Wind Beyond Shadows

Normale Version: Ärztliche Schwimmteamuntersuchung
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Er stand in seinem kleinen Badezimmer. Frisch geduscht, angezogen und mit etwas Wachs noch die Haare am zurecht zupfen. Er nickte zufrieden und trat hinaus auf den Flur. Die blaue Jacke ergriffen zog er sich an der Tür Vans über die Füße. Der Schlüssel wurde von der Kommode ergriffen und er blickte noch einmal zurück in die kleine Wohnung, ob er auch nichts vergessen hatte. Die Fenster waren verschlossen und auch die Kaffeemaschine hatte er ausgeschaltet. Die Wohnung war wieder ansehnlich, nachdem er wieder seiner Schwester hinterher räumen musste. Er öffnete die Tür und zog diese direkt hinter sich in das Schloss. Kurz fröstelte er, denn das Treppenhaus war wie die meisten an der äußeren Hauswand.

Von der Shimachi Dori war es schon eine kleine Ecke bis zur Praxis. So machte er sich auf zur Bushaltestelle. In 10 Minuten würde er ja die 98 nehmen können und das wäre die beste Alternative. Die enge Straße an dem Hotel Intergate und der kleinen Bäckerei gegenüber. Beim vorbei gehen winkte er der Verkäuferin im Backladen freundlich zu. Seiner Nachbarin. Ja, er wohnte unweit der ganzen Geschäfte, zentral aber durch die kleine Seitenstraße doch ruhig. Wenn nicht dauernd die Touristen in den Hotels bis in die Nacht Party oder vom Geräuschpegel ganz andere Dinge machten.


Endlich kam er auf die Hauptstraße und das tägliche Gewusel ging los. Er bahnte sich einen Weg um die Einheimischen und den ganzen Touristen zur Bushaltestelle. Er blickte hinauf zu der Anzeigetafel, als gerade ein Bus anhielt. Kurz stockte ihm der Atmen, denn er hatte vergessen, das die 98 ja nur am Wochenende fahren würde. Schnell huschten seine Augen über die Anzeigetafel. Die 4 würde er auch nehmen können. Er blickte auf den Bus und sah das sich langsam die Türen schlossen. Schnell drückte er sich noch hindurch und stand kurz darauf in dem überfüllten Bus und ging in der Masse komplett unter. Er war nicht unbedingt der größte. Seine feine Nase, die er als Gestaltwandler hatte, rümpfte sich leicht bei den ganzen Gerüchen. Der Fahrer gab wie immer ein Zeichen, das er losfuhr. Das taten Sie immer an Kreuzungen und den Bushaltestellen wenn Sie wieder anfuhren.


Eine gute halbe Stunde war er unterwegs. Hielt sich an einer der Stangen fest. Da die wenigen Sitzplätze, die es in Kyotos Bussen gab, alle besetzt waren. Die Leute stiegen ein, die Leute steigen aus. Der Busfahrer hupte, wenn wieder ein Wagen meinte, mit Blinklicht auf der Haltestelle zu parken und das Geschnatter der Touristen. Eigentlich war alles wie immer. Er steckte sich die Kopfhörer in die Ohren, bedacht die Musik nicht zu laut zu haben, damit er niemanden stören würde. Ganz im Gegensatz zu der schnatternden und lachenden Meute. Die aus Deutschen und Österreichern zu bestehen schien. Er fragte sich, wie viele deutschsprachige Dialekte es gab und musterte die Gruppe kurz. Eindeutig ein verrückter Haufen. Er grinste und stellte sich vor, das es dicke Hennen wären, die auf einer Stange saßen und sich unterhielten.

Er drehte sich leicht weg zum Fenster hin und blickte hinaus. Sein Kopf und sein Oberkörper wippte und wackelte zu den Bässen mit, die auf seine Ohren trommelten. Er liebte Musik, kurz schloss er die Augen und gab sich den Klängen hin. Die helle, leichte Melodie, den wiederkehrenden und wieder in den Hintergrund gehenden Bässen und Mitteltönen. Eine kleine, kaum merkbare Gänsehaut bildete sich bei ihm. Musik konnte viel mehr Gefühl ausdrücken, als manche Worte es je könnten. Und das zu elektronischer Musik wohlgemeint. Er öffnete die Augen wieder, als seine Haltestelle angesagt wurde und stieg aus. Kurz sah er sich um, dann ging er zielstrebig die Straße entlang zur Praxis. Heute war er dran. Vorabuntersuchung des Schwimmteams. Immerhin sollte man ja an Meisterschaften teilnehmen.

Das Übliche, Blutdruck messen. Sauerstoffgehalt messen auf dem Laufband und was sonst anstehen würde. Er öffnete die Tür und sah sich um. In diesem Haus waren mehrere Büros und in der oberen Etage die Praxis. Er stieg die Treppen hinauf und atmete an der Tür zur Praxis durch. Er nahm die Ohrhörer heraus und verstaute diese in seiner Tasche. Auf dem goldenen Schild stand der Name. Dr. med. Nao Kirishima, Sport und Allgemeinmedizin. Er lächelte, bisher war der Doc ganz okay gewesen und trat ein. Eine hübsche Sprechstundenhilfe blickte ihn lächelnd an. Er neigte seinen Kopf und lächelte verlegen. „Guten Tag, ich bin Kawar Miyata. Ich habe einen Termin bei Dr. Kirishima, wegen des Schwimmteams.“ Sie lächelte und nickte. „Ahja, das jüngste Mitglied im Schwimmteam. Okay, dann gehen sie mal diesen Flur entlang, das letzte Zimmer. Ich komme gleich nach.“

Er verneigte sich ein weiteres Mal und ging langsam den Flur entlang. An der letzten Tür klopfte er sanft an und trat nach einem herein ein. Er blinzelte, als dort nicht der Mann stand, den er erwartet hatte. Sondern ein viel jünger wirkender Mann. Kurz war er etwas neben sich, doch grinste etwas verdattert.“ Oh, ich habe mich in der Tür geirrt, bitte entschuldigen Sie.“ Er verneigte sich mehrere Male, als er innehielt. Seine dunklen, braunen Augen leuchteten kurz bläulich auf. Er hatte Witterung aufgenommen. Langsam kam er aus Verbeugung nach oben. Dieser Geruch, er kannte ihn. Eindeutig ein Wesen, dem er besser aus dem Weg gehen sollte.

Langsam ging er etwas rückwärts, doch dann öffnete sich die Tür. Die Sprechstundenhilfe stand schon mit einem Tablett, einem Röhrchen und einer Spritze dort. Versperrte die Tür. Er bemerkte die Gänsehaut, die sämtliche Alarmglocken in ihm schrillen ließen. Er blickte zum Fenster vergittert. Hier gab es keinen Weg mehr hinaus! Unsicher sah er mit langsam immer größer werdenden Augen unsicher zu dem Mann mit dem weißen Kittel. Schachmatt ging es ihm durch den Kopf und er schluckte.
Neiji konnte es immer noch nicht glauben, das er diesen Job bekommen hatte. Nicht nur das, auch noch eine eigene Loftwohnung, die hier und dort noch ein bisschen ausgebaut werden musste, aber um einiges besser war, als die zuvor. Er war dem Mörder seiner Familie entkommen. Zwar hatte dieser ihn, als er ihn als Kind gebissen hatte, mitgenommen und bei sich gedulden, aber ein Zustand war das natürlich nicht. Nur dem Umstand, das er zu jung war, nicht gewusst hatte, wohin er sollte, hatte er es zu verdanken, das Neiji nicht im Schlaf erstochen hatte. Nun aber schien sich das Blatt zu wenden. Ein neuer Job, das erste praktische Jahr als Arzt, eine neue Wohnung… nun konnte er seine Rache angehen, die er all die Jahre geplant hatte, doch zu vor musste sich sein Leben festigen.
Nie hätte er erwartet bei einem anderen Wolf unter zukommen. Einen, der es tatsächlich gut zu meinen schien, auch wenn er in der ersten zeit noch ein wenig grantig war. Das Verhältnis zwischen schienen schien sich aber von Tag zu Tag bessern, was dazu führte, das auch er sich immer mehr entspannte. Einiges würde er von ihm lernen können, dessen war er sich sicher. Es war ein schönes Gefühl, anzukommen, eine Familie zu haben, auch wenn er mit diesem Begriff noch sehr vorsichtig war. Ob auch sie ihn so annahmen, konnte er nicht wissen, aber er fühlte sich sicher. Nicht mehr abgelehnt.
Er zog sich seinen Kittel über, betrachtete sich ganz uneitel, dafür aber sehr stolz im Spiegel, noch immer nicht fassend, das er ihn tragen konnte. Nao sah das nicht so eng, ein weißes Shirt samt passender Hose hätte auch ausgereicht, trug er schließlich ein Namensschildchen, aber er wollte es sich noch nicht nehmen lassen. In einen halben Jahr sah er das vielleicht anders, aber Momentan…
Schließlich ging er nach unten, warf einen Blick auf das riesige Aquarium mit Naos Schätzchen, das die Annahme vom Wartezimmer trennte. Das 5 Meter breite und 1,5 m hohe Ungetüm war erschreckend, wie auch beeindruckend. Den Wasserschaden, sollte das Ding mal platzen, wollte er sich nicht ausrechnen. Neiji bewunderte es immer wieder. Seltene Arten schwammen darin herum und erkundeten ihre Umgebung immer wieder aufs neue.
Ehe er sich darin vertiefte, grüßte er die junge Frau bei der Annahme, deren Namen er leider vergessen hatte und verzog sich in sein Behandlungszimmer. Ein eigenes Behandlungszimmer!! Woanders hätte er es sich bestimmt erst erarbeiten müssen. Das sein Büro mit einer einzelnen Schiebetür das von Naos trennte, war ihm ganz recht. Da Nao wohl noch oben war, stand die Tür offen.
Neiji ging hinüber, um dort das Fenster zu öffnen und sich ein paar Unterlagen anzusehen, als es auch schon an der Tür öffnete und ein junger Mann eintreten wollte. Verblüfft blinzelte er. Eigentlich wartete man doch darauf, dass man ‚Herein‘ sagte?
Er kreidete es ihm nicht an, dafür war er zu verblüfft und musste sich erst sammeln. Moment, war da… „Warten Sie…“, begann er, sah aber dann schon die Sprechstundenhilfe, die den Patienten einkeilte. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.
„Also mein Name ist Matsuoka, ich bin der Assistenzarzt, Dr. Krisihima ist noch nicht da. Wenn Sie nichts dagegen haben, übernehme ich die Untersuchung?“, fragte er und verneigte sich leicht, hoffend, keinen Angstpatienten vor sich zu haben, der gleich flüchtete. Natürlich nahm er die Witterung war, störte sich jedoch nicht daran. Ob sich Nao dessen bewusst gewesen war? „Kommen Sie ruhig herein.“ Den Spruch, er würde nicht beißen, vermied er wohl wissentlich, auch weil ihm das schimmern im Blick des anderen auffiel.
Oh, anhand der Witterung wäre er sicherlich gerne aus dem Raum gegangen. So jedoch blickte er zu dem abgeschlossenen Fenster. Durch die Verbindungstür zum Büro, durch die er ein weiteres Aquarium erkennen konnte. Eindeutig jemand, der sich dem Meer verschrieben hatte. Alleine schon das riesige Becken im Wartezimmer hätte eines aus dem wunderschönen Aquarium in Osaka sein können. Sein Herz pochte. Doch als er den Arzt ansah, der garantiert ebenfalls gewittert haben muste was oder wer da vor Ihm stand auch noch anfing zu lächeln, runzelte er die Stirn. Ein kurzer Blick zu der Spritze und dem Abnahmeröhrchen sah er wieder zu dem Arzt. Konnte dieser wirklich Arzt sein? Er wirkte so jung, als wenn dieser nicht so viel älter als er selber wäre.

Nun könnte er nicht mehr zurück. Das Lächeln schien aufrichtig und etwas Beruhigendes an sich zu haben. Seine Anspannung löste sich, wenn auch nur leicht. Er neigte den Kopf. „ Ich bin Kawar Miyata.“ Er verneigte sich schüchtern. „Ja, ist in Ordnung, Herr Doktor“ Kam es in seiner leisen, freundlich klingenden Stimmlage. Er sah auf die Liege und hatte den Kopf immer noch geneigt. Blickte durch sein Pony unsicher. „Ehm, soll ich mich setzen und für die Blutabnahme und dem Abhören frei machen?“ Oh, er kannte diese Untersuchungen bereits aus seiner alten Schule. Er wartete ab und setzte sich erst auf die Liege, als er das Zeichen dafür bekam. Unsicher und auch auf der Hut öffnete er langsam sein Hemd. Zog das Muskelshirt aus und blickte nur hinter seinem Haarschopf unsicher zu dem Arzt und zu der Sprechstundenhilfe. Er hatte immer das Problem, anderen direkt in die Augen sehen zu können.


Würde man nun seinen Herzschlag abhören, dürfte man meinen, er wäre eine Lautsprecherbox bei Tomorrow Land. Nervös, etwas ängstlich und doch gerade neugierig werdend, musterte er den Arzt. Wenn dieser sich verwandeln würde, was konnte er da schon ausrichten? Ein kleiner Polarfuchs gegen einen Werwolf? Was sollte er denn bitte tun? Dem anderen in die Verse zwicken? Sich krampfhaft in der Rute des anderen festbeißen und hoffen, das die Zähne ihn nicht erwischen würden!? Als der Arzt sich ihm näherte, verwarf er den Gedanken. Die dunklen Augen fixierten den anderen unsicher und er schluckte.
Er war schon ein paar Jährchen älter, auch wenn man es nicht glauben würde, wenn man ihn kannte. Neiji konnte recht frech werden, wenn er sich mal eingelebt und an alle gewöhnt hatte, doch bis dahin zog er es vor, distanziert und vorsichtig zu sein. Besser, als jemanden zu nahe zu treten und vielleicht zu verletzen. Selten hatte er sich mit anderen abgegeben und sich eher auf sich selbst konzentriert, sein Studium und den Weg, den er beschreiten wollte.
Aufmerksam musterte er den Patienten, sich bereit machend, mehr auf ihn einzugehen. Er entspannte sich. Je mehr er ihn musterte, desto sicherer wurde er sich, das er die Situation schon meistern würde. Weder eine Op, die er durchführen musste, noch ein offener Bruch, der gerichtet werden wollte, nur eine Untersuchung. Nao würde auch bald da sein, daher waren bedenken unnütz. Neiji würde sogar behaupten, das beide mindestens gleich viel aufgeregt waren, an sich lustig, wenn er die innere Ruhe gehabt hätte, es so zu sehen.
Zu hören, das man ihn ‚Herr Doktor‘ nannte, ließ einen Schauer über seinen Rücken wandern. Nun flammte die Nervosität, die vor wenigen Sekunden abgeflaut war, wieder auf. Es erinnerte ihn an die Verantwortung, die er übernommen hatte. Als er als Kind den Entschluss fasste, war es ihm nicht so schwer vorgekommen, was ihn zu einem Gedanken brachte.
„Du bist mein erster Patient.“, schmunzelte er, nicht wissend, ob es eher beruhigend oder beängstigend war. Hätte er einen älteren vor sich gehabt, um die 50 oder mehr Jahre, hätte dieser es wohl lustig gefunden, einen Jungspund vor sich zu haben, doch hier…
Es wird schon alles gut gehen., sagte er sich und straffte die schultern. In dem sie umeinander herum schlichen, sich beschnupperten, erledigte sich weder die Arbeit, noch verringerte es die Nervosität. „Aber unsere Himari wird dir nun Blutabnehmen und ich versichere dir, sie hat sehr viel Erfahrung darin!“ Frech zwinkerte er ihm zu, hoffend, ihm zumindest diese Bedenken zerstreuen zu können. Ja, Neiji konnte Blutabnehmen, ohne ei Schlachtfeld zu hinterlassen, aber dennoch überließ er Himari die Sache. Seine Kenntnisse diesbezüglich würde er an einem anderen, gelasseneren Patienten testen, der es nicht so eng sah, wenn er ein paar Mal mehr stechen musste. Der Punkt, das er sich erst an seine neue Situation und die Praxis, sowie die Leute darin gewöhnen musste, spielte dabei eine große Rolle.
Himari kam dann auf den jungen Mann zu, nahm dessen arm um ihn an passender Stelle zu desinfizieren, ehe sie ihn stach. Routinearbeit, daher nahm Neiji sich die Akte, die Nao bereits angelegt hatte, warf einen Blick hinein, fand jedoch nicht viel, außer den Stammdaten. Es war also an ihm die ersten Eintragungen vorzunehmen.
Als Himari dann soweit war und nach draußen ging, kam er zu ihm, räusperte sich leise. „Ich habe kalte Hände.“, warnte er ihn vor, steckte das Stethoskop in die Ohren und machte sich ans abhörten. „Tief atmen.“, begann er und gab ihm verschiedene Anweisungen, um dessen Herzschlag zu überprüfen. Eine Hand hatte er dabei auf dessen Schüler gelegt, fest, aber nicht zwingend. Mit dem Blick zur Uhr über der Tür gerichtete, zählte er…
Der kleine Fuchs zog die Augenbrauen nach oben. Erster Patient? Etwa der erste überhaupt!? Na was für Aussichten. Immerhin war die Aussicht im weißen Kittel mehr als nur annehmbar! Doch dann spürte er auch schon den kleinen Stich und musterte mit funkelnden Augen zum Arzt hinüber, wie dieser bei dem Geruch von Blut reagieren würde. Doch der Arzt blieb ruhig. Und auch er blieb ruhig. Dennoch Wuste er das auch der Doc genau bemerkt hatte, wen er da untersuchte. Wenn auch Polarfüchse hier in Japan eindeutig die wohl seltensten Geschöpfe waren.

Die Dame war fertig und lies ihn wieder mit dem Arzt alleine. Oberköperfrei. Ausgeliefert. Er blickte hinter seinem Haarschopf zum Doktor. Bekam nicht wirklich mit, was dieser sagte. Kalt? Doch dann spürte er die kalten Hände auch schon auf seiner Haut, die direkt etwas an ihn auslösten. An sich hatte er keine Probleme mit Kälte, wie sollte man auch als Polarfuchs? Dennoch zeichnete sich eine kleine Gänsehaut ab. Er hörte zu und tat, wie man von ihm verlangte. Dennoch kreisten seine Gedanken und er biss sich auf die Lippen. „Wie lange sind Sie es schon? Ich eigentlich seit meiner Geburt.“ Fragte der kleine Fuchs vorsichtig. Denn gerade spürte er keine Gefahr, der andere machte keine Anzeichen ihn angreifen oder sein Revier verteidigen zu wollen.

„Ich habe nicht vor, dir in deinem Revier in den Weg zu kommen. Wenn das hier vorbei ist, verspreche ich nicht mehr, dein Revier zu betreten, okay?“ Fragte er vorsichtig. Immerhin würde er gerne noch lebend hier aus der Ecke Kyotos kommen. Er wagte es, dem anderen direkt in die Augen zu sehen, spätestens nun, da sich die Blicke trafen, dürfte der abhörende Arzt meinen würde das er auf einer Raveparty wäre. Denn das Herz des kleinen Fuchses pochte wild, nicht nur aus Angst. Sondern auch Faszination, was man nicht alles in den Augen anderer sehen konnte.

Was war das hier eigentlich? Erst die eigenartigen Gerüche, die die Trainer und der Arzt von sich gaben, nun der eindeutige Werwolfgeruch des neues Arztes. Ohne es zu bemerkten, legte der kleine Fuchs den Kopf schief und lächelte.
Das Blut kitzelte seine Nase, doch er blieb ruhig. Lang genug hatte er über Blutkonserven gehangen, um sich dagegen zu immunisieren. Was wäre er sonst für ei Arzt, der, kaum das er Blut roch, anfing zu sabbern oder gar Körperteile abbiss? Soweit würde er gar nicht denken wollen, allein die Vorstellung jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken. Die Beherrschung ging sogar soweit, das er zusehen konnte, wie die Nadel die zarte Haut durchstieß und diese auch wieder leicht verletzt, verließ.
Neiji schnappte sich daraufhin ein buntes, mit kleinen Autos versehenes Pflaster und klebte es auf die Wunde. Nur weil er sich beherrschen konnte, musste man es ja nicht überstrapazieren. Sicherlich, es würde ihn nicht aufhalten, sollte es ihn überkommen, aber das war auch nicht der Grund. Er wollte den angehenden Schwimmer einfach ärgern. Wer tapfer war, bekam auch ein passendes Pflaster, um sich über den eigenen Mut zu freuen.
Der Arzt hatte ein klein wenig Mühe, weiterhin beherrscht drein zu sehen und nicht zu grinsen.
Neiji notierte sich die Werte, die er abhörte und wollte eben auf die Frage antworten, als ihm dämmerte, das der Fuchs nicht seine Karriere als Arzt meinte. Durchaus logisch, hatte er doch offenbart, das er der erste Patient war. Aber als die Info durchsickerte, das er es ‚seit seiner Geburt war‘, verstand er. Die Hand auf dessen Schulter liegen habend, überlegte er.
„Ich muss 9 oder 10 gewesen sein.“, sagte er ruhig, die aufkeimenden Bilder, die mit der frage aufkamen, gleich im Keim erstickend. Die Beherrschung würde bleiben, natürlich, aber er wollte keinen emotionalen Zusammenbruch riskieren, da er sich nie mit der Sache auseinander Gesetz, sie sondern vehement verdrängt hatte. Die Gegenwart war das, womit er sich auseinander setzte, nicht dem, was war. Daran konnte er nichts mehr ändern, auch wenn es wohl sehr viel zum Aufarbeiten gab.
„Es wird kein Revierkampf geben, falls du das befürchtest, ich wohne noch nicht lang hier.“ Eigentlich erst seit ein paar Tagen. Manches war geklärt worden, wieder anderes lag noch im unklaren. Ein ‚Revier‘ konnte er daher noch nicht für sich beanspruchen, wollte er auch nicht, da es noch einen anderen Wolf gab, der in seinem Wesen um einiges gefestigter war. Wenn man das Wort Alphatier nutzen wollte, dann würde es wohl auf Jay zutreffen.
„Es ist nicht meines, und das ist eine öffentliche Arztpraxis, also mach dir keine Gedanken.“, meinte er beruhigend, drückte dessen Schulter und nickte zum Rad hinüber. „Husch, ich brauch deine werte unter Anstrengung.“, sagte er ruhig, dachte aber noch über dessen Worte nach. Nie hatte er sich Gedanken darüber gemacht, ob er sich im Revier eines anderen befinden und den Besitzer damit bedrohen könnte. Neiji ahnte nun, warum Jay ihn ständig Welpe nannte. Es gab noch so viel, was er lernen musste. Obwohl er bei einem anderen Wolf gelebt hatte, den er irgendwann töten wollte, wusste er gar nichts…
„Huch…“, murmelte er, als der Fuchs sich noch immer nicht bewegt hatte, dessen herz aber Purzelbäume schlagen zu schien. Er zog sich den Stöpsel aus dem Ohr, schob ihn dem Fuchs ins Ohr, das er selbst hören konnte, was er fabrizierte. „Aufregend, hm?“, fragte er mit einem amüsierten Blick. Nicht, das er einen Kollaps bekam, wenn er sich jetzt noch anstrengen musste.
Irgendwie beruhigten Ihn die Worte des anderen und er nickte. Stirnrunzelnd blickte er auf das Kinderpflaster, das nun auf seiner Armbeuge klebte. Er zog fragend seine Augenbrauen hoch und wollte gerade etwas dazu sagen, als er auch schon etwas in seinen Ohren fühlte. Was war das hier? Er Kleine griff nach dem Ding und hielt es dem Doc einfach mal gegen die Brust. „Tief durchatmen, bitte.“In den Augen des Fuchses zeichnete sich ein schelmisches Grinsen an. Doch er hielt es natürlich nicht wirklich gegen die Brust des anderen. Er nahm es sich wieder aus den Ohren und legte es vorsichtig auf die Liege neben sich. Er nickte und stand langsam auf, ging zu dem Sportgerät hinüber und setzte sich.

Er blickte zu dem Arzt hinüber und lächelte. „Ehm, langsam anfahren oder doch direkt in die vollen?“ Die Schuhe wurden in die Halter gelegt und die Hände an die Griffe gelegt. Bereit, los zu strampeln. Natürlich behielt er den anderen vorsichtshalber im Auge. Dennoch war es nicht so extrem wie noch am Anfang. Er tat wie ihm geheißen und strampelte erst los, als der Doktor Ihm die Dioden auf dem Oberkörper geklebt hatte. Er fragte sich, wie alt dieser Arzt nur wäre.

Er strampelte, als der Arzt ihn aufforderte, nun in die Vollen zu gehen und so schnell zu trampeln, wie er denn könnte, grinste er. Denn wie immer machte er sich seinen Kräften etwas zunutze. Wie auch beim Schwimmen. Langsam bildete sich auf jeden Zentimeter seiner Haut ein ganz dünner Schweisfilm. Normal nach einer halben Stunde fahren. Dennoch war er noch nicht außer Puste. Stattdessen grinste er den anderen an und fuhr weiter. Ja, klein, sportlich, gelenkig. Und gerade verschwitzt saß er nach wie vor hier. Wie lange wollte er ihn noch fahren lassen? Was müsste er wohl als Nächstes machen?
Neiji lachte, als der Spieß einfach umgedreht wurde. So funktionierten also Doktorspielchen. „bei dir hört sich das spannender an.“, sagte er, neigte sich zu ihm herunter. „Mich selbst abhören war das erste was och machte, als ich das Ding mein Eigen nennen konnte!“, zuraunte. Das war echt ein peinliches Geheimnis, aber irgendwie… war es amüsant, es zuzugeben. Schließlich richtete er sich grinsend wieder auf, nahm es wieder ganz an sich, reinigte es und legte es zurück. Natürlich könnte er es auch um den hals behalten, doch dann käme er sich irgendwie alt vor. Es weckte die Assoziation zu alten Ärzten, die es ständig um den Halls trugen. Die Notwendigkeit erschloss sich ihm nicht, kamen hier doch nicht ständig Patienten rein, die man abhören musste.
Derweil ging sein Patient zum Sportgerät hinüber, das schon auf ihn wartete. Um nun die Pulsfrequenz zu messen, beklebte er ihn mit ein paar Elektroden, die die Frequenz besser aufzeichneten. Nao würde es später auch sehen wollen, wie er ihm zu vor mitgeteilt hatte. Neiji musste die Kabel ein wenig sortieren, damit sie nicht im weg waren und der Fuchs sich nicht selbst fesselte, was das Ergebnis sicher verfälschen würde.
„Fang erst mal langsam an.“, antwortete er. „Dann baut sich die Kurve besser auf. Oder bist du schon warm?“ er blickte ihn an und bezweifelte, das er vor dem betreten der Praxis Dehnungen gemacht hatte, um die Muskeln aufzuwärmen. Das hier laufen – wenn er denn gelaufen war – zählte er nicht dazu. Während er seine Überlegungen anstellte, kam er nicht umhin ihn gleichzeitig zu mustern. Als er sich jedoch dabei erwischte, blickte er auf die Notizen und runzelte leicht die Stirn. Er war Arzt, natürlich musste er ihn ansehen, dennoch hatte er ein seltsames Gefühl dabei, wenn er über das eigene verhalten nachtachte.
„Okay, leg los.“, forderte er ihn auf, als auch der letzte Elektroden fest geklebt war. Anschließend nahm er wieder sein Klemmbrett und blickte zum Monitor, der alles genau aufzeichnete. Als die ersten Notizen gemacht waren, nahm er eine kleine Fernbedienung an sich.
„Ich stelle jetzt in regelmäßigen Abständen die Stufen höher.“, verkündete, als die Schwierigkeit auch schon mit einem Piepen gesteigert wurde. Während sein Patient radelte, hielt er den Monitor im Blick. „Wenn was ist, sag Bescheid.“ Zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, das die Anstrengung zu groß wurde. Seines Erachtens hatte er hier einen jungen gesunden Kerl vor sich, den so schnell nichts erschütterte, aber man konnte nie wissen.
Sein Blick wanderte wieder zu ihm und Neiji selbst hätte nicht sagen können, ob er um dessentwillen zu ihm sah, weil er ihn ansehen wollte, oder aus medizinischen Gründen. Abstreiten, das ihm das, was er sah, gefiel, konnte er nicht. Muskeln bewegten sich unter der weichen Haut, was schon etwas hypnotisches an sich hatte.
Er fuhr weiter, solange bis er aufhören sollte. Dennoch bemerkte er die Blicke des anderen. Normal immerhin war er Arzt. Doch lag da irgendwie etwas anderes in dessen Blick als nur die eines Arztes. Nur was war es? War er ebenfalls auf der Hut? Er wischte sich nach einer gefühlten Dreiviertelstunde den Schweiß aus den Augen. Scheinbar war dem Arzt weder aufgefallen, das er hier schon fast eine Stunde auf höchster Stufe radelte, oder er war abgelenkt. Wovon auch immer. Was würde wohl als Nächstes folgen? Er Wuste es nicht. Doch dann traute er sich etwas zu sagen. „ Ehm, Doc? Ich musste noch nie eine Dreiviertelstunde radeln, ist denn mit mir alles in Ordnung?“ Nun glitzerte die Haut durch den Schweisfilm und die Haare klebten an seiner Stirn.

Während der Schweiß von seinem Kinn tropfte. Es wäre kein Problem gewesen, wenn nicht gerade die höchste Stufe so schnell und so lange gewesen wäre. Das Pflaster loste sich durch die Feuchtigkeit und der Einstich brannte etwas. Wegen dem Salz im Schweiß. Wie sehr er sich nun eine Dusche oder ein klares Schwimmbecken wünschte. Oder einfach in das riesige Becken neben Nemo und Dori zu liegen hier. „Ich glaube das Pflaster hält nicht mehr“, gab er grinsend von sich. „Dabei hatte ich mich gerade dran gewöhnt.“, erst als er auslaufen durfte, denn ein abruptes Aufhören wäre nicht gut, stieg er vom Rad und blickte dem Arzt wieder direkt in die Augen. „Und als nächstes?“ Er hoffte, das er nach dieser kleinen Tour wenigstens ein Handtuch gereicht bekommen würde.

Und als der direkte Blick vom Arzt erwidert wurde, schluckte der kleine Fuchs. Konnte den Blick aber nicht abwenden. Denn diese war anders als der, den der Arzt hatte, als er ihn eben nicht untersuchte. „ Ehm...was nun?“ Fragte der Fuchs noch einmal. „Musterst du mich, ob ich dein nächstes Abendessen sein könnte?“ Fragte ich nervös, jedoch absichtlich etwas frech, was nun eine Seltenheit war. Doch dann blinzelte ich und zog meine Augenbrauen etwas hoch, Nein, das war nicht wirklich ein Wolfsähnliches mustern. Denn da hatte der Doc gerade dieses angedeutete Lächeln im Gesicht. Was war das denn bitte für ein Lächeln? Das Füchslein merkte wie sein rechter Mundwinkel zuckte und erwiderte das Lächeln.
Was ihn ablenkte, hätte er wohl selbst nicht sagen können, doch irgendwas hypnotisierte ihn. Die Bewegungen, so gleichmäßig, ja fast schon geschmeidig, die Muskeln, die so fest aussahen und zum Kontrast der weichen haut standen. Sie zeichneten sich ab, schufen sanfte Hügel, um an anderen Stellen Täler zu schaffen, deren Katen sich scharf abzeichneten, um dann an wieder zu verschwinden und anzugleichen. Im Nächsten Moment begann das Spiel von Neuem und Neiji fragte sich, wie es wäre, darüber zu streichen. Die kleinen Perlen, die sich bildeten und über die haut rannen. Sein Blick folgte einer solchen Perle, die sich vom Hals löste, rüber die Schulter und schließlich über den Rücken rann. Sein Mund wurde ein wenig trocken. Es sah so glatt aus, so fest, so..
„Wie bitte?“, fragte er und musste selbst einige Male blinzeln, um sich auf das Hier und jetzt zu fokussieren und seinen Blick auf dessen Züge zu richten. Es war nicht leicht die letzten Fetzen der Nebelfinger, die seinen verstand eingehüllt hatten, los zu werden, aber es dämmerte ihm langsam, wo er war.
„Verzeih… ich war in Gedanken.“, erklärte er, was diese Gedanken jedoch umfasste, hätte er selbst nicht mehr sagen können. „Du kannst aufhören, natürlich.“, schmunzelte er leicht und machte die letzten Notizen, eigentlich nur, um ihn nicht wieder anzustarren. Wenn das so weiter ging, würde sich seine Arbeit als recht schwierig gestalten. Konzentration war wichtig.
Gern hätte er ihm ein Handtuch geben, doch war keines da. Es war nun mal nicht vorgesehen, das jemand so lang radelte, das ihm der Schweiß aus den Poren ließ. Neiji war es unangenehm, doch er hatte sich zumindest in diesem Fall im Griff.
Dann wandte er sich aber doch wieder zu, denn nach der Anstrengung auf dem Rad wäre es nicht verwunderlich, wenn… und da passierte es auch schon. Neiji ließ das Klemmbrett fallen und griff nach den Schultern des anderen, als dessen Knie nach gaben. Ein schlechtes Gewissen nagte an ihm. Vorsichtig brachte er ich zur Liege, wo Kawar sich erst mal setzen konnte, bis der Kreislauf wieder in Ordnung war beziehungsweise dessen Beine.
„Ich gab dir gleich ein neues Pflaster, aber ich glaube das ist nicht mehr nötig..“ Gestaltwandler und auch er als Wolf heilten schneller, als normale Menschen, daher würde es ihn nicht wundern, wenn sich der kleine Stich nicht längst geschlossen hatte.
„Trink erst mal was.“ Nur zwei schritte brauchte es, als er bei einem kleinen Tischchen angekommen war. Er nahm einen Becher von denen, die ineinander gesteckt waren, füllte ihn mit Wasser, den er dann weiter reichte. „Und komm zu Luft, dann sehen wir weiter. Die Daten sollten eigentlich schon reichen. Ich muss nur noch nach deiner Wirbelsäule und deinen Muskeln sehen.“, erklärte er, wobei er das mit den Muskeln eigentlich schon abgearbeitet hatte. Nur die passenden Notizen fehlten noch dazu. Wenn er mit der nötigen Konzentration vorging, könnte auch was sinnvolles dabei rauskommen.
Neiji rupfte auch noch ein paar Papierhandtücher aus den Behälter, die er an Kawar weiter reichte. Nicht grade ideal, aber sicher besser, als nichts.
„Essen…? Nein, ich hab noch nichts lebendes gerissen… glaub ich.“ Jedenfalls erinnerte er sich nicht daran. „Man kann ja rohes Fleisch kaufen.“, meinte er, als er sich wieder gesammelt hatte.Meine Güte, wie offensichtlich muss denn meine Zerstreutheit sein, das es selbst ihm auffällt?! Er widerstand dem Drang unwillkürlich den Kopf über sich selbst zu schütteln und ging stattdessen zu ihm, um sich selbst an die Liege zu lehnen, auf der sein Patient saß.
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