Wind Beyond Shadows

Normale Version: Training Rin
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Als wenn es so leicht wäre, hier konnte jeder fast alles tun, was er wollte und wenn es eben das Belegen von wertvollen Plätzen war, für die andere mehr Kämpfen würden. Rin machte sich nicht die Mühe darüber zu diskutieren, würde es doch nichts daran ändern. Einer nahm die Sache immer auf die leichte Schulter, nur, das sie hier einige mehr hatten, die es taten und man die Leute, die es ernst meinten, an einer Hand abzählen konnte. Schade eigentlich, mangelte es ihm doch so an ernstzunehmender Konkurrenz, die ihn anspornen und sicher weiter bringen würden, als die Freizeitplanscher.
Das Dai eben solche rigoros aussortieren würde, wusste er, diesbezüglich war er ganz dessen Meinung, fand es sogar gut, das dieser so an seiner Meinung festhielt, selbst wenn es nicht viel nützte. Würde er an den richtigen Stellen sitzen, würde niemand mehr was zu lachen haben und nur noch diejenigen was bekommen, die es auch verdienten.
Wenn Rin nicht eh in eine andere Richtung gesehen hätte, wäre er über die Gleichmütigkeit, die Dai versuchte an den Tag zu legen, gekränkt gewesen, so aber hatte er nur den Tonfall seiner Stimme, aus dem er heraushören musste, wie dieser es wirklich meinte. Es war ihm wichtig zu sagen, wie dieser darauf reagierte... war zwar auch wichtig, aber nicht so sehr, wie das er es wusste. Man bedankte sich schließlich nicht, damit der andere 'schon gut' sagte, oder weil man eine Reaktion darauf erwartete. Sondern weil man wollte, das der andere erfuhr, das sein Tun nicht gleichgültig war und man es zu schätzen wusste, was dieser tat. Und wenn es nur ein BWL-Studium warten musste.
Leider sah er so auch nicht sein Lächeln, welches er zu gern gesehen hätte. Gefreut hätte er sich darüber, definitiv, doch so blieb es ihm verborgen. „Dafür ists gut, das du dabei bist, der auf so was achtet. Ich wäre ohne dich wirklich aufgeschmissen...“ Hörte man da ein Grinsen aus seinem Ton heraus? Ganz bestimmt sogar.
Dann aber kam ein Anruf, der einiges durcheinander brachte, mehr, als ihnen lieb sein konnte. Es dauerte, ehe er Daisuke fand, doch dann setzte er sich zu ihm, wissend, das er nicht gleich mit der Sprache rausrücken würde, schon gar nicht, wenn man ihn bedrängte und nach Informationen gierte. Wenn er reden wollte, würde er es tun, bis dahin geduldete Rin sich, ahnend, das es auch nie soweit sein könnte. Es würde ihn ärgern, aber ankreiden würde er es ihm nicht.
Sein Blick wanderte um her, darauf bedacht, nur Gesellschaft zu zeigen, zu verdeutlichen, das sein ehemaliger Freund nicht allein war. Das dieser jedoch den Kopf auf seine schulter sinken ließ, überraschte ihn, erwiderte jedoch nichts. Den Grund für die Geste, das Handeln, kannte Rin nicht, auch hinterfragte er es nicht, sondern ließ ihn machen. Wenn es nicht nötig wäre, würde es nicht passieren. Was hat dich so aus der Bahn geworfen?, fragte er sich, schloss die Augen und neigte erst mit einiger Verspätung den Kopf, sodass dieser an dem anderen lehnte. Ihm stieg der Duft Dais in die Nase, ließ ihn lächeln, trotz dem, was war, entspannen. Es hatte etwas vertrautes, heimisches, er mochte es und wollte es soweit auskosten, wie es andauerte.
Dass Daisuke gleich wieder zur Tagesordnung überging, kaum, das er sich gefangen hatte, hatte man absehen können. Was er erhofft hatte, wusste Rin nicht, aber das er sich so schnell fing war ebenso unerwartet, wie das Ausschütten seiner Gedanken oder Emotionen, daher atmete er tief durch und nickte. Wahrscheinlich musste er selbst erst alles für sich sortieren, vermutete er. Einen Vorwurf machte er ihm nicht. „In Ordnung.“, sagte er ihm, schenkte ein Lächeln und holte schnell seine Tasche, ehe er zur Halle hinüber ging, an den Blicken der anderen vorbei, die ihn grinsen ließen. Ja. ER konnte jetzt in die Halle und freute sich wie ein Schneekönig darüber. Ob nun Neid oder u Verständnis in ihren Blicken lagen, war ihm egal, er konnte ins Wasser!
Flink huschte er in die Umkleide und zog sich mit einer Begeisterung um, die bei anderen nur das unverständliche heben der Brauen zur Folge hatte. Gekonnt ignorierte er es, schlüpfte in seine Badehose, schnappte Badekappe, Brille und Handtuch sanft Jacke und ging zum Becken hinüber. Der Chlorgeruch, der ihn beim betreten der Halle begegnet war, intensivierte sich nur noch. Gern wäre er gleich hinein gesprungen, doch die Vernunft siegte. Er dehnte sich, machte seine Muskeln auf das Kommende bereit. Nach ein paar Sprüngen auf der Stelle, sprang er dann auch ins Wasser, machte ein paar Züge, bis er in der Mitte des Beckens war und drehte sich auf den Rücken. Hier ließ er sich dann treiben und entspannte, dachte darüber nach, was wohl so Weltbewegend war, das es Daisuke so aus der Bahn warf. Mit seinem Knie kann es nicht sein... er machte deutlich, das es kaum Hoffnung gab... er hätte es erwähnt... was sonst? Seine komische Freundin? Aber nein, die hätte ihn nur aufgeregt, aber nicht so niedergeschmettert... Rin kam auf keinen Nenner, was Dai anging, was ihn schon ein wenig wurmte, doch wollte er sich nicht davon beeinflussen lassen, denn wenn er schon extra Stunden bekam, sollte er sie auch nutzen, statt sie mit Denken zu vertun, was er auch im Bett machen konnte.
Wann war schon einmal jemals etwas leicht im Leben ? Wahrscheinlich eine Frage die sich x Millionen Menschen täglich stellten und dennoch nie eine Antwort darauf bekommen würde. Gab es dafür doch leider keine Patentlösung die sich immer und jederzeit nutzen lies. Was aber lösbar war, war die sinnlose Vergeudung von Plätzen an nutzlose Spinner die alles im Kopf hatten, nur nicht das schwimmen. Wenn es nach ihm ginge würde ein kompletter Rundumschlag gemacht werden und alles raus geschmissen was nicht wirklich professionell schwimmen wollte und so viel Platz gewinnen für andere die wirklich ein Ziel vor Augen hatten und sonst wohl nie die Chance dafür bekommen würden. Doch zu seinem Bedauern würde dies wohl nie passieren und somit musste er mit dem arbeiten was er hatte, so katastrophal es vielleicht auch sein mochte. Immerhin war es ja kein kompletter Reinfall, sonst wäre er wohl kaum hier. Obwohl es auch mehr als nur fraglich wäre ob er hier wäre, wenn Rin in einem anderen Team wäre. Nein, eigentlich wäre es nicht fraglich, denn ohne ihn würde er sich all dies hier definitiv nicht an tuen und sich mit all dem hier herum plagen. Ging es ihm doch gelinde gesagt am Arsch vorbei ob das Team ständig verlor und nur aus Versagern zu bestehen schien.
Gefühle zu zeigen, oder gar darüber zu reden war noch nie wirklich seine Stärke gewesen und nun war sie vielleicht komplett verschüttet. Machte es doch keinen Sinn sich zu öffnen, wenn es doch eh niemanden gab der einem wichtig genug war. Klar hatte es früher diesen Menschen gegeben, einen Menschen der nur wenige Zentimeter von ihm entfernt lag und doch erschien ihm die Kluft als zu gross, als das man diese einfach so überspringen konnte. War einfach viel zu viel passiert, hatten ihre Leben komplett andere Wege eingeschlagen, als das er auch nur die geringste Hoffnung hegte das sich alles wieder ändern könnte. So redete er es sich zu mindestens ein, auch wenn sein Herz eine ganz andere Melodie sprach und sich nach dem ehemals besten Freund sehnte mit dem er über alles hatte reden können. Dem er alles hatte sagen können ohne sich ständig Gedanken zu machen ob er den richtigen Ton oder Formulierung getroffen hatte. Der Freund der ihn einfach so genommen hatte wie er war, ohne ihn ständig zu kritisieren oder ändern zu wollen. Obwohl, Kritik gab es häufig, aber dann meist aufs schwimmen bezogen oder wenn er es wirklich extrem zu weit getrieben hatte und es Zeit wurde das ihn einer bremste. Doch nun war er mit all dem auf sich allein gestellt und statt einen Blick nach vorne zu werfen igelte er sich nur immer mehr und mehr hinter seiner Mauer ein, so das diese immer dicker und dicker wurde und sich niemand mehr die Mühe machte überhaupt zu versuchen diese zu überwinden. Ein Teufelskreis aus dem es egal wie man es auch drehte und wendete kein entrinnen mehr gab. Würde er die Mauer doch nicht einfach so hier nichts da nichts einreissen, sondern musste sie mühsam Stein für Stein wieder abbauen und diese Mühe wollte sich niemand machen. Das er ohne ihn wohl aufgeschmissen wäre kaufte er ihm nicht ganz ab. Immerhin war er nun doch schon einige Monate hier und hatte sich wohl halbwegs wacker geschlafen. Dennoch konnte er nicht ganz verhindern das sein Herz einen verräterischen Hüpfer machte und er sich doch fast schon wieder zu einem Lächeln hinreißen lies. Immerhin schaute er ja gerade nicht in seine Richtung und dann konnte er sich diese kleine Regung locker leisten ohne das irgendwelche Konsequenzen folgen würden.
Das er sich nicht nur anlehnte, sondern gar seinen Kopf auf seine Schulter sinken lies war ihm so gar nicht bewusst. War es doch irgendwie eher ein instinktives handeln und Geborgenheit suchen und egal was auch gerade zwischen ihnen stand, so war Rin immer noch die einzige Person der er soweit vertraute das er wenigstens für einige Minuten ein klein wenig die Mauer um sich herum senkte. Wie viel dies nun wert war und ob es Rin überhaupt interessierte lies er einfach einmal aussen vor. Brauchte er diese Nähe einfach um irgendwie wieder halbwegs auf die Beine zu kommen und wenigstens den Anschein von Normalität wieder her zu stellen. Brachte es doch nichts hier her gekommen zu sein, wenn er komplett versagt. Das Rin ihn wohl nur all zu gerne mit Fragen gelöchert hat wusste er auch ohne ihn an zu schauen und doch war er ihm mehr als nur dankbar das er es nicht tat, sondern einfach nur still neben ihm sass und ihm die benötigte Zeit gab die er brauchte. Wollte und konnte er jetzt einfach nicht darüber reden, allein schon aus dem Grund weil man an all dem nichts hätte ändern können. Zudem hätte es ihn wohl nur belastet und das wollte er nicht, sollte er sich hier doch frei entfalten und vielleicht seinen Coach finden und sich nicht auch noch den Kopf über seine Probleme zerbrechen. Gefangen hatte er sich noch lange nicht, wann dies vielleicht der Fall wieder sein würde war fraglich. Dennoch hatte er sich halbwegs wieder so beisammen das er seine üblich kühle und arrogante Fassade wieder aufsetzen konnte die alles andere tief unter sich verbarg und nichts zeigte was er nicht zeigen wollte. Wie lange diese Fassade hielt wusste er nicht, doch solange sie hielt bis alle schliefen wäre er schon mehr als nur zufrieden.
Immerhin hatte er verhältnismässig schnell das nervige Gespräch mit dem Trainer hinter sich bringen können um endlich das zu tun wofür er hier war. Trotzdem zögerte er an der Tür zum Schwimmbad. Hatte er sich wirklich für den richtigen Weg entschieden ? War es wirklich das richtige alles zu verlieren nur um hier zu sein ? Fragen über Fragen die sich schier ins endlose stapelten und auf die er dennoch keine Antwort hatte. Also straffte er lieber die Schultern und ging hinein. Wobei schleichen wahrscheinlich zutreffender war. Sah er Rin doch schon von weitem auf dem Rücken liegend im Wasser. Für viele ein mehr als nur fragwürdiges Verhalten in denen keiner einen Sinn sah und doch war es wie ein Ritual für ihn das er einfach brauchte und bei dem er ihn nicht stören wollte. So stieg er auch so leise wie möglich die Treppen hinab und setzte sich auf eine der unteren Bänke und wartete ab bis er die Augen wieder auf schlug. Das Startzeichen das es los gehen konnte und er bereit war. Wie lange er einfach nur ruhig da sass und ihn beobachtete wusste er nicht, lehnte sich einfach nur zurück und wartete.
"Wir fangen mit deiner Technik an" setzte er an als er endlich die Augen auf schlug und ging langsam auf das Becken zu " deine Armtechnik ist nicht mehr vollkommen synchron und auch deine Bewegungen sind schludrig geworden, genauso wie das abstoßen" zählte er erbarmungslos auf. War er doch nicht hier um ihn zu verhätscheln, sondern um ihm die Wahrheit unter die Nase zu reiben, die er wohl selbst schon wusste. Trotzdem half es ab und an wenn man es auch noch einmal von aussen vorgehalten bekam. Dennoch vergingen die Minuten in fast einträglicher Harmonie. Kam es ihm doch zwischenzeitlich fast so wie früher vor, wenn er ausblendete das er ihm jetzt am Beckenrand folgte, statt in der Bahn neben ihm zu schwimmen.
Rin hätte es gern mal von ihm selbst gehört, ob Dai nur wegen ihm hier war, oder ob er all das auch tun würde, wenn sie sich nicht wieder getroffen hätten. Was wäre, wenn Rin das Team wechseln würde? Wäre Dai an seiner Seite, würde er bleiben und das Team unterstützen? Kleine Fragen am Rande, die er sich nicht oft stellte, eigentlich nur, wenn eines zum anderen kam und doch unwichtig genug, das er es alsbald wieder vergaß. Die Aussicht, das er allein weiter ziehen würde, während Dai dem Team die Treue hielt, behagte ihm nicht, wäre es doch ein wiederholter Abschied von seinem.... was-auch-immer, den er nicht ertragen würde. Dinge, die sie für sich behielten, wie so vieles, denn würden beide sich dazu entschließen, das Team zu wechseln, wäre ihre Zukunft vielleicht eine Bessere. So aber blieben sie, wo sie waren und machten das Beste aus der Situation und waren doch immer wieder frustriert über den Mangel an Mitarbeit der anderen. Nur... spielte es überhaupt eine Rolle? Rin nahm selten an einer Staffel teil, sodass der allgemeine Erfolg des Teams für ihn kaum eine Rolle spielte. Und doch war er wichtig. Wenn man in einem unbekannten Team schwamm, konnte man so gut sein, wie man wollte, niemand sah einen. Besser wäre es, hätte er die Spitze in einem Erfolgreichen inne.
Und dafür musste er üben. Seite Zeiten waren im Keller, das wusste er selbst, doch die Sache mit seinem was-auch-immer, beschäftigte ihn dermaßen, das er sich kaum noch konzentrieren konnte.dies hatte er ihm auch schon gesagt, nur hatte dieser es nicht so verstanden, wie es gemeint war. Statt ihn für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen, hatte er ihm schlicht sagen wollen, das er viel und oft an ihn, ihre Situation und den Abschied nachdachte, ohne direkt darauf zu sprechen zu kommen. Ein Fehler, wie sich herausgestellt hatte und doch hatten sie es geschafft, einen wackligen Frieden wieder herzustellen. Was jedoch nicht ausreichte, um direkt nach dem Problem Daisukes zu fragen. Das etwas passiert war, hatte dessen Reaktion am Baum gezeigt und doch... er wollte es wissen, da er es weder ertrug, das sein was-auch-immer, sich so einigelte, mehr noch, als sonst und darüber hinaus, er sich weiterhin konzentrieren sollte. Nicht zu Letzt, weil er spürte, das etwas nicht stimmte und das hatte nichts mit dem lag, konnte er nicht sagen. Es war wir ein Hintergrundrauschen. Nicht offensichtlich und doch da, spürbar, anwesend. Rin konnte es nicht ignorieren, auch wenn er es für die nächsten zwei Stunden gern getan hätte, damit er an seiner Leistung arbeiten konnte. Dennoch wollte er ihm in der Situation nichts zu schieben und dessen Stimmung noch mehr drücken. Lieber wartete er vorerst ab.
Immerhin reichte es aus, um eine sehr brüchige Vertrautheit aufzubauen, denn kurz lehnten sie aneinander, gaben sich gegenseitig Halt, Geborgenheit, obwohl Rin es im Moment so sehr nicht brauchte. Gern hätte er zudem noch den Arm um ihn gelegt, aber dies wäre wohl eher nach hinten losgegangen, hätte Daisuke eingeengt, obwohl es hätte helfen sollen, daher unterließ er es, ließ ihm seinen Freiraum und zeigte mit kleinen, wenigen Gesten Anteilnahme, bis er sich scheinbar wieder gefangen hatte.
Das waren seine Gedanken, als er sich durch das Wasser treiben ließ, die Weichheit um sich spürte, die sich mit nichts auf der Welt vergleichen ließ. Er fühlte sich aufgehoben, gereinigt und frei, eine seltsame Mischung aus Emotionen und doch genau das, was nun mal zu traf. Es klärte immer wieder seine Gedanken, auf wundersame Weise. Die Größe des Beckens tat sein übriges hinzu. Er kannte solche Größen, klar, war auch schon darin geschwommen, doch die zeit, die er jetzt für sich hatte, die 'Weite' war neu. Keiner, der irgendwo am Rand wellen schlug und die Harmonie, die er spürte, störte oder durcheinander brachte. Frieden....
Wenn es nach Rin ging, hätte er die ganzen zwei Stunden genutzt, um zu dümpeln, doch hörte er die schritte des anderen. Er konnte noch so leise sein, anschleichen war nicht. Die Erkenntnis zauberte ein Grinsen auf seine Lippen, ehe er sich auf die Seite und schließlich auf den Bauch drehte und zu ihm an den Rand schwamm. Doch kaum, hob er den Blick, ging es auch schon los, was ihm ein tiefes, schweres Seufzen entlockte. Rin hatte noch was sagen wollen, hatte den Passenden Moment jedoch verpasst, das Dai unwissender weise gnadenlos ausnutzte, in dem er die Fehler aufzählte, an denen Rin arbeiten musste. Recht hatte er ja, dennoch... er brummte leise.
Rin zog sich aus dem Wasser, spritzte Dai entgegen, in dem er die Hände in seine Richtung ausschüttelte und ging erst dann zum Startblock hinüber, wo er sich in Position brachte. Es nutzte ja alles nichts. Die Zeit, die er hier hatte, musste genutzt werden.
Kurz flackerte sein Blick zur Glasfront, die leer war, was ihn beruhigte, so konnte er sich voll und ganz konzentrieren. „Bin soweit.“, sagte er, positionierte sich und wartete auf das Startsignal, worauf hin er, als es ertönte, gekonnt ins Wasser sprang. Er glitt hindurch, nutzte den Schwung und nahm dann seine Züge auf. Die ersten Bahnen würden leider nicht perfekt werden, das wusste er, aber er gab sich mühe. Er wollte sich verbessern und wenn er ehrlich zu sich selbst war, freute es ihn, das Dai sich die zeit nahm, sich die Mühe machte, ihn hier und jetzt zu unterstützen.
Mit kräftigen Zügen zog er durch das Wasser, mit jedem Meter schneller werdend. Das ging sogar soweit, das er die Vorsicht fahren ließ. Sie waren unter sich, das Becken groß genug, da konnte er sich auch austoben. Seine volle Leistung war es noch nicht, aber das brauchte er auch noch nicht. Er tauchte ab, wendete und machte sich auf den Rückweg. Kräftig stieß er sich ab, ließ sich nicht zur Gänze austreiben, sondern nutzte ihn. Wann er das letzte mal so genau darauf geachtet hatte, wann der perfekte Moment gekommen war, um den Schwung auszunutzen, konnte er nicht mal sagen. Ja, er hatte sich wirklich gehen lassen.
Ring schlug an den Becken Rand, stieß keuchend aus dem Wasser und zog sich nach draußen, um Luft zu schnappen.
Das er eigentlich nur wegen ihm hier war stand eigentlich ausser Frage. Was sollte ein Krüppel wie er hier sonst schon zu suchen haben ? Immerhin grenzte es wahrlich an Selbstzerstörung tagtäglich, stündlich all dem zu begegnen was einem für immer verwehrt blieb. Zu zu schauen wie andere die sehr viel weniger Potential als man selbst hatten hier einen Platz fanden und einige wenige den Traum erreichen würden den er immer für sich selbst beansprucht hatte. Ok, vielleicht nicht alleine, Rin hatte er da immer mit einbezogen gehabt, war es doch ihr Traum gewesen das sie zusammen nach oben schwammen, gemeinsam die Welt eroberten und einen Preis nach dem anderen gewannen. Der Traum war nun mehr als nur geplatzt und doch konnte er es nicht akzeptieren was aus Rin geworden war Nicht akzeptieren wie sehr er vieles hatte schweifen lassen und sich unbewusst dem unterirdischen Niveau des Teams angepasst hatte. Somit war es nur all zu klar das er ihn in den Hintern trat und dafür sorgte das er endlich wieder zu seiner alten Form fand und so die Chance erhielt doch noch ihren Traum zu verwirklichen. Zwar vollkommen anders als von ihnen geplant gewesen, doch nur weil er nicht mehr konnte, musste Rin nicht im Mittelmass unter gehen und seine Träume auch an den Nagel hängen. Das er eigentlich keine Staffeln schwamm war dabei nebensächlich. Immerhin konnte er noch so gut werden, solange das Team unterirdisch war würde es keine Reporter oder Scouts an ziehen. Somit musste er ihm diese Bürde wohl oder übel auch noch aufladen, denn nur wenn das Team besser wurde, wurde man auch hoffentlich auf ihn aufmerksam. Natürlich bestand die geringste Chance das er hier schon einen Scout fand, doch selbst dafür musste er erst wieder zu seiner alten Form finden um untern allen hervor zu stechen und so ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und sie für sich ein zu nehmen.
Das auch er zum Teil an seinen schlechten Leistungen einen Anteil trug, der Gedanke kam ihm nicht wirklich Nicht weil er egoistisch war oder dergleichen, einfach weil er versuchte alles irgendwie neutral zu betrachten und das zu tun was am Besten war. Das es zwischen ihnen schwierig war, eine fast sichtbare Spannung gab war natürlich auch ihm nicht entgangen. Wie auch, war er zum Teil durch seine mürrischere Art selbst mit Schuld daran und doch ... er konnte einfach nicht aus seiner Haut, denn auch wenn er nach aussen hin vielleicht in die Zukunft blickte, so steckte er doch noch immer in der Vergangenheit fest. Eine Diskrepanz die nur noch viel mehr zu den Spannungen führte die sich unaufhaltsam zu steigern schienen. Doch immerhin hatten sie wenigstens eine Art Waffenstillstand geschlossen, wenn auch aus einem Grund auf den keiner einen Einfluss hatte. Die Fakten lagen klar auf der Hand, musste er so schnell wie möglich irgendwie eine bezahlte Wohnung oder dergleichen finden und als ob dies nicht schon ein Ding der Unmöglichkeit in New York war, auch gleich noch einen Job. Immerhin musste er ja irgendwie Rechnungen zahlen und das was er noch hatte würde nicht ewig reichen. Da stellte sich nur die Frage was er tun sollte. Wie würde sein Leben ab nun aussehen? Würde er es schaffen ? Fragen über Fragen die auf ihn ein stürmten und sich wie ein Tornado um ihn herum zusammen brauten. Da hätte auch Reden nicht wirklich geholfen. Immerhin gab es keine Patentlösung für dieses Desaster und so wie er Rin kannte würde er ihm nur helfen wollen. Eigentlich nett und doch war er anderen ungerne etwas schuldig, weswegen diese Möglichkeit also einfach gestrichen wurde und somit war es besser wenn sie schwiegen. War der Waffenstillstand doch noch zu neu und viel zu wackelig, als das er eine erneute Diskussion ihrerseits überstanden hätte.
Somit hiess es also Augen zu und durch und sich irgendwie auf das konzentrieren was vor ihm lag und was er wenigstens halbwegs im Griff hatte. Zum reden war er nicht hier, daher kam er auch gleich auf den Punkt. Teils weil es wirklich Zeit wurde das Rin wieder richtig trainierte mit einem Diktator der ihm frech grinsend im Nacken hing und teils auch um die schier überwältigende Menge von Fragen beiseite schieben zu können die einfach nicht aufhören wollten. Richtete er seinen Fokus und seine Gedanken doch ausschliesslich auf ihn und seine Techniken, alles andere wurde einfach verbannt. Das er dafür auch noch nass gespritzt wurde war wohl nur die Krönung, obwohl er innerlich doch ein klein wenig grinsen musste. Hatte Rin es doch schon immer gehasst wenn er ihn umher gescheucht und jeden einzelnen Fehler unter die Nase gerieben hatte. Somit hatte er diese spielerische Attacke also wohl verdient, auch wenn er nicht einmal mit der Wimper zuckte, sondern sein Blick ihm bis zum Startblock folgte, abwartete bis er bereit war und dann den Startpfiff gab. Natürlich war ihm das kurze abschweifen seiner Konzentration nicht entgangen, doch im Gegensatz zu ihm wusste er das dort niemand sein würde. Hatte er doch mehr als nur klar gemacht das während der Einzelstunden niemand hier zu sein hatte und seine Erlaubnis brauchte. Hatte natürlich für einige verwirrte Blicke und eine heisse Diskussion gesorgt wie er überhaupt die Frechheit besitzen konnte solch eine Forderung zu stellen. Nachdem er aber hübsch jedes einzelne Team auseinander genommen und ihnen vor Augen geführt hatte das selbst ihre besten Schwimmer Nieten im Gegensatz zu seinem Zögling waren, waren sie schnell stumm. Erst Recht als er de ganzen Erfolgsberichte auch noch als Beweis dazu lieferte und siehe da, die Halle war bis auf ihnen beiden vollkommen leer und niemand wäre auch nur so bescheuert sich mit ihm deswegen an zu legen. Aufmerksam und auch irgendwie fasziniert von der Geschmeidigkeit mit der er scheinbar durch das Wasser schwebte verfolgte er ihn, achtete auf jede seiner Bewegungen und merkte sich die kleinen Patzer hier und dort. Dennoch fiel auch ihm auf das es einen Unterschied zu den Trainings in der Uni gab und das schon beim ersten Anlauf. Kein Wunder, war das Becken hier doch auf die Wettkampfnorm ausgelegt und er konnte voll und ganz auf die gesamte Länge austoben statt nur mit einer Kurzstrecke vorlieb zu nehmen. In Ruhe wartete er ab bis er wieder zu Atem kann und grinste ihn sogar kurz an. "Schau an ... er kann ja doch schwimmen" ihn schon fast frech auf zog und wieder zum Startblock deutete. "Also für den Kindergarten hätte das gereicht. Mal schauen ob du die erste Klasse schaffst" noch grinsend nach setzte eh er abwartete bis er wieder brav auf dem Block stand und bereit für die nächste Runde war.
Rin konnte kaum in Worte fassen, wie sehr er sich wünschte – noch immer wünschte – den anderen an seiner Seite zu haben, wenn er – sie – die Welt eroberten. Ob nun Krüppel oder nicht, der Traum war nur halb so viel wert, wenn er all das allein erleben musste, statt mit dem, dem er am meisten vertraute. Daisuke musste dabei sein, selbst wenn er für all die Kosten aufkommen musste, das war ihm gleich. Dieser Wunsch war in ihrer Kindheit verwurzelt, wo sie all die Pläne gemacht hatten, was sie alles sehen und erleben wollten. Daran hielt er noch immer fest, trotz all dem, was passiert war, trotz der Kluft, die sie trennte. Manche Dinge waren zu wichtig, als das er darauf verzichten konnte. Daran wollte er arbeiten, das er Dai dazu überredet bekam, ihn zu begleiten.
Daisuke war der Grund, warum er keine Staffeln mehr schwimmen wollte, denn ohne diesen war es nicht dasselbe. Weder die Freiheit, die er damals dabei spürte, noch das Gefühl der Zusammengehörigkeit war da, und auch das Gefühl, die ganze Welt zu bezwingen, gab es nicht. So war es nur ein Abspulen von Bewegungen, die so automatisiert waren, das er nichts mehr dabei spürte. Die Leidenschaft war damit abhanden gekommen, eine Frage mehr, die ihn des Nachts quälte. Würden sie noch Staffeln schwimmen, wenn er daheim geblieben wäre? In Japan?
Nun aber versuchte er sich zu konzentrieren, die Gedanken auszuschalten oder viel mehr wandern zu lassen. Was er im runde machte, konnte er nicht beschreiben, denn kaum hatte er das Wasser um sich, sein Element, schien eine Wandlung mit ihm vor zu gehen. Er passte sich unbewusst an, tauchte in eine andere Welt ein und ließ alles, was ihn außerhalb beschäftigte, los. Es glitt von ihm ab, so weich, so geschmeidig, wie das Wasser an ihm vorbei glitt. Sein Körper passte sich den Wellen an, ging mit ihnen, statt dagegen zu arbeiten, wie es bei seinen Konkurrenten der Fall war. Eine Eigenschaft, die er seinem eigentlichen Wesen zu verdanken hatte. Eine Eigenschaft, die er keinem erklären konnte, gleich, wie oft man ihn danach fragte. Es gab keine passenden Worte, um es zu beschreiben. Da gab es nur einen, der ihn wirklich verstand und dieser hockte am Rand, obwohl dieser wohl lieber zu ihm ins Wasser springen wollte, wie er vermutete. Der Gedanke wurde los gelassen, wie alles andere, gab es hier doch nun etwas, auf das er sich konzentrieren sollte. Immerhin hatte man dafür gesorgt, das er die Halle ganz für sich hatte.
Wenn er diese Chance nicht nutzte, wäre er wirklich dumm. Und doch gab es so viel, worüber er nachdenken, es aber zeitgleich auch von sich schieben wollte. Eine nie enden wollende Zwickmühle, die ihm zu schaffen machte.
Seine Arme streckten sich, schoben ihn durch das Wasser, seine Beine trieben ihn an, die Wasseroberfläche durchbrechend, holte er Luft, um kurz darauf wieder abzutauchen. Nur ein Stückchen noch. Er streckte sich, schlug an den Beckenrand, tauchte auf und holte gierig Luft, als sein Blick auch schon zur Anzeigetafel wanderte. Er konnte es besser, war sein erster Gedanke, er wusste es. Frustriert schlug er aufs Wasser, zog sich aus selbigen und setzte sich an den Rand. Erst mal zu Atem kommen. Das er aus der Form war, wusste er selbst, es aber so deutlich vor Augen geführt zu bekommen, war ein wenig erschreckend. Hier gab es keine Konkurrenz, von der er sich abheben konnte. Hier stand er für sich allein, was die Erkenntnis, wie schlecht er war, nicht abmilderte. Wenn es Konkurrenz gab, die er hinter sich lassen konnte, war es umso deutlicher.
„Sag nichts.“, nahm er Dai den Wind aus den Segeln. Er wandte sich noch mal um, fixierte die weißen Zahlen auf schwarzen Grund und das Gefühl würde nicht besser. Im Gegenteil, es machte ihn wütend, was auch nicht besser war. Etwas zu sehr zu wollen, war genau so Sinn bringend, wie etwas zu wenig zu wollen. Ihm war die Balance verloren gegangen, aber er wusste, das er Dai nicht allein verantwortlich machen konnte, oder das, was zwischen ihnen stand. Er dachte viel über diesen nach, zu viel, um genau zu sein. Aber dennoch war dieser nicht schuld. Soweit würde Rin nicht gehen.
„Natürlich geht das besser...“, grummelte er, auch wenn Dai – zwar nicht begeistert, aber milde gestimmt schien. „Noch ein oder zwei runden, dann bin ich richtig warm...“, sagte er, stand auf und streckte sich noch mal. Unter Wettkampfbedingungen hatte man auch keine 'paar Runden' um warm zu werden, was ihm nur noch deutlicher vor Augen führte, wie sehr er nachgelassen hatte. Sein Körper war es wirklich nicht mehr gewohnt, bis zum äußersten gereizt zu werden, um darüber hinaus zu arbeiten und besser zu werden. Sein Verschlechtern war schleichend gegangen. Er hatte sich zu sehr den anderen angepasst, um nicht aufzufallen und dabei vergessen, wie gut er eigentlich war.
Rin stieg den block hoch, wandte sich zu Dai um und zwinkerte ihm frech zu, dann machte er sich bereit, wartete auf das Signal und sprang grinsend ins Wasser. Woher die gute Laune oder der Ansporn grade kam, wusste er nicht, doch fühlte er sich beflügelt und wollte zeigen, das es nicht umsonst war, was sie hier veranstaltete. Rin tauchte in das Wasser ein, als würde er nichts anderes Tun, er glitt hindurch, nutzte den Schwung und schloss sogar für einige Momente die Augen, um sich ganz dem Wasser hinzugeben. Das Becken war groß genug, sodass er seine Sinne arbeiten ließ, ohne Gefahr zu laufen, von der Bahn abzukommen oder an den Rand zu stoßen.
Zwischen dem was man wollte und dem was man bekam entstand oft eine riesige, scheinbar unüberwindbare Kluft. Dennoch, hätte er auch nur ein Teil dessen geahnt was Rin so durch den Kopf ging, dann …. keine Ahnung. Er würde sich wahrscheinlich nicht von einer Sekunde auf die andere ändern, oder alte Gewohnheiten einfach so über Bord werfen und doch … es würde … es würde vielleicht doch wenigstens ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, auf einen Weg wieder aufeinander zu statt voneinander weg. Doch wie so vieles wurde nichts offen gesagt, hing jeder von beiden seinen Sehnsüchten und Wünschen nach, ohne zu ahnen das sie im Grunde gar nicht so unterschiedlich waren, das sie eigentlich sogar die gleichen Ziele hatten, wenn auch vielleicht nicht auf die gleiche Art und Weise und doch verriet es nur wie viel sie einmal verbunden hatte. Das selbst jetzt die Kluft zwischen ihnen nicht verhinderte das sie noch immer nicht ohne den anderen konnten und an den Träumen ihrer Kindheit weiter fest hielten auch wenn sich die Umstände mittlerweile doch mehr als nur drastisch verändert hatten. Dennoch waren sie ihm Herzen doch noch immer die kleinen spitzbübischen Jungen die die Köpfe zusammen steckten und sich ausmalten wie es wohl wäre wenn sie ein Coach entdecken und trainieren würde, wie sie gemeinsam einen Wettkampf nach dem anderen gewannen um schlussendlich Olympia im Sturm zu erobern. Natürlich hatten sich mittlerweile einige Fakten geändert und dennoch gab er diesen Traum nicht einfach auf. Würde er dann doch nur noch vor einem gähnenden schwarzen Loch stehen ohne einen Halt, ohne ein Ziel, ohne überhaupt etwas. So gab ihm wenigstens dieser Traum noch einen gewissen Halt, eine Sicherheit die verhinderte das er nicht kopfüber in die Tiefe stürzte.
Doch für diesen Traum würden sie hart kämpfen müssen, wie er schon nach der ersten Bahn feststellen musste. Doch eh er auch nur zur richtigen Beurteilung ansetzen oder vielmehr ihn auseinander nehmen konnte um ihm jeden noch so winzigen Fehler vor Augen zu führen nahm ihm Rin auch schon sämtlichen Wind aus den Segeln. Nicht das er nicht trotzdem noch mit seiner Rede hätte anfangen können, ganz im Gegenteil. Doch genau diese 2 Worte reichten aus um ihm zu Augen zu führen das er selbst wusste wie mies er war. Klar war er von allen Schwimmern hier noch immer der Beste und würde sich auch nicht grossartig anstrengen müssen um dies zu bleiben. Dennoch war es kein Vergleich zu dem was einmal gewesen war. War es doch damals ein Genuss ihn bei jedem Training, jeden Wettkampf zu verfolgen. Zu zu schauen wie er eins mit dem Wasser wurde … ja gerade zu willkommen von ihm geheissen wurde und mit ihm verschmolz. Diese Leichtigkeit, diese Eleganz … als dies schien heute nicht mehr mit ihm zu verschmelzen, sondern eher an ihm ab zu prallen, mit ihm zu konkurrieren.
Zu seiner Aussage hin das er noch ein, zwei Runden brauchte um warm zu werden schnaubte er nur missbilligend auf. Sollte er selbst doch nur all zu gut wissen wie lahm diese Ausrede klang, denn etwas anderes als eine Ausrede war sie nicht. In einem Wettkampf gab es nur einen Versuch und keine Vorrunden zum warm schwimmen. Dort musste er auf Kommando perfekt sein und nicht wenn ihm danach war. Gut das er so viele Extrastunden für ihn eingeplant hatte, denn wie gross der Unterschied zu heute und damals war, wurde ihm erst jetzt bewusst wo er sich ausschließlich nur auf ihn konzentrieren konnte und so wirklich jeden noch so kleinen Fehler entdeckte ohne das er durch das ständige Geschnatter der anderen Teammitglieder abgelenkt wurde, oder gar so tun musste als würden ihn ihre Leistungen auch nur im Ansatz interessieren. Ohne sich von seinem frechen Zwinkern ablenken zu lassen, das dennoch sein Herz kurz verräterisch einen Hüpfer machen lies, gab er den nächsten Anpfiff und lief neben ihm so gut es ging am Beckenrand entlang. Sowohl ihn als auch die Zeittafel im Blick behaltend. Fast fasziniert verfolgte ihn. Gab es da doch diesen einen kurzen Moment, diesen einen Wimpernschlag in der er kurz wieder den alten Rin entdeckte. Die alte Leichtigkeit und Unbeschwertheit die er irgendwie verloren hatte und doch, irgendwo tief in ihm schien sie noch immer versteckt zu sein. Trotzdem überhäufte er ihn nicht mit einer Lobeshymne als er wieder zurück geschwommen kam und begann sich aus dem Wasser zu ziehen „Nur minimal besser“ mehr als dieses Gebrumme würde es nicht geben und doch, wer ihn kannte, gut genug kannte wusste das dies schon fast einen Lob gleich kam, auch wenn es wohl sehr viel anders klang als das was man sonst gewöhnt war. „Bleib so lange wie möglich unter Wasser, du verlierst viel zu viel Schwung beim hoch kommen und verlierst so unnütze Zeit“ instruierte er ihn, abwartend das er wieder auf den Block zu ging und er das nächste Signal geben konnte. Für einen Menschen wohl ein Ding der Unmöglichkeit, mussten sie doch immer wieder hoch kommen zu Luft holen und dennoch wusste er das Rin auf Grund seiner … wegen … das er … das er einfach sehr viel mehr Luft speichern konnte als jeder andere. Ein Vorteil den er endlich wieder ausspielen sollte um sich so zurück an die Spitze zu schwimmen
Luft speichern zu können oder unter Wasser atmen zu können, waren zwei verschiedene Dinge und doch wusste er, worauf Dai anspielte. Rin wollte nicht ausnutzen, was er war, wusste er, das er es besser konnte. Die feine Balance, die er damals spielerisch gehalten hatte, ging ihm verloren. Fast schien es, als könnte er nicht mehr einschätzen, in wie weit er unter Wasser bleiben konnte, ohne, das es auffiel. Eben dies musste er zurück gewinnen, dann musste er seinen Schwung wieder richtig ausnutzen, die Kraft in den Beinen, von der er mehr, als die anderen hatte. Warum also nutzte er es nicht aus? Niemand schenkte ihm was. Wenn er also an die spitze wollte, musste er darum kämpfen. Wenn ihn diese Kerle hier schon in die Bredouille brachten, wie sollte es erst an der Weltspitze werden? Die Befürchtung, selbst als Sirene kaum mithalten zu können, drängte sich ihm auf.
Das Talent hatte er, die Technik musste er verfeinern. An der spitze brauchte er beides und das bis zur Perfektion getrieben. Und dafür hatte er Dai, daher nickte er ihm zu, brachte sich in Position und befreite den Kopf. Es gab nur ihn und das Wasser. Ihn und die Freiheit. Er sammelte sich und sprang in das Wasser, glitt hinein und machte sich mit freien Kopf dran, hindurch zu tauchen.
Er gab sich keine mühe, sich anzupassen, gab sich keine Mühe, perfekt zu sein, achtete nicht auf die Zeit, sondern schwamm einfach, schwamm, als wäre er auf der Jagd. Rin ahnte, das er sich befreien musste, von all den Fesseln, den ganzen Auflagen und Erwartungen. Er musste sich selbst finden, sich, seine Ruhe, dann würde er wieder schwimmen können, wie er es wollte. Frei sein. Das Gefühl an sich reichte nicht, er musste es sein. Der Kopf, der Körper, die Vorstellung, einfach alles.
Rin nutzte es, länger unter Wasser bleiben zu können, nutzte den Schwung vollkommen aus. Sie waren unter sich, waren allein, daher schwamm er eine Bahn von 200m ohne einmal aufzutauchen, hoffend, das die Tafel nun keinen Rekord meldete, oder gar speicherte, denn das würde er vor anderen Augen nicht wiederholen können. Wie man eine solche Tafel löschte, wusste er nämlich auch nicht.
Am ende tauchte er auf, holte Luft und stieß sich vom Rand ab, schwamm die Bahn zurück und genoss es, nicht auf Wettbewerb zu trimmen, sondern einfach nur zu schwimmen, zwar schnell, zwar darauf achtend, das er keine Geschwindigkeit verlor, aber das war auch das einzige. Alles andere würde danach kommen, bei den folgenden Bahnen. Er wollte sich nicht mehr so gehen lassen, sich der breiten Masse anpassen, sondern zeigen, das er besser war.
Er wollte an die spitze und das passierte nicht, weil er nett war, weil er sich seinem Team anpasste. Er schlug an den Rand, durchstieß die Oberfläche und zog sich aus dem Wasser. Das er jetzt seine Zeit deutlich unterboten hatte, wusste er auch ohne, das er einen Blick riskierte. Allein die Sekunden, die andere mit Atmen verschwenden mussten, entfielen. Daher konnte er die Zeit nicht als Richtlinie nehmen. Diese zwei Bahnen waren nur für ihn gewesen, um sein Gefühl wieder zu bekommen, abzuschalten und vielleicht hatte auch Dai irgendwas sehen können, wenn nicht, war es auch halb so wild. Sollten da Fehler gewesen sein, war es ihm egal.
„Gleich geht’s wieder los... Muss wieder ein Gefühl dafür bekommen, wann ich auftauchen muss, oder wie lang ich es hinauszögern kann, ohne, das es auffällt.“ Wie sehr es ihn ärgerte, das er sich unfreiwillig so an den Menschen anpasste, konnte er nicht in Worte fassen. Es brauchte wirklich einen Dai, der es ihm unter die Nase rieb, denn allein wäre es ihm nie bewusst geworden. Außer an den Zeiten und da konnte ihm kaum einer aus dem Team weiterhelfen.
Jedenfalls nicht ihr Trainer.
Und doch... „ist irgendwas gravierendes aufgefallen eben? Ich würde es nicht unter Training sehen es war für mich wichtig, aber trotzdem...?“ Er sah zu seinem freund hinüber. So vor jemanden zu schwimmen, war noch nie vorgekommen, da immer der Gedanke im Hinterkropf war, das er nicht auffallen durfte. Er musste seine Basis wiederfinden und dann konnten sie darauf aufbauen. Vieles konnte er, doch es war alles durcheinander geraten, wie ihm vorkam.
Sich das nasse Haar zurück streichend sah er auf das Wasser, welches immer noch leicht hin und her schwappte. Auch wenn er sich fast unbemerkt darin bewegen konnte, er war da und seine Bewegungen, so angepasst sie auch waren, forderten eine Reaktion heraus.
Sich von der breiten Masse abheben, heraus stechen, das waren Punkte auf die sie nun, oder wohl vielmehr er sein Augenmerk legen mussten. Immerhin war Rin mit Abstand der beste Schwimmer hier, auch wenn hier und dort noch an den Feinheiten gearbeitet werden musste. Dennoch hatte er wie kein anderer die natürliche Verbundenheit mit dem Meer die er nutzen konnte und auch sollte. Nur so konnte er ihn innerhalb kürzester Zeit wieder auf die richtige Spur und auf den richtigen Weg bringen.
Nur wie ?
Nachdenklich und mit gerunzelter Stirn beobachtete er seine Bahn, die natürliche Anmut die sich sofort ergab sobald er scheinbar frei von allem einfach nur das tat was er wollte. Auf die Uhr die kontinuierlich tickte achtete er gar nicht. War diese zwar wichtig, aber noch sehr viel wichtiger wieder seine Liebe zum Wasser zu wecken und diese konnte man wohl kaum mit einer Uhr messen. Doch genau diese Leichtigkeit, diese perfekte Harmonie sorgte dafür das sich langsam eine Idee bildete. Revolutionär und vielleicht außergewöhnlich und doch könnte sie die Lösung des Problems sein das gerade vor ihnen lag. Dennoch brauchte es wohl noch einige Recherchen und Diskussionen bis die Idee ausgereift war.
"So würde es definitiv auffallen und dennoch. 2016 schaffte es Mateusz Malina über 200m zu schwimmen ohne einmal Luft zu holen. Natürlich nicht ohne einen Sprung, aber dennoch. Vielleicht können wir uns die Technik aus dem Apnoetauchen zu nutzen machen und so deine natürlichen Veranlagungen besser nutzen ohne das es als Schummelei gewertet wird" vorschlug und schnell die wenigen Fakten beisammen kratzte die er noch im Kopf hatte. Immerhin war es sich ja doch ein klein wenig ähnlich und wenn man vor gab das Rin privat gerne Apnoe tauchte, so hätten sie auch eine Rechtfertigung warum er sehr viel weniger auftauchen musste. "Natürlich können wir das nicht gleich von heute auf morgen als Begründung angeben, aber mit ein wenig Zeit und nach und nach können wir dich so aus der breiten Masse hervor holen" setzte er noch nach, denn je mehr er darüber nach dachte, umso besser gefiel ihm die Idee so seine natürlichen Ressourcen zu nutzen.
"Versuch es bei der nächsten Bahn indem du etwa alle 100m auftauchst und dann schauen wir in wie fern es deine Zeit im Vergleich zu vorhin verbessert" instruierte er ihn, abwartend das er wieder parat auf dem Block stand und er den nur wohl bekannten Pfiff geben konnte. Diesmal bewusst zur Uhr hin gedreht um die Zeit zu verfolgen, denn die war für seine Idee ausschlaggebend. Um die Technik konnten sie sich auch danach noch kümmern, erst einmal musste seine Idee überhaupt Bestand haben.
„Die Idee hat was, wird aber so nicht klappen. Da es vollkommen unterschiedliche Schwimmarten sind. Sowohl von Schnelligkeit, als auch von der Leistung, die die Muskeln bringen mussten.“, gab er zu bedenken. Während man beim Apnoetauchen die Funktionen auf ein Minimum reduzierte, musste er bei Leistungsschwimmen alles aus sich herausholen. Nutzte er das eine, würde er einiges an Kraft einbüßen müssen. Bis ihm ein anderer Gedanke kam. Das Abstoßen, das Nutzen des Schwungs, des Antriebs... In Gedanken ging er es durch.
„Mir fehlt die Leichtigkeit. Man hat zu viel im Kopf. Ich kann es schwer los lassen.“, gab er laut zu, nicht wissend, wie er es abstellen konnte. Wo war die Leichtigkeit, die Freiheit? Er war unter Zugzwang und hatte sich allein da reingeritten, in dem er sich schlechteren anpasste und nun seine vorherige Leistung in kürzester Zeit wieder aufholen musste. War es richtig was neues auszuprobieren, obwohl der Erfolg erforderlich war? Abgeneigt war er nicht, aber als vorübergehende Lösung … bis er wieder die alte Form hatte und er wieder zeigen konnte, wozu er fähig war.
„In Ordnung, lass es uns probieren.“ Dafür hatten sie die Halle, um genau das zu probieren. Dazu die Zeittafel und die Zeiten der anderen. Was sollte also passieren? Und wenn er nur die Möglichkeit nutzte, weniger Luft zu holen, als die anderen, wäre schon etwas gewonnen... seine Gedanken waren diesbezüglich noch recht konfus, aber das würde sich geben, spätestens, wenn er es umsetzte. Anfangs hatte er sich gesagt, das er nach 10 Meter auftauchen musste, dann 15... so war mit dem Alter die Distanz, auf der er den Schwung nach dm abstoßen nutzte, länger geworden. Nun aber könnte er es auf eine Länge ausdehnen, die er nicht für möglich gehalten hätte.
Hervorheben würde es ihn definitiv. „Ich könnte den Schwung so lang nutzen, wie es geht..“ Da er mehr Kraft in den Beinen hatte, als die anderen in Kombination, nicht gleich auftauchen zu müssen... es würde ihm einen enormen Vorteil verschaffen, den er jetzt noch nicht testen konnte, da die Konkurrenz fehlte, aber er hatte die zeit.
„Achte auf die Zeit, die der anderen hast du ja...“ Rin erhob sich, streckte sich und wollte es nun wissen. Das er die zeit schlagen würde, wusste er, die frage war: um wie viel war er schneller? 5 Sekunden war nicht mal all zu utopisch, wie er wusste.
„Beim Freistil muss ich nicht auftauchen.“, erinnerte er ihn, als Dai nun mit genaueren Instruktionen kam. Er tauchte ein, nutzte Schwung, tauchte auf, dann ging es um stetigen wechsel, über dem Wasser Luftholen, Unterwasser ausatmen. Da die Idee mit dem Apnoe einzubauen, wäre nicht möglich, da er auch beim Luftholen auch über seinen Fortschritt orientierte.
Dennoch ging er auf den Startblock, brachte sich in Position, bis der Pfiff erklang und er sich Abstieß. Er tauchte in einer perfekten Kurve ein und nutzte den besagten Schwung viel länger, als es sonst der Fall war, erst als der Schwung drohte nachzulassen, setzte zu den Beinen auch die arme ein, tauchte auf und freute sich über die Idee, die Dai gekommen war. So beflügelt, wie jetzt, hatte er sich lang nicht mehr gefühlt, das auch die Rolle unter Wasser kein Problem darstellte. Die Idee erneut nutzend, stieß er sich Kräftig ab, blieb so lang es für menschliche Bedürfnisse möglich war und ein klein wenig mehr, unter Wasser und setzte schließlich die Muskeln wieder ein. Er glitt durch das Wasser hindurch, nutzte seine Instinkte und schlug schließlich ab, ehe er sich nach Luft schnappend aus dem Wasser und sah zur Anzeigetafel. Die nerven waren zum zerreißen gespannt.
Das man den einen Sport nicht 1x1 in einen anderen übertragen konnte war ihm auch durchaus bewusst und dennoch konnte man sich vielleicht das Beste aus beiden heraus picken und versuchen diese miteinander zu verbinden. Dank der Apnoe Theorie hätten sie wenigstens eine Erklärung warum Rin so viel länger unter Wasser bleiben konnte als es eigentlich normal wäre. Warum also diesen Sport nicht dafür nutzen um seine natürlichen Ressourcen besser zu nutzen und ihn so schneller wieder die Spitze hinauf zu katapultieren. Momentan reichte es ja erst einmal aus wenn er die Zeiten seiner Kontrahenten unterbot und zudem eine saubere Technik präsentierte. So sollte er eigentlich locker die Coaches auf sich aufmerksam machen die er so dringend benötigte und die ihn schlussendlich an sein Ziel bringen würden über kurz oder lang.
Gegen seine Gedanken konnte er nicht viel ausrichten. Vermutete er doch auch hier eine gewisse Blockade die ihn daran hinderte besser zu schwimmen. Doch ein Psychologe oder dergleichen war er nun wirklich nicht. Da müsste wenn dann schon jemand mit Ahnung heran gehen und diese besass er nicht. Da konzentrierte er sich lieber auf die Fakten die für ihn greifbar waren und die sie weiter brachten und wer weiss. Vielleicht half sein Einfall ja wirklich ein bisschen und nahm ihm so ein wenig den Druck das er den Kopf wieder frei bekam. Wusste er doch nur selbst wie unschön es war wenn man ständig nur auf Fehler hin gewiesen und mit aalten Leistungen verglichen wurde. Dennoch war es höchste Zeit gewesen, allein schon um ihm bewusst zu machen wie sehr er nachgelassen hatte und wie sehr alles ins Trudeln geraten war. Da half halt einfach nur die schonungslose Wahrheit, denn ein verzärteln würde ihn aus dieser Seifenblase auch nicht heraus helfen, da half nur der berühmte Vorschlaghammer der alles in Trümmern schlug eh diese wieder neu zusammen gesetzt wurden.
Auf seinen Vorschlag hin nickte er nur. Mehr als nur aufgeregt ob es überhaupt klappen würde und wenn ja in wie fern der Unterschied wäre. Immerhin redeten sie hier doch von einem Trick den andere so noch gar nicht in Betracht gezogen hatten oder gar die körperlichen Veranlagungen dafür hatte. Den Atem anhaltend richtete sich sein Blick auf die Uhr. Verfolgten jede Sekunde die sich hinzu zog während er seine Bahnen schwamm.
Fast schon euphorisch grinste er ihn an als er das leise Klatschen gegen die Fliesen hörte und die Uhr stoppte. Hatte er doch jetzt schon die Bestzeit der anderen um glatte 4 Sekunden unterboten und so wie er ihn kannte gab es da noch ein gutes Potential das sie ausschöpfen könnten um ihn noch mehr von der Masse hervor zu heben. „Gar nicht schlecht für den ersten Versuch. Sobald du Routine herein bekommst und deine Technik wieder sauber ist sollten sich locker noch 3-4 Sekunden heraus holen lassen wenn wir hart trainieren“ Honig ums Maul schmieren würde er ihm nicht, dafür war er gar nicht der Typ. Dennoch sollte allein das Funkeln in seinen Augen schon ausreichen das er seine Begeisterung erkannte und sich davon vielleicht mit anstecken liess. Immerhin war diese Bahn doch um einiges besser gewesen als die anderen und auch wenn hier und dort noch Fehler waren die sie ausbügeln sollten, so war dies doch definitiv ein Schritt in die richtige Richtung mit der sie arbeiten konnten.
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