Wind Beyond Shadows

Normale Version: You owe me what you are - I owe you nothing!
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Crispin Cipriano

Ein Knurren entwich Crispin, als er hörte, was der andere sagte. Als dumm ließ er sich genauso ungern bezeichnen wie als Haustier. Er durchdachte vielleicht nicht immer alles bis zum Ende und handelte eher impulsiv, was ihn in genau solche Situationen wie diese beförderte, aber dumm war er tatsächlich nicht. Dass er nicht direkt begriff, was dieser Dämon ihm damit sagen wollte, als er meinte, er hätte ihn auf die Menschen losgelassen, spielte dabei auch keine Rolle, denn könnte er sich an seine Zeit in der Hölle erinnern, sähe die Sache ganz anders aus. Dennoch wollte er wissen, was er ihm damit sagen wollte. Noch einmal zu fragen, fiel allerdings aus, denn diese Blöße wollte er sich dann doch nicht geben.
Konnte es somit also sein, dass dieser Typ dafür verantwortlich war, dass er wieder auf die Erde konnte? Seines Wissens nach war Rixon dafür verantwortlich. Oder hatte er ihn diesbezüglich belogen? Zuzutrauen wäre es ihm nachdem er von ihm auch schon belogen wurde, was Augusts Absichten als sein damaliger Schutzengel betraf. Da wäre so eine kleine Lüge wirklich keine große Kunst.
“Ich stell mich ganz gewiss nicht dümmer hin, als ich bin!”, knurrte er ein weiteres Mal und schaute ihn wütend an, während er die Fingernägel seiner einen Hand tiefer in deren Innenfläche grub und mit der anderen weiter über die schmerzende Stelle in seinem Nacken rieb.
“So weit ich weiß, war es ein ganz anderer Dämon, der mich wieder hierher gebracht hat. Und selbst wenn nicht. Willst du für deine Leistung jetzt eine Belohnung?! Die kannst du dir in die Haare schmieren! Selbst ein danke würdest du nie im Leben von mir bekommen!”
Auf das, was er danach sagte, wollte er eigentlich etwas sagen, doch seine Aufmerksamkeit lag mit einem Mal viel mehr auf den spitzen Zähnen, die zu sehen wären. Flügel… Spitze Zähne… Crispin wusste, dass es verschiedene Arten von Dämonen gab. Welche wie ihn, die im Grunde nur noch einfache Seelen waren, die sich eines anderen Körpers bemächtigen mussten, um auf der Erde überhaupt etwas tun zu können, und solche, die eben durchaus noch einen Körper besaßen, wie scheinbar sein Gegenüber. Woher diese Unterschiede kamen, wusste er nicht und es interessierte ihn gerade auch herzlich wenig. Viel mehr war er darauf bedacht, diesen Zähnen definitiv nicht zu nahe zu kommen.
Dieser Plan schlug allerdings schon beinahe fehl, als der Dämon endlich seinen Platz auf dem Fensterbrett verließ und herunterkam. Auf den Griff an seinen Hals war er genauso wenig vorbereitet, wie darauf, dass er ihn hochhob, als wäre er ein Leichtgewicht. Automatisch griff er mit beiden Händen nach dem Arm, an dem er hochgehalten wurde, so als könnte er damit etwas an seiner Situation ändern. Das Knurren blieb ihm nicht nur wegen der Hand im Halse stecken, sondern auch weil er im nächsten Augenblick nur noch spürte, wie er durch die Luft flog und einen Moment später erst mit dem Kopf und dann mit dem Rücken gegen irgendetwas flog. Die Wand konnte es nicht gewesen sein, da dieses Etwas nachgab, aber es war bei weitem nicht weniger schmerzhaft. Crispin gab einen schmerzverzerrten Laut von sich und versuchte irgendwie zu realisieren, was gerade passiert war. Nur nebenbei bekam er mit, dass der andere seine Vermutung bestätigte, dass er für das Mal verantwortlich war. Er kam jedoch auch nicht dazu, etwas zu diesem Thema zu sagen, da sein Kopf leicht dröhnte und es somit nicht ganz so einfach für ihn war, seine Gedanken zu ordnen. Kurz darauf wurde sein Arm in die Höhe gezogen und der Biss in seinen Finger, ließ ihn augenblicklich wieder klar denken. Mit einem Knurren entzog er ihm seine Hand, wobei er merkte, wie diese ganze Situation die Wut noch viel mehr in ihm aufsteigen ließ. Dass sich dadurch jedoch seine Augen langsam von dem gewohnten dunkelbraun in ein helles Silber änderten, merkte er nicht, da es bisher auch nie der Fall war.
“Was zum Teufel ist eigentlich dein verdammtes Problem?! Ich bin weder dein Haustier, ein Blutbeutel noch dein Eigentum!”
Angst hatte er vor den blutroten Augen seines Gegenübers keine, denn dafür war er gerade viel zu aufgebracht.
“Ich gehöre absolut niemandem! Und schon gar nicht so einem dahergelaufenem und aufgeblasenem Typen wie dir!”
Um seine Worte noch zu bekräftigen, rappelte er sich auf, wobei er mitbekam, dass er in einigen Mülltonnen gelandet war, und zielte mit seiner Faust ohne zu zögern auf das Gesicht des anderen.
„Meine Haare sehen auch ohne die Zutun hübsch genug aus und Rixon.... Ein Handlanger, nichts weiter. Wenn ich ihn nicht angewiesen oder dich ihm überlassen hätte, würdest du immer noch dort unten schmoren!“ Herrje, was hatte man diesem Kerl für Schauermärchen erzählt? Da wollte jemand Seis Rolle abspenstig machen, soweit kam es noch! Bei unwichtigen Dingen war es ihm gleich, doch bei seinem Haustierchen? Auf keinen Fall. Das Hündchen musste doch wissen, wer der Herr war, auch ohne Markierung.
Sei leckte sich über die spitzen Zähne, die er nur zu gern in die weiche Haus seines Halses schlagen wollte, um das süße, dunkle Blut zu kosten. Sein Blick erweiterte sich für einige Momente, als er einen schritt auf den kleinen Dämon zu machen aber hach... War das, was man nicht haben konnte das Beste? Sich zu zügeln wäre also von Vorteil, vorerst, doch irgendwann... irgendwann würde er ihn kosten... ein kleiner Biss nur...
Seine Nase wanderte nur sehr knapp am Hals des kleinen Dämönchen entlang. Seimei konnte das Blut fast riechen, was ihm nur noch mehr lockte. Er warf ihn also von sich, um wieder auf ihn zu zugehen und sich vor dem Körper in die Hocke sinken zu lassen. Die Perspektive war nicht mehr ganz so lecker, aber noch immer ansprechend.
Aber an sich halten konnte er dann doch nicht. Der kleine Biss würde schon nicht schaden, also holte sich der Dämonenfürst ein Tropfen des köstlichen Rots, welches ihn leicht schaudern ließ. Ehe er jedoch dem Wahn verfiel, ließ er die Hand wieder los, leckte sich selbst über die Lippen um ja nichts zu verschwenden.
„Genau genommen bist du genau das, was du aufgezählt hast. Nur weigerst du dich, dies hinzunehmen. Als ob du irgendwas daran ändern könntest.“ Ein spöttisches, leises Lachen entglitt seinen Lippen, ehe er sie grinsend verzog. Dieser kleine Kerl schien wirklich keine Ahnung zu haben, wer ihn er schaffen hatte, vielleicht würde ihm ein Ausflug in die Hölle, da, wo er zwei Wochen gelebt hatte, helfen?
Als der Kleine dann ausholte, wich sei zur Seite aus, packte dessen Faust und verdrehte sie. In der gleichen Bewegung zog er ihn dicht an sich. „Hast du dich nie gefragt, warum du bist, was du bist? Dein kleiner Rixon ist nicht mal annähernd die Leuchte, für die du ihn hältst...“ Sei schmunzelte. Diesem Kerl sollte er mal die Haut abziehen, damit er nicht solche großen Töne Spuckte.
Er zog Cris durch ein Portal, auf die Ebene, auf der sie damals einige Zeit verbracht hatten. Minuten nur, ehe er ihn zurück in die Welt der Menschen stieß und gemächlicher folgte.

Crispin Cipriano

In jeder anderen Situation hätte Crispin noch einen passenden Kommentar zu der Aussage mit den Haaren und der damit verbundenen Eitelkeit des Dämons vor ihm fallen lassen, doch er kam nicht einmal dazu, sich etwas zu überlegen, da ihn eine ganz andere Tatsache vollkommen ablenkte. Er wusste, wie der Dämon hieß, den er meinte und diese Erkenntnis hinterließ ein furchtbar ungutes Gefühl in ihm. Dass er das wusste, konnte wirklich nur bedeuten, dass er in der Hölle Kontakt mit ihm hatte und sich schlicht nicht mehr daran erinnerte. Innerlich ärgerte er sich gerade darüber. Bisher hatte er kein Problem damit gehabt, dass er von der Zeit dort nichts mehr wusste. Es hatte ihn weder beeinträchtigt noch in irgendeiner Weise interessiert. Gerade wäre es allerdings äußerst hilfreich, wenn es anders wäre, denn das wüsste er genau, wie das alles zusammenhing. Vielleicht war das aber auch genau so geplant gewesen, dass er nichts mehr wusste. Genau sagen konnte er das nicht und zu fragen fiel schlicht aus.
“Selbst wenn ich davon ausgehen würde, dass das stimmt, bin ich trotzdem noch lange nicht dein Eigentum!”, fauchte er, nicht hinnehmend, dass dieser Typ ihn immer noch als sein Haustier ansah. “Deswegen bin ich dir noch lange nicht zu Treue oder irgendetwas anderem verpflichtet!”
Der Gedanke, dass er vielleicht davon ausgehen könnte, dass Crispin ihm dafür nun etwas schuldig war, schlich sich in seinen Kopf, und mit ihm zusammen auch die Frage, was er besser hätte finden sollen: Dass Rixon ihm die Wahrheit gesagt hätte, sodass er diesem nun etwas schuldig wäre oder dass diese Schuldigkeit nun diesem Dämon gegenüber Bestand hatte. Beides gefiel ihm absolut nicht, doch wenn man daran dachte, dass er - sollte der Blonde die Wahrheit sagen - nun zwei Dämonen an der Backe hatte, wäre ihm die erste Möglichkeit doch lieber gewesen. So hätte er nur eine Person gehabt, die ihn benutzt hätte, doch so waren es im Grunde zwei und das nervte ihn gewaltig.
Crispins Gedanken verflüchtigten sich mit einem Mal, als der andere Dämon wieder näher kam und er dessen Atem an seinem Hals spürte. Ein unangenehm kalter Schauer lief ihm über den Rücken, wenn er an den Biss in seinen Finger zurückdachte, und er sog scharf die Luft ein. Er wollte ihn gerade von sich stoßen, um wieder Abstand zwischen sie zu bringen, da landete er ein weiteres Mal im Dreck. Ein Zischen entfuhr ihm dabei, doch Zeit um sich wieder aufzupäppeln, blieb ihm nicht.
Der erneute Schmerz, hervorgerufen durch die spitzen Zähne des Dämons, die sich diesmal in seine Handfläche bohrten, ließ ihn ein weiteres Mal leise zischen und er zog die Hand sofort wieder zu sich, als sie losgelassen wurde. Wobei er sich auch nicht daran gestört hätte, sie dem anderen gewaltsam zu entreißen, wenn er sie nicht freigegeben hätte. Nun hatte er ihn aber schon ein zweites Mal gebissen und er hatte im Grunde keine Ahnung, was er genau davon halten sollte.
“Du bist einfach nur krank! Wenn du an jemandem nuckeln willst, such dir jemand anderes! Und ganz egal, für was du mich hältst, ich bin absolut nichts davon! Daran ändert auch nichts, dass du darauf beharrst!”
Sein Schlag, der seine Worte eigentlich noch ein wenig unterstreichen sollte, lief zu Cris’ Frustration vollkommen ins Leere. Es war mal wieder eine seiner unüberlegten Aktionen, die schief gingen. Nur gerade ärgerte er sich besonders darüber, da ihm der Arm verdreht wurde und sich der Schmerz durch die gesamte Länge zog. Als er wieder näher gezogen wurde, wollte er sich losreißen, was von dem festen Griff des anderen jedoch verhindert wurde. Da er somit gezwungen war, zu bleiben, wo er war, knurrte er ihn stattdessen an.
“Ich bin ein Dämon, weil ich das so wollte und dafür jemanden getötet habe. Und wenn du mir weiter auf die Nerven gehst, bist du der nächste!”
Es war ein Bluff. Ein schlechter noch dazu. Nicht zuletzt, weil er diese Grenze außer bei Aspen und Rixon nie wieder übertreten wollte. Hinzu kam jedoch, dass er dem anderen nicht gewachsen war und dass mit Sicherheit nicht nur ihm klar war.
“Und du hast keine Ahnung, wofür ich diesen Idioten halte!”, war alles, was er noch von sich geben konnte, als er plötzlich eine Art Portal sah und dort hindurchgezogen wurde. Als er auf der anderen Seite ankam, hatte er das bedrückende Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein und sein Puls beschleunigte sich. Schön war der Anblick dieses Ortes absolut nicht, doch bevor er sich näher umsehen oder darüber nachdenken konnte, wurde er schon wieder zurückgestoßen und landete unsanft auf dem Boden. Nur gut, dass blaue Flecken und Prellungen bei ihm nicht mehr allzu lange Bestand hatten und relativ zügig heilten. Schmerzen tat es dennoch, auch wenn diese in den Hintergrund rückten, als sich der Verdacht, wo er gerade war, in ihm breit machte.
“Was war das gerade…”, sprach er seine Gedanken ungewollt laut aus, als der andere ebenfalls wieder zurückkam.
Ein diabolisches Grinsen lag auf den Lippen Seimes, welches seine spitzen Zähne offenbarte. Es versprach Verderben, Schmerzen und Blut. Voller köstlicher Erwartung strich die Zunge über seine Lippen, denn nun, da er einmal von Cris gekostet hatte wollte er mehr. Die Gier sprach ihm aus den Augen. Er war bereit die Gier zu stillen.
„Du gehörst mir. Finde dich damit ab.“, sagte er lapidar, da es ihn gleich war, ob Cris sich als Eigentum betrachtete oder ihm die Treue hielt. Sei würde bekommen, was er wollte, wann er es wollte. Er könnte ihn in die Hölle zerren, ihn sich gefügig machen und niemand könnte ihn daran hindern. Kein Engel, kein anderer Dämon... und das er ihn markiert hatte, nun er würde ihn nun überall finden und auch noch ein paar andere dinge mit ihm anstellen, für die er nicht mal in Cris nähe sein musste. Aber dies würde er zur gegebener Zeit bemerken.
Sei biss ihn erneut. Diesmal in die Handfläche und spürte und schmeckte, wie dessen köstlicher Saft seine Kehle hinabrann. Schwer war es, sich zu mahnen nicht zu viel zu trinken! Eine leere hülle zurück zu lassen und vielleicht gar dessen Seele zu verschlingen lag nun nicht in seiner Absicht. Schauer der Lust, der Wohligkeit rannen ihm über den Leib, das er kaum umhin kam, die Augen zu schließen. Sich die Sekunden nehmen legte er den Kopf in den Nacken und leckte genüsslich das Blut von den Lippen. Oh wie sehr er davon doch angetan war!
Leises Kichern stieg ihm aus der Kehle. Wie konnte man so naiv sein? Weigerung änderte nichts an Tatsachen, wie Cris noch begreifen musste. „Na, na, na. Nicht so widerwillig, mein kleiner Dämon, aber auch du wirst es noch begreifen, das an manchen Dingen nichts zu rütteln gibt.“ Cris wurde wieder von ihm gestoßen, anschließend überbrückte er die kurze Distanz zwischen ihnen. Er sank vor ihm in die Hocke, eine fließende Bewegung, die mit einem Streifen seines Fingers an Cris Kinn beendet wurde. Leicht hob er dessen Kopf an.
„Du bist ein Dämon, weil ich dich geschaffen habe. Anschließend zerrte ich dich in die Hölle, wo du glaubtest, zu sterben, anschließend habe ich dich wieder auf der Erde ausgesetzt.“, erklärte er ihm in einem warmen, beschützenden Ton, der Heimat und Sicherheit versprach, die ganze Wahrheit. Selbst in seinem Augen schimmerte Mitleid. Unverständlich, was Cris sich da zusammen reimte. Das ratzte ja fast schon am Ego Seimeis.
„Töten? Mach dich nicht lächerlich. Du kannst mich nicht töten. Auch dein Rixon nicht.“ Seine Stimme schlug radikal um, war kalt und emotionslos. „Selbst die Hölle hat eine Hierarchie und du und deine Freunde... nun...“ Er breitete vielsagend die Hände aus, was an und für sich beredt genug war. Dann zeigte er ihm einen Ort, den er so schnell nicht vergessen könnte.
„Ja, dort bist du zu dem geworden, was du nun bist.“, lächelte er ihn sanft an. „Dein Geburtsort, wenn du es so nennen willst...“
Das quietschende Geräusch von Reifen drang durch die Gassen, gefolgt von hastigen Schritten, die sich der Szene näherten. August konnte es nicht glauben, als ihn die Nachricht erreichte, dass sein Freund sich in Gefahr befand - ausgerechnet in den Händen eines Dämons! Sein Dolch aus himmlischem Mithril war durchtränkt mit Gift und weihwasser, sein Bogen und dessen Pfeile ebenso, aber die Wut, die in ihm loderte, war es was ihn an diesem besonderen Tag gefährlicher als sonst machte. Dieser beschissene Auftrag, der viel zu lange gedauert hatte, der Regen und diese Umwege, die er machen musste, nur um kurz vor seinem Haus von seinem besten Freund abgefangen zu werden, der vor Panik kaum ein Wort hinausbrachte und wild gestikulierte. “Cris ist in Gefahr! Schnell!”
Ohne die richtigen Koordinaten, rein auf seine Aurenerkennung verlassend raste er durch die ganze Stadt, bis in ihm diese Übelkeit aufstieg, wenn er die starke Aura eines Dämons spürte. Ähnlich wie bei Jaydee, dem Dämon von seinem letzten Auftrag, überrumpelte ihn das Gefühl, und wenn er dort bei der alten Tankstelle dachte, dass ihn der Geruch von Teer erdrückte, so strangulierte er ihn dieses mal nahezu. Es war, als würde sich sein Mund mit der schwarzen Masse füllen, sein Gesicht taub werden lassen und ihn mit dieser unerträglichen Übelkeit zu belasten, die ihn fast dazu brachte, den letzten Block zu Fuß zu gehen. Seine Mundschutz nutzte in diesem Fall gar nichts - das war eine reine Engel und Dämonensache. Sie konnten sich wortwörtlich nicht riechen, aber so schlimm wie jetzt war es schon lange nicht mehr gewesen. August trug nach wie vor einen Hauch Zweifel mit sich, dass er es überhaupt schaffte, etwas anzurichten, aber hier ging es vielmehr darum seinen Freund aus den Fängen des anderen zu retten und ihn in Sicherheit zu bringen, als sich ein episches Showdown zu liefern, denn dazu fehlte ihm die Kraft, die Zeit und die Persistenz. Cris Wohl ging vor, er konnte nämlich deutlich spüren, dass bereits Blut geflossen war und als er sich den beiden endlich näherte, sodass er sie sehen konnte, spannte er seinen Bogen und feuerte den ersten Pfeil ab, der direkt auf den Hals des Dämons zielte. Er erkannte gleichzeitig um wen es sich handelte, war das Kind der Hölle doch durchaus bekannt. Seimei.
“Hey, du Pisser! Finger weg von meinem Freund!”
Gleich darauf spannte er einen Doppelpfeil, den er abschoss und der sich während dem Flug in zwei teilte. Die Ablenkung durch die Pfeile nutzend, rannte er auf die Beiden zu holte schließlich mit dem Fuß aus, um den Dämon von dem Jüngeren wegzustoßen. Crispin lag im Dreck, er blutete und wirkte so schwach, wie er ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte - nicht einmal an dem Abend, als sie sich das erste mal seit Monaten in der Gasse begegnet waren und August ihm das Messer in die Rippen gerammt hatte.
“Oh, du hast dir einen verdammt schlechten Tag ausgesucht, um deine Spielchen zu spielen, Seimei.”, murmelte er, an den allseits bekannten Dämon gewandt, der im Himmel bereits hunderte seiner Brüder umgebracht hatte. Über seinen Freund gebeugt, zog er diesen in seinen Arm und kämpfte mit seinen eigenen Gedanken, denn er durfte nicht vergessen, wo und mit wem er sich gerade hier befand. Er konnte seinen geliebten Crispin jetzt nicht einfach umarmen und ihm sagen wie Leid es ihm tat, denn es gab dafür gerade keine Zeit. Das musste warten, später hatten sie alle Zeit der Welt, wenn sie alleine waren.
“Du elende Höllengeburt, was hast du mit ihm gemacht?!"

Crispin Cipriano

Nie im Leben hätte Crispin damit gerechnet, dass er irgendwann einmal als lebendiger Blutbeutel herhalten würde. Weder für einen Vampir und schon gar nicht für einen Dämon, der sich ganz offensichtlich nicht ganz bewusst war, dass er nicht zu diesen Blutsaugern gehörte. Spaß schien es ihm aber dennoch zu machen, ihn immer wieder zu beißen. Dabei bevorzugte er vor allem seine Hand, in die er nun schon das zweite mal seine Zähne vergrub und ihm damit einen schmerzverzerrten Laut entlockte. Eigentlich wollte er ihm diese Genugtuung nicht geben, denn alleine sein Blut schien dem anderen schon mehr als genug zu gefallen. Da musste er ihm nicht auch noch so deutlich zeigen, wie sehr es schmerzte und ihn somit vermutlich noch ermuntern einfach weiterzumachen. Doch er konnte nicht anders. Die Stellen, an denen die spitzen Zähne in seine Haut eingedrungen waren, brannten mehr als er es je bei einem Biss für möglich gehalten hätte. Selbst die kleinen spitzen Zähne und Krallen seiner neuen Mitbewohnerin taten bei weitem nicht so weh, wenn sie diese einsetze, um mit seinen Händen zu spielen oder an seinem Bein hinaufzuklettern und ihn dabei verletzte. Vermutlich war dies aber auch wenig vergleichbar, denn die Zähne des Dämons besaßen eine Länge, bei deren Anblick man sich bereits denken konnte, dass es alles andere als angenehm war, diese abzubekommen.
Der Blutverlust durch die Bisse war mit Sicherheit nicht allzu groß, doch in Verbindung mit den anderen Verletzungen, die er sich während der Auseinandersetzung mit dem Blonden bereits zugezogen hatte, kostete es ihn doch einiges an Kraft und sein Körper schien auch nicht wirklich bereit zu sein, die Wunden zu heilen. Seine Heilung ging zwar noch nicht ganz so schnell von statten, doch für gewöhnlich spürte er schon nach ein paar Minuten die ersten Anzeichen dafür, dass diese äußerst nützliche Fähigkeit einsetzte. Dieses Mal allerdings nicht. Für einen kurzen Moment schlich sich der Gedanke in seinen Kopf, dass es mit dem Mal in seinem Nacken zu tun haben könnte, doch dann schüttelte er diesen schnell wieder ab. Die Möglichkeit, dass er ihn mit diesem Ding derart in der Hand hatte und beeinflussen konnte, wollte er einfach nicht in Betracht ziehen, denn er würde sich niemals damit abfinden, das Haustier eines anderen Dämons zu sein.
“Du bist wirklich einfach nur ein krankes Arschloch, das denkt, er könnte sich alles nehmen, was er will. Aber da bist du bei mir an der falschen Adresse! Ich werde dir niemals gehören! Such dir ein anderes Haustier, wenn du unbedingt eins haben willst!”
Anschließend spuckte er dem Blonden ins Gesicht, als dieser sich zu ihm beugte und der Meinung war, ihn am Kinn berühren zu müssen. Dass er nicht mehr als das tun konnte - schon gar nicht ihn zu töten - war ihm nur zu deutlich bewusst. Nicht nur, dass der andere viel stärker als er war und er selbst keine nennenswerten Fähigkeiten besaß, die er gegen ihn einsetzen könnte, er fühlte sich gerade auch einfach ziemlich schlapp. Ganz so als würde er es alleine durch die Bisse schaffen, ihn zumindest insoweit gefügig zu machen, dass er sich nicht großartig wehren konnte, was ihn gewaltig nervte.
Seine große Klappe würde er sich deswegen aber nicht nehmen lassen. Eigentlich wollte Crispin noch etwas zu dem ganzen Verwandlungsthema sagen, doch dazu kam er nicht, da seine Sinne in diesem Augenblick eine ganz bestimmte Aura wahrnahmen, die in ihm sowohl Freude und Hoffnung als auch Sorge weckten. Lange darüber nachdenken konnte er aber auch nicht, da er aus dem Augenwinkel heraus einen Pfeil in seine und die Richtung des anderen Dämons fliegen sah. Die Stimme, die anschließend durch die kleine Gasse hallte, hätte er schon gar nicht mehr gebraucht, um zu wissen, dass es August war, aber es tat dennoch unglaublich gut, sie hören, auch wenn er sich ihr Wiedersehen nach den ganzen Tagen eindeutig anders vorgestellt hatte. Weniger gefährlich und ohne den kurzen Gedanken, dass es durch den Dämon - Seimei, wie er nun wusste - der gerade von ihm weggetreten wurde, auch ihr letztes Wiedersehen sein könnte. Dass sein Freund wusste, wie der Blonde hieß, ließ nichts Gutes erahnen, was dessen Bekanntheit im Himmel und somit wohl auch dessen Gefährlichkeit betraf. Letzteres hatte er zwar gerade selbst am eigenen Leib zu spüren bekommen, aber das war bei ihm auch keine große Kunst.
Ganz automatisch klammerte sich Crispin mit einer Hand an Augusts Jacke fest, als er dessen Arm um sich spürte und an ihn und in eine etwas aufrechtere Position gezogen wurde, und lehnte seinen Kopf gegen ihn. Der ihm so vertraute Vanilleduft vermischte sich mit dem seines Blutes, der in der Luft hing und so gerne er die Nähe seines Freundes auch genießen wollte, gab es gerade ganz andere Prioritäten.
“Kümmere dich nicht um mich. Behalt lieber den Typen im Auge… Der zögert nicht, bevor er angreift.”
Normal ließ er sich wirklich gerne von August umsorgen, aber gerade war das einfach der falsche Augenblick dafür und ob es dazu noch einmal die Gelegenheit gab, wenn es zu einem ernsthaften Kampf zwischen den beiden kam, war zudem fraglich. Flucht war in diesem Fall vielleicht die bessere Alternative, auch wenn er selbst ungern bei einer Auseinandersetzung kniff. Er selbst war für diese aber gerade wenig zu gebrauchen und ob August dies als gefallener Engel schaffte, war er sich auch nicht so sicher.
Seimei kicherte, als er die Stimme des Kerl hörte, von dem er geglaubt hatte, ihn viel eher zu begegnen. „Aaaaaahhhhh, da ist er ja....“, murmelte er missbilligend und doch amüsiert, den Pfeil mit einem geschickten Sprung ausweichend. „Da ist der kleine Cris wohl doch nicht so wichtig, das du dir derart Zeit lässt, das Liebchen zu retten?“ Den Kopf hatte er leicht zur Seite geneigt, als er August strafend ansah das Stinkende Etwas von einem lieblichen Engel. Sei glaubte sich übergeben zu müssen. Fehlten doch nur noch die bunten Rosenblätter, die dessen Erscheinung vervollkommnten.
Wie sich das ganze entwickelte, gefiel dem Dämonen gar nicht. Da musste er sich doch ernsthaft bewegen und erst den Pfeilen und dann auch noch dem Tritt auswichen. Mit der Hand strich er das Haar zurück, welches ihm in die Stirn gefallen war. Wenn er hier sportliche Übungen erwartet hätte, wäre er anders gekleidet gewesen, doch so... Engelspack.
„Ach hab ich das? Ich denke nicht, das es mich interessiert, welcher Stimmung du bist, Engelchen“ Er wedelte mit der Hand in der Luft, ließ Funken sprühen, welche er in Augusts Richtung sandte. Sie knisterten, was darauf schließen ließ, das sie äußerst schmerzhaft waren. Wenn sie in der unmittelbaren Umgebung explodierten. Sie schwebten zu ihnen hinüber, während sei böse lächelte, noch immer das Blut des anderen an den Lippen haften habend. So lecker. Zu köstlich. Fast schon berauschend. Das Blut der Menschen war schon gut, doch das der eigenen Art? Unvergleichlich! Da konnte er über den kleinen Umstand, das sein Biss Narben zurücklassen würde, getrost hinweg sehen. Cris bescherte er doch gern die eine oder andere angenehme Erinnerung. Er war Seimei. Wer erinnerte sich nicht gern an ihn?
Ein schnauben war alles, auf Cris Worte, ehe er nach oben Sprang, auf Cris zusteuernd, von dem er unweigerlich hatte zurückweichen müssen. Dicht hinter ihm landete er. „Du gehörst mir, ob du es willst, oder nicht. Ich finde dich überall.“, rau vor Verlangen, düster und voller schmerzhafter Versprechen, raunte er ihn dessen Ohr, zeitgleich mit einer spitzen Kralle über seine Wange streichend. Jedoch zu sanft, um eine Verletzung zu verursachen. Das Mal in seinem Nacken würde ausreichen. Ein Mal, das einen neuerlichen, schmerzhaften Impuls aussandte, die Haut ein wenig auseinander klaffen ließ. Hach, war das ein Spaß!
Heiter lachend sprang er wieder davon und landete auf einem der Fensterbretter, deren Scheibe längst zerbrochen und durch altes Holz ersetzt worden war.
Der Dämon hob die Hand, zog sich ein paar rostige Nägel heraus, die er, mit der Spitze voran auf August sandte. Sie glühten auf, als die Geschwindigkeit zunahm, keine Kunst, selbst auf diese Distanz. Einer, versteckt vielleicht, sandte er auf Cris zu, als Rache für dessen Speichel. Gelassen wischte er ihn weg, sich schon wieder neue Nägel besorgend.
Der Ekel, den er dem anderen gegenüber verspürte war nicht in Worte zu fassen und er erinnerte stark an das Gefühl, dass während seinem Training in ihn eingetrichter wurde. Purer Hass gegenüber den Kindern der Hölle, das war es, was sie ihm bereits früh in die Engelswiege gelegt hatten und nur schwer war es diesen abzulegen, wenn er auch gute Fortschritte machte, wie man an Cris und dem anderen Dämon, Jaydee, sehen konnte. Das Exemplar vor ihm war allerdings der Inbegriff davon was Engel zu verachten wussten und wofür sie eigentlich kämpften. Es war der Rausch, die Lust, die mit Dämonen durchging, sobald sie töteten, ein Leben nach dem anderen nahmen. Während sie sündhafte Gefühle hegten, weckte es in Engeln eine andere Art von Zufriedenheit, fast schon eine Genugtuung, mit der sie das Auslöschen der Dämonen begründeten. Zugegeben, auch das war nicht immer okay und viele - er wusste es von Aspen - verfielen auch da in einen Rausch, in einen fast tranceartigen Zustand, gefährlich nahe an dem ihres Feindes, jedoch wurde bis jetzt nie dagegen vorgegangen. Beide seiten handelten nicht korrekt, beide Seite lagen falsch, aber hier ging es nicht darum zu entscheiden was moralisch richtig oder falsch war, sondern darum seinen Liebsten zu retten, der sich nach wie vor in Gefahr befand.
August zog einen Pfeil, spannte diesen jedoch nicht ein, sondern kratzte runenartige Symbole auf den Asphalt, die sich rechtzeitig aktivierten, um die Funken dicht vor seinem Gesicht nacheinander, wie ein verblassendes Feuerwerk auszulöschen. Vereinzelte kleine Funken spürte er dennoch seine Haut streifen, die trotz ihrer Größe einen unangenehmen Schmerz hervorriefen, wie ein Schnitt, den man sich durch ein Blatt Papier zugezogen hatte - klein aber tückisch.
Was Seimei von Rixon unterschied, war das Verlangen ihn nicht zu töten, sondern mit ihm zu spielen und das ließ viel mehr Wut hochsteigen, als bei seinem Bruder, der sich aus dem Hinterhalt auf Rixons Seite geschlagen hatte. Gerade als er einen weiteren Schutzzauber in den Boden gravieren wollte, um einen Schutzkreis um ihn und Crispin zu erstellen, befand Seimei bereits hinter diesem und flüsterte ihm etwas ins Ohr und verschwand, bevor Augusts nächster Pfeil ihn treffen konnte. Dieser landete dicht neben Cris, ohne ihn zu verletzen und rauchte, das dampfende Weihwasser stieg auf und der Engel zog die Metallspitze sofort aus dem Asphalt, damit die Gase nicht in die Lungen seines Freundes treten konnten.
Der Schutzzauber wirkte nicht mehr, war es doch nur ein kurzer gewesen und den Kreis hatte er nicht fertig gravieren können, lag es nun daran den Jüngsten in Sicherheit zu wiegen, als der Schwarzhaarige sah, wie die Nägel geradewegs auf sie zusteuerten und nur aus Zufall, weil er zurück zu seinem Freund blickte, sah er den einen, der eine andere Bahn einschlug und direkt auf den Verletzten zusteuerte. Er musste handeln, sofort, sich etwas überlegen, denn für einen Zauber blieb keine Zeit, vor allem, weil er alles umständlich aufmalen musste, konnte er ja selbst nichts von sich aus beschwören und war immer auf seine himmlischen Waffen angewiesen, die ihm diese Macht verschafften. Einen Schritt auf Cris zugehend, sich geschwind über ihn beugend, blieb ihm also nur eine Option, die schnell und effizient genug war: seine Flügel.
Aus seinen Schulterblättern schoss das Flügelartige Skelett, dass sich schnell mit schneeweißen Federn, die stark im Kontrast zu der düsteren Szene und seinem dunklen Outfit standen, verdichtete und sich wie eine Kupel um August und seinen Freund legte. Die Nägel bohrten sich in das Gestrüpp, ließen einzelne Federn verkohlen und den Schmerz vom Ansatz bis zu den Schulterblättern ziehen. August biss die Zähne zusammen und zischte gequält, ehe seine Flügel die lästigen Nägel abschüttelten und sich langsam öffneten. In der Zwischenzeit, hatte er einen Schutzzauber um seinen Freund gelegt, der fürs erste reichen musste, denn die stärkeren erforderten Weihwasser und hätten ihm geschadet.
Langsam stand er auf, hatte bereits seinen nächsten Doppelpfeil gespannt, dessen Spitze eine violette Flamme war - Engelsfeuer - und schoss diesen erneut auf Sei, der sowohl von einem Pfeil gen Kopf, als auch einen Richtung seine Beine angegriffen wurde. Währenddessen überlegte er bereits, wie er schnellstmöglich mit Cris verschwinden konnte. Teleportation war eine Möglichkeit, aber er hatte es schon so lange nicht mehr gemacht, dass er Angst hatte, dass sie nicht weit weg genug landeten oder nicht in ganzen Stücken ankamen.

Crispin Cipriano

Wenn es etwas gab, dass er noch mehr hasste, als den Umstand, dass seine Fähigkeiten allgemein so wirkten, als wäre er gerade einmal zehn Minuten ein Dämon und er in die offensive Richtung gar keine besaß, sodass seine Chancen gegen jemanden wie Seimei noch weit unter Null lagen, dann war es diese Hilflosigkeit, die ihn gerade dazu verdammte, auf dem Boden liegend zuzusehen, wie sich August mit diesem arroganten Dämon anlegte, um ihn zu retten. An sich hatte er kein Problem damit, wenn ihn der andere aus der sprichwörtlichen Scheiße zog, aber das lag dann eher an der Fürsorge, die solchen Situationen folgte. Auf diese Situation hätte er dabei gut und gerne dennoch verzichten können. Dass er teilweise selbst schuld war, wie das alles kam, war ihm durchaus bewusst. Schließlich ließ er sich zu gerne provozieren und einen Rückzieher zu machen gehörte nicht zu den Dingen, die er für gewöhnlich tat. Ob er es sich dieses Mal anders überlegt hätte, wenn er von vornherein gewusst hätte, wie sich diese Auseinandersetzung mit Seimei entwickeln würde, war schwer zu sagen, denn in der Regel war es ihm immerhin egal, wie viel stärker als er ein Gegner war und bisher hatte er auch jede solcher Situationen überlebt - wenn auch die eine oder andere ebenfalls nur, weil August rechtzeitig eingegriffen hatte. So wie jetzt.
Da ist der kleine Cris wohl doch nicht so wichtig, das du dir derart Zeit lässt, das Liebchen zu retten?
Am liebsten Crispin ihm ein weiteres Mal ins Gesicht gespuckt und ihm gesagt, dass er besser die Klappe halten sollte, wenn er keine Ahnung hatte. Damit, dass August ihn wieder einmal retten würde, hatte er an sich nicht einmal gerechnet. Damals war es nichts Ungewöhnliches. Als sein Schutzengel wusste er immer, wenn etwas nicht in Ordnung war und wenn es nur darum ging, dass er sich durch seine Waghalsigkeit in eine brenzlige Situation befördert hatte. Nun sah die Sache anders aus, was aber nichts daran änderte, dass er froh war, dass er aufgetaucht war, auch wenn noch immer die Angst in seinem Magen saß, dass sie aus dem Ganzen nicht so glimpflich herauskamen, wie er hoffte. Und statt Seimei irgendetwas an den Kopf zu werfen, was die Situation vielleicht noch schlimmer machte, obwohl es ihm schwer fiel, sich zurückzuhalten, beobachtete er von seiner unbequemen Situation aus, seinen Freund dabei, wie dieser seltsame Zeichen in den Boden zeichnete. Nur am Rande bekam er dadurch die kleinen Funken mit, die auf sie beide zugeflogen kamen und von denen ihn einer an der Wange verletzte.
Zischend biss er die Zähne zusammen, als sich dadurch eine weitere Schmerzquelle zu den anderen hinzugesellte, doch bereits im nächsten Augenblick musste er feststellen, dass dieser gar nichts gegen das war, was er als nächstes spürte. Es war nicht der Atem, der ihn streifte und ihm alleine schon mitteilte, dass dieser verdammte Dämon hinter ihm stand, und auch nicht dessen Kralle oder die Worte, die er ihm leise zuraunte und bei denen er sich zumindest in Gedanken ein Vergiss es! nicht verkneifen konnte. Es war vielmehr der schmerzhafte Impuls den er in seinem Nacken spürte und der ihn unweigerlich ein weiteres Mal einen schmerzhaften Laut von sich geben ließ. Anschließend biss er sich leicht auf die Zunge und kniff die Augen zusammen, während er versuchte seine Finger in irgendetwas zu krallen, dabei aber nichts fand. Er hasste diesen Typen so schon, aber dieses Mal in seinem Nacken machte das alles noch um einiges schlimmer.
So sehr mit sich selbst und dem nur langsam abebbenden Schmerz beschäftigt, blendete er den Kampf seines Freundes mit Seimei für einige Momente komplett aus. Das änderte sich erst, als ihm neben all den anderen Gerüchen, die in der Gasse in der Luft hingen, auch der ihm nur zu vertraute Vanilleduft in die Nase stieg. Crispin öffnete seine Augen wieder und brauchte einen Moment, um einzuordnen, was gerade passierte. Sein Kopf arbeitete definitiv nicht mehr so schnell, wie er es sollte und dennoch sah er gebannt dabei zu, wie Augusts weiße Flügel zum Vorschein kamen.
Auch für dieses Ereignis hätte er sich eine ganz andere Situation gewünscht. Eine, in der er den Anblick mehr genießen konnte, doch so wurde die Faszination dafür schnell wieder von der Realität abgelöst, als er den Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen sah und seine eigenen Kiefer stärker aufeinander presste. In diesem Moment ärgerte er sich unbeschreiblich darüber, an diesem Tag nicht einfach zu Hause geblieben zu sein, statt auf das Treffen einzugehen, das am Ende doch nur abgesagt wurde. Aber hinterher war man eben immer schlauer und so hoffte er noch viel mehr, dass dieser Kampf zu ihren Gunsten und ohne weitere schwerwiegende Blessuren ausging. Zumindest für sie, denn Seimei wünschte er aus tiefstem Herzen, dass die beiden Pfeile ihre Ziele tragen.
Seimei hätte sich fast geschmeichelt gefühlt, würde der Engel behaupten, ihn zu mögen, doch abgekauft hätte er es ihm nicht. Der Engel auf dessen Zügen, sprach für sich und das, obwohl sei ihn doch so lieb anlächelte! Wenigstens ein wenig Mühe konnte dieser sich doch geben. Wo war der hochgelobte Anstand? Sollten Engel nicht netter sein, als Dämonen? Von wegen. Glatt würde sei behaupten, das diese oftmals viel schlimmer waren.
Und dann löschte dieser dumme Engel auch noch einen teil seiner Funken aus, sehr unnett das Ganze. Da half es auch nicht, das sei einen Blick auf das Gefieder werfen konnte, welches in ihm das Verlangen weckte, es in Flammen aufgehen zu lassen. Allein dieses verlangen reichte aus, um eine Flamme um seine Finger entstehen zu lassen.
Eine kleine, feurige Kugel flog durch die Luft, taxierte absichtlich die Federn, die augenblicklich begannen, zu schmoren. Dumme Kugel. Ich glaub es wohl Ein weiterer Feuerball, der direkt auf die Kugel zuflog. Weitere Federn fingen Feuer. Kein angenehmer Duft, selbst für die Nase des Teufelsohns. „Ach nun stinkst du auch noch alles voll, schämst du dich nicht?“, meinte er strafend, enttäuscht und schüttelte missbilligend den Kopf. „Angeblich sollt ihr doch so duften? Brathähnchen wäre doch viel angenehmer, als dieses.... verkohlte?“, gab er August einen Tipp, als könnte dieser seinen Geruch beeinflussen. Und da öffnete sich ein Spalt, welchen sei gleich nutzen wollte, doch dazu kam es nicht, vorerst, denn er Engel wagte es doch tatsächlich schon wieder diese Pfeile zu spannen und auf ihn anzulegen.
Sei Löste sich in Luft auf, die die Pfeile hindurch gleiten und manifestierte sich wieder, als die Gefahr gebannt war. Engelsfeuer.... es war zwar durch ihn hindurch geglitten, doch blieb es von seinem Körper nicht unbemerkt. Schmerz pulsierte in seinem Inneren, der nur langsam schwinden würde. Sei Blick glomm wütend auf. Meinte dieser Engel wirklich, ihn herausfordern zu können?
Er hob die Hand, und ließ nun eine Flamme entstehen, die nichts mit dem Feuer der Menschen gemein hatte. Sie schimmerte weißlich. Fegefeuer, welches so schnell nicht verlöschen würde, gleich, womit man versuchte, es ersticken zu wollen.
„Nun ist Schluss mit lustig....“, raunte er beiden zu, obwohl er einigen Abstand zu ihnen hatte. Doch beide hörten ihn. Natürlich. Er holte aus und warf das Feuer, welches in der Luft auseinander fächerte, auf die beiden zu. Wie ein Netz spannte es sich über sie und würde sie unweigerlich gefangen nehmen…
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