Wind Beyond Shadows

Normale Version: Sukoshi himitsu
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Haru stand mit geradem Rücken vor der Ruine, die wesentlich mehr verbarg, als es von hier aus den Anschein hatte. Abbröckelnde, einsturzgefährdete Mauern, neben Wurzeln, die sich unaufhaltsam durch das Erdreich bohren, waren in der frühen Morgenstunde selbst von hier aus zu erkennen. Ein Bild des Schreckens, könnte man meinen, welches die unterschwelligen Hintergrundgeräusche nur noch unterstrichen. Ob nun das leise Rauschen der Blätter oder das gelegentliche Knacken eines Astes, dass jedes für sich genommen nicht als Beachtenswert erachtet wurde, doch zusammen genommen, schenkten sie Haru eine Art seltsamen Frieden. Wenn er sich genauer darauf konzentrierte, konnte der Yakuza sogar das leise Murmeln eines Baches hören, ein Geräusch, das all zu leicht von anderen überdeckt wurde. Doch er war nicht hier, um die Natur zu genießen....
In Gedanken ging er die Ideen und die Berechnungen durch, die für die Pläne von Nöten waren, doch der Umstand, das Daniel nun weniger zeit für ihr Projekt erübrigen konnte, lenkte ihn ab. Ablenkung war eigentlich etwas, mit dem er gut umgehen konnte, in diesem Fall, fiel es ihm jedoch schwerer, als sonst, was die Sache nicht erleichterte.
Professionalität war das oberste Gebot, an welches sie sich nun halten konnten, denn das war das Mindeste. Er schätzte Daniel insoweit ein, das dieser das Geschäft wegen ein paar privaten Veränderungen, nicht schleifen lassen würde und doch war es ein Mammutprojekt, das nicht wenige in die Flucht treiben würde. Sie waren an einem Punkt angekommen, wo das Projekt entweder umgesetzt oder zum Scheitern gebracht wurde. Daniel war der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen und ob Haru dies gefiel, konnte er nicht sagen.
Leichter Wind kam auf, blies ihm um die Nase und zupfte an einigen Strähnen. Er achtete nicht darauf, außer das er das aufkommende kühle Lüftchen willkommen hieß, auch wenn es nicht seine Gedanken klärte. Es brachte ihn der Entscheidung keinen Schritt näher.
Erfahrung war das, was hier von Nöten war. Wenn die Sache erst mal lief, könnte sie ein Selbstläufer werden, doch die ersten Schritte waren das Schwierigste. Und wenn einer der Teilhaber nicht zu 200% hinter dem Projekt stand, würde mehr Geld in den Sand gesetzt werden, als eine ganze Familie in ihrem leben erwirtschaften konnte. Doch ihm mangelte es an dieser. Natürlich verstand er etwas von Buchhaltung., vom Führen von Geschäften aber dies hier war so viel mehr. Nur jemand, der sein halbes leben in solchen Geschäften verbracht hatte, wusste woran es mangelte, wie etwas arrangiert werden musste, um ein gewisses Ambiente zu schaffen. Ideen und Vorstellungen waren eine Sache, eine andere war es, das Ganze umsetzen zu können.
Es sollte kein Problem darstellen, hatte er Daniel doch das Meiste der Finanziellen Hürden abgenommen, es auf die Jahre verteilt, bis alles getilgt war und er Gewinn einfahren konnte. Er hatte ihm nichts davon gesagt, doch er beabsichtigte, das sie irgendwann beide zu gleichen teilen berechtigt sein würden und selbst Arimasa nur noch ein geringen Anteil bekam. Doch bis es soweit war...
… musste der Grundstein gelegt werden und das funktionierte nicht, wenn einer von ihnen lieber im Bett einer Frau her umwälzte. Unterstellungen, natürlich, über die Haru sonst stand, ja, sie sogar belächelte. Aber er kannte Arimasa, der zwar kein Pedant war, wie Haru selbst, aber auch nichts dem Zufall überließ. Eben waren ein wichtiges Gut. So blieb auch Daniel nicht verschob, diese in die Welt zu setzen. Am Besten einen Jungen, den man nach Japan verschiffen und passend ausbilden konnte.
Haru hatte Daniel einen kleinen Zettel mit den Koordinaten des Ortes hinterlassen. Absichtlicher und witziger weise genau diese, an denen er auf dem Millimeter stand. Niemand würde etwas damit anzufangen wissen. Getarnt war das Ganze als Handynummer. Ein kleiner geheimer Fleck Erde, noch....
Vieles hat sich im Laufe der letzten Wochen verändert. Nicht nur, das er stundenlang über Zeichnungen und Büchern hockte und sämtliche Eventualitäten berechnete, welches ihr neues Projekt aufwerfen konnte, nein gleichzeitig musste er sich nun auch noch um seine Ehefrau kümmern, welche alles andere als begeistert war, das er ständig unterwegs war. Natürlich verliess kein Wort des Unmutes ihre Lippen, schliesslich geziemte sich dies nicht und dennoch war er nicht blind. War das Diamond doch nicht nur so erfolgreich, weil er gut mit Zahlen umgehen konnte, sondern auch weil er gut in Menschen lesen konnte. War es doch seine Gabe die geheimsten Wünsche und Fantasien seiner Kunden zu erahnen und sie ihnen zu erfüllen, oftmals bevor sie sie ihrer selbst bewusst worden. So entging ihm die Enttäuschung bei seiner Frau nicht, doch viel dagegen unternehmen konnte er nicht. Hatte er ihr doch von Anfang an klar gemacht, wie wichtig ihm sein Beruf war und wie wichtig das Sukoshi auch für sie sein würde. Immerhin wuchs Geld immer noch nicht auf Bäumen und wenn sie weiter in dem bisherigen Luxus leben wollte, welchen er ihr bisher bot, so musste sie mit den Abstrichen leben und sich arrangieren.
Daher war er auch heute wieder weit vor Sonnenaufgang auf den Beinen, obwohl er nur wenige Stunden Schlaf gefunden hatte. Viel mehr waren ihm jedoch nicht vergönnt. Ahnte er doch insgeheim, das Haru seine Zweifel hatte, auch wenn er diese natürlich nie zeigen würde. Umso wichtiger war es ihm und ja auch sich selbst zu beweisen, das er alles unter einem Hut bekam und niemand leiden musste. In der Theorie war es überaus einfach, wie die Realität sein würde, nun das würde sich erst noch zeigen. Vor der Herausforderung schreckte er jedoch nicht zurück, war er harte Arbeit doch schon seit jeher gewohnt und Scheitern kam für ihn niemals in Frage.
So brütete er Stunde um Stunde, Kaffee um Kaffee über die zahlreichen Gutachten, welche ihm Haru geschickt hatte. Auf den ersten Blick vollkommen erschreckend, da das Haus in einem teils miserablen Zustand war. Einige Mauern waren einsturzgefährdet, andere wiederum hatten Risse, welche die Feuchtigkeit hinein gelassen hatten. Das dem ganzen Haus nebenbei noch eine grusselige Atmosphäre anheftete, welche selbst ihn von Zeit zu Zeit erschaudern liess, machte es nicht einfacher. Jeder andere würde wahrscheinlich den Kopf schütteln und es als Bruchruine abtun, was sie grob gesehen auch war. Nicht so jedoch er. Empfand er die Atmosphäre doch als vollkommen einzigartig, welche ihm gepaart mit den verschiedenen, mehr als nur ein wenig morbiden Gemälden, schier den Atem raubte. Er wusste einfach, das dieses Haus auf ihn gewartet hatte. Klingt bescheuert ??? Nun, das war wahrscheinlich tatsächlich so und doch fühlte er sich mit dem Haus verbunden und wollte ihm wieder Leben einhauchen und es in neuem Glanze erstrahlen lassen.
Dennoch schien es Haru gleich zu gehen, seit er ihm die verfallene Villa vor Monaten gezeigt hatte. Statt Abstand zu nehmen, schien auch er sein Herz an dieses Projekt verloren zu haben, so das er nur leicht schmunzelte, als er dessen, auf den ersten Blick, kryptische Nachricht lass. Scheinbar eine wahllose Aneinanderreihung von Zahlen, welche keinen Sinn zu ergeben schienen. Nicht so jedoch für ihn. Hatte er doch nicht lange überlegen müssen, um zu wissen, das es nicht nur Koordinaten waren, sondern ihn zur Villa locken sollten. Was der Grund für die Vorverlegung ihres Treffens war wusste er deswegen jedoch noch immer nicht.
So stieg er flink unter die Dusche, eh er in den gewohnten Anzug schlüpfte, seiner Frau eine kleine Nachricht auf dem Nachtschränkchen hinterliess und sich samt der Pläne auf den Weg machte. Statt jedoch auf direktem Weg zu ihm zu fahren, machte er noch einen kleinen Abstecher in die Bäckerei und holte frischen Kaffee und belegte Brötchen. Wie er ihn kannte, wären sie sicherlich nicht in ein paar Minuten fertig und auf leerem Magen arbeiten war ungesund. Nicht das dies Haru gross interessieren würde, aber dafür hatte er ihn ja, auch wenn er immer leicht missbilligend schnaubte, wenn er ihn mal wieder bemutterte. Davon aufhalten liess er sich jedoch nicht, war es doch mittlerweile zu einem Spiel geworden, das er ihn bemutterte und dafür ein hübsches Schnauben bekam.
So kam er schlussendlich tatsächlich eine Minute zu spät zu ihrer Verabredung. Doch dies störte ihn nicht grossartig. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen bog er in die Einfahrt ein und sah ihn schon von weitem, scheinbar vollkommen versunken in der Betrachtung des Hauses. Doch davon liess er sich nicht täuschen, denn ihm entging niemals etwas. So wurde sein Lächeln noch breiter, während er ausstieg und den Kaffee samt Brötchen schnappte und zu ihm ging. "Die Ruhe ist einmalig" murmelte er leise, eh er ihm den Kaffee einfach in die Hand drückte und ihn anstrahlte, innerlich schon die Sekunden zählend, bis das obligatorische Schnauben erklingen würde, welches natürlich wie erwartet prompt kam. "Spar dir deine Rede doch einfach, egal was du auch sagst ich bring dir dennoch immer Frühstück und Kaffee mit" stellte er fast schon selbstgefällig fest, eh er an seinem eigenen Kaffee nippte. "Die gutachten sind weniger schlimm als ich es eigentlich erwartet habe. Natürlich sind wie erwartet die Schäden nicht ohne, jedoch ist nichts dabei, was wir nicht beheben können" teilte er ihm seine Gedanken mit, während sein Blick über die Villa streifte. Natürlich würde es einiges kosten, doch damit hatten sie schon von Anfang an gerechnet. Musste man doch erst Geld ausgeben, wenn man richtig Geld verdienen wollte. "Sofern du deine Meinung nicht geändert hast können wir also endlich beginnen" stellte er fest und richtete seinen Blick nun direkt auf ihn "oder hast du dich anders entschieden ?"
Haru machte sich, wie immer, seine ganz eigenen Gedanken, während er die Runie betrachtete, auf die Geräusche der Umgebung lauschte und sie zeitgleich sondierte, um jedes Misstönen heraus zu hören und eventuell darauf zu reagieren. Ob er das Anwesen Grundsanieren, die Macken ausbessern oder hervor haben wollte, wusste er noch nicht. Sowohl das eine, wie das andere war möglich. Verführerisch war das eine, als auch das andere... eine perfekte Villa aus den Buchstücken hervor zu zaubern sollte nicht schwer sein, wodurch es interessanter wäre, die Macken zu betonen und es erst recht zu einem Juwel zu machen, das durch seine Besonderheit auffiel, nicht, weil es all den anderen herausgeputzten Gebäuden glich, die man überall sehen konnte. Vor Reichtum protzend, ihn aber auch abstoßend. Es würden unzählige Gespräche folgen, dessen war er sich sicher, zuvor aber musste er – nein wollte er – es mit jemand anderem besprechen, ehe die Firmen und Handwerker an die Reihe kamen.
Der Gedanke beides zu realisieren, nach außen unauffällig und schlicht, innen jedoch den Charme zu behalten, den man nun visualisieren konnte, würde eine Herausforderung ohne gleichen werden. Ob diese Utopie zu bewerkstelligen wäre, ohne das dieses einmalige Flair verloren ging, welches ihn so anzog, wollte er nicht dem Zufall überlassen. Alles musste geplant Haarklein werden und wenn es nach ihm ging, wollte er schon vor Baubeginn wissen, wie es am Ende aussah, was zu erwarten war und wie das Ergebnis sein würde.
Der Motor des Autos, welches auf das Anwesen zufuhr, war leise, dezent und doch nicht zu überhören, wenn man das Geräusch kannte und wenn man darauf achtete, was in die Geräuschkulisse des Waldes passte. Ein kaum merkliches lächeln schlich sich auf die Lippen des Japaners, während er unverrichteter Dinge weiter auf das Anwesen blickte. In Gedanken ging er Folgendes durch: das Klappen das Halten des Wagens, das Klappen der Autotür, Schritte, die so vertraut waren, das er sie unter Hunderten erkennen würde und auf ihn zu steuerten. Und schlussendlich die Anwesenheit Daniels, wenn er neben ihm stehen blieb und etwas vermittelte, von dem Haru nicht wusste, wie er es Benennen sollte. Den Willen, es zu benennen, erstickte er. Nicht aus Angst, was es sein könnte, viel mehr, weil es das realer machen würde und das, obwohl er nicht gläubig war. Dafür hatte er zu viel erlebt, zu viel gesehen und doch flüchtete er sich davor. Verschloss die Augen vor der Tatsache, der er sich längst bewusst war.
Der Umstand, das Daniel gleich das Wort ergriff, ein kleines Spielchen, was sich immer wieder zwischen ihnen wiederholte, ließ ihn: leise Schnauben. Etwas, dessen er sich wohl bewusst war. Einerseits störte es Haru, das dieser Kerl ihn immer wieder dazu verleitete, diese Reaktion zu zeigen, obwohl er es nicht wollte, andererseits, wartete er auch jedes mal auf einen Grund, genau so zu reagieren. Sein Verhalten trug zu seiner Verwirrung bei.
„Ich weiß, das du welches mitbringst und ich verlasse mich darauf, das es so kommt und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.“, gab er unumwunden zu, jedoch so, das er selbst die eigene Verwirrung über die Offenheit nicht zeigte. Stattdessen nahm er den Kaffee entgegen und nippte daran, die heiße, bittere Flüssigkeit genießend. Er liebte grünen Tee, aber gegen Kaffee gab es nichts einzuwenden!
Schweigend hörte er ihm zu und zeigte erst dann eine Reaktion, als Daniel sich direkt an ihn wandte.
„Umentschieden nicht, eher unschlüssig, was es werden soll. Beseitigen, hervorheben, beides?“ Zu viele Optionen. „Aber es ist beschlossen, es wird hier entstehen, aber in welchem Umfang... Innen bleibt es, wie es jetzt ist. Düster, geheimnisvoll. Es ist zu einzigartig, um es nicht zu nutzen... nur nach außen hin... dann die verschiedenen Etagen... oben Luxus und je weiter man nach unten kommt, desto verfallener, ausgenommen die Eingangshalle, samt Etage...“, meinte er leise, den Blick nun wieder auf die Villa gerichtet. „Ganz oben das Büro....“, deutete er an und heftete seinen Blick auf den Punkt, wo er sich einen Balkon vorstellte, damit man den Blick über das Gelände genießen konnte. Ein Luxus, den er für sich wollte. Abgeschiedenheit...
„Nun können wir Handfeste Pläne machen... einen ungefähren Kostenvoranschlag habe ich dabei, was die Böden anbelangt und auch die Grundausstattung.“ Bäder wird es brauchen, einen kleinen Wellnessbereich, jedoch gut verborgen, wollten sie das ganze doch nicht als Spa verkaufen. Eine Küche und diverse andere Dinge.
Den Blick wieder auf Daniel gerichtet, musterte er diesen. „Die oberste Etage ist für unsere Verwaltung, wo niemand zutritt hat. Ein großes Büro und doch zwei... kleine Küche dazu, Wohnraum...“ Alles, was dazu gehörte, aber darüber hinaus war es nicht so leicht, das Passende zu finden. Dinge, die sie brauchten und wollten, fand man nicht eben in einem Möbelgeschäft. Es würde einiges geben, was Maß angefertigt werden musste.
Bemutterte er ihn ??? Viele würden wohl definitiv zu stimmen, auch wenn er es anders sah. War er sich doch durchaus bewusst, das er den sonst so eiskalten, kühlen und berechnenden Haru vollkommen aus der Fassung bringen konnte und das teils schon mit vollkommen harmlosen Gesten. So hatte sich auch das Mitbringen von Kaffee und anderen Kleinigkeiten sich schnell eingebürgert. Fast schon konnte man es, als ein kleines Schauspiel bezeichnen, welches sich immer wieder und wieder wiederholte, ohne all zu gross vom Protokoll ab zu weichen. So schmunzelte er auch heute wissend, als das erwartete Schnauben wieder erklang, welches immer kam, wenn er ihm Kaffee brachte. Hatte sich dieses kleine Spiel doch schon zu einer Routine ergeben, welche immer wieder und wieder wiederholt wurde, ohne das er dieser leid wurde. Daher schmunzelte er auch weiter, als natürlich die offensichtliche Beschwerde kam, welche erst auf den ersten Blick gar keine war. Hatten sie doch beide ihre Ränge und wussten, das sie ständig unter Beobachtung standen, selbst wenn es hier gerade nicht der Fall war. Somit waren sie mehr als nur gut eingespielt darauf nie wirklich die Wahrheit zu sagen und alles hinter einer Maske zu verstecken.
So erstarb wie erwartet das kleine Lächeln auf seinen Lippen und stattdessen erklang ein kleines Brummen des Missfallens. "Dann sollte ich wohl endlich von meiner Routine abweichen und dich einfach auf dem Trockenen lassen, wenn es dir so missfällt" murmelte er leise, selbst nur all zu genau wissend, das er diese Drohung nie wahr machen würde. Dafür kannten sie sich viel zu gut und einer musste sich schliesslich um ihn kümmern, denn so wie er ihn kannte würde er sonst bis tief in die Nacht hinein arbeiten, ohne sich wirklich darum zu kümmern, das er etwas vernünftiges zwischen die Zähne bekam, sofern er nicht zu irgend einem geschäftlichen Essen oder dergleichen übernahm. Daher liess er die hypothetische Drohung einfach ein klein wenig im Raum herum schweben, während er selbst an seinem Kaffee nippte und innerlich schmunzelnd die leichte Verwirrung beobachtete, welche sich in den Augen seines Gegenübers abspielte, ohne das andere diese je bemerken würden. Stand er doch nach aussen hin vollkommen souverän und fast schon arrogant da, der perfekte Yakuza, welcher von ihm erwartet wurde. Gleichzeitig jedoch hatte Dani gelernt zwischen den Zeilen zu lesen und selbst die noch so kleinsten Schwankungen zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Meist natürlich zum leichten Verdruss Harus, der es mehr als nur ein bisschen hasste nicht alles unter Kontrolle zu haben, geschweige denn den Weg vor ihm klar zu sehen. Davon beirren liess er sich jedoch nicht. War er doch der festen Meinung, das er genau dies brauchte. Das er endlich jemanden brauchte, der ihm aus der starren Routine heraus holte und ab und an ein klein wenig vom Pfad abbrachte. Freilich nur ein klein wenig, denn würde er es übertreiben, so würde er wohl nur noch eine Staubwolke von ihm sehen. Äusserste Vorsicht war geboten, doch den Tanz auf den glühenden Kohlen hatte er schon immer geliebt.
Um es auch heute nicht zu weit zu treiben gönnte er ihm vorerst seine Ruhe und betrat wieder gewohnten Boden, auf dem er sich wohl fühlen würde. Schliesslich hatten sie sich nicht wegen einem Kaffee getroffen, sondern um wichtige Entscheidungen zu treffen, welche nicht nur ihr ganzes Leben verändern würden, sondern auch zusätzlich dafür sorgten, das Harus Flucht vor ihm ein wenig schwieriger werden würde. Immerhin waren sie Geschäftspartner und den anderen einfach so hängen lassen wurde gar nicht gerne gesehen. Gleichzeitig, von dem kleinen persönlichen Vorteil abgesehen, freute er sich über die Zusammenarbeit. Hatten die vergangenen Monate doch nur all zu gut gezeigt, das sie mehr als nur gut miteinander arbeiten konnten. So war ihm die Entscheidung nicht schwer gefallen, auch wenn das Wagnis für ihn mehr als nur riskant war, besonders nun, da er auch noch eine Frau mit zu versorgen hatte. Sorgen über die Zukunft machte er sich jedoch dennoch nicht, da Versagen für sie beide absolut nicht in Frage kam und somit das Vorhaben nur ein voller Erfolg werden konnte.
Daher hörte er ihm aufmerksam zu, hin und wieder an seinem Kaffee nippend, um sein leichtes Schmunzeln zu verbergen. Konnte er die Verwirrung doch nur all zu gut verstehen, da er selbst nächtelang immer wieder und wieder über den Bildern gesessen und überlegt hatte, wie man den alten Charme des Hauses hervor holen konnte, ohne ihn wirklich zu zerstören. Allein die Gemälde, so verstörend sie teilweise auch waren, mussten einfach erhalten und in Szene gesetzt werden, auch wenn sie dies wohl ein halbes Vermögen kosten würde. Dennoch würden sie später ein Highlight werden, welches nirgendwo anders zu finden war und genau dies entsprach dem Geschmack der Kundschaft. Gab es doch in jedem Bordell hübsche und willige Mädchen, so das man den Kunden heute schon einiges mehr bieten musste, um sich aus der breiten Masse hervor zu heben und sie zu sich zu locken.
"was den Charme des Hauses angeht stimme ich dir vollkommen zu. Die verschiedenen Kerker und Gemälde sind einfach viel zu einzigartig, um sie nicht zu unserem Vorteil zu nutzen. Jedoch wird gerade die Restaurierung der Gemälde einiges an Zeit kosten, da wir erst den richtigen Künstler finden müssen, der sich mit derlei Gemälden auskennt und sie uns nicht vollkommen verpfuscht. Bestenfalls kümmern wir uns um den gleich zu Anfang, dann kann er während der anderen Umbauarbeiten schon arbeiten und wir verlieren nicht zu viel Zeit" gab er zu bedenken, denn bekanntlich war Zeit Geld und das Projekt würde so schon Unsummen verschlingen. Allein die ganze Elektrik, sämtliche Rohre müssten neu verlegt und angeschlossen werden, um das Haus ins hier und jetzt zu holen. "Was den Kerker angeht, gibt es dort noch einige gut erhaltene Hinterlassenschaften, gerade was die Instrumente angeht. Vielleicht sollten wir diese replizieren und patentieren lassen, so das eine kleine, ausgewählte Kundschaft diese als Souvenir erwerben kann" schlug er weiter vor, denn mit der Meinung, das so viel wie möglich erhalten werden sollte, stimmte er vollkommen überein. "Was den alten Ballsaal angeht, so sollten wir diesen wieder vollkommen herrichten, selbstverständlich mit den verschiedenen Geheimgängen, die mit den verschiedenen Zimmern und Kerkern verbunden sind. Soweit ich den Plan überblicke sollten wir hierbei ein paar wieder eröffnen und andere wiederum schliessen, so das wir einen offiziellen Weg hinauf in die Büros haben und bei Bedarf noch einen Geheimgang, den nur wir beide kennen und welcher mit sämtlichen Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet ist, damit wir wirklich unsere Ruhe haben, sofern wir diese benötigen" schlug er des weiteren vor, ohne auch nur seinen Blick von dem Haus zu nehmen. Würde doch schon ein Blick ausreichen, damit der andere wohl ahnte, warum er so auf Sicherheit aus war. Nun gut, das konnte er sich auch so schon denken und doch musste er ihn nicht all zu offensichtlich mit der Nase darauf stossen, oder gar einen Blick wagen, welcher viel zu viel verraten könnte.
"Wenn du nicht gleich wieder los musst würde ich gerne nochmal durchs Haus und alles genau fotografieren" wechselte er daher schnell das verfängliche Thema und betrat wieder sicheren Boden. "So können wir gemütlich über den Bildern hocken und müssen nicht für jede Kleinigkeit immer hier her" schlug er vor, insgeheim leicht schmunzelnd, da dies wohl sicherlich einige Stunden brauchen würde, bis sie sich in sämtlichen Details einig waren. Stunden, welche sie in der Abgeschiedenheit seiner Wohnung verbringen konnten, ohne das sie sich Gedanken darum machen mussten, das sie irgend jemand störte, oder sie gar beobachten konnte.
Nur kurz wartete er sein leichtes Nicken ab, eh er ihm auch schon dreist seinen Kaffeebecher in die Hand drückte, um zurück zum Auto zu gehen. Statt jedoch nur mit der Kamera zurück zu kommen, hatte er in der anderen Hand die Tüte mit den belegten Brötchen und tauschte die einfach durch seinen Kaffee aus, während er ihn kurz schelmisch anfunkelte. "Wo also wollen wir beginnen ? Zuerst die Kerker ?" schlug er scheinbar harmlos vor, während er innerlich bis über beide Ohren grinste, da er nur all zu genau wusste, welche Antwort nun kommen würde.
Ihn zu irritieren, schien ein Hobby von Dani geworden zu sein, würde man annehmen, wenn man die Häufigkeit bedachte, mit denen er um die Ecke kam. Haru freute es, seltsamer weise, obwohl ein solches Verhalten er von anderen stets erwartete. Bei seinem eigentlichen Geschäftspartner, war das nicht der Fall. Dieser war nicht da, um ihn zu bedienen oder zu bekümmern und doch tat er es. Nur der Umstand, das er es nicht musste und es dennoch tat, schien es zu etwas Besonderem zu machen, gewürzt mit dem Wissen, das es jeder Zeit aufhören könnte. Eine seltsame Sache, die er sich selbst nicht ganz zu deuten wusste, aber umso mehr zu schätzen wusste. Es freute ihn sogar! Eben diese Kleinigkeiten waren etwas besonderes, fand er, denn auch wenn er niemandem Vertraute, bzw nur bis einem gewissen Grad, ebnete Dani so einen guten weg. Stück für Stück, so still und heimlich und noch viel beharrlicher.
Sie waren soweit eingespielt, das sie vieles, offensichtliches (für sie selbst) nicht mehr sagen mussten. Fast schon eine stumme Zwiesprache, die kein außenstehender begreifen würde. Blicke, Gesten vollkommen belanglos, entsprachen sei doch dem Alltag, doch bedeuteten sie mehr, als es schien. Worte hinter den Worten. Gesten hinter den Gesten und Reaktionen hinter den Reaktionen. Ihre eigene Sprache, wenn man es so wollte und doch etwas, worüber Haru nie bewusst nachdachte. Darüber nachzudenken, würde es real machen. Wäre es real, musste er es unterbinden und Konsequenzen ziehen. Soweit es ging, wollte er es hinauszögern und in der kleinen Blase bleiben, die mit der zeit entstanden war. So reflektiert und berechnend er war, müsste er sich dann eingestehen, das er dabei war, Vertrauen aufzubauen und etwas zu zulassen, was er immer abstreiten würde; bedeutete es doch Nähe.
„Dann würde ich wesentlich weniger Kaffee trinken.“ Und damit unausstehlicher werden. Nein, es war gut, so wie es war. Haru wollte nicht darauf verzichten. Vielleicht wussten sie es beide? Wahrscheinlich. Selb Blick fixierte den seines Gegenüber und war dabei beredter, als er es hätte sein müssen. Der angenehmer Kaffeegeruch lockte jedoch seine Aufmerksamkeit, sodass er gleich daran nippte. Der bittere Geschmack des Kaffees bestärkte ihn nur in dem Wissen, das er darauf nicht verzichten wollte. Sich selbst darum zu kümmern war so unwahrscheinlich wie undenkbar. Nicht, weil er so sehr auf deine Dekadenz versessen war, sondern weil es einfach nicht in seiner Welt vorkam. Eher würde Haru darauf verzichten, als sich dabei beobachten zu lassen, wie er selbst Kaffee kochte. Normale menschliche Aktivitäten... Ja, er war sehr eigen, ohne, das er es selbst erklären oder umsetzen wollte. Vieles Banales erledigte sich von selbst... Wobei er sicherlich in der Lage wäre, es zutun, wenn er allein war...
Aber all das spielte nun keine Rolle, gab es doch wichtigeres zu erledigen. Das Großprojekt, vor dem sie nun standen, würde ein Vermögen kosten, doch es war seinen Preis wert, würde es doch etwas einzigartiges darstellen, welches so nicht noch einmal zu finden war. Von den Bilder abgesehen, würde ihre Erfahrung, ihre Ideen und auch die Einflüsse, die sie mitbrachten, etwas ergeben, was nie dagewesen war. Wie lang es brauchen würde, um die Ausgaben zu decken, konnten sie nur vermuten... aber wenn es gut anlief, könnten sie Preise verlangen... ein berechnenden Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. So viele Möglichkeiten, noch viel mehr Ideen...
„Ich habe da schon eine Idee, wen wir da heranholen können...“, meinte er leise, aber ob er auch Zeit hatte, würde sich zeigen müssen. Das bekannte Problem von herausragenden Talenten. Sie hatten nie Zeit, weil sie ständig ausgebucht waren. „Aber wenn wir das entsprechende Geld bieten, wird er sicher zeit haben.“ Und wenn dieser sich nicht erweichen ließ, würde er einen anderen aufbieten müssen, wenn Dani niemanden zu Hand hatte.
„Die Originale verkaufen?“ Der Gedanke hätte etwas... „Oder die Originale behalten und die Replikate verkaufen...“ Die Originalen würden definitiv mehr Geld einbringen, doch Repliken … von denen konnte man eines mehr verkaufen. So lang die Lizenzen bei ihnen lagen. So schnell wollte er da noch keine Entscheidung treffen, denn was die Kosten, welche die Hinterlassenschaften betraf, hatte er sich noch nicht so viele Gedanken gemacht. Die Grundlegenden Dingen waren zunächst wichtiger.
Haru stimmte der Idee mit dem Ballsaal zu, denn dieser war das Hauptstück, der Tor zur Hölle, deren Gänge nur tiefer und tiefer ins Verderben führten, je weiter man kam. So konnte jeder selbst entscheiden, wie weit er sich vorwagte. „Je tiefer man eindringt, desto teurer wird es.“, sprach er seinen Gedanken aus, den Blick Danis durchaus bemerkend, jedoch ließ er sich nichts von dem anmerken, was er davon hielt. Sie wussten beide, worauf er anspielte. Was das Anging, würde es auch ein wenig mehr, als Gedanken brauchen, die sie sich noch machen mussten. Wäre es ihr Reich, musste es sicherer sein, als alles andere. Aber zunächst das Geschäftliche. Er dachte wieder an den Ballsaal. So konnten sie die Hinterlassenschaften auch als Highlight präsentieren, ohne, das es jeder zu Augen bekam. Das spiel mit der Macht und dem Wissen war doch immer wieder unübertroffen. Für die Reichen und Betuchten gab es niemals eine Grenze, die nicht überschritten werden wollte.
„Vielleicht auch einen Verbrennungsofen...“, meinte er leise mit einem Blick, der darauf hindeutete, was er meinte. Das beseitigen der Leichen konnte andernfalls ein anstrengendes Unterfangen werden. Was würde ein Mensch zahlen, um einen Toten zurück zu lassen? Selbst dahingehend gab es zu viele Vorlieben, die danach schrien, zu Geld gemacht zu werden.
„Wir können es uns noch mal ansehen... allerdings sollten wir uns noch mal treffen, um jeden Raum abzugehen und alles zu notieren.“ So vorzugehen, würde die Planung erleichtern. Mit genug Arbeitern, konnten sie so jeden Raum für sich bearbeiten und wären eher fertig, als wenn sie schritt für schritt gingen. Wichtig war nur eine perfekte Planung und ein noch besseres Vorgehen.
Das er nun zum Packesel degradiert wurde, kommentierte er nicht, als er nun mit zwei Bechern mit Kaffee wartete, bis Dani zurückkehrte und den eigenen Becher mit einer Tüte austauschte. Haru hob nur die Braue.
„Erst der Ballsaal.“, entschied er. „Von dort aus machen wir dann den Plan... ich habe alles auf dem Tablet digitalisieren lassen. Dort ist der Grundriss des Gebäudes, des Geländes und jeden Raumes drauf.“ Offenbarte er, denn er hatte in den letzten Tagen tatsächlich ein paar Vermesser her gescheucht, die jeden Millimeter des Gebäudes aufgezeichnet hatten. „Offiziell wird jeder geheime Gang zu gemauert oder verschüttet. Wir werden also entscheiden, welcher offenbleibt.“
Langsam setzte er sich in Richtung des Gebäudes in Bewegung. Im inneren gab es hier und dort ein paar spärliche Möbel, die eher an einen Camping Ausflug erinnerten. Im Stehen arbeitete es sich bekanntlich schlecht. Jedoch nur die größeren Räume waren mit dem Nötigsten bestückt worden.
Ihn zu irritieren war eigentlich gar nicht seine Absicht. Eher das glatte Gegenteil wäre wohl der Fall. Genoss er es doch durchaus sich um den anderen zu kümmern, ja ihn gar ein wenig zu bemuttern, auch wenn es für andere wohl befremdlich sein mochte. Immerhin waren sie beide nicht gerade der nette Junge von neben an, sondern zu gnadenlosen Killern erzogen worden. Nichts destotrotz war er noch immer ein Mensch, hatte noch immer ein Herz und genau jenes hatte er an ihn verloren. So nutzte er jede Begegnung, um ihm seine Zuneigung zu zeigen, ohne das auch nur irgendwer einen Verdacht bekommen würde. War er sich doch durchaus bewusst, das es absolut verboten war, das er gar mit dem Leben dafür zahlen würde, sollte es jemals heraus kommen, und doch war es einem Teil von ihm egal.
War es seinem Herzen vollkommen egal.
Hatten sie doch jede Begegnung, jede gemeinsame Nacht dafür genutzt einander kennen zu lernen. Haben gelernt den anderen zu lesen, so das er mittlerweile oft schon vor ihm wusste, wonach es ihm verlangte. Sparsame Gesten, ein Blick, ja sogar das leichte runzeln seiner Stirn, wenn ihm etwas misshagte... all diese Nuancen, all jene Facetten kannte er und nutzte sie dazu, um ihn immer wieder zu überraschen.
"Dann sollte ich dir wohl keinen mehr mitbringen" stellte er trocken fest, während sein Blick mehr als nur amüsiert kurz den seinen streifte. "Schliesslich ist zu viel Kaffee gar nicht gut für die Gesundheit" fügte er noch hinzu, insgeheim genau wissend, das er ohne seinen Kaffee absolut unausstehlich werden konnte. Viele würden wohl meinen, das es nicht schlimmer ging, aber Dani wusste es besser. Nicht ohne Grund stand er bei gemeinsam verbrachten Nächten vor ihm aus und kochte ihm seinen Kaffee. Sonst selten still, wartete selbst er ab, bis eben jene gelehrt war, eh er doch so dreist war das Wort an ihn zu richten ... idealerweise natürlich mit der zweiten Tasse in der Hand. Das er sich so zudem seine volle Aufmerksamkeit sicherte, war nur noch ein weiterer Grund immer einen Kaffee, oder Tee für ihn parat zu halten.
Hin und wieder an seinem Kaffee nippend hörte er ihm zu. Scheinbar gelangweilt, da er weder einen Ton von sich gab, noch anderweitig auf das gehörte reagierte. Nur wer ihn genau kannte, sah wie sein Blick immer wieder kurz den anderen streifte, verstohlen, nur für den Bruchteil einer Sekunde und doch ein Anzeichen dafür, das er ihm sehr wohl aufmerksam zu hörte. "Verkaufen würde ich die Originale nicht. Dafür sind sie viel zu viel wert und zu einzigartig" teilte er ihm dann schliesslich dennoch seine Gedanken mit. "Natürlich sind Duplikate nicht so wertvoll und dennoch ... auf die Zeit gesehen sollte sich der Verkauf rentieren. Immerhin wird es sie nicht in unzähliger Auflage geben, so das man sich durchaus geehrt fühlen darf, wenn man eines in seinem Besitz hat" schlug er vor.
Kurz runzelte er die Stirn, als er den Verbrennungsofen vorschlug. Gedanken überschlagen sich hin und her, eh er doch leicht nickte. Natürlich hatte jedes Bordell seine festen Regeln und tote Huren verdienten nichts. Nichts destotrotz kam es hin und wieder im Eifer des Gefechts doch einmal vor und solch ein Ofen wäre dann überaus hilfreich. Das es natürlich auch Kunden gaben, welche Unmengen für solch ein Vergnügen zahlten, darüber war er sich bewusst und kalkulierte auch jede gleich mit ein. Gab es sie doch nur selten, sehr selten und die Besuche lohnten sich aus geschäftlicher Sicht durchaus. "Vielleicht mit einem verstecktem Raum dahinter, von dem aus man beobachten kann, vielleicht gar den Ofen offen sehen kann " schlug er nachdenklich vor, während er gedanklich den ein oder anderen Kunden, samt seinen bizarren Vorlieben, durchging. "Ich denke ich kenne den ein oder anderen, der mehr als nur grosszügig für solch ein Vergnügen zahlen würde" fügte er noch hinzu, um ihn wenigstens ein klein wenig in seine Gedankenwelt mit einzubeziehen. Schliesslich kam die Idee wohl kaum aus dem Stehgreif und sicherlich hatte Haru wahrscheinlich auch noch die ein oder andere Verwendungsmöglichkeit im Sinn, welche nicht unbedingt etwas mit dem alltäglichen Geschäft zutun hatte. Prinzipiell war es ihm eigentlich vollkommen egal. hatte solch ein Verbrennungsofen, egal aus welcher Weise betrachtet, nur Vorteile für sie und sollte somit mit in Angriff genommen werden.
Doch eh es weiter gehen konnte holte er erst noch seine Kammer, innerlich schmunzelnd, als er seinen Blick sah. War es doch mehr als nur dreist ihn einfach so als Packesel zu degradieren, die die Brötchen sollten es wohl wieder wett machen. Fast schon fügsam und brav auf Abstand bedacht folgte er ihm in die Villa. Teils weil es sich einfach so gehörte, teils aber dem Grund geschuldet, das er ihm so ungeniert auf den Hintern starren konnte, ohne das er etwas dagegen tun konnte. Gehörte es sich doch absolut nicht, das Haru hinter ihm lief und so nutzte er die strengen Regeln der Etiquette schamlos wenigstens für ein paar Sekunden für sich aus. "Gut, dann kannst du in Ruhe etwas essen, während ich mir die Pläne anschaue und meine Bilder mache" entschied er kurzerhand, denn so wie er ihn kannte, hatte er ausser Kaffee wahrscheinlich mal wieder nichts im Magen und würde vor dem späten Abend wohl auch nichts essen. Katastrophal in seinen Augen, auch wenn er dies wohl nur als Nichtigkeit abtun würde. Nur dies liess ihm Dani nicht durchgehen und nutzte die Kamera, samt den Plänen schamlos dafür aus, um ihn indirekt zum essen zu drängen. "Wenn ich die Bilder fertig entwickelt habe, könnten wir uns an einem Abend zusammen setzen" schlug er weiterhin vor, während er ihm kurzerhand das Tablet abnahm und aufmerksam die Pläne der einzelnen Räume studiert. Wie erwartet war natürlich jede Kleinigkeit festgehalten und doch waren es nichts weiter als Linien, vollkommen ohne Leben, vollkommen seelenlos. Das Tablet auf einen der Stühle vorsichtig ablegend zückte er seine Kamera, während sein Blick nachdenklich durch den Raum schweifte, eh er schliesslich doch den Auslöser tätigte und den Raum in jeden möglichen Winkel festhielt. Das er ihn dabei hin und wieder mit auf den Bildern hatte, war ein kleiner, überaus netter Nebeneffekt. "Erzähl mir, was du dir ausgedacht hast" forderte er ihn auf, denn was Bilder anging, so war er überaus penibel und liess sich nicht hetzen. Gleichzeitig konnte man die Zeit jedoch auch noch nützlicher verbringen. Zudem bekam er so ein Bild von seiner Idee und konnte sie mit seiner eigenen vergleichen und in Einklang bringen.
Nie würde er es zu geben, aber ein Teil mochte es, wenn Dani es tatsächlich schaffte, ihn zu irritieren, ein wenig aus der Fassung zu bringen und dafür zu sorgen, ihm ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Ungewollt. Das machte den Reiz aus. Haru tat nichts ohne Absicht, ohne Hintergedanken ohne irgendetwas vorauszuplanen und die nächsten Schritte abzuwägen, daher mochte er diese kleinen Momente der unkalkulierten Irritation. Sowas ließ er bei sonst keinem zu, hing doch nicht nur sein, sondern auch das Leben Danis davon ab, was man ihnen anmerkte. Dennoch schenkte er ihm in diesem Moment, wo sie vollkommen allein waren, einen kurzen Blick. Das typische heben seiner braue durfte dabei nicht fehlen, ehe er sich mit einem minimalen Schmunzeln abwandte. Ja, er mochte diesen Kerl mehr, als gut für ihn und sein Leben war. Dennoch wollte er nichts daran ändern. Das flüchtige, warme Gefühl in seinem Magen…
Er atmete einmal durch und versperrte es wieder in seinen Käfig, damit es keine Gelegenheit bekam, überhand zu nehmen und sein Urteil oder Ansichten zu trüben, auch wenn es jetzt nicht nötig war.
Noch mehr mochte er die kleinen Überraschungen, die er bei jedem anderen ignorieren oder zu einem Bestechungsversuch auslegen würde. Ja sie kannten sich inzwischen so gut, das es selbst Yuu in den Schatten stellte, was manches mal ein wenig beunruhigend war. Zwar kannte er es, aber das bedeutete nicht, das er es willkommen hieß, wenn ihn jemand so gut kannte. Bis jetzt hatte er dahingehend nie einen Nachteil erfahren, dennoch… ein Tanz auf einem Seidenfaden. Im Gegenteil, bis jetzt war es immer zu ihrer beider Vorteil gereicht, das sie sich bisweilen mit Blicken verständigen konnten, an Gesten lesen und erkennen konnten, wie die Lage war. Zu wissen, wann wer weiter verhandeln sollte, mit Blicken zu signalisieren, wer wann das Ruder übernahm – wenn für Haru auch schwer zu zulassen – war bis jetzt recht nützlich. Und es fand seinen Gefallen, sich dem trügerischen Gefühl hinzugeben, einen Rückhalt zu haben. Er vertraute Dani, aber nicht dem Gefühl. Emotionen trogen den objektiven Eindruck der Lage.
„Untersteh dich…“, grummelte er leise, in Gedanken behauptend, das er so schlimm gar nicht war, aber sie beide wussten es besser. Die Blamage wollte er nicht eingehen, sich zu rechtfertigen. Das jemand hatte sterben müssen, weil er ihn angesprochen hatte, ehe er bereit war, grenzte an ein Wunder. Manchmal war er schon recht wahl- und skrupellos, aber soweit ist es dann noch nicht gekommen. Ob es an Dani lag, der unwissend mit dem servieren von Kaffee Leben rettete, konnte keiner sagen. Fakt war, das er ihn verwöhnte und Haru einmal mehr feststellte, das er sich zu sehr darauf verließ. Nicht, weil er Dani als angestellten sah, dessen Pflicht es war, viel mehr, weil er es machte, weil er es WOLLTE. Ein erheblicher Unterschied.
„Du hast zu viel Einfluss auf mich.“, murmelte er leise, zu leise, als das es wer hörten konnte, der weiter als einen Meter neben ihnen stand. „Und ich weiß, du magst das auch noch.“ Das machte sie Sache nicht einfacher. „Vielleicht nicht gesund, aber dafür rettet er einige Leben.“ Wieder einen Blick, den er ihm schenkte und hinter dem mehr steckte, als man vermuten könnte. Dani hatte definitiv zu viel Einfluss auf ihn.
Aber sie waren für wichtigeres hier. Haru fasste die Lage kurz zusammen, um ihn ins Bild zu setzen. Wenn sie erst unter sich waren, hinter ein paar Wänden verborgen, würde man weiter sehen. „Schlüssig bin ich mir noch nicht. Es wird wohl auf ein Gutachten hinauslaufen und in welchem Zustand sie sind…“ Wenn die Restauration zu viel verschlang, als das sie wert waren… Man könnte einiges über den Eintritt abwickeln können, immerhin waren es originale, aber auf Dauer…? War das Interesse da? Solche Dinge zu versichern, würde sich keine Versicherung zutrauen. Zu hoch wären die Kosten im Schadensfall. Nur wenige Millimeter waren es, die er seinen Kopf erst zur einen, dann zur anderen Seite neigte, um die Unentschlossenheit zu signalisieren. Die Entscheidung würde nicht jetzt gefällt werden, zu viele Dinge hingen daran, zu viele Zahlen mussten berechnet werden, denn Verluste war etwas, das sie sich nicht leisten konnten. Nicht in dieser Sache.
Der Gedanke an einen solchen Ofen war ein Wagnis, aber eines, das er eingehen würde, denn irgendwo mussten sie mit eventuellen Leichen hin. Diese Spurlos verschwinden zu lassen, wäre in diesem Fall leichter, als jedes Mal einen Leichenwagen rufen zu müssen. Kostengünstiger wäre es allemal, statt entsprechende Bestechungsgelder fließen zu lassen um Gefallen einzufordern. Das der Ofen auch den Kunden zu Gute kommen könnte.. der Gedanke war ihm gekommen, jedoch hatte der Yakuza diesen nicht weiter verfolgt. „So lang die Körper nicht massenweise auftreten, sollte es machbar sein.“
Haru kam nicht umhin ihn bei seinem Vorschlag den Blick von der Baustelle zu lösen und ihn auf Dani zurichten. „Dagegen hätte ich nichts.“ Kunden, die dieses Angebot nutzen würden, dürfte es auch geben, daher war dieser eine Raum kein Problem. „Es wird Kunden nach sich ziehen, das sie eigens Geld dafür zahlen, etwas brennen zu sehen. Wir brauchen eine Kühlkammer, damit wir immer einen Körper parat haben. Wünsche, lebende Körper brennen zu sehen, könnten auf kommen.“ Nun blieb die Frage, wie weit sie gehen wollten, wo man die grenze zog. Selbst machte ihm das nichts aus, perlten doch selbst die Vorstellung en diesen Taten oder das sich jemand darauf aufgeilen könnte, von ihm ab. Der Mensch war ein krankes Geschöpf und er bewies es immer wieder aufs neue. Und sie würden künftig ihre Geschäfte damit machen. Noch mehr, als sonst.
Ehe sie jedoch ans Eingemachte gingen, wollte er ihm das Büro oder viel mehr die kleine Wohnung zeigen, von der vieles geleitet werden würde. Zudem konnte er sicher sein, das sie vor allem geschützt waren und dort ihre Ruhe hatten. Das der Weg dafür genutzt wurde, das Dani ihn betrachtete, blieb nicht unbemerkt, doch daran störte er sich nicht, im Gegenteil war es doch sonst immer er, der Blicke sprechen ließ.
Stufen um Stufen ging es nach einer kleinen, kurzen Besichtigung nach oben, zu einem Bereich, der nirgends verzeichnet worden war. Nicht mal auf den Bauplänen. Absichtlich, denn niemand außer ihnen beiden sollte wissen, wie man dort hin gelangte. Hindernisse von diversen Code-Tafeln und Gängen mussten überwunden werden, ehe sie in den Räumlichkeiten ankamen, die fast fertig eingerichtet waren.
Zunächst ein kleiner Eingangs Bereich, der den eigentlichen Wohnbereich abtrennte. Ein erneuter Code, bis man schließlich in den Wohnbereich kam, der von einer Sitzgruppe beherrsch wurde. Große Schreibtische fand man hier und vermittelten den Eindruck von einem gemütlichen Büro. Ein kurzer gang führte schließlich ins Schlafzimmer und dem privaten Bereich.
Über dem Schreibtisch Harus hing eine Kopie eines Wandbehangs, welches auch in seinem haus auf dem Anwesen der Yakuza zu finden war, über Danis, das Gegenstück, jedoch auch ein Duplikat. Und doch waren beide Bilder vereint, wie es sie, außer den originalen, kein zweites mal auf der Welt gab. Haru hatte es sich nicht nehmen lassen wollen oder können.
Die Brötchen legte er auf dem Sofatisch ab und setzte sich erst mal auf das großzügige Möbelstück davor. Es fehlte hier und dort noch etwas, aber es ließ sich schon mal aushalten.
„Wie ist dein erster Eindruck?“, wollte er wissen und genoss die Privatsphäre, die sie nun hatten.
Ob er es mochte oder nicht war ihm sowas von egal. War es bei ihm doch geradezu eine Herausforderung ihn aus dem Konzept zu bringen, weil ihn scheinbar nichts aus der Ruhe bringen konnte. Umso mehr freute es ihn immer wieder und wieder, wenn er ein verräterisches Aufblitzen in seinen Augen entdeckte, wenn es ihm mal wieder gelungen war. Kostete es ihn doch einiges an Mühe und Kreativität, da er ihn nicht immer mit dem Gleichen aus der Reserve locken konnte. Ein überaus schräges Spiel und doch liebten sie es beide, auch wenn Haru dies niemals zugeben oder schlimmer noch erwähnen würde. Würde es doch den Zauber und den Spass zerstören.
Daher war der leicht entgeisterte Blick bei seinem versteckten Befehl nur ein weiterer Schachzug in ihrem Spiel. "Na ich will doch schliesslich nicht, das du zu viel Kaffee trinkst und dann Nachts nicht mehr schlafen kannst" mimte er perfekte den besorgten Geschäftspartner, der sich nur um sein Wohlergehen sorgte. Innerlich lachte er sich natürlich schlapp, denn die Antwort bewies nur allzu deutlich, wie sehr er sich auch schon über solch eine kleine Banalität wie Kaffee freuen konnte. Zeitgleich war es ein Beweis dafür, das er es nicht nur registrierte, sondern auch durchaus zu schätzen wusste, nur das er es niemals laut Aussprechen würde. "Ich .... Einfluss auf dich ?" trieb er das Spiel gekonnt weiter und schaute ihn tatsächlich vollkommen unschuldig an. "Sowas würde ich mich niemals wagen" behauptete er standhaft, genau darauf achtend das er die gewohnt eiskalte Maske beibehielt um weder seine Gedanken, noch seine Intentionen zu verraten. War doch genau diese ihre Sicherheit, das niemand um sie herum erfuhr, was tatsächlich zwischen ihnen lief. Reichte doch schon der geringste Verdacht aus, um ihre Leben für immer zu zerstören und darauf war keiner von ihnen aus. So schwieg er sich auch aus, als er meinte, das er durch den Kaffee Leben rettete. Andere würden dies wohl für die Übertreibung des Jahrhunderts halten, doch wer Haru kannte, der wusste, das dieser nie mehr sagte, als wirklich zwingend notwendig war. Tatsächlich kam es sogar schon einem Ritterschlag gleich, den man nicht allzu oft bekam und den man daher zu schätzen wusste.
So hielt er einfach den Mund und sonnte sich ein klein wenig in seinem Lob, eh er seine Aufmerksamkeit wieder vollkommen auf ihr Vorhaben richtete. War die Restauration doch viel zu wichtig, als das sie es sich leisten konnten fahrlässig zu handeln. Immerhin wollten sie die Reichsten der Reichsten hierher locken und alles was nicht absolut perfekt war, war nicht gut genug für sie. Selbst Perfektion allein reichte nicht aus. Brauchte ihr haus doch den gewissen Charme und Nervenkitzel, welcher sonst nirgendwo zu finden war, um das Interesse ihrer potentiellen Kunden zu gewinnen. Den Charme brachte das Haus schon von alleine mit, nur mit dem Nervenkitzel haperte es noch ein wenig. Waren Geheimgänge doch nichts vollkommen neues, so das er auf die Bilder setzte, auch wenn diese Hoffnung sehr risikolastig war. Würde die Restauration doch Wochen kosten und mussten absolut perfekt sein. Nichts durfte darauf hinweisen, in welch schlechtem Zustand sie teils momentan waren. Dennoch wäre es eine Schande sie einfach zu überstreichen. Nur lohnten sich die hohen Kosten am Ende tatsächlich ? Ein Gedanke, bei dem Haru sich augenscheinlich auch nicht vollkommen sicher war. "Vielleicht sollten wir neben dem Gutachter noch 1-2 Restauratoren mit herbei zitieren" schlug er vor, während er an seinem Kaffee nippte. Denn auch wenn ein Gutachten praktisch war, so konnten doch schlussendlich nur die Restauratoren sagen, ob die Gemälde noch zu retten waren und wie gross der Umfang der Restauration schlussendlich war. Vorausschauend hatte er natürlich schon die Besten der Besten heraus gesucht, doch diese Entscheidung musste Haru treffen. Immerhin stand er im Rang über ihn und durfte nicht einfach so übergangen werden.
Doch wenn er schon gedacht hatte, das dies das schwerste Thema war, so wurde es vom Ofen doch tatsächlich noch übertrumpft. Nicht das es ihn gross interessieren würde, wer seine Hinterlassenschaften dort beseitigte, nur musste alles genau beobachtet und protokolliert werden. Allein schon weil es schnell auffallen würde, wenn jemand die falsche Person aus dem Verkehr gezogen hatte und es einen endlosen Rattenschwanz an Nachforschungen nach sich zog. "Bestenfalls sorgen wir für die passenden Opfer, nicht das jemand im Eifer seiner Gier noch das falsche Opfer zu uns bringt" murmelte er daher leise, seine Gedanken bewusst laut aussprechend, denn auch wenn sie die Unterwelt regierten, so hatten doch auch sie keine absolute Narrenfreiheit. "Es gibt sogar 3-4 Leute die für diesen Job geeignet wären und dafür sorgen könnten, das immer genug frische Ware da ist und keine einzige Spur zu uns hinweist" führte er seine Gedanken weiter aus. Dank seines florierenden Bordells kannte er genug Menschenhändler und denen war es vollkommen egal, was er mit der Ware tat, solange er nur brav den vereinbarten preis zahlte. Sicherlich liessen sich dort Verträge ausarbeiten, die ihnen günstigere Konditionen verschafften, damit ihr Gewinn nicht zu knapp ausfiel. Immerhin zählte am Ende des Tages doch genau jener und nichts anderes.
Da das Gespräch aber viel zu brisant für die Öffentlichkeit war schwieg er sich aus und folgte ihm, denn auch wenn hier augenscheinlich niemand auf dem Gelände war ausser ihnen, so ging er doch lieber auf Nummer sicher. Ausserdem bekam er so die Gelegenheit ihn in aller Ruhe zu mustern, was ihm sonst immer verwehrt blieb. Deswegen gab er sich noch nicht einmal die Mühe seinen Blick zu tarnen, sondern grinste fast schon diebisch vor sich hin, während er seinen Hintern eingehender betrachtete. Wusste er doch nur allzu gut, was sich unter der perfekt sitzenden Hose verbarg. Doch es kam so, wie es immer kam, irgendwann musste er seinen Blick lösen, wenn auch überaus widerwillig.
Seelenruhig glitt sein Blick durch ihr privates Reich, welches endlich nach und nach Form annahm. Würden sie von hier doch nicht nur alles leiten und im Blick behalten können, sondern hatten doch tatsächlich einen Bereich, wo sie vollkommen für sich waren und die Masken des Alltags endlich einmal abgelegt werden konnten, ohne das Gefahr drohte. Leicht schmunzelte er, als er die grossen Wandbilder entdeckte, welche ihm nur allzu vertraut waren und so geschickt die jeweiligen Herrschaftsgebiete definierten. Vollkommen subtil und doch wieder typisch Haru.
"Wie ich bemerke hast du nichts dem Zufall überlassen" stellte er schmunzelnd fest und setzte sich dreist einfach direkt neben ihn, während sein Blick weiter umher schweifte, um jedes noch so kleine Detail zu offenbaren. "Aber ich denke der ganze Aufwand fängt langsam an sich aus zu zahlen" stellte er bewusst neutral fest, denn auch wenn ihr Reich hier bald fertig war, so war es das Haus doch noch längst nicht und dies durften sie trotz all der leise umher schwebenden Versprechen nach Freiheit, welche hier durch die Luft schwebten, nicht ausser Acht gelassen werden. "ich freu mich jetzt schon auf die gemeinsamen Stunden, während wir uns über die Schreibtische gebeugt hin und wieder anfunkeln werden" schob er dann aber doch noch einen privaten Eindruck hinterher, der sehr viel mehr verriet, als man hören konnte.