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Higashiyama-ku - Shadowhunterinstitut Von Flügeln, grünem Pferdesabber und meergrünen Augen - Druckversion

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Von Flügeln, grünem Pferdesabber und meergrünen Augen - Mairtin Connolly - 29.01.2024

Der Tag war zwar relativ kalt, aber gut und warm eingepackt, ließ es sich aushalten. Meine Therapie schritt voran und ich machte langsam wieder ein paar Fortschritte. Gut so. Dass es manchmal dauerte, war klar. Ich musste mir selbst die Zeit geben, die ich benötigte, um zu heilen. So kam es auch, dass ich in dieser Nacht wieder nicht schlafen konnte. Schweißgebadet wurde ich wach, sah mich zitternd und verwirrt um. Erst nach einigen Minuten erkannte ich, wo ich war. Um den ganzen Scheiß in meinem Kopf loszuwerden beschloss ich, kurzerhand aufzustehen, mich anzuziehen und in den Stall zu gehen. Devilstar brachte mich meistens gut runter und ich fühlte mich mit dem großen Tier sicher und wohl. Außerdem hatte ich irgendwie das Gefühl, es wäre sinnvoll, nach ihm zu sehen. Warum wusste ich nicht. Zum Glück war ich nicht eingesperrt – obwohl, das hätte mich kaum wirklich aufgehalten. Wie ich ein Schloss knacken konnte wusste ich sehr wohl. Solang ich mich nachts auf dem Gelände des Instituts bewegte, durfte ich auch nachts umher. Draußen? Nur in Begleitung. Und das war nicht allzu oft möglich. Es dauerte nicht lang, bis ich am Stall war. Es würde mich kaum wundern, wenn Xiao irgendwie davon Wind bekam. Wie viel Uhr wir hatten, wusste ich nicht. Devilstar stand in seiner Box, war aber nicht alleine. Syrahel stand bei ihm. Das erstaunte mich, denn der große Holsteiner war sehr dominant und ließ selten Fremde an sich heran. Es sei denn, es gab etwas zu Fressen. In diesem Fall schnoberte er mit der Nase über Syrahels Flügel, schleckte darüber und verteilte eine großzügige Portion Mashsabber darauf. Richtig schön eingesabbert und shampooniert. Manchmal war der Dunkelbraune bestechlich, offenbar auch bei Syrahel. Ich schritt heran. „Hey“ sagte ich leise und wurde mit einem Brummeln von Devilstar begrüßt, der sich sichtlich über meine Anwesenheit freute und ebenso über meine Krauleinheit an einer seiner Lieblingsstellen am Kopf. Die Oberlippe wurde immer länger. Die Tatsache, dass Devi Syrahel akzeptierte und ihn sogar an sich heranließ sagte viel über den anderen aus. Mir war nicht bewusst warum, aber das kluge Tier schien etwas zu wissen, von dem sonst noch niemand etwas ahnte. Warum? Der Geruch. Der riesige Hengst schnaubte kurz und mümmelte dann wieder fröhlich sein Heu. „Ich bin überrascht, dass Du hier bist und er nicht zeigt, was für ein Hengst er sein kann.“ Er konnte es zwar in Sachen Masse kaum mit den Schlachtpferden hier aufnehmen, war dafür aber sehr viel wendiger, schneller und sprunggewaltiger. Wenn er wollte kam er auch spielerisch über die Weidezäune. Hengstsichere Zäune? Ein Witz. Der sprang da drüber, wenn er wollte. Zum Glück war er nie groß an Stuten interessiert und hatte so noch nicht gedeckt. DAS wäre wohl ein Supergau für den Leiter des Instituts, zumindest vermutete ich das. Andererseits besaß Devi eine exquisite, erstklassige Abstammung und das bedeutete durchaus Geld. „Was tust Du hier? Ist alles in Ordnung?“, fragte ich leise, während Devi die mashbewährten Flügel Syrahels noch mit Heu dekorierte. Heuhalter to Go – neueste Erfindung made by Devilstar.


RE: Von Flügeln, grünem Pferdesabber und meergrünen Augen - Syrahel - 05.02.2024

Eigentlich war es eine Nacht wie so viele andere auch. Mairtin ging fleissig in Therapie und damit auch anderen Aufgaben und meine Anwesenheit blieb weiterhin unentdeckt. Es gab wenige Ausnahmen, wo ich Mairtin nicht auf Schritt und Tritt folgte, was eigentlich auch ganz gut so war...hätte ich im Detail erfahren was er in den Therapiesitzungen von sich gab...allein der Gedanke ließ meinen Magen rebellieren und ich war bekannt dafür, dass ich einiges vertrug. Die wenigen Sachen, die ich bereits wusste, reichten allerdings dass mein Hass auf seine Familie ins unermessliche reichte.
Mit diesen Gedanken begleitet hatte ich in dieser Nacht meine Mühe in den Schlaf zu finden und es gab auch noch eine andere Ursache, das wusste ich nur viel zu gut.
Genervt über die Schlaflosigkeit und damit auch von mir selbst gab ich es auf den erhofften Schlaf finden zu wollen. Vielleicht würde ein Spaziergang helfen.
An der frischen Nachtluft konnte ich tief durch atmen und einem Impuls heraus bereitete ich meine Flügel aus. Die Bewegung schmerzte, aber ich ignorierte es gekonnt. Wie von selbst trugen meine Füße mich über das weitläufige Gelände bis ich an den Stallungen ankam. Die wenigen Pferde, die sich in den Stallungen befanden nahmen nur kurz Notiz von mir bevor sie sich wieder dem Heu widmeten. Lediglich der Hengst von Mairtin musterte mich mit einem Blick als wüsste dieser sehr genau Bescheid. Ich setzte mich zu ihm in die Box, was dieser mit einem warmen Schnauben zur Kenntniss brachte. Meine Anwesenheit war also Willkommen übersetzte ich das für mich. Die Nase des Schimmels verschwand wieder im Masheimer, um dann das Mash über meinen Rücken zu verteilen. Weil es angenehm warm war hatte ich wie die meisten auf ein SHirt verzichtet. Gutmütig nahm ich es hin, dass ich als sein Futtertrog missbraucht wurde und ich merkte, wie ich langsam zur Ruhe kam. Tiere urteilten nicht, sie handelten nach ihrem Instinkt. Entweder mochten sie den Gegenüber und akzeptierten dessen Nähe oder sie lehnten den weiteren Kontakt ab. Der Schimmel war in der Hinsicht auch nicht anders. Es gab Anwesende, die er anscheinend gerne um sich herum hatte während er anderen schon mal von weitem mitteilte was er von ihnen hielt...im besten Falle durften sie ihm gnädigerweise sein Futter bringen, das war dann aber auch das höchste der Gefühle.
Seufzend streckte ich meine Beine aus und lehnte mich an die Boxenwand. Allerdings hatte mein Rücken diesbezüglich andere Pläne und rief nicht besonders schöne Erinnerungen vor, die ich zumeist verdrängte.
So verging einige Zeit und hin und wieder verteilte Devilstar die Reste seines Mashes über mich. Die Gedanken kamen und gingen, selten wurden sie konkreter. Ich blickte auch nicht auf, als ich Mairtins Schritte hörte die erst an der Box aufhörten. Er kraulte den Hengst, sprach leise auf ihn ein. Anscheinend hatte er eine Stelle gefunden, die der Hengst als besonders wohltuend empfand. Der Hals wurde immer länger und man könnte durchaus auf den Gedanken kommen sich zu fragen, ob nicht doch eine Giraffe in der Ahnentafel versteckt sein könnte. "Tiere urteilen nicht und ich fühle mich wohl in ihrer Gegenwart." kommentierte ich Mairtins Frage, was ich in der Box mache. "...und zu seinen Manieren...", ich wischte ein paar Mashkrümel von meiner Hose ," an denen muss er noch üben. ich rückte ein wenig zur Seite, damit mein Schutzbefohlener Platz nehmen konnte, allerdings kommentierte mein Rücken die Bewegung mal wieder entsprechend. "Ist alles okay. Wollte nur mal nach den Tieren sehen." dass das nur teilweise die Wahrheit war, konnte man dahingestellt lassen aber Mairtin hatte genügend andere Probleme, die er angehen musste und es war besser meine Dinge lieber bei mir selbst zu behalten.
"Niemals Gefühle zeigen. Engel haben keine Gefühle, noch zeigen sie welche. Am besten existieren sie nur,huldigen IHM und beobachten." so wurde es uns immer und immer wieder gepriesen. So und nicht anders.
Kurz verschloss ich die Augen und dachte an eine flüchtige Erinnerung, die sich in meiner Gedankenwelt manifestiert hatte: ein Engelskadett war auf der Suche nach seinem Mentor. Etwas sagte mir, dass dies häufig geschah dass sein Mentor vor wichtigen Ratssitzungen flüchtete oder sich etwas einfallen ließ, um nicht daran teil zu nehmen. Der besagte Mentor hatte sein Nickerchen am Baum des Lebens abgehalten und unterhielt sich zeitweilen mit mir. Wie auch Heimdall in Asgard ein Auge auf alle Geschehnisse hatte, so war es halt an mir den Baum des Lebens und alles darum herum zu beschützen. Auch dann, wenn ER wieder seine Minigolfeskapaden auspackte...Raziel...das war der Name des Kadetten! Er sprach mit dem Baumgeist Anäis und neben Anäis...stand jene Person für die ich nichts empfinden durfte und trotzdem schlug mein Herz jedesmal wie wild...ich riss die Augen auf und jetzt wusste ich auch, warum ich in dieser Nacht keine Ruhe gefunden hatte!

Es war der Tag unserer Exekution. Anäis hatte es gewusst, er hatte um die Beziehung zwischen Rana und mir gewusst und trotzdem hatte...hatte er uns verraten? Ich wusste es nicht, aber in mir zweifelte eine innere Stimme. Weder Raziel noch Anäis hätten uns je verraten und Raziels Mentor...nein...auch er hätte nie...ich schüttelte den Kopf, um die Gedanklichen Dämonen zu vertreiben, denn ich wusste immer noch nicht was mein Kopf sich zusammen reimte und was wirklich geschehen war. Aber an eines erinnerte mich mich mit erschreckender Genauigkeit...nämlich an den Schmerz, der über mich kam als man meine Flügel abschlug.
Genervt von mir selbst massierte ich kurz meine Nasenwurzel und setzte eine betont freundliche Miene auf, während Mairtins Hengst nun fertig war mit dem Fressen und sich zu unseren Füßen nieder ließ. Der Glückliche...er kümmerte sich nicht um die Vergangenheit oder Zukunft. Für das Pferd existierte einfach nur der Moment. "Kann ich etwas für dich tun?" fragte ich meinen Schützling und grinste schief. "Verlang aber nicht, dass ich dir ein Schlaflied vorsinge...bin nämlich fürchterlich im Musikgeschmack."