Wind Beyond Shadows

Normale Version: Schwimmflügel, Sauna ... und netter Körper!
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2

Mairtin Connolly

Uff, wo hatte ich mich da nur hineingeritten? Prima. Ich hatte mal wieder eine viel zu große Schnauze gehabt. Nur ich war dummerweise auch ein stolzer Mann, einer der zu seinem Worte stand. Einen Rückzieher machen käme für mich nicht infrage. Jeremiah hatte von dem Scherz mit dem Schwimmreifen und den Schwimmflügeln irgendwie erfahren. Entweder von Xiao, oder aber irgendwie durch meine Gedanken. Oder aber er sah das Thema Schwimmen als Steigerungsmöglichkeit für die Ausdauer und gleichzeitig als einen weiteren Schritt in die Normalität. Das stimmte ja auch alles. Jeremiah hieß die Idee mehr als gut und meinte, dass ich so weit war, es probieren sollte. Wenn es nicht ging, könnte ich immer noch in mein Zimmer zurückkehren. Aber um mein Leben zurückzugewinnen, würde ich wohl irgendwann mich dem Ganzen stellen müssen - schwimmen. Das wusste ich. Lieber jetzt als noch später und der stille Bruder war der Meinung, dass ich mich dem langsam stellen sollte, nicht warten, bis ich etwa noch mehr Angst hatte. Jeremiah hätte es nicht vorgeschlagen, wenn es jemand anderes wäre als Xiao, der mir alles hier zeigen würde. Aber die Verbindung zwischen dem Chinesen und mir war interessant, fast verrückt und sehr wichtig. Ich wagte mich mehr mit ihm, aufgrund der Tatsache, dass ich ihm vertraute. Ohne, dass ich es wusste, war ich mit Xiao bereit, mehr zuzulassen, als ich es sonst konnte, dazu bereit, über Grenzen hinauszugehen. Das Thema Badehose war nicht so einfach gewesen.

Die boxershortsartige Badehose hatte schlichtweg nicht gepasst. Die eine zu klein, die andere zu groß, die Nächste saß unbequem. Ausgerechnet das knapp geschnittendste Modell saß am besten und war bequem genug - schwarz, an der rechten Seite zwei rote Streifen. Doch es half wohl kaum etwas. Blöd gelaufen. Bingo. Das Ding war so knapp geschnitten, dass ein Teil des Muttermals an meiner linken Oberschenkelinnenseite sichtbar war. Es war nur ein paar Schattierungen dunkler als mein eigentlicher Hautton und trug irrwitzigerweise eine lustige Form, die Xiao noch amüsieren würde, ohne dass ich es wusste. Ein Teil davon blitzte unter dem Stoff der Badehose hervor und wäre sichtbar beim Schwimmen, sofern ich die Schenkel öffnete, wie beispielsweise beim Brustschwimmen. Als Soldat hatte ich alle Stile gelernt. Man wusste ja nie, wann was besser wäre. Auch wenn ich nicht zu den Kampftauchern zählte, musste ich eine gewisse Strecke tauchen oder schwimmen können – in einer gewissen Zeit. Die Badehose verbarg zwar das meiste des Muttermals, aber ließ genug frei, um die Neugier zu wecken.

Ich tauchte im Schwimmbereich auf, den Weg hatte ich mir kurzerhand tags zuvor von Jeremiah erfragt. Über der Badehose hatte ich einen schwarzen, flauschigen Bademantel, gerade weil ich noch nicht genug Muskelmasse dran hatte oder schneller fror, und mein Immunsystem nicht da war, wo es gewesen war. Ich musste es ja nicht herausfordern. Zum Glück war der Schwimmbereich wohltemperiert. Auf einer freien Liege legte ich die Sachen ab, als auch schon die Tür aufging und jemand hereintrat. Auch hier zeigte sich die militärische Vergangenheit. Es war alles ordentlich ausgerichtet. Ich sah auf. „Hallo, Xiao“, ein kleines Grinsen, kaum sichtbar, lag auf meinen Lippen. Mir war die Tasche nicht entgangen. Was wurde denn das jetzt? „Wie geht es Dir?“

Unser letztes Zusammentreffen war wieder ein paar Tage her, in denen ich im Stall gewesen war, aber auch im Fitnessbereich, um Gewichte zu heben. Ein bisschen Grundfitness eben. In dieser Zeit hatte ich erneut zugelegt und brachte 83,4 kg auf die Waage. Langsam war da mehr als eine kleine Ahnung von festen Muskeln sowie straffer Haut. Ich war komplett rasiert. Brust- und Rückenbehaarung oder unter den Armen und ein paar Etagen tiefer, all das erinnerte mich nach wie vor an Nelson so stark, dass ich anders nicht zurechtkam. Rasierklingen bekam ich noch nicht, sodass Wachsen oder Enthaarungscreme blieben. Aufgrund meiner Geschichte war es Jeremiah sicherer. Zwar durfte ich auch mit Waffen trainieren, aber da waren ja auch andere. Im Badezimmer wär ich schließlich allein. Also nichts mit Rasierklingen oder Rasiermessern. Ausverkauft. Durch die Rasur lag die Betonung umso mehr auf dem jetztigen Körper selbst, den Muskeln, der Haut, den Proportionen und all das. Aber all das war mir kaum klar. „Und was hast Du da mitgebracht“, die Schwimmsachen hatte er ja schon an. „Etwa die Schwimmflügel oder den Ring?“, scherzte ich in Anspielung auf unser letztes Zusammentreffen, bei dem wir irgendwie zu ein paar lustigen Scherzen gekommen waren.
Badehose. Besaß er überhaupt eine? Der Schrank versicherte ihm, das dem so war. Ein wenig verwundert betrachtete er das Kleidungsstück und wusste schon jetzt, das er sich darin sehr nackt vorkommen würde. Die Option, darüber ein Shirt zu tragen, bestand natürlich, aber wie würde das aussehen? In der Schwimmhalle gab es keinen Grund sich vor der sonne zu schützen, daher schied es wohl aus mehr zu tragen, als nötig.
Skeptisch das Kleidungsstück betrachtend, fragte er sich, wie er sich darauf hatte einlassen können. Das Wissen, das es Mairtin helfen würde, kam ihm nun so dürftig vor. Dürftig, wie das zu kurze Kleidungsstück. Zwar achtete er nicht so penibel auf das eigene Aussehen, nicht vom Gesichtspunkt der Eitelkeit, wohl aber von dem, penibel sauber und vorzeigbar zu sein. Badehosen schlossen die Absicht nicht mit ein. Er würde so nackt aussehen! Durchtrainiertheit, eine Haarlosebrust spielten dabei keine Rolle und halfen auch nicht weiter, das Gefühl der Nacktheit zu mindern.
Egal wie er es drehte oder wendete: Xiao kam nicht drum herum. So schlüpfte er in das Stück Stoff hinein und war immerhin froh, das die Hose ihm bis zu den Knien reichte; aber auch sehr eng anlag. Sonst kümmerte er sich nie so penibel um die Kleidung, trug er doch meist das Gleiche. Kampfkleidung oder Jeans und Shirt, vielleicht ein Pulli drüber. Ab und zu ein Kimono, aber keine Badehosen!
Sein Blick wanderte zum Schrank. Ihm kam ein Gedanke. Statt sich dort in der Halle noch mal extra entblättern zu müssen, schnappte er sich einen leichten, in blauer Farbe gehaltenen Kimono, welchen große Kraniche zierten und zog ihn über. Nicht mehr ganz so nackt, stellte er fest und entspannte sich wieder ein wenig. Im Wasser würde er ihn nicht tragen können, aber dort gab es dann anderes zu tun, als zu sehen, wer was anhatte…
In ein paar Schlappen geschlüpft nahm er eine kleine Tasche mit sich in der er Handy und alles wichtige bei sich hatte, anschließend machte er sich auf den Weg. Seine Gedanken wirbelten umeinander, je näher er der Halle kam. War er etwas wirklich nervös? Aber es gab doch keinen Grund für sowas…
Schon von weitem schlug ihm der Geruch des Schwimmbades entgegen. Woher dieser stammte, ahnte er mehr, als er es wusste. Auch wenn er wusste, das er den Grund kannte, verließ er sic eher auf die Ahnung. Eigentlich war er jemand, der sich direkt mit dem Konfrontierte, was ihn beschäftigte, doch in dieser Sache… Was den Mythos des Geruchs der Schwimmbäder, den wohl jeder kannte, anging, entschied er sich für das Unwissen. In dieser Sache war verdrängen besser, denn Wissen. Kindisch, das wusste er, aber das spielte nun keine Rolle, wurden seine Gedanken doch eh zerstreut, als er die Tür aufschob und den Bereich betrat.
„Oh… ich hoffe du wartest noch nicht zu lang?“, fragte er, statt einer Begrüßung und kam in seinen Kimono gehüllt auf ihn zu. „Mir geht’s es soweit gut.“ Wenn man von der Nacktheit, für die er sich nicht mal schämte, absah., führte er in Gedanken hinzu, lächelte jedoch. Anschließend wandte er sich kurz ab, auch, um den Anblick zu entkommen, den er hatte ahnen können, sich so jedoch nicht bewusst gewesen war.
Die kleine Tasche stellte er ab. „Schwimmflügel für dich und Handy für mich.“, sagte er, öffnete die Tasche und holte zwei aufblasbare Schwimmflügel mit gelben Entchen auf blauem Grund heraus, die er ihm zu warf. Diese zu besorgen war nicht leicht gewesen, aber er hatte es sich nicht entgehen lassen können. Betont ernst drehte er sich herum, sah ihm direkt ins Gesicht, um den Blick nicht in südlichere Gefilde wandern zu lassen.
„Soll ich dir beim Blasen helfen?“, fragte er beton ruhig, zuckte jedoch mit der rechten braue fragend nach oben. Ob er nu ernst meinte oder einen Scherz machte, konnte man nicht sagen. Beides war möglich. Wie schnell man doch eine Badehose und das Unwohlseinvergessen konnte, war erstaunlich. Xiao verschwendete keinen Gedanken mehr daran, was vielleicht auch an dem attraktiven Mann vor ihm lag. Selbst konnte er es nicht sagen und es spielte auch keine Rolle. Während er ihm die Flügel hinhielt, ließ er den Blick doch ein wenig an ihm herab gleiten. Aus medizinisch/sportlichen Gründen, wie er vor sich selbst behauptete. Und ihm gefiel, was er sah. Mehr, als vielleicht gut war.

Mairtin Connolly

Ich ahnte kaum, in welche Bedrouille ich Xiao gebracht hatte. Die Jagd nach der Badehose war wohl ein ebenso langer Akt wie die meine gewesen. Eine wahre, harte Hatz. Herrje, das passende Stückchen Stoff zu finden, war wirklich schwer. Xiao hatte wohl Glück, dass sein Modell um ein paar Dezimeter länger als mein Krempel war. Doch zu kurz war mein Modell auch nicht, es gab noch deutlich kürzere, die unten rum sehr viel mehr preisgaben. Da war alles sicher. Aber egal. Wir waren groß genug. Und ohne das es mir klar war, fühlte ich mich bei Xiao sicher genug, dass ich so etwas tragen konnte. Jeremiah hatte das leise kichernd zur Kenntnis genommen. 'Oh, ich hoffe Du wartest noch nicht zu lang?' eröffnete Xiao sein Eintreten und ich lächelte. "Achhh, mach Dir keine Sorgen" lautete meine grinsende Antwort. "Ich bin bestenfalls zwei Minuten hier. Bestenfalls. Ich bin Teil der Britischen Armee gewesen. Da war auch Pünktlichkeit wichtig, es war genau pünktlich, als Du hier eingetreten warst. Und das Motto würde Dir gefallen - Be the Best. Die Iren allerdings sind ein eigenes Völkchen. Merk Dir eines, wenn ein normaler Ire, der nicht bei der britischen Armee war, sagt, er kommt gleich. Dann können das auch noch fünfzehn bis dreißig Minuten sein" antwortete ich grinsend. Meine Lippen waren geradezu keck. "Also bleib entspannt. Alles gut." Ich zwinkerte ihm zu und eröffnete damit noch einmal, dass ich schelmisch war, ein kleiner oder großer Kobold.

Der Blick Xiaos entging mir nicht. Ich ließ es zu, dass er mir nahe kam, genauso wie ich die Berührung meiner Wange vor ein paar Tagen zugelassen hatte, auch wenn ich es nicht verstand. Ein Teil von mir hatte Angst. Der andere? Der war aufgeregt. Ich begann zu lachen, als Xiao den Inhalt seiner Tasche offenbarte. Laut und schallend. Es war ein echtes Lachen. Diese Art von Lachen war schon manchmal auf den Videos aufgetaucht, wenn ich meine Späße trieb. Dieses Lachen kam aus meiner gesamten Brust. Ich nahm die Schwimmflügel entgegen, wollte dabei Xiaos Handrücken berühren - von mir aus. Und der Kontakt hielt ein bisschen länger an. Dann fragte Xiao auch noch, ob er mir beim Blasen helfen sollte. "Chapeau. Damit hab ich nicht gerechnet." Ich prustete wieder los, sodass ich mich beinah bog vor Lachen. "Xiao... nicht schlecht. Wirklich.... und glaubst DU denn, Du kriegst mich da rein?" Ein keckes Grinsen. Mir entging nicht, die Art und Weise, wie er mich musterte. Ich biss mir ein wenig auf die Unterlippe und streckte dabei die Zunge heraus. Es war spielerisch. Früher hätte ich jemanden auch einfach dreist ins Wasser geschubst. Aber das war lange her. Und bei Xiao würde ich es mich nicht wagen.

Der musternde Blick entging mir nicht, offenbar gefiel ich ihm. Und es war ebenso anders herum. Ich mochte Xiao, er war mehr als nur interessant, aber beim letzten Zusammentreffen hatte ich mich nicht getraut, das ganze auch richtig zuzugeben. Es hing mit meiner Geschichte zusammen. Meine Gefühlswelt war ein reines Chaos. Upsi. Und wenn ich richtig lag, war Xiao auch verwirrt. Das wusste ich aus dem Verhalten, aus dem letzten Mal. Ich war nur nicht so stark darin, das ganze komplett zu verstecken. Wahrscheinlich war ich im Vergleich zu Xiao wie ein offenes Buch oder besaß nur eine mangelhafte Verschlüssellungstechnik. Kurz durchzuckte mich die Erinnerung, wie er meine Wange berührt hatte. Inzwischen wäre mein Bart zu lang geworden. Beim letzten Mal war er drei Tage alt gewesen, aber länger stand mir nicht, wie ich fand. Und der Wildwuchs musste alle paar Tage runter, sonst könnte ich binnen zwei Wochen einen kompletten Vollbart haben. Wenn ich dann noch ein wenig länger wartete, hätte ich mehrere Zentimeter und sah aus wie ein New Yorker Hipster. So war die Kinnkante noch mehr betont, auch das sah gut aus. Das wusste ich von früher. Da ich keine eigenen Rasierer oder Rasiermesser hatte, war das etwas, das jemand anderes hatte vornehmen müssen. Aber es war eine sehr gute Arbeit geworden. Eine Rasur zu bekommen war immer etwas Intimes.

Mir war kaum bewusst, dass ich Xiao wieder eine NEUE Seite an mir zeigte. Er bekam immer mehr eine Ahnung, wie ich später wieder aussehen würde. Apropos Xiao. DER sah selbst gut aus, ohne das es ihm klar war. Oder sah ich da Verwirrung in seinen Augen? Was war das zwischen uns? Wieder diese Frage, die ich mir nicht zum ersten Mal stellte. Nun fiel mir auf, dass ich ihn ebenso musterte, wie er mich. Ups. Prima. BOING. Dann kam da die nächste Frage. Beim Blasen helfen? "Ach....machen meine Lungen einen so schwachen Eindruck?" Und ich tat einen Schritt auf ihn zu, unbewusst, "oder brauchst Du etwas Nachhilfe?" Ich hatte locker Power genug in den Lungen und in der Brust, auch jetzt. Früher auch. Die Zwiebelallergie war zwar nicht ohne, aber die Lungenfunktionstests erlaubten, dass ich schwimmen, und auch für gewisse Strecken tauchen konnte. Nur als Kampftaucher taugte ich nicht. Und da war er wieder, der frechere Mairtin, der sich langsam vortastete. Hm, Lippen, blasen, Lippenbewegungen... oder sonst was? Ähm. Uuuups, wohin bogen denn bitte gerade meine Gedanken wieder ab. Ich konnte die Augen nicht von Xiao nehmen: Warum auch immer faszinierte mich der Mann. "Wir..." ich wartete ab und dann einfach mal ins Wasser.

Selbiges leckte am Rand meiner Badehose, als ich die ersten Stufen hinab gegangen war. Der Pool war wirklich gigantisch, wie mir nun auffiel. Langsam zog sich das Wasser hoch. Nun war ich etwas tiefer als Xiao, sodass er einen Blick auf meinen Kopf bekam, sowie meine Rückenansicht. Wieder ein Zeichen von purem Vertrauen. "Kommst Du oder zerrst Du mich gleich wieder raus, um mir die Dinger zu verpassen?" Mir war klar, dass ich in einem ernsthaften oder halbernsten Kampf wahrscheinlich gegen ihn verlieren würde. Nein, nicht wahrscheinlich zu 99,99 Prozent. Und ich glaubte, auf solche kindischen Bälgerein würde er sich so schnell nicht einlassen.
Xiao schmunzelte und war wirklich ein wenig mehr entspannt, als ihm versichert wurde, die Wartezeit zog sich nicht allzu lang hin.
„Nun ja… Armee hin oder her, es hat auch was mit Respekt und Anstand zu tun.“, meinte er ruhig. Nicht jeder kannte, was sie kannten, nicht jeder hatte ihre Ausbildung. Es entsprang einfach der Höflichkeit dann da zu sein, wenn man sich verabredete. Niemand freute sich, weil er warten durfte, warum es also anderen zumuten? Insbesondere dann, wenn man den anderen mochte?
„Eine halbe Stunde, wenn man bescheid gibt, ist noch vertretbar.“ ‚Gleich‘ war nun mal keine Angabe, die man an etwas festmachen konnte. Jeder empfand es anders, aber dann stutzte er. Gab es denn nichts besseres, worüber man sprechen konnte? Zugegeben, er hatte sich auf das Treffen gefreut auch wenn das ein oder andere Bedenken aufgekommen war, zog man das letzte treffen in Betracht. Am selbigen Abend hatte er noch Gedanken gewälzt, die sich dann ein, zwei Tage später als überflüssig herausgestellt hatten. Es hatte sich nicht wirklich etwas verändert, worüber er doch erleichtert war. Alles andere würde sich zeigen, nun stand wichtigeres an, wenn er es denn mal schaffte, den Kimono zu lösen. Es graute ihm davor, auch wenn er mehr als vorzeigbar war.
Wie passend, das er dann den Inhalt seiner Tasche offenbaren konnte und das Lachen des anderen versicherte ihm, das er so schief nicht gelegen hatte. Nagel auf dem Kopf würde man behaupten können. Selbst bei ihm zeigte sich daraufhin ein Lachen, gefolgt von einem warmen Gefühl, welches ihn durchströmte. Ja er merkte irgendwie, das er verlegen wurde. Nicht wegen den Flügeln, sondern wegen dem Kerl, der so haltlos lachen konnte. Nur gut das er sich soweit im griff hatte, sich beherrschen zu können, das man ihm nichts ansah.
Als er dann auch noch Konterbot, dafür gelobt wurde, musste er selbst leise lachen. „Ich bekomm dich überall rein.“, versicherte er ihm, nahm einen Flügel entgegen, hob ihn an die Lippen und blies so viel Luft hinein, wie er dessen Arme abschätzte. Abfallen sollten sie ihm ja nun auch nicht. „Streck den arm aus!“, forderte er und wartete, bis Mairtin seinen Worten Folge leistete, ehe er ihm den aufgeblasenen Gummischlauch für Kinder über den Arm. Er beinhaltete kaum Luft, gut so, denn so konnte er ihn langsam bis auf den Oberarm schieben, wo er tatsächlich fest saß. Der Körperkontakt, der dabei hier und dort entstand, kostete er voll aus. Zwar war es nicht die Absicht, ihn berühren zu können, als er sie kaufte, sondern viel mehr der Spaß, der dabei entstand, dennoch nahm er das Beiwerk sehr gern an. Seine Fingerspitzen strichen fast zufällig über dessen Haut, als er die eigenen Hände zurück zog.
„Bildhübsch.“, versicherte er ihm mit einem kleinen grinsen auf den Lippen. War es ein Vorteil, das er ihn nun offensichtlich ansehen und betrachten konnte, oder ein Nachteil, weil er es eigentlich hatte vermeiden wollen? Der Kerl sah definitiv zu gut aus und es war schwer, nicht hinzusehen und doch nutzte er immer wieder Gelegenheiten, um es tun zu können. Warum tat man etwas, obwohl man wusste, es würde später schaden?
Und so sah er ihn an, betrachtete ihn, blieb an dem einen oder anderen Merkmal, welches ihn aus machte, hängen, weidete sich sogar ein wenig daran. Zugeben würde er es nicht, aber er sah ihn gern an und hätte seinen Fingerspitzen gern erlaubt seinen Blicken zu folgen, zu berühren. Er wusste, er wollte es, da gab es kaum noch Verwirrungen, viel mehr war es der Wille, es zu unterdrücken, der ihn hinderte. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass er Mairtin schadete? Dazu kam, das er vor dessen Vorlieben nichts wusste. Am Ende hatte er schneller eine gebrochene Nase, weil er für den Geschmack des Iren übergriffig wurde, als das dieser gefallen daran fand? Neigungen hin oder her, blieb dann auch nicht die Frage nach dem Interesse? Xiao wusste, wie es war, einseitiges Interesse an den Tag zu legen, sowas wollte er nicht noch einmal erleben. Allem voran lag die Gesundheit des Iren an der Höchsten stelle, alles andere würde hinten anstehen. Was in dessen Vergangenheit passiert war, wusste er… Dieses Trauma wollte er nicht erneut aufrühren. Die Akute PTBS tat ihr übrigens hinzu.
Nein, es wäre besser das, was da am Entstehen war, zu ersticken.
„Ich kann soweit gut blasen.“, hielt er entgegen, verschwieg aber, das sich noch keiner beschwert hatte. Jedoch im letzten Moment. Ein Glück. Das hätte sonst wirklich einige unangenehme Fragen aufgeworfen, die er nicht beantworten und schon gar nicht überdenken wollte. Zwar schämte er sich nicht dafür es getan zu haben nur vor Mairtin war es… unangenehm. Irgendwie. Er nickte auf den aufgeblasenen Flügel. „Oder ist er dir nicht hart genug?“ Das konnte und wollte er sich nun nicht verkneifen. Ein kleines dreckiges Funkeln legte sich in seinen Blick, welches er nicht weiter vordringen lassen wollte. Sie sollten schwimmen. Besser wäre es.
„Wir?“, wollte er wissen, sah, wie er auf ihn zukam und schließlich neben ihm vorbei schritt. Ohne es wirklich beeinflussen zu wollen, sah er ungeniert auf dessen Hintern, der sich natürlich sehen lassen konnte. Von diesem wanderte sein Blick über dessen Rücken, das Muskelspiel unter dessen Haut genießend, bis die Erkenntnis kam, das auch er sich langsam entblättern musste. Wie gern hätte er nun geseufzt.
„Den anderen kann ich dir auch noch anziehen.“, bot er selbstlos an, hakte die Daumen dann aber unter den Leichten Gürtel des Kimonos, um ihn zu lösen. Er streifte den Stoff ab, legte ihn zusammen und packte ihn zu seiner Tasche auf eine Liege. Tja, nun war es soweit. Immerhin war die Beherrschung gut genug, um nicht die Arme zu verschränken und sich gänzlich lächerlich zu machen, nur weil er sich nackt fühlte.
Langsam ging er auf die Treppe zu und stieg anschließend langsam ins Wasser. Im ersten Moment war es Kühl, doch sein Körper gewöhnte sich recht shcnell daran. Spätestens wenn man sich darin bewegte würde es angenehm sein.

Mairtin Connolly

Es stimmte was Xiao sagte und ich fragte mich was ich hier eigentlich redete. Da war ich komplett verwirrt. Verängstigt? Keine Ahnung was. Wohl auch ein bisschen überfordert durch das was mir passiert war. Oder auch dadurch das ich mich unbewusst für xiao interessierte und er sich für mich. Irgendwo nahm ich es unterbewusst wahr wie es schien und daraus erwuchs ein lustiges surrealen Chaos. Da zeigte sich auch mal wieder ein bisschen auf meinem Gesicht. Doch war da in Xiaos Gesicht dieselbe Verwirrung? Boooing! Und doch erfuhren wir beide ein paar wichtige Dinge über den anderen die uns vielleicht später noch nützlich wären. Meine überforderung und Verwirrung war mir anzusehen. Eigentlich wollte ich etwas geistreicheres von mir geben. Aber es war als hätte mir jemand einen Stein auf die Zunge gelegt.

Doch das Xiao selbst so in seinen Gedanken um den Kimono gefangen war half mir. Das Kleidungsstück stand ihm nicht schlecht. Das war ihm wohl hoffentlich- Moment mal was dachte ich hier? Das war ein anderer Mann! Und es machte mir Angst das ich wieder so empfand obwohl mir das mit Nelson passiert war. Allerdings war mir wohl irgendwie noch immer klar wer ich war, was ich war und das es nun einmal in meiner Natur lag Männer zu lieben. Ja ich war schwul. Diese bahnbrechende Erkenntnis hatte ich schon im Alter von 16 Jahren gehabt, vor neun Jahren also. Mein großer Bruder, okay nur 15 Minuten älter als ich, hatte damals großartig reagiert indem er sagte na und, Loch ist Loch und du bist trotzdem ein toller Mensch. Damit hatte er unserem Erzeuger eine Menge voraus.

Xiao wurde von meinem Lachen angesteckt und der Mann dem manch ein Schüler hier nachsagte er könnte solche Laute nicht begann selbst ein bisschen zu lachen. Dass er sogar verlegen war wusste ich nicht. Und im nächsten Moment brachte er mich tatsächlich aufs Glatteis. Oh ich hätte letztens wohl die Klappe halten sollen, schoss es mir durch den dunkelblonden Kopf. Mit einem Lachen nahm er wieder einen der Schwimmflügel entgegen und bließ diesen auf. Jetzt wurden meine Augen mit jedem bisschen größer. Aus meiner Militärakte gingen meine Schwimmleistungen hervor ebenso das Tauchen. Ersteres war gut letzteres in Ordnung. Doch als Kampftaucher wär ich ungeeignet, da meine Lungen durch die Allergie eventuell zu angegriffen wären um dauerhaft solchen extremen Belastungen standhalten zu können. Selbstbewusst verkündete Xiao noch das er mich überall reinbekommen würde. Nein da nicht sagte mein Blick und zum ersten Mal zeigte ich wohl ein kleines bisschen Bockigkeit für das Jeremiah uns wohl hart gefeiert hätte. Da forderte Xiao meinen Arm. Ich hob die Augenbraue Als ob ich sagen wollte ach wirklich nein und ich sagte auch "äh…." Brach ab. Und jetzt bekam Xiao noch etwas viel interessanteres zu sehen.

Mir wurde etwas bewusst. Wenn ich mich weigerte stand ich als Feigling dar und einer der nicht zu seinem wort stand und so streckte ich tatsächlich zu meinem eigenen Erstaunen den Arm aus. Ich schaute als ob ich nicht glauben könnte das der Arm mir gehörte. Das ganze hatte gerade mal zwei Sekunden gedauert. Der Gehorsam eines Soldaten kam ebenfalls durch: Zack hatte Xiao tatsächlich meinen Arm. Ich zuckte merklich zusammen und zitterte kurz als der Schwimmflügel die Narbe an dem Unterarm passierte. Es war unangenehm und es war nicht leicht das oder Xiaos Hand dort zu ertragen. Aber ich machte hier einen riesigen Fortschritt ohne das es mir klar war: ich ließ die Berührung zu! Von Xiao! Jeremiah hatte mich bisher nicht so weit bekommen. Die Narbe war einige Zentimeter lang und führte den Unterarm hinauf. Etwas dicker da sie beide schlecht verheilt waren. Kaum hatte Xiao die Stelle passiert machte mir seine Berührung nichts aus beziehungsweise ich genoss es sogar heimlich. Der Muskel unter ihm wurde minimal weicher wenn er aufpasste würde er das merken. Und hätte ich Körperbehaarung hätte die sich aufgerichtet. Doch da war nichts. Das Grinsen mit dem er nun Bildhübsch sagte weckte mich wieder und ich konnte nicht anders als wieder zu lachen. "Ok der geht aber echt an dich und ja ich hab mich da selbst rein geritten. Ich hatte das letztens als Scherz gemeint und jetzt das… aber gut ich steh zu meinem Wort. Und … kann nicht jeder tragen" antwortete ich keck die Zunge rausstreckend und scherzend. Anders kam ich hier wohl kaum klar. Ich hatte ja keine Ahnung was Xiao gerade dachte. Oder doch?

Doch ohne das es mir richtig klar war beobachtete ich Xiao genauso verstohlen weiter wie er mich. Meine Anziehung zu ihm war heftiger als ein Magnet. Ich seufzte unbewusst und war doch verdammt neugierig. Unbewusst kam ich einen halben Schritt näher.

Xiao meinte das er gut blasen könnte. "Kein Zweifel bisher dran" murmelte ich und atmete kurz etwas schneller während mein Blick hoffentlich unbeobachtet etwas über ihn glitt. Verstohlen. Halt da oben sind die Augen nicht da unten. Wenn wir beide gewusst hätten das wir hier heimlich an das andere blasen dachten in Verbindung mit dem jeweils anderen. Ach herrje. Trotz meines Traumas war Xiao fähig solche Instinkte und Gedanken in mir wieder zu wecken. Vielleicht lag es auch an den Hormonen. Immerhin hatte ich von mir aus vor drei Jahren zuletzt Kontakt gehabt. Er stellte eine weitere Frage… hart genug. Ach herrje. "Alles gut" und jetzt musste ich mich richtig konzentrieren. Meine Badehose ließ nämlich absolut keinen Raum. Da würde er ALLES sehen. Wieder glitt mein Blick ein bisschen ab ich atmete etwas schneller tarnte es dann aber als tieeeeefes einatmen. Konzentrieren Mairtin konzentrieren! Das dreckige Funkeln war mir nicht entgangen bedeutete das etwa… ich versuchte eine etwas andere Beinstellung die mir Platz gab. Fuck Eier. Nein was wird das? Aber zum Glück regte sich dann doch nichts so schnell. Dennoch…puhh…. Mir war ganz schön warm geworden. Das kalte Wasser würde guttun. Den zweiten Schwimmflügel bekam ich glattweg auch noch verpasst. Erneut zitterte ich und spannte mich kurz an als die andere Narbe passiert wurde aber minimal weniger als noch eben. "Wir…. Nicht das du irgendwann noch frierst…." Scheiße was sagte ich hier?! UPS. Ich bekundete glattweg Sorge. Ach herrje. Was wurde denn das jetzt. Ich spürte seinen Blick auf meinem Hintern. Bei jedem anderen wär ich nun an die Decke. Ich hatte anfangs sogar Jeremiah angegiftet als ich krank war. Aber da half kein Weg dran vorbei. Von Xiao? Akzeptierte ich diesen Blick und wollte nicht am liebsten direkt zuschlagen.

Ich zog ins Wasser und ging auf Tauchstation. Der Auftrieb der Schwimmflügel machte es schwerer aber es ging schon das ich die Bahn durchzog. Xiao bekam ein hübsches kleines Muskelspiel zu sehen. Doch dann passierte es: eine Düse neben mir direkt über meinem Hinterteil legte los und der Strahl berührte mich. Ich erschrak, tauchte nach ein zwei Zügen auf und fand mich irgendwie direkt bei Xiao wieder. Näher als eben. Viel näher… nahe genug das man einander hätte riechen können wär der chlorgeruch nicht. Nein genauer gesagt ich war nah genug
Hätte er um die Gedanken des anderen gewusst, hätte er wohl gelacht. Nicht, weil er es nicht ernst nahm. Sondern viel mehr weil er sich Gedanken um seine nicht mal annähernde Nacktheit machte, während der andere wesentlich wichtigere Dinge auseinander klaubte. Die Absurdität hätte ihn lachen lassen, nicht der Inhalt. Es gab so viel wichtigeres, schwerwiegenderes und sie dachten jeweils separat voneinander an die unsinnigsten Dinge. Die Situation mit den schwimmflügeln machte es nicht wirklich besser und irgendwas sagte ihm, das es noch lange nicht der ganze Eisberg war. Hier handelte es sich grade mal um die entdecke Spitze!
Xiao, der ein paar Eskapaden aus der Akte kannte, ließ es sich natürlich nicht nehmen, ihn ein wenig zu piesacken und wirklich, der Eindruck, den er langsam immer mehr von ihm gewann, stimmte. Jeder andere hätte nun protestiert, gemeckert und wäre gegangen. Doch der Ire machte es tatsächlich mit. Sonst war Xiao eher dafür bekannt ernst zu sein, reserviert und überlegt. Ja man zweifelte sogar daran, das er lachen konnte, da er sehr vielen Dingen mit Skepsis begegnete. Niemand, der hier in dieser schrägen Situation dabei war, würde glauben, was sich zwischen ihnen abspielte!
Xiao und Unsinn machen? Unmöglich. Der Gedanke, was jemand anders nun davon halten würde, war ihm zwar egal, dennoch vermied er es daran zu denken, wenn unangekündigt jemand herein platzen konnte. Dieser Moment gehörte ihnen und er wollte ihn auch nicht teilen. Schon gar nicht mit vorwitzigen Schülern.
„Unsere Schülerinnen sehen dir ganz schön oft nach, ist dir das schon aufgefallen?“, fiel ihm dabei ein. Insbesondere eine Situation gestern. „Die Brünette hatte extra die Bücher neben dir fallen lassen.“ Ob sie beabsichtigte, das er ihr half oder weil sie hoffte mit Mairtin ins Gespräch zu kommen, wusste Xiao nicht, der zu weit entfernt gewesen war und es nur aus dem Augenwinkel hatte sehen können. Die Wächter ringsherum, ja selbst der, der Mairtin ständig begleitete, hatte sich um die Bücher und das Mädchen nicht weiter gekümmert. Sie hatten ihre Aufgaben und diese wurden befolgt, es sei denn ein Notfall passierte, dann wurde alles liegen oder eben Personen stehen gelassen, wenn keine absolute Wachpflicht bestand.
Als Xiao ihm das so erzählte bzw ins Gedächtnis rief, kam er nicht umhin den anderen anzusehen. Warum ihm die Reaktion so neugierig machte, konnte er selbst nicht sagen, dennoch war er gespannt darauf, hoffte er auf etwas Bestimmtes?
Beim Überstreifen bemerkte er sowohl die Narbe, als auch das Zucken, auch wenn es nicht wirklich gravierend war, jedoch genug für ihn, um es zu registrieren und abzuspeichern. Fast schon beiläufig strich er leicht darüber, wissend, das er mit jedem Millimeter, den er berührte, ins eiseinbrechen und all das hier verderben konnte. Selbst hatte er auch unzählige Narben am Leib, aber keine war derart auffällig. Dank der immer wieder aufgetragenen Heilrunen, waren seine Narben sehr fein. Man musste schon genauer hinsehen um die unzähligen Linien zu sehen. Ob sie nun mal Wunden waren oder von Runen stammten, konnte er selbst nur dann sagen, wenn er sie sah. Manche Runen warmen permanent, andere trug er auf und diese brannten sich dann in die Haut, um ihre Wirkung zu entfalten.
„Niemand könnte es so gut tragen, wie du!“, bekräftigte er mit einem schmunzeln und ließ nun selbst die Arme sinken, gab es doch keinen Grund mehr, ihn zu berühren. Wenn er ihn so musterte, sollten sie ihn nicht beim Schwimmen behindern können. Und falls doch, konnte er sie sich abstreifen. All zu fest saßen sie ja nun nicht.
„Ich weiß, aber ich konnte es nicht lassen dich darauf fest zu nageln.“ Und es hatte ja auch geklappt. „Nur bei einem schwimmreifen wurde es schwer. In deiner Größe…“ Er hätte einen kleinen, sehr viel kleinen besorgen können, doch das wäre definitiv zu weit gegangen. Selbst wenn sie Partner gewesen wären, wäre es sehr fraglich gewesen, ihm einen solchen Ring zu präsentieren, den er unter der Gürtellinie tragen konnte. Das ging definitiv zu weit. Für beide.
Gern hätte er sich selbst auf die Zunge gebissen, wenn er sich bewusst realisierte, was er für Zweideutigkeiten von sich gab. Selbst konnte er nicht mal sagen, ob es Absicht oder Zufall war, aber wenn er Mairtin so ansah: pure Absicht. Wenn er sich ins Bild rückte, würde er sich dafür gern selbst im Pool ertränken, das er sich dazu hat hinreißen lassen. Er erkannte sich zum Teil selbst nicht wieder, glitt solch ein verhalten doch eher an ihm ab. Selbst ließ er sich nie darauf ein oder ignorierte es, sollten andere solche Dinge von sich geben. Das Wasser war nun definitiv nicht mehr zu kalt! Wenn er nicht aufpasste, konnten die eigenen Worte zu Gedanken werden, die ihm dann wiederum zum Verhängnis wurden. Wann hatte er sich das letzte mal mit jemandem Privat getroffen….? Er wusste es nicht mehr. In Anbetracht von dem, was er mit dem Iren anstellen konnte, interessierten ihn andere Männer nicht. Trost suchen war wohl ein vergebliches Unterfangen, selbst wenn man nur körperliche Reaktionen ersticken wollte. Herrje… Was hatte er sich da nur eingerührt…
„Frieren? Nein, so schnell passiert es nicht.“, schmunzelte er, folgte ihm tiefer ins Wasser, denn Bewegung war wirklich das Beste, um unliebsame Gedanken los zu werden, sich abzulenken und Dinge zu ersticken, an die er nicht denken wollte. Inzwischen war die Lage recht klar. Ob er es nun wahrhaben wollte oder ob es ihm nun in den Kram passte, oder nicht. Er stand auf ihn. Und das durfte nicht sein, die Behandlung hatte Vorrang. Er musste sich beherrschen und auf andere Gedanken kommen. Sich weniger hinreißen lassen. Es darf nicht weiter ausufern… von all denen, die hier herum laufen muss es ausgerechnet er sein! Grade der, den ich nicht anfassen darf. aus sie vielen Gründen. Nicht zu Letzt, weil einer der stillen Brüder wind davon bekommen würde. Zwar würden die sich kaum dafür interessieren und auch das weitertragen war verschwindend gering, doch das wissen darum das sie es wussten… War nicht angenehm.
Er begab sich nun tief genug, um selbst schwimmen zu können, doch nach dem dritten Zug musste er abrupt stoppen, als Mairtin plötzlich vor ihm auftauchte und Xiao nicht anders konnte, als nach ihm zu greifen und ihn anzustarren. Gefahr bestand keine, sie waren allein. Nichts bösartiges konnte eindringen. Hier waren nur sie. Andernfalls hätte er ihn wohl abgewehrt, untergetaucht und er soffen, so aber starrte er ihn nur unvermittelt an.
„Hat dich was gebissen?“, wollte er unvermittelt wissen, als er die Sprache wieder gefunden hatte. Perlen von Wasser rannen an ihm hinab. Dessen Wange, in Zeitlupe der Geraden seines Kiefers folgend, bis hin zu seinem Kinn, wo die perle kurz verharrte, ehe sie ins Wasser tropfte.

Mairtin Connolly

Ich hatte keinerlei Ahnung, was in Xiaos Kopf vorging und wahrscheinlich hätte ich in sein Lachen eingestimmt, wüssten wir von unseren Gedanken. Dieses Privileg hatten allerdings nur die Stillen Brüder und Jeremiah würde sich noch was grinsen. Die Nummer mit den Schwimmflügeln hatte ich wohl verdient. Ich hatte einfach ein wenig zu weit die Klappe aufgerissen und jetzt hieß es Wort halten oder eben doch als Feigling gelten. Nope, nicht mit mir. Wär ich ein Springpferd würde ich eindeutig zu der besonders genialen wie durchgeknallten Sorte zählen, aus den scheinbar unmöglichsten Winkeln abdrücken, drüber sägen und egal ob der Reiter da noch mitkam oder nicht und mit manchem Winkel dem Reiter auch mächtig was unter den Arsch knallten. Es hatte schon seinen Sinn, dass Devilstar und ich zusammenpassen wie Arsch auf Eimer. Dass Xiao eigentlich eher für seinen Ernst bekannt war, wusste ich schon. Aber offenbar kitzelte ich da doch ein paar andere Züge in ihm hervor, die ihn genauso erstaunten, wie auch Jeremiah, der diese Änderungen auch wahrnahm, zwar nicht kommentierte, aber durchaus guthieß. Er sah, dass es dem jungen Chinesen durchaus bekommen würde. Ich genoss diese Späße ebenso wie Xiao, denn ich bekam kaum mehr Luft sobald die Narbe passiert war - vor Lachen. Ich war eben ein KOBOLD.

Plötzlich sprach Xiao etwas an, das mir nicht bekannt war. “Äh, was? Nö keine Ahnung.” Ich versuchte mich an gestern zu erinnern. “Oh, ich dachte, sie wäre gestolpert weil sie über ihre Schnürsenkel flog. Absicht…. Wie…” Jetzt dämmerte es mir so langsam, nachdem Xiao mich praktisch drauf gestoßen hatte und zwar schon mit etwas mehr Gewalt. Der Wächter hatte es später versucht, aber ich hatte nichts gerafft. “Das hatte es also mit der Mode der jungen Mädchen zu bedeuten und das die ja manchmal schon verrückt wäre,” rutschte mir die Andeutung des Wächters heraus. Eine kurze Pause. “Ich… glaube, ich sehe sowas einfach nie. Nicht bei …. Mädchen oder Frauen.” Ich zuckte mit der Schulter. Es brauchte schon einen ordentlichen Hammerschlag, damit ich so etwas mitbekam - meistens dann wenn Weib mir in den Schritt packte. DANN verstand ich es. Fuck jetzt war mir doch etwas rausgerutscht. Schnell wo anders hindenken und reden, nicht dass Xiao falsche Schlüsse zog. Ich wusste es nicht, aber wenn das so weiter ging würde Jeremiah uns höchstperstönlich in einen Raum sperren - ohne Stehle wohl gemerkt und erst wieder rauslassen, bis wir das mal geklärt hatten.

Aufgrund der Berührungen war mir nicht mehr groß nach Lachen zu Mute. Es forderte mich und Xiao holte alles an Resilienzen aus mir heraus, was zurzeit da war. Ich zitterte wieder unter der Berührung, fand dann aber ganz langsam zur Ruhe, es wurde weniger. In meinem dunkelblonden Köpfchen arbeitete es und beim zweiten Mal hatte ich sogar den Atem besser unter Kontrolle, spannte die Muskeln nicht mehr ganz so sehr an. Jeremiah hätte jetzt schon zwei Mal aufhören und kurz pausieren müssen. Immerhin bekam ich mich für etwa zwei Zentimeter von dem verfluchten Ding halbwegs unter Kontrolle. Ich musste dann laut loslachen, als Xiao zugab, er konnte es nicht lassen, mich darauf festzunageln und das es kaum einer so gut tragen könnte wie ich. Ich ahnte ja nicht, dass ich selbst darin für Xiao schon jetzt heiß aussah. Na der würde sich wundern, wenn ich erst das volle Gewicht und die Muskeln dazu hatte. Aber so weit war ich selbst nicht. “Hmm, der Schwimmreifen, ich bin eventuell etwas zu breit und hab zu gut gegessen.” Ich zwinkerte ihm zu, scherzte selbst wieder etwas über die Gewichtszunahme, die ja wünschenswert war. Würde ich in diesen Reifen passen, ach herrje. Zum Glück waren wir beide daraufhin im Wasser, das half uns abzulenken. Beim Tauchen verlor ich auch die Schwimmflügel. Die saßen wohl doch nicht ganz so fest oder ich streifte sie unbewusst ab. Ich legte ein gewisses Grundtempo vor, damit ich selbst nicht zu schnell fror. Beim Tauchen legte ich eine Rolle hin, um zu wenden und dabei lukte kurz mein Hinterteil aus dem Wasser. Es war genug von der Innenseite des Oberschenkels zu sehen, dass man ganz kurz einen Teil des Muttermals hervorlugen sehen konnte. Wenn man aufpasste. Aber alles dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Doch all das war nicht mehr wichtig, als mich diese Düse verschreckt hatte und ich direkt vor Xiao hochkam. In meinem Kopf arbeitete es sichtbar und ich hatte mich außerhalb der Reichweite der Düse manövriert, die ihren harten Strahl ins Wasser schoss und der genau neben uns ankam. Die Augen waren verängstigt aufgerissen, mein Blick ging in Richtung der Düse und nur langsam verstand ich. Es war klar, was passiert sein musste. Jetzt schämte ich mich. Ein Wasserstrahl. Nicht… das.

“Ich…” wollte ich seine Frage beantworten doch Amor oder was auch immer hatte noch mehr für uns bereit. Irgendwer vor uns hatte vergessen, die künstlichen Wellen auszustellen und die waren nun der Meinung, es wäre Zeit. Und so schubste mich so ein Ding direkt in Xiaos Arme und ließ unsere Lippen aufeinander krachen. So viel zu gebissen - der Kontakt war unerwartet, ja, aber diese Lippen fühlten sich gut an. Warm, obwohl das Wasser nicht allzu warm war. Verdammt. Das war ein Mann und ich war sicher, dass so etwas nicht gutgeheißen wurde in diesem stark traditionsbehafteten Land. Und er war ja auch noch Chinese. Nur lösen konnte ich es nicht. Doch… ich zwang mich. Die Wangen waren nun rot. Aber ich konnte mich nicht entschuldigen. Mein Körper hatte etwas anderes parat für Xiao:

Eine schneller schlagende Halsschlagader, Ein schneller werdender Atem… und oh gott… nein, das durfte doch nicht wahr sein! Meine Badehose kam mir langsam eng vor…. Ich wusste das ich nichr voll stand. Puhh...Nein, nicht runter gucken. Damit machst du es nur noch schlimmer oder wahrer dachte ich. Aber zweifelsohne, da regte sich was. UPS. Ich versuchte meinen Körper irgendwie unauffällig anders zu positionieren.
Das ihm die Sache mit dem Mädchen nicht aufgefallen war, überraschte ihn ein wenig, denn welcher Mann übersah die Aufmerksamkeit, die er bekam? Xiao würde wagen zu behaupten, das 95% der Männer sich darin suhlten, wenn sie mehr Aufmerksamkeit bekamen, als ihnen von normalen Wegen her zu stand. Nun aber sollte er jemanden vor sich haben, dem es nicht auffiel? Der Gesichtsausdruck, den der Kobold während des Sprechens machte, sagte ihm jedoch, das der Inhalt seiner Worte stimmten. Inzwischen hatten sie genug zeit miteinander verbracht, als das Xiao die eine oder andere Eigenart gut abschätzen konnte. Mairtin log nicht. Er wirkte zu verblüfft, zu verwundert, zu nachdenklich, als das er sein verhalten nur spielen könnte.
Was ihm ebenso wenig entging, war der kleine Nebensatz, das es wohl nur Frauen betraf. Eine Aussage, die zu vage war, als das sich der Chinese darauf verlassen oder irgendetwas darauf stützen wollte. Zwar speicherte er es ab, verschwendete jedoch keinen zweiten Gedanken daran. Nicht jetzt. Auch wenn es sein Herz kurz aus den Takt brachte. Es war nur eine Vermurung, eine Ahnung… das Risiko nicht wert. Abwartend sah er ihn an.
„Du bringst sie ganz schön durcheinander. Sie kichern, wenn du vorbei gehst, tuscheln… versuchen sich anzustacheln, dich anzusprechen.“ Ja, Mairtin war das Hauptgesprächsthema unter den jungen Mädchen und irgendwann würde eine den Mut haben, ihn anzusprechen. Wie gut er das junge Gemüse doch verstehen konnte. Mairtin brachte nicht nur deren Welt durcheinander, nur im Gegensatz zu den Damen, hatte er sich im Griff und konnte das ein oder andere ignorieren und sich auf das wesentliche fokussieren, statt in Tagträumen zu versinken. Zumindest war er bis jetzt davon befreit geblieben, nun aber könnte sich all das ein wenig schwieriger gestalten. Ihn hab nackt vor sich zu haben, vereinfachte die Situation nämlich nicht wirklich.
Daher konnte er es auch nicht lassen, ihn erneut zu berühren. Nur war die stelle vielleicht nicht die idealste. Widererwarten hielt das Eis auf welches er sich mit minimalen Schritten vorwagte, so langsam, wie sich wohl seine Finger über dessen Haut vorwagten. Sekunden, in denen er wohl selbst die Luft anhielt, ein unterfangen, welches ihm sonst unter keinen Umständen entging, doch hier… bemerkte er es nicht. Sein Blick wanderte nach oben, fing den des Kobolds ein und hielt diesen fest. Es kam ein Wort über seine Lippen, das brauchte es nicht. Das leichte Grinsen sagte wohl mehr aus, als es jede Sprache der Welt es gekonnt hätte. Die Spannung war da, doch auch wenn die Narben auf viel schlimmeres deuteten, empfand Xiao die Stimmung nicht negativ. Es war ein aufregendes Kitzeln im Nacken, welches sich als Gänsehaut über seinen Körper zog.
„Das bist du definitiv, aber es steht dir.“, sagte er leise, sich dessen, was er da sagte, durchaus bewusst seiend. Es war ein Kompliment, etwas, das so unter Männern nicht passierte. Nicht auf diese Weise. Immer hatte er seine Neigung für sich behalten, sah man sehr wenigen Ausnahmen ab. Sich nun damit auseinander setzen zu müssen, war nicht leicht. Ein Problem hatte er damit nicht, viel mehr war es der Umstand, abzuwägen, wie weit er gehen konnte. Hier ein Kommentar, dort ein Blick. Allein für sich könnte man etwas übersehen, doch im Gesamten könnte man ein Bild bekommen, welches man nicht falsch deuten konnte, zu viele Hinweise, reihten sich aneinander. Vorsicht war geboten. Er durfte sich nicht verraten, andernfalls könnte er zu viel riskieren oder gefährden.
In seinen Gedanken vertieft bemerkte er kaum, das Mairtin schon seinen Spaß im Wasser hatte, nur das ausluken des Hinterns nahm er kurz am Rande wahr, als der Kobold auch schon direkt vor ihm auftauchte. Xiao starrte ihn an. Er hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. Und doch bemerkte er dessen Blick.
„Alles okay?“ Der Blick ließ nichts gutes ahnen, aber scheinbar hatte er sich nur erschreckt. Natürlich, hier drohte keine Gefahr. Schreck war jedoch schreck. Mit der Belastungsstörung war damit nicht zu Spaßen. Aber er schien sich zu beruhigen. Erst als sich Mairtin halbwegs entspannte, bemerkte Xiao, das er nach diesem gegriffen hatte, ihn festhielt. Halt gab.
Nur auf eine Antwort wartete er vergebens, denn der Schwung, von einer welle ausgelöst, beförderte den Kobold direkt gegen Xiao, der ihn nur noch auffangen und festhalten konnte. Dabei musste er selbst einen schritt nach hinten machen, denn das Gewicht des anderen samt dem Schwung der welle, war nicht ohne. Doch er hielt ihn ein weiteres mal. Dass sich auch noch ihre Lippen trafen war….
Xiao zog den Kopf zurück, irritiert von dem, was hier grade passierte. Irgendwie überforderte ihn die Situation und das gefiel ihm nicht. Was passierte hier? Seine Gedanken überschlugen sich und doch war sein Kopf leer. Er hielt ihn fest, obwohl er die eigenen Lippen hatte berühren wollen. Was hatte Priorität? Was war wichtig? Umfallen. Nicht umfallen, beschloss er und hielt Mairtin daher weiterhin sicher fest, selbst als eine weitere Welle gegen sie klatschte. Es war ein Berühren ihrer Lippen gewesen, natürlich, aber er sah es nicht als Kuss an. Kein wirklicher, der aus der Intuition und dem willen beider geschehen war. Eine Berührung, nicht mehr… nicht mehr…
Nicht….mehr… Xiao spürte etwas. Seiner Intuition folgend sah er nach unten, erkannte aber durch das sich bewegende Wasser nicht viel. Aber das musste er auch nicht. Sie standen nah, viel zu nah, als das es ihm entgehen könnte. Ein schaudern durchlief seinen Leib, als er den Blick langsam wieder hob. Ihm prickelte der Nacken, sein Herzschlag nahm zu und ja, er spürte es auch bei sich. Er wollte es ignorieren. Körperliche Reaktionen, nicht mehr. Die Spannung seiner Badehose nahm zu, doch im Gegensatz zu ihm rührte er sich nicht, stattdessen sah er nach oben, suchte bewusst seinen Blick, nicht wissend, was es ihm oder Mairtin bringen sollte. Leise stieß er den Atem aus. Oh wie groß das verlangen doch war den Griff seiner Hände zu lösen, nach unten zu streichen und zu berühren, was er dort an seinem Schenkel spürte. Aber er hielt ihn fest. Hielt sich fest. Hielt die Situation fest, um keinen Unsinn zu machen, der alles nur noch komplizierter zu machen. Zufall? Nun Absicht wohl kaum. Dennoch, er durfte dem nicht nachgeben.

Isabelle Lightwood

Ich war nun schon ein paar Tage in Japan und besaß eine eigene Wohnung hier im Land, direkt in der Nähe meines großen Bruders Alec. Aber ich verkehrte auch regelmäßig im hiersigen Institut. Ich sollte Alec in der Schule unterstützen, aber auch die Jäger, sofern nötig. Das Aufgabenfeld würde riesig werden. Ein Berg. Gut so! Das lenkte mich nämlich von dem Idioten namens Simon Louis, seines Zeichens dümmster Vampir von ganz New York, ablenken können. Ich ahnte nicht, dass die Probleme hier ungleich viel größer waren als meine eigenen. Ich hatte mit Alec gesprochen als auch dem stellvertretenden Leiter - aber nur kurz. Mein heutiges Ziel, um sich nach einer anstrengenden Trainingsrunde noch ein wenig weiter auszupowern? Schwimmen! Jippie! Ein Schwimmbad. Das sollte sogar sehr groß, komfortabel und modern sein. Wahrscheinlich sähe dagegen das New Yorker Institut aus wie ein kleiner Tümpel. Hier war alles auf dem neusten Stand. Da würden Jace und Clary wahrlich die Augen aus dem Kopf fallen, wenn sie hiervon hörten. Aber vielleicht lag es auch ein wenig an der Mentalität des Landes. Sicher war ich mir nicht. Mit einem weißen Handtuch bewaffnet und einem knallroten, engen Badeanzug - Bikinis fand ich nur selten bei meiner Oberweite und ich hatte nun einmal eine Menge Holz vor der Hütte - betrat ich das Schwimmbad. An den Füßen trug ich gottverdammte Badelatschen. Sau unsexy, aber hier nun einmal Usus. Dem musste ich mich wohl einfach beugen. BÄHHH. Wer hatte sowas erfunden? Der gehörte aber verhaftet. Modisch ein Totalausfall! Meine Finger und Zehen waren passenderweise ebenfalls in rot lackiert und die Lippen geschminkt. Kurz um, ich hätte jederzeit als Modell durchgehen können. Die Haare hatte ich hochgesteckt. Das war einfach etwas bequemer, bevor ich unter Wasser nur eine schwarze Wolke vor der Nase hatte oder mir dann die Matte irgendwo klebte, wo sie nicht kleben sollte. Eigentlich liebte ich meine schwarzen, langen, eleganten Haare und war stolz darauf - außer beim Schwimmen.

"Wow cool, Wellen" sagte ich erstaunt und bemerkte jetzt erst, dass noch zwei hier waren. War das nicht Xiao? Der stellvertretende Leiter? Ich konnte die Leute hier noch nicht wirklich gut auseinander halten. Auffälliger dagegen war der blonde Typ, den ich aber auch nicht kannte. Ob die ein Paar waren? Ich war verwirrt. Jedenfalls die hingen doch recht eng aneinander. Und wieso tanzten auf den Wellen bitte SCHWIMMFLÜGEL? Ich grinste ein bisschen. "Guten Tag" begrüßte ich dann höflich.

Mairtin Connolly

Noch immer schaute ich Xiao mehr als nur ein bisschen verdattert an und versuchte mich weiter an die Situation zu erinnern. Ob das Mädel noch mal in Erscheinung getreten war. Oder hatte es noch andere Situationen gegeben? Verwirrt schüttelte ich den dunkelblonden Kopf. Nope. Keine Ahnung. Sehr zum amüsement des Wächters, der den Job des Babysitters, wie er es insgeheim nannte, hasste. Aber wusste nicht genau, warum er dazu eingeteilt worden war. Nur, dass es so war. Die Diagnose PTBS war nur wenigen bekannt - zu meinem eigenen Schutz. Der Wächter wusste, dass ich weder japanisch, noch chinesisch beherrschte - nur englisch. Okay, das war nicht richtig, aber gälisch und spanisch blieben beide unerwähnt. Ich zuckte mit der Schulter, "keine Ahnung. Nicht mit Absicht. Frauen sind manchmal ein Buch mit sieben Siegeln" okay das waren sie in diesen Dingen IMMER für mich. Okay, nicht immer, solang ich nicht das Objekt der Begierde war, eine Freundschaft bestand, dann konnte ich auch schon mal Ratschläge geben. Dass ich aber Xiao ebensolche hormonellen Reaktionen wie den Mädels abverlangte, er diese aber besser im Griff hatte, wusste ich auch noch nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir beide schwul waren, lag nicht allzu hoch. Und so dachte ich auch noch nicht an die Möglichkeit, zumal ich eh noch traumatisiert war. Jedenfalls dachte ich nicht aktiv daran. Aber irgendetwas von mir nahm Xiao schon wahr, kommunizierte unterschwellig mit ihm, sodass er ebenso unterschwellig reagierte. Wir bauten einander ein paar hübsche Chaosknoten in die Rüben. Dass mein fast nackter Körper ihm alles noch erschwerte, wusste ich auch nicht.

Er sah aber auch ziemlich gut aus, nahm das durch mein Trauma einfach nur gedämpft wahr. Auch das über die Haut streichen an den Narben spürte ich. Uff. Das war verdammt schwer für mich. Doch langsam akzeptierte ich es - allerdings nur weil es ER, XIAO, war. Dieses Grinsen half auch mich zu lockern. Ich wartete ab, was passierte. Dann hörte ich auch das Kompliment. Ich grinste ein bisschen. "Tja, gewusst wie" lautete meine kecke Antwort. Dass hier zwei schwule Männer heimlich umeinander herumtänzelten, ohne, dass ich es wusste, oder wir. Ups. Jeremiah würde es ja sowas von feiern. Im Wasser half mir das Schwimmen zunächst wieder herunterzukommen und zu beruhigen. Doch als die Düse sowie der harte Wasserstrahl mich durcheinander brachte, war die Welt auf den Kopf gestellt. Ich war froh, dass ich Xiao da war und instinktiv hielt ich mich an ihm fest, aber ich war noch immer gefangen in der Vergangenheitsschleife. Stoßen. Blut. Mein gesamter Körper krampfte zusammen vor Schreck. Wenigstens die Erregung da unten nahm ab. Immerhin. Die Anzeichen waren klar: Ich war in diesem Moment wieder im Flugzeug. Es war nicht einfach für mich. Aber Xiaos Anwesenheit half mir, nicht komplett abzudrehen. Aktuell war ich kaum fähig, selbst über Wasser zu bleiben, sodass Xiao mein gesamtes Gewicht trug. Die nächste Welle schob mich wieder gegen ihn. Ich zitterte stärker, kämpfte sichtbar darum, im hier und jetzt zu bleiben. "Xiao...." schaffte ich seinen Namen ganz leise von mir zu geben, immerhin ein Zeichen, dass ich noch ansprechbar war und nicht vollständig weg. Gut! Ich verkrampfte noch mal, als mir die nächste Welle in den Rücken donnerte und der Strahl der Düse sich veränderte, weiter reichte und mich noch einmal drohte zu erwischen. Es fühlte sich zu ähnlich an.

Dann wurde es noch viel schlimmer. Eine Frau trat ein, roter Badeanzug und irgendwas schien mich nun endgültig zu triggern. Mein Herz raste wie bekloppt. Ich begann nach Luft zu schnappen, aber noch war ich da und kämpfte, wie mein Blick verriet... Eine fremde Person in dieser Lage war für mich einfach gerade scheiße viel. Was mich ein wenig im hier und jetzt gehalten hatte bisher war wohl Xiao und seine Lippen. Herrje. Was für ein Chaos.
Seiten: 1 2