Wind Beyond Shadows

Normale Version: 1000 Kraniche bedeuten Hoffnung
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Es war so still im Raum, dass es ihn immer wieder faszinierte, was die Abwesenheit von Geräuschen mit einem Menschen machen konnten. Nun ja, Sev lag unweit in seinem Bett, atmete, noch erledigt von dessen Schicht. Ganz so still war es also nicht, jedoch atmete er so ruhig, dass man ihn kaum wahrnahm. Eigentlich hätte er auch schlafen müssen, müde genug war er, doch bekam er kein Auge zu. Stattdessen drehten sich seine Gedanken mal wieder im Kreis, fragten nach dem Warum. Warum passierte dies. Warum passierte jenes. Warum war der Mensch, wie er nun mal war. Warum hatte der Kommilitone ihn wegen seinem geklimper am Klavier anfahren müssen? Tausende Menschen bezahlten, um ihn spielen zu hören und doch beschäftigte ihn die Meinung eines Studenten, er in seinem Leben vielleicht nie was erreichen würde, mehr, als eben jene tausend.
Sowas machte ihn wahnsinnig. Wahrscheinlich sah er diesen Kerl nicht mal wieder und doch ließ es ihn an sich zweifeln und ob das, was er machte, richtig war. Haarspalterei, das wusste er und doch konnte Cyr die ewig kreisende Spirale nicht aufhalten, ebenso wenig, wie man die Erde daran hindern konnte, sich zu drehen. Es half auch nichts zu wissen, dass der Kerl vielleicht einen schlechten Tag hatte, von der Freundin versetzt worden war oder ihm einfach was anderes über die Leber gelaufen ist.
Nun saß er auf seinem Bett, faltete einen Kranich, um irgendwie die Finger zu beschäftigen, damit sie keine Möglichkeiten hatten, etwas was anderes zu tun. Meistens stoppte es die Gedanken. Doch wenn Sev sah, dass er sich wieder geschnitten hatte, würde dieser enttäuscht sein und das wäre dann noch schlimmer, als die jetzige Unruhe, die wühlend in ihm tobte. Momente wie diese ließen ihn an Dinge denken, die er als Kind erlebt oder getan hatte, rissen eine Wunde, aus der das schlechte Gewissen quoll, damit es ihn ersticken drohte. Albern, sich an kindliche Dinge zu denken, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er sich nicht passend benommen hatte und die jeder Beteilige längst vergessen hatte.
Und doch dachte er an die Begebenheit mit seinen beiden kleinen Brüdern, die sich in der Küche abgespielt hatte. Schuld hatte eigentlich das Kindermädchen, welches die Augen bei dem Gärtner hatte, statt den Kindern. Cedric und Cris hatten sich mal wieder gestritten, in dem sie das Recht jeweils für sich einforderten. Cris hatte irgendwo ein Experiment gesehen und wollten dem Jüngsten beweisen, dass er in der Lage war, es durchzuführen. Cirs selbst hatte zum Üben am Klavier gesessen und bemerkte somit nicht, dass Cris und Ced die Küche unter Wasser setzten. Erst als das Schlamassel angerichtet war, die beiden knöchelhoch im Wasser standen, riss ihn das Geschrei aus der Arbeit.
Alle Wasserhähne waren aufgedreht und die Entenfamilie aus Gummi, trieben fröhlich umher.
„Mach dir Tür zu! Mach die Tür zu!“, schrie Ced zu ihm, damit das Wasser sich nicht in Wohnzimmer verteilen konnte. Doch Gelegenheit zu reagieren hatte er nicht mehr, dann das Kindermädchen war ebenso auf den Lärm aufmerksam geworden und brach in Panik aus. Noch zwei Stunden, dann würden die Eltern zurückkommen! Sie schrie Cyr an, schrie die Kinder an, scheuchte sie nach oben und suchte hektisch nach der Putzfrau.
Cris war kurz davor, in Tränen auszubrechen, als Cyr zu ihnen kam. „Geht schon mal hoch, ich komme gleich. Es wird schon alles gut werden. Nehmt die Enten mit und baut euch eine Burg auf dem Bett.“, sprach er ihnen gut zu, an den Abenteuerdrang des Mittleren appellierend, der gleich abgelenkt war, nach Ced griff und nach oben rannte.
Cyr hatte ihnen noch nach gesehen und machte dran, schon mal das erste Wasser aufzuwischen, nachdem er die Hähne zugedreht hatte. Als dann auch die Putzfrau auftauchte und das Kindermädchen nach oben stiefelte, um nach den Kindern zusehen, erhob er sich. Die Putzfrau hatte sich noch bedankt, ehe sie ihn heraus scheuchte. So konnte er sich wieder ans Klavier setzen.
Pünktlich kamen dann die Eltern nach Hause und ehe diese die Jacken ausziehen konnte, kam das Kindermädchen auf sie zu und erzählte kurz und knapp, in dem sie die eigentlichen Details ausließ, was passiert war. Sie machte Cyr dafür verantwortlich, damit man ihrem Stell-dich-ein mit dem Gärtner nicht herausbekam. Sein Vater tobte.
In der Geschichte des Kindermädchens war es Cyr gewesen, der in einem Anfall von Trotz die Hähne aufgedreht haben soll. Eine Geschichte, die von und hinten nicht passte, wenn man den jungen Pianisten kannte, aber das spielte keine Rolle. Er ließ es über sich ergehen, nahm die Strafe von Zimmerarrest, außer zum Üben, an und ging nach oben. Kurz sah er nach den spielenden Kleinen und ging sich danach umziehen. Anschließend schaute er wieder bei ihnen rein, setzte sich zu ihnen und ließ sich erzählen, was sie gespielt hatten, ehe er ihnen eine Geschichte erzählte.
Er faltete die letzte Ecke und erhob sich lautlos aus seinem Bett, um ihn bei Sev auf den Tisch zu setzen. Nun hatte er die Tausend Stück zusammen und dieser konnte sich was wünschen. Eigentlich betraf es denjenigen, der sie faltete, dass er sich was wünschen konnte, doch Cyr gab es gern an ihn ab. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke und egal, was dieser wollte, Cyr würde es ihm erfüllen. Vorher aber nahm er Schuhe und Jacke, verließ das Zimmer und zog sich vor der Tür an, damit er kein Lärm machte. Bald würde er aufwachen und was wäre dann besser, als Kaffee und Mochies?
Während er zum Cafè ging, schrieb er Cris eine kurze Nachricht, in der er wissen wollte, wie es ich ging. Da er so schnell nicht mit einer Antwort rechnete, schob er das Handy in die Tasche und konzentrierte sich auf den Weg. Ihm brannten die Augen, aber es war allenfalls lästig und störend. Wenn er heute Nacht nicht schlafen konnte, würde er eine Tablette nehmen.
Im Cafè hatte er recht schnell alles erledigt. Neben Mochies hatte er noch ein paar belegte Brötchen ergattern könnten, die er nun neben dem wichtigen Kaffee wieder nach Hause transportierte. Leise öffnete er die Tür, schlich ins Zimmer und glaubte seinen Augen nicht. Lag da ernsthaft ein anderer Kerl im Bett Sevs? Hektisch glitt sein Blick durch das Zimmer, alles schien unverändert, bis auf die Klamotten vor dem Bett, die auf dem Boden lagen und eben dieser überzähligen Person. Unverkennbar bewegte sich da eine Hand nach vorn…
Cyr, von dem Anblick geschockt, ließ den Kaffee, die Tüten fallen und wollte sich umwenden und abhauen, doch eine Füßen bewegen sich keinen Millimeter vor Schock. Selbst dann nicht, als der Becher mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden prallte und seinen Inhalt auf dem Boden verteilte. Heißer Kaffee floss über den Boden.
„Man, verschwinde, spanne woanders rum!“, fuhr man ihn an und es war wohl das Stichwort, welches er gebraucht hatte. Cyr löste sich aus seiner starre, flüchtete nach draußen, wo er sich gegen die raue Wand lehnte. Irgendwann wäre dieser Moment gekommen, das wusste er, aber nicht jetzt, nicht heute nicht so… unvorbereitet! Seine kehle war wie zu geschnürt und er hatte Probleme, Luft zu bekommen. Immerhin bemerkte er die seltsamen Blicke der anderen nicht…
Sev konnte immer nur wieder den Kopf schütteln über all das Gejammer der Studenten. Viel zu viele Vorlesungen, viel zu viele Aufgaben, Tests und andere Pflichten. Vollkommen darin vertieft ihr Leben zu verteufeln, bemerkten viele nicht einmal, wie gut es ihnen tatsächlich ging. Hatten sie doch eine Familie, welche ihnen den Rücken stärkte, eine Familie die sich um ihre Finanzen und Belange kümmerten. Luxus pur und eine Situation, die Sev nicht kannte. War er doch nur dank seiner herausragenden Fähigkeiten hier gelandet und hatte eines der wenigen Stipendien ergattert. Luxus sollte man meinen. Konnte er doch endlich seine Leidenschaft zum beruf machen und wurde mit all den Leuten bekannt gemacht, welche ihm später einmal den Weg ebnen würden. Doch wer dachte, das Sev sich darauf ausruhte, der irrte sich gewaltig. Paukte er doch bis spät in den morgen hinein, teils für seine Seminare, teils um auch noch den letzten Schliff an seiner Aussprache zu verfeinern. Ärgerte es ihn doch noch immer gewaltig, das er die Sprache noch immer noch absolut perfekt beherrschte. Ein Unterfangen, an denen schon so viele gescheitert waren, doch er würde da nicht dazu gehören. So absolvierte er neben dem normalen Uniwahnsinn auch noch seine Sprachkurse und wäre dies nicht genug, so arbeitete er auch noch jedes Wochenende in einem Club. Klar deckte das Stipendium die Kosten für die Uni, sein Wohnheim und auch die Kantine, mehr gab es jedoch nicht. Eigentlich genug und doch dachte Sev an die Zukunft. Was, wenn etwas schief lief ?
Was wenn der Rektor ihn durch ein neues Wunderkind ersetzte ?
Was wäre wenn....
Möglichkeiten und Fragen, die ihm ständig im Kopf umher schwirrten und dafür sorgten, das er seine Zukunft selbst in die Hand nahm. Hatte er doch nicht vor jemals wieder auf der Strasse zu leben. Viel zu sehr genoss er den Luxus eines warmen Zimmers und regelmässigen Mahlzeiten. So schuftete er jedes Wochenende stundenlang und legte jeden Yen, den er entbehren konnte beiseite, für Notfälle.
Auch heute war er erst gegen kurz nach 4 Uhr, am Morgen leise ins Zimmer geschlichen. Vollkommen erledigt und todmüde hatte er es gerade so noch geschafft aus den Klamotten zu schlüpfen, eh er auch schon ins Koma fiel. Das Cyr mal wieder schlaflos in seinem Bett lag, oder gar aus dem Zimmer schlüpfte bemerkte er gar nicht. Nur den warmen Körper, welcher sich an ihn schmiegte nahm er kurze Zeit darauf im Halbschlaf war, ohne jedoch wirklich wach zu werden. Kam es doch von Zeit zu Zeit vor, das Cyr zu ihm ins Bett schlüpfte und seine Nähe suchte. Träge zog er ihn näher an sich, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, das dies nicht Cyr war, der hier zu ihm ins Bett geschlüpft kam.
Minuten strichen dahin, in denen er sich noch immer nicht vollständig vom Schlaf löste, sondern einfach die Nähe des kleinen Bambi und die Ruhe im Wohnheim genoss. Immerhin hatte er noch ein paar Stunden, eh er wieder los musste, warum diese Zeit also nicht mit netten Spielereien vertrödeln. Leise zufrieden aufseufzend, als sich eine Hand an seinen Hüften spielerisch langsam nach vorne schob, erstarrte er, als er nicht nur das Klicken der Türklinke hörte, sondern kurz darauf auch Kaffee roch und eine fremde Stimme hörte, die er so nicht kannte.
"Verfluchte Scheisse..." setzte er an und war urplötzlich nicht nur hellwach, sondern starrte auch noch in ein Gesicht, das ihn bereit angrinste, ihm jedoch absolut nichts sagte. "Endlich ist der Spinner wieder weg und wir können...." setzte der Spinner doch allen ernstes an, eh er auch schon empört aufschrie, weil Sev ihn kurzerhand einfach aus dem Bett schmiss. "Verpiss dich so schnell wie möglich zurück in das Loch, aus dem du gekrochen bist, oder du erlebst dein blaues Wunder" knurrte Sev beunruhigend leise, während sein Blick tödlich zu dem Kerl glitt. Irgendwo hatte er ihn schon einmal gesehen, doch hatte er gerade weder den Nerv, noch die Lust dazu zu ergründen woher er ihn kannte. So schnell wie er konnte schlüpfte er in seine Jogginghose und schob den Typen aus der Zimmertür, der es gerade noch so schaffte seine Hose rechtzeitig hoch zu ziehen, damit er nicht vollkommen nackt im Flur stand. "Verpiss dich und wag es nie wieder zurück zu kommen" warnte er den Kerl und funkelte alle eiskalt an, denn natürlich hatte der Krach alle neugierig ihre Köpfe aus den Zimmertüren stecken lassen. "Verzieht euch wieder in eure Zimmer und vergesst das ihr diesen Freak gesehen habt" forderte er, eh sein Blick auf Cyr fiel, der wie ein Häufchen Elend an der Wand lehnte. "Komm mit rein" forderte er ihn auf, diesmal jedoch mit sanfter Stimme, während er ihn sanft in ihr Zimmer schob und die Tür demonstrativ mit lautem Knall zufallen liess. "Kannst du mir mal verraten wie der Kerl hier rein gekommen und vor allem es geschafft hat sich in mein Bett zu schleichen ?"wollte er wissen, während er ins Bad tappte und sich eines der Handtücher krallte, um den Kaffee vom Boden zu wischen. "Ich dachte du wärst zu mir ins Bett gekrochen" stellte er klar. Immerhin waren sie zwar kein Paar, aber dennoch hatte er sich immer eisern an die Regel gehalten, das er keine anderen Kerle mit hier her brachte. Wusste er doch nur all zu gut, das das Bambi sich in ihn verkuckt hatte und war kein herzloses Arschloch, das es mit anderen vor seinen Augen trieb.
Cyr, unfähig zu entscheiden, was er tun sollte, blieb neben dem Zimmer hocken, wissend, das es wohl, das letzte war, was er tun sollte. Weder wollte er hören, was da drin passierte, noch den zufriedenen Gesichtsausdruck sehen, wenn er wieder herauskam. Doch wo sollte er hin? Das Denken war ihm just in dem Moment, als er den Kerl gesehen hatte, abhandengekommen. Sich die Ohren zuzuhalten wäre albern und Musikhören zwar eine Option, doch das Handy war im Zimmer, samt Pods und was man sonst noch so brauchte.
Blicke richteten sich auf ihn, die er nicht wahrnahm. Hier und dort wurden Worte getuschelt, die er ignorierte, bis sich die Tür öffnete und er einen alles andere, als begeisterten Sev hörte. Dieser fuhr wortwörtlich aus der Haut und pfiff gleich allesamt zusammen. Ob es nun unheimlich war, dass er zu Cyr recht ruhig redete oder es ihn freuen sollte, konnte und wollte er nicht entscheiden. Ihm krampfte sich der Magen zu einem eisigen Klumpen zusammen, denn genau genommen hatte er es mit seiner Reaktion den beiden verdorben. Die Erkenntnis hätte ihn freuen sollen, doch alles, was sich meldete, war das schlechte Gewissen, welches ihn auffressen wollte.
Und doch erhob er sich, ignorierte die anderen weiterhin und schlüpfte ins Zimmer hinein. Ein ganz kleiner Teil in ihm war froh, dass die Blicke, die Kommentare und Meinungen anderer somit ausgesperrt wurden, doch das, was ihm hier drinnen blühen konnte…?
Binnen Sekunden, ohne, dass es eine bewusste Entscheidung war, stellte er sich auf Verteidigung ein.. Reagieren, wenn er angesprochen wurde. Antworten, wenn Sev was wissen wollte und so den Schaden gering wie möglich halten, ohne ihn weiter zu reizen. Nicht mal tief durchatmen, um das Geschehene zu verdrängen, war möglich.
„Ich weiß es nicht, ich war Frühstück holen.“, antwortete er, sah sich um und verwarf den Gedanken, Taschentücher dafür zu nutzen, um den Kaffee aufzuwischen. Da wäre er zum Abend hin noch beschäftigt, daher tat er es Sev gleich, holte Tücher, die eh in die Wäsche mussten, um das grobe zu beseitigen. Später würde er noch durchwischen und alles wäre wie neu.
„Das… hätte ich vielleicht auch getan, wenn nicht… Es tut mir leid.“, murmelte er und sah auf den irrwitzigen Kranich, der auf der Kaffeepfütze schwamm, als wolle er sie verhöhnen. Wie er auf den Boden gekommen war, konnte er nur vermuten. Nun aber hob er ihn auf, setzte ihn auf den Tisch und ging wieder ins Bad, um das Handtuch auszuwringen.
„Als ich ging, war er noch nicht da.“ Dass er in den zwanzig Minuten hereingeschlichen sein musste, war offensichtlich. „Soll ich dich das nächste Mal einschließen?“, eigentlich eine dumme Idee, die gleichzeitig aber auch nicht abwegig war. Irgendwie widerstrebte es ihn, Sev einzuschließend, doch scheinbar… „Die halbe Uni fliegt auf dich.“ Und damit meinte er nicht nur die Frauen. „Vielleicht sollte ich dich wirklich einschließen.“, murmelte er, eigentlich mit dem Gedanken, dass nichts passierte oder abhandenkam, nicht daran denkend, dass man den Gedanken auch auf Eifersucht schieben konnte.
Langsam atmete er durch, nun, da er merkte, dass nichts weiter passieren würde. Mit dem ausgewaschenen Handtuch kam er zurück und wischte noch mal über den Boden, damit nichts die Möglichkeit hatte, zu kleben.
Auf allen vieren schaute er nach, ob auch wirklich alles vom Kaffee erwischt wurde. „Immerhin trinkt keiner mit Zucker…“, murmelte er, aber auch Milch konnte mit der Zeit ganz ekelhaft riechen, daher war er bemüht alles noch mal zu wischen und zu erwischen.
Sev war nicht gerade als Frühaufsteher bekannt und schon gar nicht, wenn er bis früh in den Morgen hinein gearbeitet hatte. Selbst Cyr hatte dies im laufe der Wochen gelernt und schlich entweder leise herum, oder kroch einfach zu ihm ins Bett und schlief weiter, bis er irgendwann einmal wach wurde. Eine nette Routine, die er durchaus zu schätzen wusste und die jäh entweiht wurde durch diesen komischen Kerl. Noch immer wollte ihm partout nicht einfallen, woher er das Gesicht kannte und wenn er ehrlich war, es war ihm herzlich egal. Machte er sich doch noch nicht einmal die Mühe sich die Namen der Kerle zu merken, die er aufriss, warum also sollte er sich den Namen von jedem Vollpfosten merken, nur weil er ihm mal über den Weg lief. Viel wichtiger war es ihn los zu werden und dies tat er weder freundlich, noch sonderlich leise. Das sich das ganze Stockwerk und sogar das ganze Wohnheim später darüber die Mäuler zerreissen würden, dessen war er sich wohl bewusst, doch darum konnte er sich auch später kümmern. Sofern ihm danach denn der Sinn stand.
Viel wichtiger war es erst einmal das Chaos zu beseitigen und das Häufchen Elend herein zu holen. Fast könnte man meinen, das er mit einen Aufstand rechnete, so wie er ihn anblickte. Dabei hatte er, abgesehen vom verschütteten Kaffee doch gar nichts getan. Leicht runzelte sich seine Stirn. Scheinbar waren ihm solche Situationen nicht unbekannt und seinem Verhalten nach, war wohl immer er das Opfer gewesen. Leise seufzte er auf, fügte es dem Puzzle rund um Cyr doch nur ein weiteres Teilchen hinzu, das langsam, Stück für Stück ein kleines Bild ergab und ihm dabei half sich ein Bild von ihm zu machen. Leicht hatten sie es wohl beide nie gehabt und gemessen daran, das sie oft mehr als nur Zimmergenossen waren, machte die ganze Situation nicht gerade besser.
"Du musst dich doch nicht entschuldigen" brummelte er, auch wenn er es nicht böse meinte. Viel zu sehr kochte die Wut noch in ihm, als das er sie einfach so beiseite hätte wischen können. "Immerhin bin ich dank dir wirklich wach geworden, eh noch schlimmeres hätte passieren können." murrte er weiter und schüttelte den Kopf. Schwärmerei hin oder her, aber solche Aktionen gingen dann doch viel zu weit. Was hatte sich der Kerl nur dabei gedacht einfach so zu ihm ins Bett zu kriechen. Als ob er keine Vernunft besässe und einfach alles rammeln würde, was in seine Nähe kam. Genervt prustete er auf, eh er weiter die Misere weg wischte, so gut es eben ging. "Einschliessen wäre gar nicht so schlecht. Immerhin hab ich ja auch einen Schlüssel und wer weiss auf welche Ideen der nächste Vollidiot kommt." grummelte er. Klar war es nicht gerade die beste Lösung, doch etwas besseres fiel ihm gerade nicht ein. "Aber schlimmer noch ist, das es ein Kerl war....." setzte er an und liess sich schliesslich an die Wand sinken. "Die Uni ist abgesehen von dir absolut verboten zum wildern....wie also kam er auf die Idee, das er bei mir willkommen wäre ?" Eine durchaus berechtigte Frage. War er doch schon von Natur aus sehr wählerisch und seitdem er in Japan lebte noch viel mehr. Schwule Künstler in den USA hatten es schon verdammt schwer, selbst wenn sie schon ewig berühmt waren... schwule Künstler in Japan hingegen.... nun das kam wohl fast einem Todesurteil gleich. "War der vielleicht bei uns im Club ? Irgendwie kommt mir das Gesicht bekannt vor, aber ich kriege es nicht zu fassen." gestand er ehrlich, ohne einen Funken Reue. Immerhin bediente er im Club hunderte von Kunden. Wie sollte er sich da bitte jedes Gesicht und dann auch gleich noch mit Namen merken ?! Noch immer verstimmt fiel sein Blick auf den ruinierten Kranich. "Warum bist du eigentlich schon so früh auf ?" harkte er erst jetzt nach, denn ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, das es gerade einmal 7 Uhr war. "Konntest du mal wieder nicht schlafen ?"
Sich unauffällig zu verhalten, hatte er recht schnell auf Kindesbeinen gelernt, warum sollte er es hier ändern? Stören war nun mal das Letzte, was er wollte, wusste er doch, wie es war, aus der Konzentration gerissen zu werden. Daher war es ein leichtes, sich raus zu schleichen oder bei ihm zu liegen, zu wissen, nicht allein zu sein. Umso unvorbereiteter war es, diesen Fremden hier zu sehen, der ein Gefühl von Schmutz zurückließ, der im Grunde nicht da war.
„Vielleicht dachte der Kerl, du stehst auf sowas.“, überlegte er, denn ausgeschlossen war sowas nicht. Nicht explizit bei Sev, eher allgemein gesehen. Aber dafür brauchte man wohl andere Umstände. Vertrauen, eine Beziehung, denn mit Fremden konnte es sicher nach hinten losgehen. Je mehr er den Gedanken verfolgte, desto mehr gruselte es ihm, wäre er in Sevs Situation gewesen. Neben einem fummelnden Fremden zu erwachen… Cyr würde nie wieder ein Auge zu tun!
„Ich werde dran denken, dann abzuschließen.“, versprach er, denn vernünftiger wäre es. Belästigung, eventueller Diebstahl, je nachdem wie fest der Schlaf war, konnte viel passieren. Von seinen Gedanken unterbrochen, sah er fragend zu ihm. Die Aussage war schon ein wenig befremdlich, wenn man bedachte, wo Sev arbeitete, mit wem er ins Bett ging, die Frage, ob ihm eine Frau lieber gewesen wäre, lag ihm auf der Zunge. Aber das war doch absurd? Sev und Frauen. Die Lippen aufeinander gepresst wollte er weiter machen, aber ihn ließ die Absurdität nicht los.
„Wäre eine Frau besser gewesen?“, fragte er dann doch, sich auf die Fersen niederlassend, um ihn besser ansehen zu können. Diese konnten immerhin genauso belästigend werden, wie ein Mann, obwohl es denen vorbehalten war, jemanden auf gewisser Weise zu erstechen.
„Bei mir wildern, ja?“, fragte er frech, eher rhetorisch, war er doch froh drum und legte es sogar manchmal drauf an. „Irgendwo hab ich ihn schon mal gesehen, kann es aber irgendwie…“ Er stockte. „Erinnerst du dich an die letzte Party? Der, der ständig mit der Maske vor den Augen herumlief? Er verfolgte und immer, blieb immer grade so aus dem Blickwinkel.“, überlegte er, beugte sich noch mal nach vorn, um die letzte Feuchtigkeit aufzunehmen.
„Hm, nein, ich konnte nicht schlafen. Zu viele Gedanken an unnützes Zeug.“ Tabletten wären vielleicht wirklich keine schlechte Idee oder irgendwelche Tropfen. Das implizierte jedoch, dass er einen Arzt aufsuchen musste, was wieder andere Dinge nach sich zog, an die er nicht denken wollte. „Leg dich ruhig noch mal hin, ich passe auch auf, dass keiner reinkommt.“, versprach er, denn alles war da, was er wollte, bis auf den Kaffee, aber da könnten sie später noch welchen besorgen. Oder sie gingen essen. „Können später auch was essen gehen?“
Cyr erhob sich wieder, ging ins Bad, wo er die Hände ausgiebig wusch, frische Handtücher hinhängte, dann kam er wieder zu ihm, musterte ihn verstohlen. Ehe es auffiel, sah er zu dem Kranich. „Nun hab ich 1000 voll. Du kannst dir was wünschen.“ Und er würde sich eine andere Beschäftigung suchen müssen, damit er die Finger beschäftigen, die Gedanken zerstreuen und vor allem keine dummen Sachen machen konnte. Nur, konnte er Sev mit all dem nicht überhäufen konnte. Irgendwann würde er im Papier ersticken.
"Er war auf der Party.", wiederholte er noch mal, denn jetzt konnte er sich daran erinnern, ihn hinter einer Säule gesehen zu haben. An sich nichts Ungewöhnliches, wenn er ihnen nicht immer wieder gefolgt war. Auf den Gedanken, dass auch andere Studenten sich auf solchen Veranstaltungen herumtrieben, war er nie gekommen, obwohl es selbstverständlich war. Trieben die es bekanntlich nicht am wildesten?
Unauffällig agieren war noch nie sein Ding gewesen. Nicht weil er gerne im Mittelpunkt stand, oder sich gar für was besseres hielt. Nein...wer nicht auf sich aufmerksam machte, der verhungerte. Klingt gemein ? Tja die Realität ist nun kein Zuckerschlecken und schon gar nicht wie in Hollywoodfilmen.
"Der kann froh sein, das er nur halbnackt aus dem Zimmer geflogen ist" knurrte er warnend. Verstand er bei solchen Dingen doch absolut keinen Spass. Klar nahm er es mit den Sitten nicht immer allzu genau, aber sich einfach ungefragt in fremde Betten legen ... Nein sowas ging niemals, nirgendwo auf der Welt und bei ihm schonmal gar nicht. Bestimmte er doch, wenn er hinein liess und nicht umgekehrt. Angewidert schüttelte er sich leicht und versuchte sich langsam wieder unter Kontrolle zu bringen. Brachte es doch absolut gar nichts, wenn er Cyr anfuhr, der nun wirklich nichts für das Desaster konnte. "So oder so müssen wir etwas dagegen tun. Wer weiss schon, auf welche Idee der nächste Spinner kommt." wies er auf und war mehr als nur froh, als er versprach von nun an abzuschliessen. Traurig, aber eh noch Schlimmeres passierte, sollten sie lieber auf Nummer sicher gehen.
Ändern würde es an dem Desaster nichts mehr, aber womöglich weitere verhindern. "Bitte was ?!" schaute er ihn ungläubig an und schüttelte amüsiert den Kopf. "Als ob ich mir auch nur irgendwas aus Frauen oder Mädchen mache" stellte er klar und grinste breit. "Hier geht es eher um meinen Ruf, eigentlich sogar um unseren Ruf. Wir sind hier nicht in Europa oder den USA, wo es einfacher ist. Wir sind in Japan und alles was nicht hetero ist darf niemals ans Tageslicht. Was meinst du wohl wie lange der Klatschfunk braucht, bis die Geschichte von Eben ihre Runden durch die ganze Uni macht ?"bewog er ihn zu überlegen. Immerhin war es seine Kultur und somit sollte er die Vorurteile und die Konsequenzen um einiges besser kennen, als es bei ihm der Fall war. "Ich arbeite mich doch nicht halb zu Tode, nur damit so ein Vollpfosten mit alles ruiniert. Immerhin hängt nicht nur mein Ruf an all dem hier, sondern auch meine Aufenthaltsbewilligung." erinnerte er ihn.
Für andere mochte es vielleicht ein Gesichtsverlust sein, nicht toll, aber dennoch etwas, was man vielleicht wieder hinbiegen konnte. Bei ihm jedoch, nun bei ihm hing sein Leben, seine Zukunft und auch sein Dach über den Kopf davon ab. Fehler wie so etwas konnte und durfte er sich einfach nicht leisten. Umstände, welche es umso wichtiger machten, das sie den Kerl fanden und die Sache irgendwie wieder hin bogen, oder ihm bestenfalls das Maul stopften, wie auch dem Buschfunk. Daher war es nicht weiter verwunderlich, das er aufmerksam aufblickte, als Cyr sich scheinbar erinnerte. "Bist du dir da vollkommen sichern ? Normalerweise werden da alle Kerle ganz genau geprüft, genau damit keine Vollpfosten rein kommen und sowas wie hier passiert." ärgerte er sich dumm und dämlich. Bisher war er schon auf zahlreichen Partys gewesen und noch nie war etwas passiert. Auch konnte er sich nicht wirklich an den Typen erinnern. Wieso auch ? Liefen dort doch mehr als genug herum, warum sollte er sich da auf einen fixieren? Wie konnte also ein Abend, ein Typ alles ins wanken bringen, was er sich hier aufgebaut hatte. Schlimmer noch, was wenn der Typ ihn nicht nur gestalkt hatte, sondern auch hier studierte ?!
"Welche Gedanken ?" harkte er nach, um sich ein wenig abzulenken. Brachte es doch nichts, wenn er sich den Weltuntergang ausmalte. "Wie lange geht das schon so ?" besorgt blickte er ihn an. Nicht das er ihn für ein Weichei hielt, aber bei dem Pensum, welches sie leisten mussten, da war guter Schlaf dringend nötig um perfekt zu funktionieren. "Wie wärs, wenn wir uns beide nochmal lang legen, diesmal mit abgeschlossener Tür ?" schlug er vor. "Hinterher können wir ja noch essen gehen, eh ich zur nächsten Schicht antreten muss." lockte er ihn, eh er ihn verdutzt ansah.
"Ich soll mir was wünschen ? Das klappt doch nur, wenn man sie selbst gebastelt hat. Also hast du jetzt einen Wunsch frei." Zwar kannte er sich nicht all zu sehr mit Origami aus, aber selbst er kannte die Legende um die 1000 Kraniche. "Also ? Was wünscht du dir ?" fragte er neugierig, während er aufstand und erneut aus seiner Jogginghose schlüpfte, nur um mittendrin zu stoppen. "Wenn du dir ganz sicher bist, dann harke ich da heute Abend nach, dann wissen wir wer der Typ ist und ob er hier studiert." versuchte er ihn ein wenig zu beruhigen, während er komplett aus der Hose schlüpfte und kurzerhand zu ihm ins Bett schlüpfte. "Komm schon her Bambi. Lass uns noch ein wenig schlafen" forderte er dreist und grinste ihn schelmisch an, während er einladend die decke für ihn parat hielt. "Aber abschliessen nicht vergessen. Für heute gabs schon genug Überraschungen"
Cyr runzelte leicht die Stirn, versuchte zu verstehen, wie man so dreist sein konnte. Hatte der Kerl wirklich erwartet, zum Erfolg zu kommen? Eigentlich auch hinterlistig, diesen Weg zu wählen, statt auf der Party, wo er vielleicht eine Einladung hatte. Eine kleine vielleicht. Dort hätte er die Chance haben können, hatte sich aber wohl nicht getraut. So oder so, je mehr er darüber nachdachte, desto mehr merkte er auch den kleinen Stachel der Eifersucht, den er so nicht spüren wollte. Doch welche Wahl hatte er? Sev hatte sein eigenes Leben, wo er zwar irgendeine Rolle einnahm, von dem er aber nicht wusste, welche das war. Bis jetzt hatte er sich gut damit arrangieren können, was sicher auch an Sev lag, da er sich an ihre Vereinbarung hielt und doch… Ihm deswegen eine Szene zu machen, lag ihm fern, denn die kleine Rolle, die er spielte, war besser, als keine. Sie kamen gut miteinander aus, er konnte ab und zu in dessen Bett. An sich konnte er zufrieden sein und seine Rolle sah auch nicht vor, Ansprüche zu stellen.
„Nicht, dass sie dich noch entführen.“ Unwahrscheinlich, aber wer sich in fremde Betten stahl, der schreckte sicher nicht davor zurück, Leute zu klauen und in Kellern einzulochen, um sie da festzubinden und gefügig zu machen. Sev war der letzte, wo er sich das vorstellen konnte, aber das war schon anderen passiert, wo man es nie hätte vermuten können.
„Von diesem Standpunkt aus…“, schmunzelte er, wäre es wirklich besser gewesen, eine Frau wurde herausgeworfen, als ein halbnackter Kerl. „Ich dachte schon… Das wäre… nein.“ Cyr sah in seine Richtung und gleich, wie sehr er sich anstrengte, eine Frau an dessen Seite war nicht das, was er sich vorstellen konnte und das bei seiner Fantasie, die sich ganz Welten und Szenarien ausmalen konnte. Die Bestätigung zu hören, beruhigte ihn immerhin, denn so musste er keine Frauen sehen, die sich hier her verirrten. „Sicher weiß es heute Abend die ganze Uni.“ Überlegend sah er an die Wand. Irgendwie musste man es doch zu ihren Gunsten wenden können. „Wäre eine Anzeige bei der Verwaltung zu fies?“, überlegte er. Gerüchte würde es vielleicht nicht zerstreuen, wohl aber konnte er sich von dem unliebsamen Besuch distanzieren. Die nächste Überlegung wäre, dass er es sich das nächste Mal zweimal überlegte und weitere Besuche vielleicht verteilt wurden. Gern hätte er das Bett neu bezogen, aber es lag nicht in seiner Verantwortung. Dort sollte kein anderer Geruch herrschen. Allein der Gedanke löste eine unbestimmte Anspannung in ihm aus.
Sev riss ihn wieder aus den Gedanken. „In der Not lässt sich sicher irgendwas mit Geld bereinigen, mach dir deswegen keine Sorgen.“ Annehmen würde er es sicher nicht, aber Cyr würde es nicht zulassen, dass man Sev wegen sowas aus dem Land warf. „Es fällt sicher unter sexueller Nötigung.“ Anwälte hatte er genug, um das schlimmste zu verhindern, selbst wenn Sev quer schoss.
„Man kann nicht prüfen, was denen spontan in den Sinn kommt.“, gab er zu bedenken. Für jeden war es das erste Mal oder das zweite und wenn er sich bis dato benommen hatte. Aber da er selbst nicht in diesen gucken konnte, schob er den Gedanken bei Seite und schloss die Augen. „Meistens beobachte ich alles um mich herum.“, gab er zu, was eigentlich offensichtlich ist. „Einer war immer um uns herum. Aber immer 3-5 Meter entfernt. Ich nahm ihn wahr, aber das ist auch alles. Er war recht im Hintergrund. Schwarze Maske, wie man sie immer in Venedig trägt. Hatte einen String an.“, zählte er auf. Aber um wirklich sicher zu sein, war er vorhin zu geschockt und war von sich selbst zu abgelenkt gewesen, als dass er auf den Fremden geachtet hätte. Langsam sah er Sev wieder an. Etwas, womit er noch immer Schwierigkeiten hatte, aber bei diesem besserte es sich langsam. Immer kleine Schritte.
„Ein paar Tage, aber das ist normal. Ich hab immer mal solche Phasen.“ Leicht lächelte er, da er die Sorge heraushörte. Auch wenn es nicht seine Absicht war, ihn dahin zu bringen, rührte es ihn ungemein. Was ihn beschäftigte war nicht eben das, was er offen kommunizierte, aus vielerlei Gründen, daher widersprach er auch nicht, als er den Vorschlag hörte, selbst mit dem Wissen, das da ein anderer drin gelegen hatte.
„Keine schlimmen Gedanken. Viel mehr Erinnerungen, was man als Kind erlebte, woran andere sich nicht mehr erinnern würden. Meine Brüder machten Unsinn, ich deckte sie, wurde dafür bestraft.“, lächelte er leicht. „Cris hatte die Küche unter Wasser gesetzt, das Kindermädchen passte nicht auf und ich bekam die Schuld und widersprach auch nicht.“ Für ihn war es als älterer selbstverständlich.
„Die hatte ich für dich gemacht.. Dann vielleicht für beide ein Wunsch?“, fragte er, sah zum Bett und seufzte leise. „Neue Bettwäsche.“, schlug er seinen Wunsch vor. Ganz bescheiden, aber das, was ihn beschäftigte. Es war nicht mal die Eifersucht, nicht vorrangig. Es war einfach ein Rückzugsort, an dem keiner was zu suchen hatte, das aber zuzugeben wäre unangenehm. Während Sev in das Bett Cyrs sprang, erledigte er das auch gleich, dass er sich wieder entspannen konnte.
„Lass mich noch ein bisschen nachdenken, aber im Grunde bin ich mir soweit sicher…“ Cyr vergaß keine Menschen, die ihm verdächtig vorkamen. Er schloss ihre Tür ab, zog sich bis auf die Shorts aus und kroch dann unter die angehobene Decke. Irgendwie war es seltsam mal hier zu liegen, aber kein Umstand, der ihn störte. Er schmiegte sich vorsichtig an ihn.
Sev hatte schon Einiges erlebt, erst recht, seitdem er im Club arbeitete. Nicht selten versuchte einer der Gäste mehr zu bekommen, als nur einen Drink, oder wurde zudringlich, sobald er eine Pause machte. Nichts Unerwartetes und doch hatte er die Lage bisher immer schnell in den Griff bekommen und klar gemacht, wer bestimmte und wer zu kuschen hatte. Die Aktion heute hatte aber eine Dimension angenommen, die ihm so ganz und gar nicht behagte. Nicht nur, weil er nicht allein im Zimmer lebte, sondern vielmehr, weil es seine, weil es ihre Privatsphäre immens gestört hatte. Wilderte er doch nicht ohne Grund ausserhalb des Unigeländes, um genau solche Situationen zu vermeiden. Viele verstanden ein Nein leider nicht immer sofort und schon gar nicht, das jede Begegnung einzigartig war. Genau deshalb wollte er hier seine Ruhe. Lebte er hier doch vollkommen anders, als wenn er das Gelände verliess und genau so wollte er es auch belassen. Brauchte doch jeder einen Rückzugsort.
"Na da hat einer in letzter Zeit wohl zu viel Filme geschaut" rieb er ihm grinsend unter die Nase, als er ihm tatsächlich mit Entführungen kam. Klar waren solche Dinge nicht nur in Filmen zu finden, wer sollte dies schon besser wissen, als jemand, der von der Strasse kam. Dennoch wollte er die Misere nicht unnötig auf pushen, zu mindestens nicht höher, als es eh schon der Fall war. "Dennoch denke ich, das eine Meldung nicht verkehrt ist." stimmte er ihm zu, denn auf die Idee war er noch gar nicht gekommen. "Die Eskapade hat wohl jeder hier auf der Etage mitbekommen, so das wir genug Zeugen haben, welche unsere Aussage unterstützen können, genauso das wir alles andere als begeistert waren. So können wir wenigstens bei den hohen Tieren unseren Ruf retten, eh die wirklich noch auf dumme Ideen kommen, die uns beiden rigoros schaden würden." fasste er ruhig zusammen. Denk Klatsch auf dem Campus würde es keinen Einhalt gebieten, doch das juckte ihn herzlich wenig. Wurde er doch so auch schon ständig angestarrt, auf ein wenig mehr oder weniger kam es nun wirklich nicht mehr an. Zählte doch einzig und allein, das sein Ruf bei den Leuten, die wirklich das Sagen hatten, keinen Schaden nahm.
"Geld bereinigen ?" verdutzt schaute er ihn an. Ich will doch nicht vor Gericht ziehen oder dergleichen. Eher die richtigen Stellen im Glauben lassen, das wir mit derlei nun wirklich nichts am Hut haben. Etwas, was leicht zu bewerkstelligen sein sollte, da sie die Lieblinge des Dekans waren und der seine Lieblingslaborratten bestimmt nicht verlieren wollten. Brachten ihre Konzerte doch jede Menge Spenden für die Universität ein. Warum also den goldenen Esel verstossen, solange er noch Geld einbrachte ?!
Amüsiert hob er die Augenbraue, als er den Typ doch recht detailliert beschrieb, sofern man eine Maske und String tatsächlich als Details zählen sollte. "Vielleicht ist es besser, wenn du heute Abend mit in den Club kommst ?" schlug er vor. "So kannst du Xiao besser die Details beschreiben, damit wir hoffentlich schnell einen Namen zu dem Typen finden und dieser sowohl vom Club, als auch von weiteren Partys ausgeschlossen werden kann." Wurden diese doch nicht ohne Grund im Verborgenen abgehalten und wechselten ständig die Location, damit auch wirklich jeder sicher war. Ein Konzept, welches bisher eigentlich immer gut geklappt hatte, so das er regelmässig die Partys besuchte. Irgendwo schien es ein Leck zu geben, welches schnell gestopft werden musste.
Das er mal wieder nicht schlafen konnte sorgte ihn. Hatte er solche Phasen doch immer mal wieder und war hinterher vollkommen erledigt. So war es doch mehr als nur verständlich, das er sich sorgte und wollte, das er besser auf sich achtete. "Klingt eher nach einem Versuch der Bewältigung der Vergangenheit." schob er vorsichtig ein, da er sich natürlich auch gewaltig irren konnte und ihm keinesfalls etwas unterstellen wollte, was so nicht stimmte. "Hast du schon versucht es durch Lieder Form annehmen zu lassen ?" ändern würde es die Vergangenheit nicht, doch vielleicht half es dabei, das er mit sich ins Reine kam und endlich nach vorne blicken konnte. Ein Versuch war es zu mindestens wert.
Sich streckend schüttelte er amüsiert den Kopf. "Nun gut, dann für beide einen Wunsch, wenn es dir so sehr am herzen liegt" stimmte er zu, auch wenn er es nicht wirklich verstand. Immerhin hatte doch er die ganze Arbeit gehabt, warum wollte er da seinen Wunsch teilen ? Irgendwie aber auch wieder so typisch für ihn, das er immer und überall erst an andere dachte und sich hinten an stellte. Eigentlich löblich und doch gefährlich, weil man sich selbst dabei sehr schnell verlieren und vergessen konnte. "Du wünscht dir neue Bettwäsche ?" lachte er auf und half ihm flink beim abziehen. Sich da wieder rein zu legen widerstrebte ihm zutiefst. Kam es doch irgendwie einer Verletzung gleich, auch wenn es wohl bescheuert und kleinkariert klang. Immerhin war es nur Bettwäsche und doch.... nein es musste schleunigst neue her, damit er sich wieder wohl fühlen konnte. "Können wir ja nächste Woche einkaufen gehen." schlug er vor, denn zu zweit machte einkaufen gleich etwas mehr Spass und so kam Cyr auch mal wieder ein wenig aus seinem Schneckenhaus heraus.
Mit ihrem Werk zufrieden verzog er sich dann in Cyrs Bett und streckte sich aus, auch wenn er natürlich genug Platz liess, damit er hinzu schlüpfen konnte. Schon komisch, bisher war Cyr immer und ausschliesslich zu ihm ins Bett gekrochen, aber nie umgekehrt. Doch eh er noch weiter darüber nachdachte verschob er den Gedanken einfach. Bett war Bett und fertig. "wir gehen nachher zur Leitung, bevor wir essen gehen" beschloss er, während er ihn kurzerhand einfach in seine Arme zog. "Dann haben wir das auch erledigt und nächste Woche gehen wir shoppen" versprach er, auch wenn er den Tag offen liess. Da würde sich schon was finden, wo sie beide konnten. "Versuch ein wenig zu schlafen, sonst pennst du mir heute Abend noch am Tresen ein" murmelte er leise, während er seinen Rücken endang kraulte und selbst versuchte wieder in den Schlaf zu finden.
Cyr entspannte sich ein wenig, doch abschalten konnte er nicht. Selbst wenn sie eine Meldung machten, wer sagte, dass er an der Uni war? Fremde konnten hier genauso gut rein, wie die Bewohner. Niemand dachte so weit, dass jemand außenstehendes Grund hatte, hier reinzukommen. Zutritt hatten auch jene, die nicht hier lernten.
Er hob die Hand, malte auf dem Arm Sevs entlang, während er nachdachte. War der Kerl wirklich derjenige gewesen, den er gesehen hatte? Wenn ja, fehlte noch immer der Name und das Alter, welches sich durch die Maske schwer schätzen ließ. Auch sonst kamen ihm keine prägnanten Details in den Sinn, an denen er ihn erkennen konnte. Außer dessen Schwanz vielleicht, aber der würde wohl kaum als aussagekräftiges Detail Anerkennung finden.
„Das nicht, aber stell dir vor, ich müsste mit einem anderen ins Zimmer… Weil du geklaut wurdest. Der Stress…“ Leise schnaubte er. Wenn er an ihre Anfangszeit zurückdachte, hatte er aus anderen Gründen kaum ein Auge zu getan. Sein Glück, dass sich Sev als so umgänglich entpuppt hatte, er so viel Rücksicht auf ihn nahm, da gab es andere, die um Meilen schlimmer waren. Diesen guten Fang wollte er nicht wieder hergeben. Allein das es hier eine Tabuzone für andere war – eigentlich. Andere würden die nächste durchvögeln, ungeachtet, was der Mitbewohner davon hielt.
Cyr knutschte ihn auf die Wange, als Belohnung dafür, dass sie sich beide arrangiert hatten. Einfach war er bei weitem nicht, das wusste er.
„Wir machen die Meldung.“, entschied er, denn dass man sie räumlich trennte, wegen Gerüchten, wäre genauso verheerend, wie eventuelle Entführungen. Cyr mochte ihre Rituale, Gewohnheiten, die sich eingespielt hatten. Gern wusste er, was auf ihn zukam. Unvorhergesehenes war furchtbar und wenn man ihn in ein anderes Umfeld setzte und sei es nur durch einen neuen Mitbewohner, brauchte er wieder ewig, um sich anzupassen. Dass er ihn mehr mochte, als es gut war, spielte dabei nur eine kleine Rolle. Wichtig war ihm, dass er keine Bedenken vor Sev haben musste. Ja, er vertraute ihm sogar.
„Ich meine, dass ich nicht zu lassen, dass sie dich, warum auch immer, abschieben. Eher schicke ich eine Horde Anwälte los, die alles in Grund und Boden klagen.“, meinte er ruhig, jedoch nicht weniger ernst. „Aber soweit wird es nicht kommen.“ Eben wegen der Umstände mit dem Dekan, weil sie beide genug Ansehen und Geld einbrachten. So schnell würde Sev also nicht aus dem Land geworfen, verschiedene Instanzen würden das verhindern und Cyr allen voran. „Mach dir also keine Sorgen.“, meinte er beruhigend. Auf der Straße würde er nie wieder landen.
„Hmm, bekomme ich einen geschichteten Cocktail?“, fragte er, statt eine direkte Antwort zu geben, wobei es schon die Antwort war. Natürlich würde er mitgehen, allein um zu sehen, ob der Typ es wirklich wagen würde, erneut aufzutauchen. „Aber ich seh mich um… und beschrieb ihn dann. Was, wenn er hier nicht auf die Uni geht?“ Dann würde selbst die Verwaltung nicht viel machen können. Aber ein Weg würden sie schon finden, denn das von heute sollte, sich nicht wiederholen. Am Ende schlossen sie sich permanent ein, nur um sicherzugehen.
Seine Gedanken um den Kerl wurden dann aber zerstreut, wogegen er nichts hatte. „Ich weiß nicht… Vielleicht schon. Aber es ist ja an sich nichts Schlimmes, was bewältigt werden muss.“, überlegte er. Solche Sachen hatte jedes Kind erlebt, warum also verarbeiten? „Du musst dir also keine Sorgen machen. Vielleicht fehlen sie mir einfach?“ Diese Idee war wahrscheinlicher, immerhin hatte er den Jüngsten seit gut 10 Jahren nicht mehr gesehen, wenn es reichte. Oft lenkte der Alltag und die Arbeit ab, aber dann gab es eben Momente, wo es hochkam. Jedoch hielt er es nicht für gravierend genug, um etwas zu unternehmen. Sollte es aber anhalten, würde er mit jemanden Professionellem reden.
„Mit der Musik werde ich mal versuchen.“ Den Gedanken daran hatte er schon gehabt, aber nie umgesetzt. Ob er also bastelte oder über Kopfhörer Musik machte… Es muss ja nichts Produktives dabei herauskommen oder notiert werden, wäre es doch nur für ihn allein. Der Gedanke gefiel ihm. Cyr küsste leichte dessen Wange, ehe er leicht lächelte. Die Idee gefiel ihm wirklich.
„Wir müssen keine kaufen, ich wollte es nur neu beziehen, damit es nicht fremd riecht.“, schmunzelte er, aber wir können auch neue kaufen.“ Direkt dagegen hatte er nichts, so war es ganz aus dem Sinn und wer wäre er, wenn er das nicht willkommen heißen würde? Gegen die spätere Planung hatte er nichts einzuwenden, daher nickte er zustimmend, ehe er sich in die Arme ziehen ließ und anschmiegte.
So war die Welt wieder in Ordnung.
„Jetzt, da die Kraniche fertig sind, muss ich mir ein neues Projekt für die Finger suchen.“, murmelte er. „Es lenkte immer gut von Dummheiten ab.“, gab er zu, schloss die Augen und spürte, wie die Entspannung über ihn kam und er langsam zur Ruhe fand. Vielleicht würde es ja wirklich mit dem Schlaf klappen. Nachts vom Tresen zu kippen, weil der Alkohol ihn schläfrig machte, wäre nicht angenehm.
Abschalten konnte wohl keiner von ihnen so recht und doch brachte es nichts, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Konnte doch nur der Kerl selbst seine Beweggründe erklären. Nur dafür mussten sie ihn erst einmal finden und in die Mangel nehmen. Nicht gerade nett, doch das war seine Aktion auch nicht. Könnte sie doch weitreichende Folgen mit sich bringen, die der Trottel selbst wohl gar nicht bedacht hatte, oder die ihn gar nicht interessierten.
"Ich werde nicht geklaut und basta" stellte er klar, als er schon wieder seine fixe Idee aufrollte. Klar absolut verneinen konnte er es nicht, doch wer sollte ihn schon klauen wollen ? Weder war er sonderlich berühmt, noch hatte er viel Geld, geschweige denn eine Familie, welche man erpressen könnte. Wenn dann wäre er wohl das lohnendere Ziel, doch auch da rechnete er nicht mit, das er jemals entführt werden würde. Vollkommen absurd und an den Haaren herbei gezogen.
"Aber überaus interessant, das dir ein neues Zimmer oder ein neuer Bewohner mehr zu schaffen macht, als das ich weg bin" grummelte er gespielt leise, um ihn dann doch noch ein wenig aufzuziehen und abzulenken. Ja, das Bambi war manchmal echt schräg und eigen, doch irgendwie hatte er sich an ihn gewöhnt. Er war halt sein Bambi und das wollte er nicht gegen irgend ein anderes tauschen.
"Herrje" lachte er auf "du denkst immer viel zu weit voraus. Nur wegen eines Gerüchts kann man mich nicht von der Uni schmeissen. Dennoch wäre es nicht gerade prickelnd mit dem Ruf als schwuler Pianist gebrandmarkt zu sein, besonders nicht hier." klärte er ihn auf, denn an den absoluten Supergau glaubte er nicht, wappnete sich aber dennoch dafür. Eigentlich tat er dies ja schon seitdem er hier war, indem er versuchte die Sprache so perfekt wie möglich zu lernen und auch noch Geld zurück legte. So konnte er im Ernstfall nicht vollkommen überrumpelt werden und hatte wenigstens eine vernünftige Basis, mit der er agieren konnte, statt das er wieder ohne Nichts da sass. Einmal hatte ihm gereicht, auf eine Wiederholung verzichtete er gerne.
Immerhin schien dies auch Cyr zu beruhigen, der ihm prompt einen Cocktail aus dem Hut leiern wollte. "Aber nur einen" bestimmte er "du weisst ganz genau, das du so gut wie nichts verträgst und sobald du angeschäckert bist lockst du wieder die Vollidioten an und ich kann dich dann schon wieder retten" rieb er ihm breit grinsend unter die Nase. "Übrigens....heute Nacht ist mal wieder eine Auktion" jetzt konnte er sich das Lachen dann doch nicht mehr verkneifen. "Soll ich dich auch wieder anmelden ?" zog er ihn gnadenlos auf. Nun gut, beim letzten Mal war er nicht gerade freiwillig auf dem Auktionsbock gelandet, dennoch amüsierte er sich noch immer darüber, auch wenn es ihn ein halbes Vermögen gekostet hatte, um den Zuschlag für ihn zu kriegen. Niedliche, kleine Bambis waren halt eine begehrte Ware und wer sie wollte griff gerne tief in die Taschen. Dennoch würde er ehrlich gesagt auf eine Wiederholung dessen verzichten. Schliesslich hatte er ihn ja irgendwie eh schon für sich, warum auch noch sinnlos Geld ausgeben, um es anderen unter die Nase zu reiben.
"Selbst wenn er nicht auf die Uni geht, seinen vollen Namen und seine Telefonnummer musste er hinterlassen" erinnerte er ihn, denn wie sollte der Typ sonst zur Location kommen ? Alles lief hübsch anonym per SMS ab, die erst kurz vor dem Start der Party versendet wurde. So sollte verhindert werden, das die Adresse bekannt wurde und die Party plötzlich gestürmt wurde, egal ob von Typen oder der Polizei. Eigentlich ein prima System, sofern man keinen Vollpfosten hinein liess. Doch nun gut, dafür konnte man den Veranstaltern nun wirklich keinen Vorwurf machen. Immerhin konnten sie doch nicht jede Person einzeln checken. "Falls du ihn entdeckst, dann hol einfach Justin oder mich. Wir kümmern uns dann schon darum" wies er ihn an. Herum zu stöbern konnte er ihm nicht verbieten, aber wer wusste schon, wie der Kerl drauf war. Nein, da ging Sev lieber kein Risiko ein und kümmerte sich lieber selbst darum. Zusammen mit Justin konnte da auch nicht viel schief gehen, auch wenn er ein schräges Kerlchen war, verlassen konnte man sich allemal auf ihn.
Irgendwie würde sich schon alles regeln, doch bis dahin hörte er lieber dem Kleinen zu. "Habt ihr keine Familientreffen ?" harkte er nach. Immerhin wurde Familie und Zusammenhalt hier sehr gross geschrieben, weswegen ihn seine Aussage mehr als nur ein klein wenig verwirrte. "Wenigstens zum Neujahr oder so solltet ihr doch immer alle zusammen sein" murmelte er leise, seine Gedanken unbewusst laut aussprechend. Scheinbar war nicht nur das Bambi ein wenig komisch, sondern seine Familie gleich mit. Immerhin die Idee mit der Musik schien ihm zu gefallen, so das er tatsächlich gespannt war, was bei heraus kam. Sofern er es denn dann auch hören durfte.
"Wird Zeit, das du mal wieder aus deinem Schneckenhaus heraus kommst und wenn dich ein Einkauf lockt, warum nicht" klärte er ihn seelenruhig auf und stupste ihm leicht gegen die Nasenspitze. "So wie ich dich kenne warst du abgesehen vom Cafe oder vom Club nicht sehr oft fern vom Unigelände, ausser ich schleif dich kurzerhand mal mit." stellte er fest, ohne das er ihm daraus einen Vorwurf machte. Was das anging waren sie einfach grundverschiedenen. Doch vielleicht färbte seine Abenteuerlust ja ein wenig auf ihn ab, so das er mehr aus sich heraus kam, statt sich ständig zu verkriechen. Die Hoffnung hatte er jedenfalls noch nicht aufgegeben und würde er auch so schnell nicht.
Doch all dies konnte noch warten. Leise brummend, als er sich endlich passend zurecht geschoben hatte, zog er ihn noch ein klein wenig enger an sich, eh er vor sich hindöste. An Tiefschlaf war längst nicht mehr zu denken, doch Ruhe schadete nicht.
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