Mairtin Connolly
08.10.2022, 18:08
Die ersten Tage waren hier ziemlich aufregend gewesen. Mein Immunsystem war anfangs schwach gewesen, besserte sich nun aber zusehends. Fortschritte zeigten sich darin, dass ich langsam besser durchschlief, ohne die enorme Anzahl der Alpträume – anstatt achtmal nur noch viermal aufwachen. Kurz nach Weihnachten schaffte ich einen Treppenabsatz mehr, ohne außer Atem zu komme. Die Ausdauer nahm zu. Weihnachten sowie Silvester waren seit drei Jahren der PURE Horror für mich und damit alle besser durch diese Zeit kamen, hatten die stillen Brüder mir kurzerhand verdammt harte Beruhigungs- und Schlafmittel eingeordnet. Einer von ihnen fand Zugang zu mir, indem er für seine Zunft unkonventionelle Wege ging. Er las zwar von mir unbemerkt meine Gedanken, nutzte aber andere Kommunikationswege, um sich mir mitzuteilen. Ein Hoch auf Computer. Ich war zu labil gewesen, eine Stimme in meinem Kopf zu hören. Insofern war ich auch ein spannender, medizinischer Fall, eine Herausforderung und die Chance neues Wissen zu erlangen. Wissen war eine Droge für die Typen.
Ohne die Stillen Brüder wäre ich in der Welt der normalen Menschen sehr wahrscheinlich in der geschlossenen Anstalt gelandet. Am Anfang hatte ich mich praktisch in mir selbst versteckt, hatte mich verkrochen und war kaum zur Kommunikation bereit. Ein Zustand, der die stillen Brüder sehr große Sorgen bereitete und zu starken Medikamenten greifen ließ. Kurzzeitig hatten sie auch überlegt, mich in eine entsprechende Einrichtung zu stecken, dann aber dagegen entschieden – nicht transportfähig und gewiss nicht die ideale Art und Weise über Magie mehr zu erfahren. Portale? Nein. Es war das Richtige gewesen. In meinem blonden Kopf spielten sich ganz schnell einige wirklich üble Szenen ab, obwohl ich seit meiner Entführung schon zahlreiche Flüge hatte absolvieren müssen. Die Tiefe der psychischen, seelischen Wunden alarmierend wie erschreckend. Jeder Flug war allerdings wie ein Messer, das immer tiefer getrieben wurde. Dazu die Tatsache, dass mein Adoptivvater mir dies antat, oder der Verlust des Zwillingsbruders. Ups. Zwilling. Turnte da noch irgendwo ein weiterer unwissender Shadowhunter durch die Welt? Falls der doch lebte, galt es den zu finden – schnellstens!
Bisher wusste ich nichts über die Schattenwelt, nur dass dies hier offenbar eine wie auch immer geartete paramilitärische Einheit war. Meine Abstammung der Nephilim war dank des Allergie- und Bluttests für andere hier klar, nur ich ahnte nichts. Die Stillen Brüder hatten dies bisher aufgrund meiner Psyche so empfohlen. Vor zehn Minuten erlaubten sie, mich einzuweihen. Mairtin Connolly ist so weit, dass wir die nächsten Schritte gehen können. Er kann eingeweiht werden. Er ist stabil genug, aber sein Weg ist nicht zu Ende und er ist stärker, als er weiß. Dennoch lohnt es sich nun, das Training zu erweitern, ihn tiefer einzuweihen und dabei die Therapie fortzusetzen. Spannend wird das wie, denn in einigen Dingen ist er fertig und in anderen nicht. Physik, Mathematik, Chemie und so, das braucht er nicht und ich denke, wir können auf vieles aus seiner Militärzeit aufbauen, verbinden und ergänzen. Diese Chancen haben wir nun wirklich nicht häufig. Es ist das erste Mal, dass jemand so spät eingeweiht wird und es ist pures Glück, dass er Soldat war. Diese Art von Denken ist immer noch stark verankert. Das bedeutet hoffentlich weniger unkluge dumme Entscheidungen seinerseits als Clarissa Fairchilds Aktionen. Die hat einigen graue Haare beschert. Ihm alles wichtige beizubringen aber ihn auch als Mann zu behandeln wird nicht einfach aber nötig. Das letzte was er braucht ist eine zusätzliche Depression aus Unterforderung, die PTBS reicht schon. Ich bin gespannt Xi, ein sehr spannender Fall und ich frage mich schon jetzt, welche Waffe er nehmen wird. Hab Dank, dass ich hier dabei sein darf und dein Vertrauen in mich. Ich kann dir sagen, dass da ein paar Brüder schon fast ein bisschen neidisch sind auf mich. Hehe! Ach und ganz nebenbei heimst du gewaltig viel Aufmerksamkeit für dein Institut ein wenn das alles klappt. Unter deiner Leitung geschehen dann dinge an die andere nie im Traum gedacht haben.
Bis hier hin war es ein harter Weg gewesen, voller Panik und Flashbacks. Gutes Essen, Wärme, heiße Bäder, schlafen, lesen, Zeit nehmen, Medikation und ablenken, waren ebenso wie Gespräche Teile der Therapie. Ich konnte mir Armeeuniformen, Hubschrauber oder Flugzeuge auf Bildern ansehen, ohne auszuticken, und wir waren nun bei Geräuschen angekommen. Die auszuhalten, war noch schwer für mich. Aber es musste sein. Daher war die Therapie auch so verdammt wichtig. Ich war ganz langsam in eine Richtung gekommen, die wieder besser war, gesünder und ich drohte auch nicht mehr praktisch vor Panik in die Luft zu gehen, wenn jemand hinter mir ging. Einen Abstand von bis zu 50 Zentimetern hielt ich nun auch außerhalb eines Trainings oder Schwimmens aus. Langsam begann ich zuzulegen und Mitte Januar wog ich 82,5 Kilogramm. Das war immer noch weniger als zu Eintrittszeiten bei der Armee!
Es stiegen auch Kraft und Ausdauer geradezu sprunghaft an. Kaum dass ich auf verschiedene Weise trainierte, kam der Blutdruck auf ein gesundes Maß, kehrte der Appetit zurück und mit dem richtigen Essen sowie starken Eisentabletten stieg der Hämoglobinwert. Ich besaß das Mindestmaß an Fett am Körper, was ich benötigte, der Rest? Tatsächlich baute ich die Muskeln wieder auf. Das körperliche Training unterstützte auch die Psyche. Aktuell nahm ich meistens pflanzliche, statt chemische, starke Schlafmittel. Doch möglicherweise unterstütze auch die Tatsache, dass die dämliche Firma mit dem Verschwinden des Geschäftsführers in Bredouille kam. Eine kleine Rache, etwas Gerechtigkeit. Wirklich viel hatte ich allerdings nicht mitbekommen.
Wirklich gut aber wirkte die Ankunft meines Hengstes Devilstar vor fünf Tagen. Der dunkelbraune Holsteiner hatte ein Stockmaß von 1,90 Metern. Lange, elegante Beine, gute, harte, große Hufe für ein Warmblut, konnte gute, reelle Dressur gehen, strampelte vorne aber nicht wie manches, aktuelle Dressurpferd. Mein Holsteiner brachte mit Casall und Cornet Obolensky im Pedigree bestes Springblut mit. Devilstar war intelligent, klug und einfach genial, sprang ganze Häuser, wie die Reiter so gern sagten. Trotz seiner Größe konnte er schnell galoppieren, enge Wendungen gehen oder lang machen. Mir war nicht klar, dass Xiao es schaffen konnte, den Hengst SO schnell aufzutreiben. Lustigerweise stand er eh zum Verkauf für einen relativ günstigen Preis, weil er als unreitbar galt. Zuletzt hatte er bei einem der Starreiter gestanden. Bei der Ankunft hatte ich mir auch die Sättel und die Trensen angesehen. Es passte bestens und war sogar noch mein Zeug gewesen. Er war also samt Zubehör damals verkauft worden. Verrückt wie surreal. Aber gut, es kam mir ja zupass, denn die Sättel und Trensen hier würden ihm kaum passen.
Wie frech Devilstar war, hatten die Stallarbeiter schon erfahren: Gestern hatte er die Schubkarre voller Mist umgeschubst. Anstatt in seiner Box stand Devilstar heute Morgen schon draußen auf der Stallgasse und sah sich alles ganz gemütlich an. Er wollte gefordert und gefördert werden. Wie er überhaupt herausgekommen sei, lautete die Frage. Aber sie hatten hier einen Schlossknacker von Pferd, wie es im Buche stand. Ein wiehernder Quatschkopf, ein durchgeknallter XXL-Flummi auf vier Beinen. Der sprang das auch aus dem Stand. Sie hatten die Boxentür kontrolliert – verschlossen und so vermuteten sie zurzeit einen frechen Schüler.
Heute war auch ein entscheidender Tag im Verlauf meines Verbleibs hier. Aber das ahnte ich noch nicht. Ich war in den Stall gegangen, hatte Devilstar gesattelt und getrenst, warm gemacht und wir waren so konzentriert bei der Arbeit, dass mir die Umgebung schnell nicht mehr auffiel. Als wir uns den Hindernissen zuwandten, zeigten wir, wie gut wir zusammenpassten. Ich hatte die Hindernisse höher und enger gesetzt – 1,60 m. Ich wollte wissen, wie er zurzeit ging. Das Ergebnis ließ mich grinsen: Steilsprünge, Höhe, Weite, enge Wendungen oder auch Versammlung, kein Problem. Angeblich hatte er nicht so weit springen wollen. Tja, ging doch. Ein Geräusch unterbrach mich. Da entdeckte ich Xi, und ich nickte. Eine enge Wendung nehmend jagten wir herüber und nahmen auf dem direkten Wege noch einen Steilsprung mit. Devilstar zeigte buckelnderweise, was er von der Pause hielt. Nichts. Er WOLLTE Gas geben. Das saß ich aber locker aus, schwang mit, war locker und forderte einen ruhigen Arbeitsgalopp, aus dem ich heraus anhielt. Ich teilte mir den Weg ideal ein. Rhythmus war der Schlüssel dazu.
Das sorgte auch dafür, dass er nicht steigen musste, um die Energie loszuwerden. Neugierig streckte der Hengst die Nase vor, um die ihm fremde Person zu begrüßen. Das war eine Schnupperattacke von oben und der Hengst war freundlich, solange ich dabei war. Noch vor wenigen Wochen hätte ich das kaum so geschmeidig sitzen können, weil ich nicht genug Kraft besaß oder locker genug wäre. Alles Zeichen, dass sich mein Zustand immer weiter verbesserte - und weder ich noch Pferd schwitzten zurzeit. „Guten Morgen, Sir. Was gibt es?“ begrüßte ich höflich in dem mir so typischen, irischen Akzent. Ich saß ab, das gebot die Höflichkeit. „Die Hindernisse ändere ich nachher noch wieder zurück, ich wollte wissen, wie Devilstar und ich hier nun harmonieren“ warf ich noch ein. Die Art und Weise, wie mich der Leiter ansah, sagte mir, dass da mehr im Busch war. Auch wenn ich ihn nicht kannte. Es war der Soldat in mir, der die Situation spürte. Ich wartete ab, während Devil begann zu flehmen. Offenbar irritierte ihn ein Geruch. Ich trug einen 4-Punkt-Reithelm sowie Reithandschuhe, Springreitstiefel und Sporen. Auch für die Sporen saß ich ruhig genug, ich verwendete aber moderne, pferdefreundlichere, runde Sporen, die dieselbe Wirkung hatten, aber das Pferd nicht so schnell blutig hinterlassen konnten. Das Tier blieb sensibel genug, es fand kein Klemmen statt oder dergleichen. Da brauchte es ein absolut ruhiges Bein und für diese Zäumung hier eine sehr ruhige Hand. Quälerei war das nicht bei einem wirklich guten Reiter. Dass ich das Sir verwendete, war wieder ein Hinweis auf die Armeezeit und darauf, dass mir nicht entgangen war, das ER der Leiter hier war. Aufmerksamkeit also.
Ohne die Stillen Brüder wäre ich in der Welt der normalen Menschen sehr wahrscheinlich in der geschlossenen Anstalt gelandet. Am Anfang hatte ich mich praktisch in mir selbst versteckt, hatte mich verkrochen und war kaum zur Kommunikation bereit. Ein Zustand, der die stillen Brüder sehr große Sorgen bereitete und zu starken Medikamenten greifen ließ. Kurzzeitig hatten sie auch überlegt, mich in eine entsprechende Einrichtung zu stecken, dann aber dagegen entschieden – nicht transportfähig und gewiss nicht die ideale Art und Weise über Magie mehr zu erfahren. Portale? Nein. Es war das Richtige gewesen. In meinem blonden Kopf spielten sich ganz schnell einige wirklich üble Szenen ab, obwohl ich seit meiner Entführung schon zahlreiche Flüge hatte absolvieren müssen. Die Tiefe der psychischen, seelischen Wunden alarmierend wie erschreckend. Jeder Flug war allerdings wie ein Messer, das immer tiefer getrieben wurde. Dazu die Tatsache, dass mein Adoptivvater mir dies antat, oder der Verlust des Zwillingsbruders. Ups. Zwilling. Turnte da noch irgendwo ein weiterer unwissender Shadowhunter durch die Welt? Falls der doch lebte, galt es den zu finden – schnellstens!
Bisher wusste ich nichts über die Schattenwelt, nur dass dies hier offenbar eine wie auch immer geartete paramilitärische Einheit war. Meine Abstammung der Nephilim war dank des Allergie- und Bluttests für andere hier klar, nur ich ahnte nichts. Die Stillen Brüder hatten dies bisher aufgrund meiner Psyche so empfohlen. Vor zehn Minuten erlaubten sie, mich einzuweihen. Mairtin Connolly ist so weit, dass wir die nächsten Schritte gehen können. Er kann eingeweiht werden. Er ist stabil genug, aber sein Weg ist nicht zu Ende und er ist stärker, als er weiß. Dennoch lohnt es sich nun, das Training zu erweitern, ihn tiefer einzuweihen und dabei die Therapie fortzusetzen. Spannend wird das wie, denn in einigen Dingen ist er fertig und in anderen nicht. Physik, Mathematik, Chemie und so, das braucht er nicht und ich denke, wir können auf vieles aus seiner Militärzeit aufbauen, verbinden und ergänzen. Diese Chancen haben wir nun wirklich nicht häufig. Es ist das erste Mal, dass jemand so spät eingeweiht wird und es ist pures Glück, dass er Soldat war. Diese Art von Denken ist immer noch stark verankert. Das bedeutet hoffentlich weniger unkluge dumme Entscheidungen seinerseits als Clarissa Fairchilds Aktionen. Die hat einigen graue Haare beschert. Ihm alles wichtige beizubringen aber ihn auch als Mann zu behandeln wird nicht einfach aber nötig. Das letzte was er braucht ist eine zusätzliche Depression aus Unterforderung, die PTBS reicht schon. Ich bin gespannt Xi, ein sehr spannender Fall und ich frage mich schon jetzt, welche Waffe er nehmen wird. Hab Dank, dass ich hier dabei sein darf und dein Vertrauen in mich. Ich kann dir sagen, dass da ein paar Brüder schon fast ein bisschen neidisch sind auf mich. Hehe! Ach und ganz nebenbei heimst du gewaltig viel Aufmerksamkeit für dein Institut ein wenn das alles klappt. Unter deiner Leitung geschehen dann dinge an die andere nie im Traum gedacht haben.
Bis hier hin war es ein harter Weg gewesen, voller Panik und Flashbacks. Gutes Essen, Wärme, heiße Bäder, schlafen, lesen, Zeit nehmen, Medikation und ablenken, waren ebenso wie Gespräche Teile der Therapie. Ich konnte mir Armeeuniformen, Hubschrauber oder Flugzeuge auf Bildern ansehen, ohne auszuticken, und wir waren nun bei Geräuschen angekommen. Die auszuhalten, war noch schwer für mich. Aber es musste sein. Daher war die Therapie auch so verdammt wichtig. Ich war ganz langsam in eine Richtung gekommen, die wieder besser war, gesünder und ich drohte auch nicht mehr praktisch vor Panik in die Luft zu gehen, wenn jemand hinter mir ging. Einen Abstand von bis zu 50 Zentimetern hielt ich nun auch außerhalb eines Trainings oder Schwimmens aus. Langsam begann ich zuzulegen und Mitte Januar wog ich 82,5 Kilogramm. Das war immer noch weniger als zu Eintrittszeiten bei der Armee!
Es stiegen auch Kraft und Ausdauer geradezu sprunghaft an. Kaum dass ich auf verschiedene Weise trainierte, kam der Blutdruck auf ein gesundes Maß, kehrte der Appetit zurück und mit dem richtigen Essen sowie starken Eisentabletten stieg der Hämoglobinwert. Ich besaß das Mindestmaß an Fett am Körper, was ich benötigte, der Rest? Tatsächlich baute ich die Muskeln wieder auf. Das körperliche Training unterstützte auch die Psyche. Aktuell nahm ich meistens pflanzliche, statt chemische, starke Schlafmittel. Doch möglicherweise unterstütze auch die Tatsache, dass die dämliche Firma mit dem Verschwinden des Geschäftsführers in Bredouille kam. Eine kleine Rache, etwas Gerechtigkeit. Wirklich viel hatte ich allerdings nicht mitbekommen.
Wirklich gut aber wirkte die Ankunft meines Hengstes Devilstar vor fünf Tagen. Der dunkelbraune Holsteiner hatte ein Stockmaß von 1,90 Metern. Lange, elegante Beine, gute, harte, große Hufe für ein Warmblut, konnte gute, reelle Dressur gehen, strampelte vorne aber nicht wie manches, aktuelle Dressurpferd. Mein Holsteiner brachte mit Casall und Cornet Obolensky im Pedigree bestes Springblut mit. Devilstar war intelligent, klug und einfach genial, sprang ganze Häuser, wie die Reiter so gern sagten. Trotz seiner Größe konnte er schnell galoppieren, enge Wendungen gehen oder lang machen. Mir war nicht klar, dass Xiao es schaffen konnte, den Hengst SO schnell aufzutreiben. Lustigerweise stand er eh zum Verkauf für einen relativ günstigen Preis, weil er als unreitbar galt. Zuletzt hatte er bei einem der Starreiter gestanden. Bei der Ankunft hatte ich mir auch die Sättel und die Trensen angesehen. Es passte bestens und war sogar noch mein Zeug gewesen. Er war also samt Zubehör damals verkauft worden. Verrückt wie surreal. Aber gut, es kam mir ja zupass, denn die Sättel und Trensen hier würden ihm kaum passen.
Wie frech Devilstar war, hatten die Stallarbeiter schon erfahren: Gestern hatte er die Schubkarre voller Mist umgeschubst. Anstatt in seiner Box stand Devilstar heute Morgen schon draußen auf der Stallgasse und sah sich alles ganz gemütlich an. Er wollte gefordert und gefördert werden. Wie er überhaupt herausgekommen sei, lautete die Frage. Aber sie hatten hier einen Schlossknacker von Pferd, wie es im Buche stand. Ein wiehernder Quatschkopf, ein durchgeknallter XXL-Flummi auf vier Beinen. Der sprang das auch aus dem Stand. Sie hatten die Boxentür kontrolliert – verschlossen und so vermuteten sie zurzeit einen frechen Schüler.
Heute war auch ein entscheidender Tag im Verlauf meines Verbleibs hier. Aber das ahnte ich noch nicht. Ich war in den Stall gegangen, hatte Devilstar gesattelt und getrenst, warm gemacht und wir waren so konzentriert bei der Arbeit, dass mir die Umgebung schnell nicht mehr auffiel. Als wir uns den Hindernissen zuwandten, zeigten wir, wie gut wir zusammenpassten. Ich hatte die Hindernisse höher und enger gesetzt – 1,60 m. Ich wollte wissen, wie er zurzeit ging. Das Ergebnis ließ mich grinsen: Steilsprünge, Höhe, Weite, enge Wendungen oder auch Versammlung, kein Problem. Angeblich hatte er nicht so weit springen wollen. Tja, ging doch. Ein Geräusch unterbrach mich. Da entdeckte ich Xi, und ich nickte. Eine enge Wendung nehmend jagten wir herüber und nahmen auf dem direkten Wege noch einen Steilsprung mit. Devilstar zeigte buckelnderweise, was er von der Pause hielt. Nichts. Er WOLLTE Gas geben. Das saß ich aber locker aus, schwang mit, war locker und forderte einen ruhigen Arbeitsgalopp, aus dem ich heraus anhielt. Ich teilte mir den Weg ideal ein. Rhythmus war der Schlüssel dazu.
Das sorgte auch dafür, dass er nicht steigen musste, um die Energie loszuwerden. Neugierig streckte der Hengst die Nase vor, um die ihm fremde Person zu begrüßen. Das war eine Schnupperattacke von oben und der Hengst war freundlich, solange ich dabei war. Noch vor wenigen Wochen hätte ich das kaum so geschmeidig sitzen können, weil ich nicht genug Kraft besaß oder locker genug wäre. Alles Zeichen, dass sich mein Zustand immer weiter verbesserte - und weder ich noch Pferd schwitzten zurzeit. „Guten Morgen, Sir. Was gibt es?“ begrüßte ich höflich in dem mir so typischen, irischen Akzent. Ich saß ab, das gebot die Höflichkeit. „Die Hindernisse ändere ich nachher noch wieder zurück, ich wollte wissen, wie Devilstar und ich hier nun harmonieren“ warf ich noch ein. Die Art und Weise, wie mich der Leiter ansah, sagte mir, dass da mehr im Busch war. Auch wenn ich ihn nicht kannte. Es war der Soldat in mir, der die Situation spürte. Ich wartete ab, während Devil begann zu flehmen. Offenbar irritierte ihn ein Geruch. Ich trug einen 4-Punkt-Reithelm sowie Reithandschuhe, Springreitstiefel und Sporen. Auch für die Sporen saß ich ruhig genug, ich verwendete aber moderne, pferdefreundlichere, runde Sporen, die dieselbe Wirkung hatten, aber das Pferd nicht so schnell blutig hinterlassen konnten. Das Tier blieb sensibel genug, es fand kein Klemmen statt oder dergleichen. Da brauchte es ein absolut ruhiges Bein und für diese Zäumung hier eine sehr ruhige Hand. Quälerei war das nicht bei einem wirklich guten Reiter. Dass ich das Sir verwendete, war wieder ein Hinweis auf die Armeezeit und darauf, dass mir nicht entgangen war, das ER der Leiter hier war. Aufmerksamkeit also.