Wind Beyond Shadows

Normale Version: The belly rules the mind
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Kyōko starrte auf die vielen kleinen und größeren Zettel, die sich über die Pinnwand des schwarzes Brettes erstreckten. Suche und Gesuche, allermöglichen Dinge und Sachen. Hoffnungen auf buntem Papier, verschiedenster Farben und Größen. Wünsche, mit oder ohne Fotos, begleitet von meist getippten Text. Verzweifelten Hilferufen und allerlei Kuriosen. Am häufigsten jedoch las man- WANTED! – Mal in großen, mal in weniger großen Buchstaben. Ein Einfallspinsel hatte gar nur schnell einen Zettel eilig mit einem Kugelschreiber beschriftet. Er musste wohl in Eile gewesen sein. Das es ein *er* war, da war sich Kiko aufgrund der männlichen Sauklaue mehr wie sicher. Es war kurz vor Mittag und bei jedem Aufschieben der automatischen, gläsernen Türen der Universität, spülte das nahende Ende der vierten Vorlesung am Tag, mehr und mehr Studenten in Richtung Mensa. Wind der Vorbeieilenden wirbelte durch die ganzen bunten Anzeigen und Annoncen, wie eine seichte Böe durch ein herbstliches Blätterdach der Bäume, mit dem es eine merkwürdige Ähnlichkeit annahm. Kritisch beäugte Kiko den Zettel in ihrer Hand, dann erneut die Wand, die unter ihren zellulosehaltigen Schuppen gänzlich verschwand. Verschlungen von dem Wesen der Suchenden und Gesuchten.

WG- Zimmer gesucht!

Suche ab sofort ein WG-Zimmer in einer ruhigen und netten 2. bis 3.er WG in Kyōto, möglichst nahe an der Uni. Kurz zu mir: Studiere Medizin, bin 25 Jahre und mag es ruhig und gemütlich. Kontakt bitte an Kyoko.H@.....






Überflog Kiko die wenig kreativen Angaben auf ihrem Zettel und schob ihren Mund von einer Seite zu der anderen. Ob sie diesem einfachen Stück Papier Hoffnung beimessen sollte, in diesem Punkt war sie sich noch nicht sicher. Selbst in dem Moment nicht, als sie eine ihrer letzten Hoffnungen zukünftig dieser hohen Hotelrechnung zu entkommen, anpinnte. Und sofort hatte sie das Gefühl eher ein Kunstwerk zu vervollständigen, als das nun extra dieser Zettel die Aufmerksamkeit eines anderen wecken würde.

Sie selbst wanderte mit ihren Blicken erneut über die einzelnen Wellen aus Buchstaben und erneut, blieb sie ohne einen Fund. Nirgends stand etwas von einem freien Zimmer. Kein Wunder! War es doch auch mitten im Semester und die meisten verfügbaren, und vor allen Dingen, erschwinglichen Zimmer vergeben. Kiko bliss leise ihren Atem resignierend über ihre Lippen aus, einem kleinen Seufzen gleich. Selbst sie, wüsste sie nicht wo sie gerade ihren Zettel angeheftet hatte, würde diesen nicht finden. „Nicht aufgeben.“, wollte sie sich etwas gerade selbst Mut zusprechen? Offensichtlich.

Ein leichtes Kopfschütteln, wohl der restliche Unglaube auf Hoffnung, blieb dennoch, als sie einen Schritt zurücktrat. Dies war eine der wenigen Möglichkeiten ein hoffentlich günstiges und sauberes Zimmer finden zu können. Selbst auf der Homepage der Fakultät herrschte in dieser Bezugnahme gähnende Leere.

Ein weiterer Schritt gesellte sich dazu. Sicherlich würde sich etwas finden. – Hoffentlich!

Kiko wandte sich ab, sowohl gedanklich, als auch physisch von diesem seltsamen Kunstwerk aus Zettelhoffnungen und eilte weiter den Flur entlang, reihte sich ein in den Fluss der anderen Studenten. Aus dem Eingang der Mensa strömte ein wohliger Geruch nach frischen Essen. Knapp studierte sie das Menu auf dem Flachbildschirm über dem Eingang, ehe sie sich in die richtige Schlange an Menschen stellte und sich Tablett und Besteck schnappte. An der reichlich befüllten Salatbar griff sie nach einem der letzten Schüsseln mit grünen Salat und Hühnchen, goss ein wenig Dressing darauf. Sie war vollkommen in Gedanken, während sie die gähnende Leere ihres Tabletts füllte. Aus dem Obstkorb erhaschte sie sich einen Apfel und eine Banane. Beides würde sie noch für den langen Tag, der reichlich gefüllt war mit Vorlesungen, brauchen.

Ordentlich, in der Reihe, kamen sie endlich bei den Desserts und dem Gebäck an. Das Gemurmel um sie herum wurde lauter, je näher sie an den Registrierkassen und der riesigen Mensa am Ende der Ausgabe kamen. Leise hörte man bereits das Pingen des Scanners, als die Mitarbeiter der Mensa die Menüs der Studenten erfasste. Kiko sah unruhig auf, nur noch ein Hörnchen und ein Gebäckstück mit Erdbeeren mit Schokolade waren in der Auslage. „Bitte…“, murmelte sie und seufzte enttäuscht, als eine junge Frau sich das Gebäck mit den Erdbeeren schnappte. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Nichts Süßes? Kein Dessert? Wie sie nur den Tag noch überstehen sollte, war ihr gerade ein Rätsel. So blieb, erneut, die Hoffnung nur noch auf eine Chance.

Unruhig stand sie nun in der Schlange, die zäh sich weiterschob, ehe sie endlich an dem ersehnten Gebäckstück angelangt war. Frech, noch vor der Hand des jungen Mannes vor ihr, erhaschte sie sich das letzte Hörnchen aus der Auslage und schmunzelte.
Neiji hatte es eilig, denn heute waren die Bürozeiten wirklich knapp bemessen. Er hasste es und wie er es hasste. Sich an Körpern und Leibern vorbei drückend, die seiner Meinung nach sinnlos im Weg herumstanden, versuchte er, niemanden unnötig zu berühren. Dies hatte zur Folge, das wohl jeder Akrobat bei seinen tänzelnden schritte erblasst wäre. Es machte keinen Unterschied, dennoch zog er hier und dort sogar den Bauch ein! Stoff streifte Stoff, was ein leises Rascheln verursachte, wie er ganz entfernt in seinem verstand wahrnehmen konnte. Ein sehr feines gehör konnte manchmal wirklich eine Last sein, insbesondere bei verstopften Gängen!
„Tschuldigung!“, murmelte er in einer Litanei und erntete dennoch ab und an einen verärgerten Blick. Ausgerechnet! Warum standen sie auch herum, als würde man Sushi verschenken!? Kein Wunder, das der angehende Arzt es nicht vermeiden konnte und jemanden streifte. Es war ja nicht so, das er sich darüber freute, andere zu berühren oder zur Seite zu schieben!
Erleichtert stieß er die Luft aus, als er um die Ecke bog und den Gang, in dem sich das Büro befand, fast leer vor sich liegen sah. Noch ein paar Schritte… Fast hätte ein erleichtertes stöhnen den Gedanken begleitet, doch die junge frau, die er unweit sah, verhinderte es unwissend. Die Blöße wollte er sich dann doch nicht geben und räusperte sich leise die Verlegenheit weg, eine Angewohnheit, die er irgendwie ablegen musste.
„Aufgeben ist eh keine Option.“, stimmte er der jungen frau schneller zu, als er es hatte verhindern können. Kurz weitete sich sein Blick, als er bemerkte, was er getan hatte, nur um sich dann mit einem frechen Grinsen wieder zu Räuspern und nach seinen Zetteln zu sehen, die er bei sich hatte. Wenn er beschäftigt wirkte, fiel sein Verhalten vielleicht nicht so sehr auf, als wenn er sie anstarren würde. Oh verdammt… Er hatte die Falschen bei sich. Ihm durchfuhr es heiß und kalt, als ihm sein Vergehen und alles, was dieses nach sich zog, dämmerte. Umsonst hatte er gefühlt die halbe Menschheit Japans über den Haufen gerannt, sich an ihnen vorbei gedrückt. Doch nicht nur das, dein weg war ebenso umsonst gewesen und als würde das nicht reichen, hatte er, weil er spät dran gewesen war, auf das Frühstück verzichtet. Anklagend knurrte sein Magen, als wollte er ihn extra darauf hinweisen. Was für ein Tag…
Ergeben ließ er das Papier sinken, welches sich als eine Abhandlung herausstellte. Die Papiere, die er brauchte, hatten unter dieser Arbeit gelegen. Die Erkenntnis weckte die Erinnerung daran, wie er die Abhandlung gestern noch gelesen hatte, um sie dann auf die Papiere zu legen, die er JETZT gebraucht hatte. Es war zum Mäusemelken.
Wieder knurrte sein Magen, was den sonst so munteren und fröhlichen Menschen nicht tröstete. Zu gern hätte er in die Wand gebissen, um sich irgendwie zu bestrafen, aber ein Sandwich wäre angebrachter, als Beton, der vielleicht mit Holz vermisch war. Um sich den benötigten Stempel zu holen, würde er also Morgen erneut herkommen müssen, denn ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das die Bürozeiten inzwischen verstrichen waren.
Neiji wandte sich also ab und schlängelte sich nun nicht minder geschickter als zuvor, jedoch ein wenig rabiater in die Schlage ein, die zur Mensa führte. Noch immer über sich und die eigene Dummheit ärgernd, schnappte er sich ein Tablett und füllte es mit zwei Sandwichen, einem Becher Grüntee und schlich dann geflissentlich zur Theke mit den Desserts, von denen er sich keines verdient hatte. Diese sah wirklich kläglich leer aus.
Just in dem Moment, als er das letzte stück greifen wollte… wurde es ihm gestohlen. „Das ist aber nicht fair.“, stelle er trocken fest, kaum, das die Worte seinen Mund verlassen hatten, wusste er, das er falsch lag. Sie war ihm zuvor gekommen und hatte gutes Recht, es sich zu nehmen. „Aber nehmen Sie es ruhig, wenn sie mir Gesellschaft leisten.“, meinte er mit einem sehr frechen Blick, aber mit sehr großen Egoistischen Gründen, würde ihre Anwesenheit doch verhindern, das er sich weiter brütend über sich ärgerte. So dumm wie heute, konnte es doch wirklich nicht laufen.
Tief atmete er durch, um sich selbst zu beruhigen und einen letzten Blick auf die leere Auslage zu sehen. Heute schienen sehr viele Nervennahrung zu gebrauchen. Ein absurder Gedanke und doch beruhigte dieser ihn irgendwie. Geteiltes Leid war halbes Leid, selbst wenn es nur eingebildet war.
Kyokos legte beinahe beschämt das Gebäckstück auf einen leeren Dessertteller auf ihrem Tablett. Sie musste zugeben, es lag schon Dreistigkeit darin, dem Vorgänger das Hörnchen wegzuschnappen, regelrecht unter der Nase wegzuziehen. Etwas, dem sie sich vollkommen bewusst war und ihr ein freches Schmunzeln nun entlockte, dass schüchtern gar ihre Augen erreichte. Erkennend weiteten sich diese, als sie den jungen Mann erkannte, der nun mit einem *Das ist aber nicht fair.* seinem Unmut Luft machte. „Ich dachte Aufgeben ist eh keine Option?“, warf sie ihm frech seine eigenen Worte an den Kopf und lachte leise. Fair – was war schon fair im Leben.

Auch dem war sie sich bewusst, weswegen sie leicht mit ihrer Schulter zuckte, ehe sie meinte. „Wir können es uns auch gerne teilen.“ Ein Vorschlag der Versöhnung. Immerhin hatte sie ihn um einen süßen Moment betrogen. Etwas, s auch ihm wohl just in diesem Moment bewusst wurde, den sein Augenmerk glitt noch einmal zu der geleerten Theke der Desserts. Einer Wüste an Glückseligkeiten, ohne jegliche Oase in Sicht. „Ich weiss nicht, ob meine Gesellschaft allein als Ersatz für Ihren Verlust dienen kann.“, tat sie durchaus ein wenig theatralisch verschmitzt und es war eben einer der seltenen Moment, in denen man diese wundervolle Facette von ihr noch einmal erblickte, die sie in den schweren Wochen davor beinahe gänzlich hinter ihrer Angst und Panik verbarg. Als würde man ein dunkles Tuch über einen strahlenden Stein legen.

War dies nicht der Grund des Umzugs gewesen? Wieder Normalität zu erfahren, ohne diese beißende Angst, dass sie dieser düstere Schatten weiter verfolgte?

Sicherlich mit ein Grund, warum sie den jungen Mann nun grübelnd betrachtete, ehe sie freundlich lächelnd nickte. „Sehr gerne sogar.“, stimmte sie ihm zu und schob ihr Tablett weiter, da inzwischen ebenfalls die Studenten hinter ihnen ein wenig drängelten. Warum sollte sie auch ablehnen. Zu einem war sie nun in dem Besitz dieses wundervoll duftenden Hörnchens, zum anderen war es sicherlich gut neue Kontakte zu finden. „Wenn ich Ihnen schon nicht mit dem Hörnchen den Tag versüßen kann. Ich hoffe nur, dass Sie es später nicht bereuen.“, schoben sich ihre Mundwinkel erneut hinauf. Warum musste unbedingt diese indirekte Warnung sein? Hatte sie etwas verlernt mit anderen Menschen zu interagieren? Sie musste sich eingestehen, dass sie tatsächlich wohl ein wenig eingerostet war, was dies anging.

„Studieren oder Arbeiten Sie hier?“, fragte sie neugierig und sah bereits zu den leise, elektronisch piepsenden Kassen am Ende der Schlange. Zwei Mitarbeiter der Kantine waren gerade dabei die ausgegebenen Essen zu erfassen und abzurechnen. Ruhig griff die Dunkelhaarige in einer der Truhen für die gekühlten Getränke und zog eine Flasche Wasser hervor. „Sie auch?“, bot sie ihm an und schob dann erst das Tablett weiter. An der Kasse grüßte sie knapp die freundliche Mitarbeiterin, die nun alles erfasste und den zu zahlenden Betrag nannte. „Moment.“, lächelte sie neue Studentin und suchte mit ihren Händen ihre Taschen ab. „Entschuldigung….“ Ihr wurde es mit einem Mal heiß und kalt zugleich. Wo war nur dieser verfluchte Studentenausweis, der gleichzeitig einen Chip beinhaltete, mit dem man an diesem Campus bargeldlos zahlen konnte. „Ich dachte…ich…“, Röte legte sich in Panik auf ihre Wangen. Wunderbar. Peinlicher konnte es doch wohl kaum werden. Verzweifelt sah sie auf die lange Schlange hinter sich.
„Ich könnte mir das jetzt schnappen und du würdest dann komisch gucken.“, überlegte er absichtlich laut und beobachtete jeden Millimeter ihrer Bewegung. Natürlich spielte er mit dem Gedanken, aber so dreist war er nicht und doch glitzerte ein sehr frecher Ausdruck in seinem Blick. Ja er hob sogar die Hand, führte sie über das Hörnchen und senkte sie in Zeitlupe herab, nur um dann wenige Millimeter darüber zu stoppen.
„Andererseits kann ich es einer so hübschen frau nicht streitig machen.“ Der Blick hob sich von seiner Hand, die noch immer gefährlich über dem Gebäckstück schwebte und richtete sich auf sie. Das freche Grinsen nun offensichtlich auf den Lippen tragend.
„Aber wir könnten darum kämpfen?“, bot er an, als er die Hand hatte sinken lassen. Das er einfach so aufgab wollte er nicht auf sich sitzen lassen. „Sie schieben uns sicher ein paar Tische zur Seite, oder was meinst du?“ Überprüfend, ob er mit seiner Vermutung recht behalten könnte, ließ er den Blick durch die Mensa gleiten. Tische, soweit man blicken konnte, alle grade, nebeneinander aufgereiht, bildeten sie mehrere Reihen. Irgendwie erinnerte es ihn grade an Futtertröge, um die sich die Tiere scharten. Der absurde Gedanke könnte passen und doch schüttelte er ihn ab.
„Das Angebot ist verlockend, aber ich überlasse es dir, als Entschuldigung, das ich dich einfach duzte.“, grinste er. Später würde er sich ein neues besorgen können, wobei er jetzt schon wusste, er würde es wieder verschieben, vergessen oder es nicht mehr als ganz so dringend empfinden, eines essen zu wollen. So wichtig war es dann nun doch nicht, da konnte er es ihr gleich überlassen und mit dem Gedanken ins Bett gehen, das er eine gute Tat vollbrecht hatte. Wenn sie sich über ihre kleine Errungenschaft freuen konnte, war es den Verzicht wert.
„Nein, nein, wenn du dich darüber freust, es für dich ergattert zu haben, reicht es mir aus.“ Kurz nickte er, um ihr zu signalisieren, das er auch etwas kühles zu Trinken wollte, jedoch bedeutete er ihr, den O-Saft für ihn zu wählen. „Weder das Eine, noch das andere.“, antwortete er ihr, eigentlich in der Absicht, seine Ausführungen zu erklären, doch die Kassiererin hielt ihn davon ab. Die neue Bekannte allergings auch, denn sie schien auf der suche nach etwas zu sein, mit dem sie zahlen konnte. Neiji hob die Brauen, je länger es dauerte, daher schob er sie mit einem sanften stubsen weiter.
„Zusammen.“, vermittelte er der jungen Frau, die grade ansetzen wollte, um etwas zu sagen, denn die Wartenden wurden nun ungeduldig. Die Pause dauerte schließlich nicht ewig. Hörte man genauer hin, konnte man sogar das erste Murren, ja sogar ein paar Kommentare vernehmen, die er über sich hinweg gleiten ließ. Nun darauf zu reagieren, würde die Situation nicht verbessern, im Gegenteil.
„Such schon mal ein Platz.“, bedeutete er seiner Begleitung und holte seinen Ausweis aus der Tasche, an den er zum Glück gedacht hatte, wenn er schon die falschen Papiere einsteckte. Das Geld wurde von seinem Ausweis gebucht, sodass er die Schlange endlich verlassen konnte, was er auch recht erleichtert erledigte. Anschließend schloss er zur jungen Frau auf und stahl sich den Sanft, natürlich nutzte er die Gelegenheit, die Hand gefährlich nah an das Hörnchen zu führen, aber er hielt sich an sein Wort und überließ es ihr.
„Das wäre dann 6 Hörnchen, die du mir schuldest.“, lachte er, nachdem er das Geld in Gebäck umgerechnet hatte. „Wer braucht schon Yen als Währung, wenn er Hörnchen als Bezahlung bekommen kann?“
Zunächst beobachtete sie nur die Hand, die sich dreist von der Seite über ihren Teller bewegte. Natürlich in Zeitlupe, damit sie ihre vollste Aufmerksamkeit erhaschte und sie leise erheitert schnaufte. Probt glitt die feingliedrige Hand der jungen Japanerin zu dem Hörnchen. Mit einem durchaus kecken Grinsen bis sie die Spitze absichtlich langsam und theatralisch genüsslich ab. Ihre Nase kräuselte sich amüsiert während sie kaute und das Hörnchen wieder auf den Teller legte. „Angeleckt…meines!“, legte sie noch lag und schob das Tablett mit der sehnlichen Verheißung darauf nun weiter, immer der stetigen und nicht enden wollenden Schlange an hungrigen Studenten und Angestellten der Universität vorbei. „Natürlich kannst du das nicht. Du würdest sowieso verlieren.“, folgte ein doch erheiterter kleiner Schlagabtausch und sie schielte auf die Hand, mit der er nun auf sie zeigte. Beinahe…ja…beinahe so wie früher, an ihrer alter Uni in Tokio. „Noch nicht gelernt, dass man nicht auf angezogene Leute mit nackten Fingern zeigen sollte?“, schien sie nicht gänzlich auf den Mund gefallen und in ihren Augen funkelte es, als sie lachte und sie hoffte, dass er nun nicht annahm, dass sie stets so dreist und unfreundlich sein würde, sondern das dies alles durchaus als Scherz zu verstehen war.

„Könnten wir.“, stellte sie auf sein Angebot hin lächelnd fest. „Du willst immer noch?“, kräuselten sich erneut ihre Mundwinkel. „Du musst ja echt einen süßen Zahn haben.“, wieder schob sie das Tablett weiter und schielte in die Mensa hinein, die bereits zu dieser Zeit hin sehr gut gefüllt war. „Das wäre mal ein Event, oder?“, würde sie diese Idee Scherzes halber nicht gänzlich von sich schieben und hatte bereits Bilder von sich im Kopf, triumphierend das Hörnchen haltend, während die jubelnde Menge um sie herumstand. Lachend und mit schüttelnden Kopf verwischte sie diese Tagträume wieder. „Vielleicht später.“, würde sie nicht auf dieses Angebot eingehen. Noch nicht.

Wieder glitt ihr amüsierter Blick in die Augenwinkel, hin zu ihm. „Dann würde ich dieses Angebot sehr gerne annehmen und hoffe, dass du tatsächlich dieses später nicht bereuen wirst.“, schoben sich ihre Augenbrauen hinauf und ihr Kopf folgte letztlich ihren Augen, als er weiterhin äußerst höflich fortfuhr. Warum bereute sie mit einem Mal nun einen Bissen bereits von dem Hörnchen genommen zu haben. Ein wenig zogen sich nun ihre Augenbrauen nachdenklich und doch erheitert zusammen. War das etwas Taktik? Sie einzulullen? Ihr ein schlechtes Gewissen zu machen? „Das tut es tatsächlich.“, schürzte sie erneut ihre Lippen. „Mhm…deine Ansprüche sind schon ein wenig minimalistisch, oder? Wenn dir meine Zufriedenheit bereits genügt?“, schob sie frech mit gespielter Nachdenklichkeit hinterher und lachte dann fröhlich. „Nein…im Ernst. Vielen lieben Dank.“, nickte sie ihm dann ein wenig ernster zu.

Seiner Aufforderung nachkommend, stellte sie sich für ihn eine Flasche O-Saft auf ihr Tablett und zog dann von der Getränketheke weiter an den kleinen Tiefkühltruhen. Ein wenig schielte sie dort hinein, biss sich leicht auf ihre Unterlippe bei diesen kleinen Versuchungen. Knapp sah sie erneut auf das Hörnchen, dann wieder zu dem Eis. Verfluchte kurzfristigen Entscheidungen. Sie hasste es. Schmunzelnd, ohne Eis, schob sie dann das Tablett weiter bis zur Kasse. „Weder das Eine, noch das andere?“, schien sie durchaus überrascht. Ihre Annahme beruhte letztlich konnte man tatsächlich nur hier etwas zu Essen kaufen, wenn man einen entsprechenden Ausweis vorweisen konnte, der einen als Student oder als Angestellter der Universität auswies. „Was dann? Hospitalisierst du von einer anderen Uni?“, schlussfolgerte sie noch ruhig, ehe es in der Panik der Kartensuche unterging.

Am liebsten hätte sie laut geflucht, wäre im Erdboden sofort versunken oder hätte sich unter einen der vielen Tische versteckt. Innerlich ging sie alles durch und konnte doch keinen klaren Gedanken fassen, wo sie diesen verfluchten Studentenausweis hatte liegen lassen. Höchstwahrscheinlich lag er immer noch auf dem Nachtisch neben dem Bett in dem Hotelzimmer, dass sie in der gleichen Eile bezogen hatte, wie sie nun versuchte eben über diese Karte findig zu werden. Mit fragenden Blicken schoben sich bereits einige Köpfe aus der Schlange hervor und das Gemurmel begann. Zumindest glaubte sie das wahrnehmen zu können, während die Hitze der Blamage ihr eine leichte Röte auf die Wangen zauberte. Mit einem Mal wurde sie mit einem sanften Stupsen weitergeschoben und mehr wie sprachlos durch ihre Verlegenheit griff sie das Tablett und schob es ein Stück weiter. „Danke.“, murmelte sie leise, da sie offensichtlich ihr großes Mundwerk wieder verloren hatte.

Beschämt beobachtete sie, wie er für sie zahlte und suchte dann zwei leere Plätze an einem Tisch. „Danke noch einmal.“ , kam es kleinlaut und mit hochroten Kopf von ihr. Ihr erstes Essen in der Mensa hatte sie sich tatsächlich anders vorgestellt. Keck klaute er sich den Saft von ihrem Tablett. Nun ja, war es ja schliesslich auch *sein* Saft. Und erneut schwebte seine Hand über dem Hörnchen. „Wage es und ich beiss dich.“, murrte sie schon wieder frech und lächelte doch zuckersüß. Ein wenig schüttelte sie dann erneut den Kopf, nahm das Hörnchen und teilte es. Das größte Stück gab sie ihm. „5 ½ Hörnchen, plus Zinsen sind wir dann bei sieben.“, versprach sie ihm. „Eine äußerst lukrative Derivate bei diesem Umrechnungskurs.“ Erneut sah sie ihn an und lächelte nun freundlich und hielt ihm ihre Hand hin. "Kyoko.", stellte sie sich ihm nun vor.
„Dem hungernden Elend offen ins Gesicht sehen und gleichzeitig der Völlerei frönen und vom Hörnchen abbeißen.“, unterstellte er ihr trocken mit einem gekonnten Gesichtsausdruck eines verhungernden. Das sich Neiji dafür nicht sonderlich anstrengen musste, behielt er für sich. Gut, er würde nicht gleich vom Fleisch fallen, Hunger hatte er trotzdem, so konnte er sich in seinem Selbstmitleid suhlen und eine Schnute ziehen. Damit würde er zwar nichts erreichen, aber ein Versuch war es wert. Vielleicht bekam sie ja ein schlechtes Gewissen, hoffte er, bekam für diesen Gedanken im nächsten Moment jedoch ein eigenes, was ihn leicht seufzen ließ. Das war fies.
Aber sein schlechtes Gewissen hielt nicht lang an, bot sie doch gleich ein Grund, es zu vergessen und ließ ihn schmunzeln.
„Dann sollte ich für dich wohl immer…“, begann er, kramte in seiner Tasche, zog sich einen Latexhandschuh über und zeigte erneut auf sie. „Oh, wie überraschend, ich habe ja welche dabei. Nun …“ Er zeigte erneut auf sie. „Du bist eine sehr freche Person.“, behauptete er, ließ die Hand dann aber wieder sinken, wo er den blauen Handschuh abzog und diesen zurück in eine seiner Taschen steckte. Manche Utensilien hatte er irgendwie immer bei sich, wobei er nicht mal bewusst daran dachte, sie einzustecken. Es passierte schier von allein, das sie in seine Taschen wanderten.
„Naja, am besten man kommt mit wenig aus, als das man etwas hinter her trauert, was man nicht haben kann? Man würde mit einer ständigen Unzufriedenheit herum laufen.“, erklärte er und dachte an seine Jugend zurück. Damals hatte er mit recht wenig auskommen müssen, hatte sich damit abgefunden, wissend, das es im Moment einfach nicht anders ging. Natürlich hatte er dabei auch an viele Köstlichkeiten gedacht, aber mit welchen Nutzen? Der keim des Neides war nicht eben das, was er täglich mit sich herum tragen wollte, da war das Abfinden von Tatsachen um einiges leichter gewesen. Darauf spielte sie im Moment jedoch nicht an, wie der grinsende Ausdruck in ihrem Blick ihm vermittelte, daher schob er die trüben Gedanken zur Seite und konzentrierte sich auf das Hier und jetzt und die Masse, um sie herum. Wenn man nicht aufpasste, konnte man schnell umgerannt werden.
„Nein, ich bin so halb hier.“, grinste er weiter geheimnisvoll, vielleicht als kleine Retourkutsche für den Diebstahl, so ganz konnte er es dann doch nicht lassen, während er zu sah, wie sie etwas suchte. Geduldig wartete er ab, doch als sich der Moment in die Länge zu ziehen schien, wanderten seine brauen nach oben. Sie wird doch nicht….? Doch sie hatte. Heute schien er wirklich einen Tag der guten Taten zu haben. Erst der Verzicht auf das Hörnchen und nun das… Irgendwo wird er für sein Tun dann sicher was gut haben, ein lustiger Gedanke, denn darauf verlassen würde er sich nicht.
Immerhin machte ihre Verlegenheit es ein wenig wett, auch wenn Neiji kein Mensch war, der sich über den Schaden anderer amüsierte. Er half gern, wenn er konnte, andernfalls wäre er kein Arzt geworden. Die Sache war kaum der Rede wert und in einem Haute Cuisine-Sterne Restaurant waren sie auch nicht, als das er von dem einen Essen gleich arm werden würde. Selbstverständlich war es nicht, doch brachte es ihn nicht an den Rand des Ruins.
„Keine Ursache.“, meinte er beruhigend. In einer solchen Situation wollte niemand stecken, dafür klaute er sich seinen Saft und setzte sich. Sein Blick hob sich frech. „Versuchs doch, ich hab Pflaster dabei!“, konterte er, was er damit anstellen würde, behielt er für sich, die Möglichkeiten reichten vom verarzten der wunde, bis zum zukleben ihres Mundes. Fast, als wolle er sie zum Handeln provozieren, zuckte dessen braue amüsiert nach oben, ja er ging sogar soweit, das sich seine Hand gefährlich über dem Hörnchen herabsenkte. Verharrte Sekunden, um den Glauben zu erwecken, er machte ernst. Aber dann zog er sie doch zurück und öffnete seine Flasche, während er sie anblickte und sah, wie sie es teilte. Neiji stellte seine Flasche ab.
„Es wäre wirklich nicht nötig gewesen.“, seufzte er leise, nahm das Stück aber entgegen. Kurz hielt er es zwischen den Fingern, dann zupfte er ein stück ab und schob es sich zwischen die Lippen, ehe er ihre Hand ergriff und sie drückte. „Neiji.“, stellte er sich nun selbst vor und behielt den Blickkontakt aufrecht, als andere Studenten an ihrem Tisch vorbei gingen. Den Blick warfen sie dabei auf Kyoko und murmelten ein paar Kommentare, das nicht jeder so viel Zeit hatte, wie sie.
Kyoko konnte ihre Erheiterung kaum verbergen. Ihre Augen sprühte regelrecht. Es war eine Freude, die sie schon lange nicht mehr empfunden hatte. Beinahe, als wäre nun dankbarer Regen auf verdorrte Erde gefallen, die sich nun seufzend dem Nass annahm. Leise lachte sie, hielt verlegen knapp ihre Hand davor.

Wohl versuchte der junge Student ihr gegenüber nun eine schlechtes Gewissen einzureden, was sie mit einem sanften Schmunzeln nun abtat. „So verhungert wirkst du gar nicht, dass man das als Elend betiteln könnte.“, schoben sich frech ihre Augenbrauen hinauf, während sie seine Schnute der Theatralik betrachtete und ihr Blick auffallend musternd an ihm hinabglitt und wieder hinauf.

Nein. Verhungert wirkte dieser arme Kerl wirklich nun nicht. Ihre Hand schob dabei das Tablett mit der süßen Versuchung weiter. Fort von ihm und seinem Verlangen, sowie weiteren möglichen Attacken. So glaubte sie zumindest.

„Wohl immer…?“, erfragte sie seinen abgebrochenen Satz und lachte nun erneut leise, als sie bereits an dem Blau erahnte was er nun aus seiner Tasche kramen würde. Und tatsächlich folgten diese ihr wohlbekannten blauen Handschuhe, die man ebenfalls immer in Arztpraxen und Krankenhäusern finden konnte.

„Ach herrje.“, kicherte sie leise und verlegen. Sie hatte tatsächlich vergessen an welcher Universität sie hier war und das natürlich auch andere Studentin der Fakultät der Medizin angehörten.

„Welche Überraschung.“, stimmte sie ihm durchaus zu.

„Das ist nicht dein Ernst.“, kam es erheitert von ihr, als er sich nun den Latexhandschuh überzog und nun auf sie zeigte.

„Und das gilt als angezogen? Mhm….“, äußerte sie amüsiert kritisch und verkniff sich dann doch ein weiteres Kommentar, dass sie womöglich einem guten Freund um die Ohren gehauen hätte, ob man den nur damit als begleitet gilt und sich unter die Leute mischen konnte.

Erheitert schüttelte sie leicht ihren Kopf, als er seine Behauptung über ihre Person aufstellte, die bereits ihre Augen funkelnd bestätigten. „Glaubst du?“

Ein wenig lehnte sie sich zu ihm hinüber. Tatsächlich war es beinahe wie früher, als sie sich mit ihrem besten Freund mit Worten duellierte. Ein kleiner Lichtstrahl in der Dunkelheit, der sie inzwischen umwob. Bestanden doch noch viele ihrer Kontakte, doch waren sie wesentlich weniger geworden über die Laufe der Wochen. Immerhin war ein jeder mit seinem Studium beschäftigt. Wie auch mit seinem eigenen Leben. So das Kyoko langsam das Gefühl erlangte, dass an dem europäischen Sprichwort *Aus den Augen, aus dem Sinn.* etwas dran sein konnte.

„Pssst…nicht verraten. Und du eine Verfressene.“ , murmelte sie ihm hinter hervorgehaltener Hand zu und lachte leise.

Der junge Mann rettete ihr tatsächlich mit seinem kleinen Wortgefecht den Tag. Nur seine folgenden Worte fasste sie etwas nachdenklich auf und ein wenig versiegte das Lächeln auf ihren Lippen, als sie dabei an ihre Freunde dachte.

„Dem ist so. Doch manchmal ist es auch gut, der Trauer nachzugeben, wenn es einem dadurch besser geht. Denn die Trauer kann der Weg aus der Unzufriedenheit sein.“, riet sie ihm indirekt und schob das Tablett lächelnd weiter.

Knapp blieb sie vor der Gefriertruhe mit dem Eis stehen, liess ihren Blick über die Auswahl wandern, ehe sie weiterging. „Halb hier und doch ganz anwesend.“, schob sie ihre grinsenden Mundwinkel frech überlegend zur Seite. Wohl wollte er sie vor ein Rätsel stellen, dem sie nur zu gerne nachgekommen wäre. Wäre da nicht…ja…wäre da nicht…Diese verfluchte Karte!!

So blieb ihre Annahme der Hospitalisierung im Raum stehen, während sie panisch nun ihre Tasche durchwühlte und ebenfalls ihre Kleidung abtastete. Röte legte sich verlegen auf ihre Wangen und immer wieder murmelte sie ein Entschuldigung in Richtung des Personals, die bereits nervös mit dem Finger auf den Rand des Scanners tippte, mit dem sonst der Studentenausweis eingelesen wurde. Himmel! Was war das nur für ein mieser Tag heute?

So blickte sie zuerst etwas verdattert drain, dann verlegen, als der junge Studentin nun die Rechnung beglich und sie endlich ein wenig den Stau hinter sich lassen konnte, der ihr kleiner Fauxpas ausgelöst hatte.

„Es tut mir leid.“, versicherte sie ihm noch, als sie bereits zwei leere Plätze in den unendlich wirkenden Tischreihen der vollen Mensa gefunden hatten.

Frech klaute er sich nun *seinen* Saft und konterte gewieft ihre bissige, wenn auch freundliche, Androhung. Das Hörnchen war ihres! So zumindest verriet es ihm ihre Blick und doch lachte sie leise.

„Wofür? Glaubst du mir den Mund zukleben zu können oder ist es rein präventiv?“, griente sie bereits wieder, ehe sie feststellte, was sie ihm nun schuldete.

Ein kleines Hörnchen-Vermögen, natürlich, inklusive Zinsen. Doch trotz des angedeuteten Mundraubes, schien sie ruhig zu bleiben. Verfolgte seine Hand nur noch mit den Augen.

„Du willst wirklich etwas abgelutschtes noch essen?“, schien sie sich stattdessen darüber zu erheitern und seufzte, als sie nun ihre Flasche mit Mineralwasser öffnete.

Glucksend entleerte sie einen Teil der Flasche in ein Glas. Ein wenig neigte sie nachdenklich lächelnd ihren Kopf dabei. Wohl fasste sie genau in diesem Moment den Entschluss, dass ihm so oder so bereits ein Teil des Hörnchens gehörte. Zumindest – der unangetastete Teil.

„Doch ist es. Immerhin hast du bezahlt.“, würde sie darauf bestehen, trotz seines kleinen Widerspruchs.

Freundlich lächelnd wiederholte sie seinen Namen. „Freut mich dich kennenzulernen.“

Studenten zogen an dem Tisch vorbei und das ein oder andere unfreundliche Kommentar fiel hinter hervorgehaltener Hand, dass sie nun beschämt den Blick wieder zu ihrem Tablett abwandte und ihm die Hand entzog.

„Wundervoll. Ich habe mir offenbar direkt einen Namen gemacht.“, schien sie es dennoch mit Humor zu nehmen und sah den Jungs hinterher.

Leicht sog sie die Luft ein. Das Gefühl, am liebsten im Boden zu versinken, wisch immer noch nicht von ihr. Auch wenn ihre neue Bekanntschaft dabei half.

„Was für ein Start. Mhm…? Unglücklicher konnte er nicht laufen.“, verriet sie beschämt lächelnd und zupfte nun ebenfalls etwas von dem Gebäck ab.

„Also…du bist halb hier und doch ganz. Was hat es nun damit auf sich?“, schien sie gerne dieses Thema des Fauxpas hinter sich lassen zu wollen. Lächelnd schob sie sich den Zupfen zwischen die Lippen und kaute.
„Das sind nur die Sachen, sie polstern mich gut aus.“, behauptete er schmunzelnd, um ihr kein Recht zu geben. Ein Problem hatte er damit nicht, wer recht hatte, sollte es bekommen, nur war es in dieser Situation lustiger, sie ein wenig hinzuhalten. Er fehlte sich gut, was man dem kleinen Zwinkern sah, welches er zur Schau trug. Vergessen waren die Papiere vorerst, die er eigentlich hatte abgeben wollen. Besser so, sonst würde er sich nur wieder ärgern.
„Mein vollster Ernst!“, wieder eine Behauptung, die er selbst zunichtemachte, in dem er selbst lachen musste. Auch wenn er sich grade vor den Augen anderer lächerlich machte, war es ihm egal. Sicher, der ein oder andere sah zweifelsohne zu ihnen hinüber, aber die meisten waren dann doch mit sich, dem Gegenüber, dem Essen oder lernen beschäftigt. Die Prozentzahl, die zu ihm sah, war also gering, sodass er sich diese Lächerlichkeit leisten konnte.
„Wenigstens ein bisschen, denn nackt ist sie ja nicht mehr.“ Die Handschuhe wieder abstreifend, blickte er sie an, ehe sie in seinen Taschen zurück verschwanden. Brauchen würde er sie sicher noch, man wusste ja nie, was passierte. Für Albernheiten waren sie eigentlich nicht vorgesehen, aber um jemanden ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, konnte man sie mal nutzen. Neiji war gern ein Spaßvogel, denn das Leben war ernst genug, da konnte ein wenig Ablenkung ruhig sein.
Neiji brachte sich bis auf wenige Zentimeter vor ihr Gesicht und musterte sie scharf, nickte mit einem wissenden Blick und legte sogar kurz den Finger ans Kinn, als er sich wieder aufrichtete. „Eindeutig frech.“, unterstrich er seine Worte, grinste kurz darauf jedoch wieder, damit sie nicht in Verlegenheit geriet. Den Bogen zu überspannen war nicht gut, dann lieber ein nettes Mittelmaß.
„Ich, verfressen? Guck mich Lauch doch an!“, meinte er empört. „Kurz vor dem Hunger tot stehe ich!“, behauptete er mit leicht geweitetem Blick, legte theatralisch die Hand auf den durchtrainieren Bauch und musste selbst einsehen, dass seine Glanzleistung nicht ganz so überzeugend war, wie er es gern gehabt hätte. „Verhungert bin ich, nicht verfressen!“ Schon früh hatte er lernen müssen, mit wenig auszukommen, aber das tat jetzt nichts zur Sache und hatte hier nichts zu suchen. Die Vermutung lag nah, dass es auch keinen interessierte, lieber konzentrierte er sich auf den Spaß, den sie hatten.
Wieder blickte er sie an, hörte, was sie sagte und kam nicht umhin, ihr bestätigend zu zunicken. Nun über Trauer nachzudenken, war nicht das, was er wollte und doch widersprich er ihr nicht. Leicht kräuselte sich seine Stirn, ehe er den Moment nutzte, um einige Schlucke aus seiner Saftflasche zu nehmen. Die Nachdenklichkeit wollte aber nicht so leicht nachlassen. Es gab einige Baustellen, um die er sich kümmern musste, aber bis lang davor zurückschreckte, vor dem, was er vielleicht finden konnte. Wer grub schon gern in alten Wunden herum?
„Nicht so laut, sonst hole ich noch meinen Kleber hervor und klebe ihn dir wirklich zu.“, drohte er spielerisch. Drohte wirklich nur, denn Kleber hatte er weiß Gott nicht in den Taschen. Wobei… Er könnte die bunten Pflaster zweckentfremden. Sie würden seiner Absicht sicher gut dienlich sein. Wenn es so weiterging, offenbarte er noch all seine sadistischen Seiten. Handschuhe, Kinderpflaster, damit ließ sich bestimmt einiges anstellen. „Außerdem könnte ich dann das Hörnchen essen, wenn dein Mund mit Feen und Autos zugeklebt ist.“, sinnierte er mit dem Finger am Kinn tippend weiter. Die Idee gefiel ihm.
„Nun stellt euch nicht so an, ihr könnt doch jetzt essen.“, sagte er zu den Vorbeigehenden. Man konnte sich auch künstlich aufregen. „Als ob ihr noch nie was vergessen hättet.“ Sie sollten sich besser auf ihre Prüfungen vorbereiten, statt künstlich Krawall zu verursachen. Neiji sah zwar, dass sich einer zu ihm umdrehte, wahrscheinlich, um ihn zu antworten, doch er hob nur die Braue und der Kerl wandte sich wieder ab. Die Entscheidung, dass es die Sache nicht wert war, hatte er wohl getroffen.
„Mach dir keinen Kopf. Zum Nachmittag haben die es wieder vergessen.“, behauptete er gelassen und war sich schon sicher, dass es genau so kommen würde. „Eine Vorlesung spätestens, dann regen sie sich über was anderes auf und keiner erinnert sich mehr daran, dass er mal 5 Minuten hat warten müssen. Sie müssen noch so viel in ihrem Leben warten.“ Er sah es wirklich so gelassen, wie er es hier darstellte, denn es war so. Morgen krähte kein Hahn mehr danach.
Neiji futterte nun selbst ein Stückchen von seinem Hörnchen und lehnte sich zurück, damit er sie besser mustern kann.
„Ich mache grade mein praktisches Jahr. Bin also noch Student, aber nicht wirklich an der Uni, wenn ich nicht grade Papiere einreichen muss, die ich vergessen habe!“, lachte er leise. „Und was treibst du so, wenn du keine Hörnchenzinsen anhäufst?“
Es war ein erheiterter, musternder Blick, als er nun behauptete, dass seine Polsterung die er am Leibe von seiner Kleidung her rührte. Nicht, dass man ihn als übergewichtig einstufen würde. Das lag Kyoko fern. Ebenso fern ihn diesbezüglich zu diskriminieren. War es doch schlicht ein einfacher Scherz unter sich, während sie die süße Versuchung nun immer weiter von ihm schob.

„Und das soll ich glauben? Das darunter ein Hungerhaken zu finden ist?“, schmunzelnd erwiderte sie sein Zwinkern, während sie einen Schritt weiter ging und dabei leicht ihren Kopf schüttelt.

Bei seiner Betonung und seinem Lachen glitten erneut ihre Augen zu ihm in die Winkel, ehe ihr Kopf folgte. „Du bestehst also darauf?“, meinte sie ruhig und musst dann doch in sein Lachen mit einstimmen.

Es war ansteckend und vor allen Dingen teils eine Erlösung. Sie war noch nicht lange hier und irgendwie hatte sie den richtigen Anschluss an die Kommilitonen noch nicht gefunden, selbst jene aus ihrem Semester. Offenbar war sie doch noch fähig zu kommunizieren und nicht allein ihre Nase in die Bücher zu stecken.

„Na, besser?“, schoben sich kritisch und doch erheitert erneut ihre Augenbrauen hinauf. „Nackt nicht, doch mahnend immer noch.“, schoben sich ihre Mundwinkel immer weiter hinauf.

Das er so kurzfristig eine Lösung dafür finden würde auf sie zu zeigen, damit hatte sie tatsächlich nicht gerechnet. Eine kleine Überraschung, die sie tatsächlich aus dem Alltagstrott herausriss und ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Solche Mätzchen hatte sie damals nur mit ihren Freunden geteilt. Damals, wie das klang. Es war gerade einmal wenige Wochen her, dass sie die Universität offiziell wechselte. Doch was keiner auf Anhieb sah, war eben, dass sie mit diesem erzwungenen Umzug ebenfalls ihr altes Leben aufgab. Die Brücken zu ihrer Vergangenheit hatte sie abgebrochen, aus der Angst vor einem Fremden, der sie regelrecht davon weggedrängt hatte. Eine Ablenkung dieser Art, war von daher mehr wie willkommen.

Als er sich nun zu plötzlich zur ihr hinabbeugte und erst wenige Zentimeter prüfend vor ihrem Gesicht innehielt, stutzte sie ruckartig und riss ihre Augen auf, während das Lächeln auf ihren Lippen jedoch nicht versiegte.

„Mit Prädikat sogar.“, schob sich selbstsicher eine Augenbraue hinauf, was durchaus etwas unverschämt keck wirkte, würde man nicht in ihre Augen sehen und feststellen, dass dies alles ein Spaß war.

„Und du bist der Experte dafür?“, zog sie erheitert ihre Nase kraus, als er gar eine Denkerpose einnahm, offensichtlich um sie weiter zu bewerten.

„Woher nimmst du deine Expertise?“, schien sie nicht locker lassen zu wollen, selbst als er sich nun grinsend wieder erhob. „Du studierst hier nicht zufällig Psychologie als Hauptfach?“, schoben sich ihre Lippen rotzig frech von einer Seite zu der anderen, ehe diese erneut ihre Position in einem strahlenden Lächeln fand, dass von einem leichten Kopfschütteln aufgrund seiner Worte unterstrichen wurde.

„Dich Lauch?“, kam es mit gespielten entsetzen und mit einem leisen Lachen von ihr, während ihre Hand bereits gezuckt hatte.

Doch sie unterließ den Drang ihm liebevoll gegen den Bauch mit dem Handrücken zu schlagen, wie sie es bei einem Freund getan hätte. Nein. Dies hier war erste eine Bekanntschaft und trotz dieser erheiterten Vertrautheit die sich zwischen ihnen anbahnte, war ihr bewusst, dass die noch lange keine Freundschaft war.

„Solange du nicht grün im Gesicht wirst…ist doch alles okay, oder?“, kicherte sie leise über die weiter ausgeführte Theatralik des nahenden Hungertodes des anderen und schob das Tablett weiter auf den Schienen der Warm-/ und Kühltheken entlang. Knapp blieb sie stehen, musterte ihn nun eindeutig von oben nach unten und wieder zurück zu seinen Augen.

„Das nenne ich verfressen, nicht verhungert. Aber…ich will mal nicht so sein.“, schien Barmherzigkeit ihr Herz zu erweichen, als sie nun an der Kasse nach einem der dargereichten Äpfel griff und ihm demonstrativ auf sein Tablett legte.

„Soll gut für die Figur sein.“, zwinkerte sie ihm keck zu.

„Und sättigt. Da voller wichtiger Ballaststoffe….Viel besser als ein einfaches Hörnchen und ernährungstechnisch von daher als wesentlich wertvoller einzustufen.“, ratterte sie runter und kicherte erneut.

Wer hätte geglaubt, dass ausgerechnet dieser freche, grüne Lauch, der eben ihr noch gedroht hatte ihren Mund mit Kleber und zusätzlich mit Kinderpflaster, bestehend aus Feen und Autos, zuzukleben, sich nun als ihr weißer Ritter herausstellte. Sichtlich beschämt, nahm sie dankend seine Hilfe an, wissend um den Unmut, den sie hinter sich durch ihre Vergesslichkeit provoziert.

Vielleicht mochte er recht damit haben, dass die anderen Kommilitonen dieses kleine Ärgernis schnell vergaßen, gerade, wenn man betrachtete, dass sie sich auf die nächsten, angekündigten Klausuren vorbereiteten. Ein Dilemma, dem sich kein Student in der Fakultät entziehen konnte. So stieg die Nervosität spürbar und stand prickelnd im Raum, während diese zusätzlich die Nerven weiter freizulegen schien. Eine unterschwellige, leichte Reizbarkeit hatte diese zur Folge, zumindest bei den Meisten männlichen Exemplaren, die nun weitere motzige Kommentare unterließen und an ihnen vorbeizogen. Wohl gemaßregelt durch seinen Blick, der auch Kyoko nicht entging.

Sie hatte Verständnis für die anderen. Immerhin war Zeit wertvoll, gerade in der Vorbereitungsphase der Klausuren. Dennoch würde sie Neiji zustimmen. Am nächsten Morgen würde wahrscheinlich kein Hahn mehr danach krähen, was hier eben vorgefallen war. Doch genügte es ihr bereits, dass sie selbst sich daran erinnerte? Verlegen lächelte sie und nickte.

„Mach ich nicht.“, flunkerte sie ein wenig und rutschte auf dem Stuhl beschämt ein wenig hin und her, ehe sie sich dann doch dem Essen widmete.

Schnaufend zupfte sie sich ein Stück von dem Gebäck ab, um es zwischen ihre Lippen zu schieben. „Hörnchenzinsen? Bist du nun etwa eine Bank? Wie sieht die Rendite den aus bei deiner nun getätigten Anlage? Oder bist du etwa der Pate?“, schmunzelte sie erneut, als er damit ein wenig die Verlegenheit zur Seite drängte.

„Ich bin erst seid wenigen Wochen hier. Habe in Tokyo angefangen und musste leider umziehen.“, deutete sie in Richtung der Pinnwände.

„Wohne aktuell noch in einem Hotel und hoffe, dass sich dieses teure Unterfangen bald erledigt.“, hätte sie sich beinahe nun daran verschluckt und spülte den Rest mit etwas Wasser hinunter.

„Aktuell im 4 Semester…“, rollte sie ein wenig die Augen und kaute. „…in den nächsten Tagen beginne ich die Praxis in dem Universitätshospital. Kinderabteilung.“, liess sie ihn wissen.

„Du machst dein praktisches Jahr? In der Klinik? Vielleicht laufen wir uns da ja über den Weg.“, lächelte sie ihn an und pickte sich erneut ein Stück von dem Gebäck.

„Und? Klappt es gut mit der praktischen Tätigkeit oder ist es noch ungewohnt?“, wollte sie wissen, immerhin stand sie selbst davor in die Praxis einzutauchen.

„Erleichtert es dir, dein Fachgebiet zu finden?“, fügte sie neugierig an.
„Nun, ich könnte es dir beweisen, aber ich glaube, dann gucken die anderen noch mehr.“, lachte er leise, denn wenn sich jemand hier, in einem überfüllten Raum halb auszog, wäre ihr Gesprächsthema um die vergessene Karte, schnell vergessen. An sich eine Überlegung wert, aber soweit ging er dann doch nicht für eine praktisch Fremde. Hätte sie sich auf die Knochen blamiert und die anderen schockiert, wäre das vielleicht was anderes, aber so war es ihm die Sache nicht wert. Der Umstand, das er eher selten hier war, spielte dabei keine Rolle.
„Ich bestehe darauf.“, wiederholte er und konnte gut damit leben. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie schmunzelnd. Wer hätte gedacht, das dieser Tag noch so amüsant werden würde?
„Intuition, die reicht mit als Sicherheit.“, behauptete er. „ich sehe es dir an und nein. Allgemeine Medizin.“ Wobei ihm Psychologie auch gefallen hätte, aber da war er dann doch zu praktisch veranlagt, als das er Menschen permanent beim Reden zuhören wollte. Mit dem Wissen, das er hier bekam, wollte er Leben retten, was bei der Psychologie vielleicht auch möglich war, aber eben nicht Hauptbestandteil war. Wäre er jedoch ganz ehrlich, wusste Neiji, das es selbst in der allgemeinen Medizin nicht sooft um das Retten von Leben ging, eher um Kleinigkeiten, wie Blutdruck messen und andere Kleinigkeiten die der Kontrolle entsprachen. Aber auch damit konnte er leben.
„Ich bin nun wirklich kein Lauch und nein, ich ziehe mich nicht aus.“, lachte er, auch würde er sie nicht anfassen lassen. Es war alles nur Spaß, der keine Konsequenzen oder Beweise brauchte. Was hätte er davon, sie zu beeindrucken, außer dem Eindruck, er wäre verzweifelt? Sollte sie glauben, was sie wollte, damit konnte er leben, ohne Alpträume zu bekommen.
„Der Pate? Nein, der Hörnchen-König, ich muss ein Imperium beherrschen, das mit dem Arzt ist nur mein Alibi-Beruf.“, meinte er vollkommen ernst mit einem kleinen Entsetzen, was in seinen dunklen Augenglitzerte, als hätte sie ihn wirklich ertappt. „Das muss aber unter uns bleiben, nicht das jeder ein gratis Hörnchen will. Ich muss mein Reichtum mehren und habe nichts zu verschenken, daher Zinsen.“ Manchmal konnte er so einen Unsinn reden, aber es war doch amüsant. Hörnchenbaron, na das wäre doch mal etwas. Jeder aß irgendwann mal ein Hörnchen…
„Hmm, ich hätte mich mal um, was WG’s angeht… Das Wohnheim … das ist oft überfüllt und belegt, da kann ich mich auch umhören, aber ich vermute in einer WG hast du eher Glück.“, versprach er ihr. Das Schwimmteam, welches er mit beaufsichtigte würde, bestand aus Studenten der hiesigen Uni. Alles junge Männer, die zu 90% sicher eine Freundin hatten.. wenn sich da nichts ergab? Immerhin waren es 20 Personen, wenn er sich richtig erinnerte.
„Nein, in einer Privatpraxis. Wo ich später mit einsteigen kann. Ich versteh mich mit dem Besitzer recht gut.“, umschrieb er seine derzeitige Situation. Das er über der Praxis eingezogen war, spielte grade keine Rolle und würde wohl eher falsche Schlüsse zu lassen. „Eben der Besitzer ist der Teamarzt des Uni-Schwimmteams.“ Vielleicht kannte sie ihn? Ob Nao hier auch ab und zu Stunden als Gastdozent gab, wusste er gar nicht.
„Ehrlich? Ich komm mir wie ein Stümper vor, der sich einfach einen Kittel geklaut hat und Arzt spielt.“, lachte er leise. „Irgendwie, als hätte ich mich verkleidet, gut nur, das meine Noten was anderes sagen.“ Es war peinlich, wie amüsant, aber da stand er drüber. „Mein Fachgebiet ist die allgemeine Medizin. Bis jetzt … fand ich noch nicht DEN Bereich, der es unbedingt sein muss, aber es kann sich ja noch ergeben.“ Ob er später noch mal in die Klinik wechselte, wusste er noch nicht. Schlauer wäre es, um auch jeden Bereich erlebt zu haben. Aber momentan ist er recht froh über die derzeitige Situation.