Wind Beyond Shadows

Normale Version: Famine or feast, can't cage the beast
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Mathayos Warren

Es war der Abend vor dem Vollmond, der Nacht die wohl jeder der wie Mathayos an den Zyklus des Mondes gebunden war, herbei sehnte und dennoch fürchtete, wie nichts anderes in dieser Welt. Es war ihre Natur sich danach zu sehnen ihren Instinkten, dem Wolf, der tief in ihnen lebte die Freiheit zu wünschen. Auch wenn sie Menschen waren, sich wie diese verhielten, ein Teil von ihnen blieb doch immer ein Tier. Manche von ihren sahen den Wolf als völlig abgespaltenes Wesen, einen Teil den sie versteckten, in Ketten legte und mehr Angst vor ihm hatten als das sie ihn akzeptierten. Andere wiederum trugen ihn wie ein Schild vor sich und nutzten ihn sogar als Ausrede um sich über andere zu stellen. Mat jedoch, er war mit seinem Leben recht zufrieden, wenn man das denn sein konnte gezwungen sich jeden Monat in eine blutrünstige Bestie verwandeln zu müssen. Der Biss kam unerwartet für den Farmjungen aus Kansas, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt gar kein Junge mehr gewesen war, bereits Jahre verheiratet und in der Blütezeit seines Lebens. Und doch hatte er gelernt damit zu leben, über 50 Jahre hatte er nun auf dem Buckel und seiner Meinung nach beide Seiten kennengelernt. Viele Jahre war auch er ohne Rudel durch die Weltgeschichte gereist, im Grunde war er vor sich und seinen Problemen davon gefahren indem er sich auf seine Maschine schwang und einfach davon fuhr, wenn es ihm irgendwo zu brenzlig wurde. Als würde die Entfernung die Sache besser machen. Als Omega war es schwer sich vorzustellen, wie das Rudelleben das Leben beeinflusste, doch er war froh den Schritt gewagt zu haben. Die Farm Colony erinnerte ihn an zuhause, doch nicht in dem Sinne das sie ihn an etwas erinnerte, dass er verloren und nicht mehr haben konnte. Sie bedeutete Heimat. Seine Rudelmitglieder gaben ihm Unterstützung, sie führten ein gutes Leben und sie halfen einander. Ohne das Rudel war auch Mat zu Vollmondnächten einfach in ein Waldstück gefahren, hatte die Wandlung über sich ergehen lassen und einfach darauf gehofft, dass er am nächsten Morgen nicht mit Blut beschmiert erwachte. Das nicht in den Nachrichten erwähnt wurde, dass jemand von einem wilden Tier zerfleischt worden war oder schlimmer noch....das jemand diesen Angriff überlebt hatte. Nun war das anders. Die Sonne begann langsam unterzugehen, schon seit Tagen hatte der Wolf gespürt wie sich dieser Druck in ihm oder viel mehr hinter seinen Augen aufbaute. Er war schneller gereizt und fühlte sich unwohl in seinem Körper, ungelenkt, als hätte er ihn nicht völlig unter Kontrolle. Jede Provokation trieb ihn auf die Palme und er war froh das der Mond heute den Gipfel erreichen würde. Die Rudelmitglieder hatten sich in dem nahen Waldstück versammelt. Frauen, Männer, einige Jugendliche, die erst die zweite oder dritte Vollmondnacht hinter sich zu bringen hatten. Die Stimmung war angespannt und doch konnte man die Verbundenheit auch jetzt spüren. Sie redeten leise miteinander, bis sich jeder seinen Platz suchte, sich Platz machte und die meisten damit begannen ihre Kleidung abzulegen und sich mental auf die anstehende Wandlung vorzubreiten.

Ein Werwolf in der Wandlung war schon kein schöner Anblick, doch ein ganzes Rudel sich verrenkender Gestalten, dieser Anblick konnte geradewegs aus einem Horrorstreifen stammen. Hautfetzen die mit einem ekelhaften Platsch zu Boden fielen, gutturale Schreie, die unbändigen Schmerz verkündeten. Reissendes Fleisch, Schmerzlaute die sich in drohendes Knurren verwandelten. Es dauerte Minuten bis sich auch das letzte Mitglied aus seiner menschlichen Hülle heraus gekämpft hatte und der Wolf befreit war. Im Prozess seiner Wandlung war Mat, der liebenswertige Hüne mit den langen Haaren und dem bärtigen Gesicht, völlig verdrängt worden von dem dunkel gezeichneten Wolf, der nun an seiner Stelle stand und den letzten Rest Blut von seinem Fell schüttelte als wäre es lästiger Tau der sich darauf niedergelassen hätte. Der Hunger in seiner Magengegend flammte auf und instinktiv beugte der Wolf, der die anderen bis auf den Alpha an Schulterhöhe ein wenig überragte den Kopf um die Überreste der menschlichen Hülle zu fressen. Den ärgsten Hunger zu stillen, geräuschvoll schlang der Wolf die Hautfetzen herunter, während sich der Speichel in Fetzen von seinem Maul in Richtung Waldboden abseilte. Kaum war der letzte Rest verzehrt fokussierte sich das animalistische Denken des Werwolf auf den nächst größeren Drang den er Empfand und das war rennen. Offensichtlich schien es vielen seiner Brüder und Schwestern ebenso zu gehen. Der Drang zu töten war stark vorhanden und nahm sie alle ein, doch was sie zur Räson brachte war das Knurren des Alphas. Angriffslustig, gebieterisch und nacheinander folgten ihm die anderen Wölfe um gemeinsam zur Jagd aufzubrechen.

Es war fester Bestandteil der Vorbereitungen vor Vollmond das einige Stunden vor der Wandlung von anderen Bewohnern der Farm Colony Rotwild und andere potientielle Wolfsbeute in dem Waldstück freigelassen wurden. Es gab immer wieder Ausrutscher, doch es hatte sich als äußert erfolgreich gezeigt den Wölfen etwas zur Jagd anzubieten, sodass sie nicht in die angrenzenen Siedlungen einfielen um dort nach Fleisch zu suchen. Optimalerweise waren die Wölfe angeführt von ihrem Alpha solange mit der Jagd nach Hirschen beschäftigt, bis die kritischen Stunden vorrüber gingen, die die Vollmondnacht so kritisch machten und sich die Wölfe wieder zurück verwandelten ohne getötet...Menschen getötet zu haben. Der Alpha wie auch einige andere Wölfe hatten bereits die Witterung erneut aufgenommen, der sie seit Stunden folgten und folgten dieser ein weiteres Mal. Mat jedoch, in dem kleinen Gehirn war nur noch Platz für einen, wurde völlig von seinem Wolf beherrscht wollte ihnen folgen, jedoch trieb der aufkommende Wind, der über die Lichtung fegte einen fremden und doch vertrauten Geruch in seine Nahe, sodass der massige Wolfskopf sich mit einer abrupten Bewegung drehte und der Wolf die Nase in die Wind hielt. Seine Flanke zuckte, während seine Ohren sich unruhig ausrichteten um nach einem Geräusch zu angeln, das jedoch durch die natürlichen Geräusche des Waldes nicht bis zu ihm durchdrang. Ohne sich wirklich bewusst dazu entschieden zu haben, verließ der große Wolf die Formation seines Rudels und folgte dem Geruch der ihn tiefer in den Wald hinein lockte. Seine schweren Pfoten trommelten stetig auf den Waldboden, während er sich seinen Weg durch das Unterholz bahnte. Vorsichtig, angespannt und bereit sich zu verteidigen oder anzugreifen wenn sich eine bessere Beute als der Hirsch zeigen würde, näherte er sich so dem Mann auf der Lichtung den er durch die herabhängenden Zweige eines Gestrüpps erblickte.

Der Wolf hatte die Ohren ein wenig zurück gelegt und sein Gesichtsausdruck signalisierte Spannung. Als Wolf fragte er sich nicht, wieso er hier war, wer er wohl war oder was er wollte. Er war Beute und er war in seinem Revier. Einen Moment dauerte es bis der Wolf sich aus dem Gestrüpp vorwärts in das Blickfeld des Mannes bewegt hatte. Seine Ohren stellten sich auf, die Lefzen waren leicht angezogen und in der Brust des Wolfes begann ein dunkles Knurren sich rumorend den Weg aus seinem Schlund zu bahnen. Langsame Schritte, den Kopf leicht gesenkt und den Blick fest auf den Mann gerichtet näherte er sich ihr. Das Jucken in seinem Nacken kündigte bereits die Rückverwandlung an. Nun war es eine Frage der Zeit. Was würde eher eintreffen. Das der Mond die Macht über den Werwolf verlor? Oder das der Wolf sich auf den Mann inmitten der Lichtung stürzte?