Wind Beyond Shadows

Normale Version: Cafè Nostalgie
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Er konnte nicht mal im entferntesten ahnen wie sehr all dies sie hier verwirrte oder auch entsetzte. Wirbelte er doch von einer Sekunde auf die andere ihr komplettes Leben auf und machte aus dem was scheinbar unmöglich und fiktiv war doch eine Wahrheit die nur all zu real war. Nur das sie ihr bisher verborgen blieb und statt von klein auf auf ihr Schicksal vorbereitet zu werden nun alles innerhalb kürzester Zeit auf sie einstürmte. Zu gerne hätte er ihr dieses Leid, diese Erfahrung erspart und doch war es dafür nun viel zu spät. Hatten sich ihre Wege doch nun gekreuzt und so sehr er es vielleicht auch gewollt hätte, so wusste er das er nun niemals die Stärke hätte um sie wieder ziehen zu lassen. Würde er sie doch nur als Hülle da lassen. Eine leere Hülle die weder die Liebe noch die Freude wieder im Leben finden würde und dies wäre ein noch sehr viel schlimmeres Schicksal als sie an sich zu binden und zu versuchen all dies hier wieder gut zu machen. Wie er dies jedoch tun sollte und vor allem wie er ihr all dies erklären sollte war ein ganz anderes Blatt welches erst noch beschrieben werden musste.
Bemerkte er doch jetzt schon den starken Sog der sie immer wieder zueinander trieb. Der ihre Seelen immer wieder miteinander tanzen liess während er nach und nach in ein unbeschreibliches Licht getaucht wurde. Nicht ausreichend um die Dunkelheit in seinem Inneren wirklich zu vertreiben und doch drängte sie sie Stück für Stück machtvoll in den Hintergrund wo sie weiter verweilen würde um ihn immer wieder daran zu erinnern wer und vor allem was er war. Doch war er selbst für diese Kleinigkeit, für diese kurze Atempause unendlich dankbar. Versucht ruhig und gelassen, während ihm sein Herz bis zum Hals schlug und ihn jede Faser seines Körpers drängte sie hier und jetzt zu der seinen zu machen, erwiderte er ihren Blick der ihn nur noch tiefer in ihren Bahn zog ohne das sie auch nur die geringste Ahnung davon hatte welche Macht sie über ihn besass.
"Du verstehst mich weil wir beide füreinander geschaffen sind. 2 Teile einer Seele die vor langem getrennt waren und nun freudig wieder aufeinander zu streben da sie sich gefunden haben" versuchte er zu erklären, auch wenn dies nicht einmal im Ansatz das beschrieb was hier los war. Dennoch hatte sie ein Recht auf Antworten, auch wenn ihm ein anderer Ort sehr viel lieber gewesen wäre. Hatte dieser doch noch immer den Nachklang des Grauens an sich haften angesichts dessen was hier passiert war. "Lass uns woanders reden, vielleicht an einem Ort wo es warm ist und du vielleicht etwas für deine Nerven bekommst" schlug er vor, denn auch wenn er die Kälte nicht spürte, so war sie doch noch immer ein Mensch, ein Mensch der mehr als nur zerbrechlich war und sorgsam behütet werden musste. Wie selbstverständlich verschränkte er seine Finger mit den ihren. Leicht amüsiert da ihre Hand vollkommen in der seinen verschwand und doch nur wieder den krassen Gegensatz zwischen ihnen beiden wahrnehmend. "Ich glaube mich zu erinnern das hier irgendwo in der Nähe ein kleines Café war das noch offen hatte" dort konnte sie sich ein wenig aufwärmen und hätte indirekt auch noch den Schutz anderer Menschen. Auch wenn die ihr nicht helfen konnten, selbst wenn sie es versuchen würden, so würde dies nur ihren Tod bedeuten, denn einmal gefunden würde er nichts wieder zwischen sie kommen lassen. Seinen Schritt den ihren anpassend führte er sie hinaus aus der Gasse, hinein in den Schutz der Strassenlaternen und die wohl nie schlafenden Gassen der Stadt. Versucht galant hielt er ihr die Tür auf als sie an dem kleinen Café ankamen, das Odin sei Dank noch immer da war wo er es in Erinnerung hatte. Bewusst lotste er sie an einem Tisch von wo aus der den Eingang im Blick hatte und auch sonst den ganzen Raum einsehen konnte. Viel half es ihm nicht sich zu entspannen und doch versuchte er sich wieder auf sie zu konzentrieren statt auf all die Gefahren die rings um sie herum lauerten. "Ich verspreche dir das ich dir jede deiner Fragen beantworte, aber erst einmal wärm dich auf"

Pearl Currington

Jedes mal wenn sie in seine Augen sah, war ihr, als würde sie eine tiefe Dunkelheit erkennen. Das erstmal hatte sie es schon etwas erschrocken, doch je öfter sie in diese schaute, um so ruhiger wurde sie. Wenn er dann noch sprach, war es wie eine sanfte Decke die sich um sie legte in dem Strudel der Eindrücke und Informationen, die auf sie einprasselten. Als sie seine Worte hörte, runzelte sie leicht die Stirn. Wie alles klang auch das sehr verwirrend für ihren Verstand doch ihr Herz schien schneller zu schlagen. Wie sollte sie nur all diese Dinge mit ihrem bisherigen Denken vereinen können? Wie sollte sie glauben können, dass all die Schauergeschichten wirklich Realität war und es vielleicht noch mehr gab? Vor allem dieser Gedanke war immer wieder präsent. Gab es noch mehr in der Welt, was sie nicht verstand? So in ihren Gedanken versunken schreckte sie etwas hoch, als Ragnar wieder zu ihr sprach. "Oh das ist eine gute Idee." sagte sie leise und erhob sich wieder und klopfte ihre Hose ab. Noch bevor sie los laufen konnte, ergriff der Hüne ihre Hand und sofort strömte eine Wärme durch ihren Körper. Sie blickte hinab zu den verschränkten Fingern und betrachtete das Bild. Noch nie hatte sie gesehen, wie eine Hand in der eines anderen verschwinden konnte. Der Anblick faszinierte sie und ihre Seele summte in ihr. Ohne es verhindern zu können, hallte das Wort Meins in ihrem Kopf herum. Sobald sie dies merkte, schaute sie ihn mit großen Augen an und wandte dann blitzschnell ihr Gesicht ab, da sie etwas rot wurde. Während sie die Straßen lang liefen, sprach sie kein Wort und versuchte ihr Herz zu beruhigen. Sie würde lügen, wenn sie behaupten würde, dass der Mann neben ihr sie kalt ließe. Aber es war etwas anderes, dies offen zu zeigen. All die Jahre, in ihrer alten Heimat, hatte sie gelernt vorsichtiger zu werden und eine Maske aufzusetzen. Doch nicht einmal entwand sie ihm die Hand.
Als er wieder sprach, schaute sie kurz zu ihm auf und lächelte leicht. "Ein Cafe klingt wunder bar. Und um die Zeit wird da nicht so viel los sein wie in den ganzen Bars." Dann schaute sie wieder nach vorne. Doch egal wo sie hin schaute, nichts erkannte sie wieder. Anscheinend war er schon öfter hier in der Gegend. Neugierig schaute sie sich um, um sich alles einzuprägen, wenn sie mal am Tage herkommen wollte. Schon bald erreichten sie dann wohl ihr Ziel, als Ragnar sie auf ein Cafe zusteuerte. Als er ihre Hand los lies, wurde ihr sofort etwas kälter. Doch als sie sah, was er machte, konnte sie sich ein grinsen nicht verkneifen. Man konnte alles über diesen Mann sagen, aber diese Geste, hätte sie nie mit ihm in Verbindung gebracht. Mit einem leichten Knicks, den sie gelernt hatte, bedankte sie sich bei ihm und ging in das Cafe hinein. Es war ein kleines gemütliches Cafe und so wie Pearl vermutet hatte, waren kaum Gäste in diesem. Sie folgte Ragnar an einen Tisch im hinteren Bereich und setzte sich ihm gegenüber auf den Stuhl. Sie zog ihre Jacke aus und hängte sie auf die Lehne und schaute dann in die Karte. Als er sprach schaute sie ihn über die Karte hinweg an. "Na das kann man ja auch wunderbar kombinieren." sie musste leicht grinsen und schaute wieder in die Karten. Schon nach einer kurzen Zeit kam eine Kellnerin an ihren Tisch. Pearl bestellte sich einen heißen Früchtetee und einen Whiskey. Sie mochte das Zeug zwar nicht, aber sie hatte das Gefühl, dass sie ihn gerade bitter nötig hatte. Nachdem die Kellnerin wieder weg war, legte sie die Karte beiseite, stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch ab und legte ihr Kinn in ihre Hände und schaute ihn an. So saß sie eine Weile einfach nur da und ihre Augen wanderten über seine Gestallt. Erst als die Kellnerin ihre Getränke gebracht hatte und Pearl den Whiskey in einem Zug gelehrt hatte, nicht ohne sich danach kurz zu schütteln, sprach sie wieder. "Was bist du und was bin ich? Wie kann es sein, dass ich all diese Bilder in meinem Kopf gesehen habe von all diesen Leben und wie kann es sein, dass meine Seele so wirkt, als hätte diese ein einen Willen und gegen meinen Verstand ankämpfen kann?" fragte sie mit leiser Stimme. So einige Fragen wollten ihren Mund verlassen, doch schienen diese im Moment am wichtigsten.
Irgendwie musste sich das Schicksal einen Spass mit ihm erlaubt haben. Nicht das sie klein oder alles andere als weiblich war und doch wirkte sie neben ihm wie ein Kind. Könnte sie sich doch locker hinter ihm verstecken ohne gesehen zu werden, während ihre Hand vollkommen in der seinen verschwand. Fast war es erschreckend. Wirrte sie doch so klein, so zierlich und filigran und war wie in so vielen Dingen der vollkommene Gegensatz zu ihm selbst. Dennoch hatte alles einen Grund und auch wenn er diesen nicht verstand, so wusste er doch nur all zu genau das sie ihm vom Schicksal vorbestimmt wurde. Stellte sich nun nur die Frage wie er ihr das irgendwie begreiflich machen sollte, denn auch wenn er sich von den Menschen so weit es ging fern hielt, so hatte er doch den Wandel der Zeit verfolgt. Waren Frauen früher brav und fügsam gewesen, hatten sich dem Mann in ihrem Tun und Denken untergeordnet, so bestimmten sie heutzutage ihr Leben alleine und liessen sich keine Vorschriften mehr machen. Eine vollkommen verkehrte Welt in der sich die Rollen der Geschlechter nicht mehr klar definieren, geschweige denn klar optisch erkennen liessen. Eine vollkommen neue Welt mit der er sich nun irgendwie auseinander setzten musste. Immerhin würde sie viele Fragen haben und allein schon die wichtigste würde ihn vor ein grosses Problem stellen. Wurde doch alles was nicht klar logisch und rational erklärbar war heutzutage als Hirngespinst oder Ausgeburt der Fantasie bezeichnet, die Menschen die daran fest hielten gar als Verrückte bezeichnet oder in Anstalten gesteckt um ihren Wahnsinn zu „heilen“. Somit eine alles andere als prickelnde Basis für das was nun vor ihm lag. „Nur der deine“ antwortete er ihr gedanklich mit einem breiten Grinsen, denn auch wenn er nicht bewusst hatte zuhören oder ihre Gedanken durchforsten wollen, so hallte dieses kleine Wort doch wie ein Echo zu ihm herüber und schmiegte sich an seine geschundene Seele. Schickte ein kleines Feuer welches ihn in Wärme und Licht hüllte und ihm ein wenig Mut verlieh.
Oft war er hier noch nicht gewesen. Ganz im Gegenteil. War er doch heute nur per Zufall hier gelandet da er vollkommen in Gedanken versunken gewesen war und doch hatte er einen guten Orientierungssinn und merkte sich selbst Kleinigkeiten welche für andere eine Nichtigkeit waren. Ob er diese Informationen später einmal brauchte oder nicht war dabei vollkommen irrelevant. Doch genau heute stellte es sich als Glücksfall heraus, da ihn seine Orientierung nicht trog und sie zielgenau zu einem kleinen Cafè führte welches kaum noch Gäste hatte und somit für ihre Zwecke vollkommen passend erschien. Ihre Wahl liess ihn dann aber doch leicht schmunzeln. War es doch nur wieder ein Beispiel dafür das Frauen heutzutage alles machten was sie wollten. Nicht das die Frauen seiner Zeit nicht auch gerne mal das Horn gehoben wären, doch in der Öffentlichkeit, oder in Anwesenheit unbekannter Personen waren sie doch um einiges mehr zurückhaltend gewesen und hatten sich lieber im Hintergrund gehalten statt auf zu fallen. Dennoch schwieg er. Konnte er zwar nicht alles hundertprozentig verstehen, aber dennoch nachvollziehen das sie etwas brauchte um die Nerven wieder zu beruhigen. Kein Wunder bei all dem was vorgefallen war und was sie gesehen hatte. Zudem verschaffte es ihm noch ein klein wenig Zeit eh die unvermeidliche Frage auch schon auf ihn zu rollte und ihn die Stirn runzeln liess, denn wie sollte er ihr dies alles nun erklären.
„Du bist biologisch gesehen ein Mensch … doch wie du dir denken kannst bin ich dies nicht“ setzte er schliesslich an. Leise redend um die anderen nicht auf sie aufmerksam zu machen. „Ich entstamme dem Volk der Kapathianer. Einer uralten Rasse die schon lange, sehr lange im verborgenen unter den Menschen lebt.“ setzte er an ohne vorerst zu tief ins Detail zu gehen die sie wahrscheinlich nur verschrecken würden. Doch dennoch wollte er sie nicht vollkommen in Unwissenheit lassen und versuchte es so einfach wie möglich zu erklären. „Im Gegensatz zu den Menschen glauben wir nicht nur an Seelenverwandtschaft, sondern wissen von deren Existenz“ setzte er weiter fort. Seine Hand nach der ihren ausstreckend um sie sanft zu streifen. „Der Grund dafür warum du so auf mich reagierst und auch ist ist der Grund das wir uns nicht kennen, aber unsere Seelen dafür viel besser. Wir sind zwei Teile welche bei meiner Geburt zersprungen sind. Beide Hälften können ohneeinander vorüber gehend existieren und doch ist es nur ein halbes Leben. Erst wenn die Seelen wieder vereint sind sind wir beide vollständig da wir ohneeinander zwar können aber nicht wirklich wollen.“ versuchte er ihr das Ganze irgendwie halbwegs rational zu erklären, auch wenn die Wahrheit noch sehr viel komplexer und schwieriger war als es den Anschein machte. Trotzdem wollte er sie nicht verschrecken, denn immerhin hatte sie eine wichtige, sehr wichtige Aufgabe und die Konsequenzen dessen was passierte wenn ein Kapathianer seine Gefährtin nicht fand am eigenen Leib erfahren müssen.

Pearl Currington

Während sie auf seine Antworten wartete, konnte sie sich ein bisschen genauer umschauen. Er hatte wirklich ein gutes Händchen dafür Orte zu finden, in denen es nicht zu überfüllt war. Da wo sie seit neuestem arbeitete konnte man nicht mal vernünftig durch den Raum laufen. Deshalb genoss Pearl nun die ruhige Umgebung. Als Ragnar zu sprechen begann, wandte sie sich wieder ihm zu. Dabei um schloss sie mit ihrer Hand ihre Tasse und wärmte sich dadurch. Während seiner ersten Worte blickte sie einfach nur in ihre Tasse und versuchte zu verstehen, was er da erzählte. Als er dann begann zu erklären, wer er war, hob sie den Blick und begegnete dem Seinen. Deutlich war in ihrem Blick erst Unglaube zu erkennen und auch der innere Kampf, dem allen glauben zu wollen. Doch kurz wurde sie durch seine Hand abgelenkt und ihr Blick huschte auf den Tisch. Als er sie gestreift hatte, war es, als würde eine Wärme durch ihren Körper fließen und doch dachte sei gleichzeitig, dass sie eigentlich ganz weit weglaufen sollte. Als er dann weiter erzählte, stützte sie ihre Stirn auf eine Hand und schüttelte leicht den Kopf. "Das kann doch alles nicht existieren." nuschelte sie leise vor sich hin. Während der ganzen Zeit hatte sie nicht einmal ihren Tee angerührt. Als er nicht weiter sprach, hob sie wieder ihren Blick. "Das kann doch alles gar nicht real sein? So etwas sollte doch gar nicht existieren. Und doch habe ich nicht das Gefühl, dass du Lügst. Und ich weiß, was ich gesehen und gefühlt hatte da draußen auf der Straße." Mit jedem Wort ist ihre Stimme etwas leiser geworden und als sie endete nahm sie ihre Tasse und trank sie bis zur Hälfte leer. "Zuhause hatte ich immer das Gefühl, dass irgendetwas fehlte und habe es für selbstverständlich hingenommen mich vor anderen zu verschließen. Nie hätte ich gedacht, dass all dies meine Seele getan hatte. Nie hätte ich gedacht, dass eine Seele überhaupt wie ein zweites Ich agieren kann. Doch all die Bilder in meinem Kopf waren so real und ob durch einen Spiegel oder eine Wasserspiegelung konnte ich erkennen, dass ich es war." Sie hob wieder ihren Blick und schaute ihm direkt in die Augen. "Und obwohl ich mir sicher war, dass ich bewusstlos war, war ich es doch nicht. Ich spürte eine ähnliche Wärme wie die meiner Seele und doch auch eine gewisse Kälte. Doch je näher sie mich an die Wärme führte um so mehr verblasste die Kälte." Sie lachte leise auf. "Ich weiß nicht mal genau was ich da von mir gebe und denke, dass muss verrückt klingen und doch ist es genau so gewesen." Ihr Blick ging wieder zur Tasse und sie trank diese nun komplett aus. Danach huschte ihr Blick überall hin, nur nicht wieder zu ihm. Ihre Finger knetete sie immer wieder und in ihrem Kopf rasten die Gedanken nur so umher. Nicht in der Lage diese vor ihm abzuschirmen, prasselten diese auch auf Ragnar ein. Liesen ihn ihre Unruhe und Verwirrtheit fühlen. Irgendwann stand sie abrupt auf, wobei der Stuhl fast umkippte, nuschelte sie gehe kurz auf die Toilette und rannte dann fast zu dieser. Als sie dort ankam, stützte sie sich am Becken erstmal ab und schloss die Augen. Sie fühlte sich körperlich total erledigt und auch die mentale Erschöpfung kündigte sich an. Außerdem fühlte sie auch wieder, wie ihre Seele nach Ragnars rief, was sich anfühlte wie Schmerzen. "Das soll wohl jetzt ein Witz sein. Ich kann nicht mal auf Klo gehen, ohne das meine Seele verrückt spielt." sagte sie durch zusammen gebissenen Zähnen. Sie machte den Wasserhahn an und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und atmete tief durch. Dann machte sie sich wieder zurück zu Ragnar. Erschöpft lies sie sich auf den Stuhl nieder und legte den Kopf auf den Tisch. "Ich kann nicht mehr....ich will nichts mehr denken und nichts mehr fühlen....ich will nur noch Traumlos schlafen...." sagte sie leise. Sie hatte nicht mal mehr die Kraft ihn anzusehen. "Bitte bring mich irgendwohin." Sie wusste nicht mal, ob sie es gesagt hatte oder gedacht hatte.
Ob er ein gutes Händchen für derlei Dinge hatte wagte er zu bezweifeln. War es doch einfach der Tatsache geschuldet das er sich ungerne unter Menschen bewegte. Teils weil er ständig angestarrt und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit war, teils weil er nicht in den Gedanken anderer herum stöbern wollte. Etwas das er allgemein ungerne tat und doch fehlten den meisten Menschen natürliche Schutzmauern, welche dafür sorgten das ihre Gedanken verborgen waren. Doch all dies war noch harmlos im Gegensatz zu dem Unwohlsein welches ihn in Gegenwart von Menschen befiel. Wurde ihm doch nur ständig vor Augen geführt was er alles verloren hatte. Sei es nun Freude oder Leid, ein herzliches Lachen, ja sogar Tränen. Formen von Emotionen die viele für selbstverständlich hielten und sich gar keine weiteren Gedanken darum machten. Vollkommen selbstverständlich und doch etwas das er schon vor vielen Jahrhunderten verloren hatte und ihm erst jetzt wieder gegeben wurde, nun da er seine zweite Hälfte gefunden hatte. Emotionen die ihn wahrlich überrannten und versuchten zu überwältigen, nun da sie endlich wieder an die Oberfläche dringen und wahr genommen werden konnten. Nichts destotrotz versuchte er sich auf die Frau vor ihm zu konzentrieren. Die Frau die der Auslöser für all dies gewesen war und auf die er die Hoffnung schon vor so langer Zeit begraben hatte, nur um ihr im letzten Moment doch noch zu begegnen.\r\nIhr Unglaube war förmlich greiftbar. Nicht weiter verwunderlich wenn man bedachte das Menschen alles als Fantasie ab taten, was sie nicht begreifen oder gar logisch erklären konnten. Lieber steckten sie jemanden in eine ihrer Anstalten und erklärten ihn als verrückt, statt tatsächlich zu akzeptieren das es Dinge gab die ausserhalb ihrer Logik bestand. Somit war ihr Unglaube alles andere als überraschend für ihn. Würde es doch einiges an Zeit brauchen sie von der Wahrheit dessen was er sagte zu überzeugen und ihr menschliches Denken wenigstens so weit aus zu dehnen das sie es akzeptieren konnte ohne zu denken das sie verrückt wurde. Ein mehr als nur schwieriges Unterfangen, erst Recht wenn man bedachte das er selbst alles andere als einfach und zugänglich war. Ohne sie zu unterbrechen hörte er ihr aufmerksam zu, auch wenn einige ihrer Überlegungen ihn doch ein klein wenig zum schmunzeln brachten. War es doch einfach nur typisch Mensch alles in seine Einzelteile zu zerlegen und zu analysieren in der Hoffnung doch eine gewisse Logik zu erkennen um sich an dieser wie an einem Rettungsring fest zu halten. Nicht wirklich verwerflich und doch gab es so vieles, was einfach nicht erklärbar war, Dinge die bar jeder Logik möglich waren. Unfähig sich ab zu schirmen prasselte jede Überlegung, jeder Ansatz einer Logik, sowie dessen Verwerfung auf ihn ein. Doch auch hier versuchte er ruhig und geduldig zu bleiben. Konnte er ihr doch vieles erklären und doch würde es nichts bringen solange sie nicht selbst anfing zu begreifen da sie sich jenseits von jeder Logik befanden und diese in ihrer Situation nicht wirklich half. Somit blieb er optisch gesehen auch ruhig als sie davon stürmte, während innerlich der Drang ihr hinterher zu laufen und sie als die Seine in Besitz zu nehmen immer überwältigender wurde. War es mit dem einfachen aufeinander treffen doch noch längst nicht bewerkstelligt, denn auch wenn ihre Wärme ihn umgab und sich an ihn schmiegte wie eine zweite Haut, so würde doch nur eine endgültige Bindung ihn schliesslich davor bewahren genau zu dem zu werden was sie angegriffen hatte. Ein Monster, obwohl dies vielleicht der falsche Ausdruck war. War dies doch einstmals auch nur ein Mann gewesen, voller Hoffnungen und Emotionen die schliesslich nur noch in Hoffnungslosigkeit und Resignation ausuferten. Ein Gefühl das er nur zu gut kannte und das ihn seit Jahrhunderten tagtäglich immer begleitete und daran erinnerte das ihm das wichtigste in seinem Leben fehlte.\r\nUnruhig auf seinem Stuhl umher rutschend während eine Sekunde nach der anderen verging ohne das sie zurück kam, fühlten sich diese wie Stunden an. Dennoch, kurz bevor er wie ein Irrer aufsprang und sie zurück holen konnte, liess sie sich wieder ihm gegenüber nieder. Fast zögerlich streckte der Riese seine Hand aus, fuhr sanft ihr Haar entlang und wickelte eine der Strähnen um seinen Finger. Eine einfache Geste, viel zu intim wenn man bedachte das sie sich gar nicht kannten und doch musste er sie einfach berühren und fühlen das ihm sein Geist keine Fantasie vor spielte.\r\n„Bevor ich dich mit nehme musst du eine Entscheidung fallen“setzte er nach einer Weile an, überlegend wie er das was nun kommen würde richtig formulierte ohne sie gänzlich zu verschrecken, oder vielmehr noch mehr als eh schon der Fall war. „Ich kann dir die Erinnerungen an all dies nehmen. Du wirst dich an nichts mehr erinnern, weder an den Nosferatur noch an mich und kannst so dein Leben als Mensch weiter führen als wäre nichts gewesen“ sagte er, innerlich dagegen an kämpfend ihr diese Möglichkeit überhaupt an zu bieten. Würde es ihn selbst doch zum Tod in der Sonne verdammen, denn sich selbst konnte und wollte er die Erinnerungen nicht nehmen und selbst wenn sie dies wünschte, so wusste er, das er nicht stark genug wäre sich von ihr fern zu halten, nun da er wusste das es sie gab. „wenn du jedoch mit mir mit kommst dann wird es für immer sein. Es wird kein zurück geben und all das was du gekannt hast wirst du hinter dir lassen“fuhr er fort und wies ihr die zweite Seite der Medaille.“Ich bin kein einfacher Mann und ich kann nicht versprechen das ich alles richtig machen werde. Dennoch werde ich jeden Tag versuchen dich glücklich zu machen und für das zu entschädigen was du verloren hast.“hier stoppte er. Brachte es doch nichts ihr auf zu zählen was alles möglich wäre. Würde sie dies womöglich nur noch mehr verwirren, so das sie keine Wahl mehr treffen konnte, denn klar, auch wenn er wollte das sie mit ihm kam, so sollte dies doch aus freien Stücken sein und nicht weil er ihre Gedanken vernebelt oder sie gar beeinflusst hatte. Eine mehr als nur schwere Entscheidung und bar seiner Natur und doch versuchte er ihr die grösst mögliche Freiheit zu geben, so weit es ihm nur eben möglich war.

Pearl Currington

Als sie darauf wartete, was er sagen wurde, spürte sie, wie er über ihre Haare strich und eine Strähne in seine Hand nahm. Sie hätte ihm dies nicht erlauben dürfen, da er ein Fremder ist, doch eine Wärme breitete sich in ihr aus und lies ihre Seele schnurren. Noch heute Vormittag hätte sie nie damit gerechnet, dass der Tag so enden würde. Während Ragnar ihr Haar befühlte, hielt sie weiter hin die Augen geschlossen. Auch als dieser anfing zu sprechen. Sie lauschte seiner Stimme und hatte große Mühe dieser zu folgen. Sie war so unglaublich müde und sollte jetzt noch eine Entscheidung treffen? Seufzend hob sie ihren Oberkörper vom Tisch und schaute ihn an. Der ganze Tag lief vor ihrem Geiste noch einmal ab und endete nicht mal dann, als sie dem Nosferatu begegnete. Wollte sie all das vergessen? Wollte sie ihn vergessen? Wollte sie vergessen, was mit ihr passierte? Vergessen, was ihre Seele ihr gezeigt hatte? Immer wenn sie zu dem Punkt gelang, dass es vielleicht besser wäre alles zu vergessen, bekam sie Kopfschmerzen. Mittlerweile kannte Pearl den Grund dafür, auch wenn er noch so unlogisch war. Aber es schien wirklich so, dass ihre Seele sie daran hindern wollte. Da kam ihr erst die Frage in den Kopf, was denn mit dieser passieren würde. Würde sie einfach wieder ruhig werden oder gar verschwinden? Wäre sie dann ein anderer Mensch? Dann dachte sie über den anderen Teil nach. Dabei sank ihr Kopf wieder auf den Tisch.
Sie drehe ihn auf die Seite, mit Blick in den Gastraum und starrte dabei aber in die Ferne. Was würde sie hinter sich lassen? Bei dem Gedanken prasselten ihre Erinnerungen auf sie ein. Wie ein Film zog ihr Leben in ihren Gedanken vorbei. Machte ihr bewusst, dass ihr Leben nur aus Rebellion und Verbote bestand. Ihr Vater sie erdrückt hatte mit Sorge und in dem Versuch sie zu schützen, ihr nie erzählt hatte, was ihre Familie war. Nun hatte sie keine Familie mehr und musste immer noch fürchten, dass die Leute sie jagten. Würde sie jemand vermissen, wenn sie ging? Auch darauf kannte sie nur ein Wort. Nein. Während sie über all das nachdachte, konnte er all ihre Gedanken mitverfolgen. Auch ihre Erinnerungen waren ein offenes Buch für ihn.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hob sie wieder den Kopf. "Du kannst nichts entschädigen, wenn ich nichts verloren habe. Ich bin nach New York gekommen, weil ich geflohen bin. Ich habe keine Familie mehr, weil sie hingerichtet wurden von anderen Menschen." sagte sie mit leiser Stimme. Ohne ein weiteres Wort stand Pearl auf, zog sich ihre Jacke an und ging Richtung Ausgang. Sie konnte nicht mehr atmen und brauchte frische Luft. Draußen angekommen atmete wie erstmal tief durch. Sie wusste, dass er ihr sofort folgen würde und im nächsten Moment war er auch schon da. Sie hob ihren Blick in den Himmel und bemerkte, dass die Sterne nicht zu sehen waren. Sie vermisste es, die Sterne zu sehen. Dann drehte sie sich zu Ragnar um. "Ich mag deine Welt vielleicht noch nicht verstehen und auch mich selber nicht mehr. Aber eines weiß ich mit Gewissheit, dass es egal ist, ob ich verschwinde. Mich vermisst hier niemand und ständig mit einer gewissen Angst zu leben gefällt mir auch nicht. Also bitte ich dich, mich hier weg zu bringen. Ich bin so müde und ich fühle mich so zerrissen, dass ich nur noch schlafen möchte und nichts träumen möchte. Ich habe seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Also bitte, bring ich hier weg." sagte die junge Frau mit leiser Stimme und ihre Augen zeigten deutlich das Flehen um totale Ruhe.

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