Wind Beyond Shadows

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Crispin Cipriano

Vier Tage… Vier Tage waren eine kurze Zeit, möchte man meinen und Crispin würde es in jedem anderen Fall wohl auch keineswegs abstreiten. Eher im Gegenteil. Vermutlich würde er jedem, der jammerte, dass er vier Tage auf etwas warten musste, an den Kopf werfen, dass er sich nicht wie ein kleines Mädchen benehmen sollte. Diese paar Tage waren wirklich gar nichts, vor allem wenn man bedachte, dass man im Grunde eine ganze Ewigkeit vor sich hatte. Doch gerade jetzt war wohl er das kleine Mädchen, das jammerte, weil er er auf etwas wartete und seine Laune mit jedem Tag genauso sank wie seine in diesem Fall kaum vorhandene Geduld. Aber konnte man es ihm tatsächlich verdenken?
Bis in vier Tagen. Vielleicht auch nur drei, mal sehen.
Genau das waren Augusts Worte, als sie sich vor einer halben Woche vor seinem Zuhause voneinander verabschiedet hatten und das alles nur ein paar Stunden nachdem sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich ausgesprochen, alle Missverständnisse aus dem Weg geräumt und wieder versöhnt hatten. Die Zeit danach, bevor der Engel gehen musste, um nach seinem Freund zu suchen, der ihnen bei ihrem kleinen Problem in Form eines verräterischen Engels und eines manipulativen Dämons helfen sollte, war viel zu kurz gewesen und er sehnte sich einfach danach, ihn wieder bei sich zu haben. Hinzu kam, dass er keine Ahnung hatte, ob es ihm gut ging. Da sein Freund nun einmal eine Abneigung gegen Handys besaß und somit keines sein eigen nannte, hatten sie nicht einmal die Möglichkeit gehabt, in Kontakt zu bleiben und mit jeder Stunde, die an diesem vierten Tag verging, machte er sich mehr Sorgen um ihn. Wie lange konnte so ein blöder Auftrag von Hope auch schon dauern und wieso hatte dieser nicht einfach mal eine Ausnahme machen und ihnen die benötigten Informationen ohne eine derartige Gegenleistung geben können?
Crispin wusste, dass alles seinen Preis hatte, aber er war zutiefst frustriert, was sich in einem leisen Seufzen äußerte, das eine leichte Atemwolke produzierte. In den letzten Tagen war es noch um einiges kälter geworden und selbst er empfand es inzwischen als wirklich unangenehm, weshalb er eine seiner Hände tiefer in der Tasche seines Hoodies vergrub und die andere fester um seinen To-go-Becher klammerte, während er sich weiter einen Weg durch die Menschenmassen bahnte, die scheinbar schon jetzt begannen, für Weihnachten einkaufen zu gehen und mit vollen Einkaufstaschen aus den Läden strömten. Dabei waren es noch einige Wochen bis dahin, aber er verstand diesen ganzen Trubel um dieses Fest eh nicht, weshalb er sich auch keine weiteren Gedanken darum machte. Platz dafür war in seinem Kopf ohnehin nicht und auch wenn er eigentlich aufmerksam sein wollte, wenn er draußen unterwegs war, um sich von seinen ihn immerzu plagenden Gedanken abzulenken, war er das gerade absolut nicht. Dabei wusste er nicht, ob ihm nicht jederzeit Aspen oder Rixon über den Weg laufen konnten.
Von den beiden war es allerdings keiner, gegen den er im nächsten Augenblick stieß. Ein leiser Fluch entfuhr ihm, als der heiße Cappuccino über den Rand des Bechers schwappte und über seine Finger lief. Im letzten Moment konnte er verhindern, sein Getränk komplett fallen zu lassen, froh darüber, dass seine Reflexe um einiges besser waren, als die eines gewöhnlichen Menschen. Als er sich wieder gefangen hatte, blickte er den anderen Mann an, gegen den er gelaufen war.
“Mach gefälligst die Augen auf und pass auf, wo du hinläufst!”
Dass er selbst genauso gut hätte aufpassen können, ignorierte er. Seine Laune war viel zu mies und die Aussicht auf eine Auseinandersetzung, die ihn ein wenig ablenken könnte, viel zu verlockend. Seine innere Stimme sagte ihm noch, dass er eigentlich auf sich aufpassen sollte, weil es August sicher alles andere als gefallen würde, wenn er das erfuhr, aber genauso gut wusste er, wie er war - besonders, wenn er sich in einer Situation wie dieser befand und er ihm gesagt hatte, er würde versuchen, die Finger möglichst vom Alkohol zu lassen, den er gerne nutzte, wenn ihm seine Gedanken und Probleme einfach zu viel wurden und er keine Möglichkeit hatte, darüber zu reden.
Dörfer vernichten. Landstriche dem Erdboden gleich machen. Seinem Vater Bericht erstatten. Azrael ertragen. Der Terminkalender eines Dämons konnte wirklich lästig sein. Wo waren die Tage, an denen er sich vor langer Weile in der Menschenwelt herum trieb? Es erschien ihm wie Urlaub, als er Zeit hatte, sich einen Menschen zu holen, um ihn, nur aus einer Laune heraus, zu verwandeln.
Dazu hatte er sein kleines Haustier vorübergehend aus den Augen verloren, was ihn schon ein wenig ärgerte. Nun, da er mal ein wenig Zeit für sich hatte, war es selbstverständlich, dass er sich auf die Suche begab, um ihn zu finden. Nicht, weil ihn die Sehnsucht trieb, viel mehr um zu sehen, wie es ihm ergangen war.
All zu lang musste er nicht suchen, nachdem er dessen Spur aufgenommen hatte. Ein klein wenig schien er sich verändert zu haben, doch das war in dem Alter nicht zu ungewöhnlich, auch hatte sein Körper einige Anpassungen vorgenommen. Menschen waren eben keine Dämonen.
Ein Lächeln, das es an Boshaftigkeit nicht mangeln ließ, legte sich auf seine Lippen. Ein paar kleine Hüpfer wären es nur, um auf einer Laterne zu landen und sich direkt an Crispin zu wenden, doch nein... nicht so schnell. Noch wollte er ihn ein wenig beobachten. Die Zeit nahm er sich einfach.
Gemächlich flog er über die Menschen hinweg. Unsichtbar für ihre Augen, zog er seine Kreise, bis Cris gegen einen Menschen stieß und seinen kaffee verschüttete, der seinen Dampf an die Luft abgab als er über den Rand schwappte.
„Tztztz.... an Manieren mangelt es dir immer noch.“, sagte er missbilligend, spöttisch, als hätte seine Umwandlung dazu beigetragen, das er sie sich aneignete. Sei saß auf einer Dachrinne, die Flügel angelegt und überblickte die Straße.
„So ganz allein unterwegs... nicht, das ein böser Dämon kommt und dich mir weg schnappt.“ Sei drückte sich ab, sprang von der Rinne und kam geschmeidig hinter Cris auf. Sein ausgestreckter Finger, schob sich zwischen Schalt, Kleidung und berührte den Nacken des kleinen Dämonen und brannte ihm sein Zeichen in den Nacken, als er sich auch schon wieder abstieß und sich kichernd aus der Reichweite des Kaffees und des drolligen Wesens brachte. Nun würde es kein anderer Dämon mehr wagen, sich an Cris zu vergreifen…

Crispin Cipriano

Darauf wartend, dass die andere Person, die ihn angerempelt hatte, genau so reagierte, wie er das beabsichtigte, musterte er den Typen vor sich. Er war locker doppelt so alt wie er selbst, oder vielleicht auch noch älter. Genau konnte er das nicht abschätzen, denn dafür hätte er wissen müssen, was die Person vor ihm war. Ein wenig frustrierend war es schon, dass er das noch immer nicht unterscheiden konnte, außer es war ein Engel in der Nähe. Positiv für ihn war somit aber zumindest, dass er ersten Aspen mitbekommen würde und somit auch wusste, dass sein Gegenüber definitiv keiner war.
“Hey, Kleiner. Wenn du Ärger machen willst, such dir jemand anderen. Ich hab dafür keine Zeit.”
Mit diesen Worten wandte er sich von Cris ab und lief einfach weiter. Wieso sollte das Glück auch mal auf seiner Seite sein? Gerade in den letzten Tagen schien sich das Leben eher mal wieder gegen ihn zu wenden, wenn er daran dachte, dass er zwar weder Aspen noch Rixon, aber dafür einer anderen Person über den Weg gelaufen war, von der er nicht gedacht hätte, ihn je wiederzusehen. Wobei er im Moment nicht genau sagen konnte, ob er die Begegnung mit Aiden positiv oder negativ ansehen sollte. Schließlich dachten er und auch die anderen drei aus seiner alten Clique, er wäre tot, was er im Grunde ja auch war. Durch dieses Aufeinandertreffen wurde dies aber nun völlig über den Haufen geworfen, weil er sich nicht zurückhalten konnte, durchblicken zu lassen, dass nicht Cyrian sondern er vor dem anderen stand.
Kopfschüttelnd verscheuchte er die Erinnerung an dieses Treffen, die sich in sein Bewusstsein schieben wollte. Sie würde früh genug noch eine Rolle spielen. Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf seinen Becher und den übergeschwappten Inhalt. Er nahm den Becher in die andere Hand, schüttelte die, die etwas abbekommen hatte und sah dann dabei zu, wie die leichte Verbrühung verschwand. Zumindest etwas, dass schon halbwegs funktioniert. Wenn auch noch nicht so, wie er das gerne hätte, aber auch da wurde er wohl einfach geduldig sein müssen. So abgelenkt durch die Misere und den Anblick merkte er nicht, wie jemand hinter ihm auftauchte. Erst die kurze Berührung und dann in leichtes Brennen in seinem Nacken, machten ihn darauf aufmerksam. Sofort drehte er sich um und wollte direkt wieder fluchen.
“Hey, was-”, begann er, brach aber den Satz ab, als er sah, dass sich niemand hinter ihm befand. Er zog die Augenbrauen zusammen und rieb sich grummelnd die brennende Stelle, die nicht aufhören wollte weh zutun. Anschließend wandte er sich wieder um und lief weiter, um den Ort anzusteuern, zu dem er auf dem Weg war. Er bog an einigen Straßenecken ab, weg von den überlaufenen Wegen und weiter in Ecken der Stadt, die man selbst am Tag eher mied. Als er in einer eigentlichen Sackgasse ankam, die durch einen etwa zwei Meter hohen Zaun begrenzt wurde, um das dahinter liegende Grundstück vor ungebetenen Gästen zu schützen, trank er den restlichen Inhalt seines Bechers aus, warf diesen beiseite, und kletterte anschließend über den Zaun und lief weiter bis zu dem Treffpunkt, den er mit Luan ausgemacht hatte. Wie dieser ihn nach seinem Treffen mit Aiden vorgestern so schnell gefunden hatte, war ihm ein Rätsel und er hatte auch lange mit sich gehadert, ob er dem Treffen wirklich zustimmen sollte. Sie gehörten zu seiner Vergangenheit und an sich wollte er sie in die ganze Sache auch nicht mit reinziehen, aber sein Bauchgefühl hatte ihm dazu geraten, sich einfach einmal anzuhören, was er ihm sagen wollte.
Cris lehnte sich in einem Hinterhof gegen die Wand eines baufälligen Gebäudes und zog sein Handy aus der Hosentasche. 15 Minuten zu früh. Somit hieß es dann wohl warten und das ohne, dass er mitbekam, dass ihm eventuell jemand gefolgt war…
Sei grinste schadenfroh vor sich her, als er beobachtete, das die beabsichtigte Wirkung ausbliebt. Tja. Dumm gelaufen, kleiner Knuspercris. Viel verändert hatte sich der Kleine also doch nicht, wenn er noch immer darauf aus war, seinen Frust an anderen auszulassen. Dass er sie dafür anrempelte, pöbelte, ihnen Fadenscheinige Gründe lieferte, war vor einiger Zeit schon seine Masche gewesen. Man sollte ihm Benehmen einprügeln.
Nachdem Sei ihn als sein Eigentum markiert hatte, folgte er ihm in eine Gasse wo, selbst als Cris über den Zaun kletterte, ihn nicht bemerkte. Als Strafe hätte er ihn runter schubsen sollen, doch es wäre ja dumm, das eigene Spielzeug zu verletzen. Womöglich brach er sich das Genick, oh weh. Sei kicherte in sich hinein. Wer hätte gedacht, das sein Tag eine solche Wendung nahm? So beließ er es bei der Idee und beschränkte sich darauf, ihm weiter hin zu folgen.
Das sie in einer Gase ankamen, aus dem es so schnell keinen Ausweg gab, fand der Erzdämon einerseits dumm und andererseits noch dümmer. Wie konnte man sich freiwillig in eine solche Position befördern? Aber so war es nun mal. Unvernünftig. Leichtsinnig. Die überschätzte Kraft der Jugend. Knuspercris bildete da keine Ausnahme.
„Dummheit sollte man dir auf die Stirn schreiben.“, flötete er und ließ sich auf ein höhergelegenes Fensterbrett nieder. Das Gebäude war leer, so würde sich wohl niemand über den Nachwuchsteufel vor dem Fenster beschweren. Und selbst wenn... Sei würde dem Menschen den Kopf abreißen und sich an dessen warmen Blut laben, während er Cris eine Lektion fürs Leben erteilte. Doch man konnte bekanntlich nicht alles haben. Selbst er nicht. Bedeutete jedoch nicht, das er es sich dennoch nehmen würde.
„Du hast dir einen netten Ort hier ausgesucht... eine schnelle Nummer? Nun, selbst da lässt sich ein besseres Ambiente finden, selbst wenn du Geld dafür nehmen würdest....tz. Da hat man mal wichtigeres zu tun und schon triffst du dich hier mit.... ja, mit wem?“

Crispin Cipriano

Die Minuten wollten einfach nicht vergehen, während Crispin weiterhin an der Hauswand lehnte und darauf wartete, dass Luan endlich auftauchte. Immer wieder schaute er auf sein Handy, um zu sehen, wie viel Zeit es noch war, nur um dann festzustellen, dass nicht viel davon vergangen war.
“Er könnte ja ruhig ein bisschen eher auftauchen…”
So ungeduldig war er normalerweise nur, wenn es um August ging, doch die Frage, was der andere von ihm wollte, nagte an ihm. Bei dem Aufeinandertreffen mit Aiden hatte er diesem an den Kopf geworfen, dass die Freundschaft mit ihm von seiner Seite niemals echt war, weil der andere einfach zu viele Vorurteile hatte. Im Gegensatz zu seinem Freund hätte der andere ihn selbst als besten Freund nie so genommen, wie er war - mit allem drum und dran. Dass Luan und die anderen ebenfalls darunter leiden mussten und einiges verschwiegen, war ihm schnell aufgefallen, aber das war am Ende ihr Problem und nicht seins, wenn sie sich das gefallen ließen. Er selbst hatte es nur getan, weil er einfach nicht alleine sein wollte.
Mit einem Kopfschütteln konzentrierte er sich wieder auf das hier und jetzt. Er angelte seine Kopfhörer aus seiner anderen Hosentasche und steckte sie erst in sein Handy und anschließend in seine Ohren. Innerlich hoffte er, dass die Musik helfen würde, die Zeit schneller vergehen zu lassen, doch als er gerade dabei war seine Playlist zu öffnen, erhielt er eine Nachricht… Von Luan. Cris zog die Augenbrauen zusammen und öffnete sie.

Hey Cris. Das mit dem Treffen wird heute nichts. Aiden sitzt bei den Bullen und wir müssen ihn da erst einmal wieder wegbekommen. Verschieben wir es auf morgen?

Ein paar Sekunden lang starrte er auf die Nachricht, bevor er anfing zu grummeln.
“Ist das echt sein Ernst?! Da hätte ich mir den ganzen Weg doch sparen können…”
Anstatt zu antworten, schloss er den Messenger einfach und startete seine Musik, bevor er sich auf den Weg machen wollte. Ob er einem neuen Treffen zustimmte, wusste er noch nicht, auch wenn die Neugier groß war. Seufzend fuhr er sich durch die Haare und blickte dabei nach oben… und erstarrte.
Auf einem Fensterbrett, das sich weiter oben befand, hockte jemand und beobachtete ihn und die Flügel auf seinem Rücken deuteten ganz genau darauf hin, was er war. Cris versuchte sich schnell wieder zu fangen, zog die Kopfhörer wieder aus seinen Ohren und starrte dem anderen mit einem festen Blick entgegen.
“Hast du nichts anderes zu tun, als da oben zu hocken und mich zu beobachten?!”
Was genau er wollte, war ihm nicht klar, aber dass er nicht durch Zufall hier war, war selbst ihm klar, denn dafür war dieser Hinterhof zu abgelegen. Dadurch war er mit einem Mal aber auch froh darüber, dass Luan abgesagt hatte, denn genau solche Situationen waren es, in die er sie nicht hineinziehen wollte.
Die Stelle in seinem Nacken begann erneut zu brennen, nachdem sie in den letzten Minuten Ruhe gegeben hatte und er fuhr sich zischend darüber, bevor er eine Hand zur Faust ballte und wieder zu dem Dämon hinaufsah.
“Sag mir, was du von mir willst oder zieh Leine!”
Die Aussicht war nicht wirklich das, was man Traumhaft nennen würde, daher schenkte er ihr keinen Blick, sondern schaute auf das kleine Dämonenbaby zu seinen Füßen herab. Wenn er doch nur etwas hätte, was er auf ihn fallen lassen könnte... einen Blumentopf, beispielsweise, doch das derzeitige Jahrhundert war nicht dafür bekannt, solche Dinge zu lieben, daher ging Sei leider leer aus. Wäre es nicht so unwürdig, hätte er nach ihm spucken können, aber das stand nun wirklich weit unter seiner würde. Wo war der heiße Kaffee, wenn man ihn mal brauchte?
Dann sah Cris endlich nach oben und sei, der es nicht für nötig hielt, sich bemerkbar zu machen – es fehlte ihm ja an Blumentöpfen – begegnete ungerührt dessen Blick. Allenfalls ein Lächeln war es, welches er ihm schenkte, wenn auch nur ein halbes. Nicht so gierig...
„Doch, hätte ich bestimmt, wenn ich die Muse dazu hätte.“ Zum Beispiel sich mit anderen nervigen Dämonen treffen, oder aber Dinge erledigen... aber nein, er war hier, weil er sehen wollte, womit der kleine Cris sich die Zeit vertrieb. Sein kleiner Cris. Sei grinste diabolisch und doch belustigt.
„Dich reizt es allein, das ich hier bin, na so was...“, lachte er, erhob sich, hüpfte auf ein tiefer gelegenes Fensterbrett, welches zwar immer noch aus Cris Reichweite, und doch näher zu ihm gelegen war.
„Aber nun sag mir Lieber... warum machst du so ein Gesicht, hm? Hat man dich versetzt oder was treibst du hier in solchen Gegenden, wo böse Dämonen wie ich, dir aufwarten können? Hast du keine Angst? Ich könnte dich fressen und niemand würde es bemerken...“ Aber so einen Leckerbissen musste man genießen und vorher... konnte man noch ein bisschen damit spielen. Er wäre Sei denn, wenn er etwas, das ihn ja doch irgendwie erfreute, einfach erledigte...
„Nun erzähl schon.“, forderte er ihn auf, wissend, das Cris sich wieder sträuben und bocken würde. Irgendwann würde er dafür seine Lektion bekommen. Doch nicht heute. Nicht wirklich.

Crispin Cipriano

Noch immer zu ihm hoch schauend und mit zusammengezogen Augenbrauen wartete Crispin darauf, dass der andere endlich etwas von sich gab, auch wenn es ihm im Grunde lieber wäre, er würde einfach nur verschwinden. Seine Laune war durch die Absage und seine Ungeduld wegen August ohnehin schon sehr weit im Keller, sodass er eigentlich keine Lust hatte, sich mit einem anderen Dämon auseinandersetzen. Das einzig Positive war, dass er ihm vollkommen unbekannt war und dass Rixon den Körper gewechselt hatte, bezweifelte er. Seine Art war eine andere und wenn dieser nicht wollte, dass man ihn nicht mitbekam, dann tat man das auch nicht. Auch wenn er das bei diesem Exemplar ebenfalls nicht ausschließen konnte, was jedoch hieße, dass er wollte, dass er ihn früher oder später mitbekam. Seine Neugier, was der andere von ihm wollte, hielt ihn somit davon ab, ihm einfach den Rücken zu kehren und aus diesem Hinterhof zu verschwinden.
“Und was zum Teufel willst du nun von mir?! Leb deine nicht vorhandene Muse gefälligst woanders aus!”
Dass alleine seine Anwesenheit ihn nervte, war wohl wirklich offensichtlich und das Gehabe des anderen machte das Ganze absolut nicht besser. Aus diesem Grund funkelte er ihn finster an und knurrte leise, während er ihn ganz genau im Blick behielt, als er weiter nach unten kam. Wieso konnte er ihn auch nicht einfach in Ruhe lassen? So wie es aussah, meinte es das Leben gerade wirklich nicht besonders gut mit ihm. Ein Engel-Dämonen-Duo, das August und ihm auf den Fersen war und jederzeit zuschlagen konnte, sein Freund, der schon lange wieder zurück sein sollte von seinem Auftrag und bei dem er nicht wusste, ob nicht vielleicht etwas schief gelaufen war, die Absage des Treffens gerade, das zumindest etwas Zeit hätte verstreichen lassen und nun dieser Dämon, der ihm gewaltig auf den Keks ging, da er nicht wusste, warum er ausgerechnet ihm auflauerte. Und eine Antwort darauf hatte er bisher auch noch nicht erhalten und würde er wohl auch nicht, so wie es aussah.
“Ich wüsste nicht, was dich das angeht, warum ich hier bin! Kümmere dich um deinen eigenen Kram anstatt dich in die Angelegenheiten anderer einzumischen! Da hast du gewiss mehr als genug zu tun!”
Auf eine Antwort darauf, was er hier wollte, könnte er warten, bis er schwarz wurde. Nicht unbedingt um Luan und auch die anderen zu schützen, sondern weil es ihn schlicht nichts anfing und Cris nicht einsah, warum er ihm das sagen sollte.
“Wenn du mir damit drohen willst, kannst du das vergessen! Ich hab ganz gewiss keine Angst vor jemandem wie dir!”
Die Aussage, dass er ihn fressen könnte, ohne, dass es jemand mitbekam, ließ ihn kurz stutzen, doch er ließ es sich nicht anmerken, dass er es schaffte, ihn damit kurz aus dem Konzept zu bringen.
„Warum sollte ich? Ab und an sollte man doch schauen, was das Haustier so treibt, wenn man es auf die Menschen los lässt!“, sagte sei mit warmer, schmeichelnder Stimme und neigte den Kopf leicht zur Seite, um ihn besser mustern zu können. Es gefiel ihm nicht, das man sich nicht an ihn erinnern konnte, doch das war Nun mal ein Nebeneffekt, mit dem man hatte rechnen müssen. Hach, wenn er doch nicht so viel zu tun hätte, würde er ein besseres Auge auf den knusprigen Cris haben, den er einst in die Hölle entführte, um ihn zu seinem Spielzeug zu machen.
Obwohl dieser aus reichem hause kam, Anstand hatte der junge Dämon nicht, aber wer war sei, das er einen Speichelleckern wollte, der alles machte, was man sagte? Machte es die Sache nicht aus, das man nicht vorhersehen konnte, welchen Unsinn der Kleine als nächstes anstellte? Nun ja, ganz so vorhersehbar ist er auch nicht.
„Knurren kannst du schon, wenn auch noch nicht ganz, wie ein großer. Aber es ist niedlicher!“, stänkerte der Dämon weiter, ließ ein belustigtes grinsen zeigen und betrachtete ihn weiter. Hach was man alles mit ihm anstellen könnte... Die Flügel ausreißen, die Knochen brechen, aber noch war er zu nett, als das man ihm strafen müsste. Nur aus dem Spaß heraus zu handeln, dafür war er zu schade. Aber die Vorstellung, die war herrlich!
„Indem ich hier bin, kümmere ich mich um meinen Kram, aber ja, ich hätte besseres zu tun, aber du... belustigst mich gerade zu sehr, als das ich schon gehen wollen würde.“ Sei spreizte den Finger ab, malte sein Zeichen in die Luft und ließ das, welches sich in Cris Nacken verewigt hatte aufbrennen. Das sich ein diabolisches Lächeln auf den vollen Lippen abzeichnete, sprach für sich. Langsam leckte er sich über die Lippen, ließ die Zähne spitzer werden... wenn er ein Stück abbiss....? Leckeres frisches Fleisch war nie zu verachten. Ebenso wenig wie eine weitere Narbe, die er Seimei zu verdanken hatte.

Crispin Cipriano

Bei dem Wort konnte Crispin nun doch nicht mehr verbergen, dass er vollkommen irritiert war, da er die Augenbrauen zusammenzog und den anderen verwirrt musterte. Wie kam dieser Dämon auf die Idee, ihn als Haustier zu bezeichnen?! Dass er ihn damit meinte, war offensichtlich, denn immerhin ging es darum, dass er ihn eigentlich loswerden wollte. Was aber leider nicht so klappte, wie er sich das vorgestellt hatte. Allgemein warf alleine dieser eine Satz eine ganze Menge Fragen in seinem Kopf auf, die ihn allesamt verwirrten und auf die er zu gerne eine Antwort hätte. Seine Neugier wollte er ihm jedoch nicht allzu offensichtlich zeigen, denn wer wusste schon, was dieser Typ sich noch einfallen ließ, wenn er Wind davon bekam, dass er von ihm unbedingt etwas wissen wollte. Daher ballte er die Hände weiter zu Fäusten und ging wieder zum Angriff über.
“Wen nennst du hier ein Haustier?! Ich bin von niemandem das Haustier! Und was soll der Mist, von wegen auf die Menschen losgelassen?!”
Wie der ganze Ablauf in der Hölle funktionierte, wusste er, denn Rixon hatte es ihm erklärt, nachdem er sich dazu entschieden hatte, diesen Weg zu gehen. An seine eigene Zeit dort unten konnte er sich allerdings absolut nicht mehr erinnern und somit auch nicht an diesem Dämon, der noch immer auf dem Fensterbrett über ihm hockte. Konnte es sein, dass sie sich dort begegnet waren und er es einfach nicht mehr wusste? Doch selbst wenn… Seiner Meinung nach, gab ihm das dennoch nicht das Recht, ihn als sein Haustier zu bezeichnen.
Weiter darüber nachdenken, konnte er allerdings auch nicht, da ihn der andere bereits weiter provozierte und Cris aus diesem Grund die Zähne zusammenbiss und ihn anfunkelte. Wenn Blicke töten könnten, würde er nun von seinem blöden Platz da oben herunterfallen und er hätte seine Ruhe. Auch wenn ihn seine Worte noch immer nicht los ließen.
“Steck dir deine verdammen Kommentare sonst wo hin und verzieh dich einfach! Ich habe absolut keinen Bock darauf, für deine Belustigung herzuhalten! Geh in den Zirkus oder zu einer Comedy Veranstaltung, wenn du dich amüsieren willst!”
Entgegen seiner Aussage, wandte Cris seinen Blick von dem anderen ab, um nach etwas zu suchen, mit dem er ihn von da oben herunter bekam. Den Gefallen, zu verschwinden, würde er ihm nämlich mit Sicherheit nicht tun und selbst zu gehen, würde ihm auch wenig helfen, da er ihm einfach wieder folgen könnte und darauf hatte er auch keine Lust. Ob er wusste, wo er wohnte, war fraglich, aber nicht komplett ausgeschlossen, aber sollte es nicht so sein, war er nicht scharf darauf, dass er es erfuhr und ihn jederzeit nerven konnte. Gewachsen war er dem Dämon sicherlich nicht, aber das war für ihn noch nie ein Grund, um den Schwanz einzuziehen.
Während er noch immer nach etwas Geeignetem suchte, bekam er aus dem Augenwinkel mit, wie der Blonde irgendwas in die Luft zeichnete. Doch als er sich gerade wieder zu ihm wenden wollte, um es besser sehen zu können, begann mit einem Mal wieder die Stelle an seinem Hals fürchterlich zu brennen. Augenblicklich kniff er die Augen zusammen und legte eine Hand auf seinen Nacken, was allerdings nichts gegen das Gefühl brachte.
“Verdammt!”
Es dauerte ein paar Momente, bis er sich halbwegs an den Schmerz gewöhnt hatte, auch wenn er noch immer schwer zu ertragen war. Dennoch schaffte er es zumindest, seine Augen wieder zu öffnen und den anderen wütend anzusehen. Crispin war sich sicher, dass dieser dafür verantwortlich war, was das Grinsen in dessen Gesicht sehr deutlich zeigte.
“Du warst das vorhin. Was zum Teufel ist das?! Und komm gefälligst runter, wenn du schon nicht abhaut, anstatt da oben zu hocken! Oder hast du etwa Schiss?!"
Sei musste gegen seinen willen lachen. Zwar leise nur, doch machte es deutlich, wie sehr der andere ihn gerade belustigte. Scheinbar hatte er bei dem Kleinen einen wunden Punkt getroffen. Seine Augen pausierten kurz triumphierend auf, als er das Gewicht von einen Fuß auf den anderen verlagerte.
„Ach Kleiner, aufmüpfig warst du schon immer, nur nicht dumm. Also beleidige mich bitte nicht, in dem du dich dümmer hinstellst, als du bist.“, sagte er nun wieder ein wenig ernster, da er sich wieder gefasst hatte. Zwar hatte seine Stimme den belustigenden Unterton nicht verloren, dennoch... Irgendwann waren Grenzen erreicht, auch wen sie bei sei nicht immer dieselben waren und er sie gern verschob.
„Ich habe dich, wozu soll ich in den Zirkus oder in einer Comedieshow? Und worauf du Bock hast, interessiert mich herzlich wenig.“ Sei richtete sich bedrohlich auf, den Blick durchdringend auf den kleinen Dämonen gerichtet, er doch wirklich meinte, aufmüpfig zu werden. Vielleicht ließ er ihm zu viel durchgehen und als würde das nicht reichen, hatte er zu selten die Aufsicht. Es gefiel ihm nicht.
Seine vollen Lippen öffneten sich einen Spalt, jedoch weit genug, um seine spitzen Zähne zu offenbaren, die er zu gern in den Hals des Kleinen vergraben würde. Dessen Blut schmeckte köstlich, wie er wusste. Genüsslich strich die Zunge über seine Oberlippe.
Er hüpfte von seinem Aussichtspunkt, packte den Hals des kleinen Dämonen und hob ihn vom Boden auf, als würde er nichts wiegen. Mit einem Schwenk seines Armes, pfefferte er ihn durch die Halbe Gasse, wo er gegen ein paar Mülltonnen krachte, die scheppernd umfielen. Mit langsamen schritten kam er auf ihn zu.
„Ganz recht, du scheinst doch nicht auf den Kopf gefallen zu sein, selbst, wenn du den Anschein erwecken willst.“ Eilig hatte er es nicht, denn Cris würde ihm nicht entkommen. Er würde ihn finden. Überall. Das Zeichen in dessen Nacken, welches er Zeit seines Lebens mit sich tragen würde, half ihm dabei.
Bei Cris angekommen, packte er dessen Hand, riss sie nach oben und biss in dessen Finger, um ihm ein paar köstliche Tropfen seine Blutes zu entlocken. Es schmeckte, wie zu erwarten, köstlich. Wie ein reifer Wein, der nicht alt genug werden konnte.
Statt einen weiteren Biss zu riskieren und sich nicht mehr bremsen zu können, stieß er den Arm von sich. „Du gehörst mir, für den Rest deines unsterblichen Lebens. Ob es dir passt, oder nicht.“ Die dunklen Augen glommen Glutrot auf, als er ihn nun wieder belustigt ansieht.
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