Wind Beyond Shadows

Normale Version: Begegnung mit Folgen
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Leise, kaum hörbar fluchend eilte Violetta durch die Strassen der Stadt. Vorbei an den zahlreichen anderen Passanten die die eisge Kälte und der Arbeitsschluss eilig zurück in ihre Häuser trieb, vorbei an geschäftig aussehenden Menschen die außer ihrer Arbeit nicht zu sehen schienen und nicht einmal einen kurzen Augenblick inne hielten, um die Menschen um sie herum zu betrachten, oder einfach nur eine Sekunde aus zu ruhen von der Hektik des Alltags. Eigentlich liebte sie den Winter und noch sehr viel mehr den frischen Duft nach sauberer Luft, welche einen Hauch von Schnee mit sich brachte. Zudem verlieh das leichte Glitzern der Kälte den Straßen einen ganz besonderen Zauber.
Dennoch hatte sie, wie so viele andere rings um sie herum, heute nicht einmal einen kurzen Moment Zeit dafür um inne zu halten und den Moment zu genießen. Um die Kälte fern zu halten zog sie ihren dünnen Mantel enger um sich, obwohl dieser den Temperaturen niemals Stand halten könnte. Trotzdem war kein Geld für einen Neuen, oder gar etwas den Temperaturen angemessenes da. Viel verdiente sie als Barkeeperin ohnehin nicht und das Wenige, was nach dem Bezahlen aller Rechnung übrig blieb ging restlos in die Pflege ihres Vaters über.
Kurz huschte Schmerz und Trauer über das Gesicht der jungen Frau. Gefühle welche sie sonst sorgsam verbarg und doch, hier inmitten der Anonymität, inmitten all der Massen stahl sie sich diesen kurzen Moment und ließ ihre Fassade fallen. Helfen konnte ihr dies bestimmt nicht. Würde es doch weder den schlimmen Unfall vor 10 Jahren ungeschehen machen, noch würde es ihr ihre Mutter wieder bringen, geschweige denn dafür sorgen das ihr Vater wieder aus dem Rollstuhl hinaus kam.
Dennoch brauchte sie diese wenigen Sekunden um irgendwie zu funktionieren. Wollte doch kein Gast im Pub eine trübselige Barkeeperin haben und ihr Vater brauchte jedes Lächeln welches sie ihm schenken konnte, auch wenn ihn dies wohl nie aus der Trauer um den Tod seiner geliebten Frau heraus holen würde. Dennoch gab sie die Hoffnung nicht auf und tat alles, um ihm das Leben so leicht wie möglich zu machen.
Dumm nur, das andere ihre Pflicht nicht genauso ernst nahmen und so kam es wie es kommen musste. Mal wieder war die Pflegerin viel zu spät gekommen, so dass sie mal wieder zu spät zur Schicht kommen würde. Wahrscheinlich würde sie wieder eine Abmahnung bekommen, wenn nicht gar die Kündigung. Doch aufgeben, das war etwas was Vi nicht kannte oder gar akzeptierte. Ganz im Gegenteil, versuchte sie das Unmögliche wahr zu machen, in der Hoffnung es vielleicht doch noch pünktlich zu schaffen.
Vollkommen versunken in Gedanken, die Angst eine mögliche Kündigung im Nacken und noch viel mehr den Sorgen um ihren Vater eilte sie durch die Straßen.
Den Blick fest auf die Straße gerichtet, bog sie um die Ecke. Nur noch wenige Meter trennten sie von ihrem Arbeitsplatz. Wenige Schritte welche sie noch eiliger gehen ließen, so dass sie den Mann, welcher plötzlich vor ihr aufragte erst sah als es schon zu spät war. Abbremsen oder gar ausweichen war unmöglich, schob die Masse der Passanten hinter ihr sie weiter nach vorne, während andere seitlich dicht auf dicht an ihr vorbei liefen. So war ein Zusammenstoß unvermeidlich.
"Uhffff..." entfloh ihren Lippen als sie gegen eine harte Wand aus Muskeln prallte. In dem Versuch nicht zu stürzen krallte sie ihre zierlichen Finger in seinen Mantel, spürte die Weiche des Materials, die von dessen hoher Qualität zeugten. "Entschuldigen Sie vielmals... " setzte sie mit einer leichten Röte in den Wangen an und hob und Kopf um dem Fremden uns Gesicht zu sehen, nur um verlegen sofort wieder zur Seite zu schauen. Sich nochmals entschuldigend löste sie sich von dem Mann und entfloh ihm so schnell, wie sie in ihn gerempelt war. Natürlich hörte sie das leise Fluchen des Mannes und die Röte in ihrem Gesicht vertiefte sich noch weiter. Wäre sie nicht so in Eile gewesen, wäre sie wohl stehen geblieben, um ihn zurecht zu weisen. Immerhin hatte sie ihn nicht mit voller Absicht gerempelt. Doch so hatte der Typ Glück im Unglück.
In der Kneipe angekommen blieb das erwartete Donnerwetter aus. Eigentlich ein Grund zur Freude, bis sie erfuhr, das Tori für locker eine Woche ausfallen würde und sie so einfach zusätzlich für ihre Schichten eingeteilt worden war. Natürlich freute sie sich über das zusätzliche Geld, doch gleichzeitig war es auch mehr als nur dreist einfach so über ihren Kopf hinweg zu entscheiden. So schluckte sie jedweden Protest einfach runter, auch wenn sie sich so nicht wie üblich hinter der Bar verkriechen und einen gesunden Abstand zwischen sich und den Kunden bringen konnte. Wurde der ein oder andere doch ab und an mehr als nur zudringlich und ohne den Schutz der Theke würde sie ihre liebe Müh und Not haben sich alle vom Leibe zu halten. Doch entgegen ihrer Befürchtung wurde es weniger schlimm, als erwartet. Natürlich gabs den ein oder anderen Blick, gar ein viel zu übertriebenes Tätscheln, doch das war sie schon gewohnt. Daher wunderte sie sich auch nicht großartig, als Sato plötzlich zu ihr kam und mit rollenden Augen berichtete, das ein Gast nur von ihr bedient werden wollte. Insgeheim konnte sie den Kerl sogar gut verstehen, bei ihrem sauertöpfischen Blick musste sie sich nun wirklich nicht wundern, dass die Gäste lieber von ihr bedient werden wollten. Dennoch stimmte sie ihr nach außen hin mit einem kurzen, verständnisvollem Blick zu, eh sie sich schleunigst verzog. Hatte sie sie doch weder die Lust, noch die Laune sich eine ihrer üblichen Schimpftriaden an zu hören, die eh immer nur damit endeten, das alle Männer sexistische Schweine waren und zu nichts taugten. Nun gut, bei vielen mochte dies vielleicht stimmen, doch sollte man nicht alle über einen Kamm scheren.
So legte sie ihr übliches, freundliches Lächeln auf die Lippe und ging zu dem Kunden. Ein Lächeln, welches sie bald nur noch mühsam aufrecht erhalten konnte, als sie seinen Blick bemerkte, welcher ihr einen Schauer über den Rücken jagte und dafür sorgte, das sie am liebsten so schnell wie möglich von dannen gezogen wäre, bestenfalls in irgend ein tiefes Loch weit, weit weg von hier. War es doch nicht der übliche, lüsterne Blick, welchen sie schon gewohnt war, sondern ein Blick, welcher ihr schon bekannt war. Ein Blick, der dafür sorgte, das sie sich nackt und ungeschützt vorkam, hilflos, fast als wäre sie zur Beute erkoren worden, während der Jäger nur noch darauf wartete die Beute zu jagen. Vollkommen hirnrissig und unsinnig und doch lag etwas in seinem Blick, was sie nicht richtig definieren konnte und dafür sorgte, das sie flüchten wollte, schon zum zweiten Male an diesem Tag. Doch im Gegensatz zu Sato gab sie nicht einfach klein bei, sondern behielt ihr Lächeln bei, fast als wäre der kleine Zwischenfall auf der Straße niemals passiert. "Mein Name ist Violette und ich bin ihre Bedienung" stellte sie sich höflich vor, dabei bemüht seinem Blick nicht erneut wieder auszuweichen. "Was kann ich ihnen bringen ?"
Der harsche Wind und der Regen peitschten um ihn herum als er auf dem Stück Brücke stand welche zu seinem nun in Ruinen liegenden Anwesen führte. Er zögerte einen Moment, dann erhob er sich in die Luft, schwebte über den Abgrund hinweg und landete sicher auf der anderen Seite. Er folgte der Auffahrt welche in den Jahrtausenden kaum noch als solche zu erkennen war. Die Natur hatte sich diesen Ort zurück geholt. Ab und zu lugte der Kopf einer Statue oder eine Schale aus Stein aus dem nassen grün hervor. Als er bei dem Portal ankam, war er Mittlerweile ganz durchnässt. Die Stufen zu der Doppeltür welche schon lange nicht mehr existierte waren Bröckelig und schwarz verfärbt. Ein Feuer hatte hier gewütet. Ein Großteil der Burg lag in Trümmern, aber er bezweifelte das die Menschen gefunden hatten was tief unter den Mauern vergraben lag.
Er schwebte über zerstörte zerbrochene Bögen die einmal Fenster gewesen waren. In einem Innenhof, welcher überwuchert mit Gras, Unkraut und allerlei Schlingpflanzen war landete er schließlich. Ein gewaltiger Ausgetrockneter Brunnen mit einer Statue aus verschiedenen Tieren war sein Ziel. Er blieb vor einem Hasen stehen und hob einen Finger, drückte auf die kleine Nase. Ein scharren und rumpel ertönte. Mit einem Knirschen senkte sich der Boden des Brunnens Stück für Stück, so das eine Treppe entstand. Er stieg über den Rand des Brunnens hinweg und stieg hinunter in die Finsternis. Tief schraubte sich die Wendeltreppe hinunter in die Erde. Es dauerte doch irgendwann kam er an einer großen Tür an. Mühelos schob er sie auf, obwohl sie doch Tonnen wog.
Dahinter befand sich ein hoher Raum, mehrere hundert schritte lang und breit. Regale zogen sich an Wänden entlang. Tische mit allerlei Alchemistischen Gerätschaften befanden sich darauf. Weitere Türen führten von diesem Raum ab. Ruhigen Schrittes lief er die Regale entlang. Da waren natürlich die Bücher, die ihn als erstes begrüßten – sorgfältig zusammengestellte Sammlungen aller Weisheiten der Zeitalter. Die Gedanken von Generälen, Alchemisten, sogar Katharern und Priestern die jetzt durch das einsickernde Wasser vor sich hin schimmelten
Hinter den Büchern waren Porträts, Statuen, manche davon unfertig, manche bereits vollendet. Rechts von einem Marmorblock befand sich die Waffenkammer. Er ignorierte sie jedoch.
Nur ein wenig weiter zu den Särgen.
Die Tür ächzte als er in die Krypta eintrat. Er starrt jeden Namen über jedem Sarg an. Familienmitglieder. Seine Großeltern..
Er hatte auch einen Sarg. Ein Versprechen, das er sich selbst gemacht hat, dass er sich eines Tages hier ausruhen würde in der Dunkelheit und der Stille.
Er lachte bei dem Gedanken leise auf. Die Vorstellung sich für ein paar Jahrhunderte hier schlafen zu legen war verlockend..doch nein..
Er ging weiter. Seine Mutter ruhte in einem Mausoleum ganz am Ende des Korridors, geschützt durch eine massive Steintür.
Er öffnete die Tür und ein Lächeln zeichnete sich ab, welches jedoch schnell verschwand.

Es gab hier keine Sessel, um ihn zu begrüßen, die einluden sich hinein zu setzten Verschwunden waren der kleine Schminktisch, die Stühle, sogar die leere Teekanne, die einst hier aufbewahrt gewesen war. Der Schrank mit der Kleidung seiner Mutter war leer. Der Leuchter an der Decke fehlte ebenfalls.
Aber nichts davon war vergleichbar mit dem größten Mangel im Raum: Der Sarg selbst fehlte.
Wut brannte in seinem Herzen auf und er stieß einen Ohrenbetäubenden Schrei aus der von den Wänden wieder hallte. Die Mauer neben ihm bekam einen Riss als er die Faust dort hinein rammte. Radu...." Dann hört er das Flügelschlagen und spürt, wie sich die Luft bewegte. Er schnellte herum die Hand mit den langen Nägeln schoss vor und griff nach der Fledermaus. Leises, für Menschen unhörbares Piepsen erklang. Er neigte den Kopf, knurrte ein Danke und entließ sie wieder. Er verließ den Raum, schloss die Tür hinter sich und lief den Korridor zurück. Zurück durch die Krypta und hinein in den Hauptraum
Dann betrat er die Waffenkammer. Rüstungen, Hellebarden, Schwerter, Pfeile und Bögen, all das ignorierte er. Stattdessen trat er auf einen Erker zu. Dort befand sich die Statue eines Groteskes Wesen. Es war aus schwarzem Stein, hatte zu viele Augen, sechs an der Zahl welche zu jeweils dreien der geschlitzten Nase in dem Unförmigen Gesicht blicklos ihn anstarrten. Der viel zu große Mund mit spitzen Zähnen war zu einem grinsen verzogen, welches das Gesicht spaltete.
Das Wesen, was immer es auch darstellen sollte, hatte keinerlei Fell oder sonst irgendwelche Haare, stattdessen befanden sich ab der Stirn und dem Hinterkopf eine groteske version von Haaren: Ein haufen langer Arme mit Händen daran. Die Vorderbeine der Statue waren lang und dick, endeten in den Füßen eines Frosches. Die Hinterbeine endeten jedoch in den Hufen einer Ziege. Man könnte jetzt vermuten das es ein besonders hässlicher Wasserspeier war, jedoch..wenn die Geschichten seiner Großmutter stimmten, dann war das ein Dämon...und ein Dämon brauchte Blut..
Er starrte es einen Moment an, ehe er sich den Ärmel des Gewandes hoch zog und sich tief in das Handgelenk biss. Blut sprudelte hervor, tropfte auf den Boden und dann auf die Statue. Rot rann es über das hässliche Wesen, entzündete sich in leicht schwelenden Flammen ehe es den grausigen Kopf hinunter rann, den etwas pummeligen Körper entlang. Schließlich ertönte ein knacken. Die Statue ruckte mit dem Kopf. Die schwarze Haut bekam einen Öligen glanz. Die Finger der Hände begannen zu zucken und sich dann zu bewegen. Die Augen blinzelten und der Mund klaffte auf. Eine lange gespaltene Zunge schoss hervor und begann das Blut gierig auf zu lecken. Mit einem letzten Knirschen erhob sich das Wesen und schüttelte sich wie ein Hund. Die sechs roten Augen blickten zu ihm hoch. Das Wesen neigte den Kopf „Meister, ihr habt mir neues Leben geschenkt“ „Wie ist dein Name?“ fragte Vlador „Ineluki..“ antwortete das Wesen. Vlador nickte Gedankenversunken. „Lass uns doch...eine Vereinbarung treffen..“

Buntglasfenster lassen sich nicht über Nacht herstellen.
Zunächst muss man sich entscheiden, was genau man anfertigen will – und dann, wie man das schaffen möchte. Das allein kann Monate dauern, besonders in solchen Fällen, in denen ein Glaser und ein Künstler zusammenarbeiten. Ausladende Formen und Silhouetten werden in Betracht gezogen, doch ebenso kleinere Splitter, die hier und da eingestreut werden, um das Auge zu betören. Wie viele Federn sind an der Schwinge eines Engels? Wie viele Schuppen auf dem Kopf der Schlange? Wie viele Fangzähne, die im trügerischen Licht funkeln? Das größere Bild, die Einzelheiten: Das alles muss man bereits sorgfältig geplant haben. Man muss verstehen, was man anfertigt, bevor man überhaupt anfängt.
Und dann muss man anfangen.
Und es sind lange Stunden, lange Wochen, lange Monate. Jede Feder, jede Schuppe, jeder Fangzahn entspringt einem neuen Stück Glas, das genau zu diesem Zweck eingefärbt wird. Man verwendet ein weißglühendes Eisen, um die Teile zuzuschneiden, und hofft, dass keines der Stücke vorzeitig bricht. Eines nach dem anderen, Stück für Stück.
Selbst wenn man alle Teile zugeschnitten hat – perfekt abgerundet und allesamt nacheinander auf die richtige Größe geschliffen –, ist man noch nicht fertig. Buntglas ist zu schwach, um von allein zu halten. Man muss die Teile verbinden, um sie so zu einem Ganzen zu verschmelzen. Das wundervolle Werk in Bereiche aufteilen: Federn, Schuppen, Fangzähne – sie alle haben ihren eigenen Platz. Diese werden auf Eisen aufgebracht, und endlich ist das Werk vollendet.
Vlador hat in seinem Leben zahllose Buntglasfenster gesehen. Ein paar hat er selbst in Auftrag gegeben.
Es war nicht das erste Mal, das er solch ein Fenster sah, doch nun nahm er sich Zeit, es zu bewundern. Die Welt war faszinierender geworden, sowohl in ihren unterschieden zu seiner als auch in der sonstigen ErscheinungEr sah nun so viel mehr, alles bis ins kleinste Detail.. Er genoss das Buntglasfenster noch eine Weile ehe er sich davon los riss und das Gotteshaus verließ.

Er hatte begonnen zu Reisen. Fliegen mit etwas das die Menschen Flugzeug nannten faszinierte ihn. Niemals hätte er das für möglich gehalten. Wie die Menschen seiner Zeit wohl darauf reagieren würden, könnten sie das sehen?...
Er hatte vor allen Dingen erst einmal die Östliche Welt besucht und sich mit den Sprachen dort auseinander Gesetzt. Seine Aussprache im Chinesischen holperte noch etwas, genau wie das Japanische. Aber er hatte gemerkt das man mit Englisch halbwegs zurecht kam in den Östlichen Ländern.
Winter, eine Jahreszeit die er nie gemocht hatte, ebenso wie die Hitze. Frühling und Herbst waren ihm am liebsten. Dennoch durch die Straßen zu laufen und sich alles anzusehen war faszinierend und auf eine gewisse weiße entspannend. Er hatte alle Zeit der Welt, etwas das er früher nicht gehabt hatte, also genoss er diesen Luxus wirklich.
Die Menschenmassen eilten an ihm vorbei, alle damit beschäftigt ihrem Leben nachzugehen.
Er passte gerade nicht auf, als eine junge Frau gegen ihn prallte. Ein gekeuchtes „Uff kam von ihr“ seine Hand schoss nach vorne damit sie nicht ausrutschte, doch bevor er etwas sagen konnte hastete sie davon.
Er war noch eine Weile draußen unterwegs gewesen, hatte sich die Schaufenster angesehen, kaufte jedoch nichts. Schließlich war er wahllos in eine der Schenken..Bars wie es heute hieß gegangen.
Während er den Raum betrat, studierte er die Karte.
Er setzte sich an einen der Tische und wartete auf die Bedienung. Dabei wanderten seine Augen über die Anwesenden Gäste. Es war mehr ein Zufall, doch er entdeckte die Frau, die gegen ihn geprallt war. Sie lief auf einen Mann zu der sie betrachtete als wäre sie ein Stück Fleisch...geschmacklos. Die heutigen Männer kannten keine Manieren mehr, sicher auch er kannte die Gesellschaft von Frauen..Bordellen doch selbst da hatte es Anstand gegeben und niemand hatte eine Frau so angesehen wie der Mann sie nun.
Er hörte wie der Mann Sake und sich etwas zu essen bestellte. Er zog sich den Mantel aus und hängte ihn über die Sitzgelegenheit neben sich, wischte sich eine der blonden Haarsträhnen dabei aus dem Gesicht. Eine Sauertöpfische Dienerin...Kellnerin kam auf ihn zu. Sie wirkte sichtlich genervt "Ich komme gleich zu Ihnen" knurrte sie während sie ein Tablett mit Getränken hielt und auf einen Tisch in seiner Nähe zusteuerte. Ein paar Frauen saßen dort, unterhielten sich, lachten über etwas, er hörte nicht so genau hin. "Schon gut...ich sehe Sie sind beschäftigt, ich warte dann einfach auf ihre Kollegin.
Die finster dreinblickende Frau nickte knapp und verschwand hinter ihm zu den Frauen.
Obwohl er keinen Hunger hatte, studierte er die Karte die auf seinem Tisch lag. Essen...wie lange hatte er sich danach gesehnt...nach Nahrung und Wasser, irgendetwas zu trinken, dort unten in der Finsternis. Er musste gestehen, das heutige Essen war zwar genießbar, jedoch hatte es fast immer einen seltsamen Beigeschmack.. Zweifellos die Mittel mit denen es Gespritzt und Behandelt worden war.
Er blickte auf, als die Frau auf ihn zu kam. Seine Mundwinkel hoben sich leicht, ein lächeln, für seine Verhältnisse sogar ein großes.
Seid seiner Zeit in der Türkei hatte er nicht mehr lächeln können, ebenso wie sein Bruder Vlad, die Türken hatten es ihnen beiden ausgetrieben.
"Guten Abend Violett" begrüßte er sie und klappte die Karte zu. An seiner linken Hand sah man einen Siegelring am kleinen Finger. Ein Drache gewickelt um einen Sichelmond und darunter einem mehrzackigen Stern auf der linken Seite, auf der rechten Seite waren es drei dicke Balken.
Vermutlich trank das hier niemand, stand es doch unten auf der Karte. Kurz stellte er sich vor was wohl sein Vater dazu sagen würde, er würde ihn bestimmt verprügeln lassen, ein Mann, ein echter Mann trank so etwas doch nicht..Er verscheuchte den Gedanken noch während sie ausgesprochen hatte. "Würdet ihr mir Bitte eine heiße Schokolade bringen?" fragte er und legte die Karte wieder auf den Tisch ab.
Vi hasste diesen Job, obwohl hassen noch viel zu harmlos war. Dennoch durfte sie sich nicht beschweren. Hatte das falsche Wiesel von Chef doch oft schon hier und dort ein Auge zugedrückt, wenn sie zu spät zu ihrer Schicht kam, oder wenn sie ihre Schickt kurzfristig hatte tauschen müssen. Bei anderen Jobs wäre sie schon längst rausgeflogen, nicht aber hier. Gab es doch ein unausgesprochenes Einverständnis, das er bei ihr die Augen zukniff, während sie kein Wort über die krummen Geschäfte verriet, welche hinter der Bar abliefen. Was genau vor sich ging wusste Vi nicht und es interessierte sie auch nicht wirklich. Schliesslich brauchte sie das Geld und konnte es sich nicht leisten allzu wählerisch zu sein. Dennoch behagte es ihr ganz und gar nicht, nur was sollte sie tun ? Die Pflege ihres Vaters war nun einmal nicht gerade billig, also war sie gezwungen den Mund zu halten, wenn sie nicht auf der Strasse landen wollten.
So passte natürlich auch der misslungene Tag mehr als nur perfekt in ihr Leben.
Wo war eigentlich das berühmte Loch, von dem immer alle sprachen und in das sie nur all zu gerne hinein gekrochen wäre. Das sie nun definitiv zu spät kommen würde, nur das lag natürlich klar auf der Hand. Doch unter all den Passanten, unter den tausenden von Männern die hier vorbei liefen musste sie natürlich ausgerechnet in einen hinein laufen der nicht nur gutaussehend war, sondern auch noch Geld zu besitzen schien. Dies gepaart mit der Peinlichkeit ihrer Situation liessen ihr doch die Röte ins Gesicht steigen. Die perfekte Situation wie aus einem meiner Romane ging ihr kurz durch denn Sinn, denn nach aussen hin war es doch sehr kitschig was sich hier ab spielte. Doch wahrscheinlich spielte ihr da ihre Fantasie nur wieder einmal einen Streich und vermischte Gelesenes mit der Wirklichkeit. Gab es doch keine Prinzen, welche die holde Maid vor Gefahren beschützt, oder gar den gutaussehend Fremden, welcher sich unsterblich in die Unbekannte verliebte. Passierte derlei doch nur in Büchern und niemals in der Wirklichkeit. So verdrängte sie den Unbekannten auch flink wieder, um die Geduld des Wiesels nicht noch weiter zu überstrapazieren und am Ende doch noch gefeuert zu werden.
Doch wie immer hatte sie Glück im Unglück, sofern man es denn so nennen konnte, denn statt hinter ihre geliebte Bar zu schlüpfen, musste sie sich doch tatsächlich direkt um die Gäste kümmern. Nichts, was sie unbedingt gerne tat, denn wie ihr Chef, so hatten auch viele Gäste hier den ein oder anderen Dreck am stecken und nahmen sich Freiheiten heraus, welche weit über jedes Mass der Höflichkeit gingen. Doch selbst davon liess dich der sture Rotschopf nicht unterkriegen, nicht einmal als das personifizierte Böse sie gierig anstarrte und ihr gespieltes Lächeln arg ins Wanken geriet. Nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch das fiel dem Kerl nicht einmal auf. Viel zu sehr war er damit beschäftigt sie anzustarren, als wäre sie irgend ein Zuchtvieh, welches zum Verkauf stand. Scheinbar seelenruhig nahm sie seine Bestellung auf und würgte tatsächlich ein weiteres Lächeln hervor, auch wenn sie am liebsten vor ihm geflüchtet wäre. Doch solch ein Verhalten würde ihr Chef niemals dulden, insbesondere dann nicht, wenn es sich um einen seiner schmierigen Geschäftskollegen handelte, welche hier absolute Narrenfreiheit hatten. Beschwerden brachten absolut nichts, sondern sorgten eher dafür, das derjenige gefeuert war und somit waren Vi die Hände gebunden.
Den Blick kurz durch den Raum huschen lassend, erkannte sie einen weiteren neuen Gast. Kurz flackerte ein Funken des Widererkennens auf, denn sie jedoch schnell beiseite schob. Zeigte seine Kleidung doch mehr als nur deutlich genug, das dieser Gast eigentlich gar nicht hier her gehörte. Fast schien er deplatziert zwischen all den Ganoven und Arbeitern zu sein, doch vom ersten Eindruck sollte man sich niemals leiten lassen.
Erst als sie näher kam erkannte sie in ihm den Unbekannten, den sie versehentlich halb über den Haufen gerannt hatten. Erneut breitete sich die Röte auf ihrem Gesicht aus, da sie schon fast mit einer Predigt rechnete, welche jedoch ausblieb. Schien er sie doch nicht zu erkennen und nur in aller letzter Sekunde gelang es ihr den Seufzer der Erleichterung herunter zu schlucken. Stattdessen sorgte er mit seiner Begrüssung sogar dafür, das ihr sonst so aufgesetztes Lächeln sich tatsächlich in ein Echtes verwandelte. Kaum einer machte sich tatsächlich die Mühe die Namensschilder zu lesen, so das sie fast schon automatisch auf "Ey du da" oder "Kleines komm mal her" reagierte, da es hier einfach normal war. Fasziniert bemerkte sie das Funkeln seines Ringes, welcher überaus interessant aussah, doch viel Zeit um ihn zu betrachten blieb ihr nicht, so das sie flink seine ungewöhnliche Bestellung aufnahm und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen wieder davon sauste.
Leise lachte sie auf, als Xan sie mehr als nur schräg anstarrte, als sie tatsächlich die heisse Schokolade orderte. Auf die spitze Bemerkung Satos ging sie erst gar nicht ein, allein schon weil sie ihr nicht genau zuhörte. Hatte sie doch ständig etwas an allem und jedem auszusetzen und hörte sich nur allzu gerne herum jammern über die Ungerechtigkeit des Lebens und das sie viel Besseres verdient hätte. Eine endlose Tirade über alles und reden, die bei ihr in einer endlosen Dauerschleife liess und keiner Kommentare brauchte. So huschte sie erleichtert mit den Bestellungen davon, nur um das Gejammer nicht noch weiter ertragen zu müssen. Selbst der schmierige Kerl war ihr fast schon willkommen, sofern er sie von Sato fern hielt, die sie mal wieder mit Argusaugen verfolgte und hämisch grinste, als ihr unverschämt in den Hintern gekniffen wurde, kaum das sie dem Schleimbeutel den Rücken zukehrte. Seine überaus charmante Art und Weise, um sich für den Service zu bedanken, denn für Trinkgeld war der Typ viel zu geizig.
Doch auch hier schluckte sie den Unmut gekonnt herunter und kümmerte sich um den anderen Unbekannten und stellte ihm die Schokolade auf das kleine Tischlein vor ihm. "Kann ich sonst noch etwas für sie tun ?" fragte sie höflich, bemüht nicht den Ring anzustarren, der sich tatsächlich als kleiner Drache entpuppte, welcher sich um einen Mond gewickelt hatte.
In der Bar war es warm. Etwas das sowohl er als auch die Menschen als überaus angenehm entfanden. Die Frauen hinter ihm lachten über etwas, an einem anderen Tisch hämmerte ein Junger Mann auf seinem Mobiltelefon herum. Noch so etwas das er nie für möglich gehalten hatte
Mit jemandem zu sprechen welcher Meilenweit von einem entfernt war. In gewisser weiße war die Welt faszinierend doch auch beängstigender geworden mit all der neuen Technik und den ganzen Möglichkeiten.
Violet...erinnerte sie sich daran das sie in ihn hinein gelaufen war? Offenbar, denn sie wurde ein wenig rot. Er ließ sich nichts anmerken und nach dem er sie begrüßt hatte,bestellte er die heiße Schokolade bei ihr. Ihr lächeln wurde dabei breiter und wirkte nun wesentlich natürlicher als zuvor.
Die Reaktion des Mannes hinter der Bar war amüsierend mit anzusehen. Der Asiate schaute einen Moment irritiert und machte sich dann aber.daran die Bestellung zuzubereiten.
Ein leichtes vibrieren in seiner Manteltasche ließ ihn den Kopf wenden. Er griff in den Mantel welcher genau wie der Rest seiner Kleidung schwarz war und zog das Mobiltelefon heraus. Er ging ran, ohne auf das Display zu schauen. Es gab sowieso nur eine Person die seine Nummer hatte.
"L-ai găsit?" fragte er in seiner Muttersprache. Die Antwort war niederschmetternd. Er seufzte und bedankte sich bei dem Dämon am ende der Leitung, dann legte er auf. Das Mobiltelefon verschwand wieder in seiner Manteltasche. Violet kam mit der Bestellung an, lief dabei an dem schmierigen Kerl vorbei, der sie doch allen ernstes ungeniert in den Hintern kniff.
Die schlecht gelaunte Kellnerin grinste darüber. Vlad zog eine Augenbraue hoch und warf ihr einen kurzen eisigen Blick zu. Würde sie noch darüber lachen wenn der Mann es bei ihr täte?
Als Violet bei ihm war bedankte er sich erst einmal bei ihr. "Hm..könnt ihr mir denn etwas empfehlen?"
Vlador musterte den Mann unauffällig. Der Schmierige Kerl der seinen Alkohol trank und Violet in den Hintern gekniffen hatte. Leicht verzog er das Gesicht. Diese Sorte Mann schrie förmlich nach krummen Geschäften. Mit was verdiente er sein Geld? Drogen? Frauen? Sklaven bzw. Menschenhandel? Solche Leute kannte er zu genüge, auch die Atmosphäre die in dem Raum herrschte wenn solche Personen anwesend waren.
Er hatte es in den Augen des Wirtes gesehen, wie der dicke Mann schuldbewusst wegschaute und sich geweigert hatte, seinen Blick zu erwidern. Er hatte es an den Blicken der Menschen gesehen, die draußen an der Ecke gestanden hatten, und der Art, wie sie es mit einem Lächeln zu verstecken versucht hatten. Die Stammkunden, in dieser Bar. Es war nicht das unbehagliche Schweigen der ehrlichen Bediensteten, Vielmehr war es das Schweigen von Männern und Frauen , die genau wussten, dass hier Ärger durch die Tür kam und die ihr Bestes gaben, um so zu tun, als würde dieser Ärger nicht existieren.
Seine Hand, die noch immer auf der Speißekarte ruhte zuckte leicht. Er würde dem Mann den Hals umdrehen sollte er es noch einmal tun. Egal ob es hier in der Taverne..Bar war oder nicht. Vlador schob sich eine Haarsträhne nach hinten, die sofort wieder nach vorne rutschte und ihm von der Schulter nach vorne glitt.
"Hm..oder ihm seinen Schwanz abreißen?" überlegte er. Vielleicht wäre das ja sogar besser. Eine Lehre für den Schmierigen Kerl?