"MANCHMAL IST BÖSE SEIN, NUR EINE ART ZU VERBERGEN, WIE TRAURIG MAN IST."
Crispin wurde als zweites Kind einer wohlhabenden Familie geboren. Schon sehr früh zeigte sich, dass er das schwarze Schaf der Familie war, sich ständig in Schwierigkeiten brachte und nichts auf das höfliche Gehabe der oberen Gesellschaftsschicht gab. Das einzige, das er mit Leidenschaft tat und wozu ihn seine Familie gebracht hatte, war die Musik. Er spielte unglaublich gerne Klavier, wovon seine Freunde allerdings nichts wussten, da das einfach nicht zu seinem sonstigen Image passte. Als er alt genug war, schwänzte er die Schule und auch die Termine, die seine Familie auf wichtigen Veranstaltungen hatte. Viel lieber trieb er sich mit Freunden herum, baute Mist und betrank sich, was nicht selten zu Schlägereien mit anderen führte.
"WARUM HAST DU MICH AUSGESUCHT?" - "ICH HABE DICH NICHT AUSGESUCHT. WIR SIND UNS BEGEGNET."
Eines Abends geriet er alleine in eine Schlägerei mit einer Gruppe anderer Jugendlicher. Sie hatten ihn angerempelt und auch wenn er wusste, dass er gegen sie keine Chance hatte, pöbelte er sie an. Das Ende vom Lied war, dass er halbtot geprügelt wurde. Wobei es ganz anders ausgegangen wäre, wenn ihm nicht jemand zu Hilfe gekommen wäre. An diesem Abend änderte sich sein ganzes Leben. Bisher hatte er keine Ahnung, dass es außer den Menschen auch noch andere Wesen gab. Solche Geschichten hatte er immer als Schwachsinn abgetan. Doch als August ihm das Leben rettete und er bemerkte, dass dieser ein Engel war, konnte er die Augen nicht mehr davor verschließen. Nach diesem Tag traf er sich immer wieder mit dem Engel. August sagte ihm, dass er das eigentlich nicht dürfte, doch da er noch nie etwas von Regeln gehalten hatte, überzeugte er ihn, dass schon nichts schief gehen würde. Sie mussten eben einfach nur aufpassen, dass es keiner mitbekam. In der Zeit, die sie miteinander verbrachten, verliebte er sich in den Engel. Es war eine ziemlich seltsame Erfahrung für ihn, da er sonst von Männern in dieser Richtung nichts gehalten hatte. Als Kumpels und Freunde, ja, aber sicher nicht als Partner. Zumal es in den Kreisen, in denen er sonst verkehrte, keinen guten Eindruck machte. Aus diesem Grund hielt er es auch einige Zeit geheim.
"BRINGE DIESE TRÄNEN SO WEIT WEG WIE MÖGLICH! ICH WILL DIESEN TAG NIE WIEDER SEHEN, AN DEM ICH ZERBROCHEN BIN..."
Als er sich endlich dazu bereit fühlte, es August zu sagen, war dieser plötzlich spurlos verschwunden. Er tauchte nicht mehr auf, ganz egal, wie oft er an ihrem geheimen Treffpunkt auch auf ihn wartete. Zuerst dachte er, dass der Engel vielleicht einfach viel zu tun hatte. Immerhin hatte er keine Ahnung von der Arbeit eines Engels. Irgendwann merkte er jedoch, dass August nicht mehr auftauchte und seine Geduld und Hoffnung, ihn wiederzusehen, verwandelten sich in Wut. Dadurch stürzte er sich wieder vermehrt in Schlägereien. Er hoffte, wenn er sich nur oft genug in Gefahr brachte, würde er schon wieder auftauchen. Doch als er es eines Tages mal wieder übertrieb und sein Schutzengel kam, um ihn zu retten, sah er, dass es sich nicht um August handelte. Es war ein völlig anderer, ihm unbekannter Engel. Dieser erzählte ihm, dass sein bisheriger Schutzengel nicht mehr für ihn zuständig wäre und sich um wichtigere Dinge kümmern würde. Daraufhin fühlte sich Crispin von dem Engel im Stich gelassen, da er dachte, er hätte die Zuständigkeit abgegeben, um ihm aus dem Weg zu gehen, und begann daher alle Engel zu hassen.
"JEDER MENSCH IST EIN ABGRUND, ES SCHWINDELT EINEM, WENN MAN HINAB SIEHT..."
Kurz nachdem er erfahren hatte, dass August nicht mehr sein Schutzengel war und ihm diese Tatsache den Boden unter den Füßen weg riss, begegnete er einem fremden Mann. In seiner Verzweiflung und blinden Wut legte er sich mit ihm an und wachte wenig später mit einem Blackout bei diesem Zuhause wieder auf. Der Mann stellte sich ihm als Rixon vor und offenbarte ihm, dass er ein Dämon sei. Da Cris inzwischen wusste, dass es einiges mehr zwischen Himmel und Erde gab, als er sein ganzes Leben lang dachte, glaubte er ihm. Der Dämon erzählte ihm, dass er ihn schon einige Zeit im Auge hatte und auch, dass er über sein Verhältnis zu August Bescheid wusste. Er machte ihm klar, dass dieser nur mit ihm gespielt hatte und ihn eigentlich hasste, dafür, dass er so viel Arbeit mit ihm hatte. Durch seine Wut auf den Engel und da er ohnehin glaubte, dass August ihn als Schützling abgegeben hatte, trafen diese Worte auf den richtigen Nährboden für seinen Hass. Der Fremde bot ihm an, ihm zu helfen, sich an August zu rächen, indem er selbst zu einem Dämon wurde. Crispin war blind vor Wut und Verzweiflung und daher für alles bereit, um es dem Engel heimzuzahlen, ihn so verletzt zu haben. Ihm kam nicht einmal in den Sinn, Rixon zu fragen, was er von dem Ganzen hatte. Er befolgte seinen Ratschlag - wenn auch äußerst widerwillig - und brachte jemanden ums Leben, um danach selbst von dem Dämon getötet zu werden. An die Zeit in der Hölle konnte er sich nicht mehr erinnern. Das nächste, was er wusste, war, dass er als Dämon wieder auftauchte. Auf der Suche nach einem Körper entschied er sich, den seines Bruders zu nehmen, da ihm dieser nicht nur zum Verwechseln ähnlich sah, sondern er somit auch Zugriff auf das Geld seiner Eltern hatte, was ihm seiner Meinung nach schlicht und ergreifend zustand, und machte mit diesem seitdem die Stadt unsicher.
"I HATE YOU AND THEN I LOVE YOU... IT'S LIKE I WANT TO THROW YOU OFF A CLIFF, THEN RUSH TO THE BOTTOM TO CATCH YOU."
Einige Monate nach dem Verschwinden von August, traf er diesen wieder. Er merkte, dass dieser geschockt war, doch das war ihm egal. Immerhin hatte er ihn im Stich gelassen und wäre er nicht gegangen, wäre es nie so weit gekommen. Seiner Ansicht nach war es somit die Schuld des Engels, da dieser wusste, dass er ein Draufgänger war. Allerdings wollte er ihn nach diesem Tag auch nie wieder sehen. Und wenn doch, würde er ihm das Leben zur Hölle machen. Zumindest war dies sein Plan, denn als sie sich das nächste Mal sahen, fiel es ihm schwer, diesen in die Tat umzusetzen, da er trotz allem noch immer etwas für August empfand, das nichts mit Hass und Enttäuschung zu tun hatte. Ab diesem Tag begegneten sie sich immer wieder, als hätte eine höhere Macht ihre Finger im Spiel und wollte ihn quälen. Mit jedem Aufeinandertreffen wurde ihm mehr bewusst, wie sehr er den Engel noch immer liebte und es schmerzte immer wieder aufs Neue, wenn er vor Augen geführt bekam, dass seine Hoffnung darauf, dass dies alles vielleicht nur ein böser Traum war und sie doch noch eine Chance hatten, nichts weiter als eine Wunschvorstellung war. Der Graben, der zwischen ihnen existierte und durch ihre verfeindeten Wesen noch um einiges größer war, wäre alleine wohl schon Grund genug für die Annahme, dass es nie wieder so zwischen ihnen sein würde, wie zu dem Zeitpunkt, als er noch ein Mensch war. Doch neben diesem Problem gab es auch das, dass er nicht wusste, was richtig und was falsch war, was ihn regelrecht auffraß.
"THE REASON IT HURTS SO MUCH TO SEPARATE IS BECAUSE OUR SOULS ARE CONNECTED."
Cris hatte schon beinahe alle Hoffnung aufgegeben, jemals die Wahrheit zu allem, was ihn bezüglich Augusts plötzlichem Verschwinden beschäftigte, zu erfahren, bis er das Telefonat eines Engels mitbekam, der zu Augusts Freunden zählte. Das Gespräch machte ihn misstrauisch und er bekam das Gefühl, dass sein ehemaliger Schutzengel eventuell hintergangen wurde. Dieser glaubte ihm natürlich nicht - wer würde das auch direkt tun, wenn es um jemanden ging, dem man vertraute? Nach einigen Schwierigkeiten und einer durchgemachten Nacht bei dem Engel bekam Cris jedoch heraus, dass er recht hatte. Der andere Engel hatte August verraten und war gemeinsam mit Rixon der Grund für all ihr Leid über so viele Monate. Zudem musste er sich eingestehen, dass er ebenfalls schuld daran war, wie es gelaufen war. Schließlich hatte er dem Dämon einfach geglaubt, anstatt seine Beweggründe zu hinterfragen und August zu vertrauen. Doch er hatte Glück - mehr als er seiner Meinung nach verdient hatte - denn der Engel blieb bei ihm, tröstete ihn, als er unter der Wahrheit zusammenbrach und versprach ihm, bei ihm zu bleiben. Und trotz der vielen Probleme, die noch auf sie warteten, war er in diesem Augenblick glücklicher, als jemals zuvor.
"YOU'RE MY FAVORITE PLACE TO GO TO WHEN MY MIND SEARCHES FOR PEACE."