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Higashiyama-ku I want to feel your heat wave - Druckversion

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I want to feel your heat wave - Yuzuru Amano - 26.02.2024


Warum er ihn immer wieder dazu nötigte, auf seinen Rücken zu klettern, wusste er auch nicht. Vielleicht war es der Wunsch, ihn so nah es nur ging bei sich zu haben. Vielleicht war es auch nur der Wunsch, dessen Gewicht zu spüren und ihn in unmittelbarer Reichweite zu haben. Vielleicht war es auch der Wille in seinen Geruch eingehüllte zu werden, der sich nur minimal vom eigenen unterschied. Vielleicht war es auch alles zusammen, Yuzu konnte es nicht sagen.
Er folgte dem Weg, der sie unweigerlich nach Hause bringen würde, wo sie ihre Ruhe hatten und fernab der Welt in ihrer Bubble waren. Er sehnte dem Moment entgegen, wenn die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel und alles Unwichtige ausschloss.
„Lief alles gut heute?“, wollte er wissen und sah zur Seite, damit kein übermütiger Radfahrer ihren Weg kreuzte und sie unwillig kollidierten. Manche hatten es übertrieben eilig, aber der Gedanke wurde so schnell, wie er kam, wieder zur Seite gewischt.
„Sie sind nicht daheim, wie wäre es mit einem heißen Bad?“ Die Luft war recht kalt, so würde ein heißes Bad ganz recht kommen. Anschließend konnten sie sich einen Film ansehen oder Games spielen. Er hatte da ein neues aufgetrieben, von dem einige Kommilitonen gesprochen hatten. Der Nervenkitzel sollte einiges in sich haben, aber das würde er erst glauben, wenn er selbst davon überzeugt war. Ihn zu erschrecken, dazu gehörte ein wenig mehr als Nebel und plötzlich auftauchende animierte Gestalten. Oft entsprechen die Games doch alle dem gleichen Klischee. Man sah nicht viel, die Umgebung war düster und dunkel und abstrakte Kreaturen liefen herum, danach schreiend getötet zu werden. An sich ganz witzig, wenn es gut gemacht war.
Die Auszeit hatten sie sich nach der wilden Party gestern wirklich verdient. Ihr Umsatz hatte sich um ein Drittel gesteigert, was wohl einen kleinen Bonus bedeuten würde. Die Gäste hatten ihnen die Drogen förmlich aus den Händen gerissen, während sie nur herumstehen und der Musik zuhören mussten. Hin und wieder ein kleines Bier hatte die Sache angenehmer gestaltet, als gedacht.
Zu Hause angekommen, setzte er Ozu ab, schob ihn ins Haus hinein und schloss hinter sich die Tür. Alles passierte in einem Bruchteil von Sekunden, damit er den wenige Minuten Jüngeren noch erwischen und an die Wand pinnen konnte, ehe er ihm sehr nahekam. Andere hätten das wohl als eindringen in die Komfortzone beschrieben, aber das war ihm egal. Was interessierten ihn andere?
Nur mehr wenige Millimeter trennte sie noch voneinander.
„Ich hab auch deine Lieblingskekse besorgt.“, raunte er ihm leise zu. Ein kleiner Hinweis, keine Aufforderung, wusste er doch zu genau wie Ozu zum Essen stand. Wenn er konnte, wie er wollte, würde er die Familie für all ihr Versagen zur Rechenschaft ziehen... Aber nicht heute, wo sie ein Haus nur für sich haben würden. Manchmal war ein wenig Ansehen doch gut, denn so wurden ihre Eltern zu Essen und kleinen Trips eingeladen, die ihnen wiederum Freiheit einbrachten, die sie wohl zu nutzen wussten.
Eindringlich sah er den Jüngeren an. Ein wenig auffordernd, aber auch einnehmend.


RE: I want to feel your heat wave - Ozuru Amano - 26.02.2024

Zugegeben, es war eine merkwürdige Angewohnheit, doch sie zog sich durch ihre Jugend, also warum plötzlich damit aufhören? Seine Oberschenkel hatte er zu beiden Seiten an Yuzurus Taille und Hüfte gepresst, spürte selbst durch den Stoff der Hose die Finger, die ihn festhielten, während er auf dem Rücken seines Bruders nach Hause getragen wurde. Das Kinn leicht geneigt, die Stirn an den Hinterkopf seines Bruders gelehnt und die Arme um dessen Hals geschlungen, wenn auch locker um ihn nicht zu erwürgen. "Mhm", brummte er leise in Zustimmung und ließ seine Nasenspitze kurz über die Seite von Yuzurus Hals wandern, als keine anderen Fußgänger in der Nähe waren. "Gegen ein Bad hab ich nichts einzuwenden", antwortete er leise und atmete den Geruch seines Bruders tief ein, während er die Wärme genoß, die vom Rücken und den Armen ausstrahlte, die ihn fest an Yuzuru drückten. Ihm war alles recht, was ihn wärmen würde nach dem fröstelnden Spaziergang nach Hause. Und da er sich nicht einmal bewegen musste - was an sich doch vorteilhaft war - wurde ihm nur noch kälter. "Und vielleicht ein warmer Tee", sinnierte er halblaut und schmiegte sich noch etwas mehr an, die Augen geschlossen, sich langsam im Rhythmus der Schritte verlierend.

Ozuru öffnete die Augen erst wieder, als die Schritte langsamer wurden und schließlich zu einem Halt kamen. Langsam rutschte er vom Körper und musste kurz die Beine ein wenig strecken, bevor er gerade stehen konnte, doch so weit kam es gar nicht, da war er auch schon hinter seinem Bruder hergezogen worden.
Der vertraute Geruch der Heimat stieg ihm in die Nase, währen die Wärme des Hauses sie umfing. In der Dunkelheit des Flurs spürte er im Rücken die Wand während seine Augen sich an das Dunkel gewöhnten und aus den Umrissen und der Silhouette vor ihm schließlich Yuzuru wurde, der ihm gefährlich nah gekommen war.
Mit nur wenigen Bewegungen hatte er die Millimeter zwischen ihnen überbrückt. Seine Nasenspitze stieß sanft gegen die von Yuzuru, bevor er sie etwas hochbewegte und einen kleinen Kuss auf die kalte Nase setzte. Selbst wenn sie allein auf der Welt wären, würden sie zurechtkommen, sie brauchten niemand anderen. Yuzuru kümmerte sich um ihn und Ozuru sich im Gegenzug um seinen älteren Zwilling. Sie wussten, was der andere brauchte, was ihn sorgte und ihm Probleme bereitete. Sie kannten sich in- und auswendig. Manchmal glaubte er, ein Wimpernzucken würde reichen um zu verstehen, was Yuzuru wollte oder meinte. Als besäßen sie einen sechsten Sinn, der die Aura des anderen lesen konnte. Er konnte regelrecht spüren, was sein Bruder manchmal fühlte, ob es nun Verachtung, Trauer, Wut oder Eifersucht war. Es waren die starken Emotionen, die direkt auf sich aufmerksam machten, doch auch die seichteren konnte er erahnen. Die Nuancen förmlich spüren. "Heißes Bad, Kekse ... Fernseher?", fragte er leise, sich der Pläne, die Yuzuru bereits im Kopf gemacht hatte, nicht bewusst. Doch was immer jener wollte, er würde mitziehen, solang er sich nicht mehr bewegen musste.


RE: I want to feel your heat wave - Yuzuru Amano - 27.02.2024

Der Tee würde warten müssen, aber im Grunde würde er alles bekommen, was er wollte. Selbst wenn es nur ein heißes Getränk war.
Yuzu würde es vielleicht nicht zugeben, dennoch mochte er die Nachmittage, in denen er Ozu nach Hause schleppen konnte. Es hatte etwas entspannendes an sich und hatte in ihrer Kindheit irgendwann ihren Anfang genommen, an den er sich nicht mehr erinnerte. So lang es jedoch bestand hatte, diese Schenkel um sich zu spüren, sie gleichzeitig fest zu halten, interessierte ihn das auch nicht weiter.
Der Plan, zunächst ein Bad zu nahmen, dann einen Tee zu trinken und unter Decken zu hocken, nahm in seinem Kopf allmählich Gestalt an, so sehr, das er ihn sich auch noch ausmalte. Erst als sie daheim ankamen, rückte er in den Hintergrund, denn er hatte nun was Besseres gefunden.
Seinen Zwilling gefangen haltend, grinste er ihn auf eine Art an, die wohl nur dieser zu sehen bekam. Ein Grinsen, bei dem man denken könnte, er würde seinen gegenüber gleich fressen, allerdings mit einem weichen warmen Blick gekrönt, mit dem er keinen anderen ansehen würde. Niemand hatte es verdient, ihn so zu sehen.
„Du hast den Tee vergessen.“, erinnerte er ihn u stahl sich einen Kuss, ehe er ihn wieder frei gab, damit er sich aus den Klamotten schälen konnte. Schal und Jacke wanderten an die Garderobe, dann ging er in die Küche, wo er Wasser aufsetzte, jedoch noch nicht anstellte. Das Bad ging vor. Und darauf freute er sich jetzt besonders.
Kurz spielte er mit dem Gedanken seinen Weg nach oben mit Kleidungsstücken zu pflastern, damit er beobachten konnte, wie Ozu sie wieder einsammelte, entschied sich aber dagegen und ging nach oben, wie jeder normale Mensch. Ein Abstecher im Bad hatte zur Folge, das heißes Wasser in die Wanne lief, während er sich aus zog.
„Können später essen bestellen!“, rief er nach unten, eher ahnend, wo sich sein Zwilling befand, als das er es wusste. Das heiße, in de Wanne strömende Wasser hatte eine zu laute Geräuschkulisse, als das er de bessere Hälfte hätte hören können. Lang dauern, bis er bei ihm war, würde es sicher nicht, daher zog er sich auch schon ganz aus und suchte nach einem passenden Schaumbad. Schon jetzt wurde ihm ein wenig wärmer, aber auch nur, weil er die Heizung zum baden aufgedreht hatte. Wenn, dann wollte er es richtig warm, nicht, das man gleich wieder fror, kaum, das man aus dem Wasser kam.
Seine Wahl fiel schlussendlich auf einen Duft, den sein Zwilling mochte. Irgendwie erinnerte es ihn selbst immer an Popcorn mit einem hauch von Zitrone, obwohl weder das eine noch das andere enthalten war. Der Geruch gehörte einfach zu Ozu.
Nun kam endlich das Gefühl von Feierabend in ihm auf. Keine Menschen mehr, mit denen er sich befassen musste, die neuen Stoff von ihm wollten... Manchmal wäre es wirklich einen Hauseigenen stand an der Uni zu eröffnen, dann konnte er alle schneller abhandeln und sich um wichtigeres kümmern.


RE: I want to feel your heat wave - Ozuru Amano - 29.02.2024

Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als sie kurz mit einem Kuss gesegnet worden waren, bevor der Schatten vor ihm sich zurücklehnte und bereit war, den Flur zu verlassen. "Heißes Bad, Kekse und Tee ... Fernseher?", korrigierte er mit Betonung auf den ausgelassenen Tee seine vorherige Aussage und blickte Yuzuru nach, der in die Küche verschwand. Er hingegen blieb noch einen Augenblick stehen. Gewährte seinen Beinen noch einen Moment, sich wieder daran zu gewöhnen, das eigene Körpergewicht tragen zu müssen, während er die Augen schloss und sich auf das Bad freute.
Ozuru war nicht dumm, er wusste, dass es falsch war. Dass es nicht normal war. Doch es war ihm egal. Es war sein Leben und seine Entscheidung und solang sie niemand anderem wehtat, würde er an der Entscheidung festhalten.
Langsam zog er seine Schuhe und Jacke aus und hängte alles fein säuberlich in die Garderobe, während hinter ihm sein Bruder bereits die Treppen erklomm. Mit kribbelnden Beinen folgte er, nachdem er auch den Schlüssel wieder an den richtigen Ort gelegt hatte und wurde mit lautem Rauschen des Wassers begrüßt, sowie halb verständlichen Worten seines Bruders, die er gleich nochmal erfragen musste.

Begrüßt wurde er von viel nackter Haut und einem Haufen an Klamotten auf den Fliesen, den Ozuru mit einem Schmunzeln und gehobener Augenbraue betrachtete. Man hatte ihn zur Ordnung gedrillt und so war es sicherlich keine Überraschung, dass er die Kleidungsstücke Stück für Stück aufhob und auf einem kleinen Schrank ablegte. Dass er sie nicht noch zusammenlegte war allein dem Fakt geschuldet, dass Yuzuru wenig bekleidet im Bad stand und das Wasser einladend rauschte und einen verlockenden Duft verströmte, der ihn dazu brachte, sich auch der Klamotten zu entledigen, wenn auch direkt fein säuberlich gestapelt. "Was hast du eben eigentlich die Treppen herabgebrüllt, ich hab nur 'später' verstanden", fragte er beiläufig und wartete brav, dass Yuzuru zuerst die Badewanne bestieg. Das Recht des Älteren? Mitnichten, eigentlich wollte er nur etwas Bequemes udn Weiches, an das er sich lehnen konnte.


RE: I want to feel your heat wave - Yuzuru Amano - 02.03.2024

„Alles, was du willst.“, rief er aus der Küche, bevor er grinsend nach oben ging. Ihre Unterhaltung erinnerte schon ein wenig an das eine Kinderspiel, wo man sich Dinge merken musste. Dinge, die man zuvor laut aufsagen und immer um ein Wort ergänzen musste. Derjenige, welcher sich am meisten merken konnte, gewann die Sache. Da ihm dieses Spiel zu langweilig war, hatte Ozu immer die besten Chancen gehabt, es zu gewinnen.
Es war gut zu wissen, das Ozu immer daran dachte, Ordnung zu halten. Irgendwie war diese Eigenschaft nicht an ihm übergegangen. Ein Akt der Rebellion? Vielleicht. Zu unwichtig, um sich damit zu befassen, insbesondere, wenn man einen Zwilling hatte, der ich instinktiv damit befasste. Das einzige wo der Ältere Ordnung hielt, waren seine Stifte zum malen, diese waren wie das Papier akribisch sortiert, fast schon pedantisch, aber alles andere... Eine wirkliche Richtung hatte er, was das zeichnen angeht, nicht eingeschlagen. Er zeichnete alles, was ihm gefiel und das sogar recht gut. Irgendwas lies sich bestimmt mal als Tattoo verwenden. Dabei hatte es ihm die traditionelle Malerei angetan. Insgeheim arbeitete er an einem Raumteiler, welcher mit Wasserzeichnungen versehen war. Dieser stand auf dem Dachboden, wo er ihn auch selbst zusammen gezimmert hatte. Wenn Yuzuru ein Ziel hatte, dann konnte er eine Ausdauer an den Tag legen, die man nie vermuten würde. Interesse am Handwerken hatte er an sich nicht, auch wenn er auch hier ein kleines Talent hatte. Alles Dinge, die sein Vater nie erfahren dürfte.
„Essen bestellen, später.“, wiederholte er, richtete sich auf und drehte sich halb zu seinem Zwilling herum, wo er ihn angrinste. „Darfst auch aussuchen was.“, bot er an und riss seine Gedanken vom Raumteiler los, den er – wenn auch gedanklich - weiter gebaut hatte. Bis jetzt stand nur das Gestell, denn der Stoff, der ihn zieren soll, musste noch bemalt werden.
Er prüfte das Wasser, in dem er die Hand hinein tauchte und fand, das es genau richtig war, grade so aus haltbar. Mit ein wenig Schwung, schleuderte er dem Jüngeren ein wenig Wasser ins Gesicht, ehe er seinen Blick über ihn wandern ließ. Fast schon neugierig, gepaart mit Begehren und Besitzgier, nicht davon wollte er verbergen. Jedoch musste er den Blick abbrechen, denn das Wasser rief. Er kletterte in die Wanne und schauderte angenehm. Die Hitze kroch ihm in die Beine, ließ diese kribbeln und ein wenig weich werden, doch er hielt es aus.
„Herrlich...“, kommentierte er. „Willst du nachher was bestimmtes sehen?“ Er hockte sich ins Wasser und lehnte sich zurück, auf seine bessere Hälfte wartend, als er die Beine bereit ausgestreckt hatte. „Feierabend.“


RE: I want to feel your heat wave - Ozuru Amano - 05.03.2024

Manchmal fühlte er sich wie ein Soldat ... oder eher Roboter? Gedrillt und programmiert um bestimmte Handlungen auszuführen, wenn sie durch ein Event getriggert wurden. Unordnung triggerte seinen Drang aufzuräumen und zu sortieren, selbst wenn ihm nicht danach war. Als wäre er konditioniert worden - wahrscheinlich war er es auch. Es nervte und doch war es Teil seines Selbst, ähnlich wie man in Bus oder Bahn aufstand um einer älteren Person Platz zu machen oder die Tür für jemanden aufhielt, der keine freie Hand hatte. Immer dieser unterschwellige Drang, das Richtige zu tun, selbst wenn man nicht in der mentalen oder körperlichen Verfassung dafür war. Es war ermüdend und trotzdem konnte er sich nicht dagegen wehren. Auch jetzt, als er ihre Kleidung beiseiteräumte, war es nicht etwa weil er sich spontan dazu berufen fühlte, sondern weil etwas in ihm unruhig wurde, als er den Klamottenberg sah. Er beneidete Yuzuru dafür, dass jener sich anscheinend gegen den größten Teil dieser anerzogenen Zwänge hatte wehren können und dennoch war er auch froh drum, dass nur einer von ihnen so ... kaputt war, wenn man es denn so nennen wollte. Wenn es in seiner Macht lag, so wollte er Yuzuru beschützen, wollte dafür sorgen, dass jener sein Leben frei und nach eigenem Ermessen leben konnte, seinen Träumen und Ideen folgen konnte ohne eingeschränkt oder zurückgehalten zu werden. Sollte er für sie beide leben.
"Ah, ja das klingt gut", antwortete Ozuru, als er endlich aufgeklärt worden war, was man ihm über das rauschende Wasser hatte zurufen wollen. Nicht, dass er groß Hunger verspürte. Sie näherten sich dem Prüfungszeitraum und auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, auch wenn der Stoff nicht unbedingt weltbewegend kompliziert war, so wog es doch irgendwo auf Ozurus Psyche. Druck, der eigentlich vollkommen unnötig war, hatte sich wieder einmal in sein System geschlichen und so war es immer ein wenig wie Russisches Roulette spielen, wenn er volle Mahlzeiten zu sich nahm.
Vor Yuzuru wollte er es selten zugeben, es war ihm schon unangnenehm genug, dass dieses kleine Problem irgendwann einmal aufgeflogen war.

Gerade fertig mit seinem zwanghaften Ordnung halten, da wurde ihm das Wasser zuteil, das sein Zwilling ihm entgegengespritzt hatte. Wie heiß es wirklich war, konnte Ozuru gar nicht mehr ausmachen, denn selbst durch den kleinen Flug waren die Tropfen abgekühlt und entlockten ihm dadurch einen kurzen, hellen Aufschrei. Kurz war er versucht mit den gerade weggelegten Socken zu werfen, doch hielt er seine spielerische Wut im Zaum und begegnete Yuzuru stattdessen mit einem schmollenden Blick, bevor er sich der Wanne näherte, in die der andere bereits stieg. Der Dampf, der vom Wasser aufstieg, signalisierte ihm wie warm es darin sein musste. Kurz wurde die Temperatur auch seinerseits mit einer Hand geprüft, die er ins aufgewühlte Wasser steckte. Es war heiß. Sehr heiß. Wie sein Bruder es aushielt, konnte er nicht sagen und dennoch folgte er nach kurzem Überlegen. Es war so heiß, dass seine kalten Füße fast zu schmerzen begannen, als er sie hineinsteckte und dennoch hielt es ihn nicht auf. Den Rücken zu Yuzuru gewandt, ließ er sich ins Wasser sinken und lehnte sich schließlich an den Körper hinter sich, der ihm sonst eher metaphorisch, jetzt aber auch physisch Halt gab. Wirklich viel Platz war nicht in der Wanne und dennoch hatten sie mit der Zeit eine Position gefunden, die sich aushalten ließ.

Langsam hob Ozuru einen Arm aus dem Wasser und sah, wie die Haut dampfte. So unangenehm die ersten Minuten waren, sobald sich sein Körper daran gewöhnt hatte, war es angenehm. So angenehm, dass er sich mit einem ziemlich tiefen Seufzen endlich zu entspannen begann. Den Kopf in den Nacken lehnte und auf die Brust seines Bruders bettete. Spürte, wie seine Haarspitzen ins Wasser hingen.
"Wenn sie uns so sehen würden, ich glaub, sie würden uns köpfen", kommentierte er ihre eher westlich inspirierte Badeerfahrung.
Keiner von ihnen nannte sie in Abwesenheit 'Eltern' oder 'Mutter und Vater' - oder nur in den seltensten Fällen. Ein unpersönliches 'sie' war ihre Art, sich von den beiden zu distanzieren. Sie zu depersonalisieren und sich abzugrenzen. Ihre Strafe, auch wenn sie davon nichts mitbekamen.
Es war ungewohnt, sich ohne die typischen Vorkehrungen und Vorbereitungen in die Badewanne zu begeben, würden ihre Eltern es herausfinden - so unwahrscheinlich es war - so würde es mit Sicherheit Ärger geben, dass sie Badewasser verschwendeten für ihren spontanen Ausflug in die Badewanne. Doch irgendwie war es angenehm, sich keine Gedanken um all das zu machen. Einfach mit Konventionen brechen und es so tun wie man es in den westlichen Filmen sah. Seine Ausrede an sich selbst und das nagende Gewissen war, dass sie sich aufwärmten. Dass sie es nach dem Tag verdient hatten.
"Ich dachte, du hättest vielleicht eine Idee. Ich bin für alles offen, solang es nicht wieder ein Crime-Film ist, wo man den Täter nach 5 Minuten von weitem gegen den Wind riechen kann. Wir könnten auch was spielen ... wonach ist dir?", gab er aufgrund von spontaner Entscheidungsunfreudigkeit die Frage zurück und legte den Kopf noch ein wenig mehr in den Nacken, um vielleicht beim nach oben Sehen einen Blick auf das Gesicht seines Bruders zu erhaschen.


RE: I want to feel your heat wave - Yuzuru Amano - 07.03.2024

Kaputt zu sein, konnte man auf viele andere Arten definieren, als den Zwängen nachzugehen, die antrainiert worden waren. War es bei Ozu die penible Ordnung, so war es bei Yuzu das Zerstören, das mutwillige draufschlagen, sobald etwas zu 'heil' wirkte. Seien es Situationen, aus denen er ausbrechen wollte oder das primitive drauf ein Schlagen auf Dinge, da er nicht alles und jeden Totschlagen konnte. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Weg gefunden, um das zu kompensieren, was ihre Eltern ihnen anerzogen hatten. Der eine folgte der Erziehung, der andere begehrte dagegen auf, manchmal ohne die Vorteile zu sehen, die er selbst haben konnte. Blind, auf Flucht getrimmt, einfach aus der Situation heraus, statt geduldig zuzuhören, abzuwägen und dann zu handeln. Die Flucht nach vorn, bereit auf dem Weg fast alles in Mitleidenschaft zu ziehen. Einzig der Wille, den anderen zu schützen, sich vor diesen zu stellen, gleich was da komme, war gleich.
Entspannung würde ihnen beiden Helfen, ebenso wie das Essen. Ja, sein Zwilling war da heikel. Die Augen vor dem offensichtlichen zu verschließen, schafften nur ihre Eltern, daher belauerte er ihn damit nicht, viel mehr fütterte er ihn, wie einen kleinen Vogel. Für sich bestellte er mehr, damit er Ozu was abgeben konnte. Manchmal klappte auch eine Kinderportion, doch darauf verlassen, tat er nicht. Lieber sehr oft ein paar Happen, als eine oder zwei ganze Mahlzeiten. Das half niemandem, am wenigsten seinem Zwilling. Müde, ihm zu helfen, würde er nie werden, auch wenn die Sorge nicht immer zu verbergen war. Sie wussten beide um das Problem, warum also wiederholt durchkauen und besprechen? Wissen half eben nicht immer weiter, zu komplex war das ganze Problem, dazu kamen alte Muster, Angst, Druck, eine nie enden wollende Spirale...
Das heiße Wasser war wirklich willkommen, selbst wenn es kurz vor dem Verbrühen war. So hielt es wenigstens lang genug seine Temperatur, um sich erholen und entspannen zu können. Einem Impuls folgend streckte er die arme aus, hieß seinen Bruder willkommen, um den er, kaum das er lag, schließlich die Arme schloss. Dabei entwich ihm ein zufriedenes Brummen. Einen arm hatte er locker um dessen Hüfte geschoben, den anderen um die Schulter, von denen er nun eine kraulte. Sanft strichen seine Fingerspitzen über die kühle Haut, fast schon selbst verständlich, aber das war es auch. Eine Geste, die sich immer irgendwie einstellte, wenn sie so zusammen lagen. Mit geschlossenen Augen ließ es sich so wirklich gut entspannen.
„Ersaufen geht sicher schneller...“, murmelte er. „Einen aus der Wanne jagen, durch das Haus. Viel Gebrüll, der andere wird ersäuft.“, schilderte er seine schlussfolgern und konnte es sich bildlich vorstellen, wie ihre Mutter Ozu durch das Haus jagen und ihr Vater ihn selbst ersaufen würde. Nahe einem Tobsuchtsanfall, verstand sich, mit der allseits berühmten pochenden Vene am Schädel. Aber über die wollte er nun nicht nachdenken, würde es doch nur die kostbare, freie Zeit schmälern, die sie ohne die hatten. Lieber ließ er die Hand auf der kampflos eroberten Hüfte kreisen und die Finger dort ein wenig wandern. Perfekte Entspannung. Da hatte kein anderer Platz, schon gar niemand, über den er sich aufregen müsste.
Sauber, wie sie waren, sah Yuzu auch keinen wirklichen Sinn darin, die Traditionen einzuhalten, vorher zu duschen, wobei sich die Frage stellte, was wirkliche Verschwendung war? Direkt in die Wanne zu gehen, obwohl man sauber war. Oder zu duschen, obwohl man sich nicht reinigen musste. Die Wärme hatte ihren Zweck erfüllt. Die Anstandswauwaus waren zu dem nicht da, warum also nicht tun, was sie wollten? Wobei ihm da einiges in den Sinn kam, was sie tun könnten...
„Nur du riechst den gegen den Wind.“, behauptete er. „Aber ich sehe mir alles an, außer Kitsch. Wie wäre es mit Horror?“, fragte er, nicht recht ahnend, was seine bessere Hälfte davon halten würde? Selbst sah er sich diese Sparte sehr gern an, wobei es natürlich sehr viele Klassiker gab, die man immer wieder sehen konnte. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr gefiel ihm die Idee.
Zwar spürte er die Bewegung, doch machte er sich nicht die Mühe die Augen zu öffnen. Ein leichtes Lächeln lag ihm auf den Lippen. Der Blick war nicht zu ignorieren. „Wir können auch ein Horrorgame spielen, aber dann ist es vorbei mit faulem herumsitzen....?!“
„Aber ich pass schon auf dich auf.“, versprach er und wenn es nur um imaginäre Monster und Leichen ging, bei denen man froh sein konnte, das es kein Geruchs-Tv gab. Da Ozu den Kopf noch geneigt hatte drückte er kurz seine Nase gegen dessen Schläfe.


RE: I want to feel your heat wave - Ozuru Amano - 31.03.2024

Es mochte die gemeinsame Zeit im Mutterleib gewesen sein oder aber ihre innige Beziehung zueinander, die ungeahnte Formen angenommen hatte, doch die Nähe seines Zwillings war und würde - so seine Vermutung - immer das einzige sein, das Ozuru sich fühlen ließ, als wäre er ganz. Als würde kein Teil fehlen. Und die Arme seines Bruders waren das, was die Ganzheit zusammenhielt, sodass sie nicht wieder auseinanderbröckelte und in Ruinen hinter ihm hergeschleppt wurde, bis eine erneute Umarmung Yuzurus die Teile zusammenfügte.
Ohne ihn könnte er gar nicht leben, selbst wenn er wollte (was er natürlich nicht tat), es würde immer etwas fehlen, etwas das ihn auch nur für Augenblicke fühlen ließ, als wäre er komplett, etwas das ihm die Möglichkeit gab zur Ruhe zu kommen ...
Nachdem er sich im heißen Wasser niedergelassen hatte und die Arme um sich spürte, legte er eine seiner kühlen Hände auf das Handgelenk von Yuzuru, jenes, das sich nah seinem Halse befand und strich über die Haut, bevor er sich festhielt und die Umarmung somit in seiner Position erwiderte.
Mit der freien Hand fuhr er sich über die eigene Haut, die durch die Hitze ein wenig kribbelte, bevor er sie schließlich einfach unter Wasser ruhen ließ.
Er atmete hörbar tief ein, hielt die Luft für einige Augenblicke in den Lungen und ließ sie dann raus. Spürte, wie der Körper zusammensackte und die Anspannung ihn verließ. Wie er mehr gegen seinen Bruder sank und sein Kopf für einige Augenblicke leer wurde. Es war angenehm. Stille, bis auf der leise Herzschlag Yuzurus, der hinter der Brust durch den Körper echote und nur dumpf hörbar war. Bis auf das leise Plätschern des Wassers, wenn einer der beiden sich etwas bewegte. Bis sie das Wort erhoben, das leise durch das Bad hallte.

"Aber einer von uns hätte dann die Chance zu fliehen", entgegnete er auf die wahnwitzigen Fantasien, die sie zu ihren Eltern austauschten und lachte leise. Er hoffte ja, dass es Yuzuru war. Er hatte mehr Chancen da draußen, allein. Aber wozu sich die Gedanken machen, sie hatten nichts zu befürchten. Selbst wenn ihre Erzeuger nun das Bad betreten sollten, so wusste er, dass sie sich eher mit Händen und Füßen wehren würden, statt sich trennen zu lassen. Das hatte man schon zu oft versucht und immer war es fehlgeschlagen. Um es wirklich zu schaffen, musste man weitaus größere Geschütze auffahren und er war sich nicht sicher, ob die Eltern das konnten. Ob sie wirklich so großes Interesse an den jungen Männern hatten, dass sie so weit gehen würden.
"Horror ist in Ordnung. Ob Film oder Spiel kannst du entscheiden, ich mach alles mit, solang ich Tee und eine Decke bekomme", antwortete er und merkte, dass sie beide anscheinend nicht recht die gänzliche Entscheidung übernehmen wollten. Tasteten sich mit dem Hin und Her voran, um jederzeit eine Chance zum Einlenken oder Ablehnen zu lassen. Ozuru hatte kein Problem mit Horrorfilmen, ganz im Gegenteil. Die meisten Filmgenres waren in Ordnung für ihn. Es sei denn es handelte sich um kitschig romantische Komödien oder Krimis und Thriller, die sich besonders schlau vorkamen mit ihren gewundenen Stories und plötzlichen Wendungen und "unvorhersehbaren" Entschlüsselungen der Täter und Taten.
"Wie wärs mit was mit Zombies oder so? Hätte irgendwie Lust was was 'Gore-iges', oder was meinst du?", fragte er schließlich, als er die kühle Nasenspitze an seiner Schläfe spürte und kurz lächeln musste.


RE: I want to feel your heat wave - Yuzuru Amano - 07.04.2024

Ozu war ein Puzzel, von dem er nie müde werden würde, es zusammenzusetzen. Stets machte er sich Gedanken um ihn, mehr als um irgendetwas sonst in seinem Leben. Mehr als um sich selbst, wenn er es genau nehmen würde, war er doch seine bessere Hälfte. Worte, die wohl fast jedes Pärchen von sich behauptete, doch hier stimmte es. Ozu war ein Tel von ihm, der nur der Zufall von ihm abgetrennt hatte. Ob er es gutheißen oder verfluchen sollte, konnte er nicht beurteilen, wollte er auch nicht, solang er ihn in Reichweite hatte und beruhigt sein konnte.
Seine Nase bohrte sich kurz in den Nacken, ehe er sie daran entlang reiben ließ. Ein beruhigendes Gefühl machte sich in ihm breit, sodass er sich wieder zurücklehnen und entspannen konnte. Für kürze Zeit, war seine Welt in Ordnung.
Die Stille war Gold wert. Der Moment war für nichts in der Welt zu erkaufen, war es doch ihre eigene Bubbel, in der nichts Platz hatte, außer ihnen. Jeden Tag konnten sie es nicht machen, doch Yuzu hätte nichts dagegen, wäre es doch etwas, worauf er sich stets aufs neue freuen würde. Ein kleiner Lichtstrahl in all dem Ärger, Stress und Aufgaben.
„Wer sollte denn fliehen? Was willst du denn ohne mich machen?“, fragte er rundheraus, selbst, nicht wissend, was er als Flüchtender tun sollte. Ohne es zuzugeben, würde ihn die Abwesenheit seines Bruders überfordern, sodass er nichts mehr mit der Welt und ihren unbekannten Abenteuern anzufangen wusste. Wie sollte er es genießen, wenn ein wichtiger teil, der ihn ausmachte, fehlte? Unvorstellbar. Ihm fehlten die Worte, um zu beschreiben, wie es ihm dann ergehen würde.
„Tee und Decke klingt eher nach Nichtstun und Film.“, überschlug er die Wünsche seines Bruders und könnte sich damit abfinden. Ihm fiel auch gleich ein passender Film ein. Einer, der auf wahren Begebenheiten beruhte. Ein paar Kommilitonen hatten darüber gesprochen. Warum also nicht testen? Wenn er schlecht war, würden sie was anderes tun. Einen Tag, den sie allein verbringen konnten, ohne Pflichten, sollte ausreichend genutzt werden.
„Zombies...“, überlegte er und fand, das rindenloser Horror, der oft mit der Kategorie 'Zombie' einherging durchaus verlockend war. Man musste nur einen guten finden. „Ich glaub’ selbst da hab ich eine Idee. Der Film ist recht unbekannt und außerhalb des Mainstreams...“ Wenn er seine Festplatte durchsuchte, könnte er ihn durchaus finden. „Vielleicht finden wir sogar noch Popcorn oder Chips.“ Es klang nach einem perfekten Kinoabend, was ihn grinsen ließ.
„Keine Ahnung, ob sie da sogar ein Gegenmittel finden oder das Virus zum Mutieren bringen... irgendwer hatte da mal von erzählt.“ Wer brauchte schon ein Happy End? So was lieferte Hollywood zur Genüge und es langweilte ihn wahrscheinlich genau so, wie es seinen Bruder langweilte, den Täter zu entlarven, bevor er auf der Bildfläche erschien.
Er mochte das Gewicht der schmalen Hand auf dem eigenen Handgelenk zu spüren, während er nachgrübelte, was wohl der beste Film wäre. „Sag, wenn es dir an der Wasseroberfläche zu kalt wird.“ Unwahrscheinlich, wenn man die Wassertemperatur bedachte, aber nicht unmöglich. Er griff nach einer Ente, deren Anwesenheit er sich nicht erklären konnte und setzte sie auf die Brust Ozurus.