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Nakagyō-ku looking for some inspiration? - Druckversion

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looking for some inspiration? - Mayu Haruaki - 23.02.2024

Wenn ich mein Geld nicht gerade für Alkohol oder irgendwelche Pillen rausschmiss, so waren es Manga, die ich beinahe schon religiös sammelte. Warum? Keine Ahnung. Sie waren ein guter Zeitvertreib und ich konnte so tun als wäre eins meiner sehr wenigen Hobbys etwas, das mich intellektuell weiterbildete - immerhin las ich ja. Wenn auch nur aus Sprechblasen, die auf manchen Seiten sehr mangelhaft vertreten waren. Aber wenn man seine Nachmittagspläne als "Ich wollt nach neuen Büchern schauen", verkaufte, klang man direkt etwas schlauer und erwachsener. Zusätzlich dazu unterstützte ich Künstler und betrachtete zum Teil echt gute Zeichnungen, die mir die Zeit vertrieben. Und doch ... mit all den "guten Gründen" war mein erster Instinkt immer, mich und dieses Hobby zu verteidigen, als wäre es etwas Schlimmes oder Verwerfliches.
Vielleicht war es das ja, denn wenn ich zugeben muss, mein Hauptaugenmerk lag auf Erotik-Manga. Den schmuddeligen und expliziten Geschichten mit wenig wirklich wichtigem Plot und sehr vielen heißen Szenen, die die Fantasie anregten und die Langeweile vertrieben. Natürlich verirrten sich auch hier und da "normale" Mangareihen in mein Interessengebiet, aber naja, doch eher seltener.

Ewig Zeit hatte ich nicht für den Besuch in meinem favorisierten Nerd-Paradies. Der Laden befand sich nahe der großen Einkaufsstraßen von Nakagyo im Einkaufszentrum "OPA". Book Off. Comics über Comics, Merchandise, Trading Card, DVDs, alles. Und Manga! Vor allem auch ... nicht jugendfreie Manga. Natürlich hätte ich dafür auch Hentai Shops in der Nähe frequentieren können aber da ich ab 19 Uhr arbeiten musste und vorher noch zuhause sein, mich fertig machen Abendessen zu mir nehmen musste, war Book Off besser geeignet. Von Hentai Shop zu Hentai Shop wandernd hätte ich die Zeit irgendwann zu schnell vergessen.
Im Fahrstuhl hinauf betrachtete ich die Straße, die sich vor dem großen Gebäude befand und sah gedankenverloren Autos nach, bevor das vertraute Geräusch des Fahrstuhls, der die gewünschte Etage erreicht hatte, erklang.
So weit das Auge reichte erstreckten sich Regale um Regale. Figuren bekannter Fandoms standen in Vitrinen zum Verkauf, es gab Ausstellorte für zig Pokemonkarten, die man kaufen konnte und dann die Manga-Regale. Meterweit, an der Wand entlang und gängeweise. Ich liebte den Anblick der ganzen Bücher, auch wenn mich der Rest des Ladens kaum interessierte. Ich war kein "Nerd", ich wollte einfach nur ein paar perverse Bücher kaufen. Klingt etwas notgeil, ich weiß, aber ich nutzte die Dinger nicht als Wichsvorlage - nicht direkt jedenfalls. Sie waren einfach nur Entertainment und gute Ablenkung vom Leben.
Durch die Gänge schlendernd hatte ich bald die Regale mit den Doujin erreicht, den expliziten Manga, die allesamt eingeschweißt waren und an dessen Regalen sich Hinweisschilder befanden, dass sie nur an Erwachsene ab 18 Jahren abgegeben wurden. Dass sie eingeschweißt waren, machte zwar Sinn, war für mich aber eher nervig. Ich wollte reingucken, wollte sehen ob der Zeichenstil mich ansprach, vor allem bei ... gewissen Szenen und einfach hineinschnuppern. Glücklicherweise kannte ich den Laden inzwischen gut genug um mich mit einem gewählten Exemplar so hinzustellen, dass niemand sah, wenn ich auf äußert legalem Wege mit meinem Ring unten die Folie aufschnitt, um das Buch schließlich unauffällig hinausgleiten zu lassen. Es in einem größeren, harmlosen Manga versteckt und mich in einer Ecke des 18+ Bereiches niedergelassen, begann ich neugierig zu blättern.


RE: looking for some inspiration? - Chiaki Mikami - 23.02.2024

Der Heimweg der Uni konnte manchmal wirklich langweilig sein, insbesondere, wenn man sich über Dozenten ärgerte, die sich nicht belehren lassen und stur auf ihre Meinung beharrten. Nur weil das Wissen vor 20 Jahren vielleicht mal gut und aktuell war, bedeutete es nicht, das es heute noch immer so war. Die Wissenschaft blieb nicht stehen, es gab neue Erkenntnisse, Abhandlungen, doch altersschwache Rentner klammerten sich an ihren Ansichten fest und vermittelten sie. Wenn jeder so wäre, würde man heute noch auf Steintafeln schreiben. Chiaki hasste diesen Kerl und es war immer wieder eine Zumutung bei ihm eine Vorlesung zu besuchen. Leider brauchte er dieses Fach um voran zu kommen.
Und um das besser zu realisieren, besuchte er zunächst eine Buchhandlung, um sich neues Fachwissen zu besorgen, welches er dem Alten gern über den Schädel gezogen hätte, statt zu lesen, aber das würde unnötige Schwierigkeiten mit sich bringen. Beim bezahlen des Werkes fiel ihm ein, das er noch eine Reihe vervollständigen wollte, die er letzte Woche angelesen hatte. Dafür musste er in einen anderen Laden. Man kannte ihn dort, was das besuchen der Erwachsenenabteilung vereinfachte, wenn der passende Verkäufer da war, hießt das. Nicht immer hatte er das Glück. Ließ er den Tag Revue passieren, konnte es durchaus bedeuten, das ihm das Pech im Nacken saß... Aber wer war er, wenn er es nicht probierte?
Schnell war er beim Gebäude angekommen, nach oben gefahren und... ruhe überkam ihn, ließ ihn grinsen. Selbst die Tüte in seiner Hand schien ein wenig leichter geworden zu sein, was natürlich Unsinn war.
An den Regalen entlang schleichend, die mit Reihen gefüllt waren, die ihn so nicht interessierte, versuchte er den Verkäufer auszuspähen, der nicht an seinem üblichen Platz anzufinden war. Dreist, wie er sein konnte, schlich er in die begehrte Abteilung in der er von Alterswegen her noch nichts zu suchen hatte. Um den Ärger, den er bekommen könnte, würde er sich kümmern, wenn es soweit war. Noch hatte ihn keiner gesehen, hoffentlich blieb es auch so!
Ihm fiel ein junger Mann auf, der auf den ersten Blick nicht dein Eindruck machte, Schmuddelkram zu lesen, aber wer machte das schon? Die wirklichen perversen lasen sicher online, um sich nicht outen zu müssen... Zudem stand es niemanden auf der Stirn.
Warum er zu ihm hinüber sah, statt sich nach der Reihe umzusehen, die er wollte, wusste er nicht. Vielleicht war es das androgyne aussehen, vielleicht dessen Kleidungsstiel... Noch seinen Gedanken nach dem 'Warum?' durchforstend, sah er, wie er die Folie teilte und sich davon stahl. Wollte dieser Kerl etwas klauen? Kein Umstand, der ihn störte, mochte er sich selbst den Nervenkitzel, aber irgendwie empörte es ihn doch.
Sie war groß, sie war blanker Unsinn und doch nahm er die Möhre mit sich neben der er stand, denn das, was er sah, konnte er so nicht tolerieren. Die ein Meter große Plüschmöhre, die überraschend weich und leicht in seinen Händen lag, konnte man gut greifen und dazu benutzen, um sie den lesenden Unbekannten auf den Kopf fahren zu lassen.
„Man schlitzt nicht einfach Bücher auf, um sich den Inhalt anzusehen!“, empörte er sich. „Lass mich auch gucken!“, verlangte Chiaki jedoch im zweiten Atemzug und drückte mit dem blättrigen oberen Ansatz der Möhre gegen den Unbekannten, um sich genügen Platz zu verschaffen. Leider brauchte es auch noch einen langen Hals, den er machen musste, um etwas brauchbares zu erkennen.
„Letztens hab ich den zweiten Teil beendet, der war noch interessanter, als der hier.“ Aber es war nicht die Geschichte an sich, viel mehr das Drumherum, was in diesem bebilderten Buch passierte. Es war echt gut. Ausgewogen aus Schweinerei, Geschichte, Zeichnung und Hintergrund. Aber zu viel wollte er nicht verraten, um keine eventuellen Spoiler zu bieten. Die Zunge im Zaum zu halten war wirklich schwer, wenn die Geschichte gefiel und man sich jemanden mitteilen wollte. Wie schwer es ihm fiel, wusste man nur, wenn man ihn kannte.
„Mach dich nicht so breit, lass mich gucken!“ Die Möhre schlug erneut gegen den Fremden.


RE: looking for some inspiration? - Mayu Haruaki - 05.03.2024

So unbeobachtet, wie ich mich in dem Moment gefühlt haben mochte, war ich anscheinend leider nicht, aber das war mir nicht klar. Ich tat einfach fröhlich das, was ich geplant hatte. Zog unauffällig den Doujin aus der Folie, legte sie ein wenig zusammen und platzierte sie auf dem Rücken des Manga, bevor ich ein weiteres aus dem Regal zog, das nicht als Schmuddelkram für Erwachsene klassifiziert war und öffnete es, um das andere hineinzulegen. Auch das schien von dem Kerl bemerkt worden zu sein, der jedoch noch immer nicht auf meinem Radar war, immerhin hatte ich ihm den Rücken zugedreht und hatte ihn nicht kommen sehen, als ich bereits mitten in meinem illgalen Akt war.
Mich in einer Ecke niedergelassen betrachtete ich erst einmal den Zustand des Buches, immerhin gab es hier vorrangig Second-Hand Exemplare. Störte mich nicht, denn immerhin wurden sie vor dem erneuten Verkauf hier genauestens in Augenschein genommen um ausschließen zu können, dass klebenden Seiten oder sonstigen verdächtigen Rückstände am Exemplar zu finden waren. Und das beste? Die Manga hier waren weitaus günstiger. Und man fand hin und wieder Raritäten oder vergriffene Werke.
Kaum hatte ich die ersten Seiten betrachtet und mir ein erstes Urteil über den Einstieg und den Zeichenstil gemacht, hörte ich eine empörte Stimme, die mich aufsehen ließ. Gleichzeitig haute die noch nicht zugeordnete Stimme mir irgendetwas auf den Kopf. Es tat nicht weh und war nicht hart und dennoch sackte ich in der Sitzposition ein wenig zusammen und der gehobene Blick wurde wieder gesenkt - zumindest für einige Augenblicke, bevor die Möhre, wie ich erkennen durfte, wieder gehoben wurde und ich erstmals einen Blick auf den Täter werfen konnte. Dunkles Haar und neugierige Augen, ein ernstes Gesicht, jedoch eher durch die Augenbrauen und Gesichtszüge, weniger aufgrund der Situation, denn die sofort auf seine Empörung folgende Forderung klang alles, nur nicht als wäre er ein ernster Zeitgenosse. Auch der Fakt, dass er sich im 'Schmuddelgang' aufhielt, unterstützte meine These.

"Ich hab gar kein Buch aufgeschlitzt", entgegnete ich in gleichermaßen empörtem Ton. "Bin doch kein Mörder!" Dann aber wurde meine Stimme leiser: "War nur die Folie..." Musste ja nicht jeder hören, was ich hier trieb, reichte schon, dass der Kerl mit seiner pervers guckenden Möhre mich auf frischer Tat ertappt hatte. Und nun forderte er auch noch einen Platz neben mir ein. Nicht, dass ich Berührungsängste hatte, wenn es um Kontakt zu Fremden kam, ich war tatsächlich ziemlich offen für solche harmlosen Annäherungsversuche. Das gesagt störte es mich doch, immerhin wollte ich in Ruhe ein paar Bücher durchblättern und mir was zum Lesen besorgen, jetzt musste die 'anspruchsvolle' Lektüre die Aufmerksamkeit mit dem Störenfried teilen, den ich skeptisch mit leicht zusammengekniffenen Augen musterte, während ich über die Konsequenzen nachdachte, die mich ereilen würden, wenn ich ihn einfach ignorierte. Mit einem Grummeln rutschte ich ein wenig weiter in meine Ecke, damit sich der Typ neben mich hocken konnte. "Du kennst den doch eh schon, warum willst du... gucken", fragte ich ein wenig verwirrt auf seine plötzliche Aussage, während ich die Jacke wegzog, bevor er sich draufsetzen konnte und daraufhin noch einen weiteren Schlag mit seinem perversen Gemüse erntete. "Nicht so ungeduldig, bin kein Shinkansen!", knurrte ich und streckte ihm die Zunge raus, bevor der Platz geebnet war. "Ich dachte schon ich wär viel zu komfortabel in dieser Abteilung. Sich zu einem Fremden zu setzen um mit ihm in in ein ... einen ... hier rein zu gucken ist schon eine ganze Nummer weiter, muss ich dir lassen", plapperte ich drauflos. ich war ja viel gewohnt - noch viel mehr Blödsinn trieb ich selbst. Aber das war doch ein ganz neues Level an Kontaktfreudigkeit. Dass er sich nichtmal schämte - nicht, dass ich es tat - so wie die meisten Japaner.


RE: looking for some inspiration? - Chiaki Mikami - 08.03.2024

Chiaki konnte manchmal wirklich aufdringlich sein, wenn er es wollte. Bei Fremden nicht so, aber ausgeschlossen war es nicht, insbesondere dann nicht, wenn seine Neugier geweckt wurde. Schnell wurden dann Vorbehalten und normale Verhaltensweisen über Bord geworfen. Die Zeit in Amerika hatte wohl doch ihre Spuren hinterlassen, wenn auch nicht offensichtlich, wie er glaubte. Der typische Japaner hätte Abstand gewahrt, ignoriert und wäre von Dannen gezogen. Chiaki hingehen sprang direkt drauf zu, die Ohren sperrangelweit offen.
Er klemmte sich die übergroße Möhre unter den Arm und quetschte ich neben den anderen. Dass der Sessel nicht für zwei ausgelegt war, konnte man auf den ersten Blick sehen, da sie aber beide schmal waren, ging das schon mal, wenn sich keiner der beiden ausstrecken wollte. So konnte man besser Heimlichkeiten austauschen und sicher auch synchron behaupten, dass sie nichts machten, sollte man sie fragen. Unschuldig tun konnte er recht gut. Menschen, die ihn nicht kannten, glaubten es oftmals auch, wahrscheinlich da sie kaum an der Wahrheit interessiert waren.
Sein Blick heftete sich auf die Seiten, überflog die japanische Sprache, die ihm sagte, dass er so falsch nicht gelegen hatte. Er wurde immer besser, wie er mit Stolz bemerkte. Als nicht umgeblättert wurde, starrte er den Fremden von der Seite her an, als würde ein aufmerksamer Blick schon genügen, um seinen Willen zu vermitteln.
„Einerseits gut, andererseits … wie soll man Zeichnungen und Stil beurteilen, wenn sie alle eingeschweißt sind?!“, stimmte er zu. Schutz Minderjähriger – ihm – ging vor, aber es nervte aus besagten Gründen. Nichts war bei dem Hobby schlimmer, als Mangas zu kaufen und dann mit den Zeichnungen nicht übereinzustimmen und sich darüber aufzuregen, dass die Proportionen nicht stimmten. Überlange Arme, zu breite Schultern und Köpfe wie Stecknadeln. Wer mochte sowas?! Und doch war der Stil in den 80ern und 90ern doch recht verbreitet.
„Ich hab ihn auf Chinesisch gelesen.“ Wobei man bei diesen Heftchen wohl kaum von ‚lesen‘ im eigentlichen Sinne, ausgehen konnte. Und doch war es ein netter Antrieb, auch die Schriftzeichen zu lernen, statt nur die Aussprache. Mit dieser kam er inzwischen sehr gut zurecht, konnte sich vermitteln und fast problemlos unterhalten, aber lesen.... da musste er noch dran arbeiten. Da er Mangas mochte, warum nicht lernen u lesen kombinieren?
„So lang du dir in den richtigen Momenten Zeit lässt, brauchst du keiner sein, aber nun blättere um!“, forderte er, hob die perverse Möhre und musste einiges an Zielkraft aufwenden, um mit der unteren weichen Spitze des orangen Gemüses mit dem anzüglichen Blick, genau auf die Wange des anderen zu zielen.
„Kann man die online irgendwo lesen?“ Zwar hatte er den Rest der Reihe bestellt, aber nicht auf Japanisch. Schon jetzt war der Platz begrenzt, da konnte er die gleiche Reihe nicht in zwei verschiedenen Sprachen horten, um sie gelegentlich abzugleichen. Ein Wörterbuch für einen perversen Manga zu nutzen, war dann aber auch unter seiner Würde. Das würde er nie erklärt beklommen.
„Nun blättere schon um.“ Wieder ein poken, welches mit der Möhne erfolgte. Fast wäre es ins Auge gegangen. „Schwer damit zu zielen. Dein Kopf ist zu klein.“, behauptete er, schielte um die Möhre herum und grinste, als sich ihr Blick begegnete.


RE: looking for some inspiration? - Mayu Haruaki - 29.03.2024

Ich hatte mir meinen Tag anders vorgestellt. Einfach gemütlich hier in einer unauffälligen Ecke hocken und perverse Manga angucken, vielleicht ein paar kaufen, in einen Spint am Bahnhof stecken und dann arbeiten gehen. Das war der Plan. Eigentlich recht simpel und doch brauchte es nur eine einzige unbedachte Variable um all das zunichtezumachen und jetzt hatte ich eine orangene Plüschmöhre in der Fresse und alles, nur keine Ruhe. Zugegeben, ich war ja leicht amüsiert von der Kontaktfreudigkeit und dem Level an Wahnsinn, das man aufbringen musste um so eine Aktion zu starten. Respektabel, keine Frage!
Statt mich nun, nachdem sich der Fremde gesetzt hatte, den Seiten zu widmen, starrte ich ihn weiter nur verblüfft und anerkennend an, bevor mir fast die Spitze der Möhre ins Auge gepiekt wurde.

"Chinesisch? Warum chinesisch?", fragte ich ein wenig verwirrt, aber auch neugierig und vergas immernoch, dass ich den Manga weiter angucken und mir ein Urteil bieten wollte. Nun wo der Gesprächspartner da war, musste es auch ausgenutzt werden, fand ich. Nicht, dass es mir schwerfiel, Gesprächspartner zu finden. Aber nicht nur hatte er sich willig bereiterklärt, sodass ich mir nicht mal Mühe mit der Suche geben musste, er hatte sich außerdem geoutet als Connoisseur für Schmuddelkram und damit hatten wir etwas gemeinsam. Also war er gleich doppelt so interessant für mich.
Als die Möhe mich erneut ins Gesicht traf, biss ich zu. Nicht ihn, nein, die perverse Möhre! Sie schmeckte in etwa so synthetisch wie sie aussah und der fellartige Stoff auf meiner Zunge war auch nicht gerade angenehm. Leise knurrte ich, bevor ich sie nach kurzem Rütteln - fast als wär ich ein Hund - wieder freigab und ihn kampflustig ansah. "Lass mich doch mal 2 Sekunden gucken, bevor du noch mehr Ansprüche stellst!", forderte ich und wendete nun auch endlich mal den Blick von dem Fremden ab und betrachtete die Seiten, die seit gefühlten Ewigkeiten geöffnet waren, bevor ich der Bitte endlich nachkam und leise umblätterte.
"Klar kann man die online lesen, man muss nur wissen wo", antwortete ich auf seine Frage und zwinkerte geheimnisvoll. Er wollte doch jetzt nicht im ernst, dass ich ihm in aller Öffentlichkeit die URLs für die Seiten nannte, die jeden Yaoi-Enthusiasten erblassen ließen. Das würde kosten!
Ich versuchte, mich gleichermaßen auf ihn und den Manga zu konzentrieren, da ich das spitze, fellige Ende der Möhre, das nun auch noch leicht von mir angesabbert worden war, nicht am Ende wirklich noch im Auge haben wollte, damit ich bereit zum Umblättern war, wenn er es wieder forderte.
Während ich ihn mit einem Seitenblick begutachtete und einzuschätzen versuchte, ob er so weit war, fiel mir die Tüte in seinen Händen ins Auge. "Was ist da drin? Noch mehr Schmuddel?", fragte ich und hob vielsagend die Augenbrauen.


RE: looking for some inspiration? - Chiaki Mikami - 31.03.2024

Die Möhre war die perfekte Waffe. Weich, unscheinbar und groß. Perfekt um sie anderen überzubraten, ins Auge zu stechen oder ein Schläfchen darauf zu machen, je nachdem, wonach einem der Sinn stand. Ein Allzweckwerkzeug, das einen seltsame Blicke einbringt und dessen Nützlichkeit infrage stand. Ehe Chiaki aber weiter über die Begründung eines Kaufs nachdenken konnte, holte ihn seine neue Bekanntschaft wieder ins Hier zurück.
„Mein Freund ist Chinese und ich ärger ihn gerne. Nun ja, auf die Palme bringen trifft es eher.“, gab er ungeniert zu, was aber nicht der eigentliche Grund für das Lernen der Sprache war. Chiaki war es wichtig, das Xi sich auch mal in der eigenen Muttersprache unterhalten konnte, auch wenn es diesem wohl nicht so wichtig schien, wie er annahm. „Aber im Grunde will ich meinen Schwiegervater damit nerven.“ Den Kopf leicht schiefliegt, fand er, dass die letzte Begründung doch plausibler war, auch wenn die erste nicht an Wichtigkeit verlor. Beide waren wichtig. Nur zu ersterem hatte er öfter Gelegenheit, als zum zweiten. Zudem schien es ihm interessant.
„Ansprüche sind wichtig!“, behauptete er und zerrte ein wenig an der gebissenen Möhre, die er ein Stück von sich weghielt, fast als wolle er kontrollieren, ob an der spitze etwas fehlte. Doch weder der Stoff war eingerissen, noch konnte man eine Sabberspur erkennen. Ja nicht mal die Wurzel schien beschädigt, weshalb er sie ihm wieder ins Gesicht drückte. Schnell genug zog er sie wieder weg, klemmte das Orange Plüschgemüse unter den Arm, damit es nicht wieder verspeist werden konnte. Zu dritt war es hier ganz schön eng, aber Aufstehen war keine Option, denn dann konnte er nicht mehr sehen, was auf den Papierseiten passierte.
Es hatte wirklich was Verstohlenes an sich, wie er leise umblätterte, als würde es noch jemand geben, der an der Ecke lauerte, bereit, sie anzuspringen oder eine Standpauke zu halten. Doch nichts dergleichen passierte, sodass Chiaki sich entspannte, ein wenig aufrichtete und dem Text folgte, der in runden Sprechblasen zu sehen war.
Sein Nacken kribbelte, doch als er hinter sich sah, war da nichts. Sicher nur die Klimaanlage, wie er vermutete und sein Blick nach oben bestätigte. Leise kicherte er. Der Nervenkitzel, so harmlos er auch war, gefiel ihm.
„Hmmm bestimmt nicht, aber all der Mist, mit dem sie einen auf den Seiten zu klatschen ist es nicht wert.“, fand er. Viren, Trojaner, nicht zu vergessen die Werbung, die nach jedem gesehenen Bild erschien, das verdarb einen das Lesen. Dann lieber die Bücher kaufen, gegebenenfalls wieder verkaufen oder irgendetwas anderes. Besser wäre jemand, mit dem er tauschen konnte, so bekam man neue eindrücke und Ideen, mit denen so nie zu rechnen wäre.
„Worauf stehst du?“, fragte er ungeniert und ließ den Blick wieder über die Seiten wandern. Wenn er sich nicht irrte, würde es auf den nächsten beiden sehr interessant werden.
Die fragen nach dem Tüteninhalt ließ ihn die neue Bekanntschaft ansehen. „Nein... eine Abhandlung über dunkle Materie.“, fasste er kurz zusammen, ahnte aber, dass es nicht viel aussagte. „Warum werden Galaxien zusammen gehalten und stieben nicht auseinander, während sie durch den Kosmos wandern? Der Kosmos wächst und wächst, warum aber bleiben die Galaxien beieinander? Warum ist die Anziehungskraft unterschiedlich?“, fragte er, schmunzelte aber, ahnend, das seine neue Bekanntschaft nicht darüber reden wollte. „Kurzum. Astrophysik und Quantenphysik. Verschiedene Theorien, viel Mathe... los blätter um, gleich wird’s ferklig!“, forderte er und stopfte die Möhre hinter sich, um es bequemer zu haben.