Wind Beyond Shadows

Normale Version: A breath away from victory
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Schwarzer Rauch stieg von den verstreuten Trümmern auf, kräuselte sich gen Himmel, an dem die Sterne nicht mehr zu erkennen waren. Das hier einst verschiedene Gebäude gestanden haben sollten, war kaum zu glauben, denn nichts war größer, als ein gut genährtes Pferd. Hier und dort glomm noch ein Rest Metall orangefarben auf, dessen Kanten unförmig und doch scharf genug waren, jemandem ein Körperteil abzutrennen. Sah man sich in dem Trümmerfeld um, war der Gedanke nicht allzu weit hergeholt.
Mit dem Fuß schob Nodon einen faustgroßen Stein aus dem Weg, um dem Lebensfunken zu folgen, den er aufgespürt hatte. Seine Sense beschrieb einen Halbkreis, als er die sichelförmige Schneide nach unten führte, diese zu Boden hielt und die sterbende Seele aufnahm. Ein feines, silbernes Rinnsal floss auf ihn in leichten Bahnen zu, küsste die Klinge und versank darin, als diese sie aufnahm. Leichter, kaum merklicher Schwindel erfasste ihn, ein Nebeneffekt, den er jedes Mal in Kauf nahm, wenn er seine Arbeit verrichtete.
Kaum, das die Seele in der Schneide verschwunden war, sah er sich mit seinen schwarzen, Pupillenlosen Augen um. Verderben und Tod, wohin er auch blickte, doch es weckte keine Emotion in ihm. Vollkommen selbstverständlich war es, seine makabere Ernte einzuholen, um sie dann in den Seelenfluss zu speisen. Später würde sich entscheiden was mit ihnen geschehen würde, ob sie in der Hölle landeten oder als ruheloser Geist in seiner Welt verweilen würden.
Der Himmel war glutrot, spiegelte er doch den Schein der Flammen wieder. Menschen, übersinnliches. Sie würden es nie schaffen, ein Eintracht zu leben. Weder die einen, noch die anderen und schon gar nicht gemeinsam. Die Sünden wurden nicht ohne Grund erschaffen, immerhin musste es für alles und jeden einen Begriff geben, um es benennen zu können. So auch die Vergehen, die auf dieser Welt geschahen. Immer wieder geschehen. Es gab kaum eine Welt, die er öfter besuchte, als die Erde.
Den Gedanken abschüttelnd, ging er weiter und fand zunächst nur Leichen. Gewundene, verbrannte Körper, von denen man nicht mehr sagen konnte, was sie waren. Mensch, Dämon? Schwarze Hüllen, die bei jeglicher Berührung wohl ineinander fallen würden. Darum konnte sich jemand anders kümmern, dafür war er nicht zuständig.
Sein schwarzer Umhang, voller Klischees, streifte über den Boden, wirbelte warmen Staub und Dreck auf, der sich kurz darauf wieder legte. Betrat er Boden, der zufälligerweise den Umständen getrotzt hatte und noch ein paar Grashalme aufwies, verdorrten sie, kaum, das er sie berührte, ein weiterer Nebeneffekt, den er nicht vermeiden konnte.
Den verhüllten Kopf hebend, blickte er in eine Richtung, die eben noch leblos dagelegen hatte, wie all die anderen versteckten Ecken der Umgebung. Zwar flackerte hier und dort mal ein restfunken an Leben auf, damit er es einfangen konnte, aber diese Ecke… sie glühte regelrecht vor Leben. Diese Seele gehörte nicht hier her, passte nicht auf ein Schlachtfeld, glühte sie doch lichterloh vor sich her, fast schon einer Leuchtfackel gleich. Nodon, der Seelenfänger, der Sensenmann persönlich, runzelte die Stirn.
Für Räuber und Plünderer war es noch zu früh, hatte die Schlacht doch grade erst ihr Ende gefunden. Helfer waren ebenso unwahrscheinlich, mieden die Menschen doch den Platz, auf dem unerklärliches passiert war.
„Dies ist kein Ort für dich.“, meinte er emotionslos zu der jungen Frau. Er hielt eine gute Distanz von 10 Metern zu ihr aufrecht. Die Sichel stellte er neben sich ab. Die gebogene Klinge schien leicht von innenheraus zu leuchten. Oder war es doch nur ein Lichtreflex der Flammen.

Svartáljǫfurr

Rauch stieg gegen den Nachthimmel und verdeckte sowohl Mond als auch die Sterne. Das flackernde und vor sich hin knisternde Feuer war die einzige Lichtquelle. Die einzige Gestalt welche noch auf den Füßen stand war eine Frau, die sich gerade abgewendet hatte, bei den Worten sich aber wieder umdrehte. Gekleidet war sie in ein weißes fast durchsichtiges Kleid, von dem der Stoff hauchdünn und weich wie ein Windhauch im Frühling war. Sie war durchaus schön anzusehen, blasse Haut und langes silbriges Haar. So wie sie dastand wirkte sie wohl eher wie aus einem Märchen als eine echte Lebende Person. Sie legte den Kopf leicht schief und ließ den Staub dann fallen der ihre Erscheinung größtenteils bedeckt hatte.
Die Frau war immer noch die gleiche, jedoch war ihre Erscheinung nun weitaus beunruhigender..
Das Kleid hatte nun einen aufwendigen verzierten Kragen gefertigt aus Knochen, der sich von dem Hals , über die Schultern bis hinunter zu den Hüften zog. Die rechte hälfte des Gesichts war nun von Knochen verdeckt, welche knapp unter dem Auge begann und sich nach oben zog, die linke Hälfte der Stirn ebenfalls bedeckte, um dann in einer Art Helm mit Hörnern zu enden. Darunter quoll weiterhin das lange silbrige Haar hervor welches sich im aufkommenden Wind zu regen begann.
Sie kam langsam näher, Barfuß war sie, das Gewand schleifte hinter ihr her und doch wurden weder ihre Füße noch die Kleidung von Asche befleckt. Es wirkte eher so als wolle diese keinesfalls in Berührung mit der Frau kommen. Nachdem sie bis auf 5 Meter herangekommen war blieb sie stehen. Die lange Blutige Peitsche , die aus einer Wirbelsäule zu bestehen schien hielt sie dabei weiterhin locker in der rechten Hand. "Wen haben wir denn hier?" fragte sie und lächelte leicht.
Nodon spürte die Präsens mehr, als das er sie sah oder hörte, dafür war das Schlachtfeld, obwohl begrenzt, doch zu weitläufig. Ein kleiner Stern, welcher sich aus der Umgebung schälte und mit jedem Pulsschlag heller schien. Kein Mensch, soviel stand fest.
Die letzte Seele wanderte in die Sense, ehe er sich langsam zu der Frau umwandte, deren aussehen bewies, sie war nicht von dieser Welt. Das Kleidungsstück, wenn man es denn so nennen wollte, machte nicht den Eindruck, als hätte sie es sich aus einem naheliegenden Shop besorgt. Es war zu plastisch.
Sein pupillenloser schwarzer Blick legte sich auf ihre Züge, als er sie musterte.
„Das könnte ich ebenso fragen.“, sagte er ruhig und streckte die Sinne aus, forschte nach weiteren Überlebenden, die es verdient hatten, so genannt zu werden, doch da war nichts… Nichts, was die nächsten 7 Stunden noch atmete.
„Seid Ihr hierfür verantwortlich?“, fragte er, ohne, das ihn die Antwort wirklich interessierte. Er war da, um die Seelen einzufangen, nicht, um Nachforschungen anzustellen und Rückschlüsse zu ziehen. Dafür gab es andere. Die Letzte Essenz des Lebens würde nun die Reise antreten, die ihr Dasein beendete. Jedoch nicht hier und auch nicht in der Anwesenheit eines Fremden.
Jemanden hier zu sehen, war nicht zu erwarten gewesen, dafür war hier alles zu zerstört. Ausnahmen bestätigten jedoch die Regel. Er musterte sie, um einen kleinen Eindruck dessen zu gewinnen, was sie war. Sie erinnerte ihn an sein einstiges Volk, welches schon vor Jahrhunderten ausgestorben waren. Die Albae, auch Dunkelelfen genannt. Sicher gab es noch den einen oder anderen, der den krieg damals hatte überleben können, doch diese zu finden, hatte der Tod längst aufgegeben. Die Ruinen der einstigen Zivilisation sprachen für sich.
Der Krieg zwischen Elfen, Albae und Drachen war verheerend gewesen. Noch heute fragte er sich in ruhigen Momenten gelegentlich ob er etwas hätte verhindern können, wenn er sich in die Belange seiner Welt eingemischt hätte, statt abzuwarten, wie es sich entwickelte.
Heißer Wind kam auf, blähte seinen schwarzen Umhang und warf die Kapuze zurück, die er trug. Nodon ignorierte es und blickte sie aus den schwarzen Abgründen an, wo sein Augen hätten sein sollen. Doch da war nichts, nichts als Schwärze.

Svartáljǫfurr

Die Frau musterte den Fremden, sie war sich sicher dass dies kein Sterbliches Wesen war. Zumindest nicht so wie Menschen oder andere Kreaturen. Die lange Peitsche löste sich aus ihrer Hand und begann ihren Körper entlang zu.kriechen wie eine Schlange, ehe sie schließlich zur Ruhe kam und sich nicht mehr regte. "Das bin ich.." eine schlichte Antwort. Sie wie auch ihre andere hälfte hatten nichts anderes getan, als ihr zuhause verteidigt.
"Es scheint mir, dass dich das allerdings nicht stört, im Gegenteil. Immerhin fütterst du deine Waffe damit oder nicht?" Ihr Blick wanderte zum Himmel der langsam heller wurde. "Die Frage ist..ob du nun ein Freund oder ein Feind bist der in meinen Wald möchte..?" Noch während sie sprach begann die Veränderung. Das weise Haar färbte sich langsam schwarz während der Körper größer und Muskulös wurde. Das Gesicht wurde Maskulin, sogar die Augenfarbe änderte sich von einer sanfter hellen farbe zu einem wütenden rot. Selbst die Kleidung und die Maske auf der einen Gesichtshälfte veränderte sich. Nun hatte er zwei lange Hörner die waagerecht aus dem Schädel wuchsen. Die Kleidung war ebenfalls sehr dünn jedoch nun von dunkleren Farben. Die Näfel waren überlang und dunkel verfärbt.
Nodon hob die Braue. Sollte es wirklich stimmen, das sie für die Verwüstung verantwortlich war? Im Grunde konnte es ihm egaler nicht sein. Um solche Belange konnten sich die Menschen kümmern und die traf er oft erst in ihren letzten Momenten ihres Lebens. Zu sprunghaft waren sie in ihren Entscheidungen und Handlungen, als das er sich mit ihnen befassen wollte.
„Stören… nein, das tut es nicht.“, gab er zu. „Nur war dies keine einfache Behausung von Menschen.“ Aber dies schien das Wesen selbst zu wissen. Vielleicht war es auch der Grund, für die Vernichtung, weil es eben nicht nur Menschen waren, die hier lebten. Fern ab von Gut und Böse, war es ihm gleich, warum sich wer bekriegte, doch diese hier… er wusste, das die Menschen mit dem Blut von Engeln eine besondere Aufgabe zu erfüllen hatten. Hin und wieder hatte er ein Auge auf sie geworfen, bewegten sie sich doch außerhalb der Norm und ließen die lange Unendlichkeit ein wenig erträglicher erscheinen.
„Es werden andere kommen, die vielleicht jagt auf dich machen.“, merkte er an und stellte den Schaft der Sense auf den Boden. Wäre der Boden hier nicht verbrannt, hätte das Berühren alles im Umkreis von einem Meter verdorren lassen. Eine Begleiterscheinung, die er nicht verhindern konnte. Er zog das verderben nach sich, wie der wind die Wolken.
„Ich bin weder das eine, noch das andere.“ Und Wälder hatte er in seiner Dimension genug. Nodon bemerkte den sich erhellenden Himmel. Nicht ehr lang und die ersten Menschen würden sich hier her begeben, um die Ursache für das Chaos und der Zerstörung zu suchen. Dann wollte er längst weg sein. Es würde so viele Fragen geben.
Es war eine Bewegung, die einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf sich zog. Das Wesen vor ihm schein sich zu ändern und zwar so gravierend, das man es nicht eben ignorieren konnte. Leicht neigte er den Kopf, als wolle er das neue Wesen begrüßen. Eine Geste, die man leicht übersehen konnte.
„Wir sollten gehen.“, sagte er schlicht, denn in der Ferne konnte er vereinzelte Auren ausmachen, die ihren weg zu ihnen eingeschlagen hatten. Die Sense löste sich auf, die Kapuze schlug er zurück, wodurch auch der Mantel verschwand.