Wind Beyond Shadows

Normale Version: File report: 3:04 A.M. - at the gas station
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Das Blut rauschte regelrecht durch seinen Körper, er konnte es ganz genau hören, auch wie sein Herz heftig gegen seinen Brustkorb und gegen den Asphalt schlug. Alles konnte hier und jetzt sein Ende finden, wenn er nur eine falsche Bewegung, ein falsches Wort sagte. Am liebsten hätte er laut losgelacht. Wie überzeugt er von sich selbst gewesen war, sich ohne richtige Vorbereitung einem Auftrag wie diesen anzunehmen, ohne Training, ohne ein genaues Abchecken der Lage. Seine damaligen Schüler würden ihn jetzt auslachen. Warum Hope ausgerechnet ihn schicken musste, einen Engel der bereits seit einem Jahr nicht mehr richtig jagte, keine Chancen hatte zu trainieren und sich mit dem himmlischen Waffenarsenal zu beschäftigen - das war doch komplett unsinnig!
Er stellte selten die Entscheidungen seines besten Freundes in Frage, glaubte aber stark, dass es sich dieses Mal um Verzweiflung handeln musste. Der starke Teer-Geruch des anderen war erdrückend, mehr noch als das Knie, welches ihn so unbarmherzig auf dem Boden hielt und ihn daran hinderte sich aufzurichten.
Telekinese wäre in seinem Fall äußerst praktisch gewesen, hier lag so viel Zeug herum, dass er gut als Waffe verwenden hätte können, aber er hatte während seiner Ausbildung keine besondere Fähigkeit erlangt und war demnach nahezu gezwungen sich mit allen Waffen auseinander zu setzen, um seine Unfähigkeit zu kompensieren. Jetzt aber zeigte sich deutlich, dass er komplett aufgeschmissen war und selbst er, der andere trainiert hatte, keine Chance gegen einen der höheren Dämonen hatte und es löste unendlichen Frust in ihm aus.
Aber dennoch meinte es jemand doch gut mit ihm, denn es ergab sich eine Gelegenheit, wenn auch mit Abstrichen, denn der Dämon bot freiwillig einen Deal an und sogar noch, den eigenen Tod - zu einem anderen Zeitpunkt - was er überhaupt nicht verstand, aber in dem Moment ging es nicht darum seltsame Entscheidungen wie diese zu hinterfragen, sondern den eigenen Hintern zu retten und das machte er sofort, als das drückende Gewicht von ihm wich und er endlich wieder aufstehen konnte - dachte er zumindest, bis er das leise Klingeln der Tankstellentür hörte und anschließend Schritte, die sich ihnen näherten. Oh nein, der Wart. Ganz schlechtes Timing, Mister!, hätte er am liebsten gesagt, aber er kam gar nicht dazu, übernahm doch der Dämon den Rest und bis auf einen erstickenden Laut war wenige Minuten später nur der Regen und ein dumpfes Geräusch, von dem Mann der zu Boden gegangen war, zu hören.
August sah panisch zu diesem, gab ebenfalls nur ein leises Geräusch von sich, denn das war absolut nicht akzeptabel für ihn gewesen. Das Leben eines Unschuldigen, sollte nicht Teil des Auftrags sein, selbst wenn sich dieser ungünstig eingemischt hatte. Hope riss ihm ganz bestimmt den Kopf ab, wenn er das herausfand, aber streng genommen saß der Jäger sowieso schon bis zur Nasenspitze in der Scheiße, denn die Stimme des anderen, lenkte ihn wieder in das Hier und Jetzt, wo er einen Deal eingegangen war, der egoistischer nicht sein konnte. Das Leben eines Dämons für das eines Engels. Getrennte Wege mit einem glorreichen Wiedersehen - zumindest für den Schwarzhaarigen, der später als Sieger hervorgehen sollte. Es klang viel zu verlockend in seinen Ohren und doch sah er den anderen an, als er endlich aufgestanden war und sich den Dreck von den Jeans abgeklopft hatte, mit einer Mischung aus Skepsis und Unverständnis. “Einen Scheiß werde ich! Musste das wirklich sein? Er war an unserem kleinen Fight gar nicht beteiligt.”, zischte er und sah zu dem Mann, der reglos am kalten Boden lag, die Augen starr gen Himmel gerichtet. August schnalzte genervt mit der Zunge, denn er war sowas von am Arsch, aber erst galt es die wichtigen Dinge zu regeln, nämlich dieses seltsame Angebot, das viel zu gut war um wahr zu sein. “Du lässt mich jetzt also gehen, habe ich das richtig verstanden? Ohne mir in den Rücken zu fallen?”, fragte er und musterte den anderen dabei abwertend. Das Kompliment kommentierte er nur mit einem Augenrollen und winkte lässig ab. “Spar dir das. Erzähl mir lieber, wieso du nicht beendest was du angefangen hast. Ist das ein Hinterhalt? Mir wäre es nämlich lieber, wenn wir uns auf direktem Wege treffen. Also, spuck schon aus, was hat es mit deiner Großzügigkeit auf sich, Dämon?”
Ein wenig nachdenklich sah Jaydee den Schwarzhaarigen an, während dieser sich langsam aufrappelte und den Dreck von seinen Klamotten klopfte, was alles andere als einfach war, da der Kies durch den Regen am Stoff haftete und feuchte Flecken darauf hinterließ. Allerdings war dies nicht sein Problem. Viel eher stellte er sich die Frage, ob es wohl schon einmal einen Dämon gab, der einen Engel darum bat, von diesem getötet zu werden. Schon alleine einen Deal mit dem Feind einzugehen, war mit Sicherheit eine Ausnahme, die es so noch nicht gab, aber auch noch darum zu bitten, getötet zu werden? Das kam dann wohl schon Blasphemie gleich. Unter den Dämonen gab es immer wieder einmal Exemplare, die mit diesem Dasein nicht klar kamen, zu labil und zu schwach waren, um lange zu überleben, doch auch diese besaßen zumindest so viel Stolz in sich, nicht ausgerechnet den Erzfeind darum zu bitten, dieses klägliche Leben zu beenden. Viel eher versuchten sie es irgendwie selbst oder provozierten es in einem Kampf regelrecht, was am Ende aufs selbe hinaus kam.
Jaydee besaß ebenfalls einiges an Stolz, doch was brachte ihm dieser, wenn er ihn daran hinderte, an sein Ziel zu kommen. Zudem war er auch intelligent genug, um Chancen zu ergreifen, wenn sich ihm welche boten und genau das war gerade der Fall. Natürlich konnte sich jeder Dämon notfalls auch der Aufräumtruppe der Hölle stellen. Eine Gruppe hochrangiger Dämonen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, ihre Rasse von denen zu befreien, die selbst für ihre Art zu viel Aufsehen erregten oder in anderer Weise Auffälligkeiten zeigten. Er selbst starb jedoch lieber durch die Hand eines Engels, als diesen Dämonen gegenüber die Schwäche zu zeigen, dass er nicht mehr leben wollte, denn genau wie bei den Menschen war sein Entschluss genau das: eine Schwäche. Dabei würden sie es vermutlich mit Kusshand tun, ihn aus dem Weg zu räumen, seit er sich auch nur auf die Freundschaft mit Viona eingelassen hatte und zu einem Verräter wurde. Aber diesen Gefallen tat er ihnen nicht. Wenn er ohnehin schon als Verräter galt, konnte er auch als erster Dämon in die Geschichte eingehen, der sich freiwillig von einem Engel töten ließ.
Besagtes Geflügel holte ihn gerade auch erfolgreich aus seinen Überlegungen und er folgte dessen Blick zu dem toten Tankstellenwart. Äußerlich waren an ihm keine Verletzungen festzustellen und die Polizei würde jede Menge Arbeit damit haben, den Tod aufzuklären, aber auch das war nicht weiter sein Problem, weshalb er nur kalt mit den Schultern zuckte, bevor er sich wieder zu dem Schwarzhaarigen wandte.
“Er war im Weg und selbst schuld. Wäre er drinnen geblieben, würde er noch leben. Und du scheinst zu vergessen, wen du hier vor dir hast oder aber du wusstest es nie.”
Natürlich hatte er sich über die Jahrhunderte hinweg zusammen mit Rachel einen gewissen Namen verdient, auch wenn er die Assoziation im Laufe des letzten Jahrhunderts mit Bonny und Clyde nicht wirklich berauschend fand, da die beiden Namensgeber Unschuldsengel waren im Gegensatz zu ihnen, aber es gab so viele Dämonen auf der Erde, dass mit Sicherheit nicht alle Engel jeden einzelnen davon kannten. Die Möglichkeit, dass sein Gegenüber noch nicht von ihm gehört hatte, bestand also durchaus. Am Ende war dies aber auch nicht wirklich wichtig, denn vermutlich führten sie ohnehin nur eine Liste der Toten, die seine Art auf dem Gewissen hatte. Die nächste Frage wäre somit also wohl oder übel ohnehin gekommen, da sich von dem Geflügel sicher keiner die Mühe machte, die zu jagenden Dämonen genauer unter die Lupe zu nehmen.
“Richtig kombiniert, Sherlock”, begann er dennoch mit einem Grinsen auf den Lippen, da ihn die widersprüchlichen Gefühle des Engels wirklich amüsierten, bevor er direkt fortfuhr. “Ich mag zwar ein Dämon sein, aber ich stehe zu meinem Wort. Außerdem, wenn ich dich hätte töten wollen, wäre gerade die perfekte Gelegenheit gewesen. Spielchen zu spielen ist in ernsten Situationen nicht so mein Ding. Du kannst dich somit darauf verlassen, dass du nicht so endest, wie der da.”
Dabei sah er noch einmal zu dem toten Mann nur wenige Meter von ihnen entfernt. Lange würdigte er ihn jedoch nicht mit seinem Blick, da es ihn immer noch nicht interessierte, was mit ihm war. Für Jaydee war er nur ein dummes Bauernopfer, dass zur falschen Zeit am falschen Ort war und wenn sich der Engel deswegen Gedanken machte, dass er mit ihm dennoch einen Deal einging, musste dieser mit damit leben und es mit seinem Gewissen ausmachen und nicht er.
Seufzend und noch immer mit dem Dolch in seinen Händen spielend, setzte sich Jaydee in Bewegung in Richtung seines Motorrades, um sich dort gegen die Maschine zu lehnen und somit ein wenig bequemer zu stehen. Dabei behielt er den Engel allerdings die ganze Zeit über im Blick, denn nur weil er im Moment den Eindruck vermittelte, dass er aufgab, wusste er, wie sehr so etwas auch täuschen konnte. Im Normalfall sagte er sich, dass einem Emotionen anders als Gedanken nichts vormachen konnten. Dieser Normalfall konnte aber auch durch die eine oder andere Ausnahme ersetzt werden, weshalb er weiterhin wachsam und vorsichtig blieb.
“Ich gebe es zwar ungern zu, aber ich brauche dich, ganz einfach. Als Dämon stirbt es sich nicht so leicht, wie du wissen solltest. Da bedarf es schon ein wenig Magie oder eben eines Engels. Du kannst dich also glücklich schätzen, dass du mir im passenden Augenblick über den Weg gelaufen bist und ich dich somit am Leben lasse.”
Als Großzügigkeit konnte man das Ganze wohl tatsächlich weniger bezeichnen, denn immerhin benutzte er ihn für seine Zwecke, auch wenn der Engel dadurch mit seinem Leben davon kam und sich hinterher auch noch damit rühmen konnte, dass er ihn getötet hatte. Dennoch war es im Grunde eine Win Win Situation. Großzügig wäre er gewesen, wenn er im Gegenzug nichts verlangt hätte, aber diese Eigenschaft konnte man ihm nun wirklich nicht zuschreiben. Schon gar nicht seinem Feind gegenüber, egal wie nützlich ihm dieser war. Wobei der kleine Schwarzhaarige wohl das Wort Großzügigkeit weniger sarkastisch benutzen würde, wenn er wüsste, was an seinem Deal mit Jaydee noch dran hing, aber da er nicht wusste, ob das überhaupt notwendig sein würde, diesen Teil in die Tat umzusetzen, erwähnte er ihn auch nicht.
“Nun wäre der Deal nur noch zu besiegeln. In der Regel mache ich das ganze mit einem Blutschwur. Ich hoffe also, dass du dir dafür nicht zu fein bist und das freiwillig mitmachst.”
Erneut spielte Jaydee auffällig mit seiner Waffe und ließ sie dabei von einer Hand in die andere wandern, bevor er noch etwas hinzufügte.
“Außerdem müsste ich wissen, wie ich dich kontaktieren kann, wenn es so weit ist. Wenn ich dich dann erst noch ewig suchen muss, könnte ich mir den Deal nämlich sparen, der mir diesen Teil leichter machen soll.”
Nein, also dieser Auftrag war so gar nicht, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Nicht nur, dass er drei ganze Tage warten musste, bis er Jaydee erwischte um ihn am Ende gar nicht ins Jenseits befördern zu können, war er gerade dabei einen Deal einzugehen, der seltsamer war, als alles was er jemals erlebt hatte. Wieso wollte jemand wie der Ältere so einen selbstzerstörerischen Deal eingehen und am Ende draufgehen? Gab es dafür einen bestimmten Grund? Ganz bestimmt, denn so einfach gab man nicht den Todeswunsch von sich. Oder es handelte sich um eine Falle, was den anderen somit zu einem ausgezeichneten Lügner machte. Dennoch klangen seine Worte ehrlich gemeint, was aber wiederum keinen Sinn machte, denn wieso wollte wünschte er es sich zu sterben? Die Neugier alleine reichte, um sich in Bewegung zu setzen und so folgte der Engel dem Dämon, der mit dem Dolch in seinen Händen spielte. “Deine Herablassung kannst du dir sparen, vor allem wenn ich dir früher oder später nen Dolch ins Herz rammen sollte.”, kommentierte er trocken und sah dann noch einmal zu dem Toten, der etwas weiter weg von ihnen lag. Was für ein Mist. Wenn er schon nicht in der Lage war seinen Auftrag auszuführen, hätte er zumindest dafür sorgen können, dass niemand anderer zu Schaden kam, aber selbst das hatte er nicht geschafft, was ihn sehr unzufrieden stimmte. Mächtiger Dämon hin oder her, für einen Engel sollte das Wohl der Menschen an oberster Stelle stehen und auch wenn der Tankwart jetzt nicht unbedingt der freundlichste war und sie sich gar nicht kannten, hieß es nicht, dass er es verdient hatte zu sterben. Einen Dämon interessierte so etwas natürlich nicht und es brachte sich auch nichts, ihm einzureden, dass das nicht korrekt war. Jaydee wusste das ganz sicher und es war ihm sehr wahrscheinlich auch komplett egal. Die Leiche gemeinsam zu entsorgen war also keine Option, was hieß, dass er sich selbst darum kümmern musste, denn bis Hope dazu kam, war es bereits zu spät. Es musste nur jemand hier vorbeifahren und sie sehen - das wäre Augusts Ende gewesen. Bevor er also diesen höchst dubiosen Deal mit dem Dämon einging, spazierte er zu dem Mann und kratzte eine Rune in den nassen Asphalt. Der leblose Körper wurde von einem grellen Licht umhüllt und verschwand schließlich, bevor sie beide alleine in der Dunkelheit zurückgelassen wurden.
“Na gut, bringen wir es hinter uns. Wir haben schließlich beide noch was zu tun, richtig?”, fragte er und ging zu dem Größeren, der bereits darauf wartete den Blutschwur durchzuführen. Ob er es wirklich ernst meinte? Es musste so sein, wenn er sogar bereit dazu war einen ernsten Deal wie diesen einzugehen. Und am Ende war es doch nur positiv für den Schwarzhaarigen oder nicht? Selbst wenn sie ihm jetzt die Erzengel an den Hals hetzten, wäre er irgendwann derjenige, der triumphierend den letzten Atemzug des Dämons miterleben würde und schon war alles wieder im Lot. Seine Mission war also nicht ganz unerfolgreich, wenn es auch auf den ersten Blick nicht so aussah.
Vor dem anderen kam er um Halt und musste den Kopf etwas heben, um Jaydee in die Augen sehen zu können, wobei er nach einem Anzeichen des Verrats suchte - nur für den Fall, dass das Messer am Ende seine Brust durchbohrte, anstatt für einen echten Blutschwur verwendet zu werden. August streckte seine Hand aus und deutete auf diese. “Wird das heute noch was oder wollen wir hier erst Wurzeln schlagen? Ich dachte du hättest noch etwas vor?”, provozierte er ihn ein wenig, um zu testen, ob der andere das alles wirklich ernst meinte oder er gleich den Geduldsfaden verlor und sich auf den Engel stürzte, um ihn hier und jetzt auszulöschen. Riskant, wenn man beachtete, dass August theoretisch unbewaffnet war und es heil nach Hause schaffen wollte, aber er musste sichergehen, dass er nach dem Deal auf sein Motorrad aufsteigen und sicher nach Hause fahren konnte, ohne dass ihm der andere nachstieg und ihn dann aus dem Hinterhalt angriff.
“Wo ich wohne werde ich dir aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Kein Bock, dass du da irgendwann auftauchst, nur weil du dein letztes stündchen schlagen hören möchtest.” Außerdem wollte er aus irgendeinem Grund nicht, dass Jaydee von Crispin Wind bekam. Auch wenn es ihm egal war, was andere dachten, nahm ihn der Dämon vielleicht noch weniger ernst und zweifelte vielleicht sogar an seinem Können, wenn er sah, mit wem August zusammen war. Dass Cris mit keinem Dämon vergleichbar war, ließ sich nur schwer erklären und man musste ihn schon persönlich kennen und sowieso die ganze Situation zwischen ihnen kennen.
“Ein Mobiltelefon habe ich auch nicht. Also kannst du mich nur auf der Universität aufsuchen. In Manhattan.”, erklärte er und war sich aber sicher, dass der andere ihn durch seine Aurenerkennung schon finden würde, wenn er wirklich wollte. “Na, wie siehts aus? Kneifst du jetzt doch?”
Engel waren Feinde. Diese Tatsache steckte jedem Dämon im Blut, ohne dass man ihnen dies erst beibringen musste und auch Jaydees Gefühle gegenüber diesen Wesen waren hauptsächlich negativ. In den meisten Fällen war er von dem Geflügel genervt. Vor allem da sie ein Talent dafür zu haben schienen, in den ungünstigsten Momenten aufzutauchen. Auf dieses kleine gerupfte Hühnchen vor ihm traf dies ebenfalls zu. Er hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um ihm aufzulauern und eigentlich hätte er ihn ohne zu zögern töten sollen. Der Deal, den er ihm angeboten hatte, war somit so gesehen das Dümmste, das er hätte tun können, da es alles nur in die Länge zog. Hätte er ihn getötet, wäre er schon lange weiter auf dem Weg zum Flughafen und eventuell auch schon fast da. Doch obwohl ihm die Zeit im Nacken saß und seine Gedanken ein weiteres Mal nach Toronto und zu der Person schweiften, zu der er dort wollte, kam er doch nicht umhin, sich über den anderen köstlich zu amüsieren, als er dessen Reaktion auf seine Worte hörte. Es kam wirklich selten vor, dass ein Engel derart auf so etwas ansprang - was vielleicht auch mit daran lag, dass er es hasste, während eines Kampfes selbst lange Reden zu schwingen oder wenn sein Gegner zu viel quatschte. Eine Konversation war somit etwas, dass selten oder eher gar nicht vorkam. Bei diesem gefiederten Exemplar sah es nun allerdings anders aus und er gab sich nicht einmal die Mühe, seine Belustigung zu verstecken, weshalb er breit grinste.
“Warum sollte ich mir die nehmen lassen, nur weil du irgendwann das Privileg haben wirst, mir den Todesstoß zu verpassen? Vor allem wenn du mich mit deinen Reaktionen darauf auch noch so gut unterhältst.”
Sein Blick folgte dem des Engels, der scheinbar noch immer nicht darüber hinweg war, dass dieser Mensch zur falschen Zeit am falschen Ort war und somit leider ins Gras gebissen hatte. Die Gefühle, die er von dem anderen wahrnahm, deuteten zumindest stark daraufhin und Jaydee heftete seinen Blick wieder auf den kleinen Schwarzhaarigen, der sich in Bewegung gesetzt hatte. Doch statt zu ihm zu kommen, um den Deal endlich abzuschließen und diese ganze Situation zu einem Abschluss zu bringen, näherte er sich dem Toten, woraufhin ihm ein Seufzen entwich.
“Wieso machst du dir wegen dem Tod dieses Typen überhaupt einen Kopf? Ich weiß, Engel und so weiter, aber ganz ehrlich, wer um diese Uhrzeit in einer abgelegenen Tankstelle arbeitet, wo mit Glück pro Nacht zwei Kunden vorbeikommen, hatte sehr wahrscheinlich nicht viel zu verlieren.”
Wieso sich dieses Geflügel deswegen so fertig machte, war ihm wirklich ein Rätsel, aber vermutlich lag es einfach daran, dass ihm als Dämon ein Menschenleben oder auch das von irgendwelchen Wesen nicht viel bedeutete. Ihm dienten sie nur als kleiner Zeitvertreib auf unterschiedliche Art und Weise. Das himmlische Gefieder hingegen schien jedes Leben zu achten - wenn man von dem der Dämonen einmal absah. Und das obwohl im Grunde jeder austauschbar und alles andere als unersetzlich war.
Du belügst dich selbst, wenn du das glaubst. Jaydee rollte mit den Augen, als sich seine innere Stimme unbedingt jetzt zu Wort melden musste, während der Engel dabei war, etwas in den Boden zu kratzen, woraufhin der leblose Körper kurz darauf in einem grellen Licht verschwand.
“Netter Trick. Der wäre mitunter sehr nützlich gewesen”, kommentierte er das Ganze mit einem Grinsen, die Worte seiner inneren Stimme vollkommen ignorierend und sich wieder auf das Wesentliche konzentrierend. Er hatte keine Zeit innere Diskussionen zu führen, denn wie der andere erwähnte, hatte nicht nur dieser noch etwas vor, sondern er auch. Dennoch behielt er den Engel aufmerksam im Auge, als dieser näher zu ihm kam. Er achtete dabei auf jede kleine Bewegung, denn nur weil sich der andere geschlagen gab und in den Deal bislang einwilligte, hieß das nicht, dass er nicht doch noch einen Trumpf in der Hinterhand haben konnte, mit dem er ihn reinlegen wollte. Seine Emotionen ließen darauf zwar keinen Schluss zu und Jaydee verließ sich in der Regel auf seine Empathie, aber dennoch wollte er vorsichtig bleiben, denn immerhin hatte er es hier immer noch mit einem Feind zu tun. Ein Grinsen schlich sich aber dennoch auf seine Lippen, als er die Provokationen hörte, mit denen er ihn zusätzlich antreiben wollte.
“Hätten wir keinen Deal, würde ich dich für deine große Klappe jetzt einen Kopf kürzer machen. Sei also froh, dass ich dich noch brauche.”
In seiner Stimme schwang ein warnender Unterton mit, der dem anderen zeigen sollte, dass er es trotz allem besser nicht übertrieb. Seine Entscheidung stand zwar fest, aber sein Geduldsfaden war nicht endlos lang und was das bedeutete, hatte der eine oder andere schon am eigenen Leib erfahren. Um das alles jedoch nicht noch mehr in die Länge zu ziehen, hörte er auf mit seinem Dolch zu spielen und nahm ihn stattdessen fest in die rechte Hand. Mit der anderen griff er nach der Hand des Engels, die dieser ihm bereits entgegenhielt. Ein weiteres leichtes Grinsen zeigte sich, als er den Dolch an die Haut setzte.
“Ich hoffe, du bist nicht allzu empfindlich. Nicht, dass du mir hinterher die Ohren volljammerst, wie weh es doch tut”, gab er noch von sich, bevor er die Klinge in einer fließenden Bewegung über die Handinnenfläche zog und dasselbe kurz darauf auch bei sich selbst tat, wobei er nicht einmal mit der Wimper zuckte und mithilfe seiner Telekinese die Wunde offen hielt, damit sie nicht sofort wieder begann zu heilen. Anschließend packte er mit der verletzten Hand die des Schwarzhaarigen, sodass beide Wunden übereinander lagen. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich von der Stelle aus. Das Blut von Engeln und Dämonen vertrug sich scheinbar genauso wenig, wie es ihre Wesen ohnehin schon taten. Dass es ihnen im Blut lag, Feinde zu sein, war also nicht nur eine Floskel.
“Im Namen meines Herren und Erschaffers schwöre ich hier und heute bei meinem Blut, dass ich die Bedingungen des Paktes erfüllen werde. Sollte ich dies nicht tun, so soll Luzifer meine Seele holen und mir meinen Frieden verwehren.”
Gespannt wartete Jaydee, ob sein Gegenüber diesen Schwur ebenfalls leisten würde, denn im Grunde hatte er den zweiten Satz nur hinzugefügt, um die Entschlossenheit des Engels zu testen. Vermutlich hatte er damit ein wenig übertrieben und zusätzlich auch zu viel von dem verraten, was sein eigentlicher Wunsch war, aber er wollte sicher gehen, dass es der andere auch wirklich ernst meinte und keinen Rückzieher machte oder gar auf die Idee kam, den Schwur doch zu brechen. Ob Luzifer sich die Seele eines Engels holen würde, wusste er nicht, auch wenn es mit Sicherheit eine hübsche Trophäe wäre, aber es war auch nicht wichtig, ob er es wirklich tun würde. Wichtig war nur, dass das Geflügel es glaubte.
“Wenn du einen Rückzieher machen willst, ist das hier gerade deine letzte Chance”, warf er noch ein, als sich der andere noch immer nicht regte, etwas zu sagen. Während er auf eine Reaktion wartete, ließ er sich die Worte durch den Kopf gehen, wie er ihn kontaktieren konnte und erneut begann er zu grinsen, als er hörte, er solle ihn in der Uni aufsuchen.
“Hättest du mir verraten, wo du wohnst, hätte ich dich auch für sehr dumm gehalten”, begann er, während er spürte, dass da weit mehr dahinter stecken musste, als nur zu umgehen, dass er plötzlich vor seiner Tür stand und irgendwie fragte er sich ein wenig, was er so wichtiges zu verheimlichen hatte. Doch er ging nicht weiter darauf ein und sprach stattdessen einfach weiter.
“Und du willst nicht wirklich, dass ich in der Uni auftauche, wo jede Menge Leute herumlaufen, bei denen durch einen dummen Zufall dasselbe passieren könnte, wie bei dem Typen von der Tankstelle, oder? Den einen Toten verzeihen sie dir vielleicht noch, wenn du ihnen meinen Kopf auf dem Silbertablett servierst, aber mehrere?”
Wieder einmal übertrieb Jaydee ganz bewusst, denn er konnte sich durchaus zusammenreißen und nur weil er sich in große Menschenmengen begab, hieß das nicht, dass er gleich ein Massaker veranstaltete. Er hatte schlicht keine Lust sich zwischen zig junge Menschen und Wesen zu begeben, um nach dem Engel zu suchen, auch wenn er ihn anhand seiner Aura schnell finden würde. Zudem war es fraglich, wie stabil er nach seiner Rache war, denn nur weil er seit Jahren darauf hin arbeitete, hieß das nicht, dass es ihm danach mental wirklich besser ging, wenn die Person, die ihm Rachel nahm, endlich ebenfalls tot war. Doch er verscheuchte seine Gedanken daran für den Moment, denn etwas ganz anderes weckte sein Interesse und seinen Spott.
“Ein gefallener Engel ohne ein Handy. Da frag ich mich doch tatsächlich, wie du bisher auf der Erde überlebt hast, wo diese Dinger in der modernen Gesellschaft schon nicht mehr wegzudenken sind. Aber gut, dann muss wohl eine andere Idee her. - Yōko…”
Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, schimmerte neben ihm eine durchscheinende Silhouette, die mit jeder Sekunde mehr die Form einer jungen Frau mit Fuchsohren und neun Fuchsschwänzen annahm und deutlicher zu sehen war, dabei die geisterhafte Erscheinung aber nicht komplett ablegte.
“Ihr habt nach mir gerufen.”
Jaydees Blick glitt zu ihr, wobei er den Engel im Augenwinkel aber dennoch im Blick behielt.
“Da du wie ein Schatten an mir klebst, gehe ich davon aus, dass du alles mitbekommen hast. Somit wirst du ihn aufspüren, sobald der Rest meines Plans umgesetzt ist, und ihm mitteilen, wo wir uns treffen. Außer natürlich dir fällt noch etwas anderes ein. Und keine Sorge, Menschen können sie nicht sehen.”
Die letzten beiden Sätze richtete er wieder an den Engel, aber auch wenn er ihn unterschwellig fragte, ob er noch eine andere Idee hatte, war dieser Weg doch am simpelsten. Und wenn ihm so ein Fuchsgeist schon auf Schritt und Tritt verfolgte, warum ihn dann nicht auch mal nutzen.
Fast bereute er es, nicht vorsichtiger gewesen zu sein, um jetzt einen Vorteil dem Dämon gegenüber zu haben und selbst an der Stelle zu stehen, damit er den größeren demütigen konnte, denn seine große Klappe gefiel ihm ganz und gar nicht. Leider musste er sich wohl oder über diesem Prozedere und den damit eingehenden Kommentaren auseinandersetzen, wenn er wirklich ungeschoren nach Hause kommen wollte und das stand nunmal an oberster Stelle. Dämon hin oder her. Leiche hin oder her.
Sein schlechtes Gewissen zu unterdrücken war allerdings unmöglich und das schien den Älteren auch aufzufallen, der ihn kurzerhand darauf ansprach und natürlich verstand es jemand wie er nicht, wie es war etwas Mitgefühl zu empfinden. Das lag einfach nicht im Blut eines Dämons… Nun ja, nicht in jedem. Ausnahmen, schon vergessen August? Die gibt es. Und dieses Exemplar entsprach auch nicht ganz dem Standard-Dämon, dessen Existenz im Himmel immer auf dieselbe Weise besprochen wurde. Alle sind gleich, alle müssen ausgelöscht werden. So einfach war es, kein wenn und aber. Kein Platz für Bedenken und eigene Gedanken. Wer sich zu sehr damit beschäftigte was denn die Beweggründe eines jeden Höllenkindes sein könnten, der war bereits im Vorhinein ausgeschlossen und sehr wahrscheinlich als erster tot. Also galt es den Kopf auszuschalten und sich einfach der natürlichen Abneigung hinzugeben, die den Körper beinahe automatisch handeln ließ.
“Das weißt du nicht. Vielleicht hat er Frau und Kinder, die auf ihn warten. Oder eine kranke Mutter?” Alles Möglichkeiten, die ihm durch den Kopf gingen. Ebenso viele Optionen wie die für die Beweggründe eines jeden, der sich in einen Dämon verwandelt hatte. Ob dieser Jaydee ebenfalls einen bestimmten Grund hatte? War es Macht gewesen? Verzweiflung? Wahrscheinlich konnte er sich nicht mal mehr daran erinnern, so alt wie er war. Die jüngeren behielten diese Gedanken eher bei sich, allerdings konnte er dies auch nicht zu hundert Prozent bestätigen, da Jaydee bis jetzt sein ältester Dämon war, den er auslöschen musste.
“Aber sowas interessiert euch nicht, ich weiß. Nun, mich allerdings schon.” Deswegen war er mittlerweile sowohl als Jäger, als auch als Engel generell unbrauchbar gewesen und genau diese Tatsache würde ihm noch sehr viele Schwierigkeiten bringen, sobald sich die Neuigkeiten im Himmel verbreitet hatten.
Die Warnung kommentierte er nur mit einem abfälligen Schnauben. Er wusste genau, dass es jetzt für beide kein zurück mehr gab, wenn sie es wirklich so eilig hatten, wie sie behaupteten. Dennoch blieb er still, auch als Jaydee etwas von Volljammern sprach, rollte aber zumindest mit den Augen, denn nachdem er schon so unsanft zu Boden gedrückt wurde und er weitaus spektakulärere Kämpfe hinter sich gehabt hatte, war dieser kleine Einschnitt in seine Handfläche nichts dagegen.
Es entfuhr ihm also auch kein Zischen oder ein Laut des Protests, als der Dolch seine Haut berührte und das Blut aus der Wunde sofort austrat, jedoch verzog er angewidert das Gesicht, als sich sein Blut mit dem des Dämons vermischte und er das unangenehme Kribbeln spürte, dass er zuvor noch nie erlebt hatte. Auch ihm ging der Gedanke durch den Kopf, dass es an der natürlichen Abneigung lag, wenn er es auch bei seinem Freund bis jetzt nie deutlich gespürt hatte. Was das anging, war sowieso alles anders, als man es erwartete, denn wenn er den von Jaydee ausgehenden Gestank von Teer roch, wurde ihm einfach übel. Nicht aber bei seinem Freund, der diese herbe Note zusammen mit der Süße der Kirschblüten vermischte und daraus etwas so unwiderstehliches wurde, dass er große Schwierigkeiten damit hatte, sich nicht komplett in dem Duft zu verlieren und schwach zu werden.
Dass er selbst wahrscheinlich nicht besser roch - wahrscheinlich nach Weihrauch oder Ambrosia - und das auch nicht gerade angenehm für den Dämon war, wusste er ganz genau. August lauschte dem Schwur und zog bei den Worten über Luzifer die Augenbraue hoch. Der Typ meinte es also wirklich, wirklich ernst. Wenn er bis jetzt Bedenken gehabt hatte, so waren diese nun komplett beiseite gewischt und als erwartet wurde, dass er das ganze Blah-Blah wiederholte, stockte er ein wenig, denn plötzlich bereitete sich ein mulmiges Gefühl in ihm aus. Kam es, aus welchem Grund auch immer, dazu, dass dieser Pakt nicht erfüllt wurde… dann war er verloren. Und das musste nicht einmal an ihnen beiden liegen. Genauso gut konnten äußere Einflüsse ihre Hände im Spiel haben und damit alles ruinieren.
“Halt die Klappe, ich mach ja schon.”, zischte er genervt und biss sich dann auf die Unterlippe, bevor er sich räusperte und begann die Worte zu wiederholen: “Im Namen meines Herren und Erschaffers schwöre ich hier und heute bei meinem Blut, dass ich die Bedingungen des Paktes erfüllen werde.” Nun kam der wichtigste Part, die Gegenleistung, wenn es nicht klappen sollte. Der wahre Deal. “Sollte ich dies nicht tun… so soll Luzifer meine Seele holen, ... und mir meinen Frieden verwehren.”
In der Ferne war ein lautes Grollen des Gewitters zu hören und der Wind schien in dem Moment an Stärke zuzunehmen. Die Wunden schlossen sich augenblicklich und das Gefühl etwas schreckliches begangen zu haben, erfüllte jede einzelne Faser seines Körpers, die sich dagegen wehren wollte zu akzeptieren, dass er gerade einen Pakt wie diesen eingegangen war.
Jaydee hingegen schien ganz der Alte zu sein, den es nicht juckte, dass er gerade sein Todesurteil mit seinem Blut besiegelt hatte, denn er ärgerte wie zuvor den Engel, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
“Wärst du ein dummer, unachtsamer und frisch gewordener Dämon dann würde ich mich davon vielleicht einschüchtern lassen, aber dass du eine ganze Uni auslöschen wirst, nur um mit mir zu reden ist absoluter Unfug.” Wahrscheinlich hatte er einfach keine Lust den Engel in dem großen Gebäude zu suchen, was irgendwo auch verständlich war.
Als der Dämon allerdings weitersprach und ihn, wie so viele schon, auf das fehlende Handy ansprach, blähte er genervt die Wangen auf und wollte schon etwas sagen, als plötzlich etwas- nein, jemand an der Seite des Größeren erschien. August musterte die junge Frau, musterte besonders die neun Fuchsschwänze und musste lange überlegen, um was es sich genau bei diesem Wesen handelte. Er wusste schon ungefähr in welche Richtung es ging, dass Dämonen mit bestimmten Wesen zusammenarbeiten konnten, aber die genaue Bezeichnung entfiel ihm, genauso wie die Fähigkeiten die dieses Wesen verfügte.
“Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Denke ich.”, meinte er hastig und distanzierte sich etwas von den beiden. “Aber nicht, dass du mich während einer Klausur besuchst und mich erschreckst.” Darauf hatte er nämlich überhaupt keine Lust, vor allem wenn sie die anderen nicht sehen konnten - nun ja, außer die anderen Undercover-Wesen eben, die sich am Campus herumtrieben, wie zum Beispiel der eine Vampir im Coffeeshop oder die vielen Hexen, die er schon erspürt hatte und die es irgendwie alle entweder in den medizinischen oder geschichtlichen Bereich zog.
“Wars das jetzt? Ich muss nämlich echt dringend los.” Die Zeit drängte, er sollte schon längst Zuhause sein, wenn er sein Versprechen einhalten wollte. “Und du hast es doch auch eilig.”, kommentierte er die Ungeduld und die Motivation hinter dem ganzen Geschäft, dass sie gerade abgeschlossen hatten.
“Wenn du mich also entschuldigst… ich mach nen Abgang. Sollte sie wirklich in der Lage sein mich zu finden, ist ja alles geklärt oder?”, fragte er, wandte sich aber bereits ab um sich an seine Maschine zu wenden, die etwas abseits neben der Tankstelle parkte. Er öffnete einen der beiden Seitenkoffer und nahm seinen schwarzen Helm heraus, den er sich aufsetzte, sah aber dann noch zu den anderen beiden. “Falls sie Schwierigkeiten hat…. Mein Name ist August. Jeder kennt mich an der Uni und den Namen gibt es dort nur einmal. Ist auf den Listen und so weiter.” Für den Fall, dass sie die Teilnehmerlisten vor den Sälen lesen wollte.
Der Engel setzte sich auf sein Motorrad und startete es, ehe er zu den beiden nach vorne fuhr. Sein verspiegeltes Visier klappte er hoch und musterte den Dämon neben ihm. “Und wenn wir uns wiedersehen musst du mir den genauen Grund für deine Entscheidung erklären. Du verstehst meine Neugier bestimmt, immerhin erlebt man das auch nicht alle Tage und so kurz vor deinem Tod wird es wohl auch nicht mehr wichtig sein, wem du den Grund verrätst.”
Jaydee interessierte sich tatsächlich nicht für die Hintergrundgeschichten und Belange der Menschen. Warum sollte er auch? Er hatte in all den Jahrhunderten ungewollt schon viel zu viel von anderen mitbekommen - ob nun zu Beginn, als seine Empathie ausbrach und es für ihn unmöglich war, sich von den Gefühlen anderer abzuschotten, oder weil ihm seine Opfer die Ohren vollgejammert hatten und ihn anflehten, sie aus den unterschiedlichsten Gründen am Leben zu lassen. Wenn er ehrlich war, hatte es ihn noch nie interessiert, welche Probleme und Schwierigkeiten andere hatten, außer er konnte sie zu seinem Vorteil nutzen. Natürlich gab es die eine oder andere Ausnahme, aber die konnte man an einer Hand abzählen und somit waren diese in all der Zeit nur ein Tropfen auf den heißen Stein und keine Erwähnung wert - auch wenn er auf dem Weg zu einer jener Ausnahmen war. Genau aus diesem Grund nervte es ihn auch, dass sich das gerupfte Hühnchen so viele Gedanken darum machte und somit ihrer beider Zeit verschwendete. Dabei hatte der kleine Schwarzhaarige vor kurzem noch behauptet, er hätte ebenfalls Wichtigeres zu tun. Das einzige, das ihn ein wenig besänftigte, war das schlechte Gewissen und die damit verbundenen negativen Gefühle, die er von ihm wahrnahm, was aber auch nicht lange anhielt.
“Das interessiert mich tatsächlich nicht im geringsten. Er hätte auch der König von England sein können und es hätte mich nicht weniger gejuckt. Jeder stirbt irgendwann mal. Der eine früher, der andere später. Schätz dich einfach glücklich, dass du nicht an seiner Stelle warst und hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen, sonst geht er vielleicht wirklich noch kaputt”, gab er mit einem leicht genervten Tonfall von sich, bei dem er sich nicht einmal bemühte, ihn zu verbergen. Unter Umständen merkte der andere dann, dass es keine gute Idee war, weiter kostbare Zeit zu verplempern, die er einfach nicht hatte. Ohne den Deal und dem ausgesprochenen Schwur des Engels konnte und wollte er jedoch nicht gehen, auch wenn kurz der Gedanke in ihm aufflackerte, das Ganze doch noch hinzuwerfen, ihn aus dem Weg zu räumen und weiter zum Flughafen zu fahren, als wäre er nie auf die Idee gekommen, so einen Vertrag mit einem Feind auszuhandeln.
Bevor er allerdings die Geduld und die Nerven endgültig verlieren konnte, kam er immerhin zu ihm und seine Laune hob sich etwas, als er die Überraschung bemerkte. So wie es aussah, hatte er wohl gedacht, Jaydee würde eventuell scherzen und das Ganze nicht ernst meinen. Falsch gedacht, mein Freund. Zudem musste er ihm zugute halten, dass er keinen Muskel rührte, als er ihm die Handfläche aufschnitt, obwohl er damit gerechnet hatte, dass er zumindest ein wenig zusammenzucken oder eine winzig kleine Reaktion zeigen würde. Beinahe hätte sich ein Grinsen auf seine Lippen geschlichen, doch er unterdrückte es und beobachtete stattdessen seinen Gegenüber, der zu zögern schien. Der Deal war kein Zuckerschlecken und er selbst konnte ihn nur so ruhig hinnehmen, weil er ohnehin sterben wollte. Natürlich wäre es äußerst ärgerlich, sollte etwas passieren, sodass die Vereinbarung gebrochen wurde, aber wirklich viel hatte er nicht zu verlieren. Für einen kurzen Augenblick kam ihm der Gedanke, dass sein Seelenfrieden wohl das einzige wäre, sollte etwas vor der Erfüllung seines letzten Wunsches geschehen, aber diesen verwarf er sofort wieder. Diese Art des Friedens hatte er verwirkt, als er die Entscheidung traf, die ihn schlussendlich in der Hölle landen ließ - wie auch immer diese damals aussah. Sein eigenes Leben als Mensch interessierte ihn genauso wenig, wie das all der anderen und außerdem war es auch nicht mehr wichtig. Dafür war es schon zu lange her und er war mit Sicherheit schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr der Mann, der er damals war. Doch egal, wie er damals war, er bereute die Veränderungen nicht, denn dafür mochte er den Großteil seines unsterblichen Lebens zu sehr - auch wenn es in den letzten Jahren komplett aus den Fugen geraten war.
Nachdem das Geflügel vor ihm endlich die Worte wiederholt hatte, die ihren Deal besiegelten, entzog er ihm seine Hand und unterbrach auch die telekinetischen Verbindung, die dazu diente, die Wunde offen zu halten, wodurch sich diese auf der Stelle schloss. Das unangenehme Kribbeln blieb trotzdem bestehen, was mit Sicherheit ebenfalls an der Art des Blutes lag, das sich teilweise mit seinem eigenen vermischt hatte. Jaydee schenkte dem Ganzen jedoch keine weitere Beachtung - vor allem da ihn das entfernte Grollen des Donners und das Auffrischen des Windes davon ablenkten. Sein Blick wanderte hinauf in den Himmel und er begann breit zu grinsen, da es beinahe so wirkte, als wäre dies eine Art Zeichen.
“Klingt fast so, als wäre dein Herr nicht so begeistert davon, was du getan hast. Dabei könnte es im nicht egaler sein. Schließlich sitzt du schon hier unten”, gab er trocken aber mit einem süffisanten Grinsen von sich. Ja, die Vorstellung Gott könnte sich gerade schwarz ärgern, weil einer seiner Schützlinge - gefallen hin oder her - einen Deal mit dem Dämon eingegangen war, den er eigentlich hätte töten sollen, amüsierte ihn zutiefst. Was ihn allerdings zu der Frage brachte, warum die anderen Engel überhaupt einen der ihren auf ihn angesetzt hatten, der sehr wahrscheinlich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Jedem hätte klar sein müssen, dass das Hühnchen keine Chance gegen ihn hatte. Es war, als hätte man ihn nackt den Löwen zum Fraß vorgeworfen und würde zur eigenen Belustigung dabei zusehen, wie er sich gegen sie schlägt.
Allerdings hatte er keine Zeit, um sich mit dieser Frage zu beschäftigen und zudem war es nicht sein Problem. Es konnte ihm egal sein, welche Gründe das himmlische Geflügel dafür hatte, einen der ihren derart in eine Falle laufen zu lassen. Zudem kam es ihm zugute, da der Kampf so zumindest schnell vorbei war und er ein Exemplar erwischt hatte, dass sich auf seinen Deal einließ. Nun war nur noch die Frage zu klären, wie sie das mit der Kontaktaufnahme machten. Wobei sein Vorschlag bereits im Raum stand und er darauf wartete, dass der andere eine Reaktion dazu gab. Dieser schien jedoch zu sehr von Yoko fasziniert zu sein, da sein Blick auf ihr lag. Dem Ausdruck in seinen Augen nach zu urteilen, hatte er so etwas noch nie gesehen und überlegte, was sie sein könnte. Um das Ganze zu beschleunigen, seufzte er resigniert, bevor er in die Stille sprach. Eigentlich hatte er keine Lust, Lehrer zu spielen, aber es kürzte die Phase des Überlegens bei dem anderen vielleicht ab.
“Sie ist eine Myobu. Das geisterhafte Anhängsel einer Kitsune. Meist ziemlich lästig, aber in diesem Fall doch recht nützlich.”
Für einen kurzen Augenblick sah er dabei zu ihr, denn er wollte wissen, wie sie auf seine Worte reagierte, doch ihr Gesicht blieb ausdruckslos, sodass er es dennoch nicht wusste. Normalerweise konnte er von jedem die Gefühle wahrnehmen, nur bei Geistern war es etwas anderes. Ihre Emotionen blieben ihm verborgen und da auch Yoko lediglich ein Geist war, wusste er auch bei ihr nicht, was in ihr vorging. Zudem sah sie nicht zu ihm, sondern hatte ihren Blick auf den Engel vor ihm geheftet, der nun endlich auf seinen Vorschlag reagierte.
Die Antwort brachte ihn dazu eine Augenbraue zu heben. Klausuren… Klang beinahe so, als hätte er sich einen Studenten geangelt. Aber wieso wunderte ihn das überhaupt? Irgendwas musste man mit seinen unsterblichen Leben immerhin anfangen und die meisten von ihnen mischten sich unerkannt unter die Menschen, was bedeutete, dass sie auch einen menschlichen Alltag hatten.
Yokos Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das ihre Augen kurzzeitig zum Leuchten brachte, bevor sie sich vor dem kleineren kurz verbeugte.
“Ich werde daran denken, wenn ich Euch aufsuche. Im Gegensatz zu anderen liegt mir nichts daran, Euch zusätzliche Probleme zu bereiten.”
Jaydee rollte mit den Augen, als er das hörte, denn er wusste ganz genau, dass sie damit auf ihn anspielte. Scheinbar hatte sie seine Aussage bezüglich der anderen Studenten mitbekommen und dabei meinte er das nicht einmal ernst, was selbst dem Engel mehr oder weniger aufgefallen war.
“Und pass auf, dass du ihn nicht auch noch in anderen äußerst ungünstigen Momenten erwischst. Nicht, dass du noch was zu sehen bekommst, was du nicht sehen willst”, gab er noch relativ zweideutig von sich, bevor er das Ganze Thema beendete. Da die Sache mit der Kontaktaufnahme nun geklärt war, konnte er sich immerhin endlich auf den Weg zum Flughafen machen, weshalb er den Dolch wieder zurück in seinen Stiefel schob. Diesen würde er nun, nachdem der Deal abgeschlossen war, nicht mehr brauchen, denn sollte der Engel vorhaben, ihn anzugreifen, sobald er ihm den Rücken zudrehte, wäre auch sein Leben vorbei und damit rechnete er nicht. Dafür war der andere neben einer Ungläubigkeit bezüglich der Situation zu erleichtert, als er ihn nicht tötete. Zudem schien dieser die ganze Situation ebenfalls auflösen zu wollen.
“Mir sitzt die Zeit ebenfalls im Nacken. Wir hätten es beide viel einfacher haben können, wenn du mir gar nicht erst aufgelauert hättest. Wenn ich von unserer Vereinbarung einmal absehe, war es nämlich reine Zeitverschwendung.”
Jaydee stieß sich von seinem Motorrad ab, als sich August - wie er noch erwähnte - seinem eigenen zuwandte. Er schwang sich auf seine Maschine, doch im Gegensatz zu dem anderen verzichtete er auf einen Helm. Ein Unfall würde ihn nicht töten. Dafür waren seine Heilfähigkeiten zu ausgeprägt. Damit er starb, brauchte es schon ein wenig mehr. Als der Engel mit seinem Motorrad auf ihn zukam und neben ihm stehen blieb, richtete er seinen Blick auf ihn und schmunzelte ein wenig, bei dem was er ihm noch zu sagen hatte. Wundern tat es ihn nicht, dass er neugierig war. Es würde ihm wohl keiner zutrauen, sterben zu wollen, wenn man ihn nicht besser kannte und von seiner Vergangenheit wusste. Und selbst wenn doch, hieß das nicht, dass man ihm zutraute, diesen Weg zu gehen, denn aufgeben war normalerweise ein Fremdwort für ihn.
“Da der Deal bereits abgeschlossen ist und du es nicht zur Bedingung gemacht hast, bleibt das wohl meine Entscheidung, ob es zu dem Zeitpunkt noch wichtig ist oder nicht”, begann er noch immer schmunzelnd, wurde dann aber ernst und musterte seinen Gegenüber, während er schon jetzt darüber nachdachte. Denn tatsächlich würde es dann wohl kaum noch eine Rolle spielen, wem er es verriet. Allerdings war er nun mal auch niemand, der einfach mal aus dem Nachtkästchen plauderte, schon gar nicht bei einem Feind, was der andere nun einmal immer noch war und bis zum Ende bleiben würde.
“Sollte ich mich allerdings dafür entscheiden, würde ich im Gegenzug dafür gerne wissen, warum du gefallen bist. Zwar bringt mir dieses Wissen dann nichts mehr, aber es gibt nun mal nichts umsonst. Sieh es dann also als kleine Gegenleistung, dafür, dass ich deine Neugier stille. Das mach ich nicht bei jedem.”
Mit diesen Worten startete er den Motor seines Bikes, doch bevor er los fuhr, schaute er noch einmal zu August hinüber und begann ein weiteres Mal zu grinsen.
“Und pass bis dahin besser auf dich auf. Sonst erfährst du es vielleicht doch nie.”
Ohne ein Wort des Abschieds und ohne auf eine Reaktion des anderen zu warten, gab er Gas und fuhr davon. Innerlich nahm er sich vor, Yoko den Auftrag zu erteilen, den Engel bis zum Tag ihres Wiedersehens im Auge zu behalten. Er wollte einfach auf Nummer sicher gehen, dass seinem Vertragspartner nichts geschah. Ein Deal mit ihm beinhaltete auch immer einen gewissen Schutz durch ihn, auch wenn er das nicht konkret äußerte. Schließlich musste das niemand so genau wissen, außer es war wichtig für die Vereinbarung.
Für den Moment ließ er all das aber hinter sich und konzentrierte sich stattdessen auf das, was vor ihm lag: Der Flug nach Toronto und zu Viona. Jaydee gab bei diesem Gedanken noch ein wenig mehr Gas und hoffte inständig, dass ihn die Auseinandersetzung mit August nicht zu viel Zeit gekostet hatte.
Jeder stirbt mal schien die beliebteste Ausrede von Dämonen zu sein, mit denen sie den TOd anderer rechtfertigten. Ob früher oder später, war ihnen egal, denn es endete sowieso immer gleich. Was es allerdings für einen Schaden bei den Leuten, die zurückblieben, hinterließ, ja an das dachte das Volk der Hölle nicht und genau das war der entscheidende Unterschied zwischen ihnen - zumindest sah August darin die grundlegenden Unterschiede zwischen den zwei Wesen. Ihm war es schon lange nicht mehr egal wen er umbrachte und es ging mittlerweile anscheinend so weit, dass er sich auch um das Umfeld seiner Feinde sorgte. Ob Jaydee Freunde hatte die ihn vermissen würden, wenn er starb? Ob sie davon wussten, dass er vor hatte zu sterben? Kannten sie den wahren Grund dafür? Für ihn war es allerdings auch fraglich ob sie ein Charmebolzen wie Jaydee es war, überhaupt Freunde hatte, denn auf so einen provokanten Mistkerl konnte August gut und gerne verzichten.
Die Übelkeit, die in ihm aufgesteigen war, wurde schlimmer und er konnte es sich nur durch diesen elenden Deal erklären, den er gerade eingegangen war. Alles in seinem menschlichen Körper und seiner himmlischen Seele sträubte sich dagegen zu akzeptieren, was er gerade getan hatte. An der Stelle, wo seine Flügel normalerweise sprießen, verspürte er ein ein brennen, ein Ziehen und seine Handfläche kribbelte, als hätte er sie mit einer gefährlichen Säure verätzt. Seine Schultern fühlten sich an, als hätte jemand eine wahnsinnige Last auf diese gelegt und es war die Schuld, die sein Gewissen belastete. Gegen das Wesen eines jeden konnte man nur schwer ankämpfen und wahrscheinlich hätte jeder Engel, der sich auf einen Deal wie diesen einließ, so reagiert. Mal abgesehen davon, dass es wahrscheinlich keinen anderen seiner Art gab, der sich auf so einen dummen Deal überhaupt einließ, aber hey, August machte nicht zum ersten Mal eine Dummheit wie diese. Wie er bis jetzt überleben konnte, ohne dass jemand von oben sich auf die Erde begab, um ihn zu jagen, konnte er sich nicht erklären und sowieso wäre eine Jagd auf ihn, von beiden Seiten, gerade sehr unpraktisch gewesen, wo er doch genug Probleme hatte.
Jaydee ließ es sich nicht nehmen, auch nach dem Pakt, auf dem Kleineren herumzuhacken und dieser lächelte nur falsch. “Ha, ha. Du bist ja richtig witzig. Schon mal daran gedacht, es als Stand-Up-Comedian der Hölle zu versuchen. Wäre sicher ein besserer Job für dich.” Dass er hier auf der Erde verweilen musste, ohne Sicht auf Vergebung und einen Wiederaufstieg in den Himmel, das belastete ihn vielleicht anfangs sehr. Aber jetzt hatte er hier sein Glück gefunden und hatte alles um sich, dass er brauchte. Nichts da oben konnte ihm das geben was er hier auf der Erde hatte und dass er nun auf ewig als gefallener Engel bezeichnet werden würde, juckte ihn kein bisschen mehr.
“Myobu?”, wiederholte er überrascht und meinte, die Bezeichnung schon einmal gehört zu haben - wahrscheinlich in seiner Ausbildung, aber er war sich ziemlich sicher, dass er in der Vorlesung geschlafen hatte, denn die Wesen interessierten ihn damals am wenigsten. Das meiste hatte er sich danach mühevoll in der Bibliothek zusammengesucht und sich so sein Wissen angeeignet. Außerdem kamen da dauernd neue Aufzeichnungen hinzu, denn Wesen entwickelten sich weiter, neue Feinde wurden entdeckt und analysiert. Da kam man doch gar nicht hinterher. August erwiderte das Lächeln des Geistes und blickte äußerst zufrieden zu dem Dämon, als diese sich indirekt zu diesem äußerte. “Nein, ich glaube wir beide werden deutlich besser miteinander auskommen.” Sein Grinsen verschwand jedoch, als Jaydee seine zweideutige Bemerkung machte und neben einem Hauch Panik, war hauptsächlich wieder Wut in seinem Gesicht zu sehen. Natürlich dachte er dabei sofort an Cris und eine Begegnung mit ihm, wäre nicht nur wegen der Privatsphäre ungünstig gewesen, sondern auch wegen der Tatsache, dass sein Freund ein Dämon war und der Engel das nicht unbedingt an die große Glocke hängen wollte. Vor allem nicht vor diesem Jaydee, der ihn jetzt schon mit der minimalen Information, die er hatte, aufzog.
“Meine Story gegen deine?”, fragte er amüsiert und zog seine Handschuhe an, damit sein Schmuck bei der Fahrt nicht verloren ging, sich verhakte oder unnötig gegen die Hebel kratzte. “Klingt nach einem fairen Deal.” Und weitaus angenehmer als der, den er vorhin eingegangen war. Ein wenig plaudern, mit einem gefährlichen Dämon, der den Tod anstrebte, ja was war denn daran schon schlimm? August hatte weitaus mehr Dreck am Stecken.
“Keine Sorge, ich habe lange genug überlebt und gedenke dies auch noch viele weitere Jahrhunderte zu tun.”, gab er dem anderen nonchalant zu wissen, denn er war sich sicher, dass er nicht so schnell abkratzte, wenn er jetzt doch noch einen Grund mehr hatte so lange wie möglich am Leben zu bleiben.
Er ließ den anderen davonfahren, sah ihm noch wenige Minuten nach, ehe er sein Visier hinunterklappte. Sofort erschien eine leuchtende Schrift vor seinen Augen, Markierungen die sein Umfeld beschrieben und als Navigation für ihn dienten, sowie das Gesicht von Hope, das ausnahmsweise besorgt aussah. “Was ist los?”
Hopes Stimme klang verzerrt und durch die Regentropfen am Visier konnte August den ernsten Blick im ersten Moment nicht wirklich deuten.

“Cris ist in Gefahr.”

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