Wind Beyond Shadows

Normale Version: Arvius Haus
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Arviu

Eine 6m² große Zelle aus Panzerglas, befand sich in der hinteren Ecke des Laborkellers. Ein kleiner, künstlicher Bach durchlief diese, um das Innere mit frischem Wasser zu versorgen. Munter plätscherte er an der gemütlichen Pritsche entlang, die mit einigen Kissen und einer Decke ausgestattet waren und verlief in einen Abfluss. Dort wurde er gefiltert, um erneut seinen Weg durch die Zelle zu bahnen.
Alles war sauber, hatte seinen Platz und seine Ordnung. So auch die frische Luft, welche die Zelle speiste. Welch ein Luxus für die gefangene junge Frau, die Arviu seit geraumer Zeit hier beherbergte,
Sein Blick lag auf dieser, beobachtete sie. Es lag kein begehren in den schwarzen Augen, viel mehr eine Erwartung, die sich bis jetzt nicht erfüllt hatte.
Obwohl mehr als genug Zeit vergangen war und man annehmen konnte, dass er seine Zeit vergeudete, wollte er nicht Aufgeben. Er musste sehen, was sie verbarg. Das Mal auf ihrer Haut sprach für sich. Wie im Buch aufgeführt entsprachen die Konturen der Abbildung.
Dieses lag auf seinem Schoß. Während er darauf wartete, das sie erwachte, blätterte er darin herum, obwohl ihm dessen Inhalt mehr, als nur vertraut war. Die darin aufgeführten Schriften und Zeichnungen, konnte er im Schlaf rezitieren. Jedes Experiment hatte er durchgeführt, jede Weisung darin befolgt und doch hatte er bis jetzt keinen Erfolg verzeichnen können. Es frustrierte ihn, doch hütete er sich, diesen an ihr auszulassen. Angst sie zu verletzen, hatte er keine. Jede Verletzung, die er ihr zugefügt hatte, heilte schneller, als bei einem Menschen, schneller, als bei ihm selbst, von daher hatte er keine Skrupel. Viel mehr sah er keinen Sinn darin, sie mutwillig zu verletzen. Wenn er ihr Fleisch oder Blut entnehmen musste, sah die Sache hingegen anders aus. Doch gleich, wie sehr er an diesen Fragmenten experimentierte, das Ergebnis blieb gleich. Sie hatte das Blut eines Menschen, welches Minimal die Eigenschaften eines Drachen aufwies. Die Konzentration der einzelnen Moleküle war jedoch zu gering, noch immer...
Eine Jahrelange Studie hatte ihm jedoch gezeigt, das die Konzentration zunahm. Zu langsam, nach seinem Geschmack, aber sie nahm zu. Ob es an der natürlichen Entwicklung, die sie zur Frau reifen ließ lag, oder an seinen Experimenten, blieb fraglich. Alles, was er in all den Jahren herausgefunden oder durchgeführt hatte, war dokumentiert, denn keines der Experimente wollte er unnötig wiederholen. Es war eher eine Gedankenstütze, denn einer Trophäe, denn davon hielt er nichts.
Der schlanke Albe erhob sich, legte das Buch sanft auf den Stuhl auf dem er gesessen hatte und schritt anschließend lautlos durch den Keller, seinen Gedanken nachhängend. Was übersah er? Was blieb ihm verborgen? Das er sich allein auf die Zeit verlassen sollte, bezweifelte er. So leicht konnte es nicht sein. Diese Art war anders.... nicht nur fast ausgestorben, nein, auch anders... Und doch wollte er sich nicht damit begnügen, das sie als Mensch geboren und irgendwann als Drache erwachsen sollte. Die Evolution konnte schwerlich so einen Fehler machen einen Menschen in einen Körper eines ausgewachsenen Drachen stecken, der nicht wusste, wie er damit umzugehen hatte.
Und doch war sie hier.
Arviu hielt inne, dachte an die alte Zeit zurück. So viele Arten, Rassen, bevor der Krieg ausgebrochen war und doch nur eine Handvoll, die über Verstand, Sprache und Magie verfügten. Die Mächtigsten. Die Herrscher der Welt und doch....
Sie war kaum ein paar tage alt, als er sie gefunden hatte. Sollte sie damals auch entkommen sein, als letzter Nachkomme? Kaum vorstellbar. Und doch möglich. Doch so lang ihr Wesen nicht erachte, würde er sich weiter diesem Rätsel gegenüberstehen, dessen Lösung er nicht fand.
7 Jahre gab er ihr noch, sollte sich bis dahin nichts ergeben, würde er sie an Stèa verfüttern, beschloss er, als er sich umwandte und seinen kalten Blick auf sie richtete.

Luna

Sie wollte so lange wie möglich schlafen. Jedes mal wenn sie schlief, traf sie ihn und konnte die Qualen und den Schmerz vergessen. Auch ihr blieb nicht verborgen, dass alle Wunden schnell heilten, doch egal wie oft sie fragte, gab er nie eine Antwort darauf, warum dies so war. Aber trotz der schnellen Heilung, blieben manchmal feinste Narben zurück. Meistens genau da, wo er Fleisch nahm. Es sah nicht größer aus als ein Schnitt und doch wusste die junge Frau jedes mal, dass es nicht nur ein Schnitt war.
Langsam kam die junge Frau wieder zu sich und kehrte aus der Traumwelt zurück. In der vielen Zeit hatte sie gelernt, sich nicht gleich zu rühren und erstmal abzuwarten. Sobald sie hellwach war, schärften sich ihre Sinne. Sie hörte wie er in dem Buch blätterte, wusste genau wie es aussah, und auch seine Atmung war zu hören. Nur zu deutlich war seine Anspannung zu spüren. Jahrelang hielt er sie schon gefangen und schien nie zufrieden zu sein. Dann tat sich etwas, und Luna spannte sich etwas an. Sie hörte wie das Buch zugeschlagen wurde und kurz darauf Schritte zu hören war. Oder nicht zu hören, sondern eher zu fühlen, denn Arvius Schritte waren nie zu hören. Erst dachte die Silberhaarige, dass er zu ihr kommen würde, doch er entfernte sich. Ging einfach nur durch den Raum. Dann passierte lange nichts, und sie entspannte sich etwas. Lauschte dem kleinen Bach und fühlte den Boden unter sich. Doch dann war es, als würde Eis ihren Rücken hinunterrinnen und da wusste sie, dass er sie wieder mit diesen kalten Augen anstarrte. Nun würde es nicht lange dauern, bis er merkte, dass sie wach war und so entschied sie sich, lieber von alleine sich aufzurichten. Mit langsamen Bewegungen schlug sie die Decke zurück und setzte sich auf. Sie Kroch sofort in die hinterste Ecke, umschlang ihre Beine und schaute ihn an. So war es sei Jahren Routine. Sie sprach nie von alleine mit ihm und auch nur dann, wenn er sie etwas fragte. Aber am meisten war ihre Stimme zu hören, wenn sie litt. Was würde der heutige Tag ihr bringen? Diese Frage stellte sie sich jedes mal, wenn sie erwachte.

Arviu

Wer nun glaubte, er würde das Fleisch nehmen, um es zu verzehren, der irrte. Er nahm nahm diesen Stücken Proben, um sie unter verschiedensten Substanzen zu testen. Es war einfacher, als die Flüssigkeiten direkt auf ihre Haut oder Wunden zu geben, zu sehen, wie sie verbrannte oder ihr Fleisch verätzte. Keine nette Umgangsweise, das wusste er selbst, aber zum Schutz ihrer selbst, der einfachste. Manchmal überlegte er, ob er sie an seinen Überlegungen teilhaben zu lassen, doch war er inzwischen nicht zu weit gegangen, um auf ihre Mitarbeit zu hoffen, oder sie gar frei herum laufen zu lassen? Ein schritt folgte dem nächsten und er ritt sich mehr und mehr in die Angelegenheiten seiner Forschungen hinein. Doch das, was er finden wollte, blieb ihm verborgen.
Nicht auszudenken, was werden würde, wenn sie wahrlich ein Drache war, wenn er den Bund mit ihr eingehen konnte, doch wusste er, das es mehr als unwahrscheinlich war. Nicht am Mangel ihrer Fähigkeiten, viel mehr würde es an ihrem Willen mangeln... Niemand würde sich mit dem Feind verbinden, insbesondere nicht auf diese intime, besondere Art. Überlegungen, die ihn zwar nicht zweifeln ließen, jedoch sein Tun ins stocken brachten.
So auch jetzt. Er legte das Messer beiseite, wandte sich zu ihr um und lehnte sich zurück, während sein Blick auf ihr ruhte.
Er ging zu ihr hinüber, lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die gläserne Wand, den Blick hatte er weiterhin auf sie gerichtet.
„Du weißt nicht, warum ich das tue, hm?“, fragte er leise, ruhig, emotionslos und doch ohne Hintergedanke. „All die Jahre...“, ihm kam ein absurder Gedanke... sein Blick huschte zu einem Buchständer, den er selbst gerne nutzte. Er war aus den Knochen eines Tieres geschaffen, welches man hier vergebens suchen würde. Mit einer weichen Bewegung stieß er sich ab, holte den Ständer heran und holte sein Buch, in welches er seine Aufzeichnungen aufbewahrte. Er legte es drauf und schlug die Seite auf.
„Es wird keinen Nutzen haben, aber ich lass dich jeden Tag eine Seite lesen... vielleicht bringt es uns beide weiter...“ Es war in einer Art Tagebuch aufgemacht, wo beschrieben wurde, wie er sie fand. Dazu Daten zu ihrer Person. Wenn sie erkannte, was sie war, vielleicht schürte er somit die eigene Neugierde darauf, was sie sein könnte. Und sie würde erkennen, das er all das nicht aus dem persönlichen vergnügen heraus veranstaltete. Mit anderen vielleicht, aber nicht mit ihr. Sie war viel wichtiger, als sie selbst vielleicht ahnte.Sie würde nicht sterben. Nur... war das eine Erkenntnis, die sie erfreuen würde?

Luna

Immer wenn sie ihn sah, überlief sie eine Gänsehaut. Sein Blick war immer distanziert und kalt. Ja manchmal sogar lauernd, als würde er auf etwas bestimmtes warten. Und wie an so manchen Tagen lag auch heute wieder dieser ekelhafte Gestank in dem Raum. Er hatte wohl wieder irgendwas mit seinen Proben gemacht.
Als Luna bemerkte, dass er auf sie zu kam, wäre sie am liebsten in der Wand verschwunden. Da dies ja nicht ging, drückte sie sich nur noch mehr daran. Jeden seiner Schritte verfolgte sie und kauerte in einer Ecke, als er sich an das Glas lehnte. Als die junge Frau seine Frage hörte, runzelte sie leicht die Stirn. Wollte er jetzt eine Antwort darauf haben? Natürlich fragte sie sich das. Sie fragte sich auch, was damals der Grund war, warum er sie plötzlich eingesperrt hatte. Als er plötzlich woanders hin schaute, versteifte sie sich etwas, setzte sich aufrechter hin und folgte seinem Blick. Verwirrt schaute sie zwischen ihm und dem Buch hin und her. Wie so oft fragte sie sich auch jetzt wieder, was durch seinen Kopf ging. Erst sprach er mit ihr und plötzlich hat er Interesse an dem Buch. Als Arviu sich abstieß und zum Buchständer ging, erhob sich auch Luna. Sie fühlte sich immer etwas besser, wenn sie nicht saß sondern stand. Luna beobachtete den Alben genau und fand, dass es irgendwie anders ist. Noch nie hatte er das Buch so hingestellt, dass auch sie darin lesen kann. Zuerst traute sie sich nicht nach vorne bis zum Glas zu gehen, zuviel Angst davor, dass es eine Falle sein könnte. Bei seinen Worten schaute sie wieder zu ihm mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck. Nach ein paar Sekunden ging sie dann zaghaft weiter nach vorne, legte ihre Hände auf das Glas und hielt ihr Gesicht auch nah an dieses.
Arviu hatte ihr nie erzählt wo sie herkam, als sie jünger war, doch irgendwas sagte ihr, dass hier einige Antworten zu finden waren. Konzentriert las sie die Aufgeschlagene Seite und schaute sich auch das Bild an. Es war eine exakte Zeichnung ihres Muttermals. Dann las sie den Eintrag genauer. Doch auch danach, gab dieser ihr Rätsel auf. Was sollte sie mit den ganzen Zahlen anfangen und auch mit den Beschreibungen eines Ortes, denn sie nicht kannte. Hin und wieder blickte sie fragend zu ihm hin. Nachdem sie die Seite mindestens 10 mal gelesen hatte, zog sich die junge Frau wieder in die Ecke zurück. Doch statt sich zu setzten, blieb sie stehen und schlang die Arme um sich. "Warum gibst du mir das zum lesen? Ich kann damit nichts anfangen. Ich erkenne nur das Zeichen in dem Buch als das was ich auf der Hüfte habe." sagte sie mit leiser Stimme und schaute ihn unter gesenkten Lidern an.

Arviu

„Die Informationen darin, betreffen dich, deine Geschichte.“, offenbarte er ihr, denn irgendwo musste es doch einen hinwies geben, den er verfolgen konnte. Sie würde nicht viel damit anfangen können, denn was nutzten Daten der Vergangenheit, außer dem Wissen, was einst war? Sie war damals zu jung gewesen, um sich aktiv an etwas zu erinnern. Und doch konnte sie lesen...
Hin und her überlegend, wog er ab, was er als nächstes offenbaren könnte. Wahrheit hin oder her. Viel konnte sie damit nicht tun, außer es vielleicht von sich aus zu wollen, was sein Ziel war. Das Glas würde einen Ausbruch verhindern... warum also geizen? Und doch war er skeptisch. Was wären die Konsequenzen, wenn er sein Ziel erreichte? Was würde geschehen? Die Ungewissheit hasste er. Soweit hatte er noch nicht geplant, nicht abgewogen. Vornehmliches Ziel war es, das sie sich wandelte, doch was, wenn er es Schaffte? Sie zu weiteren schritten zu zwingen? Wahrscheinlich, doch würde er vieles verfehlen, was er begehrte. Hatte er es vielleicht schon verfehlt, in dem er sie so behandelte? Sie würde sich nie freiwillig auf ihn einlassen. Weder körperlich, noch emotional.
Der schritt, ihr das Buch zu zeigen, war richtig, wie es ihm dämmerte. Denn sie mit der Wahrheit zu konfrontieren, deren Ausgang ungewiss war, war zu heikel. Zu 90% war er sich über ihr Wesen sicher, doch reichte es nicht, um es ihr hier und jetzt zu offenbaren. Sie würde ihm trotz des Mals nicht glauben. So also das Buch, wo sie sich ihre eigenen Gedanken machen, eigene Schlüsse ziehen konnte und er sie dahingehend manipulierte, es aus eigenem Antrieb zu versuchen, sich zu wandeln. Würde er es direkt verlangen, würde sie sich weigern, denn das bisschen Trotz war alles, was sie noch hatte. Und dies würde sie zweifelsohne ausnutzen.
Und das konnte er nicht zulassen, würde es doch so vieles unnötig hinauszögern. Es gab viele Möglichkeiten, doch traute er ihr nicht über den Weg. Ihre Naivität, ihre Unschuld änderte nichts daran. Ein Messer an der Kehle war nicht eben das, was er des Nachts an sich entdecken wollte.

Luna

"Meine Geschichte?" flüsterte sie leise. Warum wollte er plötzlich, dass sie mehr über sich erfuhr? so oft hatte sie früher immer gefragt und nie eine Antwort darauf bekommen. Skeptisch sah sie den Mann an, als ihre Gedanken nur so in ihrem Kopf rasten. "Warum auf einmal? Jahrelang quälst du mich und machst deine Experimente mit mir. Gibst nicht eine Antwort auf meine Fragen." fragte sie immer lauter. Völlig ihrer Gefühle überwältigt stürmte sie auf die Glaswand zu und schlug heftig dagegen. "Was geht verdammt noch mal in deinem verfluchten Kopf herum und spielst deine bescheuerten Spiele mit mir?" schrie sie ihn schon regelrecht an. In ihren grünen Augen blitzte Schmerz auf aber auch unglaubliche Wut. Doch schnell wurde ihr Blick wieder von dem Buch angezogen und sie stellte sich diesem gegenüber. Um auch nicht eine Information zu überlesen, lies sie langsam und nahm die Worte in sich auf. Doch sie konnte nicht glauben was sie als erstes las. Handschriftlich wurde hinzugefügt, dass sie als Baby von ihrer Familie getrennt wurde. Ein zittern durchfuhr ihren Körper und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. UNd plötzlich war ein tiefes Grollen von ihr zu hören. Ohne Vorwarnung krachte ihr Körper wieder gegen die Scheibe, doch statt stehen zu bleiben, sprang sie immer wieder dagegen. Ihre Augen funkelten unglaubliche Wut und es schien, als würde ihre Pupille sich immer mehr zu einem Oval verändern. "DU HAST MICH MEINEN ELTERN EINFACH SO GERAUBT!!!" Ihre Stimme donnerte durch den Raum und verzerrte sich durch ihre Wut. Luna hatte das Gefühl, als würde ein Feuer durch ihre Adern fließen und alles auf seinem Weg verbrennen. Ihre Hände fingen an immer wieder am Glas zu kratzen und es schien, als würden ihre Nägel länger werden. So schnell wie sie vor Wut loderte, sank sie auch schon wieder zusammen und rang nach Luft. Nur wenn man richtig hin sah, hätte man für einen kurzen Moment Schuppen auf ihren Armen und Beinen sehen können. Sobald sie auf dem Boden war, kauerte sie sich zusammen. Sie verstand einfach nicht, was gerade passiert war. Noch immer war ihr unglaublich heiß und ihr ganzer Körper schmerzte. Dort wo sie immer wieder über das Glas gekratzt hatte, waren feinste Rillen zu erkennen, wenn man genau hinsah.

Arviu

Wenn dies alles nur ein Spiel wäre, könnte er mogeln, betrügen und das ganze abkürzen, sodass er das Ziel vor seiner Zeit abkürzte. Doch ganz so leicht war es leider nicht, daher blieb es ihm nur, dass Beste zur passenden Situation zu unternehmen. Manche Sachen konnte man nicht absehen, so sehr man es auch kalkulieren wollte. Auf so viele Arten hatte er es probiert. Langsam und geduldig. Beharrlich und stur. Nun aber hatte Viu sich dazu entschlossen, sie Teil an dem zu haben, was er machte, auf dass er so sein Ziel erreichte. Was hatte er zu verlieren?
Ihr die Abschriften zu zeigen, die er im laufe der zeit angefertigt hatte, war der erste Schritt. Und sie las, las begierig, was er ihr bot, wobei er sie, wenn es die zeit erlaubte, beobachtete. Das ihr die Situation nicht gefiel, war nicht zu übersehen, doch was blieb ihr? Anfangs blieb es bei der einen Seite am Toga, dann wurden es zwei... seine Besuche erfolgten öfter, wodurch sie mehr und mehr zu lesen bekam. Ob sie zu verstehen begann, konnte er nicht sagen, aber es reichte auch schon aus, das sie mehr über sich selbst und ihre Familie erfuhr.
Sie zeigte mal mehr, mal weniger Emotionen, was ihn nicht verwunderte, doch er beobachtete sie bei solchen Gelegenheiten genauer, suchte nach einem verräterischen Anzeichen auf das, was sie war, was sie unwissend verbarg.
„Sie hätten dich gejagt, getötet und schlimmeres.“, sagte er, wobei keiner absehen konnte, ob es wirklich so war. Ob sie damals bei den wirklichen Eltern gelebt hatte, war fraglich. Zwar hatte er auch dies erforscht, doch lebten sie damals nicht mehr, eine Merkwürdigkeit, die ihm zu denken gab.
Das er sie somit indirekt schützte, würde der dunkle Elf nicht behaupten, dazu gehört mehr, als das umsorgen und wegsperren.
Als Zeichen seines guten Willens und Vertrauen zu ihr, gab er ihr mehr Freiheiten. Dafür traf er einige Vorbereitungen, verschloss Dinge, versteckte andere und wirkte Zauber um die Sachen, die sie nicht berühren oder sehen sollte. Anschließend durften sie den ganzen Keller nutzen, schließlich das ganze Haus, wo sie sogar ihr eigenes Zimmer bekam, welches er nach ihrem Geschmack eingerichtet hatte. Schließlich bekam sie, als sie sich an all seine Regeln hielt, die Möglichkeit, den Garten zu nutzen, jedoch war dieser mit einer Barriere geschützt, die sie allein nicht durchdringen konnte.

Luna

Sie verstand diesen Mann einfach nicht. Solange hatte er sie ohne Antworten gelassen und nun schien es so, dass er ihr diese durch dieses Buch gab. Mit jeder Seite mehr die Luna las, wurde ihre Welt auf den Kopf gestellt. Doch statt Antworten, blieben nur noch mehr fragen. In den Aufzeichnungen waren Personen und ein Ort beschrieben den sie nicht kannte. Doch laut ihm war es der Ort und die Familie in die sie hinein geboren wurde. Doch dann las sie auch wiederum, dass er nicht ausschließen konnte, dass es nicht ihre Familie war. Luna wurde mal verzweifelt, mal wütend oder auch traurig und immer wieder fühlte sie dabei seinen Blick auf sich, der immer sehr intensiv war, als würde er auf etwas warten. Doch Luna fand es nur unerträglich. Als die junge Frau seine Worte hörte, musste sie lachen. "Und du glaubst du bist so viel besser?" gab sie leise zischend zurück. Sie hatte nicht eine Sekunde vergessen, was er alles mit ihr getan hatte. So oft wäre sie diesen Qualen gern entkommen. Dennoch merkte sie, dass er diese Dinge nicht mehr mit ihr Tat, seit er sie das Buch lesen kann. Luna war schlau genug sich darüber nicht weiter zu beschweren. Und so fand sie sich mit jedem Tag mehr mit ihrer Situation ab. Sie hielt weiterhin so viel Abstand wie möglich zu ihm aber wehrte sich nicht mehr so viel gegen seine Anordnungen. Am Anfang war sie skeptisch bei den neuen Freiheiten und erkundete nur zögerlich ihr erweitertes Gefängnis. Da sie nun auch wieder genug Schlaf bekam, kehrte auch etwas Farbe in ihr Gesicht zurück und ihr Körper stärkte sich langsam wieder. Besonders neugierig erkundete sie dann das haus, das sie seit dem Umzug hier her nie gesehen hatte. Der liebste Raum war ihr neues Zimmer. Sie liebte es am Fenster zu sitzen und einfach hinaus zu schauen. Suchte immer nach neuen Dingen, die sie ihrem Traumdrachen erzählen konnte. Da sie Angst hatte, dass Viu ihr dies alles wieder nehmen könnte. War sie fügsam. Lies sich untersuchen und las dann in dem Buch, wenn er bestimmte wann sie das durfte. Luna hatte irgendwann gelesen, dass es irgendwas mit Drachen zu tun hatte, doch noch immer nicht die Verbindung mit ihr verstand. Sie spürte, dass ihr viel Wärmer wurde, wenn sie wütend war, doch mehr nicht. Jedoch sollte Arviu irgendwann nicht verborgen geblieben sein, dass Änderungen bei ihr stattfanden wenn ihre Emotionen sie packten. Mal waren es die Augen, bei denen die Pupille ovaler wurde, mal waren es feinste weiße Schuppen die ihre Arme überzogen oder auch die leicht plötzlich verlängerten Fingernägel. Doch Luna blieb dies verborgen.
Als sie nach eine weile dann auch in den Garten durfte, war sie so glücklich wie lange nicht mehr. Sie hatte vergessen wie sich Gras anfühlte oder wie der Wind sich auf ihrer Haut anfühlte. Ihre ersten Schritte waren Zaghaft und vorsichtig. Neugierig begann sie ihre Erkundungstour durch den Garten. Blieb lange im Gras stehen und fühlte einfach das Gras und den Wind. Dann ging sie weiter und zog die verschiedensten Düfte der Blumen in ihre Nase. Es war wie ein Traum, der endlich war wurde. Sie freute sich schon, ihrem Drachen zu begegnen im Traum und ihm das alles zu erzählen.
Für einen kurzen Moment hatte sie vergessen, dass sie eigentlich eine Gefangene war. Dies wurde ihr allerdings wieder bewusst, als sie weiter gehen wollte. Plötzlich durchfuhr sie in Schmerz, der sich wie Strom anfühlte, und sie schrak zurück.

Arviu

Arviu sah sie an, als er ihre Antwort hörte, doch ließ er sich nicht darauf ein. Ein Besser oder Schlechter gab es hier nicht, es ging um Resultate, um Antworten auf seine Fragen. Ergebnisse auf seine Forschungen. Und darum, was er schlussendlich damit machte. Das sein Vorgehen nicht das Beste war, oft nicht der Moral entsprach, wusste er. Aber was war Moral, wenn nicht das Messen der Grundsätze, der Ansichten und das eigene vertreten der eigenen Werte? Spielte es eine Rolle, wenn so viel mehr auf dem Spiel stand? Wohl kaum. Hier ging es um etwas größeres, als die Meinung einer jungen Frau oder die eigene. Verstand sie das nicht?
Viu ließ ihr Freiraum, hatte aber ein Auge auf sie, nicht zu Letzt, da er darauf achtete, das sie sich vielleicht doch wandelte. Manches mal stand er drinnen, beobachtete sie, wenn sie im Garten war, bemerkte, wie sie eine Saite in ihm zu klingen brachte. Ihre Freude, ihr erkunden, das kennenlernen der Umgebung erinnerte ihn an seine Vergangenheit, wo er selbst viel freier gewesen war, als jetzt. Doch all das war vergangen, als der große krieg seine Welt erschütterte, sie zum Einsturz brachte und vernichtete. Viel war nicht mehr von ihr übrig...
Er kam zu ihr in den Garten, sah das Flimmern der Luft. Sie hatte die letzte Grenze erreicht.
„Freiheit und doch gefangen. Es tut mir leid, aber weiter kann ich dich nicht gehen lassen.“, sagte er ruhig und lehnte sich an einen Baum. „Du bist eine der letzten Überlebenden einer unter gegangenen Welt. Dein Volk, und auch das Meine, sind untergegangen.“, fuhr er ruhig fort, blickte sie aus schwarzen, bodenlosen Augen in den Himmel. Das Tageslicht färbte sie ein, ein Merkmal, welches ihn von einem Elfen unterschied. Sanft strich der leichte Wind über seine Wangen, spielte mit seinem Haar und schenkte ihm eine leichte Losgelöstheit....
„Dein Volk und das Meine waren miteinander verbunden. Die Drachen wählten sich einen Albae oder einen Elfen aus und beanspruchte ihn, um ihn fortan als Schwert für seine Zwecke zu nutzen. Wie Spionierten, wir töteten... und so weiter...“, erklärte er ihr weiter. „Es war die höchste Ehre und doch die größte Schande, da unser Auftauchen immer den Tod mit sich bringt, wenn wir uns offen zeigen.“ All zu viel wollte er ihr nicht von seinem Volk verraten, da sie nicht die Auserwählte war, an die er sich bin den wollte. Doch wenn es keinen anderen weg gab.... wenn sie die letzte war....
„Du musst als Ei aus unserer Welt entkommen und irgendwie verloren gegangen sein. Wie du zu den Menschen geraten bist, kann ich dir nicht sagen...“ Arviu hatte inzwischen mehr zu ihr gesagt, als all die Jahre zu vor, doch spielte es keine Rolle, waren sie doch an einem Punkt angelangt, an dem sie andere Wege beschreiten mussten, als die vorherigen.

Luna

So lange war es her, dass sie die Welt gesehen hatte. Schon der Garten schien für Luna wie eine riesige Welt. Immer wieder entdeckte sie neue Dinge oder fing an, sich wieder zu erinnern. Besonders gerne blieb sie bei den Blumen und roch an diesen. Sie beobachtete die Tiere, die ihn den Garten kamen und konnte Minutenlang still in einer Position verharren, um diese nicht zu erschrecken. Dennoch spürte sie immer seinen Blick auf sich und fragte sich immer wieder, was er mit all dem Bezweckte. Jeden Tag gab er ihr seine Aufzeichnungen doch sie verstand ihn einfach immer noch nicht. Sie fühlte, dass sich in ihr irgendetwas verändert hatte, seit sie die erste Seite gelesen hatte. Doch es war eher so etwas wie ein Gefühl statt etwas greifbaren. Manchmal war dieses etwas stärker und manchmal war es wieder verschwunden.
Als sie die Grenze gemerkt hatte, war sie wirklich etwas enttäuscht. Erschrocken fuhr sie herum, als sie Vius Stimme hinter sich hörte. Misstrauisch schaute die junge Frau ihn an und versuchte seine Worte zu verstehen. Ihr Volk? Drachen? Elfen und Albae? In ihren Kopf liefen die Informationen zusammen und doch konnte sie diese nicht ordnen. Was er sagte, war zu unwirklich um es wirklich zu glauben. Doch die Aufzeichnungen in dem Buch sprachen auch hin und wieder von Drachen. Langsam lies sie sich ins Gras sinken und hielt ihre Hand an den Kopf. Soviel hatte er noch nie gesprochen und Luna konnte es nicht ganz verarbeiten. Als er von einem Ei ihn verwundert ansah. "wie kann das sein? In deinen Aufzeichnungen hattest du geschrieben, dass ich ein Säugling war, als du mich entführt hast. Wie kann ich da aus einem Ei kommen und hätte ich dann nicht ein Drache sein sollen? Das passt doch alles nicht zusammen. Und warum habe ich dann dieses komische Zeichen an meiner Hüfte? Auch du hast soetwas noch nie gesehen laut deinen Aufzeichnungen? Wie kannst du sicher sein, dass ich das bin, was du suchst? Ich bin schon so viele Jahre bei dir und du hast so viele Jahre deine Experimente mit mir gemacht. Hätte ich dann nicht schon längst irgendwie reagieren müssen oder so?" Sprach sie leise mit ihm.
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