Wind Beyond Shadows

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Crispin Cipriano

Unglaubliche Erleichterung machte sich in Crispin breit, als er endlich die Auktionshalle hinter sich lassen konnte, in der er langsam aber sicher das Gefühl hatte, dass ihm die Luft zum Atmen fehlte und er einfach raus musste. Er wehrte sich auch nicht dagegen, als August ihn in einen anderen Raum drängte - selbst wenn es sich dabei um einen handelte, der, wie es bei einem Ball nun einmal üblich war, zum Tanzen diente, denn im Moment war er der Meinung, dass es einfach überall besser war, als in dieser kleinen persönlichen Hölle, in der er bis eben steckte. Er konnte nicht sagen, wie erleichtert er genau war, dass er dort weg konnte und auch nicht, wie sehr es ihn erleichterte, dass August derjenige war, der ihn da herausgeholt hatte. Auf ein danke würde der Engel aber wohl dennoch verzichten müssen. Nicht nur, dass er dies ohnehin selten ernst gemeint aussprach, nach der ganzen Situation an der Bar und kurz bevor der Aufruf zu diesem Sklavenhandel kam, sah er es auch einfach nicht ein, dies zu sagen.
Der klammernde Griff des anderen und auch seine Worte zogen seine Aufmerksamkeit von seinen Gedankengängen zu August. Er zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn einige Augenblicke lang einfach nur an, in denen er ihm vorwarf unvorsichtig gewesen zu sein und das Ganze freiwillig mitgemacht zu haben.
“Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich freiwillig für etwas melde, wo ich wie ein Sklave an den Meistbietenden verkauft werde?! Was zum Teufel denkst du bitte von mir?!”
Den Blick der Frau hatte er tatsächlich mitbekommen und auch wenn er jetzt noch daran dachte, lief es ihm eiskalt den Rücken runter, was die weiteren Worte des Engels nicht wirklich bessere machten. Klang er bis eben allerdings noch wütend, weil er scheinbar wirklich dachte, dass er es freiwillig getan hatte, so verrauchte diese langsam, als er merkte, dass es August tatsächlich mitnahm und beschäftige, dass er gerade Gefahr gelaufen war, dass ihn irgendwer anders bekommen hätte. Er biss die Zähne zusammen, ballte die Hände leicht zu Fäusten, während er ihm in die Augen sah und nun weit weniger wütend klang.
“Mir blieb keine andere Wahl, wenn ich auch ohne Geld zu spenden hier bleiben wollte. Und das wollte ich, weil… Ich brauchte einfach Ablenkung…”
Crispin wusste nicht genau, warum er gerade letzteres einfach aussprach, aber vielleicht lag es daran, dass August so verzweifelt klang, dass er das einfach nicht ertrug. Es versetzte seinem Herzen einen Stich, der ihn vollkommen vergessen ließ, wie sie zuvor an diesem Abend miteinander umgegangen waren oder warum sie eigentlich in dieser schwierigen Situation steckten. Im Moment war es ihm auch einfach egal und als der andere ihn plötzlich in eine Umarmung zog, war auch alles andere um sie herum einfach gleichgültig. Wie von selbst schlug sein Herz schneller, wobei es sowohl auf die Nähe des Engels als auch auf dessen Worte, die ihn sprachlos machten, reagierte. Er hatte das gerade wirklich gehört, oder?
Sein kompletter Widerstand, der noch übrig war und der in den letzten Monaten und vor allem Tagen wie selbstverständlich da war, bröckelte und er ließ seine Stirn auf August Schulter sinken, während er seine Arme um ihn schlang und ihn noch ein wenig näher zog.
“Eigentlich solltest du gar nicht mehr auf mich aufpassen und mich retten… Nicht nach allem, was passiert ist…”
Crispin unterbrach sich, bevor er etwas sagen konnte, was die ganze Situation gerade zerstören könnte, denn dafür genoss er die Nähe des anderen und die nur allzu bekannte Wärme, die von ihm ausging, einfach viel zu sehr. Er wollte sich einfach an ihn lehnen, sich fallen lassen, genauso wie er es früher getan hatte.
“Ich danke dir… Ich habe keine Ahnung, was ich getan hätte, wenn sie nicht aufgegeben und gewonnen hätte - außer einfach abzuhauen. Dabei wollte ich dir nach vorhin beweisen, dass ich auch gut ohne dich klar komme… dass ich dich nicht mehr brauche, aber…”
Ein weiteres Mal unterbrach er seinen Redefluss, bevor er noch mehr sagen konnte und presste die Lippen zusammen, während er seine Finger in das Jacket des Engels krallte. Doch vermutlich hatte er ohnehin schon mehr als genug gesagt. Genug, um Angst zu haben, dass es nicht vielleicht ein Fehler war, auch wenn August ihm gerade ebenfalls gestanden hatte, dass er es nicht ertragen hätte, wenn er ihn mit der Frau - oder vielleicht auch wem anders - gesehen hätte.
Protest oder ein bissiger Kommentar waren eigentlich die Dinge, die er erwartete - nicht jedoch die Weise wie Crispin gerade sein Herz weich wie Butter werden ließ. So nahe wie sie sich in dem Moment waren, hatte August Angst, dass der andere seinen schnellen Herzschlag spüren konnte, der bei den ruhign und ehrlichen Worten des anderen erst einmal fast aussetzte, nur um noch heftiger zu werden. Er hatte richtig gehört oder? Das hier passierte gerade wirklich. Eine Welle der Erleichterung ging mit ihm durch, aber gleichzeitig wurde sein Herz auch unglaublich schwer, wenn er darüber nachdachte was Crispin mit seinem letzten Satz implizierte. Irgendwo schmerzte es wahnsinnig, da es genau wie die Person klang, die er früher so geliebt hatte und für die seine Gefühle sich anscheinend bis heute nicht geändert hatten, egal wie sehr er es wollte. Vernunft war im Moment einfach unmöglich.
"Ich weiß, Cris.",sagte er einfach leise und fuhr ihm mit der Hand von seinem Nacken durchs Haar. Was machte er bloß mit ihm? Vorhin hieß es doch, dass sie beide miteinander abgeschlossen hätten und jetzt... Jetzt konnte er sich nie im Leben vorstellen jemals jemand anderen als Cris so zu halten, wie er es gerade tat. Er wollte auch niemand anderen so halten. Auch wenn er nicht sollte. "Du machst es mir so schwer, mir keine Sorgen um dich zu machen.", gestand er und erlaubte es sich ein wenig zu lächeln. Betrachtete man die Situation genauer, hatte sich kaum etwas zwischen ihnen geändert - bis auf die Engel- und Dämonensache. Aber Cris konnte nach wie vor nicht aufhören sich in gefährliche Situationen zu bringen und August hatte Probleme damit ihm nicht andauernd zu helfen.
Wenn ihn an diesem Abend allerdings etwas noch mehr überraschte, dann war es das ehrliche Dankeschön des anderen. Heilfroh darüber, dass Cris ihn in dem Moment hielt, wäre er ansonsten in die Knie gegangen, weil sie so weich wurden wie Pudding. Wieder einmal bewies der Jüngere, dass er mutiger war, wenn es darum ging seine Gedanken auszusprechen und August konnte nicht glücklicher darüber sein. Wie viel Wahrheit nun tatsächlich dahinter steckte, wollte er im Moment nicht wissen. Cris musste schon ein wahnsinnig guter Lügner sein, wenn er so überzeugend sprach... Egoistisch wie der Ältere nunmal war, wollte er ihm gerade alles glauben und die Hoffnung zulassen, dass es ihnen beiden ähnlich ging. "Schon in Ordnung...ich hatte vorhin einfach nur Angst." Es war das erste Mal, dass er damit konfrontiert wurde, dass jemand anders Interesse an dem Dämon hatte und es gefiel ihm ganz und gar nicht.
Sie blieben noch einige Momente so stehen, bis sich August langsam von ihm löste und die Hände, die sich an sein Jackett krallten in die seine nahm, um ihre Finger miteinander zu verschränken. Sein Blick schweifte zur Seite und mit einem hochgezogenem Mundwinkel sah er wieder zu dem Dämon. "Können wir heute einfach mal alles vergessen? Ich will nicht mehr streiten... Und die Leute da drüben haben keine Ahnung wie man richtig tanzt.",sagte er und zog den anderen schon mit zur Tanzfläche. "Waffenstillstand?", fragte er dann und zog den anderen an sich, um eine Tanzposition einzunehmen, die schon vorraussagte, dass der Tanz chaotisch und unprofessionell werden würde. Aber das störte ihn nicht. Gerade war der Engel so glücklich, dass er alles andere vergessen wollte. Den anderen führend tanzten sie einen übertrieben improvisierten Tango, der hauptsächlich daraus bestand, dass ein lachender August den Dämon um seine eigene Achse drehte und mit ihm quer über die Tanzfläche tanzte, wobei sie einige Paare aus Versehen anrempelten, was Agust ebenfalls nur mit einem leisen Lachen kommentierte. "Ich sag's dir, am Ende werfen sie uns noch hinaus.", sagte er grinsend und konnte das Gefühl der allbekannten Vertrautheit nicht mehr verdrängen. Jetzt gerade war es, als hätte sich nie etwas zwischen ihnen verändert und August hätte alles dafür gegeben, wenn er diese Illusion aufrecht erhalten konnte.

Crispin Cipriano

Eine ganz andere Art der Gänsehaut lief ihm über den Rücken, als er die sanfte Berührung von Augusts Fingern in seinem Nacken und seinen Haaren spürte. Es war ein wohliger Schauer, den er nur zu gerne genoss und den Moment noch länger auskosten wollte, weshalb er sich auch keinen Millimeter bewegte. Wenn sie so nah beieinander standen, wie früher miteinander umgingen, wollte er einfach alles vergessen, was in den letzten Tagen zwischen ihnen war. All die Gedanken, die Einsamkeit und die Sehnsucht nach dem Engel, die ihm vor allem nachts heimgesucht hatte. Crispin hoffte so sehr, dass dies alles hier gerade echt war und er nicht träumte. Er würde es nicht verkraften, wenn er am Morgen alleine in seinem Bett aufwachte und feststellen musste, dass nichts von all dem wirklich geschehen war. Es würde ihn fertig machen, wenn er tatsächlich mal wieder schlafen könnte und hätte sein Unterbewusstsein dafür verflucht, ihn mit so einem Traum zu konfrontieren und nebenbei zu wissen, dass es nicht der Wahrheit entsprach.
Allerdings wollte er daran im Moment nicht denken, es stattdessen einfach genießen und Augusts Worte halfen ihm dabei. Er wollte ihm schon sagen, dass er sich dennoch nicht um ihn sorgen sollte, doch so vernünftig war er dann doch nicht, denn das warme Gefühl, das sich bei der Bedeutung der Worte in ihm ausbreitete, fühlte sich dafür zu gut an.
“Ich bin nun einmal, wie ich bin…”
August wusste, dass er draufgängerisch war und mitunter einfach nicht darüber nachdachte, was er tat oder in welche Gefahr er sich im Grunde mit seinen Aktionen bringen konnte und das hatte sich nicht geändert. Umso mehr bedeutete es ihm, dass der Engel auch jetzt noch auf ihn aufpasste, obwohl es eigentlich nicht sein sollte. Aber hieß das nicht auch, dass das, was er eben gesagt hatte, stimmte? Er hoffte es. Er hoffte es so sehr und als August auch noch gestand, er hätte einfach Angst gehabt, schlug sein Herz noch ein wenig schneller und er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Es musste einfach die Wahrheit sein. Alles andere würde ihn zerstören.
Als August sich von ihm löste und ihre Hände miteinander verschränkte, hob er seinen Kopf wieder und bei seinem schiefen Grinsen wurde ihm warm ums Herz. Genau diesen Anblick hatte er genauso vermisst, wie die Nähe zu ihm und er dachte auch nicht einen Moment darüber nach, was er ihm als Antwort geben sollte, denn diese war vollkommen klar. Bevor er allerdings dazu kam, zog ihn der Engel mit zur Tanzfläche und er ließ sich bereitwillig hinführen. Dort angekommen sah er ihm in die Augen und lächelte leicht.
“Vergessen klingt gut”, meinte er, bevor das Lächeln zu einem Grinsen wurde, denn auch er wollte sich im Moment einfach nicht mehr mit ihm streiten oder auch nur daran denken, was eigentlich zwischen ihnen stand. “Und man muss denen hier wirklich mal zeigen, wie man das richtig macht.”
Sie konnten nicht tanzen - beide nicht - und das wussten sowohl August als auch er. Das hatten sie damals bereits gemerkt und er war sich sicher, dass sie dies auch jetzt wieder eindrucksvoll beweisen würden. Doch es war ihm egal und alleine der Gedanke daran, stimmte ihn glücklich. So ließ er sich von dem Engel quer über die Tanzfläche führen, lachte dabei immer wieder, wenn andere Tanzpaare ihnen wütende Blicke zuwarten und hatte einfach nur Spaß. Etwas, von dem er nicht gedacht hätte, dass er dies je wieder haben würde und schon gar nicht mit August. Und als dieser erwähnte, dass man sie vermutlich rauswerfen würde, grinste er ihn frech an.
“Das wäre für mich ja nichts neues und es würde mich nicht stören.”
Solange August bei ihm war, war an diesem Abend alles in Ordnung. Vor allem nach ihrem geschlossenen Waffenstillstand, den er in vollen Zügen genießen wollte. Wer wusste schon, wann sie die Realität wieder einholen würde, an die er gerade absolut nicht denken wollte.
Nachdem die letzten Klänge des Tangos verklangen, wurde er noch ein letztes Mal von August herumgewirbelt, bevor er pünktlich zum nächsten Lied, das angestimmt wurde, wieder vor ihm stand. Im Gegensatz zum vorhergehenden Lied war es eine eher ruhige Nummer und aus dem Augenwinkel sah er bereits, wie die anderen eng beieinander tanzten. Crispins Blick lag auf dem Engel vor ihm und sein Herz begann erneut in einem schnelleren Takt zu schlagen. Seine Hände fanden wie von selbst ihren Weg zu den Hüften des anderen und zogen ihn näher zu sich, um sich anschließend wie die anderen langsam im Takt der Musik zu bewegen. Augusts Nähe und sein Duft, der ihm in die Nase stieg, machten ihm das Denken schwer, was wohl auch der Grund war, das er aussprach, was ihm gerade durch den Kopf ging.
“Ganz egal, wie sehr ich solche Veranstaltungen auch hasse… Ich bin froh, dass ich heute hergekommen bin.”
Ich bin nun einmal wie ich bin., sagte Crispin. Und deswegen mag ich dich., hätte August am liebsten geantwortet, beließ es aber bei einem Nicken - ein leises Zustimmen, aber keinesfalls ein Vorwurf. Crispin war für ihn früher immer bewundernswert gewesen. Ihn interessierte kein Geld, kein Ruhm, keine Oberflächlichkeiten. Seine aufsässige Art, aber auch sein Eigensinn waren sowohl seine Schwächen, machten ihn aber bereits am Anfang sehr, sehr attraktiv für den Engel, der sich so sehr nach einer Abwechslung der strengen Norm sehnte. Schon immer verlangte seine Seele nach mehr, nach etwas das aus der Menge herausstach, anders war als sein normales Umfeld... Und der Dämon war gerade jetzt genau das und noch viel, viel mehr. Es war doch zum verrückt werden. Wieso willst du immer das, was du nicht haben kannst?
Der Tanz endete und beide fanden wieder zueinander. August's Oberkörper schmerzte bereits vor lachen und wegen den wirbelnden Bewegungen, die ein Seitenstechen hervorriefen. Sie mochten beide absolut miese Tänzer sein, jedoch konnte nicht abgestritten werden, dass sie von allen anwesenden Personen am meisten Spaß gehabt hatten. Sehr zur Freude der anderen, folgte nach dem Tango ein ruhigeres Lied, was auch die beiden Tanzchaoten wieder friedlicher werden ließ und das Parkett wieder sicher für die anderen Tanzpaare machte. Der Engel musste schmunzeln, als er die allgemeine Erleichterung bemerkte, weswegen er die Nähe des anderen vorerst nicht wirklich realisierte, selbst als dieser die Hände an seine Hüften legte und ihn näher an sich zog. Erst als der Dämon gestand, dass er froh war, hier zu sein, richtete der Grünhaarige den Blick auf ihn und wurde sich nun der Nähe, dem Duft und einfach Crispin bewusst, der ihn genau so hielt wie früher. Automatisch wanderten seine Hände wieder hoch zu seinem Nacken, hinter dem er seine Handgelenke locker überkreuzte. Normalerweise war er es, der die Führung in solchen Dingen übernahm, aber nur bei dem Jüngeren übergab er ab und an gerne die Kontrolle, so wie jetzt gerade, wo er doch wieder einmal bewies, dass er tapferer war als er und Dinge aussprach, die er nie gesagt hätte, auch wenn sie auf seiner Zunge brannten. Viel zu groß war allerdings die Angst, dass dies alles im nächsten Moment wieder verschwand und er sich umsonst an etwas geklammert, umsonst seine innersten Gedanken preisgegeben hatte. Nicht aber Crispin, der schon immer, von seinen Emotionen geleitet handelte und die Initiative für sie beide ergriff und das wusste er mehr als zu schätzen. Vor allen in Momenten wie diesen, wo August zu gerne etwas gesagt hätte, aber dann doch zu feige war.
"Sag doch nicht so etwas..." Verlegen sah er zur Seite und musste dabei seinen Kopf etwas wegdrehen, da sie sich bereits so nahe waren, dass ein einfacher Blick zur Seite nicht gereicht hätte, um seine Röte, die ihm in die Wange stieg, verstecken zu können. "Aber ich bin auch glücklich darüber...", murmelte er leise und bemühte sich besonders undeutlich zu sprechen. Sein Mund verzog sich zu einem leichten Schmollen und wieder sah er sich im Raum um, bevor er es wagte seinen Blick wieder auf seinen Tanzpartner zu richten, den er erneut zu mustern begann. Erst seine Augen, die wie zwei pechschwarze Murmeln waren. Näher. Dann seine Nase, die sich jedes mal, wenn er lächelte etwas kräuselte und ihn fast schon wie ein Häschen wirken ließ. Noch näher. Und dann sein Mund, dessen weiche Lippen gerade so verlockend nahe waren, dass er seinen Atem spüren konnte.
Es erforderte nur die Überbrückung weniger Zentimeter, für die sich August auf seine Zehenspitzen stellte, damit die Distanz zwischen ihnen endlich komplett verringert wurde. Der Kuss war kurz, endete mit einem leisem klickendem Geräusch, ehe der Grünhaarige dem Jüngeren mit der Hand über die Wange strich, sich über die Lippen leckte und den Kopf schief legte, um ihn erneut zu küssen. Diesen Kuss löste er erst, als er dem Bedürfnis des Atmens nachgehen musste und aus Angst, er hätte den anderen mit seiner Zuneigung überfordert, senkte er den Blick und drückte sein Gesicht in die Halsbeuge des anderen und zog sich wieder näher an ihn. "Sorry, ich konnte nicht anders...", murmelte er an den Hals des anderen und tanzte langsam mit ihm zu der ruhigen Melodie weiter. Im Moment hatte er einfach Angst, dass sein Herz aus er Brust sprang, so heftig wie es schlug.
Auch dieses Lied endete, viel zu früh, wenn es nach dem Engel ging und er hatte Angst, dass damit auch alles andere endete, was sie in dieser kurzen Zeit aufgebaut hatten. Fast schon panisch klammerte er sich an den anderen, noch nicht bereit ihn loszulassen.

Crispin Cipriano

Crispin musste sich eingestehen, dass er es genoss, August dabei zu beobachten, wie er wegen der anderen Paare und deren sichtlicher Erleichterung leicht schmunzeln musste. Viel zu lange hatte er dies nicht mehr gesehen und dabei mochte er den unbeschwerten Ausdruck in seinem Gesicht, der dabei erschien. Dass sie in letzter Zeit beide nicht wirklich einen Grund hatten, sich über etwas zu amüsieren, daran wollte er gerade nicht denken, denn würde er dies tun, käme unweigerlich die Erinnerung dazu, warum dem so war. Deshalb konzentrierte er sich wieder auf das Hier und Jetzt, auf diesen Abend, an dem sie einfach einmal alles vergessen wollten. Zudem amüsierte es ihn ein wenig, als August wieder zu ihm sah und auf einmal mitbekam, wie nah sie sich waren. Es war schon ewig her, dass er so abgelenkt war, wenn er wusste, dass er in der Nähe war. Meist war er angespannt und auf der Hut - zumindest seit sie sich wiedergesehen hatten. Bei ihm selbst war es allerdings nicht anders. Es war selten, dass er sich wirklich hatte entspannen können, wenn der Engel bei ihm war - nur in den wenigen friedlichen Momenten zwischen ihnen, die seiner Meinung nach viel zu selten vorkamen, hatte er sich dies gestattet. So entspannt - und vor allem glücklich - wie jetzt war er jedoch auch in diesen Momenten nicht. Es war vorübergehendes und gestohlenes Glück, das wusste er sehr gut, doch das hinderte ihn nicht daran, es zu genießen und später wie einen Schatz zu hüten.
Genau wie den Anblick, der sich ihm nun bot, als August verlegen zur Seite sah, um zu verstecken, dass er rot wurde. Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. Crispin fand es schon immer unglaublich süß, wenn der andere so auf etwas reagierte, was er sagte und es ließ sein Herz schneller schlagen, zu sehen, dass sich daran nichts geändert hatte. Auch seine undeutlich gemurmelten Worte, von denen er nur die Hälfte, aber doch genug verstand, um zu begreifen, was er meinte, hatten diesen Effekt.
“Es ist einfach nur die Wahrheit”, murmelte er ebenfalls nur und unterdrückte, zu erwähnen, dass er die Reaktion des Engels niedlich fand. Er wusste, dass er das nicht mochte, er aber noch mehr darauf reagieren würde. Zudem war dieser Gedanke im nächsten Augenblick völlig unwichtig, als ihm August wieder in die Augen sah und ihm dabei Stück für Stück immer näher kam. Die Spannung, die zwischen ihnen entstand, war fast schon mit den Händen greifbar. Es war dieses leise Knistern, das er beinahe hören konnte und das ein Kribbeln in ihm auslöste. Sein Griff an den Hüften des Engels wurde ein wenig fester und er öffnete leicht die Lippen. Der Kuss war seiner Meinung nach viel zu kurz, doch bevor er dazu kam, dies zu ändern, küsste ihn August ein weiteres Mal. Es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl und ihre Lippen passten perfekt aufeinander, sodass es schon eine Ironie des Schicksals war, dass es ihre Wesen nicht taten.
Auch dieser Kuss endete zu früh, denn am liebsten hätte er ihn noch ewig in die Länge gezogen, doch seine Lungen verlangten nach Sauerstoff und er war sich sicher, dass es August da nicht anders ging. Dieser drückte sein Gesicht in seine Halsbeuge und seine leise gemurmelte Entschuldigung machte ihn für einen kleinen Augenblick sprachlos. Dachte er wirklich, dass er dies nicht wollte? Er hatte sich danach gesehnt und hätte er es tatsächlich nicht gewollt, würden sie nicht mehr so nah beieinander stehen.
“Eine Entschuldigung ist dafür absolut unnötig…”
Einen kurzen Augenblick lang presste er die Lippen aufeinander, während der Tanz sich dem Ende näherte und sie kurz darauf stehen blieben. Dass sie somit den anderen Paaren eventuell für den nächsten Tanz im Weg standen, war ihm dabei egal. Crispin zögerte, weiterzureden, zu sagen, was er am liebsten noch sagen würde, entschied sich schlussendlich aber doch dafür. Er hatte an diesem Abend schon so viel zugegeben, dass dies mit Sicherheit nicht weiter ins Gewicht fiel.
“Ich müsste lügen, wenn… ich sagen würde, dass ich es nicht auch wollte…”
Durch die Nähe zu dem anderen, konnte er leicht den schnellen Herzschlag des Engels spüren und sein eigener passte sich dessen Rhythmus beinahe automatisch an, als er sich an ihn klammerte. Seine Hände wanderten von den Hüften zu dessen Rücken, hielten ihn fest. Ohne darüber nachzudenken, schmiegte er sein Gesicht an Augusts Haare, die sich an seiner Haut unglaublich weich anfühlten.
“August…?”
Etwas ganz Bestimmtes brannte ihm auf der Seele und auch wenn er keine Ahnung hatte, ob er damit nicht alles zunichte machte, was gerade zwischen ihnen war, musste er es einfach loswerden.
“Versprich mir etwas… Tu bitte nicht wieder so, als wäre nichts gewesen…”
Noch immer tat die Erinnerung an das letzte Mal weh und auch wenn er versucht hatte, sich einzureden, dass der Engel nicht wusste, dass er wach war, war das für sein Herz einfach keine akzeptable Erklärung. Aus diesem Grund würde er dies kein zweites Mal ertragen - schon gar nicht, weil es nun keine Ausreden gab, um es leugnen zu können.
Früher war alles besser. Es war eine Sache, wenn ein Engel sich in einen Menschen verliebte und mit diesem durchbrannte. So etwas passierte ständig und nicht zuletzt zwischen den meisten Schutzengeln und ihren Schützlingen. Gerne gesehen war es natürlich nicht, aber es wurde milder bestraft - man wurde nicht sofort verbannt. Eine andere Sache war eine Beziehung zu einem Dämon. Jede Faser sollte bei intimeren Kontakt mit diesen Wesen schreien, dass es falsch, falsch, falsch war und sofortiger Abstand war das mindeste, das sofort geschehen musste, wobei nach dem Abstand, eine sofortige Hinrichtung am liebsten gesehen wurde und obwohl August darauf trainiert wurde, obwohl schon viele Dämonen durch seine Hand frühzeitig das Zeitliche gesegnet hatten, tanzte er hier und jetzt mit einem und konnte gar nicht anders, als komplett schwach für ihn zu werden. Die Warnrufe in seinem Kopf waren leise im Vergleich zu dem was sein Herz wollte und verlangte. Es wollte mehr, mehr, mehr von Crispin, ignorierte dabei den Fakt, dass es einfach nicht sein durfte - oder wollte es ausgerechnet aus diesem Grund umso mehr? Irgendwo liebte er ja die Gefahr, sich gegen das System zu stellen, aber das ging selbst für ihn zu weit. Trotzdem machte er bis jetzt keine Anstalten das Verhältnis zwischen ihnen zu ändern. Er hatte die Chance gehabt ihn zu töten und sie nicht genutzt. Er hatte mehrmals die Chance gehabt ihn einfach zu ignorieren, ihm aus dem Weg zu gehen und auch das hatte nichts gebracht, denn so nahe wie jetzt waren sie sich das letzte mal in ihrem Sommer gewesen, an dessen Erinnerungen er sich an traurigen Tagen klammerte und sie tief in seinem Innersten hütete, weil sie ihm irgendwo neben dem ganzen Kummer auch Trost spendeten.
Aber auch vonseiten des Dämons kam wenig bis gar kein Widerstand, der ihm eventuell helfen würde, das ganze wieder halbwegs gerade biegen zu können. Nein, im Gegenteil, er machte es mit seinen Worten nur noch schwerer für August einen Rückzieher zu machen. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht auch wollte. Sein Herz machte einen Hüpfer, ehe ein stechender Schmerz ihn durchfuhr, denn das alles sollte nicht so sein. Cris sollte ihn hassen und ihn nicht in den Armen halten. Er hätte ihn in der Gasse töten und nicht immer wieder den Kontakt mit ihm suchen sollen. Anstatt die Küsse des Engels zu erwidern, hätte er ihn wegstoßen sollen, auch wenn sich der Ältere noch so sehr an ihn klammerte und sich insgeheim wünschte, dass er es nicht tat.
Erst als der Jüngere seinen Namen sagte, sah er langsam wieder auf, Angst vor dem was er sagen würde und ja - Cris war sein Tod, hier und jetzt, denn sein Herz war in dem Moment praktisch Matsch und er sollte nichts versprechen, sollte Nein sagen, aber er schaffte es einfach nicht, weil er wusste, wie sehr es den anderen verletzen würde. Noch einmal den enttäuschten Gesichtsausdruck des anderen zu sehen, wäre auch für ihn zu viel gewesen. Dennoch musste er seiner Vernunft gegenüber irgendwo nachgeben und es zumindest aussprechen, damit er im Nachhinein behaupten konnte, er hätte es zumindest versucht, was eine absolute Lüge war. "Du weißt, dass das hier..." Er zeigte mit dem Zeigefinger zwischen ihnen hin und her. "..Nicht sein darf." Um den neugierigen Blicken zu entgehen, zog er den anderen zu einer Ecke, wo sich der Grünhaarige an die Wand lehnte und mit den Händen das schwarze Jackett des Dämons umfasste, an dem er ihn näher an sich zog und dann etwas mit den Ketten des anderen spielte. "Ich bin ausgeliefert, wenn sie es erfahren.", sagte er leise und senkte den Blick, der sich auf einen der Anhänger richtete, um sich abzulenken. Wer mit sie gemeint war, musste nicht weiter erläutert werden. Dieses Gespräch hatten sie schon einmal geführt, jedoch war es damals halbherziger gemeint als an diesem Abend, denn er wusste schon damals, dass es für ihn keinen Rückweg mehr gab und er alles für den Jüngeren hinschmeißen wollte. "Und woher weiß ich, dass du das überhaupt ernst meinst und nicht nur gerade mit mir spielst, um dich an mich zu rächen?", fragte er dann und klang dabei verletzter als gewollt. Es wäre ein leichtes Spiel gewesen August hier und jetzt fallen zu lassen und ihn damit komplett zu zerstören. Er war gerade sehr verwundbar, seine Defensive quasi am Nullpunkt, sein Blick vernebelt von Crispin's Anwesenheit, die einfach seinen Kopf komplett in Beschlag nahm und ihn alles andere ignorieren ließ. Wahrscheinlich würde er es nicht einmal merken, wenn ihm der Dämon hier und jetzt einen Dolch in's Herz rammen würde, solange er ihn einfach nur ansah, als wäre er der Einzige für ihn. August hasste sich dafür, dass seine Schwäche für den anderen die Oberhand gewann, er in Momenten wie diesen komplett ausgeliefert war und es wusste, allerdings nichts dagegen tun konnte... oder eher wollte.
"Ich kann es versprechen, aber es macht alles komplizierter... Wir dürfen nicht-" August biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf noch tiefer, seine Knöchel bereits weiß, weil sein Griff am Kleidungsstück des anderen so fest war. "Cris, es tut so weh. Mach bitte, dass es aufhört..."

Vielleicht wäre der Tod immer noch die beste Lösung.

Crispin Cipriano

Du weißt, dass das hier nicht sein darf.
Ja, er wusste es. Wohl besser, als jeder andere. Schon zu der Zeit, als er noch ein Mensch war, hatte es nicht sein dürfen und es war ihnen dennoch egal. Doch genauso wusste er, dass die Kluft zwischen ihnen nun noch weit größer war. Selbst wenn er mit seiner Annahme falsch lag, seine Ansichten über August, die sie erst in diese Situation gebracht hatten, falsch waren, er nicht mit ihm gespielt und es wirklich ernst gemeint hatte - so stand doch noch immer die Tatsache zwischen ihnen, dass eine Beziehung zwischen einem Dämon und einem Engel wohl das Unmöglichste war, das es auf dieser Welt gab. Zudem hatte er schon von so einigen anderen Dämonen - nicht nur dem, er ihm geholfen hatte - gehört, dass man sich von Engeln lieber fernhielt oder sie zumindest ausschaltete, wenn einem doch einmal einer über den Weg lief. Und er erinnerte sich noch sehr gut daran, was der Engel vor ihm über die Monster dieser Welt erzählt hatte. Beide Wesen waren seit jeher verfeindet und sie beide? Sie waren die Ausnahme, die es eigentlich nicht geben durfte.
“Ich weiß…”, war daher das Einzige, das er herausbrachte, nachdem August ihn etwas abseits gezogen hatte, damit sie den anderen nicht im Weg standen und sie auch nichts von ihrer Unterhaltung mitbekamen - von eventuellen Unterbrechungen ganz abgesehen, falls sie angerempelt wurden. Mehr musste er dazu vermutlich auch nicht sagen. Er hatte diese Regeln schon damals gehasst, das wusste August, und er hatte sich - so wie bei allen anderen Regeln, die ihm gegen den Strich gingen - gegen sie aufgelehnt und das obwohl es nicht ein mal seine eigenen waren, sondern die des Engels. Nun hasste er sie sogar noch um einiges mehr, weshalb er sich mit beiden Händen neben Augusts Kopf an der Wand abstützte und versuchte die Finger hineinzukrallen. Als der Engel kurz darauf meinte, er wäre ausgeliefert, wollte er schon etwas darauf erwidern, kam aber nicht dazu, da er bereits weiter sprach.
‘So viel zu unserem Waffenstillstand’, schoss es ihm dabei direkt durch den Kopf und er hatte Mühe, sich zusammenzureißen. Crispin spürte, wie die aufkommende Wut in ihm alles zunichte machen wollte, was sie sich an diesem Abend und vor allem in den letzten Minuten aufgebaut hatten, und auch wenn er sonst kein Problem damit hatte, seiner impulsiven Art freien Lauf zu lassen und andere damit vor den Kopf zu stoßen, kämpfte er nun doch dagegen an. Und verlor - zumindest teilweise. Er ballte die Hände an der Wand zu Fäusten, versuchte seine typischen Vorwürfe aber zurückzuhalten, da diese mit Sicherheit alles zerstören würden.
“Ich mit dir spielen?! Würde ich das tun, hätte ich vorhin nicht einmal ansatzweise einen Grund gehabt, eifersüchtig zu sein, als du mich für jemand anderes gehalten hast…”
Nur mühsam konnte er sich zurückhalten, noch mehr zu sagen und ihm zu gestehen, dass August alles war, was er je wollte und der einzige, den er auch jetzt noch mehr als alles andere wollte. Dazu war er nicht bereit und wer wusste schon, ob er es durch ihre Situation jemals sein würde. Immer würde ihm die Angst im Nacken sitzen, dass der Engel doch mit ihm gespielt hatte, auch wenn Crispin dies in diesem Moment, wo der andere so zerbrechlich wie Glas wirkte und als könnte ihn jedes falsche Wort am Boden zerstören, nicht glauben konnte und auch nicht glauben wollte.
Crispins Blick lag die ganze Zeit auf August, der sich so verzweifelt an ihn klammerte, als wäre er ein Ertrinkender und er die einzige Rettung, die es gab. Es versetzte ihm einen Stich. Noch nie hatte er den Engel so verzweifelt gesehen - auch nicht bevor alles anders wurde - und mit seinen nächsten Worten brach es ihm schlichtweg das Herz. Eine gefühlte Ewigkeit wusste er nicht, was er darauf erwidern sollte. Er fühlte sich in diesem Moment tatsächlich hilflos, auch wenn er dies nicht zugeben würde. Crispin entspannte langsam seine Hände wieder und löste sie von der Wand, bevor er sie um August legte und ihn weiter an sich zog.
“Kann das nicht einfach alles egal sein…? Diese verdammten Regeln und was die anderen davon halten…”
Wir gegen den Rest der Welt. Das war genau das, was er schon damals wollte und daran hatte sich nichts geändert.
Natürlich wusste er es. Es war ihm bewusst, dass das was zwischen ihnen war, nicht sein durfte. Und wie schon vor seiner Verwandlung zum Dämon, sträubte er sich dagegen. Dafür bewunderte ihn August, denn egal wie sehr er sich auch von einem durchschnittlichem Engel unterschied, war er dennoch nicht in der Lage komplett von den Regeln abzulassen. Darin hatten sie sich schon immer unterschieden und das war mitunter einer der Gründe, weshalb es jetzt viel komplizierter zwischen ihnen war als je zuvor.
Als der Dämon von Eifersucht sprach, blinzelte der Engel überrascht und sah ihn dann lange an. Sein Herz schlug schneller und er merkte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg, wenn er daran zurückdachte, dass er sich ausgerechnet jemanden gesucht hatte der aussah wie der Schwarzhaarige, was doch irgendwo bewies, dass er nicht eifersüchtig sein musste, denn obwohl August sich ablenken wollte, bestand seine Suche daraus jemanden zu finden der nicht wie, sondern einfach Crispin selbst war. Was überhaupt keinen Sinn machte, denn die Motivation dahinter bestand doch darin, zu vergessen und doch konnte er gar nicht anders, als er den anderen gesehen hatte. "Ich habe dich nicht verwechselt...", murmelte er und wusste nicht so recht, wie er erklären sollte, dass er eigentlich nur bei ihm sein wollte - so wie jetzt gerade. "Das vorhin... Es war dumm von mir. Ich wollte einfach..." Er unterbrach sich selbst, um die richtigen Worte zu finden, damit er den anderen nicht verärgerte, allerdings auch nicht zu viel Preis gab, was allerdings jetzt gerade sowieso schon keinen Unterschied mehr machte, denn so offen wie sie jetzt gerade miteinander redeten, wäre ein Geständnis mehr oder weniger wahrscheinlich nicht mehr so schlimm. "Ich wollte jemanden finden der dir ähnlich ist... aber... niemand ist so wie du. Und dann spreche ich ausgerechnet dich an, weil ich so krampfhaft nach jemandem suche, bei dem ich all deine Eigenschaften wiederfinden kann... Niemand ist so ein nerviger Dickschädel, der mich zur Weißglut und im nächsten Moment zum Lachen bringt. ", beendete er den angefangen Satz und presste dann die Lippen zusammen. "Cris... Es ist dumm von mir, aber ich vermisste dich.", sagte er dann leise und dämpfte die letzten Worte ab, indem er sein Gesicht an die Brust des anderen drückte - die Nähe des anderen schamlos ausnutzend.
Zwischen ihnen gab es kein gut oder schlecht. Brach die Hölle auf Erden los, würden sie sich nicht auf die gute oder die böse Seite stellen, sondern gemeinsam - Hand in Hand - durchbrennen, den anderen den Rücken kehren. Sie waren beide selbstlos, egoistisch, aber glücklich solange sie sich gegenseitig hatten und das war schon immer so gewesen. Allerdings war es jetzt nicht mehr so einfach wie früher... Da alle Engel seitdem Rauswurf auf der Erde wanderten, konnte er sich nie sicher sein, ob ihn nicht jemand beobachtete und im Falle der Rückkehr verraten würde. Wobei er sich jetzt gerade - in den Armen des anderen - gar nicht sicher war, ob er jemals wieder zurückgehen wollte, wenn er dafür jeden Tag die Stimme des anderen an seinem Ohr hören und ihm so nahe sein durfte. Das alles war gerade viel zu verlockend und wenn ihn jetzt jemand gefragt hätte, für was er sich entscheiden würde: Himmel oder ein Leben mit Crispin - dann hätte er ohne zu zögern mit letzterem geantwortet. Trotzdem war da immer noch die Angst, dass er, sobald er sich tatsächlich für den Jüngeren entschied, fallen gelassen wurde. Was hatte er dann noch? Weder ein Zuhause, noch jemanden an seiner Seite... Das Risiko alles zu verlieren was ihm jemals etwas bedeutet hatte, war einfach viel zu hoch und genau diese Angst ließ ihn zögern.
"Das ist alles nicht so einfach..." August entspannte seinen Griff und schob dann seine Hände unter das Jackett des anderen, um sie an den Rücken des anderen zu legen. Cris konnte gar nicht böse sein. Nicht, wenn er ihn so hielt und so mit ihm sprach. Er passte nicht in das Bild eines typischen Dämons, das man ihnen im Training vermittelt hatte. Nichts davon traf auf ihn zu. Möglicherweise war der Engel auch einfach geblendet, hatte eine rosarote Brille auf, aber jetzt gerade war ihm das alles egal. Jetzt zählte nur ihr kleiner Waffenstillstand, in dem sie sich so nahe wie schon lange nicht gekommen waren und er wollte jeden Moment davon auskosten.
"Manchmal wünschte ich, ich wäre so mutig wie du." Bereit alles hinzuwerfen, der restlichen Welt den Rücken zuzuwenden und einfach sein Ding durchzuziehen. Das Training hatte ihn verändert. Abhängig gemacht. August sehnte sich nach Sicherheit, nach einer Zukunft die auch garantiert und nicht nur ein Wunschdenken war. Im Moment gab ihn der Dämon allerdings mehr von dieser Sicherheit, als das Versprechen, dass er vielleicht wieder in den Himmel durfte, und das machte ihn wahnsinnig. Gleichzeitig schlich sich aber auch wieder dieses unbeschwerte Gefühl der Freiheit in seinen Kopf, dass er so vermisst hatte und welches er damals komplett abgelegen musste. Wer weiß, vielleicht hatten die beiden doch noch eine Chance? Mach dich nicht lächerlich August, du weißt, dass es nicht möglich ist. Wenn sie dich finden, bist du Geschichte. Instinktiv drückte er sich mehr an den Größeren. "Was erhoffst du dir nach dem Abend, Cris?", fragte er dann und biss sich auf die Unterlippe. Tatsächlich hatte er vor gehabt, am nächsten Tag so zu tun, als wäre das alles nicht passiert, aber er nachdem er es dem Dämon versprochen hatte, wollte er zumindest wissen, was er sich vorstellte, wie es weitergehen sollte. Auch was es mit ihrem Waffenstillstand auf sich hatte, der jetzt noch anhielt und den er am liebsten in Frieden umwandeln würde. War so etwas zwischen ihnen überhaupt möglich?

Crispin Cipriano

Crispin musste feststellen, dass August wirklich ein ausgezeichnetes Talent dafür hatte, ihn sprachlos zu machen. Normalerweise wusste er immer etwas zu erwidern - und wenn es nur ein bissiger Kommentar war, mit dem er verbarg, was wirklich in ihm vorging - und hatte immer das letzte Wort. Es hatte ihn nicht nur einmal in Schwierigkeiten gebracht, dass er seine Klappe nicht halten konnte, aber gerade bewies der Engel vor ihm, dass er es schaffte, dass er nicht wirklich wusste, was er erwidern sollte. Zumindest nicht, wenn es nicht bissig und verletzend sein sollte und somit ihren Waffenstillstand über den Haufen warf. Zudem hätte ihm spätestens der Satz, dass der Engel ihn vermisste und deshalb diese Aktion gestartet hatte, den Wind komplett aus den Segeln genommen. Auf alles andere davor hätte er mit Sicherheit etwas verletzendes gefunden, das er darauf hätte erwidern können, doch mit diesem einfachen Satz entwaffnete er ihn, denn es war, als hätte der andere ihm durch die Augen bis in die Seele geschaut und genau das ausgesprochen, was ihm ebenfalls zu schaffen gemacht hatte. Er hatte ihn ebenfalls vermisst. Vor allem nachdem er das letzte Mal heimlich - oder auch eher unheimlich - bei ihm war, um mit einem kurzen Warum? alles und doch so wenig zu fragen, was ihn beschäftigte. Es hatte ihn alle Kraft gekostet, sich von ihm fernzuhalten und sein egoistisches Ich an die Kette zu legen, das ihn immer wieder dazu bringen wollte, zu dem anderen zu gehen - ganz egal, wie schmerzhaft ihre letzte Begegnung auch war.
Da er auch nach einigen Momenten noch immer keine Ahnung hatte, was er erwidern sollte, wandte er den Blick ab und sah zur Seite. Sein Herzschlag hatte bereits dauerhaft einen schnelleren Rhythmus angenommen - so als wüsste es, dass es anders keinen Sinn machte, weil August es ohnehin immer wieder schaffen würde, es aus dem Takt zu bringen.
“Ehrlich gesagt… Ich habe keine Ahnung, was ich dazu sagen soll, aber…”
Crispin presste kurz die Lippen aufeinander. Er wollte das Ganze unmöglich so stehen lassen, ohne irgendwas dazu zu sagen. Sein Kopf war im Moment allerdings auch nicht wirklich in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Nicht, wenn sich der andere noch immer an ihn klammerte und ihm dabei so nah war.
“Ich habe dich auch vermisst…”, kam es leise über seine Lippen, wobei es noch ziemlich untertrieben war, aber es reichte doch, um dem Engel klar zu machen, dass er keineswegs alleine so dumm war.
Es war schon eine seltsame Ironie des Schicksals. Hier standen sie, vermissten den jeweils anderen, obwohl es eigentlich komplett anders sein sollte. Sie sollten sich nicht vermissen. Sie sollten hier nicht stehen und Halt bei dem jeweils anderen suchen und doch war es genau so. Hieß das und die Tatsache, dass sie sich doch immer wieder über den Weg liefen, August sogar jemanden gesucht hatte, der genauso war, wie er, nicht, dass sie vielleicht doch noch eine Chance hatten, wenn sie es nur zuließen? Leise Zweifel machten sich direkt bei diesem Gedanken in ihm breit. Dieselben Zweifel, die immer mit seiner Hoffnung einhergingen und einen bitteren Nachgeschmack hinterließen. Noch immer hatte er keine Ahnung, was nun die Wahrheit war. Ob August nur ein wirklich talentierter Schauspieler war oder er es tatsächlich ernst meinte. Ersteres verneinte er in diesem Moment für sich selbst vehement, denn er konnte es nicht glauben. Wollte es nicht glauben, dass der Engel ihm dies alles nur so gekonnt vorspielte, dass er kein Anzeichen davon sah, dass er belogen wurde. Oder war sein Herz einfach nur blind? Blind wegen der Hoffnung, die in ihm immer größer wurde?! Crispin wusste es nicht, aber er wollte darüber gerade auch gar nicht nachdenken. Er wollte sich diesen Moment, diesen Abend nicht durch so etwas kaputt machen lassen. Viel lieber wollte er jeden einzelnen kleinen Augenblick und jeden Hauch an Zuneigung, die ihm der Engel schenkte, genießen. So auch die Berührung seiner Hände, die sich auf seinen Rücken legten und ihm ein weiteres Mal eine Gänsehaut bescherten.
“Wann haben wir uns schon einmal für den leichten Weg entschieden…?!”
Hätten sie dies getan, würden sie dieses Gespräch nicht führen. Sie würden nicht hier stehen und in dieser Situation stecken und wenn er über ein Was wäre wenn… nachdachte, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Auch wenn es gerade alles andere als einfach zwischen ihnen war, so bereute er doch nicht, August begegnet zu sein. Egal, wie sehr sie auch gelitten hatten, ihre schönen Momente bedeuteten ihm zu viel, als dass er sie missen wollte.
Bei Augusts nächsten Worten wandte er seinen Blick wieder zu ihm, schaute ihn überrascht an, auch wenn dieser es nicht sehen konnte. War er wirklich mutig oder einfach nur dumm und leichtsinnig, denn er konnte sich denken, was der Engel damit meinte.
“Sich gegen alles und jeden zu stellen, macht einen aber auch einsam. Ich weiß also nicht, ob das wirklich so mutig ist…”
Im Grunde genommen war August, der einzige, den er hatte und wenn man es genau nahm, war so etwas absolut nicht erstrebenswert. Vor allem nicht, wenn man die einzige Person, die einen verstand, einem Halt gab und der man blind vertraute, mit einem Mal verlor und hinterher noch einsamer als zuvor war, weil man wusste, wie es sich anfühlte, wenn es anders war.
Crispins Gedanken wurden unterbrochen, als der Engel vor ihm eine Frage stellte, über die er sich noch keine Gedanken gemacht hatte. Er wollte im Moment leben und nicht überlegen, wie es vielleicht am nächsten Tag aussah. Doch war diese Frage mehr als berechtigt und sein egoistisches Ich regte sich heftig in ihm. Die Wahrheit war gerade genau das, was er ihm sagen wollte, auch wenn er zögerte. Nachdem August ihm jedoch bereits mehr oder weniger sein Herz vor die Füße gelegt hatte mit seinem Geständnis, war es wohl angebracht, wenn er dies auch tat. Er biss sich auf die Unterlippe und verkrampfte seine Hände auf Augusts Rücken, während er darüber nachdachte, wie er es ihm sagen sollte.
“Ich würde am liebsten sagen, dass ich einfach den Grund dafür vergessen will, wegen dem ich überhaupt zu einem Dämon geworden bin. Aber das geht nicht und deswegen wüsste ich einfach gerne die Wahrheit. Diese Ungewissheit zerfrisst mich… Und außerdem wünschte ich…”
Crispin nahm sich einen kurzen Augenblick, um sich zu sammeln und um sicher zu sein, dass er bereit war, dies auszusprechen. Er beugte sich ein Stück zu August hinunter, bis er mit seinen Lippen nah an dessen Ohr war.
“Bleib bitte einfach bei mir…”, flüsterte er leise. Er traute sich nicht, es laut auszusprechen. Zu groß war trotz allem die Angst, dass der andere ihn zurückwies und nachdem er ihm nun ein weiteres Mal gestanden hatte, dass er ihn brauchte und er somit eine gewisse Macht über ihn hatte, würde ihn eine Zurückweisung wohl zerstören.
Dass der Dämon so unüblich still war, machte ihn zunehmend nervös. Einfach nur angestarrt zu werden, ohne etwas zu erwidern, etwas zu sagen, bereitete Unsicherheit und vor allem Zweifel in ihm aus. Das hast du davon. Du hättest nichts sagen sollen. Du bist wieder einmal auf ihn hereingefallen. Glückwunsch. Der Schmerz, der sein Herz durchzog, ließ seinen Griff um den anderen lockerer werden, bereit ihn jeden Moment loszulassen, auch wenn sein Körper sich dagegen sträubte die Wärme des anderen zu verlassen, die ihn umhüllte, wie eine Decke unter der er sich am liebsten vor der ganzen Welt verstecken würde. Cris’ Nähe war immer ein Zufluchtsort für ihn gewesen, den er mindestens genau so sehr brauchte, wie es der andere früher getan hatte. Einfach weg von seinen Pflichten, weg von seinen Geschwistern, die er zwar mochte, aber die ihn nicht verstanden, so wie es der Schwarzhaarige tat, denn im Gegensatz zu diesem, hinterfragten sie nicht das System, nahmen alles so hin, wie es ihnen vor die Füße geworfen wurde. Etwas mit dem sich August schon zu seinen Lebzeiten nicht anfreunden konnte. Doch plötzlich kam die Einsicht - das alles war vorbei, Cris war einfach nicht mehr derselbe und das sollte gerade er wissen. Wie konnte er sich an die Vergangenheit krallen und hoffen, dass alles so wie früher sein würde, wenn der andere ihn jetzt so ansah, nachdem der Engel ihm praktisch sein Herz ausgeschüttet hatte? Es schmerzte so sehr. Ich habe keine Ahnung was ich dazu sagen soll. Sein Herz zog sich unangenehm zusammen und das war der Moment, indem er von dem anderem losließ, bereit zu gehen. Dumm, dumm, dumm. August du bist lächerlich. Dachtest du wirklich, er wäre immer noch derselbe? Mit einem mal wurde alles zu viel und er fühlte sich, als würde er ersticken, bis er die darauffolgenden Worte hörte, die sich um sein schmerzendes Herz legten und es wieder dazu brachten schneller zu schlagen. Eine Bestätigung. Er vermisste ihn auch. Dieses mal war er es, der nicht anders konnte, als den Dämon einfach nur anzustarren, den Mund etwas geöffnet, als würde er etwas darauf sagen wollen, obwohl er in dem Moment nicht die richtigen Worte fand. Aber es war nicht dieses Geständnis, dass Euphorie und Hoffnung in ihm brodeln und aufsteigen ließ, sondern das, was Jüngere danach sagte. Wann haben wir uns schon einmal für den leichten Weg entschieden? Und das war es, was den Engel komplett sprachlos machte, ihn stehen bleiben ließ, seine Zweifel ganz weit nach hinten schob, denn diese Frage klang einfach so sehr nach seinem Cris, dass er am liebsten hier und jetzt die Arme um ihn geworfen, ihn an sich gezogen und ihm gesagt hätte wie sehr er ihn doch liebte. Zumindest ersterem ging er nach, indem er seine Hände über den Oberkörper des anderen hinauf zu seinem Nacken streichen ließ. “Wir beide gegen den Rest der Welt?”, fragte er ebenso leise wie der andere und erlaubte es sich einen Mundwinkel hochzuziehen. Das war immer ihr Ding gewesen. Ihre Beziehung zueinander hatte viele gebrochene Regeln erfordert, aber auch sehr viel Schmerz und Trauer und trotzdem verging kein Tag, an dem er nicht daran dachte, dass es sich gelohnt hatte… zumindest für die schönen Erinnerungen, die sie miteinander teilten. Was jetzt gerade zwischen ihnen lief, war mehr als kompliziert und glich einer Wunde, die immer wieder geheilt, aber im letzten Moment aufgekratzt wurde. Wäre zumindest gesichert, dass sie beide trotz ihrer verschiedenen Wesen eine gemeinsame Zukunft hatten, wäre August auf der Stelle dafür bereit gewesen noch so viel mehr Schmerz auf sich zu nehmen. Aber im Moment konnte er, trotz der Nähe zu dem anderen, nicht sagen, ob das alles halten würde, hatte er doch bereits Angst vor dem nächsten Tag und den Konsequenzen die folgten.
Auch er wüsste gerne die Wahrheit. Warum Cris so sehr darauf beharrte, dass der Engel ihn im Stich gelassen hatte oder ob das alles nur eine Taktik des anderen war ihm ein schlechtes Gewissen einzureden. “Dafür ist hier aber der falsche Ort.”, meinte er knapp und warf dabei kurz einen Blick nach links und rechts. Die anderen Paare waren zwar damit beschäftigt zu der langsamen Musik zu tanzen und schenkten ihnen demnach keine weitere Aufmerksamkeit, aber dennoch empfand er es nicht als sinnvoll so etwas Wichtiges auf einem Ball zu besprechen. “Wir können darüber reden, wenn wir alleine sind.”, schlug er vor und strich mit dem Daumen über die Wange des anderen. Was nach diesem Gespräch zwischen ihnen sein würde, konnte er nicht sagen und das mulmige Gefühl, dass in ihm aufstieg, verunsicherte ihn wieder einmal. Was wenn er tatsächlich etwas falsch gemacht hatte und Cris ihm niemals vergab? Die Nähe des anderen hier und jetzt zu genießen war für seinen Egoismus gerade viel verlockender, als die Aussprache, die sie mehr als nötig hatten.
Die Einsamkeit, von der der Dämon sprach, war auch für ihn nachvollziehbar und gerade in den letzten Tagen, Wochen, in denen sie sich wieder angefangen hatten - ungewollt - zu treffen, stieg das Gefühl der Verlassenheit immer mehr, denn mit jedem Treffen wurde er sich bewusst, wie sehr er den anderen vermisste, wie alleine er ohne ihn war. Fand man erst einmal jemanden, der einen perfekt ergänzte und verstand, dann war es umso unerträglicher, wenn dieser Part plötzlich fehlte.
August hätte nicht gedacht, dass er an diesem Abend - oder jemals - die letzten Worte des Dämons hören würde, die einen Schauer durch seinen ganzen Körper fahren ließen. Wenige Worte, die sein Herz einmal wieder an den anderen ketteten. Du bist schwach, August. Aber war er das nicht schon immer, wenn es um Crispin ging? Egal wie sehr er sich auch dagegen sträubte, sein Weg fand immer wieder zu ihm und dem Jüngeren einen Wunsch, eine Bitte ab zu schlagen, grenzte an Unmöglichkeit. Wie könnte er jemals Nein sagen, wenn es um den anderen ging? Wieder suchten seine Lippen die des Dämons, die sich erneut mit leisen klickenden Geräuschen fanden und voneinander lösten, nur um wieder aufeinander gepresst zu werden. Die Hände in den Haaren des anderen vergraben, keuchte er ein leises "Ich bleibe." zwischen den Küssen. War das alles nur eine Falle, ein dreckiges Spiel, so war August am Ende und er wusste nicht einmal, ob es ihn störte, dass er verlor. Doch er spielte schon immer gerne mit dem Feuer und hätte sich im Moment gar nicht dagegen wehren können wieder bei lebendigem Leib verbrannt zu werden, wenn er sich doch so sehr nach der Wärme des anderen sehnte.
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