Wind Beyond Shadows

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Asahi Saionji

Lang hatte er es vermeiden können, sich zu allzu offiziell wirkenden Events einladen zu lassen. Seine Kunden hatten verstanden, dass Asahi mehr der Typ für lockere Treffen und Veranstaltungen war und schätzten dies an ihm. Es gab schließlich genug Escorts, die mit professionellem und erwachsenem Verhalten dienen konnten. Er bediente eine kleine Nische, war in dieser aber erfolgreich genug. Doch nun ... nun hatte eine seiner Stammkundinnen die originelle Idee gehabt, ihn zu einer Teezeremonie mitnehmen zu wollen. Alles was Asahi dazu wusste war, dass die Traditionen sehr streng und formell waren und dass es Tee gab, dazu eine Kleiderordnung und gefühlte hundert Regeln, die es zu befolgen galt. Und er kannte keine einzige davon. Hätte er doch nur während der Schulzeit den Teezeremonie-Club besucht, dann hätte er jetzt wenigstens etwas Vorwissen aufweisen können, aber leider war die einzige Tätigkeit, die er nach der Schule noch machen durfte, der Abwasch oder Haushalt.

Nach dem Lesen einiger Zusammenfassungen war klar, dass er das Ganze sicherlich nicht ohne wenigstens eine Probe auf die Reihe kriegen würde, weswegen in die Runde der anderen Escorts gefragt worden war, ob jemand damit Erfahrungen hatte, die er teilen könnte.
Natürlich hatte er sich in der Zwischenzeit ein wenig weiter belesen, damit er nicht komplett unwissend war. Er kannte grob den Ablauf und die Kleiderordnung. Der Kimono war bereits in Auftrag gegeben worden, jedoch für die Probesitzung, die er bei einem anderen Escort hatte ergattern können, noch nicht bereit, weswegen er sich übergangsweise ein einfaches weißes Hemd und eine beige Hose besorgt hatte. Immerhin hieß es in den Guides, es sollte schlichte, unbunte Kleidung sein.

Als der Tag herangerückt war, wurde sich Asahi einmal mehr bewusst, wie viele Schritte es doch zu beachten gab. Kein penetrantes After Shave, keine Ringe - nach Möglichkeit auch einfach gar kein Schmuck - die Kleidung und dann der ganze Ablauf. Er wusste ganz genau, dass er irgendwas davon garantiert vermasseln würde und das drückte bereits vor Aufbruch auf seine Stimmung. Eigentlich ziemlich bescheuert, wenn man so darüber nachdachte, aber Frustration war für den sonst eher fröhlich auftretenden jungen Mann kein Fremdwort. Asahi war sich immerhin sehr bewusst, dass es ihm an vielen Erfahrungen mangelte, die andere während ihrer Jungend hatten machen können und während des Erwachsenseins gab es nicht immer die Zeit oder Möglichkeiten um all das nachzuholen. Und manchmal hatte er auch einfach keine Motivation weiter der Erwachsene zu sein. Einfach zurücklehnen, für eine Stunde die Pflichten vergessen und die Verantwortung abgeben, einfach nur Blödsinn machen und nicht darauf achten müssen, wie man auftrat! Er war ja schon froh, dass sein Job es ihm erlaubte, etwas unbeschwerter aufzutreten als in anderen Berufsfeldern aber wenn nun die anderen Kunden auch noch mit ihren höchst offiziellen Events ankamen, würde das ganze wohl immer mehr in den Hintergrund rücken und er würde mehr und mehr den ernsten Erwachsenen heraushängen lassen müssen. Natürlich war er sich bewusst, dass man nicht ewig in der Jugend gefangen leben konnte, besonders in seinem Alter, aber irgendwie war es für ihn fast noch schwerer als für andere, loszulassen, eine ordentliche Verbindung zu seinem Alter herzustellen und sein Leben danach auszurichten. Eine andere Karriere einschlagen, erfolgreich werden ... Dinge, die er mit Sicherheit eh nie schaffen würde, also warum sich darüber überhaupt Gedanken machen? Die Stimmung war bereits geknickt genug, er musste sich nicht noch künstlich weiter hineinsteigern.

Einen letzten Blick in den Spiegel geworfen setzte er ein Lächeln auf und zählte die Sekunden. 1...2...3...4...
Was konnte schon schief gehen. Er war dort um zu lernen, nicht um es bereits perfekt zu können.
10...11...12...13...
Es gab ihm eine Chance, neue Erfahrungen zu sammeln und mit Kunden einen Schritt weiterzugehen. Das würde auch unweigerlich bedeuten, dass vielleicht mehr Geld dabei herausspringen konnte, wenn er seine Professionalität und die Möglichkeiten, wohin man ihn mitnehmen konnte, erweiterte.
27...28...29...30.
Das gekünstelte Lächeln langsam gelöst spürte Asahi, dass es doch ein wenig geholfen hatte - ein Trick den er irgendwann einmal gelesen und schon mehrfach angewendet hatte, um seine Laune etwas zu boosten, wenn sie gerade nicht so wollte wie er. Sich selbst nochmal aufmunternd zugenickt griff er nach dem Schlüssel und dem Portemonnaie, bevor er die Wochnung in Richtung der öffentlichen Verkehrsmittel verließ. Glücklicherweise wohnte er nicht allzu weit von dem Teehaus entfernt, in dem er sich mit einem "Kollegen" - wenn man es denn so nennen konnte - treffen wollte und tauchte dort auch vorbildlich pünktlich auf.
Yama liebte seinen Job, denn normalerweise musste er selten vor dem Nachmittag aus dem Haus. Nicht so jedoch heute. War doch sein Chef vor einigen Tagen an ihn heran getreten und hatte ihn gebeten einen der Neulinge in die hohe Kunst der Teezeremonie einzuweisen. Fast war er versucht gewesen die Bitte auszuschlagen. Immerhin gab es mehr als genug Kurse für Touristen, in denen einem die Grundzüge erklärt worden. Gleichzeitig aber wollte er nicht, das der Kleine sich vollkommen daneben benahm und damit der Escort-Service einen schlechten Ruf bekam. Würden doch schlussendlich alle darunter leiden müssen, wenn die Buchungen zurück gingen und dies wollte Yamashita keinesfalls zulassen. Immerhin arbeitete er hier schon seid fast 7 Jahren und verdiente mehr, als sich so mancher vorstellen konnte und dies wollte er auch noch weiterhin.
So stimmte er schlussendlich also zu und machte einen Termin für heute aus und buchte in einem der Teehäuser ein Zimmer, damit sie ungestört waren.
Seelenruhig machte er sich fertig und kontrollierte im Spiegel mehrfach den richtigen Sitz des Kimonos eh er sich mit einem Taxi auf dem Weg machte. Reichte doch das einfache Anrühren des Tees bei einer gewünschten Teezeremonie nicht aus. Etwas was vielen Touristen gar nicht auffiel, da sie kein Blick fürs Detail hatten.
Pünktlich betrat er den Raum und liess seinen Blick umher schweifen, eh er den vorbereiteten Tisch musterte, auf dem schon alles vorbereitet war, so das er eigentlich direkt hätte loslegen können. Ein Blick auf die Uhr verriet jedoch, dass er noch etwas Zeit für sich hatte, welche er dafür nutzte um die Buchungen der nächsten Tage zu überfliegen und diejenigen abzulehnen, welche nicht nach seinem Geschmack waren. Ein Privileg, welches er nach all den Jahren hart erarbeitet hatte und welches er auch nutzte. Wollte er doch voran kommen und demensprechend musste er die richtigen Kontakte knüpfen.

Kurz vor der verabredeten Zeit schlüpfte er aus dem Raum und erwartete neugierig seinen Kollegen. Zwar kannte er ihn von seinem Profil auf der Webseite der Escort-Agentur, doch ansonsten waren sie sich noch nie wirklich begegnet, oder hatten miteinander geplaudert. Geduldig wartend lehnte er leicht gegen einen der Pfeiler des Teehauses und schmunzelte leicht, als er ihn schliesslich entdeckte. Doch statt zu winken oder nach ihm zu rufen wartete er seelenruhig ab, bis er vor ihm stand. "Es freut mich dich kennenzulernen Asahi" begrüsste er ihn mit einer kleinen Verbeugung. "Ich bin Yamashita und zeige dir heute die hohe Kunst der Teezeremonie" fügte er noch hinzu, eh er die kleine Schiebetür hinter sich öffnete und ihm mit einem kleinen Wink bedeutete einzutreten.
"Warst du schon einmal bei einer offiziellen Teezeremonie, oder ist das absolutes Neuland für dich ?" fragte er ihn freundlich, während der den Kimono geschickt raffend hinter dem aufgebautem Tischchen platznahm und ihm den Platz mit dem kleinen Kissen zuwies.

Asahi Saionji

Wo er sich gerade erst etwas beruhigt hatte, begann Asahis Herz doch wieder einen schnelleren Takt anzuschlagen, als er die Straße erreichte, in der sich das Teehaus befand. Vergeblich versuchte er durch tiefe Atemzüge der frischen Luft seine Nerven zu beruhigen und als er bereits von weitem eine Gestalt stehen und augenscheinlich warten sah, musste er der Tatsache ins Auge sehen, dass es kein Zurück gab. Er wusste nichtmal, warum er so aufgeregt war ... vielleicht, weil er unwissend war in einer Angelegenheit, die eigentlich für viele Japaner doch eine Selbstverständlichkeit darstellte und nun diese Schwäche vor jemandem zeigen musste; jemandem in seiner Branche, der sich darüber womöglich lustig machen könnte. Sonst machten ihn die Meinungen anderer Leute nicht so nervös, aber dank der langen Erfahrungen im Host-Business und dem Jahr in der Escort-Branche war ihm bewusst, wie wichtig die Meinung anderer sein konnte, wenn das eigene Einkommen davon abhängig war. Darüber hinaus konnte man sich vor allem in dem Berufsfeld auch nie sicher sein, dass man nicht als Konkurrenz gesehen wurde statt Kollege. Er selbst hegte solche Gedanken selten, aber dennoch war er vorsichtig, er wollte niemandem auf die Füße treten und so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Dass er nun aber gerade durch einen anderen Escort geschult werden sollte, machte dem Ganzen doch irgendwie einen Strich durch die Rechnung.

Mit einem Schnaufen versuchte er Sorgen abzuschütteln und setzte ein Lächeln auf während er zu dem Wartenden aufschloss und schwungvoll die Verbeugung erwiderte. »Freut mich sehr, Yamashita, vielen Dank für deine Unterstützung!«, antwortete er zur Begrüßung und folgte dem Schwarzhaarigen in das Gebäude, wobei er wohlweißlich die Schuhe auszog, bevor er den eigentlichen Teeraum betrat.
Zögerlich ließ er sich schließlich dem anderen gegenüber am Tisch nieder und lächelte - etwas nervöser als er eigentlich wollte. »Ich habe versucht, so viel wie möglich zu lesen vor diesem Treffen um nicht komplett dumm dazustehen, aber live dabei war ich leider noch nie«, antwortete er nach einer kurzen Denkpause auf die ihm gestellte Frage und versuchte ein entschuldigendes Lächeln aufzusetzen. »Es tut mir leid, dass du dir diese Mühe machen musst. Ich werde mein bestes geben!« Eine Aussage, die er mit einem entschlossenen Nicken seinerseits unterstrich und sich in die formelle Sitzposition begab, um guten Willen zu zeigen.
Sollte er nun Fragen stellen oder abwarten? Ihm waren bereits ein paar Dinge aufgefallen, die beim Betreten ausgelassen worden waren, doch es konnte ja auch sein, dass sie erst einmal eine Bestandsaufnahme seines Wissens machen wollten, bevor er ins Detail ging.
Als Erwachsen würde er sich selbst wohl kaum bezeichnen. Liebte er dafür doch viel zu sehr das Vergnügen und den Spass. Dennoch hatte er schnell begriffen, dass mit dem entsprechendem Verhalten sehr viel mehr Geld verdient werden konnte und genau deswegen arbeitete er doch als Escort. Das er so nebenbei Dinge sah, welche er sonst wohl nie gesehen hätte, war nur ein weiterer positiver Nebeneffekt, den er überaus zu schätzen wusste. Wer sonst konnte schon von sich behaupten regelmässig zu Galas und Eröffnungen eingeladen zu werden, welche fernab der normalen Gesellschaft für die Elite ausgerichtet werden. Beschweren würde er sich also nicht, brachte es ihm doch bisher nur Vorteile.
Nun gut, nicht immer, wenn man an das heutige Treffen dachte und doch war er neugierig auf seinen Kollegen. Natürlich sah man sich vielleicht auf der ein oder anderen Veranstaltung, doch ansonsten konnte jeder tun was er wollte. Umso mehr war er auf das Treffen gespannt. Nicht unbedingt weil er ihn als Konkurrenten ansah, sondern weil er neugierig auf die Person hinter der Fassade war. Hatte doch jeder Escort seine eigene Geschichte, seine eigenen Beweggründe, seine eigenen Ziele welche verfolgt wurden.
Welche waren es wohl bei Saionji ?
Vermutungen hatte er zahlreiche, doch ob diese bestätigt oder widerlegt wurden, würde erst der Nachmittag oder gar die Zeit offenbaren.

Immerhin war er überaus pünktlich, was Yama durchaus zu schätzen wusste. Gab es doch nichts Schlimmeres als Unpünktlichkeit in seinen Augen.
"Ich helfe sehr gerne, sofern es in meiner Macht liegt" gab er zurück und lächelte den jungen Mann leicht an. Zwar versuchte er seine Nervosität zu verstecken, doch wer in ihrem Beruf arbeitete lernte sehr schnell die Mimik und Körpersprache anderer zu lesen und richtig zu deuten.
Wieder schmunzelte er leicht, als der Jüngere sich doch tatsächlich entschuldigte. Vollkommen normal in ihrer Kultur und doch ein klein wenig amüsant angesichts ihrer heutigen Aufgabe. "Mach dir keine allzu grossen Sorgen" ermunterte er ihn freundlich und blickte ihm kurz direkt in die Augen, eh er wieder seinen Blick senkte. "Wir werden aus dir schon noch einen perfekten Begleiter machen." sprach er zuversichtlich, eh er wieder seinen Blick hob und ihn ein klein wenig musterte. "Weisst du schon genaueres über die Teezeremonie ?" harkte er nach "Also ob du mit deiner Begleitung alleine sein wirst oder ist es eher eine geschäftliche Veranstaltung oder etwas mit vielen Teilnehmern ?" präzisierte er seine Frage genauer, um es seinem Gegenüber leichter zu machen. Selbst die Begleitung war mit Absicht neutral gehalten, um ihn nicht in die Ecke zu drängen. Kannte er doch genug Escorts, die sich auch mit Männern trafen, jedoch niemals darüber reden würden. Warum also zu direkt werden, wenn man es auch hübsch neutral formulieren konnte. "Soll es rein um die Teezeremonie gehen, oder gibt es noch andere geplante Aktionen vorher oder nachher ?" schob er noch nach. Hoffend das er neutral genug geblieben war und der Jüngere nicht gleich rot anlief, weil er womöglich etwas falsch interpretierte.

Asahi Saionji

Im Vergleich zu Asahi wirkte sein Kollege einfach ... makellos. Höflich, ruhig, in keinster Weise aufgeregt, zuvorkommend, wohlerzogen, gewählte Worte ... Asahi hätte sicherlich noch viele weitere Dinge gefunden zum Aufzählen, die er in diesem Augenblick an seinem Gegenüber entdeckte, die er selbst wohl nicht besaß - oder nur in ansatzweise ausgeprägtem Maße - doch zügelte er sich und seine Gedanken, um nicht abzuschweifen, immerhin wäre das sehr respektlos, wo Yamashita sich doch extra die Zeit genommen hatte, ihm zu helfen. Keine Selbstverständlichkeit! So lag es also an Asahi, sein bestes zu geben, damit die Mühen des anderen nicht umsonst waren, damit seine Zeit nicht in etwas Aussichtsloses investiert war.
Asahi atmete tief ein, bevor er antwortete - quasi eine kleine Überbrückung um seine Gedanken zu sortieren.

»Es soll wohl semi-formal werden. Mit ein paar Arbeitskollegen der Dame, die mich buchte, darunter auch Ausländer, um ihnen die Zeremonie näherzubringen. Die Gruppe wird nicht zu groß sein. Wir treffen uns kurz vorher, am Nachmittag, vor dem Teehaus um die Kollegen zu empfangen. Und danach ist wohl noch ein lockeres Abendessen geplant - open end. Was danach passiert ...« Er zuckte leicht mit den Schultern. »... wird wohl ganz auf meine Begleitung ankommen.« Sie hatte bereits einige Andeutungen gemacht, doch bisher hatten die Treffen nicht allzu viel Spielraum gelassen, um dem nachzugehen. Doch nach einem ausgelassenen Essen, höchtwahrscheinlich mit Alkohol im Spiel, war es nicht unwahrscheinlich, dass sie sich ihm nähern würde. Der Gedanke an den Alkohol war etwas, das ihn fast mehr verunsicherte als die Teezeremonie. Immerhin konnte er den Ablauf lernen und perfektionieren. Alkohol hingegen mochte er nicht großartig, am wenigsten Bier, was an solchen Abenden in Massen konsumiert wurde. Wie er sich da durchmogeln konnte, war noch eine gänzlich andere Geschichte.

»...darf ich fragen - wann hast du die Teezeremonie erstmals kennengelernt? Hast du sie schon häufig mitgemacht?« Manche lernten sie ja bereits in der Schule in Clubs, oder durch die Familie, irgendwelche Feierlichkeiten, aus eigenem Interesse mithilfe von Kursen oder eben als Escort auch via Auftrag - und Asahi war neugierig, woher Yamashita das Wissen hatte, das er heute weitergeben würde.
Wüsste Yama um die Gedanken seines Kollegen, so würde er wohl leicht vor sich hin schmunzeln. Als makellos würde er sich niemals bezeichnen, viel mehr als perfekter Schauspieler, der gelernt hatte, welche Rolle er wann zu spielen musste. Ideal, wenn man bedachte, in welcher Branche sie arbeiteten und wie viele Fassaden sie hierbei auf Kommando abrufen mussten. Dass er schon einige Jahre im Escort arbeitete, war natürlich ein weiterer Vorteil.
So nickte er auch nur leicht, als Asahi die grobe Planung umriss und ihm so wertvolle Informationen lieferte, welche wichtig für den weiteren Verlauf waren.

„Falls deine Begleitung noch nicht alles geplant hat, so würde ich vorschlagen, dass ihr nach der Zeremonie ins Kobe Beefsteak Moriya Gion geht und den Abend in der Kimono Bar Kiri ausklingen lasst“, schlug er nach einer kurzen Weile der Überlegung vor. „So hätten die ausländischen Kollegen deiner Begleitung das perfekte Rundumpaket eines japanischen Abends“ fügte er hinzu, eh er nun doch leicht schmunzelte bei seiner Frage.
„Im Allgemeinen zählen meine Kunden zur eher gehobenen Gesellschaft und somit ist es unerlässlich, dass ich sämtliche Feinheiten kenne, um meine Begleitungen zufriedenzustellen“, klärte er ihn ruhig auf, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen. „Eine meiner Stammkundinnen führt ihre Geschäftspartner oft hier hin, sodass ich mittlerweile fast schon als Stammgast angesehen werde“, gab er dann aber doch ein klein wenig mehr preis, um nicht zu unhöflich rüber zu kommen. Immerhin war seine Frage durchaus verständlich, sodass er eine ehrliche Antwort verdient hatte, ohne dass relevante Details preisgegeben wurden.

„Fangen wir also mit den vielen kleinen Fallgruben der Zeremonie an und wie du diese vermeiden kannst“ schlug er vor und lächelte leicht verschmitzt, da besonders die Teezeremonie ein riesiges Minenfeld sein konnte.
„Bei der Begrüssung solltest du rechts, leicht hinter deiner Begleitung stehen“ klärte er ihn seelenruhig auf. „So rückst du sie automatisch in den Fokus und stellst automatisch den höheren Rang von ihr klar, ohne dass irgendein Wort gewechselt werden muss. Gleichzeitig würdigst du sie in ihrer Rolle als Frau und machst ihr eine kleine Freude“ informierte er ihn ruhig. „Sobald die übliche Vorstellungsrunde beendet ist, könnt ihr ein wenig auf dem Steinpfad vor dem Teehaus umherwandeln. So bleibt euch genug Zeit, den Alltag hinter euch zu lassen und ihr könnt euch auf die kommende Zeremonie einstimmen. Sobald der Zeremonienmeister bereit ist, wird er den Gong neben der Tür 5-mal schlagen.“ informierte er ihn ruhig, eh er seinen Blick suchte.
„Wenn du möchtest, können wir die ganze Szenerie nachspielen, damit du einen Eindruck bekommst und genau weisst, was du zu tun hast“, schlug er vor, denn natürlich könnte er alles theoretisch durchgehen und doch Worte spiegelten nicht immer die Realität wider, da sie keine Körpersprache und Mimik berücksichtigten. „Ich kann dir natürlich auch alles genau erklären, falls dir diese Art von Rollenspiel nicht genehm wäre“, bot er ihm noch einen Ausweg an, um ihn nicht allzu sehr in die Ecke zu drängen.

Asahi Saionji

Kurz musste Asahi überlegen, ob bereits weiteres Geplant war doch kam ihm nicht in den Sinn ob je irgendwelche anderen Etablissements namentlich gefallen waren außer das Teehaus. »Ich bin nicht ganz sicher wie weit sie mit dem Planen ist, aber ich werde ihr die Empfehlungen aussprechen, vielen Dank!« Selbst soetwas kam bei Yamashita wie aus dem FF. Beeindruckend. Er musste den Job wirklich ernster nehmen, sich besser vorbereiten und seine Umgebung besser kennenlernen. Bisher hatte er sich auf seiner Persönlichkeit ausgeruht und seinen Erfahrungen als Host, doch die Tiefe der Diskrepanz zwischen dem, was er sich unter dem Job vorgestellt hatte und dem, was er war, wuchs gefühlt mit jeder Minute, die er mit diesem perfekten Beispiel eines Escorts verbrachte. Laut zugeben würde er das nicht, doch innerlich wurmte es ihn, dass er so weit zurücklag in dem, was er können und wissen müsste. Wurde es also Zeit, sich richtig reinzuknien!

Gehobene Gesellschaft also. Ja, das konnte er sich bei seinem Gegenüber gut vorstellen. Er besaß eine Ausstrahlung und Haltung wie jemand, der sich dort wohlfühlen könnte ohne sich Fehltritte zu leisten oder sich auch nur Gedanken darüber machen zu müssen. Ob Asahi irgendwann auch einmal dort ankommen würde? »Beeindruckend«, flüsterte er und wurde sich augenblicklich dieser Peinlichkeit bewusst. »Ähm, also... wie erfolgreich du bist ... du weißt schon.« Ein wenig gestikulierte er mit der Hand um den Satz nicht beenden zu müssen, denn das würde alles nur weitaus peinlicher werden.

Als Yamashita schließlich verkündete, dass er beginnen würde, lehnte sich Asahi ein wenig auf dem Tisch ab, beugte sich etwas vor und lauschte aufmerksam, den Blick nicht von seinem Kollegen nehmend. Versuchte sich die Dinge einzuprägen, die erwähnt wurden und fragte sich, warum er nicht einfach direkt ein Notizbuch mitgebracht hatte. Aber nein, nun musste sein Gedächtnis einfach ein wenig Hochleistungssport betreiben! Hin udn wieder nickte er, um zu signalisieren, dass er zuhörte, bis ihm angeboten wurde, eine Teezeremonie einmal durchzuspielen. Für einen Augenblick überlegte er.
»Ich ... ich denke alles müssen wir nicht machen, aber vor allem das Betreten des Teezimmers und die Abläufe während der eigentlichen Zeremonie, die Handgriffe und so, das wäre vielleicht nicht schlecht. So wie es sich las, klang es nicht nach etwas, das intiutiv passiert.« Das ganze Ritual ums Greifen der Teeschüssel, drehen, trinken, drehen, abwischen, weiterreichen ... falls das die richtige Reihenfolge war, es gab einige Schritte, weswegen er glaubte, es sei vielleicht einfacher, das wirklich durchzugehen, statt zum beschreiben. Genauso wie man knien musste, die Türen aufschob, sich hindurchbewegte ... Manchmal prägte sich Motorik besser ein als ein gesprochenes Wort. »... falls das nicht zu viel Arbeit ist, natürlich!«, fügte er schließlich an und lächelte ein wenig verlegen.
Ob seine Begleitung schon alles geplant hatte oder nicht, war eigentlich vollkommen irrelevant. Ging es doch vielmehr um die Geste, welche ihr bewies, dass er sich Gedanken gemacht hatte. Eine Kleinigkeit, mehr nicht, die dennoch bei den Kundinnen immer wieder gut ankam und Asahi zusätzliche Pluspunkte verschaffte. „Selbst wenn sie schon andere Pläne hat, wird sie deine Gedanken durchaus zu schätzen wissen, da sie ihr zeigen werden, dass du Interesse an dem Treffen hast und dir deine Gedanken machst, statt ihr die ganze Arbeit zu überlassen“, sprach er seine Gedanken laut aus, um seinem Kollegen aufzuzeigen, wie wichtig selbst solche Kleinigkeiten sein konnten. Erhöhte es die Chance, dass jene Kundin zu seiner Stammkundin wurde, doch durchaus. Ob er es nutzte, oblag natürlich ihm, denn zwingen konnte er ihn nicht.
Umso mehr überraschte ihn der nächste Kommentar, als er doch tatsächlich gelobt wurde, was ihm irgendwie peinlich war, weswegen er auch nur betreten leise brummte. „Ich mache den Job schon einige Jahre, somit ist es normal, dass ich einiges an Erfahrung und Wissen zu bieten habe“ spielte er seine Fähigkeiten herunter, da er sich als vieles ansah, aber definitiv nicht als beeindruckend oder gar erfolgreich. Dieser Titel gehörte anderen, die noch sehr viel länger dabei waren und Unmengen an Geld verdienten. Dennoch freute er sich, auch wenn er dies weder öffentlich zugeben, noch zeigen würde.
Stattdessen konzentrierte er sich lieber auf ihr eigentliches Projekt und fing an alles wenigstens grob zu skizzieren, damit er einen Eindruck von allem bekam und sich wenigstens ein klein wenig ein Bild davon machen konnte, was auf ihn zukam. Dass er keinen kleinen Block mit Stift heraus kramte, wundere ihn, da einiges zu bedenken war. Jedoch behielt er den Gedanken für sich und schlug daher eine Praxisübung vor, die ihm vielleicht half all die Details besser zu verinnerlichen. Immerhin stand bei der Sache nicht nur sein Ruf, sondern auch der des ganzen Escorts auf dem Spiel. Nicht auszudenken, was passierte, wenn er es vermasselte und der Escort danach in Verruf kam.
Umso erfreuter war er, als er den Vorschlag tatsächlich annahm und lächelte leicht. „Theorie allein wird bei der Thematik wohl nicht ausreichen. Es sind viele kleine Dinge, welche du beachten musst, besonders weil ihr Ausländer mit dabei haben. Wir wollen doch nicht, dass er oder sie einen schlechten Eindruck bekommt. Vielmehr soll er die Erfahrung geniessen und bestenfalls anderen davon erzählen und so das Ansehen deiner Kundin weiter tragen“ sprach er sanft, eh er sich elegant erhob, ohne dass sein Kimono allzu sehr verrutschte und gerichtet werden musste. „Dann lass uns anfangen“ schlug er vor, eh er wartete, bis Asahi sich auch erhob und er mit ihm den Raum verlassen konnte.
„Der Gong wird normalerweise direkt neben dem Raum aufgestellt, besonders wenn zeitgleich mehrere Zeremonien abgehalten werden“ erklärte er ruhig. „Wenn der Gong 5-mal erklingt, heisst es, dass der Zeremonienmeister bereit ist und ihr eintreten dürft. Am Eingang findet ihr ein steinernes Waschbecken, in dem ihr eure Hände und den Mund ausspült, um euch sowohl innerlich als auch äusserlich zu reinigen. Achte hierbei immer auf die Rangfolge und bleibe diskret hinter deiner Begleitung, um ihren Rang zu würdigen“ erklärte er, während er pantomimisch den Vorgang nachahmte, aus seinen Geta-Schuhen schlüpfte und diese akkurat neben den Eingang drapierte. „Nun geht es gebückt durch den Kriechgang, um eure Gleichheit und Demut zu demonstrieren. Achte auch hier wieder auf die Rangfolge, um niemanden versehentlich vor den Kopf zu stossen“ instruierte er ihn, raffte leicht seinen Kimono und demonstrierte ihm die richtige Vorgehensweise, eh er sich im Seiza vor den Tisch setzte. „Du wirst neben deiner Begleitung Platz nehmen, also achte gut darauf, wo sie sich hinsetzt. Du kannst entweder im Seiza sitzen, so wie ich, oder kannst den klassischen Schneidersitz wählen“ klärte er auf und wartete geduldig ab, während er seine Bewegungen beobachtete, um ihn notfalls zu korrigieren.

Asahi Saionji

Es passierte nun wirklich nicht häufig, doch auch jemand wie Asahi war nicht gefeit dagegen, hin und wieder doch mal ein Fettnäpfchen zu finden und mit Anlauf darin zu verschwinden. Dass ihm also das leise 'Beeindruckend', herausgerutscht war, schien mit gemischten Gefühlen aufgenommen zu werden. Er war nicht sicher, ob es die typische Art eines gut erzogenen Japaners war, der das unbedachte Kompliment versuchte herunterzuspielen oder ob er es wirklich genau so sah wie er aussprach, Asahi fragte auch nicht nach, da gab es einfach keinen Grund für. Sein Gegenüber wusste nun um seine zaghafte Bewunderung für die detailreiche Arbeitsweise, wie er damit umging war ihm in Gänze überlassen. Doch beirren ließ sich der junge Japaner nicht durch das Brummen sondern benickte die Worte des Dunkelhaarigen und setzte ein höfliches Lächeln auf, das wohl etwas angebrachter war als der beeindruckte, vielleicht fast schon verehrende Blick für das Können seines Kollegen. Einmal mehr wurde er sich bewusst, dass dieser Job nicht halb so einfach war, wie er sich das Ganze damals beim Eintritt in den Escortservice vorgestellt hatte. Lernen und besser werden waren nun das Ziel!

Nachdem sie den groben Ablauf geklärt hatten, erhob sich Asahi zusammen mit seinem Kollegen, da sie sich entschieden hatten, einige Stellen der Teezeremonie nachzuspielen. Meist war es einfacher, Handlungen durch Nachahmung nachzuvollziehen, anstatt sie mithilfe von reinem Text irgendwie interpretiert zu vollziehen.
Seine braunen Augen lagen sehr aufmerksam auf Yamashita, nahmen jedes Detail auf das sich in seinen Bewegungen zeigte, während Asahi selbst einige der Bewegungen ein wenig nachahmte, wenn er sich um ihre Umsetzung nicht vollkommen sicher war. Mental machte er sich Notizen - Rangfolge achten, 5 Gong-Schläge, Reinigen, Schuhe aus, bückend betreten.
Auch er zog wieder seine Schuhe aus, platzierte sie fein säuberlich neben denen seines Kollegen und betrat nach ihm in gleicher Position den Raum, bevor auch er sich in den traditionellen Seiza begab. Auch wenn Asahi von der eigenen Kultur nicht so viel gelernt hatte, wie es vielleicht angebracht gewesen wäre, den Sitz beherrschte er, auch wenn er wahrscheinlich nicht unglaublich lange darin verharren konnte, da der Seiza für ihn nicht oft in Gebrauch kam. »Ich muss gestehen, auch wenn ich den seiza kenne, ich fand ihn noch nie sonderlich bequem. Ich hab absoluten Respekt vor denen, die auch nur 20 Minuten so sitzen können, ohne dass sich ihre Waden verkrampfen«, sprach er, vermutlich offener als man es von Japanern annahm. »Sitzt du häufiger so - also außerhalb von Zeremonien oder traditionellen Events?« Irgendwie hoffte er ja, dass Yamashita ihm Tipps geben könnte, den Sitz länger auszuhalten, ohne dass es auf 'Üben, üben, üben' hinauslief, auch wenn das mit hoher Wahrscheinlichkeit der Fall sein würde.