Wind Beyond Shadows

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1752 Stunden
73 Tage
10 Wochen und 3 Tage
19,95% von 2020
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73 Tage, eigentlich eine kleine Zeitspanne im Leben eines jungen Menschens und doch war es für Dai eine halbe Ewigkeit. Eine Ewigkeit die er in der Schweiz verbracht hatte. Eine Ewigkeit in der er im Eilverfahren sämtliche Prüfungen hinter sich gebracht hatte die ein Trainer mit Spezifikation Leistungssport Schwimmen haben musste um irgendwie ein wenig Gehör zu finden. Selbst einen Rettungskúrs hatte er noch mit einschieben können, aber auch nur weil er den Anderen schon von Anfang an im Wissen voraus gewesen war. Schliesslich war dies einmal sein grosser Traum gewesen. Nun gut, Trainer bestimmt nicht, aber der Leistungssport. Schon als kleiner Junge hatte er sich auf dem Siegertreppchen in Olympia gesehen, voll behangen mit goldenen Medaillen und inmitten der Aufmerksamkeit der Journalisten. Im Laufe der Zeit hatte sich dieser Traum nur minimal verändert und zeigte schliesslich das Bild von 2 jungen Männern die trotz ihrer tiefen Verbindung zueinander keine Rücksicht aufeinander nahmen und ständig im Kopf an Kopfrennen gegeneinander um die Medaillen schwammen. Ein Traum der dank der eiskalten Berechnung seines Vaters von einer Sekunde auf die andere komplett zerstört worden war.

Wie das gekommen war ?
Nun neben schwimmen gab es nicht wirklich etwas, was Dai interessierte, erst Recht nicht nachdem sein bester Freund und zudem auch seine grosse Liebe nach Amerika gegangen war um dort weiter Karriere zu machen. Am Boden zerstört stürzte er sich noch verbissener in seinen Kindheitstraum. Wollte sich selbst beweisen das man nicht erst ins Ausland musste um wirklich an der Spitze der Weltliga zu gelangen, teils aber auch um sich einfach von seinem Kummer ab zu lenken. War er doch nie wirklich sehr beliebt gewesen, allein schon weil er jeden von sich stiess der auch nur so bescheuert war sich ihm zu nähern. Einzig und allein Rin hatte dies nicht abgeschreckt, ganz im Gegenteil war aus dem einstigen Konkurrenten die einzige Person auf Erden geworden die er tatsächlich an ihn heran liess und die wenigstens einen Teil dessen zu sehen bekam, was er sonst immer hinter einer missmutigen und groben Art verbarg. Nun aber war Rin weg und Tag um Tag verging ohne das er auch nur ein einziges Wort, eine einzige Zeile von ihm liess.
Umso verbissener kämpfte er um seinen Traum und verbrachte noch sehr viel mehr Zeit im Wasser als es eh schon der Fall gewesen war. Wenn er doch heraus kam ging es an verschiedenste Arten von Sport um sich noch weiter aus zu powern, aber auch um an seiner Kraft und Technik zu arbeiten. Doch selbst das alles haft nicht wirklich und so suchte er das Vergessen im Alkohol und in den Betten anderer, die ihm nur noch mehr vor Augen führten das er nicht nur seinen besten Freund verloren, sondern dieser auch gleich noch sein Herz mit sich genommen hatte.
Wenn er so zurück dachte hatte er sich immer insgeheim selbst die Schuld an dem fatalen Unfall gegeben. Schob es auf den Alkohol, oder einen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit, welcher dafür sorgte das im Bruchteil einer Sekunde sein komplettes Leben zu einem Scherbenhaufen wurde, einem Scherbenhaufen der den Trümmerstücken seines Knies gar nicht so unähnlich war. Das er bis auf ein unübersehbares Hinken wenigstens wieder halbwegs laufen konnte war nach Aussagen der Ärzte schon ein kleines Wunder. Doch da kannten sie Dai nicht, wenn dieser sich etwas vorgenommen hatte, dann zog er dieses auch durch, ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen. Doch so hart er auch arbeitete, mit seinem Traum von Olympia war es vorbei und dies liess ihn in ein schwarzes Loch versinken. Ein Loch das sein Vater nur all zu geschickt ausnutzte, war er doch Schuld daran das sich die Rollen seiner Inlineskates lose waren und somit den Traum seines Sohnes ruinierten. Hatte er doch schon seit Jahren darauf gewartet das sein Sohn endlich "vernünftig" wurde und hing ihm so lange in den Ohren bis dieser schliesslich nachgab und das verhasste BWL Studium. Kurz bevor er dieses jedoch beenden konnte wurde sein Vater nach Amerika versetzt und nahm ihn mit. Schliesslich stand er kurz vor seinem Abschluss und konnte so die ersten Erfahrungen in der wirklichen Welt mit machen. Das Dai dabei aber ausgerechnet an der gleichen Uni wie Rin landete, damit hatte sein Vater nicht gerechnet und er selbst schon gar nicht. Natürlich kam es wie es kommen musste.
Dai widerstand zwar einige Zeit, doch schlussendlich landete er doch wieder in der Schwimmhalle und schliesslich bei Rin. Schien es doch so als würden sie sich gegenseitig anziehen und auch wenn vieles zwischen ihnen zerstört war, so hatten sie doch noch immer die tiefe Verbundenheit zueinander und die Liebe zum Wasser, welche schlussendlich dafür sorgten das sie wieder erste zaghafte Bande knüpften. Das Rins Team und vor allem sein Trainer absolute Nieten waren und dies sich auch schon auf Rins Leistungen auswirkte war nur ein weiterer Punkt, welcher ihm in die Hände spielte. Hatte er mit seiner Art den Trainer doch schnell in die Ecke gedrängt und wurde so, eigentlich ohne grosse Absicht zum inoffiziellen Trainer des Teams, der dafür sorgte das es endlich ein klein wenig aufwärts ging.
So kam es auch das sie in einem Schwimmcamp in Baltimoore landeten. Nichts unbedingt für den Rest des Teams, da viele doch eher Schwimmen als Hobby oder als Sprungbrett für ihr eigentliches Ziel ansahen. Doch das war ihm egal, ging es ihm lediglich darum das Rin endlich wieder mit richtigen Sportlern in Kontakt kam und sehr viel wichtiger, das er endlich den Coach bekam den er brauchte um es bis ganz an die Spitze zu schaffen. Etwas das er förderte und gleichzeitig auch hasste. Würde es doch bedeuten das dieser nicht mehr auf ihn angewiesen war. Was sollte er auch schon mit einem mürrischen Krüppel, wenn er einen erfahrenen Coach haben konnte der ihm all das gab was er von ihm nicht bekommen konnte. Dementsprechend war die Laune natürlich alles andere als gelockert, doch wirklich das Fass zum überlaufen gebracht hatte doch tatsächlich seine Ex-Freundin. Nun gut, eigentlich Alibifreundin, die ihm seinen Vater vom Leib halten und ihn decken sollte wenn er mal wieder mit Rin unterwegs war. Dummerweise war das Miststück jedoch noch heimtückischer und ein wenig gerissener als gedacht und lief doch prompt zu seinem Vater und steckte diesem was er alles in der Zeit getan hatte, in der er doch angeblich bei ihr gewesen sein wollte.
Es kam wie es kommen musste, sein Vater bekam einen riesigen Wutanfall und stellte ihn vor die Wahl. Entweder ein Leben in Reichtum unter seinen Bedingungen, oder ein Leben mit Rin auf der Strasse. Natürlich musste er nicht lange überlegen und entschied sich ohne mit der Wimper zu zucken für Rin. So nahm das Drama also seinen Lauf und während er von einer Sekunde auf die andere auf der Strasse landete, machte Rin natürlich einen Volltreffer und fand endlich einen Coach der ihn unter seine Fittiche nehmen wollte. Natürlich kann man sich denken das Dai vor Eifersucht geglüht hatte. Hatte es sich per Zufall doch heraus gestellt das sein bester Freund genau die gleichen Gefühle wie er hegte und nun tauchte da nicht nur ein phänomenaler Coach aus, nein das Arschloch sah auch noch verdammt gut aus. Dementsprechend kann man sich natürlich selbst denken das Dai alles andere als lieb und nett war, noch weniger als eh schon und alles in seiner Nähe nur noch anfauchte und ordentlich herum scheuchte.
Blind vor Eifersucht wollte er ihn eigentlich nach einem Training zur Sprache stellen, doch dies endete in einer mehr als nur heissen Nacht in der ihm tatsächlich die Wahrheit über das Telefonat mit seinem Vater heraus rutschte. Fürsorglich wie immer wollte Rin natürlich gleich das Dai bei ihm einzog und wollte ihn natürlich unterstützen, doch als Bettler wollte sich Dai nicht bei ihm einschleichen und schlug stattdessen eine Wette vor. Würde Rin tatsächlich den Wettkampf am Ende des Camps gewinnen, so würde er zustimmen. Eigentlich eine Wette die er nur verlieren konnte, das wusste er auch und dennoch gab es ihm den Hauch einer Chance sein Gesicht zu wahren. Natürlich war der Coach von Rin begeistert, wie konnte er dies auch nicht bei dessen Spitzenleistungen, so das dieser schnell zu stimmte Rin unter seine Fittiche zu nehmen. Dumm nur das er die Rechnung da ohne Dai machte, denn Rin bekam er nur im Doppelpack mit ihm, oder gar nicht.
So kam es das er Nachts hin und her grübbelte und überlegte was er nun wohl tun sollte. Schliesslich konnte er sein Studium nun vergessen, aber das machte ihm wenig aus. Dennoch musste er irgendetwas mit seinem Leben anfangen. Natürlich dachte sich das auch der neunmalkluge Arsch von Coach und legte ihm kurz vor Ende des Camps zahlreiche Broschüren vor die Tür mit allen möglichen Kursen wie man zum Trainer wurde. Am liebsten hätte er ihn natürlich für die Dreistigkeit erwürgt, nun gut hatte er auch aber leider nur gedanklich. Dennoch war das die Chance wie er ihn hoffentlich schnell wieder los wurde um seinen Rin für sich allein zu haben und zudem hätte er endlich wieder ein Ziel vor Augen. Zudem lag ihm natürlich auch Rin deswegen in den Ohren als er die Broschüren entdeckte und natürlich hellauf begeistert von der Idee des penetranten Eindringlings war. Klar war es kein Olympia oder dergleichen, aber immerhin konnte er so in der Nähe vom Wasser sein und noch sehr viel wichtiger von Rin, ohne nur ein nutzloses Anhängsel zu sein. Nur am Geld verzweifelte er schier, denn die Kurse und Scheine waren alles andere als billig.
So kam es schlussendlich das er nach dem erfolgreichen Abschluss des Camps, natürlich hatte Rin gewonnen - aber da hatte er auch nichts anderes erwartet, einen Kurzurlaub Nachhause machen. Hatte er doch in seinem Elternhaus noch viele Sachen liegen, welche ihm gehörten und hoffentlich zu genug Geld gemacht werden konnte, damit er wenigstens einen Bruchteil der Kurse bezahlen konnte. Doch statt in aller Seelenruhe alles ein zu packen musste natürlich ausgerechnet sein Vater da sein, welcher ihn auch gleich hochkant aus dem Haus schmiess. Zum Leidwesen seines Vaters jedoch, oder vielmehr Dais Glück, bekam Yin das ganze Drama mit und folgte ihm. Yin war schon immer die gute Seele des Hauses gewesen und hatte sich um ihn gekümmert, doch mit der Offenbarung die nun kam hatte er nicht gerechnet. Erzählte sie ihnen beiden doch wie sie heimlich Nachts seinen Vater belauscht hatte und wie dieser einen Unfall plante der dafür sorgte das sein Sohn endlich mit dieser nichtsnutzigen Zeitverschwendung auf hörte und endlich vernünftig wurde. Lange steckten die 3 die Köpfe zusammen und heckten einen Plan aus, wie sie den grösst möglichen Nutzen daraus ziehen konnten.
Schlussendlich endete es damit das Dai ohne überhaupt einen Funken Gewissenbisse seinen Vater gnadenlos erpresste. Sollte dieser ihm doch sämtliche Kurse bezahlen, sowie auch einen gewissen monatlichen Grundbetrag damit er halbwegs vernünftig leben konnte. Natürlich war sein Vater alles andere als begeistert und tobte wie ein Wahnsinniger, nur um schlussendlich doch ein zu lenken, da sein guter Ruf und seine Karriere ruiniert wären, würde auch nur das geringste Wort davon an die Aussenwelt kommen. Wie konnte man als liebevoller Vater und Geschäftsmann auftreten, wenn die ganze Welt wusste das man selbst die Verkrüppelung des eigenen Sohnes auf dem Gewissen hatte.
So kam es das sich ihre Wege auf dem Heimflug veränderten. Rin kehrte heim nach Amerika zu seiner Uni und dem nervigen Trottel der ihn nun ganz für sich alleine hatte, Dai folg direkt in die Schweiz um so schnell wie möglich seinen Schein zu machen und um dann den Trottel hoffentlich so schnell wie möglich los zu werden.

73 Tage war dies nun her, eine schier unendlich lange Zeit in die er von ihm getrennt gewesen war und doch, je näher sein Ziel rückte, umso nervöser wurde er.
Würde Rin ihn vom Flughafen ab holen ?
Würde er ihn überhaupt noch in seiner Nähe wollen, nun nachdem er doch endlich seinen heiss ersehnten Coach hatte ?
Wie würde es zwischen ihnen werden ? Was waren sie nun ?
Fragen über Fragen, welche ihn unruhig hin und her rutschen liessen auf seinem Sitz, während er die Minuten zählte die es noch dauerte bis er ihn endlich wieder sah. Natürlich kam er nicht ohne ein kleines Geschenk für ihn an, kannte er doch dessen Leidenschaft für Süsskram und hatte dementsprechend auch etwas mitgebracht, was vielleicht bis morgen früh überleben könnte. Zu mindestens würde er ihn mit dem riesigen Ding hoffentlich zum grinsen bringen, auch wenn er ihn viel lieber geküsst und allen demonstriert hätte das er ihm gehörte. Doch derlei Dinge musste er sich leider verkneifen, dafür war Rin mittlerweile selbst in den USA einfach viel zu bekannt und zudem wusste er nicht einmal was sie eigentlich waren. Waren sie überhaupt etwas, oder war die Nacht nur eine kurze Ablenkung gewesen, etwas, was er in den letzten Wochen einfach aus seiner Erinnerung getilgt hatte. Natürlich hoffte er das dem nicht so war, hatte er in den zahlreichen einsamen Nächten mehr als genug Zeit gehabt sich jeden einzelnen Kuss, jede einzelne Berührung immer wieder vor Augen zu führen und natürlich wollte er noch so vieles mehr. Hatte er doch niemals damit gerechnet gehabt das überhaupt etwas zwischen ihnen passieren würde und nun da dem der Fall war wollte er damit nicht aufhören. Er gehörte zu ihm und fertig.
"Bitte schnallen sie sich an Sir" riss ihn da auch schon die Stimme der Stewardess aus seinen Gedanken, war er doch so vertieft gewesen, das er das Aufblinken der Anzeige gar nicht bemerkt hatte. Den Blick aus dem Fenster gerichtete wurde er umso nervöser umso deutlicher die Lichter der Stadt sichtbar wurden. Hatte er ihm auch die richtige Zeit angegeben ? Ging er gedanklich noch einmal alles durch, eh sie auch schon endlich landeten und er sich endlich wieder ein wenig die Beine vertreten konnte. Wirklich gut getan hatte ihm der stundenlange Flug nicht wirklich, so das er auch um einiges heftiger hinkte als üblich, doch davon, oder von dem Schmerz liess er sich nicht aufhalten. Hiess es jetzt doch so schnell wie möglich den Gateway entlang zu gehen, in der Hoffnung das Rin ihn mit einem seiner typischen Grinsen begrüsste.
Nervös war wohl das, was man üblicherweise zu seinem Zustand sagen würde, doch war er weit darüber hinaus. Und als würde das nicht reichen, kam er sich irgendwie entrückt vor, als befände er sich in einer surrealen Realität, in der es die Zeit, die seit seinem Abschied aus Japan vergangen war, nicht geben. Als wäre er voraus geflogen, nur, um Dai dann ein paar tage später zu begrüßen, weil dieser noch ein paar Sachen hatte erledigen müssen, ehe sie gemeinsam ein Leben in den Staaten beginnen konnten. Sie beide an der Spitze des Uni-teams, eine Zwischenstation, ehe sie gemeinsam die Welt eroberten.
Das wäre sein Traum gewesen, stattdessen war er allein geflogen, weil Dai sich nie darüber ausgesprochen hatte, ob er nun mitkam oder nicht. Während Rin also seine Pläne machte, um an die Weltspitze zu kommen, war das Thema USA zwischen ihnen immer mehr im Sand verlaufen. So war er schließlich mit bangen Gefühl zum Flughafen gefahren, um dort Dai anzutreffen, der ihn verabschieden wollte.
Lange hatte er überlegt, alles über den Haufen zu werfen, zu bleiben und das beste aus dem zu machen, was er in Japan hatte, doch die Vernunft, sein Traum hatte gesiegt. Doch zu welchem Preis? Die Freude auf das neue Leben war durch das schlechte Gewissen, welches ihn fortan begleitete, getrübt.
Wie oft er Dai hatte schreiben wollen. Wie oft er die Briefe begonnen hatte. Wie oft er ihm etwas erzählen wollen, konnte er nicht mehr zählen. Von Freude, von Etappensiegen, von sorgen, von Nöten, nicht zu reden. Es war, als würde die Hälfte seines Lebens fehlen und je mehr zeit verstrich, desto weniger konnte er den Mut fassen, den es brauchte, um den schritt zu machen, sich zu melden. Alles bekam einen faden Beigeschmack, nur noch das nötigste wurde gemacht, mit der Konsequenz, das seine Leistungen nachließen und er sich dem Team mehr anpasste, als ihm lieb sein konnte.
Dazu gehörten Parties, Alkohol und Bekanntschaften, die er nicht weiter vertiefen konnte, da ihm der Alkoholpegel fehlte. Der Nachteil, eine Sirene zu sein, er konnte sich nicht betrinken. Der Alkohol hatte keine Wirkung, was ihn sich ein mal mehr fragen ließ, ob es all das Wert gewesen war.
Unverhofft war Dai dann an seiner Uni aufgetaucht und das Annähern verlief eher Zaghaft. Doch sie rauften sich zusammen und konnten sich soweit wieder anfreunden, das Dai einen Platz als inoffiziellen Trainer im Schwimmteam bekam. Dessen Kenntnisse überstiegen die des Trainers, ja er schaffte es sogar, das sie in ein Camp fahren konnten, wo sie Nao kennen lernten. Mit dem lang gesuchten Trainer schaffte Rin es, Dai insoweit zu überzeugen, das er ebenso einen Schein machte und er seine Anwesenheit im Team nicht mehr erklären musste.
Rin war so stolz auf ihn, auch wenn dessen Abwesenheit alles andere, als einfach war. Er vermisste ihn schrecklich, denn in den tagen des Camps waren sie sich unerwartet näher gekommen. So nah, das es Rin noch immer die Hitze in die Wangen trieb, wenn er des nachts im Bett lag und daran dachte. Er dachte gern daran, verdrängte es aber auch ebenso oft wieder. So auch jetzt, wo er auf ihn wartete. Auf Blumen hatte er verzichtet. Er mochte keine Schnittblumen, hatte es doch immer etwas von Sterben. Als würde man sie abschneiden, um ihnen dann beim Sterben zu zusehen. Ein makaberer Gedanke, dennoch einer, den er nicht los wurde. Und da er hier nicht mit einem Blumentopf stehen konnte, hatte er verzichtet.
Ungeduldig lief er durch die Halle, hoffend, der er keine Furche im Boden zurück lassen würde, wenn das Flugzeug landete. All zu voll war es zum Glück nicht, da die Meisten wohl friedlich in ihren betten schlummerten. Nicht all zu tragisch. Neben ihm waren vielleicht eine handvoll anderer Besucher, die es kaum erwarten konnten, das die Ankommenden auftauchten.
Inzwischen hatte er den 5. Kaffee in der Hand, denn er trieb sich schon eine geschlagene stunde her herum. Rin hatte es einfach nicht mehr aushalten können. An Schlaf war nicht zu denken, nicht mal an das Schwimmen, denn er konnte sich auf nichts gewinnbringendes konzentrieren. Kurz entschlossen war er dann hier her gekommen, hoffend, das er sich hier ablenken konnte, doch weit gefehlt. Mehr als herum laufen und Kaffee trinken, gab es hier nichts.
Zum gefühlten tausendsten mal schaute er zur Uhr hinüber, wo ihm mit schrecken auffiel, das der Flieger in 10 Minuten ankommen sollte. Die Erkenntnis erfüllte ihn mit Panik. Wo war die zeit geblieben? Warum hatte ihn keiner Vorgewarnt? Wie sollte er reagieren? Wie ihn begrüßen? Saß er überhaupt im Flieger, oder hatte er es sich anders überlegt, war wieder nach Japan geflogen, um ihn zu vergessen? Rin glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Das er plötzlich auch schon einen Blick auf ihn werfen konnte, verschlimmerte es nur.
Rin sah sich außer Stande, irgendwie zu reagieren. Wie fest gefroren stand er da, bis ihn ein Ruf unweit neben ihm, aus der Starre löste. Die Frau rannte an ihm vorbei auf ihren mann zu, der die Tasche fallen ließ, um sie aufzufangen.
Fast schien es, als hätte Rin sich an den beiden abgeschaut, wie man zu reagieren hatte, denn nun setzte auch er sich in Bewegung, bis er vor Dai stand. Unsicher grinste er ihn an. Sollte er ihn anspringen? Umarmen? Die Hand reichen?
Verlegen grinste er ihn an. "Hi." Nicht sehr einfallsreich, doch man hörte ihm die Erleichterung an, die ihn wie ein Schwarm Schmetterlinge durchflutete. Er kam sich vor, als würde er im Wasser schweben, so leicht, so los gelöst...
Konnte man eigentlich an zu vielen Schmetterlingen im Bauch sterben ? Irgendwie hatte er das Gefühl das sämtliche Schmetterlinge der Welt wie wild in seinem Bauch her schwirrten und je näher Dai dem Ende des Gateways entgegen kam, umso schlimmer schien es zu werden.
Eigentlich vollkommen bescheuert, wenn man daran dachte wie lange sie sich kannte und das sie vor der Trennung fast schon als siamesische Kinder hätten durchgehen können. Egal wo der eine war, da war auch immer der andere gewesen, vorzugsweise natürlich im Wasser, oder bei irgend etwas das mit Schwimmen zutun hatte. Warum also war er dann so nervös ? Liess ihn doch sonst so ziemlich alles kalt und doch reichte allein ein Blick von ihm aus, das ihm ein wohliger Schauer den Rücken herunter lief und sein Herzschlag zum Galopp an setzte.
Doch diesmal war es schlimmer, sehr viel schlimmer. Waren sie sich doch im Camp mehr als nur ein wenig nahe gekommen und auch später bei ihrem kleinen Ausflug in die Heimat. Doch Zeit wirklich darüber zu reden, oder zu entscheiden was all dies nun bedeutete und bedeuten würde hatten sie irgendwie nicht gefunden, dafür haben sich die Ereignisse einfach viel zu schnell ereignet, als das der Kopf auch noch für solch eine wichtige Unterhaltung frei gewesen wäre.
Das er so lange weg gewesen war machte die Sache natürlich auch nicht viel besser, ganz im Gegenteil nur noch schlimmer. Hatte Rin so doch mehr als genug Zeit gehabt sich alles durch den Kopf gehen zu lassen und vielleicht doch noch einen Rückzieher zu machen. Das Nao alles andere als unattraktiv war, etwas was er natürlich niemals unter gar keinen Umständen zugeben würde, machte das Ganze natürlich nicht gerade einfacher. Ganz im Gegenteil, heizte es seine Eifersucht auf den Coach doch nur noch mehr an. Doch wenigstens ein Gutes hatte diese, denn dank ihr und seiner ganzen Erfahrung war es ein leichtes sämtliche Kurse mit Bestleistungen ab zu schliessen, so das er nun tatsächlich ein vollwertiger Trainer war. Nun gut, auf den ersten Blick ohne viel Erfahrungen und doch, auf den zweiten mit sehr viel Erfahrungen als so manch anderer. Kannte er doch bis ins kleinste Detail alles was hinter den Kulissen ab ging und wie stark der Druck auf die einzelnen Schwimmer war. Na ja andere Schwimmer interessierten ihn nicht, aber ab und an musste er dann wohl doch ein wenig Interesse heucheln, solange es ihm und schlussendlich auch Rin zugute kam.
Trotzdem zögerte er einige Sekunden, kurz bevor das Gateway in die Halle mündete.
War Rin gekommen ? Würde er sich freuen ihn wieder zu sehen ?
Wie nur sollte er ihn begrüssen ?
Fragen über Fragen, die ihn nur noch nervöser machten, so das er noch nicht einmal wie üblich den Mann hinter ihm anschnauzte, welcher dank seines abrupten Stopps natürlich voll in ihn rein rannte und irgend etwas vor sich hin murmelte. Eigentlich ein Grund ihn in Grund und Boden zu verwünschen, doch heute war er einfach vie zu nervös um sich mit irgendwelchen Idioten ab zu geben.
So stand er 2..3..4, vielleicht gar eine Minuten einfach nur da, gefühlt sogar Stunden, eh er sich doch endlich aufraffte und um die Ecke bog und schnell noch den fetten Kloss in seinem Hals herunter würgte der irgendwie wie von Zauberhand plötzlich erschien als er ihn schon von weitem sah.
ER WAR GEKOMMEN !!!
Am liebsten wäre Dai sofort auf ihn los gestürmt und hätte ihn in seine Arme gezogen. Doch derlei gehörte sich nun wirklich nicht, vor allem nicht in der Öffentlichkeit und nicht wenn man so bekannt wie Rin war. Daher Funkelten seine Augen wohl mit den Sternen um die Wette, aber ansonsten konnte man ihm absolut nicht ansehen ob er sich freute, oder gar genervt war. Erst sein mehr als nur bescheuertes Hi liess dann doch einen Mundwinkel leicht nach oben zucken.
"Mehr hast du mir nicht zu sagen ?" beschwerte er sich doch glatt, auch wenn er ihn mehr als nur amüsiert an schaute. "Bei der Begrüssung behalte ich dein Geschenk wohl besser doch für mich" zog er ihn weiter auf und grinste ihn nun tatsächlich frech an, eh er ihn auch schon zum Gepäckband lotste. Menschen hatte er heute mehr als genug und viel zu lange um sich gehabt, da wollte er nicht eine Sekunde mehr als nur eben nötig weiter mit ihnen verschwenden.
"Also, wohnen wir noch zusammen, oder hast du mich mittlerweile ersetzt ?" harkte er nach, während er nach seinem Koffer angelte, aus dem ein komisch langes Paket heraus blitzte, natürlich hübsch mit vielen roten Fahnen mit weissem Kreuz drauf, damit man gleich wusste von woher es kam, was schlussendlich darin versteckt war liess sich dennoch nicht erahnen. So flapsig und amüsiert die Frage auch klang, so verriet ihn das Herzrasen doch. War nun doch der Moment gekommen vor dem er sich so sehr fürchtete.
Was wenn Rin es sich anders überlegt hatte ? Was wenn er ihn los werden wollte und nur noch nicht wusste wie er es ihm sagen sollte, weil er Angst vor einem Ausraster mitten in der Öffentlichkeit hatte ?
Rin wollte Atmen. Einfach nur atmen, doch selbst dafür schien er zu nervös zu sein. Sie kannten sich seit 15 Jahren mindestens, wussten fast alles voneinander und dennoch kam es ihm so frisch vor, als wäre Dai ein vollkommen neuer Mensch. Blanker Unsinn. Natürlich. Sie waren fast wie Geschwister, es gab keine Macke, die sie nicht voneinander wussten... Wenn auch viel zeit vergangen war, dann doch nicht so viel, das sie sich vollkommen Fremd werden könnten. Aber es beruhigte ihn sehr, das sich die größte Angst scheinbar nicht erfüllt hatte, das Dai plötzlich mit Begleitung auftauchte und Erwartetes, sich plötzlich in Luft auflöste. Es war fast ein ¼ Jahr vergangen, in dem viel passieren konnte... und doch... da war niemand Vertrautes, der ihn begleitete. Rin war sich dieser angst nicht bewusst gewesen, bis er sich dessen gewahr wurde, als er ihn sah. Und er sah unglaublich aus. Fast schämte er sich, irgendwelche bequeme Klamotten gegriffen zu haben, statt ordentlich zu erscheinen.
Und dann stand er plötzlich vor ihm und alles, was ihm einfiel, war „Hi!“ Immerhin maulte Dai deswegen nicht herum oder verschwand, was bei seiner sonstigen Art nicht verwunderlich gewesen wäre. Dennoch brauchte der Schwimmer einige Momente, um sich zu sammeln und leise die Luft auszustoßen.
„Doch, zu viel, als das ich alles auf einmal los werde...:“, murmelte er grinsend. Wie oft hatte er sich diese Szene ausgemalt. Wie oft daran gedacht, wie es wäre, wenn er wieder da war, vor ihm stand und er ihn empfangen konnte. Und dann stand er vor ihm und war schier überwältigt und sprachlos und wäre am liebsten vor ihm zerflossen, weil er nicht wusste, wohin mit sich. So wenig Leute und doch viel zu viele, als das er tun konnte, was er wollte.
Er starrte ihn an, musterte ihn, seine Züge, seine Lippen, wobei die eigenen verräterisch trocken wurden, sodass er unwillkürlich mit der Zunge über sie streifen musste. Eine Geste, die nur bedingt half. Immerhin war Dai geistesgegenwärtig genug, zum Band zu gehen, welches die Koffer im Kreis drehen ließ, bis jemand ein einsehen hatte, sie zu holen. Fast schon ein wenig hilflos folgte er ihm, froh darüber, das der Blickkontakt unterbrochen wurde, aber auch enttäuscht. So oder so, ihm wurde die Entscheidung, Dummheiten zu machen, abgenommen.
„Hmmm.... wenn du mitkommst, wohnen wir wohl noch zusammen.“, antwortete er grinsend, schnappte sich die tache, nicht, weil er scharf auf den Inhalt war, sondern damit Dai nach dem langen Flug nicht noch schleppen musste. „Ich hab dir sogar ein Bett gekauft.“ Das Sofa welches vorher drinnen stand, war zwar bequem, aber ein Bett, war eben ein Bett. Und es bot sogar mehr Platz, als das Sofa... wesentlich mehr Platz...
Rin steuerte ein Taxi an, ließ zu, das der Koffer verstaut wurde und wartete, bis Dai saß, als er sich zu ihm in den hinteren Bereich des Wagens saß. Erst dann gab er die Adresse durch und lehnte sich gespannt zurück. Sein Herz schlug schneller, als bei einem Wettkampf.
Auf die Idee sich einfach so jemanden anderen zu suchen war er gar nicht gekommen. Dafür hatte er einfach viel zu viel zum lernen gehabt, von der Tatsache einmal abgesehen das die anderem ihm einfach nur tierischst auf den Sack gegangen waren. Allesamt Trottel die wirklich von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten und sich auch nicht hatten belehren lassen. Somit war er schnell als schräger und mürrischer Kauz abgestempelt gewesen der immer alles besser wusste. Dumm nur für sie das er es tatsächlich tat und es so nach einer Weile ab und an vorkam das er mit seinen Lehrern Kaffee trinken gegangen war um zu fachsimpeln, während die anderen sich quer durch die Bars und Discotheken trieben. Den Rest der freien Zeit ? Nun da hatte er stumpf vor sich hin gebrütet, die Gedanken immer bei Rin und dem was er wohl gerade tat.
War er gerade am trainieren ? Sass er lachend mit seinen Kommilitonen in der Mensa ? Hatte er ihn gar aus seinen Gedanken gestrichen ?
Ja Dai war verrückt, absolut verrückt ... nach Rin.
Das er von diesem jedoch mehr als nur wortkarg begrüsst wurde tat seiner Freude darüber das er tatsächlich hier war keinen Abbruch. "Gut, dann lass mich erst einmal ankommen eh du anfängst so lange zu reden bis mir die Ohren bluten" schob er frecht grinsend hinterher, denn in der langen Zeit sollte sicherlich einiges vorgefallen sein und wenn Rin tatsächlich einmal anfing zu reden, dann konnte dies glatt in einem Wasserfall enden. Doch so mürrisch sein Konter auch klang, so war er mehr als nur glücklich und hätte fröhlich wie ein Gummibärchen umher hüpfen können. Sein, ja sein, Rin hatte tatsächlich auf dem Flughafen auf ihn gewartet und schien sich zu freuen das er wieder da war.
Das er ihm jedoch glatt ein Bett gekauft hatte liess ihn doch kurz erstarren und ihn kurz sprachlos zu ihm kucken. Wer ihn genau kannte und wusste wie man ihn deuten musste würde sogar tatsächlich kurz eine leichte Röte rund um seine Nase herum erkennen. Reichte doch allein dieses eine Wort schon aus, das all die Erinnerungen vom Camp wieder hoch kamen und dem was sie alles getan hatten und dies war bei weitem nicht mehr als jugendfrei zu bezeichnen.
Doch zu seinem Pech und vielleicht auch zu seinem Glück kam genau in diesem Moment sein Koffer, so das er sich auf diesen konzentrieren konnte, nur um im nächsten Moment mit leeren Händen da zu stehen, da Rin schneller gewesen war und tatsächlich Packesel spielte. Ein Konter das er dies auch gut alleine konnte und keine Hilfe brauchte lag ihm schon auf der Zunge, doch dem stundenlangen sitzen geschuldet war sein Knie alles andere als begeistert, so das er die Widerworte tatsächlich runter schluckte und ihm stattdessen nur ein kleines Lächeln schenkte eh es endlich Richtung Ausgang und somit schnurstracks nachhause ging.
Nachhause ... mehr als nur merkwürdig, denn normalerweise sträubten sich bei ihm immer die Haare sobald dieses Wort auftauchte. Setzte er es doch gleich mit missbilligenden Blicken und endlosen Vorträgen und Vorhaltungen darüber das er sein Leben vergeudete und endlich erwachsen werden sollte.Nicht so jedoch heute, ganz im Gegenteil,verband er es doch von nun an mit Rin. Auch ein Grund zu schauern und das sich ihm die Nackenhaare auf stellten, diesmal aber aus einem vollkommen anderen Grund.
Stellte sich nun nur noch die Frage, die alles entscheidende Frage ....
Stellen konnte er sie nicht, wollte sie nicht. Stattdessen wartete er lieber bis sich Rin zu ihm nach hinten setzte, eh er seine Hand wie zufällig neben sich sinken liess und leicht mit dem kleinen Finger seinen Oberschenkel entlang streifte. Fast wie zufällig und doch ein kleines, zögerliches nach harken, während er den Blick starr nach vorne gerichtet hatte, fast als wäre der Hinterkopf es Taxifahrers und die Strasse vor ihm unendlich interessant.
Was das mürrische anging, kam er vielleicht bei anderen weiter, doch nicht bei Rin, der keinen Deut darauf gab. Jahre war er diese Art gewöhnt, aber auch sonst interessierte es ihn kaum, bis sich das mürrische Dasein um minimale Nuancen änderte, dann konnte die Welt untergehen, doch diese Feinheiten erkannten andere nicht. Wann er es in den Wind schlagen und ignorieren konnte, oder er es ernst nehmen musste, war für ihn kein Rätsel mehr. Den Fehler, es pauschal in den Wind zu schlagen, beging er nicht, auch wenn es danach aussehen mochte.
„So viel war da eigentlich nicht. Trainieren und Uni, essen und schlafen.“, fasste er das Jahr zusammen, denn es gab weder Parties, noch ausgehen. Hier und da mal ein Abendessen bei Nao, Nate und Jay, doch sonst... Hatte er gelesen, für die Uni gelernt und ja, das ein oder andere mal ausgeschlafen und fern gesehen. Vollkommen unspektakulär.
Was sich Rin jedoch dabei gedacht hatte, ein bett zu kaufen, behielt er für sich. Vielleicht war es der praktische Sinn, darin zu schlafen. Vielleicht auch die Absicht, andere Dinge darin zu tun. Vielleicht auch die Absicht, selbst ein paar stunden oder Nächte darin zu verbringen. Vielleicht war es auch einfach die Absicht, das Dai es bequem haben sollte, wenn er denn schon ganz offiziell nun einzog. Vor dem Camp war es ja eher was halbes gewesen. Eine Übergangslösung aus der Not heraus. Inzwischen war aber so viel Zeit vergangen, das Rin diesen Gedanken, in dauerhaft bei sich zu haben, begeisterte. Allein die Anblicke, die er abends genießen konnte, machte ihn leicht wuschig. Dai sah alles andere, nur nicht schlecht aus. Im Gegenteil, so verlockend, das man ihn berühren und erkunden wollte, so wie an diesem einen Abend... Er schluckte, verscheuchte den Gedanken und hoffte, man sah ihm nichts an.
Als er sich den Koffer schnappte, dachte er sich nichts dabei, denn obwohl Dai das Knie behinderte, behandelte er ihn auch nicht anders, als irgendjemand sonst. Allem voran war es jedoch die Absicht irgendwie die Hände zu beschäftigen, schuld, das er ihn nahm. Und ja, auch das Knie, jedoch nur, weil die reise so lang gewesen war. Niemand steckte mehrere Stunden Flug ebenso mal weg, daher war es einfach selbstverständlich un ja, er wartete schon instinktiv auf den Protest, der überraschender weise ausblieb. Rin ließ diesen Umstand frech grinsen, doch verzichtete er auf einen Kommentar.
Kaum im Taxi angekommen, durchfuhr es ihn eiskalt, als er den Finger, oder die Finger an seinem Schenkel fühlte. Rin schob die Hand entschlossen zur Seite, da er dies nicht wollte. Nicht auszudenken, wenn sich der Fahrer wie zufällig umdrehte und Rin eine Erektion bekam! Nichts war hier, mit der er sie hätte verbergen können, dann lieber alles im Keim ersticken und relativ entspannt nach Hause kommen. Sein Blick war nach draußen gerichtet, die Stadt beobachtend, die an ihnen vorüber zog. Vollkommen langweilig und vollkommen entspannend trist.
Mit einem soviel war da nicht liess er sich bestimmt nicht abspeisen. Dafür war Rin einfach viel zu gesellig, als das er sich wochenlang einigelte und den Eremiten spielte. Doch wahrscheinlich kam da noch etwas, was ihm wohl ganz und gar nicht gefallen und die Stimmung trüben würde. Daher harkte er auch nicht nach, auch wenn er einen kleinen Seitenblick dann doch nicht ganz verhindern konnte. War ein Balletttanz auf dem Eis in einem Stachelkostüm mit den Spitzen nach innen gerichtet doch sehr viel einfacher zu bewältigen als dieses Wiedersehen hier. War es doch irgendwie ein vorsichtiges abtasten und abchecken, ein heraus finden wo sie standen und sehr viel wichtiger wie es nun weiter gehen sollte.
Doch nun gut, wahrscheinlich sollte er nicht immer gänzlich zu pessimistisch sein, denn das er ihm sogar ein Bett gekauft hatte liess ihn dann doch ein klein wenig erleichtert aufseufzen. Wenigstens was dies anbelangte schien sich wohl nichts verändert zu haben und er musste nicht noch mitten in der Nacht nach einem Hotel suchen, da er plötzlich ohne Dach über dem Kopf war.
Wirklich etwas starten wollte er nun wirklich nicht im Taxi, vielmehr etwas abchecken, nur um im nächsten Moment mehr als nur eindeutig abgewiesen zu werden. Eine Tatsache die den Kloss in seinem Hals sehr viel grösser werden liess, als es eh schon der Fall war. Konnte man diese Reaktion doch auf die ein oder andere Weise deuten. Ausnahmsweise und gemessen daran das er ihn abholte versuchte er aber dennoch nicht gleich vollkommen schwarz zu sehen, wie es eigentlich sonst immer der Fall war. Stattdessen schob er es einfach auf den Taxifahrer, welcher womöglich kurz nach hinten schauen könnte und dann etwas sah, was ihn ganz und gar nichts anging.
Nichtsdestotrotz machte es ihn nervös, so das ihm glatt ein Seufzer der Erleicherung entschlüpfte sobald der Fahrer endlich in die richtige Strasse einbog und schliesslich vor seinem neuen zuhause ... vor ihrem zuhause hielt. Gezahlt hatte er schnell, da Rin vor ihm aus dem Auto geschlüpft war um sich den Koffer zu schnappen. Eine Aktion die ihn doch leicht zum schmunzeln brachte, da es da scheinbar jemand eilig hatte heim zu kommen. Zudem mehr als nur gut für den Taxifahrer, da dies Dais Laune tatsächlich ein wenig anhob und er ein mehr als nur angemessenes Trinkgeld bekam, eh er sich aus dem Taxi schob und Rin hinauf in die Wohnung folgte.
Versucht den Blick eigentlich auf die Treppen zu richten und doch immer wieder bei seinem Hintern landend, der sich so hübsch verführerisch vor seiner Nase die Treppe hinauf schlängelte, nur um im selben Moment an der Wand des Flures ihrer Wohnung zu landen, kaum das er die Tür aufgeschlossen hatte. Sich gegen ihn drängend, während er mit einem leichten Rumps die Tür hinter sich ins Schloss fielen liess.
Zeit für einen etwaigen Protest liess er nicht, nur ein kurzes herausforderndes Aufblitzen in seinen Augen verrieten seine Absichten, eh er sich auch schon enger an ihn drängte und sich seine Lippen auf die seinen drückten. Verlangend und gierig, gleichzeitig aber auch herausfordernd und fragend glitten seine Lippen über die seinen, eh sie sanfter und fast schon verführerisch wurden als kein Protest oder schlimmer noch eine Ohrfeige oder dergleichen kam.
"Verdammt nochmal du weisst gar nicht wie sehr ich dich vermisst habe" warf er noch kurz, leise murmelnd ein eh er den Kuss weiter vertiefte.
Das Taxi hielt, er stieg aus und schnappte sich den Koffer, was schon glatt einer Flucht gleich kam, denn bei seinem Tun vergaß er vollkommen den Taxifahrer, den er eigentlich bezahlen musste. Dai übernahm es jedoch, sonst hätte Rin noch mal runter sprinten müssen, denn ohne Bezahlung wäre dieser sicher nicht gefahren. Viel mehr hätte er die Nachbarschaft mit einem wohlklingenden Hupkonzert aus den Betten gerissen. So aber waren alle zu Frieden und die ruhigen Morgenstunden konnten weiter friedlich voran schreiten.
Stufe um Stufe stieg er nach oben, kaum erwartend, wieder hinter den eigenen wänden zu sein, wo er auf keinen Rücksicht nehmen oder sich umsehen musste, ob man nicht doch in ihre Richtung sah. Ein verhalten, das der sorge entspann, man aber durchaus als paranoid abstempeln konnte.
Die letzte Stufe nehmend, seufzte er erleichtert auf, obwohl der Anstieg alles andere, als anstrengend war. Fast geschafft. Nachdem der Schlüssel ins Schloss geschoben war, drehte er ihn, schob den Koffer hinein und folgte, nur, um sich dann überrumpeln zu lassen und sich an der Wand des eigenen Flurs wieder zu finden. Erschrocken starrte er ihn an. Hatte er was verpasst? Spielte es eine Rolle? Wohl kaum, denn ihm wurden die Knie weich und er war froh, an der Wand zu lehnen. Dennoch war er über das Geschehen verwirrt. Mit leicht geweitetem Blick sah er ihn an, spürend, das die Knie nur noch weicher wurden. Der Blick Dais löste einen Schauer nach dem anderen in ihm aus.
Obwohl es ihm wie in Zeitlupe vorkam, war er plötzlich wesentlich näher, als noch vor einigen Augenblicken. Und ehe er einen Gedanken fassen konnte, der halbwegs klar war, wunden auch schon seine Lippen verschlossen, sodass ihm grade noch ein kleines seufzen entweichen konnte. Was hier passierte, konnte er nicht in Worte fassen, doch das wollte er auch nicht, würde es doch nur verschwendete Zeit bedeuten.
Ein schaudern rollte durch seinen Körper und sammelte sich dort, wo er es erahnt und er es deshalb unterbunden hatte, nun aber, frei von jeglichen Blicken, drängte er sich gegen den festen Leib, der ihn zwischen Wand und sich einkeilte. Rin war durchaus froh darum, denn der Kuss, so sehr er ihn auch ersehnt hatte, machte es nicht besser. Hoffnung, das die kribbelnde schwebe verschwand, nachdem man kam, wonach man sich sehnte, zerstob und wandelte sich zu einer gierigen Sehnsucht, die nach mehr schrie. Ein einzelner Kuss konnte das kleine Flämmchen, was munter vor sich hin geflackert hatte, nicht erlöschen. Es fachte es an, sodass es schneller wuchs, als Rin lieb sein konnte. Er schlang die Arme um den Nacken Dais, lehnte sich mehr gegen die Wand und zog ihn mit sich. Millimeter nur, aber spielte das eine Rolle?
Bereitwillig öffnete er die Lippen, verlockte seine Zunge weiter vor zu dringen.
Klar hätte man meinen können, das er sich nach so einer langen Trennung ruhig noch ein paar Minuten hätte gedulden können. Immerhin hätte er ihn erst einmal richtig ankommen lassen können, doch nachdem er sich vorhin schon am Flughafen und später im Taxi zusammen gerissen hatte war seine Selbstbeherrschung nun doch am Ende.
Hatte er diese Lippen doch schon spüren wollen sobald er ihn gesehen hatte, umso quälender war es sich sich zusammen reissen zu müssen damit niemand auch nur eine verräterische Handlung oder Mimik sah, welche wohl eine wahre Sturzflut von Reportern und Berichten mit sich bringen würde. Doch hier in der Wohnung waren sie endlich für sich, so das es nun wirklich kein Halten mehr gab und Rin schneller an der Wand landete als er einen Pieps hätte machen können.
Viel zu oft hatte er sich diese Szene immer wieder und wieder in Gedanken ausgemalt gehabt. Natürlich hatte er ihn da nicht einfach so überrumpelt, sondern war gesittet vorgegangen um ihn nicht zu verschrecken. Trotzdem wollte er hier und jetzt Gewissheit, wollte wissen woran er war, woran sie waren. Schliesslich war viel Zeit vergangen, umso wichtiger war es das es hier und jetzt, sofort, geklärt wurde.
Erst als er sich ergab und gegen ihn drängte war er wenigstens vorerst beruhigt und entspannte sich merklich. Seiner stummen Aufforderung nur all zu willig folgend glitten seine Finger an seiner Seite hinab, forschend und streichelnd zugleich, fast als wollte er sich vergewissern das noch alles da war, wo er es zurück gelassen hatte und das sich auch nichts verändert hatte. Leicht mit der Zunge seinen Gaumen entlang streichend, eh er sich um seine verführerische Zunge kümmerte, drängte er sich gegen ihn, selbst den letzten utopischen Millimeter zwischen ihnen verdrängend und förmlich an ihm klebend.
"Ich schätze mal du hast mich auch vermisst" stellte er breit grinsend fest, als er den Kuss schliesslich doch leicht atemlos löste, nur um die Situation sogleich auch wieder aus zu nutzen und entlang der wild pochenden Ader an seinem hals entlang zu züngeln die schon vorhin geradezu nach Aufmerksamkeit geschrieen hatte.
Dennoch versuchte er sich ein wenig zu zügeln indem er sich minimal ein wenig löste, um seine Nasenspitze an der seinen zu reiben.
Es gab nichts zu klären, denn offensichtlicher konnte die Sache nicht sein. Eigentlich. Zudem kam Rin gar nicht dazu, irgendeinen Gedanken oder gar Protest zu formulieren, denn kaum trafen ihre Lippen aufeinander, zerstob jeglicher Gedanke ob vernünftig oder nicht, auseinander. Er konnte sich grade noch zusammen reißen, um nicht zu stöhnen. Es kam plötzlich, es kam heftig, aber irgendwie gefiel es ihm, was passierte. Vorsicht war nicht eben das, womit man ihn Vergleich und doch war das alles recht neu. Doch spielte Unerfahrenheit wirklich eine Rolle, wenn Sehnsucht, Hoffnung, Träume und Wünsche umeinander rangen?
Es ging gleichzeitig alles so schnell und doch irgendwie zu langsam und doch genau richtig. Eine hand löste sich vom Nacken, wanderte über seinen Rücken, strich nach unten, wo neugierige Finger unter den Saum schlüpften. Haut, die so warm, so weich war, das er gar nicht anders konnte, als die Finger hinein zu bohren und danach zu greifen, ihn noch ein wenig mehr an sich zu ziehen. Sein Daumen rieb über die Hüfte, auf der suche nach mehr Berührungspunkten, nach denen er greifen, an denen er sich festhalten konnte. Es fühlte sich so gut an, das er mehr wollte. Mehr und mehr...
Er könnte vergehen, hier, jetzt an dieser stelle, doch alles, was er zu Wege brachte, war, den Kopf ein wenig in den Nacken zu legen, Dai ein wenig mehr Spielraum zu geben und dessen Zunge zu schmecken, die sich um die eigene wand. Rin rollte sie Fangen, an ihr saugen, irgend fest halten, doch entglitt sie ihm immer wieder. Als würde seine Hand dabei helfen können, löste sich auch die Rechte von seinem Nacken, strich durch dessen Haar, wühlte ein wenig darin herum, unschlüssig, ob er danach greifen und sich festhalten, oder zum Nacken zurück kehren sollte. Leicht kratzte er ihm über die Kopfhaut, den Atem ausstoßend. Was passierte hier nur?
„Halt die Klappe.“, forderte er ein wenig atemlos, denn nun war ihm nicht nach reden, wo doch seine Zunge so viel Besseres tun könnte. Um jeglichen Protest zu ersticken, verwickelte er ihn zu einem leidenschaftlichen Zungenkuss. Spielereien hätten später noch Zeit, denn Dai hatte hier was begonnen, was Rin so schnell nicht beenden wollte.
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