20.07.2023, 10:07
Dicke Rauchschaden stiegen hinauf zu dem Abzug, der leise surrend diese schluckte. Es war ein kritisches Auge, dass Jaz auf die Neue hatte, die sich gerade an einem T-Bone-Steak über den offenen Flammen versuchte. Diese züngelten an dem Stück Fleisch hinauf, brachten dessen rohes Äußeres nur zu leicht zum braten, dass bereits jetzt kleine Blasen zerplatzten und das Fett aus dem Fleisch hinabtropfte in die Auffangschale des Grills. Jaz sog den Geruch ein der sie, mehr wie alles andere, an ihr früheres Leben erinnerte. Wie auch das Zischen des rohen Fleisches, wenn man es auf die glühenden Stäbe des Rost auflegte, verband sie mit all dem Erinnerungen. Weniger schöne, wenn man sie danach fragen würde und wenn sie denn antworten würde. Letzteres, selbst darauf angesprochen, würde ihr niemals über die Lippen kommen. Wie sollte sie auch erklären, dass ihr Leben im Prinzip dem Ende des heiligen Laurentius glich. Ein stetiger Balanceakt auf einem Rost, während man über dem offenen Feuer gebraten wurde. Verrat, war dabei das Feuer, dass an ihrer Seele nagte.
„Die Hitze ist zu stark.“, ruckte ihr Kinn leicht hoch und ihre Finger klammerten sich leicht um die Kante des Edelstahltresens auf dem sie sass.
Ungeduldig sah sie in das angestrengte Gesicht der jungen Japanerin, die sich um den Job als Poissoniers und Grillardin beworben hatte. Eine der wenigen freien Plätze in der Küche, die sie neu belegen musste. So hatte Jaz das Glück, dass nur ein Posten in der Küche neu besetzt werden musste, dafür zwei bei den Kellnern. Ihre Angestellten, ihre Crew, hielt zusammen, selbst nun bei dem Umzug nach Japan. Ungewöhnlich, wenn man betrachtete, dass es für einen jeden von ihnen ein Neuanfang bedeutete. So manch einer hätte es dem ungewöhnlichen Haufen aus Sonderlingen, sicherlich nicht zugetraut. Doch die Crew – ihre Familie – hielt zusammen.
Ihr Rat blieb wohl unbeachtet. Kritisch verzog Jaz ein wenig ihren Mund. Sie hasste es, wenn man ihr nicht zuhörte.
„Dreh die Flamme runter, damit dir das gute Stück nicht verbrennt.“, riet sie ihr dennoch freundlich und nervös nickte Mika. Sie war wohl einfach zu angespannt gewesen, um diesen Rat von ihr sofort aufzunehmen und umzusetzen.
„Quälst du wieder den Frischling?“, stellte man ihr ein großes Glas Coke neben ihre rechte Hand. Das Grinsen in der Stimme war kaum zu überhören. Emo, eine junge Amerikanerin und Sous-Chef des Restaurants, lehnte sich nun mit der Hüfte gegen die Kante der Arbeitsfläche und betrachtete ebenfalls studierend das Tun auf dem Grill.
„Ich röste sie auf dem Grill!“, schob Jaz diabolisch grinsend hinterher und ergriff das kühle Glas, um sich einen Schluck zu können. Die süsse Flüssigkeit rann kühl ihre Kehle hinunter.
„Wie sieht es aus?“, ein typisches, dünnen Grinsen zeichnete sich auf den jungenhaften Gesicht Emos ab.
„Weiss nicht.“, zuckte Jaz mit den Schultern und stellte das Glas neben sich ab. Nervös huschten die Augen der jungen Japanerin zu Emo, dann zu Jaz.
„Die Langusten hat sie bereits verkackt.“, schien sich Jaz nicht an die örtlichen Gepflogenheiten der Höflichkeit zu halten und grinste nun breit.
Leise pfiff Emo vor gespielten Entsetzen aus und schüttelte unter einem Tadelnden „Tztztztz.“, den Kopf. „Shit…“, riss sie gespielt ihre Augen auf.
„Der Rest aber sieht gut aus.“, schob sich Jaz lachend von der Arbeitsfläche hinunter und klopfte der kleineren Mika auf die Schulter. „Gut gemacht, Süße! Willkommen in der Crew.“, folgten warme und herzliche Worte, die man der sonst so strengen Chef de Cuisine wohl nicht zugetraut hätte.
„Komm, schalt den Grill runter und lass uns essen bevor die Meute eintrifft. Dann können wir alles weitere besprechen.“, schmunzelnd zog sie sich die verbrannte Languste auf den Teller. Besteck klirrte, als sie dieses für alle danebenlegte. Geschickte löste sie mit einem Knacken die Schale, ehe sie ein Stück probierte und dann anerkennend die Augenbrauen hinaufschob.
„Fuck! Das ist gut!“, schob sie Emo vollkommen fasziniert grinsend den Teller hin, die gerade im Begriff war die Ärmel ihres Hemdes hinaufzuschieben.
Emo fuhr sich mit ihrer Hand durch das kurze, dunkelblonde Haar, mit dem sie eher wie ein Typ wirkte. Überhaupt würde man meinen, man hätte einen hochgewachsenen, jungen Mann vor sich, der sich nun keck über die Arbeitsfläche lehnte und sich ein Stück Fleisch aufspießte
„Entspann dich…sie meint es Ernst.“, wedelte sie knapp mit dem Stück weißen Fleisch auf der Gabel vor Mikas Augen herum und deutete dann auf Jaz. „Von der bekommst du immer nur ehrliche Kritik.“, schob sie sich das Stück in den Mund und kaute, ehe sie anerkennend nickte. „Sehr gut sogar.“
Ein Rumpeln, das Knallen von Kisten auf den Boden, unterbrach sie. „Chef? Schon die Schlange gesehen?“, Hank drückte sich aus dem hinteren Bereich der Küche herein. Der grob wirkende Gardemanger, mit den vielen Tattoos auf seinen Armen und sogar im Gesicht, hatte gerade noch ein paar Salate besorgen können. Jaz grinste.
„Alles bekommen?“ – „Aye, Chef.“, und voller Begeisterung humpelte der Riese von hinten nun auf die Frauen zu. „Haste noch nicht gesehen?“, rollte ein tiefer texanischer Akzent über dessen Lippen.
„Keine Angst, der beißt nicht.“, stupste Emo die Neue an, die unter dessen Erscheinung leicht zusammenfuhr. „Hank…sag Hallo zur Neuen.“, forderte sie ihn mit vollen Mund auf. „Hi.“, kam es dann doch schüchtern von dem Riesen, der sich gerade die Hände an einem Tuch abwischte.
„Willste se nicht reinlassen?“, sprudelte es weiter aus ihm heraus und Jaz ließ die Gabel leicht zwischen ihren Fingern hin und her wippen, ehe sie keck grinsend zu ihm aufsah.
„Nein. Wir haben noch eine halbe Stunde bis wir öffnen. Wir werden nicht früher öffnen, dass ist uns untersagt, Hank.“, klärte sie auf, obwohl sie der Andrang bereits jetzt freute. Es hatte sich wohl herumgesprochen, dass das Restaurant seit wenigen Tagen neu eröffnet hatte. Die Leute waren neugierig. Zum Glück!
„Außerdem erwarte ich noch einen Bewerber.“, legte sie nun die Gabel genüsslich ab und ihre Augen funkelten. „Noch jemanden zum quälen heute.“, schürzte sie amüsiert die Lippen und erhob sich, legte die Gabel zur Seite und klopfte auf den Tisch. „Zeig ihr alles, Emo.“, trat sie schmunzelnd an Mika vorbei. „Wenn du willst, wird das heute dein erster Abend im Hellhound sein. Ich würde mich wirklich sehr freuen.“, versicherte Jaz.
Knapp glitt ihr Blick zu der Türe, wo blieb der Neue bloß?
„Die Hitze ist zu stark.“, ruckte ihr Kinn leicht hoch und ihre Finger klammerten sich leicht um die Kante des Edelstahltresens auf dem sie sass.
Ungeduldig sah sie in das angestrengte Gesicht der jungen Japanerin, die sich um den Job als Poissoniers und Grillardin beworben hatte. Eine der wenigen freien Plätze in der Küche, die sie neu belegen musste. So hatte Jaz das Glück, dass nur ein Posten in der Küche neu besetzt werden musste, dafür zwei bei den Kellnern. Ihre Angestellten, ihre Crew, hielt zusammen, selbst nun bei dem Umzug nach Japan. Ungewöhnlich, wenn man betrachtete, dass es für einen jeden von ihnen ein Neuanfang bedeutete. So manch einer hätte es dem ungewöhnlichen Haufen aus Sonderlingen, sicherlich nicht zugetraut. Doch die Crew – ihre Familie – hielt zusammen.
Ihr Rat blieb wohl unbeachtet. Kritisch verzog Jaz ein wenig ihren Mund. Sie hasste es, wenn man ihr nicht zuhörte.
„Dreh die Flamme runter, damit dir das gute Stück nicht verbrennt.“, riet sie ihr dennoch freundlich und nervös nickte Mika. Sie war wohl einfach zu angespannt gewesen, um diesen Rat von ihr sofort aufzunehmen und umzusetzen.
„Quälst du wieder den Frischling?“, stellte man ihr ein großes Glas Coke neben ihre rechte Hand. Das Grinsen in der Stimme war kaum zu überhören. Emo, eine junge Amerikanerin und Sous-Chef des Restaurants, lehnte sich nun mit der Hüfte gegen die Kante der Arbeitsfläche und betrachtete ebenfalls studierend das Tun auf dem Grill.
„Ich röste sie auf dem Grill!“, schob Jaz diabolisch grinsend hinterher und ergriff das kühle Glas, um sich einen Schluck zu können. Die süsse Flüssigkeit rann kühl ihre Kehle hinunter.
„Wie sieht es aus?“, ein typisches, dünnen Grinsen zeichnete sich auf den jungenhaften Gesicht Emos ab.
„Weiss nicht.“, zuckte Jaz mit den Schultern und stellte das Glas neben sich ab. Nervös huschten die Augen der jungen Japanerin zu Emo, dann zu Jaz.
„Die Langusten hat sie bereits verkackt.“, schien sich Jaz nicht an die örtlichen Gepflogenheiten der Höflichkeit zu halten und grinste nun breit.
Leise pfiff Emo vor gespielten Entsetzen aus und schüttelte unter einem Tadelnden „Tztztztz.“, den Kopf. „Shit…“, riss sie gespielt ihre Augen auf.
„Der Rest aber sieht gut aus.“, schob sich Jaz lachend von der Arbeitsfläche hinunter und klopfte der kleineren Mika auf die Schulter. „Gut gemacht, Süße! Willkommen in der Crew.“, folgten warme und herzliche Worte, die man der sonst so strengen Chef de Cuisine wohl nicht zugetraut hätte.
„Komm, schalt den Grill runter und lass uns essen bevor die Meute eintrifft. Dann können wir alles weitere besprechen.“, schmunzelnd zog sie sich die verbrannte Languste auf den Teller. Besteck klirrte, als sie dieses für alle danebenlegte. Geschickte löste sie mit einem Knacken die Schale, ehe sie ein Stück probierte und dann anerkennend die Augenbrauen hinaufschob.
„Fuck! Das ist gut!“, schob sie Emo vollkommen fasziniert grinsend den Teller hin, die gerade im Begriff war die Ärmel ihres Hemdes hinaufzuschieben.
Emo fuhr sich mit ihrer Hand durch das kurze, dunkelblonde Haar, mit dem sie eher wie ein Typ wirkte. Überhaupt würde man meinen, man hätte einen hochgewachsenen, jungen Mann vor sich, der sich nun keck über die Arbeitsfläche lehnte und sich ein Stück Fleisch aufspießte
„Entspann dich…sie meint es Ernst.“, wedelte sie knapp mit dem Stück weißen Fleisch auf der Gabel vor Mikas Augen herum und deutete dann auf Jaz. „Von der bekommst du immer nur ehrliche Kritik.“, schob sie sich das Stück in den Mund und kaute, ehe sie anerkennend nickte. „Sehr gut sogar.“
Ein Rumpeln, das Knallen von Kisten auf den Boden, unterbrach sie. „Chef? Schon die Schlange gesehen?“, Hank drückte sich aus dem hinteren Bereich der Küche herein. Der grob wirkende Gardemanger, mit den vielen Tattoos auf seinen Armen und sogar im Gesicht, hatte gerade noch ein paar Salate besorgen können. Jaz grinste.
„Alles bekommen?“ – „Aye, Chef.“, und voller Begeisterung humpelte der Riese von hinten nun auf die Frauen zu. „Haste noch nicht gesehen?“, rollte ein tiefer texanischer Akzent über dessen Lippen.
„Keine Angst, der beißt nicht.“, stupste Emo die Neue an, die unter dessen Erscheinung leicht zusammenfuhr. „Hank…sag Hallo zur Neuen.“, forderte sie ihn mit vollen Mund auf. „Hi.“, kam es dann doch schüchtern von dem Riesen, der sich gerade die Hände an einem Tuch abwischte.
„Willste se nicht reinlassen?“, sprudelte es weiter aus ihm heraus und Jaz ließ die Gabel leicht zwischen ihren Fingern hin und her wippen, ehe sie keck grinsend zu ihm aufsah.
„Nein. Wir haben noch eine halbe Stunde bis wir öffnen. Wir werden nicht früher öffnen, dass ist uns untersagt, Hank.“, klärte sie auf, obwohl sie der Andrang bereits jetzt freute. Es hatte sich wohl herumgesprochen, dass das Restaurant seit wenigen Tagen neu eröffnet hatte. Die Leute waren neugierig. Zum Glück!
„Außerdem erwarte ich noch einen Bewerber.“, legte sie nun die Gabel genüsslich ab und ihre Augen funkelten. „Noch jemanden zum quälen heute.“, schürzte sie amüsiert die Lippen und erhob sich, legte die Gabel zur Seite und klopfte auf den Tisch. „Zeig ihr alles, Emo.“, trat sie schmunzelnd an Mika vorbei. „Wenn du willst, wird das heute dein erster Abend im Hellhound sein. Ich würde mich wirklich sehr freuen.“, versicherte Jaz.
Knapp glitt ihr Blick zu der Türe, wo blieb der Neue bloß?