdammte Salzluft!
„Glückwunsch! Oder muss ich dich hier lassen? Komm, ich lade dich auf was zu essen ein! Auf was hast du Lust?“, wollte er wissen und unterdrückte den Drang, nach dessen Hand zu schnappen. Das wichtigste war vorbei, warum war er also noch so aufgeregt? Der erste Platz und somit die beste Zeit war nach Hause geholt!
Als beeinträchtigt sah er sich nicht an, eher als vom Schicksal kräftig verarscht und in den Hintern getreten. Davon aufhalten liess er sich aber trotzdem nicht, zu mindestens nicht, wenn er mal nicht wieder seine 5 Minuten hatte. Dennoch hätte der Unfall damals auch noch sehr viel schlimmere Schäden anrichten können. Scheisse war es definitiv, doch davon aufhalten liess er sich nicht. Ein Starrsinn, den auch die Typen im Kurs sehr schnell bemerkten und dafür sorgte, das sie relativ schnell genauso mit ihm umgingen, wie mit jedem anderen auch. Hatte er doch weder die Lust, noch den Nerv für eine Sonderposition und wollte diese auch nicht. Schliesslich konnte er den Mund aufmachen, falls er wirklich Hilfe brauchte. Dies hasste er zwar wie die Pest, aber im äussersten Notfall liess selbst er sich dazu herunter um Hilfe zu bitten.
Somit hatte er kein wirkliches Lampenfieber. Hatte er sich doch penibel und akribisch auf jede noch so kleine Eventualität vorbereitet und war auch mehrfach den Parcours abgeschwommen. Sollte die Sauerstoffversorgung nicht plötzlich wider Erwarten plötzlich den Geist aufgeben, konnte absolut nichts schief gehen. Doch damit rechnete er nicht wirklich. Der einzig wirklich unkalkulierbare Faktor war Rin. Natürlich freute er sich schon, das er da war, gleichzeitig setzte es ihn aber auch total unter Druck. War es doch eine Sache zu Versagen und eine vollkommen andere vor seinen Augen zu Versagen. Ein Angst, die ihn schon damals ständig begleitet hatte und die er nie wirklich losgeworden war. Sass sie doch hartnäckig wie ein kleiner Teufel ständig in seinem Nacken und flüsterte ihm zu, das er niemals gut genug wäre, das er ihm nie das Wasser reichen konnte, das er nur eine Zwischenlösung war, bis er etwas Besseres fand.
Vollkommen paranoid und bescheuert, doch gleichzeitig so typisch für ihn. Selbstbewusstsein war nur eine Fassade, doch keine Eigenschaft, die er vollkommen unter Kontrolle hatte.
Das sie sich zudem hier in einer Halle voller Salzwasser aufhielten machte die ganze Sache auch nicht gerade einfach. Reichte doch schon ein Moment der Unachtsamkeit aus und hier würde die Hölle ausbrechen. Schliesslich gab es Meermenschen nur in Geschichten und Märchen....doch heute befand sich eine unter ihnen, die keinesfalls verraten durfte, was sie tatsächlich war.
Ängste, Zweifel, Befürchtungen, die wie ein Vulkan immer höher und höher kochten und erst zum Stillstand kamen, als er endlich im Wasser war. Klar war das Gefühl ein anderes, auch kein Wunder bei diesem lästigen Neoprenanzug. Dennoch hatte Wasser schon von klein auf eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt und sorgte dafür, das das Wirrwarr seiner Gedanken endlich einmal stoppte. Vielleicht konnte er auch deswegen Rin so gut verstehen. Hatte das Wasser für sie doch den gleichen Effekt, oder zu mindestens einen ähnlichen Effekt. Über die Zeit, oder die anderen Teilnehmer machte er sich gar keine Gedanken mehr. Zählte doch einzig und allein das Ziel.
Dennoch wurde er nervös, als sich die Zeit zäh in die Länge zog, nur weil ein Vollpfosten eine halbe Ewigkeit brauchte. "Vollidiot ersauf" grummelte er leise vor sich hin und seufzte genervt auf, als der Typ auch noch von 2 Helfern hochgezogen werden musste, weil er es alleine nicht aus dem Becken schaffte. Solche Nullnummern sollten echt im Becken gelassen werden, oder gleich mit leerer Sauerstoffflasche hinein geschubst.
Über kurz oder lang, für seinen Geschmack viel zu lang, trudelten dann aber doch endlich die Ergebnisse ein. Irgendwie erinnerte es fast einen Wettkampf, wo die Teilnehmer sich ständig wegen der Punkte hin und her verschoben. Hibbelig biss er sich auf die Unterlippe, nur um breit zu grinsen, als er sah, das er mit einem ordentlichen Abstand die beste Punktzahl erreicht hatte. So viel zu dem Thema Krüppel taugen zu nichts. Ein Spruch, denn er hier und dort leise wispern gehört hatte. "Tja ihr Nullnummern....der Krüppel hat es euch gezeigt" konnte er es sich dann aber doch nicht verkneifen zu sagen, während er die jeweiligen Spassten anfeixte. "Vielleicht habt ihr beim nächsten Kurs mehr Glück" schob er noch eins hinterher, eh er auch schon halb in Rin prallte, der wie aus dem Nichts vor ihm stand.
"Wenn du es wagst mich hier zu lassen, dann hat das hiesige Bestattungsinstitut bald einen enormen Platzmangel" warnte er leise knurrend und es vollkommen ernst meinend. Hörte er doch, wie einige leise flüsternd von Schiebung, Beeinflussung und gar Krüppelbonus wisperten. "Schiebt eure Unfähigkeit nicht auf mich ab ihr Spinner" knurrte er noch, eh er Rin breit angrinste. "Essen klingt gut, bestenfalls weit weit weg vom Gestank des Versagens" setzte er noch eine letzte Spitze, eh er sich seine Tasche schnappte und ihn Richtung Ausgang schob. "Jetzt hast du keine Ausrede mehr" rieb er ihm breit grinsend unter die Nase, samt seinem nigelnagelneuen Tauchschein. "Jetzt bist du fällig" wisperte er leiser, bewusst mit den Tonlagen spielend, damit man es so oder so interpretieren konnte. "Wie wärs mit nem hübschen Steak ?" schlug er vor, als sich endlich die Tür zur Halle hinter ihnen schloss und er den ganzen Mist vergessen konnte. "Wenn sie halbe Kühe auf dem Plan haben, dann könntest eventuell auch du satt werden" zog er ihn breit grinsend auf und knuffte ihn spielerisch in die Seite. "Wenn du vorher brav deinen Salat isst gibt's diesmal sogar kein Gemecker, wenn du wieder Süsskram in dich rein stopfst" bot er grosszügig an. Eine Rarität, da es sonst immer einen Vortrag über die Nebenwirkungen von Zucker und Fett gab. War er intelligent, so liess er sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen.
Rin würde ihm in den Hintern treten, dass er zum Mond flog, wenn er in der Position war, tauchte, nicht weiter kam, aber auf seinen Stolz beharrte, statt um Hilfe zu bitten. Hier konnte ihm falscher Stolz das Leben kosten, wobei Rin dann sicher ins Wasser gesprungen wäre, um ihn zu retten, koste es, was es wolle. Selbst wenn man ihn dann als das erkennen würde, was er war. Eine Ausrede im Nachhinein wäre nicht leicht zu finden, aber akzeptabler, als den Tod dessen, den er nie überwinden würde. Was in einigen Jahrzehnten wäre, wenn es wirklich passierte, verdrängte er vehement. Soweit wollte er nicht denken, denn diese Zeit würde zu schnell kommen.
Er fieberte mit ihm, dachte an nichts anderes mehr und wäre sicher ins Wasser gefallen, wenn er nicht auf seinem Hintern gesessen hätte. So aber besann er sich, blieb sitzen, ja hielt sogar die metallene Lehne fest, um keinen Fehler zu begehen. Er hielt zwischenzeitlich sogar die Luft an, bemerkte es aber erst dann, als die Lungen brannten und ihn sein Körper dazu zwang, Luft zu holen.
Los, du schaffst das!, wiederholte er unablässig in Gedanken, ohne es wirklich zu bemerken. Wenn er nun gesummt oder gar gesungen hätte, wäre es vielleicht auch an ihm vorbeigegangen, aber zum Glück hielt er sich nicht für einen Sänger, auch wenn es ihm von seiner Art gegeben wurde. Für ihn gab es keinen anderen. Weder jetzt, noch vorher, noch später. So spielten auch die anderen keine Rolle, die mit Dai darum kämpften, den Schein zu bekommen.
Zeig es ihnen. Dass Dai es allein schon aus eigener Überzeugung wollte, wusste er und der Fisch unterstützte ihn dabei, wie er ihn auch anfeuerte. Seine Knöchel traten weiß hervor, so sehr klammerte er sich an das Metall. Warum man hier Salzwasser nutzte, konnte er selbst nicht sagen, doch der Umstand, dass es sogar Wellen gab, legte nahe, dass die Absicht darin lag, das Meer zu simulieren. Wer tauchte schon in einem Schwimmerbecken in der Halle?
Es war kein Wettbewerb, ging es doch hier nur um die Bestätigung, dass man die Unterweisung, die man für den Schein brauchte, verstanden hatte und dich fühlte es sich so an. Wer der Erste war, spielte wohl keine Rolle und doch war es, für sie, die ständig darauf aus waren, der Erste zu sein, ins Blut übergegangen. Dai musste Gewinnen!
Dann war es geschafft, er wollte ihm gratulieren, sprang auf und ging zu ihm, wo er auch die Worte Dais Mühelos anfing. Als Kommentar darauf, klapste er ihn leicht. Recht hatte er, aber das so kundzutun… Damit war das Thema aber auch schon durch. Wer war er, ihn hier zurechtzuweisen? Die Blicke der anderen sollten reichen, es gab wichtigeres, als beleidigte Gemüter. Rin grinste.
„Pfft, solche großen Kisten haben die nicht. Eher lande ich auf dem Grill und füttere mehrere Familien.“, gab er zurück. „Ich bin stolz auf dich!“, schob er dem Frotzeln hinterher und vermied, ihn nochmals anzufassen. Er spürte die Stelle, an der sehr wenige Salztropfen hafteten. Spürte, wie die Schuppen vor brachen, das Ergebnis dessen, dass er ihn zu knuffen. Er verbarg die Hand im Ärmel seines Kapuzenpullis. Gut, dass er etwas Weites angezogen hatte.
Zu gern flüchtete er nach draußen, weg von der Salz geschwängerten Luft und schaffte es sogar, weiterzugehen, als er die Worte hörte, die an ihn gerichtet waren. „Ach, ich hatte Ausreden? Gar nicht wahr!“, behauptete er, aber er wusste, wie wahr die Worte waren. Nun konnte er keine Gründe mehr vorschieben und sah sich schon jetzt jedes Wochenende an einem Salzsee hocken. „Salz in der Wanne ist aber tabu!“, schob er einen Riegel vor, obwohl die Aussage vollkommen sinnfrei war.
Als sie endlich draußen waren, atmete er erst mal tief durch.
„Wird nicht frech, sonst gibt’s keine Überraschung, wenn wir zu Hause sind.“, hielt er ihm nun seinerseits unter die Nase und freute sich auf das Steak, das ihm das Wasser zusammen ließ. Er schnappte sich Dais Tasche, hielt ein Taxi an und schob in ins Innere, ehe er dazu stieg. Natürlich hatte er sich schon vorher informiert, was es wo zu essen gab, daher konnte er mühelos die Adresse nennen.
„Wenn man dran denkt, dass diese Idioten ins Meer gelassen werden.. Die ersaufen doch. Hat der letzte eigentlich bestanden?“ Eigentlich hätte es sich gehört, dass man ihm den Schein vorenthielt. Der würde jämmerlich ersaufen, wenn man ihn allein ins Wasser ließ, denn das Becken war im Vergleich zum Meer das Babybecken der Schwimmhalle.
„Was wir jetzt alles erkunden können…“, überlegte er grinsend, als sie auch schon am Lokal ankamen. Morgen würde es wieder nach Hause gehen… "Hab ich eigentlich erwähnt, das ich stolz auf dich bin?"
Stolz hin oder her, lebensmüde war Daisuke noch niemals gewesen. Klar ging er gerne an seine Grenzen und wies jede Hilfe ab, sofern sie nicht absolut notwendig wäre. Doch diese war verschwendet, da er im laufe der Zeit gelernt hatte, was er seinem kaputtem Knie noch zutrauen konnte und wo er an seine Grenzen stiess. Nun gut, aufhalten liess er sich davon nicht, sondern verschob immer mehr und mehr die Grenzen. Doch hier inmitten von Publikum und dann auch noch ausgerechnet vor Rin halb ertrinken, darauf verzichtete er gerne. Nicht umsonst war der den Parcours immer und immer wieder abgeschwommen, so das er jede noch so kleine gefährliche Stelle kannte. Im Meer würde ihm dies nur wenig nutzen, doch hatte er nicht vor alleine umher zu tauchen. Vielmehr war es für ihn ein Mittel zum Zweck, um Rin endlich ins Meer zu bekommen. War doch genau der Fakt, das er nicht mitkommen konnte bisher immer der grösste Punkt gegen das Meer gewesen.
Insgeheim konnte er ihn ja verstehen. Nach all dem, was vorgefallen war würde er auch nicht freudig aufs Meer hinaus schwimmen. Nur gesund konnte dieses ganze Chlorwasser nicht wirklich sein. Rin gehörte ins Meer, ob er nun wollte oder nicht.
Das die anderen ihm gar Schiebung oder schlimmer noch einen Krüppelbonus unterstellten nervte ihn gewaltig. Immerhin hatte er genauso hart wie alle anderen büffeln und trainieren müssen. Eh er jedoch richtig aus der Haut fahren konnte, bekam er auch schon den gewohnten Klaps von Rin der dafür sorgte, dass die ganze Situation nicht vollkommen ausser Kontrolle geriet. "Was kann ich denn dafür, wenn die zu dämlich sind und nicht an mich heran reichen" murrte er dennoch und funkelte ihn triumphierend an. Immerhin musste selbst er zugeben, dass seine Leistungen herausragend waren. Einen letzten Spruch konnte er sich dann aber doch nicht vollkommen verkneifen, eh er ihn auch schon rausschob. Zwar verbarg der weite Hoodie und die dunkle Sonnenbrille alles, doch er kannte Rin gut genug um zu wissen, das dieser nah dran war sein Geheimnis zu verraten, egal wie sehr er sich auch dagegen wehrte. Seinen Schein hatte er ja jetzt und alle anderen konnten ihm getrost den Buckel herunter rutschen. Sollten sie sich bei der Abschlussfeier doch gegenseitig bemitleiden...er würde weit weg von diesen Idioten sein.
"Und wie du ständig nach Ausreden gesucht hast" wies er ihn amüsiert zurecht und schüttelte grinsend den Kopf. "Zur Not fall ich einfach ohne Sauerstoffflasche ins Meer, dann musst du mich holen kommen" stellte er trocken fest und blickte ihn triumphierend an. Wusste er doch nur allzu gut, das Rin ihn nicht einfach ertrinken lassen würde. Ausreden hin oder her, jetzt musste er ins Meer, ob freiwillig oder mit Zwang war ihm vollkommen egal.
Gerade wollte er schon den nächsten Spruch hinterher schieben, als die Überraschung angekündigt worden ist. "Wehe wenn das der nächste Tauchkurs mit Idioten ist" warnte er, konnte sich ein breites Grinsen jedoch nicht vollkommen verkneifen. Rin hatte doch tatsächlich was für ihn .... nur was ??? Nachdenklich runzelte sich seine Stirn, so das er nicht einmal murrte, als ihm die Tasche geklaut wurde. "Was hast du für mich ?" platzte aus ihm heraus, kaum das sie im Taxi sassen. "Und nein die letzten 10 Deppen sind durchgefallen, weil sie weit oberhalb der vorgegebenen Mindestzeit waren" klärte er noch flink auf, damit er dies bloss nicht als Ausrede nutzen konnte, um keine Antwort geben zu müssen.
Doch statt eine Antwort zu kriegen bekam er nur ein seelenruhiges Grinsen, was dafür sorgte, das er vor sich hin murrte. Vollkommen kindisch, doch so war er nun einmal ab und zu. Geschenke gabs so gut wie nie, umso mehr freute er sich auf Rins Überraschung. "Darfst du gerne noch ein paar Mal wiederholen " gestand er breit grinsend, eh er aus dem Taxi rutschte und den Fahrer bezahlte. "So etwa 100mal am Tag sollte reichen" scherzte er gut gelaunt und verkniff es sich diesmal ihn direkt an zu sehen. Wusste er doch auch so schon gut genug, das Rin das niemals tun würde, geschweige denn, das er selbst darauf pochen würde. Vielmehr würde es ihm nur tierischst auf die Nerven gehen.
"Unser nächster Urlaub geht also ans Meer" beschloss er stattdessen kurzerhand, eh er ihn einfach in das Lokal schob, damit er bloss keine Zeit zum Protest hatte. "Du darfst sogar aussuchen wohin es geht" wisperte er noch leise in sein Ohr, eh er brav auf Abstand ging. Immerhin waren sie in der Öffentlichkeit und auch wenn es ihm widerstrebte, so wahrte er doch den Anschein der besten Freunde nach aussen hin. Nicht auszudenken was passierte, wenn jemand auch nur den geringsten Verdacht bekäme. Die Presse würde Rin in der Luft zerpflücken. "Oder wir machen kleine Wochenendfahrten, wenn gerade keine Wettbewerbe anstehen" schlug er vor, während er Platz nahm. Konnte er sich doch durchaus vorstellen, das es Rin vor einem langem Aufenthalt im Meer graute. So wäre es vielleicht nicht verkehrt mit kleineren Zeiten anzufangen und sich dann langsam zu steigern.
„Du musst es den dummen Menschen nicht auch noch unter die Nase reiben, dass sie dumm sind, auch wenn es berechtigt ist.“, grinste er frech. „Sie merken es meist eh nicht.“ Ob das stimmte, konnte er nicht sagen, sah er sich nicht in dieser Sparte, sah „Freu dich einfach drüber, dass du hast, was du wolltest und sie in die Röhre gucken.“ Sie würden diese Kerle du die eine Frau ohnehin nicht wieder sehen, von daher konnte es ihnen egal sein, was mit ihnen passierte. Rin war stolz auf ihn und das sollte auch belohnt werden, in de er ihn zum Essen einlud, verdient hatte er es.
„Aaaach, ehe ich es vergesse.“ Er hielt an, kramte in seiner Tasche und drehte den anderen den Rücken zu. Sie waren weit genug entfernt, dass sie nicht sehen konnten, was passierte, dennoch… manche Sachen waren bei Dai einfach heikel und dies würde sicher eine davon sein. Wenn dieser Rin das Folgende nicht um die Ohren schlug oder ihn damit erwürgte, konnte er von Glück reden. Er zog die kleine Schachtel aus der Tasche, die vielleicht 15 mal 15 cm im Quadrat maß. Verlegen grinste er und spielte mit dem Gedanken, sie wieder weg zu stecken, aber nun war es zu spät. Das Schlamassel war angerichtet. Er hielt ihm die flache Schachtel hin, die kein Ring enthielt, sondern eine metallene Medaille, allerdings selbst gebastelt oder viel mehr gekauft. Für den besten Taucher der Welt. Ach, wie sehr er es liebte, Dai zu ärgern, aber dieser Spaß musste sein. Wenn er schon eine Schwimmermedaille bekam, dann eben eine für das Tauchen. Vorsorglich trat er einen halben Schritt zurück.
Gern würde er weiter gehen, denn es war untertrieben, dass dieses Salzwasser unangenehm war. Er schob die Hände wieder in die Bauchtasche, sicher war sicher. Lieber den Eindruck machen, er hätte die Nacht durchgezecht, als zu offenbaren, was er war. Hass, gemischt mit Sehnsucht, es war ein sehr schmaler Grad, der ihn zum Meer zog. Er war froh, wenn sie wieder zu Hause waren. Trotz aller Freude über den Erfolg Dais, wusste die Sirene, dass es langsam ernst wurde, dass die Zeit des Drückens vorbei war und ausreden nicht mehr zählten.
Innerlich hoffte er, dass Dai irgendwas sagte, was ihn ablenken würde, doch als das Ersehnte passierte, schnaubte er, denn Ablenkung brachte es nicht. „Das würdest du echt machen.“, brummelte er. „Genau das macht du irgendwann.“, unterstellte er ihm schamlos, denn dieses Verhalten passte so gut zu Dai, wie zu keinem anderen und ja, dafür mochte er ihn. Ein bisschen. Nun musste er doch ein wenig grinsen über diese Dreistigkeit.
„Äh… das eben war nicht das, was ich für dich hab, das war extra.“, schob er im Taxi hinterher und gab dem Fahrer die Anweisungen, wohin er wollte. „Vielleicht sag ich es dir später. Und es ist kein weiterer Kurs.“ Zurückgeben war nun eh nicht, also konnte der neue Taucher zetern, wie ein Rohrspatz, dessen Nest besetzt war. Zudem konnte er es einfach brauchen.
„Dann sollten wir mal einen passenden Ort suchen…“, überlegte er, schob ihn zum Laden hinüber. „Hmm einen großen Urlaub und dann immer mal kleine?“, schlug er vor. Sie würden die Wahrscheinlichkeit, dass man sie entdeckte oder beobachtete, minimieren. Wer erinnerte sich schon an Besuch, der 2 Tage da war? „Den großen planen wir zusammen und die kleinen im Wechsel.“, überlegte er und war froh, als es endlich nach drinnen ging. Die Spannung der Haut, was schon an Schmerz grenzte, verschwand nicht sofort, aber in der nächsten halben Stunde würde ihm die Luftfilternde Klimaanlage ihm helfen.
„Der große muss dann aber sehr abgeschieden sein.“ Ständiges hin und her wandeln würde viel Übung in Anspruch nehmen und das musste er erst mal lernen, leider. Rin hatte es bis jetzt stets vermieden. Klar konnte er sich wandeln, nur brauchte die Entspannung und Konzentration. Es war wie laufen lernen. Ehe es leichter ging, brauchte er Übung.
Als er sich setzte, kaum auch schon die Bedienung, bei der er ein großes Wasser bestellte.
Leise lachte er bei Rins Zurechtweisung vor sich hin. Nicht wegen dem Inhalt sondern vielmehr wegen der Formulierung wegen. Aussenstehenden würde sie wohl kaum auffallen und doch zeigte es nur immer wieder, das Rin vieles war, nur kein Mensch.
Normalerweise hätte er seine reinste Freude daran mit ihm noch endlos weiter zu diskutieren, doch ausnahmsweise verzichtete er darauf. Immerhin befanden sie sich in einer Halle voller Salzwasser und obwohl Rin versuchte sich nichts anmerken zu lassen, wusste er doch durchaus gut wie unangenehm ihm dies sein sollte. So verzichtete er heute ausnahmsweise auf weitere Provokationen, nickte nur trügerisch folgsam und schaute zu, sass sie so schnell wie möglich aus der Halle kamen. Sein Ziel hatte er eh erreicht, warum also noch mehr Zeit als unbedingt nötig in Gegenwart dieser Vollidioten verbringen.
Doch vorher wurde er doch tatsächlich überrascht, indem ihm eine kleine Schachtel in die Finger geschoben wurde. Neugierig musterte er diese und hatte Mühe den Drang zu widerstehen sie sofort zu öffnen. Stattdessen schob er sie vorerst in seine Jackentasche und Rin aus die viel zu gefährliche Halle. Doch scheinbar war heute sein Glückstag, da noch eine weitere Überraschung in Aussicht gestellt wurde, sodass er doch tatsächlich nachharkte.
"Noch so ein Kurs und du müsstest für mich Kaution stellen" warnte er ihn. Allein der Gedanke daran all das nochmal zu wiederholen war Horror pur für ihn. Klar hatte er tagtäglich in der Uni mit Vollidioten zutun, doch was hier zum Teil aufgetaucht war gehörte definitiv ersäuft. Mit genug Leichen würde es den Intelligenzquotienten der Menschheit sogar erheblich steigern, doch den Gedanken verkniff er sich dann doch lieber. Immerhin hatte er bestanden und das sollte nun auch gebührend gefeiert werden.
Vollkommen in der Planung der neuen Freiheit hätte er fast die kleine Schachtel vergessen, welche ihm erst wieder einfiel, als er seine Jacke auszog und sich setzte. Dennoch geduldete er sich weiter, verdoppelte Rins Bestellung und wartete ungeduldig ab, bis die Bedienung endlich ausser Reichweite war, eh er die Schachtel vorzog und erneut neugierig musterte.
Fast wünschte er sich einen Röntgenblick, so wie diese Trottel in den allseits so beliebten Comics. Dummerweise hatte er diesen jedoch nicht, so das er vorsichtig das Papier von der Schachtel löste, sich absichtlich Zeit lassend, um Rin ordentlich auf die Folter zu spannen. Doch nachdem er sogar das Papier noch akribisch glatt gestrichen hatte konnte er die Neugierde nicht länger bezähmen und öffnete die Schachtel, nur um verdutzt drein zu schauen, während sich seine Wangen langsam verdächtig rot färbten. Den Wink und die Geste verstand er durchaus und war wohl so ziemlich das erste Mal in seinem Leben sprachlos.
Entgeistert, sprachlos und doch auch überaus dankbar blickte er ihn an. "Du bist so dämlich" brummelte er, um irgendwie seine Verlegenheit zu überspielen. Um seine ruppigen Worte jedoch abzumildern schnappte er sich die Medaille und hängte sie sich breit grinsend um, eh er sich verlegen räusperte. "Deswegen kommst du ums Meer aber dennoch nicht drum herum" warnte er und funkelte ihn dreist an "zur Not schleif ich dich da selbst rein" setzte er noch eins drauf und grinste breit. "Danke" setzte er noch leise hinzu, eh er verlegen seinen Blick senkte, das Papier auf Schachtelgrösse faltete, hinein legte und die Schachtel wieder in seiner Tasche verschwinden liess.
Die Wortwahl war keine Absicht, aber immerhin noch zweideutig genug, das nicht auffiel, was er sagte. Welcher Mensch würde schon glauben, das es mehr gibt, als sie in ihrem eigeschränkten Blickfeld wahrnahmen? Und sollte es doch mal einen unter den vielen geben, wurde das gesehene als Irrtum abgetan. Sein Glück. Rin wollte den Gedanken nicht weiter verfolgen. Das Verlassen der halle half ihm dabei, denn es war mehr als unangenehm, der salzigen Luft ausgesetzt zu sein. Wie sehr, würde er nie zugeben, nicht mal vor Dai, aber das musste er wahrscheinlich auch nicht. Sie kannten sich lang genug, um diverse Hinweise lesen zu können, die auf den Zustand des jeweiligen anderen hinwiesen.
„Du könntest denen den Schlauch anritzen. Ehe sie es bemerken, sind sie ertrunken.“, schlug er selbstlos vor, „Aber so, das man nicht sieht, das es geschnitten wurde.“ Sonst würde er wirklich Kaution zahlen müssen, die bei der Menge an Personen nicht gering ausfallen würde, dessen war er sich sicher. Soweit wollte er aber nicht denken, stattdessen nahm er Dai mit sich. Gern hätte er gesehen, was er zu der ersten kleinen Überraschung sagte, aber noch froher war er, abstand zwischen sich und der halle zu bringen. Wenn sie beim Essen saßen, wäre noch genug Gelegenheit zumal er ihn da genauer beobachten konnte, wie er mit einer diebischen Freude, welche die Anfängliche Enttäuschung überdeckte.
Froh, endlich im Laden zu sein, setzte er sich und sah eher zufällig zu Dai, der die Schachtel in der Hand hielt. Rin glättete seine Züge, um sich nicht zu verraten. Das er vielleicht aufgeregter war, als sein gegenüber, könnte man ihm sonst unschwer ansehen und das wollte er nicht. Dennoch blickte er ihn gespannt an.
Wie sehr es ihm in den Fingern juckte, das Papier abzureißen, obwohl er wusste,, was drin ist. Allein dieses absichtliche trödeln könnte ihn zur Weißglut bringen, wenn er sich nicht zur Ruhe zwang. Pure Absicht war das. Und Folter. Ja Folter war es auch! Das zusammenpressen der Kiefer und das Anstarren des Neu-Tauchers hielt ihn von Dummheiten ab.
Dann. Endlich. Einer welle gleich breitete sich Erleichterung, ja Erlösung in ihm aus, als die Schachtel sich endlich öffnete. Doch hielt es nur für ein paar Sekunden an, dann die Spannung stieg erneut, als sich schweigen zwischen ihnen ausbreitete. Ihm wurde der Mund trocken und er wusste selbst nicht, was er sagen sollte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Nein, er suchte jetzt nicht nach Erklärungen, um sich verständlich zu machen, es sprach für sich.
Dann aber musste er lachen, als er sie sich tatsächlich umhängte. Rin schnappte sich das Handy und machte ein Bild von diesen einmaligen, feierlichen Moment. Irgendwas würde er damit anstellen und wenn er es als Hintergrund nutzte. Das wäre wirklich kitschig…
„Ich weiß, aber die hast du dir verdient. Und sie steht dir.“ Das Handy wurde zurück geschoben und er sah ihn wieder an. Er wusste, wie verlegen Dai war, daher griff er gleich zu einem Thema, welches er erst später hatte anschneiden wollen, wenn die Erfahrung im Tauchen größer war, doch die Verlegenheit, die im Raum stand…
„Vielleicht hab ich auch schon die erste Location, die wir uns ansehen können… ein versunkenes Schiff. Es ist nicht tief. Vielleicht 40-50 Meter.“, überlegte er, da er das Bild eben auf dem Handy gesehen hatte. Interessant fand er es, weshalb er sich ab und an mal ein solches Bild abspeicherte. Dadurch, das es recht abgelegen war, würde auch er trotz des klaren Wassers nicht auffallen.
Unter dem Tisch stupste er ihn leicht mit dem Fuß an, als Zeichen, das er es zur Kenntnis nahm.
Solche witzigen Sprüche liess er öfter ab, ohne es zu bemerken. Dai selbst störte es nicht. Wusste er doch genau, wie er es meinte und nahm es nicht sonderlich persönlich. Zudem konnte er die Menschheit mit all ihrer Dummheit und Arroganz höchstwahrscheinlich noch sehr viel weniger ausstehen, als es bei Rin der Fall war. Immerhin hatte Rin einen schrecklichen Grund dafür, auch wenn sie niemals über den Vorfall in seiner Kindheit sprachen.
Bei seinem Vorschlag schaut er ihn jedoch erstaunt an. Immerhin predigte er ihm sonst doch tagtäglich, dass er nicht jeden Vollidioten umbringen durfte. Damit ihm der Fauxpas nicht auffiel hielt er seine Klappe und grinst seelenruhig vor sich hin.
Doch damit waren die Überraschungen für heute wohl noch nicht beendet.
Hatte er ihn mit der Medaille doch glatt eiskalt erwischt und er hatte absolut keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte. Vollkommen perplex registrierte er das Handy erst, als es schon zu spät war. "Wenn du das auch nur einer Menschenseele zeigst" knurrt er warnen und versteckte die Medaille flink unter seinem T-Shirt. Natürlich könnte er sie auch wieder abnehmen, doch der Gedanke kam ihm gar nicht. Dafür bekam er viel zu selten Geschenke und noch viel weniger von Rin.
Eh die Situation sich jedoch noch weiter zuspitzte war er dankbar, dass er auf den Themawechsel einging. "Wo soll dieses Schiff den sein?" harte er dankbar ab und ging gedanklich schon die komplette Ausrüstung durch, die er dafür benötigen würde. "Brauchen wir dafür besondere Genehmigungen oder derlei?" harkte er durchaus angetan nach und schmunzelte leicht für sich hin. Normalerweise hielt er von diesen wahnsinnigen Schatzsuchern nicht viel, aber wenn es Rin so freiwillig ins Meer zog, warum nicht. Zu entdecken gab es da bestimmt mehr als genug. Vielleicht könnte es ja sogar ein Hobby von ihnen werden, wer wusste das schon.
"Gibt es in der Nähe Hotels oder Hütten zum mieten" spann er den Gedanken weiter und legte gedanklich schon zig Listen an, damit am Ende alles perfekt geplant war und reibungslos ablief.
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