Wind Beyond Shadows

Normale Version: Everything is confusing
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.

Hana Akatsuki

Hana ging es gar nicht gut heute. Eigentlich seit Tagen schon nicht. Vor einer Woche hatte sie es beim Sport so sehr übertrieben, dass ihr seitdem nur noch übel war. Und statt besser schien es schlimmer zu werden. Seit Wochen war der Wurm in ihrem Leben drin. Mit Haru war es ja erst letztens eskaliert und sie wollte ihn am liebsten hassen. Trotzdem mussten sie am Nachwuchs basteln und wenn ihre Blicke töten könnten… Dann war außerdem noch Yuu hier aufgetaucht. Zuerst hatte sich Hana über ihn gefreut, aber anscheinend waren er und Haru direkt wieder so eng,  dass er ihr nicht half, sondern ihrer Meinung nach unter Druck setzte. Auf ihren Bruder konnte sie nicht zählen, mit Haru musste sie Sex haben, obwohl sie ihn am liebsten ins Jenseits schicken würde.
So hatte Hana aus Wut beim Lauftraining übertrieben, bis sie sich übergeben musste. Seitdem ging es körperlich bergab. Ob was mit ihrem Herzen war? Normal war das jedenfalls nicht. Der Herzschlag war permanent erhöht, der Blutdruck noch mehr im Keller als vorher schon und 24 Stunden am Tag bereitete ihr alles Übelkeit. So stellte Hana sich eine Herzmuskelentzündung vor, oder einen stillen Herzinfarkt. Nun war die junge Frau gerade auf dem Weg ein paar neue Dinge zu kaufen. Frustkleidung für sich, andere Dinge für das Haus, ja sogar für Harus Pferd… Hauptsache raus, unter Leute. Alleine in dem Haus würde sie noch durchdrehen und zum Psycho werden und Rache gegen Haru schmieden.
Und hypochondrische Züge hatte sie auch schon. Früher hatte sie all sowas nicht! Hana musste sich dann an der Hauswand abstützen. Ihr war wieder dermaßen übel und ihre Hände und Beine waren zittrig. Schnell kramte sie dann in ihrer Handtasche, ob sie Traubenzucker oder Riegel dabei hatte, aber nichts. Nicht mal eine kleine Flasche Wasser.  Das musste der Grund sein. Ständig vergaß sie etwas zu essen oder zu trinken. Kein Wunder, dass es ihr dann so komisch ging! Und dann noch all diese Erlebnisse. Hana nahm sich vor in Zukunft besser auf sich zu achten. Was nutzte es ihr sich permanent über Haru aufzuregen und Rachefantasien zu haben? Was brachte es ihr, sich dann selbst so zu quälen, wie beim Sport, wenn sie am Ende den Schaden hatte?
Sie musste einfach ihre Aufgaben erfüllen und ansonsten gut auf sich achten.  Aber es war so schwer. Hana konnte das nicht. Sex mit jemandem haben, den sie grad hasste, oder das Hausfrauchen spielen. Sie wollte nicht die ganze Zeit im Haus bleiben und putzen und kochen. Wieder überkam sie Übelkeit schon beim bloßen Gedanken an sowas. Plötzlich wurde alles schwarz, still und taub…
Und als sie die Augen öffnete lag sie in irgendeinem Raum mit grellem Licht. Eigentlich hatte Hana beim Augen öffnen gedacht, sie wäre zu Hause, aber das grelle Licht, der komische fremde Geruch… Sie setzte sich auf und fühlte sich noch immer schwach und zittrig. Und wieder diese penetrante Übelkeit! Wo zur Hölle war sie denn jetzt gelandet? Hana versuchte sich zu erinnern, aber da waren dann auch direkt schon Kopfschmerzen… sie war doch gerade noch unterwegs zum einkaufen gewesen...
Nao war grade dabei, die Fische zu füttern, die in dem übergroßen Aquarium, welches Wartezimmer von Rezeption trennte. Ganze drei Meter lang und ein ein halb Meter war es hoch. Genug Platz, um die kleinen Kostbarkeiten schwimmen zu lassen, wie sie es brauchten. Er fand die exotischen Fische sehr entspannend und doch hatte er darauf verzichtet, auch ein solche Aquarium, wenn auch in kleinerer Version bei sich im Behandlungszimmer aufzustellen. Eines reichte für die Praxis. Oben im privatem Wohnraum, befand sich ein baugleiches Gegenstück, welches er dann für sich nutzte. Dieses hier war für die nervösen Patienten gedacht, dich nicht die Ruhe fanden, um die Nase in ein Buch oder eine Zeitung zu stecken.
Termine standen heute nicht mehr an, doch das musste nichts heißen. Lieber hatte er Termine, bei denen er wusste, was auf ihn zu kam, als einen offenen Tag, bei dem alles und jeder zu ihm kommen konnte und man kaum dazu kam, Feierabend zu machen. Schon oft hatte er mehr an den Tag hängen müssen, als er wollte, was ihn dazu veranlasst hatte, einen Annahmeschluss einzuführen. Eine Stunde vorm schließen der Praxis wurden keine Patienten mehr angenommen. Oft reichte nur ein oder zwei Personen, die länger brauchten, als vorgesehen und schon war er aus dem Zeitplan. An sich nichts dramatisches, würde man meinen, aber da er auch eine Schwimmmannschaft zu betreuen.
„Marie, machst du bitte noch das Fenster auf kipp?“, fragte er seine Schwester, die sich um die Annahmen kümmerte. „Aber nur eine halbe Stunde, dann wieder die Klima an.“
Heute war es wieder so war, nichts ungewöhnliches, aber ein wenig frische Luft konnte nicht schaden. Später würde sie ja wieder abgekühlt werden, sagte er sich und wollte in sein Behandlungszimmer gehen. Nicht mehr lang und die ersten Patienten würden hereinschneien.
„Nao hier liegt jemand!“, hörte er die junge Frau, die beim Blick aus dem Fenster eine Frau entdeckt hatte. Flink wie sie war, huschte sie nach draußen und Nao folgte ihr, um ihr mit der Patientin.
„Bring sie gleich hinter.“ Zusammen legten sie sie auf die Liege, als Marie schon wieder raus huschte, ein Glas Wasser holte, welches sie auf den Tisch stellte. Ein kurzer Blick genügte, um zu wissen, das Nao sie rufen würde, wenn er noch was brauchte.
Der Arzt beugte sich über die junge Frau, tätschelte ihre Wange, worauf sie nicht gleich reagierte, daher kontrollierte er ihre Vitalwerte. Sie sahen alles andere, als gut aus, wodurch er nun auch ihre Beine hochlegte. Dinge, die im Ablauf nur ein paar Sekunden dauerten.
Da er vorerst nichts tun konnte, lehnte er sich gegen den Tisch, gab er ein paar Sekunden Zeit, wieder zu sich zu kommen. Seine Maßnahmen reichten aus, denn die junge Frau kam zu sich, setzte sich auch schon auf, während er mit zwei schritten bei ihr war.
„Langsam, langsam.“, meinte er, zog sich einen Hocker heran und setzte sich vor sie. Das Handgelenk umfassend, kontrollierte er noch mal ihren Puls. „Sie lagen ohnmächtig vor meiner Praxis.“, erklärte er ihr, griff hinter sich in eine kleine Schüssel, um ihr einen quadratischen Traubenzuckerwürfel zu reichen, dazu gab es ein Glas Wasser.
„Sie sind sehr blass um die Nase... Nehmen Sie das und legen Sie sich noch mal kurz hin, damit es wirken kann. Und dann verraten Sie mir vielleicht Ihren Namen?“ Freundlich lächelte er sie an und hakte die Füße hinter die Streben seines Hockers, an denen die Rollen befestigt waren.