Wind Beyond Shadows

Normale Version: Paint me your world
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„Nun ja, es gefällt mir, wenn meine Opfer noch ein wenig Hoffnung schöpfen, bevor ich ihnen ein fürchterliches Ende bereite. Dadurch wird alles noch so viel leidvoller für sie, verstehst du? Ich werde eine heute Abend an den Füßen aufhängen und mit dem Kopf voran in das geschmolzene Metall tauchen. Bei Gott, ich kann es gar nicht erwarten, alle um Gnade flehen zu hören“, sagte er, schmatzte mit den Lippen und lachte polternd während er im Feuer herum stocherte. Dann wandte er sich Claire zu, nahm einen glühenden Schürhaken aus dem Feuer und grinste auf sie herab. „Für dich wird es dagegen sehr viel länger dauern. Ich werde dich brennen lassen und dir die Haut abziehen, bis du mich anbettelst– aber nicht um Gnade, sondern darüber das du alles gestehen darfst, mir sämtliche Hexen nennst die mit dir im Bunde sind“ „Verpiss dich!“, entgegnete Claire knapp. Die Miene des Mannes verdüsterte sich, und er senkte den glühenden Schürhaken auf ihren Schenkel. Der Schmerz war unbeschreiblich. Sie vernahm einen schrillen Schrei und war sich kaum bewusst, dass sie ihn selbst ausgestoßen hatte. Sie hörte, wie die Fesseln sich rasselnd enger zogen, als sie sich in ihrer Qual wand. Sie roch den Gestank ihres eigenen verbrannten Fleisches und schmeckte Blut, als sie sich auf die Zunge biss. Als er den Schürhaken erneut ansetzte, merkte sie, dass sie einer Ohnmacht nahe war. Aber sie schüttelte den Kopf, um bei Verstand zu bleiben, denn sie wusste, wenn sie die Besinnung verlöre, würde sie unter möglichst großen Qualen wieder aus der Ohnmacht geholt werden.
Der Folterer holte einen frischen Schürhaken aus dem Feuer und bewegte ihn auf ihr Gesicht zu. Die Hitze brannte auf ihren Wangen und auf ihrer Nase, obwohl der glühende Schürhaken noch eine Handbreit entfernt war. Dann näherte sich die Spitze des Glühenden Metalls ihrem Auge. Das blendende Weiß vor Claires Augen verblasste, und auch die Hitze schwand, als sich der Mann sich von ihr abwandte, um sich zur Tür zu drehen. Halb blind hörte sie mehr als das sie es sehen konnte. Offenbar war eine weitere Frau herein gebracht worden.

Claire hatte nie gestanden, sie war keine Hexe( damals war sie der vollen Überzeugung gewesen) und hatte nie etwas verbrochen, außer den falschen Mann zu Heiraten die Frau aber begann zu reden wie ein Wasserfall in Furcht vor der Schmelzwanne. Sie hörte das eifrige Kratzen der Feder des Schreiberlings in der Ecke, während er aufnahm, dass die Müllerin schon immer verdächtig gewesen war, die Kräuterfrau, die habe sie des Nachts auf ihrem Besen gesehen, wie sie durch die Nacht geritten war und schändlichen Verkehr mit Dämonen gehabt habe.

Irgendwann hörte das Kratzen der Feder auf und Claire hörte den Priester welcher etwas von Erlösung sprach, dass der Frau vergeben wurde.
Dann packte der Folterer die Frau, gab ihr einen Stoß, mit einem erstickten Schrei stürzte die Frau in das geschmolzene Metall. Der Gestank von verschmortem Fleisch waberte durch den Kerkerraum. Die Frau richtete sich noch zweimal auf, bevor sie schreiend in dem heißen Metall versank und sich nicht mehr rührte.
Claire kniff die Augen zusammen und senkte den Kopf hielt kurz wegen dem Gestank die Luft an . „So, wo waren wir?..Ah ja..“ Der Mann mit der ausladenden schiefen Nase und den dunklen Zähnen wandte sich wieder ihr zu, und griff erneut nach einem Schürhaken.

Noch während Claire sich das Frühstück richtete öffnete sie die Fenster, ließ frische Luft herein. Der Geruch nach Wald war irgendwie beruhigend. Sicher, es half ihr nicht die grausigen Erinnerungen des erlebten im Kerker los zu werden, aber es beruhigte sie etwas. Während sie die Eier in eine Pfanne schlug spürte sie, dass ihr Herz sich langsam aber sicher wieder beruhigte. Fahrig strich sie sich eine der roten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie war weder frisiert noch Angezogen. Über das Nachthemd hatte sie einen Morgenmantel aus grüner Seide, mit großen gelben Dahlien bestickt, übergezogen. Eine Handarbeit von ihr selbst. Sicher, ab und zu kaufte sie etwas aus dem Laden, hauptsächlich Schuhe, Unterwäsche und Handtaschen, gelegentlich eine Sonnenbrille. Den Rest, ihre Kleidung aber schneiderte sie selbst.
Der Teekessel pfiff vor sich hin und sie nahm ihn vom kleinen Feuer, zog dabei dicke schützende Küchenhandschuhe über und goss sich etwas von dem heißen Wasser in eine Tasse.
Sie wartete bis die Flüssigkeit etwas abgekühlt war, dann gab sie ein paar Teeblätter hinzu, trug die Tasse als auch den Teller zu dem großen Tisch am Fenster und setzte sich.
Während sie aß ging sie ihre Post durch, einen Haufen Werbung, obwohl an ihrem Briefkasten gebeten wurde diese nicht einzuwerfen. Vielleicht war es ein Stiller Protest der Briefträger, schließlich mussten sie hier heraus kommen, den Waldweg entlang. Claire wollte schon alles in die zu dem Papier Haufen in der Apfelsinenkiste legen, wo sie das Papier zum Feuer entzünden aufbewahrte, da rutschte doch noch ein Brief zwischen den Seiten hervor. Sie nahm den Brieföffner vom Tisch, schob ihn in die Lasche und öffnete ihn. Sie nahm das Papier heraus, begann zu lesen und lächelte breit, klatschte in die Hände. Der einzige Ausdruck ihrer Freude. Nicht das sie diese mit jemandem Teilen konnte, außer ihren zwei Vögeln. Sie war umgezogen, dieses mal nach Japan. Einfach um noch mehr von der Welt zu sehen. Die östlichen Länder hatte sie zugegeben noch nie besucht. Ihr Japanisch holperte noch etwas, zugegeben etwas arg in der Aussprache, aber mit Englisch und sogar Deutsch kam man hier schon recht gut zurecht. Sie hatte sich im Laufe der Zeit mit Zeichnen beschäftigt und als die private Kunsthochschule “Kyōto Zōkei Geijutsu Daigaku” Stipendien vergab, hatte sie sich beworben. Nach drei Wochen war nun der Brief gekommen, sie war angenommen worden.

Eine Woche später saß sie im Klassenzimmer, Gott sei dank waren die Rollos des Zimmers herunter gelassen, denn es war bereits jetzt schon warm und die Sonne schien direkt herein. Zu allem Überfluss hockte sie auch noch am Fenster, ganz hinten rechts, etwas das ihr im Moment zumindest nichts ausmachte. Zwischen all den Japanern, den dunklen oder teils gefärbten Haaren stach sie mit ihren roten Haaren hervor wie ein bunter Hund.
Sie schlug die Beine übereinander, zupfte dabei ihren blauen Rock zurecht, welcher ihr bis zu den Füßen ging. Früher hatte sie die Hitze geliebt, immerhin war sie in Frankreich aufgewachsen, was heiße Sommer bedeutete. Doch heute vertrug sie diese nicht mehr so gut. Trotzdem war sie recht Luftig angezogen, bzw. sie achtete auf leichten Stoff. Ihre Brandnarben sah man dank Vincent und ihrer eigenen Arbeit fast nicht mehr, aber sie war empfindlich, zu viel druck bzw enge Kleidung war unangenehm. Bhs besonders, weswegen sie keine Trug, geschweige denn ein Korsett. Heute trug sie ein weißes Oberteil mit Ärmeln aus Spitze welche ihr bis knapp über die Ellbogen reichten. Der Ausschnitt war rund und hatte winzige Blumen mit Steinen in der Mitte, so das es wirkte als würde sie eine Kette tragen. Der Rock war lang fließend, von einem leichtem Chiffon Stoff und mit großen weißen Blumen bedruckt in denen ein hauch gelb sichtbar war. Dazu trug sie Plateauschuhe mit blauen Bändern als Schnürung. Ihr rotes Haar trug sie zu einem Chignon gebunden von dem einiges Teilweise geflochten war. Die Frisur war allerdings nicht allzu streng sondern etwas unordentlich, was ihr aber sehr wohl stand. An den Ohren trug sie ein paar Ohrstecker, zwei weiße Perlen umrandet von silbernen Steinen. Ihre Lippen hoben sich leicht als erneut ein Student herein kam. Einer der wenigen Männer, die waren hier echt rar gesät.

Keiji Higuchi

Die Worte seines Vaters klangen noch einige Tage lang in seinen Ohren nach. “Manchmal frage ich mich, ob du absichtlich dein Leben so lenkst, dass ich es nicht verstehen kann…” Worte, die schnell gesagt waren mit bissigen Unterton. Worte, die man nicht mehr einfangen konnten, sobald der Mund sie verlassen hat. Keiji war bewusst, dass er niemals in die Pfoten seines Vaters treten konnte. Sein Vater war ein geborener Alpha, er hat sich seine Stellung erkämpft. Keiji hingegen, war sicherlich kein Alpha. Er fühlte sich als Beta wohl im Rudel. Er kannte seine Stellung, wusste wo sein Platz war und dieser war nun mal, zum Leid seines Vaters, nicht in der Position des Alphas. Keiji war ein Werwolf, der sich lieber führen ließ als selbst die Führung zu übernehmen. Vermutlich spielte hier auch noch mit rein, dass er im Augenblick auch immer zwischen der Welt des Rudels und der Welt der Menschen umher wandelte. Er war in beiden Welten Zuhause, ging in beiden Welten seinen Weg. An den Wochenenden und während der freien Tagen beim Studium, war er stets bei seiner Familie. Er war bei seinem Rudel, genoss die Zeit mit ihnen und war ein unbefangener junger Wolf. Auf der anderen Seite, wenn das Kunststudium anstand, war er ein junger Mann und versuchte seinen Weg dort zu finden. Er studierte Kunst, wollte später in diesem Bereich arbeiten und saß mit den unterschiedlichsten Menschen in einem Klassenraum.

Die Gedanken an das letzte Wochenende, an die Worte seines Vaters, schob er so gut er konnte in den Hintergrund seines Gehirns. Er wollte und konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Immerhin war er gerade unterwegs zum Klassenraum und strömte dort, zusammen mit anderen Studenten, hinein. Seine dunklen Haaren lagen etwas struppig auf seinem Kopf. Seine Haare waren genauso wie sein Wolfsfell - immer zerzaust, ganz egal was er versuchte. Sie sahen immer ein wenig wild aus, sobald diese ein Stück länger waren. Vermutlich müsste er sich eine Glatze verpassen lassen oder die Haare immer auf wenige Millimeter schneiden lassen, damit sie vernünftig lagen. Aber mit so extrem kurzen Haaren gefiel er sich nicht. Da schlug sein Wolfsherz deutlich für die etwas längeren Haare. Außerdem studierte er Kunst. Da durften die Haare ruhig mal etwas wirr aussehen. Andere in seinem Kurs experimentieren da deutlich mehr mit ihren Haaren. So, wie das Mädel, welches fast jede Woche eine neue Haarfarbe hatte.

Er steuerte im Klassenraum den Sitzplatz an, den er schon seit Beginn des Studiums hatte und schenkte dem neuen Mädchen, welches neben ihm saß, einen kurzes Lächeln und ließ sich dann auf seinem Stuhl sinken. Die wichtigsten Sachen für den Unterricht packte er zügig aus und auch sein Zeichenblock durfte nicht fehlen. Wobei er bei den Vorlesungen nur selten die Möglichkeit hatte, etwas zu kritzeln. Aufpassen war wichtig. Immerhin wollte er auch sein Studium mit Bestnoten abschließen. Allein schon, weil er ein Stipendium hatte und er demzufolge abliefern musste, wenn er das Stipendium behalten wollte. Bis die Vorlesung anfing, waren es noch einige Minuten.

Er ließ seine Tasche sinken, strich sich einmal müde durch die Haare und brachte sie dadurch nur noch mehr durcheinander. Dann wandte er sich dem neuen Gesicht zu. “Neu hier oder siehst du dich hier nur um?” fragte er die junge Dame und musterte sie einmal von oben nach unten. Es gab immer mal wieder jemanden, der sich als Gast für eine Vorlesung einschrieb um einmal zu schauen, wie das alles hier so ablief. Das jemand mitten im laufenden Studium, zu Beginn des nächsten Semesters, neu dazu kam war selten. Dennoch war es nicht unmöglich. Manche zogen um und brauchten dadurch eine neue Uni. Alles war möglich, alles würde irgendwie gehen. Keiji selbst musste sich ermahnen, hier nicht groß mit der Nase zu arbeiten und zu versuchen, irgendwie einen Duft einzuatmen. Als Wolf würde er hier durch die Menschenreihen gehen, neue Leute beschnuppern um sie einschätzen zu können. Er würde ganz anders auf neue Leute zugehen, wenn er in seiner Wolfsgestalt wäre. Hier ging es aber nicht. Er musste die Deckung aufrecht erhalten, die Tarnung beibehalten und als völlig normaler Mensch agieren.

Was jedoch nicht hieß, dass er nicht etwas aus dem Muster fiel. Keiji neigte dazu, immer nach einem Hauch von Wald und Erde zu riechen, die Haare waren struppig, gelegentlich roch er etwas nach nassem Wolf. Was den meisten aber besonders auffiel war, wie unendlich hungrig er sein konnte. Trugen andere ein neues Parfüm, wusste er es und erwähnte dies auch. Er musterte oft die Körpersprache von anderen um sie einschätzen zu können. An sich alles Eigenschaften, die nicht so schlimm waren. Was besonders negativ auffiel war wohl eher, dass er zur Eifersucht neigte und er darauf bestand, seinen Platz zu behalten. Er würde nicht dulden, dass jemand sich einfach auf seinen Sitzplatz setzte. Hätte sich der Rotschopf genau auf seinen Platz gesetzt, hätte er sie aufgefordert sich woanders hinzusetzen. Er war territorial. “Ich bin Keiji. Schön hier mal ein neues Gesicht zu sehen. Man gewöhnt sich doch recht schnell an all die Leute hier.” sprach er nach einem Moment weiter und zog dann seinen Zeichenblock und einen Bleistift hervor, um nebenbei die Umrisse eines Gesichts zu zeichnen.
Merde, dachte sie, als der junge Mann näher kam. “Ich sitze doch nicht auf seinem Platz, oder?" Sie hielt kurz die Luft an und atmete irgendwie erleichtert aus, als er den Tisch neben ihr nahm. Allerdings wusste sie nicht, ob dies Höflichkeit war. Immerhin stach sie heraus, nicht gerade Asiatisch.
Sie holte ihre eigenen Utensilien heraus und legte alles ordentlich hin. Die jungen Männer und Frauen..wussten sie überhaupt, was für ein Glück sie hatten? in die Schule zu dürfen. Die Chance zu haben, studieren zu können, was man wollte. Zu arbeiten, was man wollte..Das war in ihrer Zeit nicht der Fall gewesen.
Sie drehte den Kopf, als der junge Mann sie ansprach. Kurz überlegte sie, formte in ihrem Kopf die Worte. Verstehen tat sie es ja, doch sprechen…
Sie hoffte inständig, dass er sie nun verstehen würde. Sie sich verständigen konnte und ihr Akzent nicht alles zunichte machte.
“Ich bin neu hier.” Sie verneigte sich leicht vor ihm, schließlich war das hier Sitte. “Ich möchte am Unterricht teil lernen…” Sie verzog leicht das Gesicht.""Verzeihung..mein Japanisch ist noch nicht so gut, ich werde mir Mühe geben..” Noch immer war es so, dass sie zu reden anfing, wenn ihr etwas peinlich war. Ein unschöner Charakterzug, wie ihr Vater immer gefunden hatte. Sie verneigte sich erneut leicht, hoffte, dass sie nicht allzu rot wurde .
Ein leichter Luftzug wehte durch das gekippte Fenster hinein und brachte die wenigen losen Strähnen ihres Haares zum Tanzen. Der Geruch ihres Parfüms, leicht und keinesfalls aufdringlich, wehte zu ihm hinüber. Allerdings war da noch etwas anderes unter dem Parfüm. Die leichte Nuance von Rauch, genauer gesagt Feuer, die einem entgegen wehte und anscheinend von ihr ausging. Verlegen blickte sie ihn an und faltete die Hände im Schoß. Was sollte sie nun tun? Sich vorstellen? Es bleiben lassen?
“Ich bin noch nicht lange in Japan..” sie schwieg kurz. “Ich heiße Clairesse, freut mich sie kennen zu lernen Keiji”
Ihr blick viel auf das was er da zeichnete, die Umrisse, die Skizze eines Gesichts. Das versprach jetzt schon gut zu werden. "Sie sind sehr Talentiert.." kam sie nicht umhin seine Arbeit zu kommentieren

Keiji Higuchi

Die rothaarige junge Frau war gewiss nicht von ihr. Sie besaß einen Akzent. Das war das erste, was darauf schließen ließ. Ihre Verneigung erwiderte er und schmunzelte kaum merklich. Zumindest war sie mit den Sitten hier vertraut. Es war doch schön, wenn man sich mit dem Land auseinander setzte und was dort so üblich war. “Es wird sich lohnen, hier teilzunehmen. Man kann vieles mit nehmen.” begann er und räusperte sich kurz. “Ihr Japanisch ist gut, keine Scheu haben zu sprechen. Eine Sprache lernt man am besten, wenn man sie hört und spricht. Austausch mit Muttersprachlerin kann da ein Segen sein.” erklärte er. Was Sprachen anging, war er wirklich gut. Er sprach nicht nur seine Muttersprache oder Englisch. Er war da vielseitig, was das Lernen von Sprachen anging. “Sollte ihnen englisch mehr liegen, sprechen sie ruhig englisch.” bot er ihr an.

Während er sich in Gedanken auf den Unterricht vorbereitete und kurz durchging, was beim letzten Mal Thema war, lag ein Geruch in der Luft. Eine leichte Parfümnote. Um diese zu erschnuppern musste man gewiss kein Wolf sein. Das würde sicherlich jeder riechen, der nicht unweit von Claire saß. Aber da war noch etwas anderes. Es roch ein wenig nach Rauch. Nicht nach diesem Zigarettenrauch, sondern anders. Etwas an diesem Geruch ließ ihn innehalten, ehe er sich lediglich eine kleine Notiz in Gedanken machte. Vielleicht kam diese leichte Rauchnote durchs offene Fenster herein? Vielleicht wurde es durch die frische Brise fortgetragen? Doch dafür war der Geruch zu dicht, zu ausgeprägt. Es war so, als hing dieser Rauchgeruch hier fest. Er sog unbemerkt noch ein wenig die Luft durch die Nase ein und überlegte hin und her, was er damit nun anfing. Er würde es beobachten und schauen, ob ihm das irgendwoher bekannt vorkam.

“Clairesse? Der Name klingt ein Hauch französisch. Wie lange sind sie schon hier?” fragte er die junge Frau neben sich. Als sie seine Zeichnung musterte und meinte, er wäre sehr talentiert, nickte er dankend. “Danke. Zeichnen ist das, was mir im Blut liegt und dennoch erfordert es viel Übung. Umso zufriedener bin ich darüber, hier mein Studium machen zu können. Fertigkeiten ausbauen und alles für ein gutes Berufsleben ebnen. Was hat sie hier her geführt? Ihr Talent? Neugier?” fragte er neugierig, wobei er seine Neugier versuchte so gut es ging versteckt zu halten.
Der junge Mann mit den dunklen Augen und Wuschelhaaren schien trotz allem noch müde zu sein. Sie sah es an seinem Blick, jedoch je mehr er sich unterhielt mit ihr, obwohl es nur -wie nannte man das- Smalltalk? war, desto wacher wurde sein Blick.

Claire runzelte über ihren Ausrutscher in der Sprache leicht die Stirn. Es war ihr peinlich, egal wie oft ihr das in anderen Sprachen schon passiert war. Zudem, Japanisch fand sie schwer. Von der Schrift gar nicht mal zu schweigen. Obwohl sie bisher fleißig geübt hatte, tat sie sich noch immer mit dem Lesen und Schreiben schwer. Immerhin schien die Verneigung richtig gewesen zu sein, denn er tat das auch. Sie hoffte zumindest das es richtig gewesen war.
„Ich hoffe,das ich hier viel lernen werde und bin sehr froh das ich überhaupt angenommen wurde. Es ist ja sehr schwer hier herein zu kommen“ Ihr Japanisch war noch etwas langsam, ebenso wie ihre Antworten, aber es würde hoffentlich besser werden.
Sie senkte kurz den Kopf, leicht schmunzelte sie. „Das ist sehr freundlich von ihnen..ich habe sehr dafür geübt..und ich werde mir mühe geben die Sprache zu lernen.“ sie lächelte leicht neigte den Kopf leicht nach links. „Wenn sie mir dabei helfen könnten?“ Sie lachte leise auf. „Oh Englisch liegt mir mehr ja, doch ich möchte ja eure Sprache lernen..also Englisch.. “ da viel ihr das Wort nicht ein. „only then when i dont remember the words. Would that be okay for you“ Auch hier hörte man weiterhin ihren Akzent, sie bekam ihn wohl nicht los, egal in welcher Sprache, selbst als sie sehr lange englisch gesprochen hatte, damals in Irland war sie diesen doch nicht los geworden. In gewisser weiße war sie dankbar dafür. So hatte sie immer ein Stück ihrer Herkunft, Frankreich und ihrer Kindheit bei sich. Alles andere, was passiert war, als sie dann Verheiratet gewesen war, daran wollte sie so gut es ging nicht mehr denken. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, trug sie diesen Zeitabschnitt doch ständig mit sich herum. Sie blickte kurz auf ihre Hände, Brandnarben die man allerdings fast nicht mehr sah. Dank Vincents und ihrer Arbeit. Wirklich frei davon war ihr Gesicht und der Hals, ein Zauber der über ihrem Gesicht lag. Jedoch, der Rest ihres Körpers trug weiterhin die Brandnarben, inklusive der Verletzungen aus dem Kerker.
Es entstand eine kurze Pause in dem man nur das Geräusch des Stiftes auf dem Papier hören konnte. „Clairesse, Claire wenn sie möchten und ja ich bin Französin.“ Sie beobachtete ihn kurz. Was dachte er nun von ihr, über sie? Er war ganz offensichtlich ein Japaner. „Ich bin nun schon..“ sie überlegte kurz „Ah ein halbes Jahr hier“

Keiji Higuchi

Er war geduldig, hetzte sie nicht bei den Antworten. Es war für ihn in Ordnung, wenn sie Zeit brauchte. Japanisch war nun mal nicht so leicht zu lernen wie englisch. Für Nicht-Muttersprachler war es sicherlich anstrengend die Sprache zu lernen. Aber gut, das dachte Keiji teilweise von jeder Sprache, die man so lernte. Es gab immer viel zu lernen und in manchen Sprachen gab es auch noch diverse Akzente und Dialekte, die interessant waren und Beachtung fanden. “Ja, das stimmt. Hier rein zu kommen, mag schwierig erscheinen. Aber es lohnt sich.” erwiderte der Japaner lächelnd. Er wusste ja selbst, wie schwer es sein konnte, hier anzukommen. Sein Stipendium hatte er bekommen, aufgrund seiner guten Leistungen und der Prozess dafür, war nicht gerade leicht. Es war viel gewesen, was da mit rein spielte. Aber letztlich hat es sich gelohnt und er war hier, war stolz drauf hier sein zu dürfen.

Er nickte ihr einmal zu, als sie sich erklärte und dann durchaus ins Englisch überging. Auch da hörte man ihren Akzent heraus. “Wir können das gerne so machen. Englisch wird genutzt, wenn dir ein Wort nicht mehr einfällt. Ich verstehe und spreche Englisch sehr gut. Werde aber für den Lernprozess, bei meiner Muttersprache bleiben.” bot er ihr an. So würde sie lernen und konnte sich selbst verbessern. Selbst, wenn sie nicht pausenlos selbst sprach, übte es ja auch, wenn man die gesprochenen Wörter übersetzen musste. “Dann lag ich ja richtig. Clairesse ist ein Name, der aufgrund seines Klanges durchaus gut eingeordnet werden kann. Das geht mit meinem Namen, Keiji, auch sehr gut. Zumindest lässt er sich dem asiatischen Raum problemlos zuordnen. Was bedeutet der Name Clairesse?” fragte er sie neugierig. “Schon ein halbes Jahr hier? Das ist doch echt gut. Schon eingelebt?” ergänzte er fragend. Er selbst wusste nicht, wie es in anderen Ländern so war. Er war stets hier vor Ort gewesen und kannte daher nur sein Land. Wobei es schon reizvoll wäre, auch mal zu verreisen und mehr von der Welt zu sehen als nur die Theorie vor sich zu haben. Vielleicht würde er irgendwann verreisen können, mehr von der Welt sehen. Aber jetzt im Moment war er hier und würde nicht so schnell eine Weltreise antreten. Das könnte er sich gar nicht leisten und vermutlich würde er schneller wieder zurück sein, als ihm lieb wäre, weil er die Nähe zu seiner Familie und seinem Rudel brauchte.