Wind Beyond Shadows

Normale Version: Wald
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Der Winter hatte die Stadt unendlich lange in seinen Krallen gehabt und fast schien es so als würde der Frühling doch nicht mehr kommen und doch, eines Morgens erreichten endlich die ersten zögerlichen Sonnenstrahlen den Boden. Sorgten dafür das der Schnee endlich wich und nach und nach den Platz räumte für die ersten zaghaften Sprieße. Dennoch dauerte es noch 3 Wochen bis es endlich so weit war die Idee des letzten Jahres in die Tat um zu setzen.
In aller Ruhe klapperte er die verschiedensten Geschäfte ab und kaufte alles was sie für ihren Ausflug in die Wälder brauchen würden. Inklusive passender Wärmekleidung für Nao, da er diese wohl kaum in seinem Kleiderschrank hatte. Um die Überraschung aufrecht zu erhalten, hatte er ihm nicht verraten wohin es sie das Wochenende führen würde, sondern hatte einfach nur einen Ausflug vorgeschlagen der sie aus der Stadt heraus bringen würde. Natürlich war die Neugierde gross und es gab zahlreiche Fragen, jedoch blieb er standhaft und verriet mit keiner Silbe was er vor hatte. War er doch gespannt darauf ob sich Nao noch an ihr Gespräch von damals erinnerte und vor allem seine Zusage das er einmal mitkommen würde. Zur Not konnte er ja noch immer ein Motel oder dergleichen ansteuern falls es wirklich absolut nicht sein Fall wäre. Eigentlich mehr als nur schade, da gerade jetzt wo alle Pflanzen zum neuen Leben erwachten der Wald einfach nur wunderschön war und mit der richtigen Kleidung liess sich auch die Kälte der Nacht sehr gut vertreiben.
So verstaute er also alles in seinem PickUp und surrte alles fest, nachdem er es unter einer Plane versteckt hatte. Erst dann machte er sich überpünktlich auf den Weg um ihn von seiner Wohnung ab zu holen. Somit fädelte er sich schon jetzt leicht genervt in den zähen Verkehrsstrom ein, der einfach nur im Schneckentempo voran rollen wollte. Immer wieder musste er stoppen und Wartezeiten einlegen, so das er bei einer U-Bahnzeit von 20 Minuten mit dem Auto doch glatt eine ¾ Stunde brauchte. Gut das er viel zu früh los gefahren war, denn so kam er mit 4 Minuten Verspätung doch wenigstens halbwegs pünktlich bei ihm an. Breit grinsend da er ihn schon von weitem am Gehsteig sehen und umher laufen sah. Hatte irgendwie etwas von einem Hamster in seinem Hamsterrad der nervös seine Runden drehte. Schon ein bisschen fies der Vergleich und doch lieferte es ein gutes Bild der Situation die sich ihm bot.
„Bereit für unseren Ausflug ?“ fragte er ihn mit einem abenteuerlichen Funkeln in den Augen. Seine Antwort nicht abwartend beugte er sich zu ihm herüber um ihn zu küssen, eh er sich zurück zog und abwartete bis alles verstaut war. Schon merkwürdig. Hätte man ihm vor einigen Monaten gesagt wie sich das Ganze zwischen ihm und Nao entwickeln würde hätte er ihm wohl den Vogel gezeigt. War er doch nie der Typ dafür gewesen lange zu verweilen oder gar etwas wie eine Bindung zu einem anderen auf zu bauen Nicht das er dazu unfähig wäre oder kein Herz besass, doch die Erfahrungen hatten ihm gezeigt das es einfacher war alleine durchs Leben zu ziehen, statt sich sinnlos mit Ballast zu beladen der nur immer mühsamer wurde. Doch bei ihm war es irgendwie einfacher. Kamen keine übertriebenen Forderungen oder Erwartungen und statt nervig zu werden waren die Abende die sie miteinander verbrachten oftmals doch mehr als nur amüsant und witzig. So wurde aus dem Einsiedler ohne das er es merkte doch ein Mensch der ein wenig offener durchs Leben ging und lernte Nähe innerhalb eines gewissen Rahmens zu zu lassen. Eines Rahmens der sich ausschließlich nur um ihn herum erschloss und auch dort mehr als nur zerbrechlich war und doch war er vorhanden und hatte eine kleine Seifenblase geschaffen innerhalb deren sie sich bewegten, oder vielmehr er sich bewegte ohne gleich die Flucht ergreifen zu wollen. Was genau sie waren, darüber dachte er nicht gross nach. Dennoch war ihm durchaus bewusst das sich aus der anfänglichen Affaire doch eine Art Freundschaft entwickelt hatte die weit über das normale Mass hinaus ging. Musste er doch ehrlich gestehen das er sich so an seine Gegenwart gewöhnt hatte, das es zeitweise echt komisch war wenn er alleine in seiner Wohnung hockte und sich immer wieder dabei erwischte wie seine Gedanken zu ihm hinüber drifteten oder wie er mal wieder ohne es bewusst entschieden zu haben das Handy in seiner Hand hatte. Mehr als nur verdächtig und doch, solange keine Forderungen oder dergleichen an ihn gestellt waren, passte ihm das Arrangement soweit ganz gut. Das diese irgendwann unweigerlich kommen würden, war ihm klar und er bedauerte schon heute diesen Moment in dem er wieder alleine seiner Wege ziehen würde. Beziehungen und derlei Liebeskram war einfach nichts für ihn und brachte nur Kummer und Sorgen mit sich, so das er lieber auf etwas Gutes verzichtete statt sich dem unweigerlichen Ende aus zu setzen. Abwartend bis er fertig war fädelte er sich wieder in den Verkehr ein, diesmal aber um endlich aus der Stadt heraus zu kommen. Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen deutete er auf das Ablagefach hin. „Da du so gerne immer alles bis ins kleine Detail planst … findest du dort einen kleinen Hinweis“ deutete er an. Hatte er doch ein kleines Buch gekauft in der herrliche Aufnahmen drin zu sehen waren von der Gegend in der er ihn entführen wollte. Vielleicht würde ihn das schon vorzeitig ein wenig in Stimmung bringen und ihn nicht aus allen Wolken fallen lassen sobald er mit bekam wohin sie die Reise führen würde und was er wirklich vor hatte.
Nao wusste nicht, auf was er sich hier eingelassen hatte, doch er vertraute Ty insoweit, das er wenigstens mit dem Leben davon kommen würde. Nur war da der bittere Beigeschmack, das er nicht wusste, was auf ihn zu kam, das er nichts planen konnte, nichts absehen konnte. Es war wie ein Jucken unter der Haut, dem er nicht Herr werden konnte, gleich wie sehr er sich kratzte. Helfen würde es nur, die Haut abzuziehen, doch das war nicht möglich. Möglich schon, aber alles andere, als gewollt und angenehm, daher lenkte er sich damit ab, umher zu wandern.
Die Hände hatte er in die Taschen geschoben, während er darüber nachdachte, wohin es gehen könnte. Das der Ausflug das ganze Wochenende in Anspruch nehmen sollte, wusste er, doch das war auch das Einzige. Ein ganzes Wochenende, nur sie beide... Inzwischen verstanden sich sich recht gut, hatten sich soweit aufeinander eingespielt, das sie sich ergänzten. Das sich das, was er für Ty empfand so noch fertigte, war die Schattenseite der Medaille. Natürlich gab es weiterhin ihre Treffen, doch die Distanz, die sie zu vor getrennt hatten, die Grenzen, die gezogen worden waren, wurden bröcklig, schwammig, gingen ineinander über, das Ansichten nicht mehr all zu leicht zu vertreten waren. Und doch wollte er sich nicht zu Dingen hinreißen lassen, die er bereuen könnte. Stattdessen sah er, wohin es sie führte, ohne zu forschen oder zu bohren sondern sog das auf, was Ty bereit war, zu geben, wie ein ausgetrockneter Schwamm, der in der Mittagssonne lag.
Daher war es nicht verwunderlich, das er eine gewisse Nervosität fühlte. Ein weiterer Grund, um auf und ab zu wandern, nur wurde sie dadurch nicht weniger. Aber auch nicht mehr, was wohl von Vorteil war. Erneut sah er auf die Uhr, schaute, wie viel Zeit vergangen war. Überraschender weise kam Ty immer seltener zu spät, wenn sie sich verabredeten. Keine selbst Verständlichkeit, viel mehr ein weiterer Grund sich ein klein wenig der Hoffnung hinzugeben, die er sich so gern verbat. Und doch musste er immer wieder Lächeln, wenn er ihn sah, nie wissend, ob er ins alte Muster verfiel, ihn warten ließ, oder pünktlich war. Einen Vorwurf hatte er ihm daraus nie gemacht, dafür schätzte er ihn zu sehr und wusste ja um die Gründe, die durchaus wichtiger waren.
„Nun ja, ich hätte gern ein paar Infos gehabt.“, meinte er wahrheitsgemäß, lächelte aber, um seinen Worten die schärfe zu nehmen, denn es sollte kein Vorwurf sein. So gut, wie sie sich aber inzwischen kannten, wusste Ty sicher, wie die Worte gemeint waren. „So wie du aber schaust, könnte ich es bereuen, zugesagt zu haben.“ Er tat es nicht, gleich, was auf ihn zukommen würde. Für Luxusurlaub, war er nicht der Typ, auch rechnete Nao nicht damit, nun in ein Ressort zu fahren, damit sie sich dort die zeit vertreiben konnten. Selbst war er ja nicht mal der Typ.
Und doch wagte er den schritt, selbst sich in den Wagen, der, wenn man wusste, wohin es ging, schon diverse Rückschlüsse zuließ. Doch Nao war keiner, der verurteilte, oder Schlüsse zog, doch selbst wenn es doch vorgab, beschwerte er sich nicht, wenn Erwartungen nicht erfüllt wurden. Er konnte nicht in die Köpfe anderer schauen, daher maßte er sich auch nicht an, zu wissen, was sie dachten. Eher beobachtete er, was passierte. Aber er vertraute Ty. Eine Sache für sich, denn er tat sich schwer damit, anderen zu vertrauen. Lieber machte er die Dinge selbst, nahm sie in die Hand und regelte sie, wissend, das es an ihm lag, wie es ausging.
Überrascht erwiderte er den Kuss, doch lächelte er kurz darauf schon, als er spürte, wie es sich in seinem Bauch anwärmte, wie die Schmetterlinge tobten. Er mochte das Gefühl, insbesondere, da Ty es war, der es in ihm auslöste. Das sich die anfängliche Affaire zu einer FreundschaftPlus einwickelte, hätte er nie erwartet, auch hütete er sich, es so zu benehmen, denn irgendwie war es mehr, als das. Keine Beziehung, davon waren sie weit entfernt, dennoch mehr, als eine Freundschaft mit gelegentlichen Ficks, eben auch weil sie sich nicht miteinander tröstete, weil es nichts besseres gab. Ein passender begriff fiel ihm dennoch nicht ein. Doch musste man immer alles benennen? Er ja, jedoch nicht in diesem Fall...
Dem Drang widerstehend dessen Hand zu nehmen, schnallte er sich an, lehnte sich zurück und ließ die Dinge auf sich zukommen, die da ausharrten.
Nao lachte leise. War er so gut zu durchschauen? Er griff nach dem Hinweis und betete, das er nicht durch den Matsch kriechen musste, um weitere Hinweise zu bekommen, die ihn irgendwann ans Ziel bringen würden. Da konnte er gut verzichten.
„Wandern?“, mutmaßte er mal ins Blaue hinaus, als er das kleine Büchlein mit herrlichen Landschaften öffnete. Schon jetzt fühlte er, wie die Anspannung abfiel, wenn er die weiten Grün- und Waldflächen sah. Ein lächeln legte sich auf seine Lippen. Wenn die Temperaturen hielten, würde es ein toller Ausflug werden!
Eigentlich gemein ihn so im trüben fischen zu lassen und nicht zu verraten wohin es gehen würde. Dennoch, wenn er da an ihren kleinen Ausflug in das Wellnesscenter samt mehr als nur kurioser Schlammsitzung, ja wirklich eine Sitzung in Schlamm, zurück dachte war das mehr als nur gerecht. Zudem war eigentlich ja nichts Schlimmes geplant, sondern einfach nur ein gemütliches Wochenende im Zelt inmitten der Natur und wenn das Wetter passte vielleicht auch eine Wanderung oder vielleicht könnten sie mit einem Boot auf den See hinaus. Soweit gesehen also definitiv nichts Schlimmes vor dem er Angst haben musste. Selbst für die passende Kleidung hatte er gesorgt, denn auch wenn Nao wohl zur Not in seine hinein passen würde, so wären ihm diese wohl doch zu weit und zu lang, einfach weil er doch schmaler gebaut war als er selbst. Halt die typische Schwimmerfigur. Mehr als nur verwunderlich wie er diese selbst jetzt noch immer aufrecht erhielt und doch war er mehr als nur froh darum das dem so war.
Das er nur zu gerne ein paar Infos mehr gehabt hätte war durchaus nachvollziehbar, allein schon aus dem Grund das dieser immer alles bis ins kleinste Detail planen und kalkulieren wollte. Umso wichtiger war es das er auch endlich einmal das Zepter aus der Hand gab und andere machen liess. Bei vielen Dingen war dies natürlich von Vorteil, hatte man dies ja doch im Camp gesehen. Ohne Planung wäre dies wohl ein heilloses durcheinander gewesen und dennoch musste auch er lernen sich überraschen zu lassen und etwas auf sich zu kommen zu lassen. Immerhin hatten sie doch mittlerweile eine Freundschaft der etwas anderen Art aufgebaut und somit wurde es Zeit das er lernte ihm zu vertrauen. Klar konnte noch immer etwas schief gehen, aber das lag dann wohl eher an unvorhergesehenen Dingen, statt an seiner Planung für das Wochenende. „So wie du tust könnte man meinen das ich dich direkt in die Hölle bringe“ meinte er mit einem breiten Schmunzeln auf den Lippen und zog ihn auf. Kannte er ihn doch mittlerweile gut genug, der hoffte es zu mindestens um zu wissen das auch ihm der Ausflug Spass machen würde. Immerhin war dieser vor langer Zeit kurz einmal ein Thema zwischen ihnen gewesen und da war er doch mehr als nur neugierig gewesen. Ob dies nun immer noch der Fall war würde er heraus finden müssen. Für den Notfall hatte er sich extra eine kleine Herberge heraus gesucht auf die sie im Notfall ausweichen könnten. Immerhin könnte ja auch das Wetter schlagartig umspringen und auch wenn er kein Problem hatte der Natur zu trotzen, so sollte der Ausflug doch etwas positives werden, so das Nao ihn vielleicht freiwillig ab und an einmal begleiten würde.
Eigentlich mehr als nur komisch. Waren diese Ausflüge bisher doch immer sein grosses Geheimnis gewesen. Weder sein Arbeitgeber, noch seine Schützlinge wussten wohin er ab und an für einige Tage verschwand. Das Einzige was sie wussten war das er für diese Zeit definitiv nicht erreichbar war, doch das war es dann auch. Lange hatte er überlegt ob er wirklich bereit war ihn in diesen klenen Bereich seines Lebens zu integrieren und ihm die Türe zu öffnen. War es doch etwas das sonst immer nur für ihn dagewesen war, so banal es für andere vielleicht auch klang. So brauchte er von Zeit zu Zeit die Abgeschiedenheit um den Kopf wieder klar zu bekommen, neue Kraft zu tanken und über das ein oder andere Problem seiner Schützlinge nach zu denken. Somit war dies ein mehr als nur riesiger Schritt für ihn, Nao daran teil haben zu lassen. Dennoch dachte er das auch ihm solche eine Auszeit vielleicht ganz gut tun würde und auch er vielleicht einmal richtig abschalten konnte. Hatte doch auch er mehr als nur genug um die Ohren. Vielleicht nicht unbedingt durch seine Schützlinge, aber vielmehr durch deren Eltern die alle meinten das natürlich ihr Kind ausgerechnet der nächste Olympiasieger wäre, selbst wenn das Kind absolut keine Affinität oder gar Interesse hätte. So wenig sich die Eltern seiner Kinder um diese kümmert, so sehr erdrückten auf der anderen Seite diese die Kinder von Nao. Somit also definitiv Zeit für ein wenig Ruhe und Entspannung fernab von alledem. Das es zudem noch ein hübsches Funkloch gab und man definitiv nicht erreichbar war machte das Ganze nur sehr viel besser. Doch diesen Punkt würde er schon von ganz alleine merken, ohne das er ihn darauf hinweisen musste.
„Ob du es bereust weiss ich noch nicht, auch wenn ich es nicht hoffe, aber für den Notfall weichen wir auf eine Alternative um“ teilte er ihm mit während er sich auf die zähe Schlange an Autos vor ihnen konzentrierte. Selbst die Fussgänger waren schneller unterwegs und doch konnten sie diesmal nicht auf die U-Bahn zurück greifen. Also hiess es wohl Geduld beweisen und hoffen das sie so schnell wie möglich aus der Stadt heraus kamen. So schnell wie möglich natürlich an den riesigen Staus und den ständig verstopften Strassen New Yorks angepasst. Doch auch dieser lag nach einer gefühlten Ewigkeit und tatsächlich gesehen wirklich einer halben Ewigkeit endlich hinter ihnen und vor ihnen erstreckten sich freie Strassen. Der Lärm und die Enge der Grossstadt wichen langsam freien Grünflächen an denen nur ab und an ein paar Häuser oder Siedlungen zu sehen waren. Teilweise mehr zum erahnen, als das man sie tatsächlich direkt vor der Nase hatte. Dennoch der erste Vorgeschmack auf Freiheit in der man sich umschauen konnte ohne gleich über den Haufen gerannt zu werden. Freiheit in der man etwas anderes sah als Massen von Beton, wahre Menschenmassen und eine Übermacht von Autos die sich da auch noch irgendwie in das Bild hinein quetschten und sich ihren Platz suchten. Erst jetzt bekam Nao wieder seine volle Aufmerksamkeit. Nun gut natürlich nicht vollkommen und doch definitiv sehr viel mehr als es in der Stadt der Fall gewesen war. Die Hand vom Lenkrad lösend legte er diese knapp oberhalb seines Knies ab, mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen. „Wenn das Wetter hält können wir gerne wandern gehen“ stimmte er zu „oder wir mieten ein Boot und fahren auf den See hinaus“ Möglichkeiten was sie machen konnten gab es mehr als nur genug, solange das Wetter halbwegs halten würde und ihm keinen Strich durch die Rechnung machte. Immerhin wäre allein dieser Ausflug schon ein krasser Gegensatz zu seiner sonst gewohnten Grossstadt und da musste nicht auch noch das Wetter ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Doch wirklich beeinflussen konnte er es am Ende nicht. Einfach nur hoffen das alles hielt.
Sich weiter auf die Strassen konzentrierend, während sein Daumen ab und an über seinen Oberschenkel strich bog er nach relativ kurzer Zeit auf einen kleinen, versteckten Weg ein, welcher sie mitten hinein in die Wälder und schliesslich zu einer kleinen versteckten Hütte nah am See führte. Je nachdem wie Nao reagierte könnten sie notgedrungen auch in der Hütte schlafen, wenn er sich wirklich sträubte in einem Zelt zu nächtigen. „Also …. wie Abenteuerlustig bist du ?“ harkte er nach und funkelte ihn herausfordernd an „Wenn du dich an die Idee in einem Zelt zu schlafen nicht anfreunden kannst, könnten wir zur Not auf hier in der Hütte bleiben“ natürlich nicht gerade das was ideal wäre und dennoch musste und wollte er Rücksicht auf ihn nehmen. Brachte dieser Ausflug doch rein gar nichts, wenn ihm alles widerstrebte. Also doch hier und dort kleine Sicherheitsanker mit einbauen damit er wenigstens einen minimalen Einfluss hatte und sich so vielleicht ein bisschen mehr mit der Idee anfreunden konnte.
Spa und Wald waren Himmelweite Unterschiede, weswegen Nao nicht auf die Idee kam, das Eine, mit dem Anderen zu vergleichen. Zumal er die Karten ja nicht selbst erworben hatte und es schade drum wäre, sie verfallen zu lassen. Doch wenn er wüsste, das dies hier die Rache war, nun, dann würde er sich wiederum rächen, auch wenn ihm auf Anhieb nichts einfallen würde. Es war ja nicht mal das Wochenende an sich, oder der Wald, viel mehr die Unwissenheit, die ihn zermürbte. Wobei auch hier abzusehen war, was passieren konnte. In einem Wald würde er beispielsweise nichts mit Sand finden, der sich unter die Schichten seiner Kleidung schlich. Selbst Seekrank würde er hier nicht werden, so also konnte er es auf diverse Geschehnisse einschränken. Doch selbst das reichte aus, um ihn zu beschäftigen. Einen plansüchtigen Pedanten zu überraschen war... nicht nett. Und doch tat er ihm den gefallen, nicht zu Letzt weil er es war, versprochen hatte er es auch.
Es mangelte ihm nicht an Vertrauen, dies hatte er, nur plante er gern und wusste gern, was auf ihn zu kam, um entsprechend (ja auch das plante er im Kopf) zu reagieren. Manchmal war es ganz gut, das Ty nicht ganz wusste, wie sehr er alles durch taktete. Er wusste, wie viele Minuten er auf den Weg zur Schwimmhalle brauchte, konnte seine Wege berechnen, da er inzwischen den Verkehr sehr gut einschätzen konnte. Natürlich wusste Nao, wie übertrieben es war, aber los lassen ging auch nicht. Daher war es auch sehr wichtig gewesen keine Termine zu haben, wenn sie einen Ausflug machten. Dennoch hatte er das Handy dabei, nicht wegen Terminen, eher, falls was passierte. Dazu trieb allein der Arzt in ihm.
„Die grüne Hölle, wahrlich.“, grinste er vermutend, bemerkte aber selbst, wie er sich darauf freute. Er sah nach draußen und atmete durch. Er mochte Wälder. Deren Ruhe, das Geheimnisvolle. Das Entspannende. Den Geruch.
Sein Blick fiel auf dessen Hände. Eine eher unübliche und unlustige Stelle, doch er musste schmunzeln. Zu gut wusste er, wie gut diese zupacken konnten und es wäre gelogen, würde er behaupten, er würde es nicht mögen... Schnell verwarf er den Gedanken. Sie steckten mitten im Verkehr...
Die Idee zu Wandern, war gut gewesen, es lag nur an ihm gänzlich abzuschalten und alle Gedanken an den Alltagsstress los zu lassen.
Das Wetter war ihm relativ gleich.So lang es keine Hagelkörner regnete, oder ein Gewitter über sie kam, das wahrlich gefährlich werden konnte. Es wäre sehr unangenehm, aber das war es dann auch schon. In dem Fall würde er eine Hütte vorziehen, aber sonst nicht. Sie waren nicht aus Zucker, konnten ein Feuer machen, welches sie wärmen würde.
Ein Geheimnis hatte Nao auch. Bis jetzt hatte er nie erwähnt, das er Arzt war. Ein richtiger. Nicht, weil er sich als etwas Besonderes vorkam. Es war einfach nicht erwähnenswert. Viele ließen sich mit ihrem Titel ansprechen, bestanden sogar darauf. Er nicht. Er war es und damit hatte sich die Sache auch schon. Da er keine Praxis hatte und nur aktiv wurde, wenn es der Job verlangte, machte er keine Sache daraus. Es bot sich als Schwimmtrainer einfach an, über die Anatomie und eventuelle Krankheiten Bescheid zu wissen. Zudem hatte es ihn interessiert. Und da Ty wohl keine Rezepte ausgeschrieben bekommen wollte, spielte es zwischen ihnen einfach keine Rolle.
Nao wusste es sehr zu schätzen, diesen kleinen Teil von ihm kennen zu lernen. Wenn Ty also Bedenken hatte, waren sie vollkommen unbegründet. Einen besseren, um dieses Wissen zu hüten, konnte er nicht finden. Er liebte ihn, was das zweite Geheimnis darstellte, welches er für sich hütete, da würde er alles respektieren, behüten und verwahren, aber auch so war er niemand, der die Sachen anderer ausplauderte. Jeder konnte selbst fragen. Und wenn man nichts von sich aus sagte, hatte es seinen Grund, wie er fand. So leicht war die Sache. Gern hätte er kurz die Hand nach ihm ausgestreckt, ihn berührt, doch diesen schritt wollte er nicht machen, sprach er doch von viel zu viel Intimität. Es kam einer dünnen Einfläche gleich, auf der sich der ehemalige Leistungsschwimmer bewegte. Jeden Moment konnte es knacken, er könnte einbrechen. Der Grad zwischen dem, was er für Ty fühlte und das bewahren der entstandenen Freundschaft, war sehr dünn... keines das beiden wichtigen Dinge wollte er gefährden. Er kannte in Ty inzwischen gut genug, um zu wissen, wie schnell ihn zwischenmenschliches in die Flucht schlagen konnte, wenn man ihm zu nahe trat. Vorsicht war sehr wichtig, wenn er ihn nicht verlieren wollte.
Die Hand auf seinem Bein zerstob alle Gedanken und er erschauderte leicht. Sah von der Hand auf, wobei sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen legte, ehe er ihn anblickte.
„Was hältst du davon, wenn wir alles umsetzen?“, fragte er. Wenn sie eh schon fuhren, konnten sie es auch ganz ausnutzen. Das es wirklich in den Wald ging, offenbarte sich nun. Zuvor war es nur eine Ahnung gewesen. Keine Schlimme... nicht wirklich.
Dann bogen sie ab und Adrenalin jagte durch seine Adern. „Nun, lass es uns heraus finden...“, deutete er an, selbst nicht wissend, worauf er sich hier einließ. Da sie aber schon hier waren, konnte er es auch heraus finden. Wenn er doch nur hätte planen können. Er hätte so viel eingepackt, aber machte es den Reiz nicht aus, es nicht zu wissen? Für Ty wahrscheinlich schon, wie er amüsiert feststellte, als er ausstieg und sich streckte.
„Kompromiss. Wenn es nicht gewittert oder hagelt oder Sturzfluten regnet, bleiben wir im Zelt.“ Herausfordernd blickte er ihn an, ging zum Kofferraum herum und öffnete diesen. Viel an Gepäck war nicht da, weniger, als er wartet. Weniger, als er mitgenommen hatte, aber ausreichend, das sie beide was tragen konnten. Er nahm sich etwas und packte es sich auf den Rücken und ja, er nahm den Sannikasten aus dem Auto mit. Ohne ging er nirgends hin, schon gar nicht in die Pampa.

War es ein wenig gemein ihn einfach so im Dunklen umher laufen zu lassen ? Aus Naos Blickwinkel definitiv. War er doch der Meister im akribischen Planen und Vorausdenken und bestenfalls auch noch im entwerfen der verschiedensten Szenarien was alles passieren könnte. Umso mehr freute es ihn, das er dennoch mitgekommen war. Widersprach es doch so vollkommen sein Naturell und ging ihm wahrscheinlich vollkommen gegen den Strich, da er sich vollkommen auf ihn verlassen musste. Dennoch hatte er es auch mehr als nur verdient. Nicht, das er nicht selbst gerne plante und analysierte, aber ab und an war ein wenig Chaos und Unwissen auch absolut schön und aufregend und da Nao dafür nicht wirklich prädestiniert war, übernahm er gerne diese Part und entführte ihn dreist ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren wohin es denn gehen sollte. Hatte er doch selbst mehrere Listen daheim gehabt, damit er auch bloss nichts vergass und das am Ende dann auch noch vorgehalten bekam. Listen die er ihm wohlweisslich verschwieg, da es ihm sicherlich einen komischen Blick samt Spruch eingebracht hätte. War dies doch sonst nicht so unbedingt sein Steckenpferd und doch hatte er es für ihn gerne auf sich genommen, um ihm eine Freude zu machen und alles so perfekt wie möglich zu gestalten und sämtliche Möglichkeiten mit ein zu berechnen. Schliesslich konnte das Wetter in den bergen von einer Minute auf die andere umschlagen und auch wenn er nichts gegen ein hübsches Gewitter hatte, so ahnte er doch, das Nao alles andere als begeistert davon sein würde bei Platzregen und Sturm mit ihm in einem Zelt zu hocken. Doch selbst für die unwahrscheinliche Alternative hatte er vorgesorgt und bot sie ihm sogar direkt an, damit es keinen all zu grossen Kulturschock gab. Zwar hatte er zugestimmt gehabt ihn einmal auf eine seiner Touren zu begleiten, nur etwas zu sagen und schlussendlich doch um zu setzen waren oft 2 Seiten einer Medaille die nicht immer im Einklang miteinander waren.
"Du bist so ein Miesmacher" beschwerte er sich amüsiert, den Blick kurz vor den Fahrbahn lösend um ihn frech an zu lächeln "immerhin war ich mit dir auch in einem Schlammbad, dagegen ist der Wald die reinste Wohltat" zog er ihn weiter auf. Sich noch all zu gut an das Schickimicki Spa erinnernd in das er ihn einmal entführt hatte. Nicht unbedingt etwas wo er freiwillig hin gehen würde, geschweige denn, das er ein Vermögen dafür ausgeben würde im Schlamm zu hocken. Dennoch war es eine interessante Erfahrung gewesen, auch wenn er auf die ein oder andere Aktion hätte verzichten können. Trotzdem war es spassig gewesen und hatte einige mehr als nur überraschende Erkenntnisse gebracht, welche ihn noch immer hin und her schwanken liessen. Verbrachte er seine Zeit wirklich gerne mit ihm und so merkwürdig er manchmal auch war, so gehörte er neben seinen Schützlingen doch zu den wenigen Menschen, die er länger als ein paar Minuten um sich herum ertragen konnte ohne gleich flüchten zu wollen. Nichtsdestotrotz stand noch immer diese Vermutung seinerseits irgendwie zwischen ihnen. Klar hatte er deutlich gemacht das er nichts von ihm erwartete oder gar forderte oder etwas ändern wollte und doch würde es über kurz oder lang wohl kaum gut gehen, wenn er denn mit seiner Vermutung richtig lag. War er einfach nicht der Typ der sich mit solchen Dingen wie Liebe oder gar Beziehungen befasste oder gar darauf ein liess. Umso wichtiger war ihm die Zeit die sie miteinander verbrachten und noch haben würden, denn über kurz oder lang würden sich ihre Wege wohl trennen, spätestens wenn er doch begann mehr zu wollen, als er zu geben bereit war. Eine Vorstellung die ihm doch einen kleinen Stich in seinem Herzen verursachte. Hatte er ihn auf seine Art und Weise doch mehr als nur gern und doch, würde wohl genau dies nicht reichen. Liess er ihn schon jetzt sehr viel weiter in seinem Leben, als irgend jemand anderen und doch, statt das die Panik verschand nahm sie immer mehr und mehr zu. Wollte er ihn einfach nicht verlieren. Doch eh er noch vollkommen in Panik geriet verschob er diesen Gedanken einfach und freute sich auf das Wochenende das nun vor ihnen lag.
Die Berührung kam mehr instinktiv als bewusst überlegt, sonst wäre er wohl zurück geschreckt. Hatte es doch etwas sehr intimes und vertrautes. Nicht das sie sich sonst in solchen Dingen zurück hielten, ganz im Gegenteil, aber war es doch eine ganz andere Form der Intimität die er sonst vehement von sich schob. Trotzdem war es bei ihm einfach, keine Ahnung wie er es nennen sollte, es war einfach so wie es sein sollte und weiter wollte er nicht darüber nachdenken. "Eigentlich bin ich dir ja auch noch ein echtes Schlammbad schuldig" schlug er unschuldig grinsend vor " dafür musste du noch nicht einmal was zahlen und wenn du brav bist gibt`s danach ein Bad im See" setzte er fort, sich mühselig das Lachen verkneifend, genauso wie den Blick herüber zu ihm um zu sehen wie er wohl darauf reagierte. Trotzdem konnte er sich diese kleine Neckerei, samt Querverweis zu ihrem Spa-Wochenende nicht gänzlich verkneifen und wollte dies auch gar nicht. Dafür lockte er ihn viel zu gerne aus der Reserve heraus und neckte ihn bis die scheinbar kühle und berechnende Fassade bröckelte und der brodelnde Vulkan, den er so geschickt verbarg darunter zum Vorschein kam, welcher immer wieder sehr interessante Überraschungen für ihn parat hielt. Gut das sie eh gerade hielten, denn weiter als bis hier hin kamen sie mit dem Auto nicht. So konnte er sich endlich vollkommen auf ihn konzentrieren und ihn hier und dort weiter necken, auch wenn er Grinsen musste als er sah das er tatsächlich den Sanikasten des Autos mit einpackte. An den Schlaufen des Rucksacks packend zog er ihn sanft zu sich zurück . "Du vertraust mir aber ganz und gar nicht " rügte er ihn leise in sein Ohr flüsternd, eh er ihn ins Ohrläppchen zwickte und den Kasten wieder auspackte. Hatte er einen gut ausgerüsteten Sanikasten doch ganz unten in seinem Rucksack deponiert, nur würde er ihm dies momentan noch nicht auf die Nase binden, sondern hübsch im trüben fischen lassen bis er es später selbst heraus finden würde. "Mein Ausflug, meine Regeln" setzte er noch grinsend fest während er seinen Rucksack schulterte, genauso wie das Gewehr. Nicht das er gerade ein begeisterter Jäger war, oder dies gar aus Spass machte, aber inmitten der Wildnis zu campen ohne sich zu schützen wäre lebensmüde. Daher trainierte er regelmässig im Schiessstand um für den Notfall nicht daneben zu schiessen, hatte er bei einer Begegnung mit einem Bär oder Wolf doch nur eine Chance, mehr gab es nicht. "Schau nicht so entsetzt. Die ist nur für den Notfall" erklärte er, als er die kleinen Sorgenfalten auf seiner Stirn entdeckte die dort so rein gar nichts zu suchen hatten. Noch die Tasche mit dem Zelt packend verschloss er das Auto, eh er zu einem kleinen, versteckten Trampelpfad nickte. "Na dann auf ins Abenteuer" strahlte er ihn an, sich flink einen Kuss klauend eh er eben gezeigten Pfad ansteuerte und diesem für eine ganze Weile folgte. Würden sie doch locker eine Stunde brauchen, bis sie eine hübsche kleine Lichtung erreichen würden, welcher sein Ziel war. Lag sie ein wenig erhaben über den See, so das man eine wunderschöne Aussicht geniessen konnte und trotzdem innerhalb kürzester Zeit am See war, falls man sich nicht scheute ein wenig zu klettern.
Der Gedanke, das er Arzt war, hatte noch nie beruhigender auf ihn gewirkt, als jetzt. Es konnte demnach nicht viel passieren, redete er sich ein, als er Ty folgte, dabei nicht vermeiden könnend, ihm auf den Hintern zu starren. Dabei hatte er immerhin soviel Weitsicht, um nicht über eine herausstehende Wurzel zu stolpern und selbst dafür zu sorgen, das sie gleich wieder umkehren konnten. An sich mochte er den Wald sehr, aber dies beschränkte sich dann doch auf begehbare Pfade... Wanderwege, wo man sich nicht verlaufen, oder Gefahr laufen konnte, sich an einem Zweig ein Auge auszustechen.
„Dir vielleicht, aber nicht der Umwelt.“, hielt er locker dagegen und nahm sich den Kasten, den er sicher nicht zurück lassen würde, konnte kommen, was wollte, daher packte er ihn demonstrativ wieder ein. Ohne, würde er keinen Schritt machen. Da half auch kein Zwicken ins Ohr weiter. Bei manchen Sachen ging er keine Kompromisse ein.
Als dann auch noch ein gewehr geschultert wurde, beschloss er, sich bei dem Kasten wahrlich nicht beirren zu lassen. Ty könnte sich auf den Kopf stellen und der Kasten würde mitkommen. Daher sparte er sich auch einen Kommentar und nickte nur, denn recht hatte er.
Nao war pedantisch genug, um sich an sein Wort zu halten, welches ergab, denn Zuverlässigkeit war ihm ebenso wichtig, wie es die Treue und Planung war. Daher stand es bei ihm außer frage, sich an das zu halten, was er sagte, gleich wie unbequem es für ihn werden konnte. Einberechnet das zusammensitzen in einem zelt, während die Welt unterging. Nur würde Ty dann einiges haben, welches er gut machen konnte. Eine Hütte wäre ihm dann lieber, natürlich, aber in einem zelt auszuharren, würde ihn nicht umbringen. Es könnte auch seinen Reiz haben, doch verdrängte er den Gedanken vorerst, gab es doch genug andere Sachen, über die er sich den Kopf zerbrechen konnte.
„Realistischer Pedant, trifft es eher.“, behauptete er mit einem kleinen Schmunzeln. Auch wenn sie sich nicht auswendig kannten, gab es vieles, was sie auf Anhieb voneinander aufzählen konnten, ohne auch nur einen Deut daneben zu liegen. Die Erkenntnis ließ eine angenehme Wärme in ihm aufsteigen und eben jenes Wissen war es, welches ihn dazu trieb, diesem Abenteuer zu zustimmen, auch wenn die Umstände ihm einige Bedenken einflüsterten. Dennoch vertraute er ihm und sich selbst genug, um zu wissen, das sie es beide überleben würden. Dreckig, verschwitzt und verkeimt, aber sie würden es übersetzten. Daher würde er es auf sich zukommen lassen, beschlossen, sich keine unnötig Gedanken zu machen und darauf zu achten, sie nicht unnötig aufkommen zu lassen.
„Aber nicht hier und jetzt, dafür ist es zu kalt.“, meinte er vehement, denn um ein Schlammbad in der Natur zu genießen, fehlte es wohl um die 20 Grad, um es als angenehm zu betrachten. Der Gedanke, das es alles andere, als steril war, verdrängte er vorerst, denn der Spaß würde es sicher wert sein, redete er sich ein. Immerhin hatte er ihn auch genötigt. In der Natur würde man kaum sauberen Schlamm finden, leider, dennoch würde er ihm den Gefallen tun....Aufregend würde es jedenfalls werden, denn hier würden sie Sachen tun könnten, die im Hotel, trotz der Preise, undenkbar war. Der Gedanke entlockte ihm ein kleines Grinsen, welches er aber gleich wieder versteckte. Keine falschen Ideen wecken, sagte er sich und konzentrierte sich auf den Weg, der keiner war. Nur Ty selbst wusste, wo lang es ging.
„So viel Feuer kannst du gar nicht machen, das man da wieder warm wird.“, hielt er dagegen und nein, nicht mal Sex würde da helfen, selbst wenn sie es Stunden lang tun würden. Die Temperaturen der letzten Tage luden nicht dazu ein, selbst wenn die ersten warmen Tage des Jahres begonnen hatten. Im Sommer würde er den Spaß mitmachen, auch, weil er bis dahin genug zeit hatte, um sich Gedanklich damit abzufinden und sich darauf einzustellen.
„Lass uns den Spaß im Sommer wiederholen, dann bin ich dabei...“, antwortete er seinem Gedanken folgend, schon jetzt bereuend, ehe er den Satz beendet hatte. Ty brachte ihn immer wieder dazu, sich um Kopf und Kragen zu reden. Nur gut, das er es nicht wusste.
Das er ihn gewaltig aus seiner Komfortzone heraus riss war ihm nur all zu bewusst. War es doch genau dieser Reiz der ihn dazu veranlasst hatte ihn einfach spontan mit zu nehmen und noch viel gemeiner, ihm nicht einmal zu erzählen wohin es gehen würde. War es doch mehr als nur überfällig das auch Nao lernte das man nicht immer alles unter Kontrolle haben konnte und das auch aus etwas Spontanem etwas überaus Schönes werden konnte. Das er sich zudem vollkommen auf ihn verlassen musste, da er querfeldein durch den Wald lief statt einer der brav zivilisierten Wanderwege zu nehmen unterstrich das kleine Abenteuer nur umso mehr. Zeigte es doch nur wieder den krassen Gegensatz zwischen ihnen. Während Nao alles brav plante und jede Eventualität durch kalkulierte war er selbst sehr viel spontaner und stürzte sich einfach mitten ins Geschehen, sich mit Problemen erst befassend, wenn sie direkt vor einem standen. Nun gut, ganz so ungeplant war dieser Ausflug ausnahmsweise nicht. Allein schon weil er diesmal nicht nur für sich selbst zuständig war, sondern auch weil er hoffte das es Nao vielleicht sogar Spass machen würde und sie vielleicht ab und an gemeinsam einen Ausflug machen würde. Ein Gedanke der ihn vollkommen verwirrte. Hatte doch alles als einfache Affaire begonnen, ohne irgendwelche Regeln oder gar Grenzen und doch, irgendwie hatte sich alles im Laufe der Zeit verschoben. Waren aus den gelegentlichen Treffen bei denen es rein um Sex ging doch mittlerweile ganze Abende geworden bei denen sie einander näher kennen lernten. Waren aus wenigen gestohlenen Stunden doch ganze Tage oder gar Wochenenden geworden die sie miteinander verbrachten. Vollkommen normal und doch ein grosser Schritt für ihn in eine Richtung die noch immer pure Flucht bei ihm aus löste. Mochte er Nao, sogar mehr als nur ein wenig und genau deswegen wollte er ihn nicht verletzen und doch, je öfter er sich vor nahm alles zu beenden damit jeder seiner Wege ziehen konnte, umso mehr ertappte er sich dabei wie er ihm schrieb und etwas mit ihm plante.
"Tja dann wird das wohl nicht unser letzter Ausflug gewesen sein und spätestens im Sommer bist du dann definitiv fällig" konterte er grinsend, als er sich beschwerte das es viel zu kalt für ein Bad im See war. Durchaus berechtigt, denn wahrscheinlich würden sie tiefgefroren wieder heraus kommen und doch, so ein zitternder und blauer Nao hätte doch auch durchaus seinen Reiz für ihn. Musste dieser doch wieder warm gerubbelt werden und was dieses Thema anbelangte, so reichte er ihm doch gerne die ein oder andere helfende Hand. Den Blick brav nach vorne gerichtet, auch wenn er ab und an über die Schulter nach hinten zu ihm linste ging es fast zwei Stunden quer durch den Wald, bis sie endlich an einer kleinen Lichtung ankamen. Vollkommen versteckt und unbekannt und doch durchaus idyllisch, da man direkt von hier oben aus hinunter auf den See schauen konnte. Um herunter zu kommen musste man ein wenig klettern, ausser man nahm den dreifach so langen Wanderweg hinunter. "Also, willst du wieder zurück, oder hat dich die Abenteuerlust doch gepackt ?" neckte er ihn, während er den Rucksack und die andere Ausrüstung gegen einen Baum lehnte und ordentlich streckte um die Muskeln wieder zu lockern.
Manche bekamen Ausschlag, weil sie etwas nicht vertrugen, bei Nao wäre wohl Stress der Grund, wenn er einen bekam. Etwas nicht unter Kontrolle zu haben, machte ihn wahnsinnig. So sehr, das er es kaum in Worte fassen konnte und doch hatte er all dem zugestimmt. Vielleicht um Ty einen gefallen zu tun, vielleicht, um etwas Neues zu erleben. Vielleicht auch alles zusammen, er konnte es nicht sagen. Er mochte den Wald ja, so bereute er es nicht. Noch nicht. Dies lag wohl daran, das er in Gedanken durchgegangen war, was im schlimmsten Fall passieren konnte. Das vordergründig das Wetter für Unwohlsein sorgen konnte,war wohl noch das Harmloseste, aber das Beste, woran er sich festhalten konnte. So kamen wenigstens nicht die schlimmeren Dinge auf, die passieren konnten.
Immerhin schied aus, das sie keine ärztliche Hilfe hatten, was ihn zudem beruhigte. Ein gebrochenes Bein oder Arm, weil einer stolperte, wäre unschön, aber kein Weltuntergang. Dennoch hoffte er, das es nicht soweit kam und sie heil aus der Angelegenheit heraus kamen. Wie viele Horrorfilme begannen mit einem Ausflug in den Wald? Gut, dieser Gedanke ließ ihn schmunzeln. Auch wenn ein Fünkchen Wahrheit in ihnen steckte, waren es nur Filme, die er nicht ernst nahm. Beide würden es überleben. Sie gingen Zelten, keinen inzestuösen Mörder jagen, der mit seiner Sippe fernab der Zivilisation lebte und von sich vom Fleisch der verirrten Wanderer lebte.
„Wenn wir das hier überleben.“, hielt er schmunzelnd dagegen, auch wenn er noch immer nicht daran zweifelte. Mit dem ganzen sollte er wirklich gelassener umgehen, andernfalls würde er wirklich Stress-Ausschlag bekommen und der ganze Ausflug war dahin. Er hatte zugestimmt, so würden sie das Beste daraus machen und auch Spaß miteinander haben. Auf vielerlei Arten, wie er hoffte. Auch wenn er schon viele, sehr viele Abenteuer gehabt hatte, in einem Zelt.... das wäre eine Neuheit. Die Nächte waren kalt, es würde sich anbieten.... Und dann locken wir den Sippenmörder an. Erst spannert er, dann frisst er uns! Und niemand wird je was erfahren...
Nach einer Weile, in denen er seinen Gedanken nachhing, kamen sie dann an und Nao sah sich ein wenig staunend um. Seinen Rucksack stellte er neben den Tys und ging zur Kante hinüber, um über den See zu blicken. Hoch war es nicht, dennoch würden sie ein wenig klettern müssen, wenn sie zum Wasser wollten. Es war kein Umstand und leicht zu schaffen. Nur sollten sie in der Nacht aufpassen, um nicht zu fallen. Das Zelt sollten sie ein wenig abseits stellen, wenn sie denn zusammen schliefen. So ganz sicher war er sich dessen nicht.
Er streckte sich, entspannte den Rücken und bewegte diesen ein wenig. Nun, da er keine Last mehr trug war es wesentlich angenehmer. Dennoch, der Marsch war gut gewesen, war es doch eine ganz andere Belastung, als sonst.
„Ich hoffe, du kannst kochen?“, fragte er amüsiert. Wenn sie jedes mal zum Angeln an den See mussten, konnte es wirklich anstrengend werden.
Eigentlich konnte man es ja schon fast als sadistisch bezeichnen das er das arme Stadtpflänzlein einfach aus seiner gewohnten Umgebung heraus gerissen und in den tiefsten Wald verschleppt hatte, eigentlich. Auf der anderen Seite würde es ihm wirklich gut tun endlich einmal heraus zu kommen, ohne das er jede Minute genau planen und sich zig verschiedene Katastrophenszenarien ausdenken konnte. Würde er dieses allein doch wohl nie von sich aus tun oder gar in Angriff nehmen, so das dies wohl in seine Zuständigkeit fiel. Zudem war er natürlich nicht lebensmüde und hatte sie irgendwo mitten ins Nirgendwo geführt. Ganz im Gegenteil, ohne es zu ahnen wäre er nun der Einzige der von nun ab seinen Lieblingsplatz kannte. Hier hin verzog er sich wenn er einfach einmal nur Ruhe für sich selbst brauchte oder die Ämter sich mal wieder so quer stellten das er kurz vorm explodieren war. Hier fand er die nötige Ruhe endlich wieder ruhig zu werden und noch sehr viel wichtiger, seine Gedanken zu sortieren so das er danach wieder agieren konnte. Überaus wichtig, wenn man bedachte wie leicht er als Teenager aus der Haut gefahren war und dementsprechend um sich geschlagen hatte. Ein Verhalten das er nun nicht mehr anstrebte, allein schon weil er nie wieder zurück in das Gefängnis wollte.
"Du wirst es überleben" meinte er daher auch nur trocken, sich innerlich halb schlapp lachend das er überhaupt auf solche Gedanken kam. Sollte er ihn doch mittlerweile gut genug kennen um zu wissen das er gerne mit dem feuer spielte und Grenzen dehnte soweit wie nur eben möglich und dennoch auch verantwortungsbewusst genug andere keiner sinnlosen Gefahr aus zu setzen. Den Ausblick hinaus auf den See geniessend zwickte er ihn amüsiert in die Seite. "Klar kann ich kochen, sofern du jagen kannst" neckte er ihn, vorerst verschweigend das er genug Vorräte dabei hatte damit sie nicht verhungern würden, selbst wenn ihnen das Angler- und Jägerglück nicht hold sein würde. Schliesslich konnte man jederzeit von einer Pechsträhne eingeholt werden und nur deswegen den Ausflug abbrechen wäre wohl mehr als nur hirnrissig. Sorgte doch auch er gerne immer für den Notfall vor, wenn auch nicht so überaus detailliert wie es wohl bei Nao der Fall sein würde.
"Also, wagst du das Abenteuer, oder sehnst du dich jetzt schon nach deinem weichen, bequemen Bett und dem Lieferservice ?" zog er ihn frech grinsend weiter auf. Forderte ihn geradezu heraus, wohl wissend das dieser sich so schnell wohl nicht in die Knie zwingen liess. "Erst das Zelt und wenn du die Prüfung überstanden hast gibt es was" setzte er nach, ihn an sich heran ziehend und hart aber kurz küssend eh er sich von ihm löste und daran machte das Zelt aus zu packen und alles passend zu sortieren, damit hernach der Aufbau schneller ging. "Warst du überhaupt schon campen ?" fragte er neugierig.
Nao würde allein wirklich nicht auf die Idee kommen, sich ein zelt zu schnappen und unter Blätter und Sternen zu schlafen. Beim Vergleich zwischen Bett und Iso-Matte, war die Wahl nicht schwer. Zu Zweit sah das ganze schon ein wenig anders aus. Man konnte sich unterhalten, Geschichten und Erinnerungen teilen, die man sonst wohl nur allein ausbrüten würde. Sicherlich auch ein Vorteil in der Abgeschiedenheit, aber Zeitgleich auch ein Nachteil. Zum nachdenken ideal, wie er fand, daher ging er auch gern im Wald spazieren oder Joggen, aber darüber hinaus...
„Der Morgen wird herrlich werden... kühl... von Nebel überzogener Boden... das dürfen wir nicht verschlafen.“, mahnte er, da er es zu gern sehen würde. Dabei ein paar schritte gehend wäre wesentlich befreiender, als jeder Ausflug in den Wald am Tage, sein konnte. Klare, kühle Luft, gleichzeitig schwer und leicht.... befreiend. Doch bis dahin würden sie noch einiges mehr erleben können. Es war ja nicht so, das sie, kaum das sie ankamen, das Zelt aufschlugen um zu schlafen.
„Daran zweifel ich nicht.“, schmunzelte er und auch wenn Ty es vielleicht nicht sehen konnte, hörte man es an seiner Stimme. Insoweit vertraute er ihm, das er nicht daran glaubte, hier das zeitliche zu segnen. So leichtsinnig schätzte er Ty nun wirklich nicht ein. Zudem bewegte er sich zu sicher, als das er nicht wusste, wohin er trat, oder was sein Ziel war. Es entspannte ihn, hier zu sein, das lag nicht nur am Wald, sondern auch an der Gesellschaft, am Zusammenspiel aller Faktoren, die angenehmer nicht sein konnte. Schon jetzt schien der Alltag, den sie zurück gelassen hatten, von ihm abzufallen. Stressende Eltern, Plane, Ämter... Das sie diese Ausflüge öfter mache könnten, behielt er jedoch vorerst für sich. Erst wollte er sehen, wie der Abend und generell der Ausflug verlief, ehe er künftige Pläne schmiedete. Selbst wenn sie sich nicht erfüllen sollten, wäre es okay...
Der See glitzerte herrlich vor sich her, doch war es kein Anblick, den er genießen konnte, denn Ty forderte seine Aufmerksamkeit mit einer Idee, die ihn zweifeln ließ. „Ich Jage nur abgepacktes, totes Fleisch, alles andere ist wohl zu schnell. Bei Angeln kann ich dir aber helfen.“, bot er an, da es auch wesentlich unblutiger verlief, als das Ausweiden eines größeren Tieres. Von der Verschwendung des Fleisches mal abgesehen. Zu zweit würden sie wohl kein Reh vertilgen können, abgesehen davon wollte er die Fauna auch nicht jagen. Angenehmer wäre es, sie zu beobachten und den Moment der Unberührbarkeit zu genießen. Wann sah man schon mal ein Tier in der freien Wildbahn? Ein solches Tier zu sehen würde ihn mehr freuen, als es zu jagen. Zudem hatten sie sicher genug Nahrungsmittel mitgenommen...
„Ich will den Morgentau sehen, den Nebel... ich glaube, die Nacht werde ich überleben.“, forderte er ihn heraus. Selbst wenn er die kommende Nacht kein Auge zu tun würde, war es das jetzt schon wert. Dennoch war er weit davon entfernt, als abenteuerlustig zu gelten. Dennoch, jetzt schon aus dem Prinzip heraus. Allein deswegen würde er nicht klein bei geben, ahnend, das Ty genau darauf abzielte, aber das machte ihm nichts.
Amüsiert glitzerte sein Blick. Dem Kuss wich er kurz grinsend aus, erwiderte ihn dann aber, sich seinem Schicksal ergebend.
„Nein, aber das kann ich wohl nicht mehr behaupten....“ Achtlos zuckte er die Schultern. „Gut, dann auf ans Werk.“, murmelte er, stellte den Rucksack ab und machte sich auf die Suche nach einer geeigneten Stelle. Eine perfekte, weiche, Stein freie ebene wäre schwer zu finden, dennoch konnte man es ja versuchen. So wählte er eine Stelle, an der einiges an Laub lag, dann baute er es auf. Das alles sortiert war, half ihm recht gut, so konnte er allein der Logik folgend auch ohne Wissen das Zelt aufbauen.
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