Wind Beyond Shadows

Normale Version: silence that speaks so much louder than words
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Kazuya Fujiwara

Es war kalt.
Es war so eisig kalt, das Zuya seine Finger kaum noch spürte. Da half es auch nur bedingt, sie sich gelegentlich vor die Lippen zu halten, hinein zu blasen, in der Hoffnung, ihnen ein wenig Wärme zu geben. Wie sollte er so das versprochene Wild erlegen? In wie weit sein Herr sich auf seine Worte verließ, konnte er nicht sagen, doch er wollte ihm eine Freude machen. So oder so. Nicht nur mit dem Fleisch, sondern vor allem mit dem Fell, welches er dem Tier abziehen wollte, damit sein Herr des Nachts nicht mehr frieren brauchte. Zwar bezweifelte er, das dem so war, dennoch konnte das eine oder andere Fell ruhig mal ausgetauscht werden. Zu entscheiden hatte er es nicht, doch wenn er mit einem frischen Fell wieder kam, würde die Wahl nicht schwer sein. Um die Behandlung zu bezahlen, würde er ein Teil des Fleisches Verkaufen müssen, doch das lag auf der Hand, denn auch zu zweit, würden sie nie so viel verbrauchen können, das nichts verdarb.
In der Hoffnung, das ein wenig von dem gewohnten Gefühl in die Finger treiben zu können, rieb er sie gegen einander, doch alles, was er erreichte, war, das sie schmerzten und Kribbelten. Sollte sein Vorhaben wirklich von Misserfolg gekrönt sein? Ungern würde er mit einem kleinen Kaninchen zurückkehren, an dem nichts dran war, weil es selbst nichts zu fressen fand...
Ein leises Stöhnen entwich seinen Lippen, als er fast über eine Wurzel stolperte, dich sich in einer Wehe versteckt hatte. Der Baum, auf den er zusteuerte, war viel zu weit entfernt, als das es dessen Ausläufer sein könnten... Vielleicht war es auch nur ein Stumpf, denn so genau war es nicht aus zu machen. Mit einem vorsichtigen schritt umrundete er das Hindernis und machte einen zusätzlichen schritt zur Seite, hoffend unter sich etwas zu haben, was einem Weg noch am nächsten kam.
Überall war es weiß. Nicht, wie in einer Traumlandschaft, wo alles eine leichte Puderschicht hatte. Sondern verborgen, versteckt, wie ausgelöscht. Weiß türmte sich auf weiß und es kostete einiges an Mühe, um an den Schemen wenigstens zum Teil etwas auszumachen, was ihm bekannt vorkam. Ohne sich zu verschätzen, musste der Schnee wenigstens einen halben Meter hoch liegen...
Mit vor Kälte geröteten Wangen erreichte er endlich den Baum, dessen Borke ebenso trocken wie rissig war. Zuya legte die Hände an das Holz und spürte: nichts.
Leise murmelte er einen Fluch und zog die Hände zurück, krümmte sie mehrmals. Wie sollte er den Baum hinauf kommen, wenn er dankt der gefühllosen Fingern keinen Halt fand? Wie sollte er einen Hirsch erlegen, wenn er die Sehne seines Bogens nicht spannen konnte? Ihm blieb nur ein Letztes. Eine Idee, die er besser verwerfen sollte, und doch der letzte Weg, um sein Ziel zu erreichen. Er zog die Arme durch die Ärmel und barg die Hände unter dem Stoff in seinen Achseln, wo es doch noch am wärmsten war...
Schaudernd kroch ihm die Kälte durch den Leib, doch tat er sein Bestes, seine wenigen Muskeln zu bewegen, damit die flüchtige Wärme dort blieb, wo sie hingehörte.Während er versuchte, die Finger wieder gebrauchsfähig zu bekommen, sah er sich in der Landschaft um. Der Schnee schluckte jedes Geräusch und doch schien jeder Laut Meilenweit zu hallen. Ihm gefiel dieser Widerspruch. Wenn er es doch nur schaffen würde, Flöte zu spielen... sehnsüchtig dachte er an die Klänge, die er ihr entlocken konnte... Wild würde es keines anlocken und doch gefiel ihm der Gedanke.
Wie viel zeit verstrichen war, wusste er nicht, doch als er glaubte, seine Hände würden ihren Dienst tun, zog er sie hervor und machte sich an den Aufstieg. Es war heikel, gefährlich und es dauerte seine Zeit, doch er schaffte es. Mit einer Armbewegung fegte er eine Ladung Schnee vom Ast, sie fiel mit einem leisen krachen zu Boden, der über die Landschaft zu hallen schien, doch nichts rührte sich darauf hin. Weder wurde Wild aufgeschreckt, noch irgendwer gestört, was ihn beruhigte.
Zuya ließ die Beine hängen, als er eine sichere Position bezogen hatte und lehnte sich an den dicken Stamm, der ihm halt gab. Kurz atmete er durch, die Aussicht genießend. In der Zeit, die verstrich, wärmte erneut die Finger, die ihm so taub vorkamen, das die Vermutung nahe lag, das jegliches Gefühl in ihnen für immer verschwunden lieb. Kurz wurde ihm bei dem Gedanken ganz bang...
Doch natürlich war es Unsinn. Es dauerte seine zeit, doch das Gefühl kehrte zurück, sodass er endlich den Bogen spannen konnte, den er an seiner schulter getragen hatte. Sacht streifte er ihn ab, nahm die Sehne hervor und nockte sie ein. Nun wartete er....