Wind Beyond Shadows

Normale Version: Christmas, heart & firework
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Mairtin Connolly

Die vergangenen Tage waren in einem Wirbel unter gegangen. Der Wirbel war durch Xiao begonnen worden der sich in den letzten Tagen seltsamerweise von mir distanziert hatte, ohne dass ich verstand warum. Vielleicht hatte er auch als stellvertretender Leiter zu tun. Das war möglich. Aber es herrschte irgendwie eine gewisse Kälte zwischen uns die mir zusetzte. Sehr sogar. Ich zitterte immer wieder und Jeremiah hatte einige neue Problemstellungen mit mir erarbeitet, mir aber auch Feuer unter dem Arsch gemacht. Xiaos Abstand hatte bei mir ein paar Rückschritte ausgelöst und ich wollte mich in mich verkriechen. Ich hatte schlichtweg das Gefühl doch nicht gut genug zu sein nicht zu genügen Zwangsehen waren hier auch Gang und Gebe. Nicht gut. In meinen Träumen zeigte es sich am deutlichsten und ich schlief auch wieder mehr, neun bis zehn Stunden statt acht bis neun. Manchmal sogar elf Stunden. Eben weil diese Träume so anstrengend waren und mich völlig fertig machten, auseinander nahmen und in meinem Kopf praktisch die Füllung von emotionalem Haggis zurückließen. Oder doch Shepards Pie oder Bolognese?

Egal was davon. Alles war mit Hackfleisch. Zu Anfang hatte ich wieder nur zu Boden gesehen anstatt Jeremiah und ich hatte mich möglichst eng in den Sessel geknotet anstatt richtig hinzusetzen. Bei meiner Größe war das kein leichtes Unterfangen. Wie ich das geschafft hatte erstaunte Jeremiahs sogar. Das deutete immerhin auf langsam bessere Beweglichkeit hin. Irgendwie wieder auch ein positives Zeichen. Was aber in meinem dunkelblonden Köpfchen abging, machte ihm deutlich mehr Sorgen. Da war Angst spürbar. Angst Xiao zu verlieren den ich irgendwie gern gewonnen hatte, ich hatte mich sogar in ihn verliebt ohne das es mir bisher klar geworden war. Doch da war nun auch die Angst selbst wieder in der Zwangsehe zu landen von wegen Gene weitergeben. Was machte das mit Xiao und mir? Oder auch nur einem von uns beidem. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen war mein letzter Bewacher unvorsichtig gewesen. Er hatte seinen Job dann doch als unnötig angesehen und genau dann hatte mich eine weitere Panikattacke lahm gelegt. Es war Devilstar der mich gerettet hatte. Der sensible Hengst hatte mich einfach in seine Box geschubst und sich neben mich halb auf mich gelegt und abgeschleckt bis ich wieder da war. Direkt durch das Gesicht.

Das riesige Tier hatte niemanden an mich herangelassen und zwei mal auch gebissen oder getreten. Auslöser war ein Teenager gewesen der erst noch seine Witze gerissen hatte. Dafür stand dem noch eine Disziplinarmaßnahme ins Haus - eine saftige. Devilstar hatte ihm obendrein mächtig gedroht, um mich zu beschützen. Irgendwie hatte auch Jeremiah von der Sache Wind bekommen und die nachfolgende Sitzung mit ihm war länger geworden um aufzuarbeiten was mich denn so heftig und unvermittelt in die Schatten der Vergangenheit gestoßen hatte. Es stellte sich heraus das das dazugehörige Geräusch eine explodierende Granate war, dass er auf dem Smartphone abgespielt hatte. Wahrscheinlich musste ich während meiner Entführung eine gehört haben. Und Urheber des ganzen war auch besagter Teenager gewesen. Es war mein Glück gewesen das ich nicht selbst angegriffen hatte anderenfalls hätte man mich doch noch in die Stadt der Stille befördert. Mit einem mächtigen Tritt in den Hintern. Aus irgendeinem Grund verstand ich das als Drohung auch wenn Jeremiah schon versucht hatte mir anderes weiß zu machen klappte das nicht und es wirkte eher wie eine Peitsche. Ich sprang vorwärts. Zumindest das war in seinem Sinne und so ließ er es zu. Wenn ich wieder mehr aus meinem Schneckenhaus hervorkam war das gut. Wenn auch gleich nicht seine bevorzugte Art und Weise.

Als er verstand das die Sache zwischen Xiao und mir mich zusätzlich belastete, ich unter dem abstand mehr litt als es der Fall wäre wenn ich weiter auf Xiao zuging und dieser ebenso darunter litt aber glaubte das abstand halten wär zu meinem besten begann Jeremiah damit mir Feuer unter dem Hintern zu machen. 'Bin ich hier bei Romeo und Julia oder was? Ja? Dann bin ich aber Shakespeare der sich jetzt was anderes ausdenkt und dir so lang in den Hintern tritt bist du dich bewegst' hatte er verlauten lassen. Jeremiah hatte mehr Hoffnung mich schneller in Richtung xiao zu bewegen als den in meine Richtung. Eben weil ich noch immer dabei war zu heilen, sensibel genug war und er wusste auch das ich mit Xiao deutlich stabiler war.
Ich wusste noch nicht das es Fortschritte gab in den Ermittlungen wer meine eigentliche Familie war und der Kreis war auf acht Familien eingekreist worden.

Heute war Weihnachten. Das erste Mal das ich es frei von meinen Eltern erlebte. Mit 25 Jahren. Das war irgendwie seltsam und gruselig. Ich wusste nicht was mich erwartete und ich hoffte das es nicht so grausam werden würde wie die letzten drei Jahre. Oder die davor. Aber das war nicht meine Hauptangst. Was war zwischen xiao und mir? Wieso hielt er mich auf Abstand? Ich verstand es nicht. Hatte ich ihn verletzt? War ich zu dreist gewesen? Jetzt da er wusste wie ich stand war das gut möglich. Ich ergriff nun die Gelegenheit beim Schopf das ein neuer Bewacher noch nicht klar war und ich deswegen noch allein lief. Daher hatte ich auch die Order erhalten dringend im Institut zu verbleiben und wenn zum Stall nur wenn andere da waren und auch nur die Reithalle oder den Platz zu nutzen. Ausritte waren vorerst gestrichen. Zu meiner eigenen Sicherheit. Auch wenn mir das nicht schmeckte.

Nun kam ich vor Xiaos Büro an den ich um ein Gespräch gebeten hatte und nun diesen Zeitpunkt genannt bekam
Einfach reinplatzen ohne irgendeine Ankündigung? Das war nicht der Stil zu dem ich erzogen worden war und außerdem fehlte mir dafür erst recht der Mut. So weit war ich noch lange nicht. Ich trat ein als ich aufgefordert wurde und schloss die Tür hinter mir. "Morgen Xiao...." Das Mr. Yun ließ ich stecken. Da war ich grade blockiert oder auch bockig. So genau wusste es weder ich noch Jeremiah. "Ich kann das so nicht mehr..." eröffnete ich meinen ganzen Mut zusammen nehmend. "Oder ist das eine....Version vom Spiel?" Ich wusste nicht das er auch ein anderes wichtiges offizielles Anliegen hatte...
Warm eigepackt fragte er sich einmal mehr, wie er sich zu so einem Sozialereignis hatte überreden lassen. Alles war so bunt, alles war viel zu kitschig, das es fast in den Augen stach und die halbe Menschenbevölkerung schien sich dort versammelt zu haben. Viel zu viele Sachen, die er nicht mochte.
Insbesondere, da er auch auch vorgenommen hatte, sich mehr um die Arbeit zu kümmern, die sich angehäuft hatte. Zwangläufig oder zufällig(?) brachte das so mehr Abstand zwischen ihm und Mairtin, damit er sich über einige Sachen klar werden konnte. Xiao, das sich gern mit unangenehmes konfrontierte, machte einige schritte zurück, um dem Kobold aus dem weg zu gehen. Nicht, weil das letzte Treffen inkl Übernachtung schlecht gewesen wäre, im Gegenteil. Viel mehr hatte es gezeigt, das es viel zu schnell in eine Richtung führte, die er nicht einschlagen wollte und auch nicht konnte – um ihn zu schützen. Mairtin hatte genug mit sich zu tun, mit dem Gesunden, der Vergangenheit, als das er da noch mit so viel neuem dazwischen grätschen konnte. Was war, wenn weiteres aus der Richtung passierte, womit der Kobold noch nicht umgehen konnte? Wenn er ihn zu sehr bedrängte?
Die Arbeit war da eine Willkommene Ablenkung, zumindest in der Theorie. In der Praxis sah das eher so aus, das Xiao Teetrinkend auf das Papier starrte und den Abend wieder und wieder revuepassieren ließ um eventuelle Fehler zu entdecken oder Missgeschicke im Umgang, die er künftig vermeiden würde. Aber es brachte nichts, die Schlüsse, welche er zog, waren immer wieder die gleichen und diese führten dazu, das er das eingebildete Problem erneut wälzte, statt produktiv zu sein. Immerhin schien noch niemand was von seiner geistigen Abwesenheit bemerkt zu haben, den Klagen waren bis jetzt keine gekommen. Scheinbar reichten die Papiere, die er abgab, aus, um dein schein zu wahren, das alles in Ordnung wäre. Gut, wenn man sich nach außen hin so gut im griff hatte, das niemand etwas bemerkte. Innen jedoch tobte ein Sturm, den er irgendwie bewältigen wollte und auch musste.
Und nun war er hier. Auf dem Markt. Mit eben jenem dem er aus dem Weg hatte gehen wollen. Eine Art Schocktherapie. Aber nein, ihm war die decke auf den Kopf gefallen, was allem voran an den Problemen lag, die er hin und her wälzte, daher hatte er den Kobold, der in sein Büro gestiefelt war, gleich abgekanzelt, ihn aufgefordert sich einzupacken und war mit ihm los gegangen.
Schneefall hatte eingesetzt, was seine Stimmung nicht sonderlich hob. Da er es jedoch nicht am Kobold ablassen wollte, atmete er die eisige Luft ein und schob die Hände in die Taschen. Noch immer war er ihm eine Antwort schuldig, denn bis auf die Aufforderung hatte er bis jetzt nichts von sich gegeben.
Er wartete noch, kaufte die Eintrittskarten, die wohl auch ein paar Lose darstellten, weswegen er sie einsteckte und ging ein paar Schritte. Voll war es noch nicht, aber das würde sich sicher bald ändern, je weiter der Tag voran schritt.
„Ich hab über den Tag nachgedacht.“, griff er nun endlich das Thema auf, welches im Büro schon angesprochen worden war, anders konnte man Martins Worte nicht deuten. „Das ich auf Abstand gegangen bin, hast du sicher gemerkt, aber irgendwie hat es wohl seine Wirkung verfehlt.“, gab er leise das Offensichtliche zu. Xiao sortierte die Worte, die er sagen wollte, doch irgendwie bekam er keine klare Linie hin, die ihn zufrieden stellte. Wie sollte er ich erklären?
Schweigen, aber die Situation besserte sie nicht, als grade heraus ohne auf weitere Kollateralschäden zu achten, die er später reparieren musste.
„Was da passiert ist… ich hatte den Eindruck, das es keinen guten Einfluss auf dich und deine Situation hat. Du hast viel mit dir, deiner Gesundheit zu tun, das du sowas nicht auch noch gebrauchen kannst, was schwer zu kontrollieren oder zu bremsen ist.“, erklärte er ruhig, hoffend, das Mairtin verstand, was er meinte. Da alles jedoch so verworren war, ging er nicht davon aus. In den Tagen, als er ihm aus dem Weggegangen war, hatte er den stillen Bruder besonders oft über Berichte gebeten, um den Zustand zu überwachen. Dies war wohl mit der Grund für seine Entscheidung, mit ihm zu reden. Die Wirkung, die er erwirken wollte, trat nicht ein, daher musste ein anderer Weg her.
Xiao sah ihn von der Seite her an. „Welches Spiel meintest du, das ich spiele?“, wollte er dann aber doch wissen. Irgendwie bekam er dazu keine Antwort zusammen. Was meinte er? Welches Spiel sollte er spielen?

Mairtin Connolly

Nun hatten wir in einem Wirbel aus Momenten das Institut verlassen. Auf meine etwas unkonventionelle Art und Weise, Xiaos Büro zu betreten hatte er nichts geantwortet, außer den Befehl mich warm einzupacken. Dem hatte ich Folge geleistet, eine Antwort hatte Xiao bisher aber nicht gegeben. Was wurde denn das jetzt? Nur am Rande hatte ich etwas von dem Markt mitbekommen, aber mich dann dazu entschieden, mir das vielleicht nicht anzusehen. Eben weil ich nicht wusste, was mich genau erwartete. Ich hatte aber sehr wohl etwas von Feuerwerk mitbekommen. Laute Geräusche, ein Knall, der wohl gut und gerne an das Explodieren einer Granate erinnerte. Und da das Geräusch einer Granate, welches auf dem Smartphone abgespielt wurde, schon einmal einen Flashback ausgelöst hatte, war Jeremiah eindeutig dagegen, dass ich allein zu dieser Zeit da raus sollte. Das hatte er auch in seinem Bericht festgehalten. Es war ein typisches Bild für Soldaten mit PTBS, die Angst vor so lauten Geräuschen, die einen an den Kampf erinnerten. An den Krieg. Silvester wäre wohl sogar noch schlimmer als heute und je nach dem wie heute lief, wäre der Einsatz eines Beruhigungsmittels für mich dann leider doch das Richtige. Das würde der Verlauf des heutigen Abends zeigen.

In der Stadt fiel mir auf, wie BUNT alles war und verdammt viel Kitsch dazu. Ach herrje, da dürften wohl einige Weiberherzen höherschlagen und schlimmer ausrasten als MANN es sich vorstellen konnte. Langsam ging mir auf, wie Xiao nachdachte. Offenbar hatte ich ihn überrumpelt - so richtig und mit meiner irischen, manchmal stürmischen und offenen Art, die kurzzeitig hervortrat, hatte er wohl kaum gerechnet. Ein Blick auf den Mann, der ich auch gewesen war. Offenherzig, frei heraus, stur, nicht auf den Mund gefallen, frech manchmal auch - und doch hatte ich hier bisher nie gezeigt, wie frech ich früher zu werden vermochte. Kameraden oder Mitschüler ans Bett gefesselt? Check. Mit Frischhaltefolie oder Panzertape, je nach dem was zur Hand war. Das Gesicht des Schlafenden im Schlaf verschönert - oder Finger- beziehungsweise Fußnägel? Klar doch. Sauce in den Mund gespritzt? Check. Freche Reime gedichtet? Sowieso. Ich ahnte nicht, dass Jeremiah insgeheim damit rechnete, dass irgendwann so etwas von mir wieder kam und es sogar ein gutes Zeichen wäre, man dann aber auch genau aufpassen musste, ob ich überdrehte, um etwas zu verbergen - naja vor ihm ging das sehr schwer - oder es noch normal für mich war.

Bei der letzten Übernachtung bei Xiao hatte ich im Laufe der Nacht irgendwann wieder geträumt, mich hin und her geworfen, stöhnend von ein oder zwei Alpträumen geplagt Helikopter gespielt und irgendwann so da gelegen, dass man meinen könnte, ich hätte Gummi im Rücken. Zumindest letzteres war für meine Verhältnisse normal, ich bewegte mich meistens viel. Und er konnte auch kaum wissen, dass das eine gute Nacht war, denn die Träume hatten nur zwei Minuten gedauert und das meiste waren eher gute Träume gewesen oder auch mal keine. Die Tatsache, dass Xiao nach dem Öffnen des zweiten Fensters eine weitere Decke über mich gebreitet hatte, war mir entgangen, einer der Momente, in denen ich tief weg war. Trotz der Dämpfe des kleinen Osiris, das sprach dafür, wie viel ich zu verarbeiten hatte. Dass die Gedanken an mich Xiao doch beschäftigen, ihn irgendwie von der Arbeit abhielten, das wusste ich ebenso wenig. Ich hatte selbst Zeit gebraucht, den Abend zu reflektieren, die Küsse und irgendwann war mir aufgegangen, dass es mir zumindest bei Xiao keine Angst machte. Nicht er selbst. Es war nur nicht einfach für mich, diese Doktrinen abzuschütteln, die mein Vater (beziehungsweise der Mann, von dem ich glaubte, dass er es sei), mir aufgebürdet hatte. Bei meiner Geschichte war das kein Wunder. Jeremiah war das nicht entgangen, auch nicht, dass ICH persönlich dazu stehen konnte, dass ich schwul war gut so. Einen Verrat an MIR selbst beging ich nicht. So weit hatte mich die Familie nicht zerstören können. Vielleicht lag es aber auch an Xiao, dass ich diesen Mut wieder fand. So genau wusste ich das nicht und auch Jeremiah war sich da nicht sicher, doch egal was es war, gut war, dass es überhaupt passierte.

Mein Auftauchen in seinem Büro durchkreuzte Xiaos Pläne, den inneren Sturm irgendwie zu zähmen so nachhaltig und gründlich, wie er es sich nicht hätte ausmalen können. Ungefähr auf diese Art konnten einen Pferde auch manchmal überraschen. Kaum das wir auf dem Markt waren, setzte der Schneefall ein und zauberte uns beiden eine Schicht Puderzucker auf die mützenbewährten Köpfe. Immerhin hatte ich eine schwarze Mütze und keine rote, sonst würde ich wohl am Ende noch mit dem Weihnachtsmann verwechselt werden, wobei mir dafür der Bart fehlte. Erstens die Farbe war falsch und bei weitem noch nicht lang genug, denn es traten gerade erst die ersten Stoppeln hervor. Etwas, das wie ein Magnet auf Xiao wirken dürfte, ohne das ich es wusste. Da ertönte seine Stimme - ganz unvermittelt. Er hatte wirklich lange nachgedacht, genau wie ich wohl. Ich musste mich zusammennehmen, nicht zu explodieren, beruhigte mich und hörte dann doch erstaunlich ruhig zu. In meinem Gesicht spielten sich verschiedenste Empfindungen ab, erst war ich verletzt, dann aber wandelte es sich in ehrliche Verwirrung bis hin zu Erstaunen. HÄ?! Wieso ... was ... Oh Mairtin, DU ESEL schimpfte ich mich selbst in Gedanken. Ich war kurz davor zu fragen, was seine Wirkung verfehlt, heißen sollte, da rückte Xiao schon damit heraus, dass er versucht hatte, mich zu schützen. Jetzt wurde ich rot, sah betreten zu Boden und die Wangen sowie Ohren wurden rot. Ein Ausdruck, der mich nur umso niedlicher wirken ließ. Dass es keine Wut war, die mich nun beherrschte, machte meine Stimme deutlich. Leise und sanfter als eben noch im Büro: "Ich.. dachte ich hätte Dich verletzt ... oder beleidigt." Es war ein ganz leises Murmeln.

Doch das war wohl nicht der Fall und Xiao hatte meine eigene Gesundheit im Kopf gehabt. Gott was war ich doch für ein verdammter, sturer Esel. Zwar hatte ich irgendwie schon Angst gehabt, zu zeigen, dass ich schwul war, aber mein Vertrauen zu Xiao war dann groß genug gewesen, es bei unserem Abend zuzugeben, die Küsse zuzulassen und vor allem zu erwidern. Inzwischen war ich an dem Punkt, dass ich nicht vor hatte, mich damit ständig SO zu verstecken, dass ich mich komplett verbog, so wie mein Erzeuger gerne gehabt hätte. Ich konnte hören, wie viel Mühe es Xiao machte, ruhig zu bleiben. Dann fragte er, was ich denn mit spielen meinte. Ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube, ich habe den Abstand ganz anders interpretiert. Nämlich, dass Du nichts mit mir zu tun haben willst, weil es Dir zu viel ist beziehungsweise ich nur ein Spiel wäre" murmelte ich und eröffnete damit, wie es angekommen war. "Aber um dem ganzen die Krone aufzusetzen, Xiao, das war nicht alles. Ich habe selbst Zeit gebraucht, das gebe ich zu, insofern war es gut ... Sonst hätte ich das vielleicht nicht gerafft."

Denn spätestens JETZT war mir eines GANZ klar, GLASKLAR um genau zu sein. Klarer als jede Suppe hier in Japan. "Xiao. Ich glaube das wird jetzt schwer zu verdauen. Also vielleicht" (, boah Mairtin, stammel Dir jetzt nicht fünf Bücher zusammen, der kippt Dir sonst noch um, okay, würde er vielleicht eh, wenn die Bedeutung der nun folgenden Worte in seinem Hirn zusammensetzt, dachte ich, atmete tief ein und sagte dann endlich), "Xiao. Ich verstehe es selbst nicht wieso und mir ist klar, das ist ... vielleicht schwierig mit ... dem was Du meinst ... aber es ist wie es ist..." stammel nicht rum Mairtin, ermahnte ich mich erneut. "Keine Ahnung, ob das nun als Weihnachtswunder zählt, vielleicht: Xiao ich habe mich in Dich verliebt." Ich sprach ganz leise, sodass NUR Xiao es hören konnte, die Lippen bewegte ich nicht, sodass auch Lippenlesen ausfiel. PUH es war raus. Es war raus! Und jetzt wurde mir eines klar, wir hatten einander schon geküsst, er würde mir dafür wohl keine knallen und spätestens seit Xiaos Erklärung war mir klar, was Jeremiah gemeint hatte mit der Bemerkung, ob er hier bei Romeo und Julia sei. Und warum er mir dann MÄCHTIG FEUER unter dem Arsch gemacht hatte. Ich wartete ab, was Xiao nun DAZU sagen würde, etwas, mit dem er wohl GANZ gewiss nicht gerechnet hatte.
Der Kobold war neben Xi wohl der einzige, wo er es tolerierte, das man einfach in sein Büro platzte. Alle anderen hätte er wieder rausgeschmissen, schmoren lassen, damit sie klopften, ehe sie erneut eintreten konnten. Aber das band er ihm nicht auf die Nase. Zum ersten gab es wichtigeres und zu zweiten bildete er sich dann vielleicht noch etwas darauf ein. Wahrscheinlich würde er dann immer so herein stürmen, aber damit rechnete er schon. Übel nahm er es ihm nicht.
Das er ausgerechnet den Markt als Ausflugsziel genommen hatte, war Zufall. In die Entscheidung spielte, das es recht in der Nähe war und eben an der frischen Luft stattfand. Wie lang sie blieben, würde sich zeigen, denn auch wenn es einige Attraktionen gab, hatte er nicht vor, sich alle anzusehen und doch würde er einiges auf sich wirken lassen. Er war Mittel zum Zweck. Abgesehen von all dem, konnte er dem Kobold so ein wenig die Kultur nahe bringen.
„Allein von der Deko könnte man ein Trauma bekommen.“, murmelte er und sah sich um. Hier leuchtete etwas, dort blinkte es und das Lila auf der anderen Seite leuchtete ohne Strom vor sich her, so intensiv war die Farbe. Ein scharfer Kontrast zum Institut, wo alles Ton in Ton gehalten war und das Auge entspannte. Eine winkende Katze, niedliche Figuren und der Duft von Süßem lag in der Luft. Zumindest den Kindern und den Pärchen freute es, wenn mal das eine oder andere in ihr Blickfeld sprang. Später würde es noch voller werden, aber dann würde man sehen, ob sie noch blieben oder den Rückweg antraten. Vielleicht fanden sie ja auch eine Bank? Doch momentan tat es gut, einfach durch die Lichter zu spazieren, die später noch viel intensiver leuchten würden.
Schweigend gingen sie noch ein Stück, was trotz dem, was zwischen ihnen lag, irgendwie angenehm war. So sehr, das es den Hunter entspannte. Irgendwie mehr, als er erwartet hatte, insbesondere nach den letzten Tagen. Die klare, kalte Luft tat ihr Übriges.
Dann aber konnten sie die Sache nicht weiter totschweigen, so ergriff er schließlich das Wort, wobei er vermied, den anderen anzusehen. Wenn er ihn verletzte, wollte er es nicht sehen, nicht in diesem Moment, da es sonst beirrend sein konnte, was seine wohl zurechtgelegten Worte durcheinander bringen würde. Außerdem würde er es aus welchen Gründen auch immer, nicht ertragen. Aber alles Bemühen nutzte nichts, denn aus den Augenwinken sah er, wie er errötete.
„Wenn sie gleich Rudolf zu dir sagen, bist du selbst schuld.“, prophezeite er und spielte auf das rentier an, das eine Nase im selben Rotton besaß. „Aber lassen wir das.“ Es gab wichtigeres. „Nein, das hast du nicht, aber zu den Dingen, die du zu erledigen hast, brauchst du keinen Berg neue.“, meinte er ruhig und sah wieder grade aus. „Grade bei dem, was du damals erlebt hattest.“ Nun offenbarte er, was er wusste. Natürlich, die Akte. Die Dokumentation seines Lebens. „Diese Ereignisse zu bewältigen sind schwer genug, das aber noch in deiner jetzigen Situation sicher unmöglich.“ Es war kein Vorwurf. Er konnte und durfte es ihm nicht vorwerfen, wollte es auch gar nicht, denn die schuld traf andere und ganz sicher nicht ihn.
Xiao blieb kurz stehen, richtete das Gesicht gen Himmel und ließ sich die kalten Flocken auf die Haut fallen. Ein kaltes kitzelnd, das er mochte. Ruhe breitete sich in ihm aus.
Dann aber öffnete er erstaunt die Augen und konnte ein kleines Lachen nicht unterdrücken. Nicht weil er sich über den Kobold bzw dessen Ansichten lustig machte, viel mehr weil die Situation so absurd war. „Nein, ich spiele keine Spiele, dafür habe ich keine Zeit. Und für Abenteuer verwendete ich nicht so viel Zeit.“, brachte er es nüchtern auf den Punkt und schloss wieder zu ihm auf, damit sie weiterhin beieinander hergehen konnten. „Ich hätte es dir sonst direkt gesagt…“ Eigentlich… ich hab es ihm auch nicht gesagt, das ich auf Abstand gehen will., ertappte er sich nun selbst, was ihn ein wenig irritierte. Sonst war er nicht so und doch war es soweit gekommen, jemanden im Unklaren zu lassen.
Er ging zu einem Stand und kaufte ein paar Süßigkeiten die er dann an Mairtin weiter reichte. Vielleicht als kleine Wiedergutmachung, er wusste es nicht.
„Hier. Vielleicht haben wir beide Zeit gebraucht. Aber ich hätte es dir sagen sollen, statt dich so im Unklaren zu lassen, das war nicht fair.“ Er verneigte sich leicht, um sich zu entschuldigen. So gerecht musste er dann doch sein.
Abwartend sah er ihn an, denn allein, wie er begann, ließ ihn die Braue heben. Er war auf einiges gefasst, denn wenn jemand so begann, kam meist nichts Gutes. Genug Schüler hatte er nun schon erlebt, die etwas zu beichten hatten. Und er wurde nicht enttäuscht. Er starrte den Kobold an und wusste, obwohl die Sache klar war, nichts zu sagen. So direkt zu sein, passierte hier in ihrer Kultur nicht oft, daher blickte er sich schnell um. Zwar waren die Worte recht leise gewählt und auf Englisch, aber man wusste nie, wer seine Ohren in der Nähe hatte.
Gerechnet hatte er wirklich nicht damit, eher mit dem kompletten Gegenteil und doch zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab, ehe er ihm bedeutete, weiter zu gehen. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus und auch das Lächeln blieb, statt wie üblich gleich wieder zu verschwinden.
„Dann sollten wir wohl einen Weg finden, wie wir mit deinem Berg an Chaos umgehen können, damit es nicht schlimmer wird.“, sagte er statt einer Erwiderung, die hier nun nicht passieren würde. Worte, die er so noch nicht ausgesprochen hatte und er daher nicht wusste, wie und wann die Umstände passend waren, um sie zu sagen. Hoffentlich verstand der Kobold auch so…

Mairtin Connolly

Dass ich der einzige neben dem Leiter des Instituts war, der Xiaos Büro einfach entern durfte, wusste ich nicht und der schwarzhaarige Chinese tat ganz gut daran, es mir NICHT auf die Nase zu binden. Da hatte er mich schon gut eingeschätzt, auch wenn ich traumatisiert war. Meine Akte zeigte ja, dass ich ein frecher Kobold sein konnte. Sehr zum Leidwesen meines alten Captain damals und der hatte noch die schwächere Version erlebt, meine Lehrer waren wahrlich nicht zu beneiden gewesen. Im Militär war ich etwas mehr gemäßigt worden beziehungsweise war etwas auch zur Ruhe gekommen. Bei Xiao wagte ich es mich, durchaus etwas mehr ich selbst zu sein. Ich schnaubte, "also die Deko ist eine Herausforderung aber wohl einfach Teil der Kultur." Und ich hatte auch schon ein paar heftige Sachen gesehen. Außerdem LIEBER so schräg, bunt und verrückt, als so verstockt wie der alte Sack, wie ich manchmal meinen vermeintlichen Erzeuger betitelte. Ich persönlich bevorzugte durchaus mehr elegant, zurückhaltender aber eben auch qualitativ. Hin und wieder mal einen Akzent. Doch hin und wieder musste einfach Spaß sein.

Auch Xiao ging es wohl ähnlich wie mir. Instinktiv wandte ich den Blick von denn allzu schlimm blinkenden Teilen ab, denn die taten schon in den Augen weh. Es widerstrebte mir und dem Soldaten in mir, so etwas auffälliges näher zu betrachten, machte es doch auch mich auffällig. Naja, ich war eh auffällig mit meinen meeresgrünen Augen, die irgendwo zwischen grün und türkis changierten. Irgendwer in der Schule hatte beim Thema Vererbungslehre gescherzt, dass es bei Michael und mir wohl irgendwie ein wenig schwieriger gelagert war, denn soweit wir wussten tauchte unsere Augenfarbe nicht in den letzten acht Generationen auf. Ein kleiner Hinweis darauf, wo wir eigentlich herstammten? Bisher sahen wir es einfach als eine Laune der Natur an. So etwas kam vor, war aber selten. Ich genoss die Bewegung genauso wie Xiao. Es hielt warm und angesichts der weiter fallenden Temperaturen war das wohl ganz gut. Aber trotz allem, es hatte hier alles irgendwie einen eigenen Zauber, der alles zu einem irgendwie schrägschönen Gesamtbild zusammenfügte. Xiao meinte, dass er keine Zeit zum Spiele spielen hätte, dafür war ihm das Leben wohl zu ernst und so hatte ich den Mann eigentlich auch eingeschätzt. Umso verwirrender war seine Reaktion gewesen für mich - aber offenbar hatte er mich lediglich schützen wollen. Süß irgendwie! Verdammt. Jetzt stolperte mein Herz sogar! Ich hatte mich ja so richtig GRÜNDLICH verliebt. Mit Haut und Haar, von den Zehen bis über beide Ohren bis hin zu den Haarspitzen. BOING.

Xiao hatte einen lustigen Kommentar zu der Tatsache, dass ich hier rot wurde. "Was? Rudolf? Na super. Da kommt ja richtig Arbeit auf mich zu, ein schwerer Schlitten mit einem lustigen, alten Mann und sonst wie vielen Paketen hinten drin zu ziehen, das ist Arbeit. Und wenn, dann bitte GANZ vorne. Als Führrentier, da hat man mehr zu Gucken" stieg ich auf den Scherz ein. Xiaos Begründungen klangen logisch und ich verstand es nun etwas besser. Herrje, es war ja sogar süß! Der ganze Kerl war sowas von süß (auch wenn ich ihm das gewiss nicht um die Ohren werfen durfte, erst recht nicht hier.) Ich verstand es immer mehr und doch hätte es nicht ferner liegen können. "Und wenn es kein entweder oder gibt, weil es zusammenhängt?" hielt ich mit ganz leise gesprochenen Worten dagegen. "Eben weil ich weiß, wer ich bin, wie oder was und das ich nicht zulassen will, dass ... diese Dinge aus der Vergangenheit, mich weiter... bestimmen. Weil ich auf die Zukunft zugehen will" wenn gleich auch manchmal etwas schnell wie es schien. Manchmal etwas zu schnell? Mit der Gewalt eines durchgehenden Pferdes, das auf der Flucht vor einer Meute Wölfe war, um genau zu sein. Es war nur die Frage, ob die Wölfe eingebildet oder echt waren. Und wer narrte wen? Xiao mich oder ich Xiao? Aber dann ging mir noch etwas anderes auf, das mir nun erst recht die Schamesröte ins Gesicht trieb. Xiao wusste wohl von dem, was mir widerfahren war. Jeremiah. Allerdings war Xiao auch der stellvertretende Leiter und als solchem standen ihm wohl diese Informationen zu, zumal er nur dann abschätzen konnte, wie viel er mit mir anstellen konnte. Das Bogenschießen und erst recht nicht das Schwimmen waren selbstverständlich gewesen und jetzt erst wurde mir klar, dass ich es nur zugelassen hatte, WEIL es XIAO war. Uff. Er blieb stehen und ich tat selbiges (allerdings zwei bis drei Schritte weiter), während uns beiden weitere Schneeflocken auf die Köpfe fielen. Ob Xiao wusste, dass man auf Rudolf the rednose rendeer bestens steppen kann, bestimmt nicht. Ein wildes Abenteuer der Liebe war ich auch nicht für ihn. Das freute mich dann tatsächlich.

Xiao ging an einen Stand, um etwas zu besorgen, das er mir dann reichte. Süßigkeiten, wie sich herausstellte, Süßigkeiten die ich aber nicht kannte. Doch neugierig war ich schon. Ich nahm die Tüte an und probierte. Er hatte recht. Wir hatten BEIDE Zeit gebraucht. Xiao verneigte sich trotzdem, ich nahm die Geste auf, erwiderte sie ebenso "und ich war auch nicht ganz fair, einfach bei Dir reinzuplatzen oder gerade das so ... hier offen... so zu sagen, auch wenn ich sehr leise war. Verzeih, das war von mir nicht fair oder sauber." Damit deutete ich an, dass ich seine Umschiffungen verstanden hatte. Und doch leuchteten meine Augen ein bisschen ob seines Lächelns. Irgendwie stand ihm dieses Lächeln verdammt gut. Ob er DAS wusste? Indem ich dies tat, zeigte ich, dass ich wusste, ich war eben ein wenig impulsiver durchgegangen und ich ihn nicht brüskieren wollte. Doch was dann kam, damit hätte ich nie gerechnet: DIESES Lächeln ließ mich Hoffnung schöpfen, verriet mir, dass er selbst DAMIT nicht gerechnet hatte. Da hatten wir uns beide wohl überrascht. Jeder den anderen als auch sich selbst, wie es schien. Die Süßigkeit schmeckte gleich viel besser und ich ließ auch Xiao sich etwas schnappen. Liebe? Vielleicht. Aber damit schmeckte eh alles besser. Ich verstand auch, was er damit meinte, wir sollten einen Weg finden, mit dem Berg an Chaos gemeinsam umzugehen, damit es nicht schlimmer wurde. Vielleicht lag der Schlüssel einfach in dem Wort: gemeinsam. Ich suchte nun nach den richtigen Worten, Berg... Hmm. "Vielleicht ist es ja nicht mehr der Mount Everest? Das kam mir noch vor kurzem so vor, jetzt... muss ich erst das passende suchen. Die Alpen? Bergisches Land in Deutschland? Keine Ahnung, schlag was vor" deutete ich dann an. Ohne das es mir bewusst war, spürte ich, dass ich bei Xiao ankommen wollte, es ja schon tat und offenbar schwirrte ich ihm ebenso im Kopf herum.

Mein Herz raste, pochte wild aber das wurde durch den Schal verdeckt und auch der dicke Mantel sorgte dafür, dass nichts davon direkt zu sehen war. Ich trug unter dem Pullover noch einmal ein T-Shirt, eben weil ich noch vor kurzem SO krank gewesen war. Es fehlte noch, dass ich mir noch etwas abholte. Das konnte ich nicht brauchen. Die Pullover hier waren aber nichts gegen IRISCHE Pullover mit dicker Wolle. Dafür waren wir Iren berühmt.
Wenn es öffentlich wurde, das es neben Xi noch ein anderer durfte, bürgerte es sich vielleicht bei diversen Schülern ein, es auch zutun und das konnte er nicht dulden. Daher wäre es wohl die bessere Devise, es stillschweigend zu tolerieren, bis es einen Vorfall gab, dann konnte er allemal noch handeln.
„ich denke, wir Asiaten sind da wirklich die Könige der Dekoration…“, gab er murmelnd zu und zog auch lieber das elegante mit ein paar Akzenten vor. Gleichbleibendes Licht, schlicht in Bögen geflochten oder die Natur integriert. Grade Letzteres mochte er, wenn es unauffällig und unaufdringlich war. „Warte das Kirschblütenfest ab, da ist es zwar nicht dezenter, aber nicht ganz so grell.“, überlegte er und sah an eine beleuchtete Statue hinauf, die recht gut in Szene gesetzt worden war. Kurz überlegte er ein Bild zu machen, wusste aber im gleichen Moment, das er es nie wieder ansehen würde. Vielleicht fanden sie später ein besseres Motiv, dann würde der Kobold dran glauben müssen, legte er insgeheim schon mal fest. Irgendwas, das er ihm unter die Nase halten konnte.
„Ich könnte einen Schlitten besorgen auf dem du mich ziehen kannst.“, schlug er ernst vor, denn bei dem Rest dürfte es ein wenig schwieriger werden. Wobei ihm der Gedanke an viele Geschenke, gefiel. Nicht für sich, aber für die anderen hier ansässigen Soldaten. Er müsste Xi den Vorschlag mal unterbreiten oder das ganze selbst in die handnehmen. Eine recht spontane Aktion, die bis heute Abend noch über die Bühne gehen musste, spätestens morgen, wenn man bedachte, welcher Tag grade war. Er nahm das Handy raus und schrieb seiner Bürofee und gab ihr den Auftrag entsprechend viele Kleinigkeiten aufzutreiben. Sie wird ihn hassen, das wusste er, aber damit konnte er leben. Das Handy war wieder in der Tasche verschwunden, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf Mairtin lenkte.
„An sich ja, aber sie werden kommen.“, meinte er mit einem bedauernden Unterton in der Stimme. Spätestens wenn sie irgendwann nackt neben oder aufeinander lagen würde irgendwas zu Tage kommen, was versteckt bleiben sollte. „Es wird nicht leicht werden, gleich, was du oder was wir wollen.“ Xiao zog die Hand aus der Jackentasche, hob diese und sah zu, wie eine Schneeflocke auf die Fläche fiel und schließlich schmolz. Schade eigentlich. Jede Flocke sollte anders aussehen, doch bevor man es kontrollieren konnte, war sie meist schon geschmolzen. Schade eigentlich. Er sah noch ein paar weiteren Flocken zu, ehe er die Hand wieder zurück schob. Das sie all zu kalt wurde, lag nun auch nicht in seiner Absicht, obwohl er schon im Sinn hatte, einen Glühwein zu trinken. Wenn er schon auf einen solchen Markt ging, wollte er auch eine kleine Belohnung haben.
Wilde Liebesabenteuer gab es bei Xiao nicht. Entweder Abenteuer für eine oder höchstens zwei Nächte oder eben was ernstes. Nichts dazwischen. Weder hatte er den nerv für Teeneromanzen, wo es ein ständiges auf und ab war, noch die Lust, sich deswegen Ablenken zu lassen. Und zu alt. Da gab es unzählige Sachen, die um ein weites wichtiger waren, als Herzschmerz, der vermeidbar war, indem man rechtzeitig auf die Bremse stieg und Fronten klärte.
„Nun ja, wir leben noch und es dürfte keiner gehört haben, als das er sich davon gestört fühlen könnte.“, beruhigte er ihn, als Zeichen, das er ebenso die Entschuldigung annahm, auch wenn es bei dieser Sache keine bedurfte. Es war ja sehr angenehm, es zu hören. Anders wäre es gewesen, wenn er ihm nicht das Gleiche entgegen bringen würde.
„Versuch nicht alles in Worte zu fassen, was man nicht mit Bildern vergleichen sollte. Es wird sich zeigen… meistens kommt es ja so, das man glaubt, etwas geschafft zu haben, um dann vor neuen Problemen zu stehen. Lass es einfach auf uns zu kommen.“, meinte er ruhig und bedeutete ihm, das er sich unter einen Lichtbogen neben einen baum stellen sollte, damit er ihn knipsen konnte. Was er mit dem Bild wollte, wusste er noch nicht. Hinstellen oder aufhängen war keine Option, aber es war ein gutes Gefühl, es zu haben. So kam er auch ein paar schritte auf ihn zu und machte noch ein Bild, wo er eher die obere Hälfte einfing. Trotz der Tageszeit tauchte ihn das Licht in einen angenehmen schein, der grade irgendwie passend schien. Der Schnee tat sein Übriges hinzu, um ein paar kleine Akzente zu schaffen, was nicht zu Letzt an dessen Dichte lag, in der er vom Himmel fiel.
Xiao sammelte ihn wieder ein, als das Handy wieder in der Hosentasche war. Er dachte gar nicht daran, ihm die Bilder zu zeigen, was ihm ein freches schmunzeln auf die Lippen trieb. Ob er es ihm später zeigte, war ebenso unwahrscheinlich.
„Glühwein oder erst später, nach dem Essen?“, wollte er wissen und schaute sich noch ein wenig um. Hier und dort gab es ein paar Deko-Sachen, denen er nichts abgewinnen konnte. Auch Handarbeit gab es hier. Kurz überlegte er, steuerte dann aber den Stand an und schaute sich die Schals an, die hier zu kaufen waren. Er konnte mal einen neuen gebrauchen. Etwas schlichtes, ohne aufdringliches Muster oder Bilder. Sie sahen nett aus, passten jedoch nicht zu ihm.

Mairtin Connolly

Ich grinste ein bisschen ob der Betitelung Könige der Dekoration. "Zum Glück sind die Geschmäcker so vielfältig wie die Menschen selbst und es gibt für fast jede Dekoration den richtigen Anlass." Außer vielleicht für diese ARMADA an Hello Kitty Zeug, das eine 12-jährige vor kurzem in einem gesamten Gang verteilt hatte - einem dreißig Meter langen Gang. Die war die kleine Schwester von Miss Brünette, die mich schon mindestens einmal angemacht hatte, ohne, dass ich es mitbekam oder merkte. Ich war da einfach sowas von BLIND und BLOND und BLÖD. Das schien es kaum ein zweites Mal im gesamten Institut zu geben. Miss Brünette war nicht die einzige, die versuchte bei mir zu landen. Erst gestern hatte es wieder einen Vorfall gegeben, bei dem sie einen viel zu kurzen Rock trug und ein Oberteil, dass die Oberweite noch mehr zur Geltung brachte. Die hatte sie mir an den Rücken gedrückt, nur für eine Sekunde, da war ich dann auch schon abgehauen, weil es mir VIEL zu viel war. Das Gör wusste weder, dass ich schwul war, noch was mir widerfahren war. Diese Dinge wurden unter Verschluss gehalten, gerade das Traumata. Davon wussten nur wenige - das medizinische Personal hielt dicht und sonst nur die Führungsebene. Und Chi? Das der es wusste, war mir auch nicht bekannt und der freche, neugierige Teenager wusste es auch nur, weil er in Informationsbeschaffung wie ein Tintenfisch war - mit acht Armen ausgestattet und mindestens so neugierig wie die neugierigste Katze des ganzen Instituts. Zurück zu gestern: Dummerweise konnte Püppchen nicht wirklich auf den gewählten Schuhen laufen und stürzte die Treppe runter. Zumindest hatte ich mitbekommen, dass sie ihren String Tanga aller Welt präsentiert hatte - inklusive einiger freudig, grölender Jungs und ich war zumindest so fair gewesen, die zu vertreiben. Sollte es noch mal etwas geben, und ich das raffen, dann würde ich ihr allerdings sagen, dass ich nicht der Typ Mann war, den sie wollte.

Ich grinste ob Xiaos Andeutungen. "Ich glaub davon hab ich irgendwann mal gehört. Es soll märchenhaft sein." Aber das musste vor meiner Entführung gewesen sein. Viel rosa war da wohl das Thema. Xiao lenkte dabei meinen Blick auf eine beleuchtete Statue. Ich ahnte ja nicht, was gerade in dem schwarzhaarigen Kopf vorging. Fotos. Uff. Ob des nächsten Kommentars entfuhr mir ein amüsiertes Prusten. "Schlitten, ja? Da hättest Du Spaß. Aber Du sähst wahrscheinlich auch noch gut aus im Outfit, was und bringst nebenbei ein paar Teenagerherzen zum Schlagen?" Und wohl meines dazu. "Ach und wenn der Schlitten zu schwer ist, dann sind das natüüüüüüürlich die Pakete und der Schlitten. Nicht etwa weil Du zu viel gegessen hast, neeeeeein" stieg ich frech grinsend darauf ein. Ich ahnte sehr wohl, dass Xiao mich am Ende tatsächlich vor so einen Schlitten spannen würde und durchgeknallt wie ich war würde ich da auch noch anspringen. Wahrscheinlich hätte ich in so einem Fall auch noch ein paar weitere, freche, lockere Sprüche auf den Lippen. "Muss ich nun noch das Röhren eines Rentiers üben oder reicht Dir auch ein Pferdewiehern?"

Dann kam das Gespräch aber eben auf UNS zu sprechen. Er wollte also auch, verwies jedoch auf meine PTBS, die es uns nicht unbedingt leichter machen würde. Das stimmte. Betreten sah ich zu Boden und murmelte, "ich weiß... das es nicht einfach wird. Für keinen. Doch wenn es eine Chance gibt ... dann sagt mir mein Bauchgefühl und mein Herz ... mit Dir. Und auf beide konnte ich mich in diesen Dingen in meinem Leben bisher verlassen. Mir ist klar, was Du andeutest und das es wahrscheinlich ist" lautete meine ganz leise, gemurmelte Erwiderung. Doch dabei hob ich auch wieder den Kopf, um ihm mit festen Blick zu begegnen. Das war leise genug, dass nur Xiao es hören konnte. Zu viel Lärm war um uns herum, ein Umstand, den er ebenso erwähnte und er hatte recht: Es würde NICHT leicht werden. Und doch sagte mir mein Bauch, wenn dann mit ihm. Denn wir waren schon weit gekommen, etwas, das Jeremiah auch in Erstaunen versetzte, aber ebenso freute. Genau deswegen hatte er mir auch mächtig Feuer unter dem Hintern gemacht, als er bemerkte, wie es um Xiao und mich jeweils stand. Ich stand mit Xiao stabiler dar, deutlich stabiler und hatte mich schon ein paar Dingen gestellt, die er sonst viel später von mir hätte fordern können oder in noch kleinteiligeren Schritten. Das Schwimmen war der beste Beweis dafür. Derweil zog Xiao die Hand aus der Jackentasche, um eine Schneeflocke zu fangen, die aber ob der Körperwärme direkt schmolz und doch stand dies sehr gut für die Situation. Ich lächelte ein bisschen. "Manchmal ist es einfach nur eine Frage der Perspektive" dann wurde das Lächeln ein bisschen koboldhafter, spitzbübischer "und wären wir hier nicht mitten in der Stadt würd ich Dich jetzt einfach in eine Schneeballschlacht verwickeln."

Richtige Grübchen entstanden in meinen Mundwinkeln, genau DER Anblick, der die Teeniemädels um den Verstand brachte. Ich nickte. "In Ordnung. Du hast recht." Wir würden abwarten müssen, und meinem Gesicht sah man an, dass ich genau diesen Umstand gerade reflektierte, UNS wahrnahm, mich selbst und vor allem zur Ruhe kam. Die Art wie ich atmete verriet es. Ich nahm keine Bedrohung oder Angst war. Da war Freude über uns. Aufregung, aber im positiven Sinne. Ich gehorchte, als er mich aufforderte vor einen Lichtbogen zu stellen, damit er ein Foto machen konnte. Das Ergebnis zeigte er mir aber nicht. Oh Frechdachs, dachte ich. Das kriegst Du noch wieder. "Hmm, Glühwein? Besser erst nach dem Essen. Sonst sind wir ganz schnell betrunken." Glühwein war erstens warm und dann voller Zucker, zwei Faktoren, die dafür sorgten, dass der Alkohol schneller ins Blut ging. "Sonst sagen wir ganz schnell Lühein" und kommen wer weiß wie im Institut an, garantiert schlimmer besoffen als im Pup. Wir blieben bei einem der Stände stehen, offenbar interessierte sich Xiao für Schals, aber fand nichts passendes. "Lass stecken, ich hab da noch was für Dich" murmelte ich ihm zu und deutete damit an, dass ich oben im Institut noch etwas interessantes für ihn besorgt hatte. Nicht einfach zu bekommen gewesen, aber so war das eben. Irischer Import. DAS war wirklich warm.

Auf dem Weg zum nächsten Essensstand kamen wir an einer Eisfläche zum Eislaufen vorbei und den glitzernden Augen Xiaos konnte ich entnehmen, er würde gern ein paar Runden drehen. "Ich seh doch, dass Du da drauf willst. Ich kann es aber nicht, also beschwer Dich bitte nicht, wenn ich gleich wie Bambi auf dem Eis aussehe. Mit meinen langen Beinen hab ich im Null komma nichts einen Knoten in selbigen."
„Daran will ich gar nicht denken, das wegen mir irgendwelche Herzchen schneller schlagen.“, murmelte er, obwohl er ahnte, das es nicht ausgeschlossen war. Ob sich das überhaupt wer traute? Immerhin hatte er diesbezüglich nie viel mitbekommen, das zu vermuten war, das jeder annahm, er hatte einen Stock im Hintern und würde sich nicht fortpflanzen wollen. Es war ihm ganz recht.
„meinst du grade ernsthaft, ich wäre fett?“, fragte er rundheraus, wissend, das dem nicht so war. Zu viele Kilos musste man bei ihm suchen, und auch wenn er sich an so einer Aussage kaum störte, war es ganz schön frech. Mairtin konnte froh sein, genug anzuhaben, sonst hätte er ihm den Ellenbogen in die Seite gerammt.
„Weder noch, ziehen reicht.“, schmunzelte er, alle Blicke auf sich zu ziehen und abhängig der Absurdität, das er sich ziehen ließ, musste nicht sein. Am Ende wollte noch wer mitfahren. Teilen wollte er nicht. Wenn es genug schneite, wäre es sicher einen Gedanken wert.
Langsam nickte er und überlegte, wie sie aus der Sache raus, oder viel mehr hinein kamen. Es würde nicht leicht werden und Xiao überdachte, das es Mairtin vielleicht zu leicht nahm, was kommen könnte. Weder für sich selbst noch für den anderen würde es leicht werden und fern davon ab, konnte es eine Beziehung in so jungen Tagen überhaupt aushalten? Es lang nicht mal am Vertrauen, viel mehr glaubte er, das es beiden genug zusetzen würde, das Streit an der Tagesordnung stand. Und ehe man sich versah, steckt man inmitten einer Beziehungskriese, obwohl man noch keine hat…, schmunzelte er in sich hinein, obwohl es alles andere, als lustig war. Man konnte die Sache noch nicht mal ausreichend besprechen, da keiner wissen konnte, was passierte. Zeit ist wohl das einzige, was er ihm vorerst lassen konnte. Zeit, unendlich viel Geduld, sowie Beherrschung. Xiao spürte, wie ihm die Haare grau wurden.
„Schnee… da musst du aber ordentlich was vom Boden kratzen.“, lachte er leise, froh über die kurze Ablenkung, aber das half nicht bei ihrem Problem, so wurde er wieder ernst und überlegte, was sie tun konnten. Entweder es versuchen, mit all den Problemen, die auf sie warteten und noch mehr Rückschläge, oder aber sie ließen es und quälten sich auf ihre Art und Weise, um dann doch auf keinen Nenner zu kommen. Mairtin brauchte jemanden an seiner Seite, aber war das der Grund mit ihm zusammen zu sein? Sicherlich nicht. Das er ihn mochte, stand außer Frage, dennoch … was wäre die passende Grundlage? Zuneigung, natürlich, Begehren, ohne Zweifel, aber in wie weit konnte er es zulassen? Auch wenn es kein massiv-wichtiger Punkt war, war er nicht unerheblich. Beherrschen konnte er sich, ohne Zweifel, doch wie lang würde es gut gehen, bis der Frust einsetzte? Selbst wenn man diesen nicht wollte, wenn man auch diesen beherrschte, irgendwann würde er hinausbrechen, ob man es an anderen auslassen wollte, oder nicht.
„Es wird nicht leicht.“, wiederholte er leise, denn wie er es auch drehte und wendete.. er kam zu dem gleichen Ergebnis. Gab es überhaupt eine Lösung, mit der alle zu frieden oder gar glücklich sein konnten? Wie viele Umwege, Wendungen und Fehlschläge mussten sie bis dahin überstehen? Dazu kam es, das er den Kobold einfach nicht verletzen wollte. Es thronte mahnend über allem.
„Kleine winzige Schritte, einer nach de anderen…“, überlegte er laut, was schein eher nach einem Einlenken klang, wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt sagen konnte. Sie mussten genauer aufeinander achten, als andere und konnten nichts überstürzen. Vielleicht machte er es auch komplizierter, als die ganze Sache überhaupt war.
„Du bist so ein richtiger Lühlein, Angeber.“, lachte er leise und ließ sich den schal zwischen die Finger gleiten und entschied, ihn sich zu kaufen. Es hatte ein wenig Wühlen bedeutet, aber der Stoff war keine reine wolle, die irgendwann kratzte, aber auch kein Stoff, den er so kannte. Zudem dunkles grau…
„Geschenke?“, fragte er verwundert, nahm den schal und bezahlte diesen, ehe er wieder zu ihm kam. „Da bin ich nicht gut drin.“, gab er zu und stand jedes Jahr aufs Neue unwissend da und fragte sich, wie andere das machten, indem sie immer das Passende fanden. Ein bisschen neidisch war er was das anging, schon. Seinen Worten entnahm er, das er nun auch etwas für ihn besorgen musste, was in ihm ersten Moment nicht fröhlich stimmte. Ein Drama war es jedoch auch nicht.
„Was bitte siehst du?“, fragte er verwundert und blickte zur Eisfläche. „Oh, das meinst du…“, schmunzelte er. „Traust du dich denn?“ Ein Kunstläufer war er nicht, aber ein bisschen Laufen konnte er schon. „Gut, dann lass uns laufen, bevor es voll wird, aber dann muss ich noch zu dem einen stand da drüben.“, meinte er unbestimmt und ging zum Verleiher hinüber, wo er sich die schuhe geben ließ. Sie hatten die gleiche Größe, was das anging, daher war es nicht sonderlich schwer.
Er zog sie über und wartete, bis auch der Kobold soweit war, eh er auf die Fläche ging. „Aber keine Körperteile abfahren.“, erinnerte er ihn und hielt sich an der Bande fest. Gespannt sah er zu, bis er bei ihm war dann packte er einfach dessen Hand, denn an sah ihm an, er lief wie auf rohen Eiern. „Im Grunde ist es nicht schwer. Füße nach innen, dann wirst du langsamer, ein wenig nach außen, wirst du schneller.“, gab er einen Schnellkurs. „ich bin in Reichweite und auch wenn ich es bereuen werde, lass dich im Fall des Falls auf mich fallen. Oder greife nach mir.“, bot er an und fuhr langsam mit ihm los.

Mairtin Connolly

Ich grinste frech in mich hinein. Na wie gut das mein Herz schon das Teenageralter hinter sich gelassen hatte. Ob es Konkurrenz für mich gab? Ich wusste es nicht und doch sorgte allein der Gedanke daran das ich mich mehr anstrengen wollte. "Aha… ich hab aber nicht das Wort irgendwo irgendwer oder irgendwelcher auf dem arsch oder der Brust tätowiert und nein danke das will ich auch nicht." Ich wartete ab was dann kam und mein grinsen wurde breiter. "Nein. Vielleicht vollkommen durchtrainiert und Muskeln haben ein höheres Gewicht. ``Ich denke eher, es ist eher noch Ausdruck von mir und das ich dich gewiss noch nicht tragen kann." Puh, gerade noch gerettet. Dennoch wurde klar manchmal war ich etwas verspielt. Ich merkte das ich da an die Grenzen ging. Ja dann konter doch, dachte ich, da komm ich schon mit klar. "Tja ich sehe schon das ich mich grad in die nächste scheiße geritten. Aber wenn reiten dann … anders." Ich grinste noch breiter. Klar wir ritten beide unsere Pferde. Aber es könnte auch anderes bedeuten. Uff ein interessanter Gedanke, aber mindestens auch genauso fordernd und irgendwie zu viel und irgendwie auch nicht, weil sonst SO etwas von mir aus auch nicht käme, oder? Also ohne, dass ich vor Angst zusammenbrach und genau das blieb ja aus. Es war reizvoll und auf der anderen Seite machte es mir irgendwie auch Angst. Warum war ich so? In meinem Kopf entstand ein Knoten. Ich sah dann aber Xiao an und es war mein Gesicht anzusehen, ich beruhigte mich, vertraute Xiao und auch mir selbst. Puhh konzentrieren, Martin konzentrieren. Das war schon etwas Glatteis und ich drohte mir mindestens drei weitere Knoten zu produzieren. Langsam manifestierte sich eine Erkenntnis in meinem Hirn. Mir wurde bewusst, ich vertraute Xiao und in seiner Anwesenheit traute ich mir selbst irgendwie noch mal mehr zu. Das war echt verwirrend. Die Augen spiegelten all das wieder. Es fehlte nur noch, dass ich begann zu röhren, zu muhen oder zu wiehern. "Hmm,' stimmt es wäre noch zu wenig.'' Und Puderzucker haben wir genug auf den Köpfen." Ich machte eine kurze Pause, sah dabei Xiao in die Augen und bekannte dann "Ich weiß das es nicht leicht wird''. Mir ist bewusst, dass manches echt heftig wird. ``Es wird nicht einfach." Aber vielleicht war es genau das, was ich brauchte, beziehungsweise ich war bereit für Xiao und mich mehr aus mir herauszuholen. Einfach war die Liebe selten. Ich wollte es, weil er Xiao war. Alles an dem Mann interessiert mich. Er im gesamten. Wär es ein anderer, wäre ich wahrscheinlich auch nicht bereit dazu. Jeremiah erstaunte auch in dieser Sache und der Stille Bruder merkte, dass ich stabiler war mit Xiao, viel stabiler. Obendrauf hatte der auch schon spitz bekommen, dass Xiao ebenso auf mich reagierte, anders war, zum Positiven.

Leise sagte ich, "wir wissen nicht was kommen wird, das stimmt, aber wenn wir es nicht probieren, dann erst recht nicht und das quält zumindest mich noch mehr. Und wenn ich mir dein Gesicht von eben in Erinnerung rufe, glaube ich etwas ähnliches zu sehen" antwortete ich mit einem Hauch von einem flüstern. Also gibt es nur einen Weg, vorwärts, auch wenn manchmal zwei Schritte dabei zurück kommen, nachdem drei vorwärts waren, dachte ich, so war es dann immer noch ein Schritt vorwärts. Ich begann zu lachen, als er meinte, ich wäre ein Lühlein, ein Angeber und kaufte dabei den Schal. "Hey, kein Druck okay" flüsterte ich leise, als ich seinen Gesichtsausdruck sah, "das hier ist schon wahnsinnig genug. Es ist noch immer ein Geschenk, diese Freiheit und dieser Abend" der Blick sagte dazu 'mit Dir' "Du willst nicht wissen, wie das früher war ... oder zumindest nicht jetzt. Nur so viel, es ist mein erstes Weihnachten, das ... frei ... ist" deutete ich an. "Lass uns lieber den Abend genießen." Da funkelte es wieder beinah diabolisch frech in meinen meeresgrünen Augen, fast verspielt. Aha, er verglich mich also mit einem Glühwein. Offenbar war ich genauso berauschend wie einer. Tatsächlich war ich nie über die Feiertage im Einsatz gewesen, dafür hatte die Macht meines vermeintlichen Vaters gereicht. Damit eröffnete ich ihm, wie das hier wirklich gewesen war. Verwundert fragte Xiao was ich sah, verstand dann aber und ich antwortete "na dann wollen wir mal. Ich werde wahrscheinlich binnen zehn Sekunden zu Deinen Füßen sitzen." Wir zogen die Schuhe an, welche Xiao besorgt hatte (praktisch, dass wir dieselbe Größe hatten und keiner von uns ahnte, dass das noch zu Verwechslungen führen konnte).

Und dann ging es auch schon aufs Eis. Es war nicht einfach für mich, hier zu bleiben und ganz unwillkürlich gingen meine Beine etwas auseinander. "Uff" entfuhr es mir, während ich versuchte, etwas enger zu kommen. Geschwindigkeit war erst mal nicht wichtig, erst mal das Gefühl gewinnen und instinktiv begann ich mich zu bewegen, vorsichtig zu fahren. "Hmm, ne ich steh nicht so auf Fleischeinlage auf Eis, Du?" lautete meine humorvolle Antwort. Als es kurzzeitig in die Kurve ging, griff ich nach Xiao, weil ich das Gleichgewicht drohte zu verlieren und unfreiwillig war ich beinah im Spagat. Da wieder hochkommen ging zwar, aber war ein Stück Arbeit. Mein Glück, dass ich den notfalls konnte. Es war nützlich im Militär oder beim Tanzen, durchaus. Beweglichkeit und Bänder sowie Sehnen, die mehr mitmachten als die von Ottonormalgebraucher. Irgendwie kämpfte ich mich wieder nach oben, ohne, dass mein Arsch endgültig das Eis küsste. Das wär ja fast der Garant für eine neue Erkältung und Jeremiah hätte am Ende Xiao und oder mir was erzählt, weil ich mir da was weggeholt hatte. Mein Immunsystem wär noch längst nicht so stabil, wie es bei einem gesunden jungen Mann war. Aber das war den letzten drei Jahren zuzuschreiben sowie der PTBS, die Stress für meinen Geist als auch meinen Körper war, sodass das Immunsystem auch darunter litt. Angesichts der Zeit, die ich entführt war, wohl aber auch normal und für diese Situation war ich noch relativ gut dran. "Ausgleichende Gerechtigkeit für den Pub, hm?" sagte ich und grinste. "Nur fair, was meinst Du?" Ich versuchte mich etwas mehr nach innen zu lehnen, vielleicht klappte das ja. Ich hatte mich an Xiao festgehalten, um wieder hoch zu kommen. "Also Eiskunstlaufen ist nicht. Ich fühl mich echt wie eine Kuh auf dem Eis, Pinguin? Ne der wäre eleganter als ich" stellte ich trocken fest und bewies damit wieder die Fähigkeit, gnadenlos über mich selbst zu spotten und zu lachen. Typisch irisch.
„Na da hat aber einer nun die Kurve bekommen.“, lachte er leise, wobei er die Sache nicht wirklich ernst nahm. Xiao konnte nicht mal sagen, wann er das letzte mal auf der Waage gestanden hatte. Wozu auch? Die Information half ihm in keinem Lebensbereich weiter. „Du hast keine Tattoos, jedenfalls keine, von denen ich weiß.“, warf er mal in den Raum. Untersucht hatte er ihn nicht und doch genug Haut gesehen, um es beurteilen zu können. Wenn es also nicht grade an Stellen war, die er nicht hatte einsehen können, ging er davon aus, das er recht hatte.
„Verzichte besser drauf, wenn es nicht zwingend nötig ist.“ Einerseits wollte er nicht fallen gelassen werden und andererseits war es sehr befremdlich getragen zu werden. Er war kein Kind mehr, welches es benötigte getragen zu werden. Allein der Gedanke gruselte ihn. Es unwürdig zu nennen wäre vielleicht übertrieben, aber es lief irgendwie darauf hinaus.
„Mit anders meinst du zweifelsohne nackt.“, meinte er trocken, ohne mit der Wimper zu zucken, was dem Umstand zu verdanken war, das niemand nah genug stand, der es hören konnte. So viel zu seinen unlustigen Witzen, wie sie ihm immer wieder unterstellten. „Im Bett oder im grünen?“, spann er den faden ungerührt weiter und band sich die Schuhe auf, um die Schlittschuh über zu ziehen. Ganz gut, so war der Blick gen Boden gerichtet, wo er vor sich her schmunzeln konnte. Ja, ein bisschen zu sticheln war schon amüsant, schade nur, das er den Blick mied. Ob sich ein wenig Verlegenheit oder entsetzen darauf abzeichnete? Der Gedanke lag nah, zu fragen, ob er schon Erfahrungen im Freien gesammelt hatte. Interessant war es ja schon.
Gedanken musste dieser sich keine machen, denn Xiao war lieber auf Abstand gegangen, statt über ihn herzufallen. Wenn also von Mairtin keine eindeutigen Zeichen kamen, würde er in dieser Richtung nichts unternehmen, auch wenn es schwer werden würde. Aber das war eben der springende Punkt, was die kleinen Schritte und die Geduld umfassten. Entspannen und Vertrauen war wichtiger, als ein bisschen Spaß, den sie haben könnten.
„Um eines klar zu machen…“, sagte er und richtete sich auf, um ihn nun doch anzusehen. Zu wichtig war das, was er zu sagen hatte und er wollte, das der Kobold verstand, was er meinte. „So lang du nicht dafür bereit bist oder irgendwelche… Andeutungen machst, wird nichts passieren.“ Keiner von ihnen wusste, wie lang es dauern würde, wie viel Zeit ins Land strich oder was es noch für nerven kosten würde. Und selbst wenn sie die zeit überbrückten, wird es noch einige Rückschläge geben, weil Mairtin sich vielleicht noch nicht sicher war. Ob sie nun zusammen nebeneinander im Bett schlafen würden, oder nicht. „Also lass dir Zeit.“
Er kümmerte sich wieder um seine Schlittschuhe, um ihm die Zeit zu geben, die Worte sacken zu lassen. Das er damit nun recht direkt sein Einverständnis zu der ganzen Sachen gegeben hatte, war ihm durchaus bewusst und auch so beabsichtigt. Der Kobold sollte wissen, das Xiao Geduld hatte und auch bereit war, diese aufzubringen. Er war in sicheren Händen, nur musste er sich dessen bewusst werden. Nur gut, das es später Alkohol gab.
„Ah… deswegen, aber es beruhigt dich vielleicht: ich hab es auch nie gefeiert.“, antwortete er nüchtern, wobei er selbst sah, das es was anderes war, es freiwillig zu meiden oder die Entscheidung, ob man es wollte, abgenommen bekam. Aber den Gedanken wollte er nicht weiter verfolgen. Probleme wälzen konnten sie auch später noch.
„Was machst du da?“, fragte er verwundert und sah seelenruhig zu, wie dessen Beine auseinander gingen und er kleiner und kleiner wurde, fast, als wäre es durchaus interessant, was er da sah. Leider fiel ihm nichts ein, was er mit seinem schrumpfenden gegenüber anstellen konnte. „Na nun komm schon!“, lachte er leise, umrundete ihn halb, wobei der dessen Hand los ließ und recht pragmatisch nach dessen Hüften griff, um ihn vor sich her zu schieben.
„beine zusammen, Fußspitzen grade nach vorn.“, instruierte ihn und doch sah er, wie sich der Spagat andeutete. „Ich bekomm dich auf dem Eis nicht weder hoch. Ich werde dich zur Bande rollen müssen, also bleib senkrecht.“ Es war nicht mal gelogen, denn sonst wäre es schwer wieder nach oben zu kommen. „Und bitte vermeide, das die Hose reißt.“ DAS konnte er sich nun nicht verkneifen, was sein kleines Lachen nur noch unterstrich. Leise Räusperte er sich, um sich wieder zu sammeln.
„Na geht doch du kleines Kalb.“, lobte er und bedeutete ihn wieder, sich denkrecht zu halten. Erst, als er halbwegs sicher war, schob er ihn ein wenig an. „Halt dich erst mal nur grade, der Rest kommt dann schon. Finde das Gleichgewicht.“ Viele Informationen, die auf ihn einprasselten, das wusste er, aber es gab auch recht viel zu beachten.
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